Einleitung und Kontext der Predigtserie
Gott wird Mensch
Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 181: Das erfüllte Gesetz, Teil I
Der Text, der uns in den nächsten Episoden beschäftigen wird, hat es definitiv in sich. Es geht um die Frage, wie Jesus zu den Geboten des Alten Bundes steht. Diese Frage ist deshalb so interessant, weil sich der Herr Jesus als Lehrer für die damalige Zeit ganz ungewöhnlich verhielt.
Dazu muss man verstehen, dass Predigten in der Synagoge dadurch Gewicht bekamen, dass sich der Prediger auf andere ältere Rabbis bezog. Wer seine Aussagen mit Zitaten von respektierten Thora-Lehrern untermauern konnte, durfte davon ausgehen, dass ihm geglaubt wurde. Und dann kommt dieser Rabbi Jesus, der einfach auslegt, was das Wort Gottes sagt und es in Gottes Sinn anwendet – und mal eben niemanden zitiert. Das macht klar, wofür er sich hält, nämlich in puncto Auslegung für die abschließende Autorität.
Seine Zuhörer sind natürlich erstaunt (Matthäus 7,28-29):
"Und es geschah, als Jesus diese Worte vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten."
Da steht einer mit Vollmacht – und wehe, man fordert ihn heraus, denn dann unterstreicht er seinen Anspruch. Schon bei der Heilung eines Gelähmten oder einer Dämonenaustreibung wird das klar.
Es ist offensichtlich, dass die Zuhörer sich die Frage stellen: Wie steht dieser Jesus aus Nazaret eigentlich zum Alten Testament?
Genau das beantwortet uns Matthäus 5,17:
"Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen."
Ich würde ja gern sagen, dass diese Aussage ganz einfach ist – ist sie aber nicht. Die Schwierigkeit liegt darin, dass Jesus hier sagt, er sei nicht gekommen, um das Gesetz aufzulösen. Aber seien wir ehrlich: Jesus kam, Jesus ging, und mit ihm ging das Herzstück des Gesetzes – nämlich das Priestertum – mit seinen Regeln rund um Opfer, Tempel, kultische Reinheit und die Speisegebote gleich mit.
Und es wird noch schlimmer: Es wird ein neuer Hoher Priester eingesetzt, der kein Levit ist, sondern aus dem Stamm Juda kommt. Ein Priester, wie es im Hebräerbrief heißt, nach der Ordnung Melchisedeks und nicht nach der Ordnung Aarons.
Dort lesen wir in Hebräer 7,12:
"Denn wenn das Priestertum geändert wird, so findet notwendig auch eine Änderung des Gesetzes statt."
Priestertum geändert? Das klingt ganz anders als das, was Jesus gesagt hat. Wie kann es sein, dass Jesus seine Mission mit den Worten beschreibt: "Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen", und am Ende doch ganz viel vom mosaischen Gesetz fehlt?
Wie passt das zusammen?
Die Antwort steckt im Wort "erfüllen". Matthäus 5,17 noch einmal:
"Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen."
Erfüllen im Sinn von voll machen. Dahinter steckt die Idee, dass das Alte Testament auf eine Erfüllung wartet. Man kann sich das Alte Testament auch wie eine gigantische Prophetie auf Jesus hin vorstellen. Das ist vielleicht ein etwas ungewöhnlicher Gedanke, aber er passt gut zu dem, was Jesus hier sagt.
Im Raum steht der Vorwurf: "Du löst das Gesetz auf." Und Jesus kontert: "Nein, tue ich nicht. Das war nie meine Intention. Ganz im Gegenteil: Ich will nicht weniger Gesetz und Propheten, ich will mehr. Ich will, dass die Motive des Alten Testaments ihre Vollendung finden."
Frage: Wie erfüllt der Herr Jesus das Gesetz und die Propheten?
Um diese Frage sauber zu beantworten, müssen wir zuerst eine Sache verstehen: Das mosaische Gesetz enthält ganz unterschiedliche Arten von Geboten. Ich unterscheide der Einfachheit halber zwei Typen.
Zum einen gibt es Gebote, die moralischer Natur sind. Diese Gebote gelten eigentlich immer, weil sie dem Charakter Gottes entspringen. Im mosaischen Gesetz werden sie auf vielfältige Weise konkretisiert. Das reicht von weisen Ratschlägen wie in 5. Mose 22,8:
"Wenn du ein neues Haus baust, dann sollst du ein Geländer um dein Dach machen,"
bis hin zu klaren Verboten wie in 3. Mose 19,31:
"Ihr sollt euch nicht zu den Totengeistern und zu den Wahrsagern wenden, ihr sollt sie nicht aufsuchen, euch an ihnen unrein zu machen."
Das sind moralische Gebote. Es geht um Gut und Böse: Eine Absturzsicherung ist gut, Okkultismus ist böse – eben moralische Gebote.
Zum anderen gibt es Gebote, die nicht moralischer Art sind, sondern im weitesten Sinn damit zu tun haben, wie Menschen ihrem Gott begegnen konnten. Dabei geht es um Opfer, um die Priester, um kultische Reinheit, um Speisegebote und so weiter.
Ich möchte diese beiden Typen von Gesetzen unterscheiden und die Frage beantworten, wie der Herr Jesus diese unterschiedlichen Gesetze erfüllt. Wie finden diese Gesetze in seinem Dienst ihre Vollendung?
Fangen wir mit den moralischen Geboten an. Durch den Herrn Jesus lernen wir, dass diese Gebote sich alle durch das Liebesgebot zusammenfassen lassen. Paulus schreibt später in Römer 13,9:
"Denn dass du nicht ehebrechen sollst, nicht töten, nicht stehlen, nicht begehren und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist in diesem Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."
Indem der Herr Jesus dieses eher unbekannte Gebot aus 3. Mose 19,18 ins Zentrum stellt und uns in puncto Liebe sein Vorbild gibt, bringt er alle moralischen Gebote zur Vollendung. Er hebt keines von ihnen auf, sondern erklärt sie zu Ausdrucksformen des Liebesgebotes.
Damit niemand ihn falsch versteht, was er mit Liebe meint, macht er uns Liebe vor und stirbt für uns am Kreuz. Die moralischen Gebote werden durch das Liebesgebot erfüllt und bekommen durch das Vorbild des Herrn Jesus eine ganz besondere Wucht.
Und wie erfüllt der Herr Jesus die anderen Gebote, die sich um den Gottesdienst drehen – also das Sabbatgebot, die Speisegebote, die Opfer und Feste?
Die Antwort lautet: Durch sein Erscheinen.
Diese Gebote weisen auf den Messias hin. Sie sind, sagt Paulus, der Schatten, den sein Körper wirft (Kolosser 2,16-17):
"So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats, die ein Schatten der künftigen Dinge sind, der Körper selbst aber ist des Christus."
Die kultischen Gebote weisen als Schatten auf den Christus hin. Sie sind in dem Moment erfüllt, also vollendet, in dem der Körper, der Christus, seinen Dienst aufnimmt und sich zu erkennen gibt.
Moralische Gebote und kultische Gebote – beide werden durch den Dienst des Herrn Jesus nicht aufgelöst, sondern erfüllt.
Was könnte man jetzt tun? Man könnte noch ein wenig darüber nachdenken, wie das Liebesgebot alle anderen moralischen Gebote einschließt und sogar verschärft.
Das war's für heute.
Einmal im Monat veröffentliche ich drei Gebetsanliegen in der App und als E-Mail. Ich freue mich über Dein Gebet.
Der Herr segne Dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Die Herausforderung der Aussage Jesu zum Gesetz
Ich würde gern sagen, dass diese Aussage ganz einfach ist, aber das ist sie nicht. Die Schwierigkeit liegt darin, dass Jesus hier davon spricht, dass er nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzulösen.
Seien wir jedoch ehrlich: Jesus kam, Jesus ging, und mit ihm verschwand das Herzstück des Gesetzes, nämlich das Priestertum. Mit ihm verschwanden auch die Regeln rund um Opfer, Tempel, kultische Reinheit und die Speisegebote.
Und es wird noch komplizierter. Es wird ein neuer Hoherpriester eingesetzt, der kein Levit ist, sondern aus dem Stamm Juda stammt. Ein Priester, wie es im Hebräerbrief heißt, nach der Ordnung Melchisedeks und nicht nach der Ordnung Aarons.
Dann lesen wir im Hebräerbrief Kapitel 7, Vers 12: „Denn wenn das Priestertum geändert wird, so findet notwendig auch eine Änderung des Gesetzes statt.“
Die Spannung zwischen Jesu Worten und der Wirklichkeit
Hä, wurde das Priestertum geändert? Das klingt überhaupt nicht nach dem, was Jesus gesagt hat. Wie kann es sein, dass Jesus seine Mission mit den Worten beschreibt: „Ich bin nicht gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen“, und am Ende fehlen doch viele Teile des mosaischen Gesetzes? Wie passt das zusammen?
Die Antwort steckt im Wort „erfüllen“. Matthäus 5,17 sagt noch einmal deutlich: „Ich bin nicht gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ Erfüllen bedeutet hier „voll machen“.
Dahinter steckt die Idee, dass das Alte Testament auf eine Erfüllung wartet. Man kann sich das Alte Testament auch wie eine gigantische Prophetie auf Jesus hin vorstellen. Das ist vielleicht ein etwas ungewöhnlicher Gedanke, aber er passt sehr gut zu dem, was Jesus hier formuliert.
Jesu Absicht: Mehr statt weniger Gesetz
Im Raum steht der Vorwurf, du löst das Gesetz auf. Jesus entgegnet darauf: Nein, das tue ich nicht. Das war nie meine Absicht. Ganz im Gegenteil, ich will nicht weniger Gesetz und Propheten, sondern mehr. Ich möchte, dass die Motive des Alten Testaments ihre Vollendung finden.
Die Frage lautet: Wie erfüllt der Herr Jesus das Gesetz und die Propheten? Um diese Frage klar zu beantworten, müssen wir zuerst eine Sache verstehen. Das mosaische Gesetz enthält verschiedene Arten von Geboten.
Zwei Typen von Geboten im mosaischen Gesetz
Ich unterscheide der Einfachheit halber zwei Typen von Geboten. Zum einen gibt es Gebote, die moralischer Natur sind. Diese Gebote gelten eigentlich immer, da sie dem Charakter Gottes entspringen. Im mosaischen Gesetz werden sie jedoch auf vielfältige Weise konkretisiert.
Das reicht von weisen Ratschlägen, wie zum Beispiel 5. Mose 22,8: „Wenn du ein neues Haus baust, dann sollst du ein Geländer um dein Dach machen“, bis hin zu ganz klaren Verboten, wie in 3. Mose 19,31: „Ihr sollt euch nicht zu den Totengeistern und zu den Wahrsagern wenden, ihr sollt sie nicht aufsuchen, euch an ihnen unrein zu machen.“
Diese Gebote sind moralischer Natur; es geht um Gut und Böse. Eine Absturzsicherung ist gut, Okkultismus ist ganz böse. Das sind Beispiele für moralische Gebote.
Dann gibt es Gebote, die nicht moralischer Art sind, sondern im weitesten Sinn damit zu tun haben, wie Menschen ihrem Gott begegnen konnten. Dabei geht es um Opfer, um die Priester, um kultische Reinheit, um Speisegebote und Ähnliches.
Ich möchte diese beiden Typen von Gesetzen unterscheiden und die Frage beantworten, wie der Herr Jesus diese unterschiedlichen Gesetze erfüllt hat. Wie finden diese Gesetze in seinem Dienst ihre Vollendung?
Erfüllung der moralischen Gebote durch das Liebesgebot
Fangen wir mit den moralischen Geboten an. Durch den Herrn Jesus lernen wir, dass sich alle diese Gebote durch das Liebesgebot zusammenfassen lassen.
Paulus schreibt später in Römer 13,9: „Denn du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren. Wenn es ein anderes Gebot gibt, so ist es in diesem Wort zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Indem der Herr Jesus dieses eher unbekannte Gebot aus 3. Mose 19,18 ins Zentrum stellt und uns in puncto Liebe sein Vorbild gibt, bringt er alle moralischen Gebote zur Vollendung. Er hebt keines von ihnen auf, sondern erklärt sie zu Ausdrucksformen des Liebesgebotes.
Damit niemand ihn falsch versteht, was er mit Liebe meint, macht er uns Liebe vor und stirbt für uns am Kreuz.
Die moralischen Gebote werden durch das Liebesgebot erfüllt und erhalten durch das Vorbild des Herrn Jesus eine ganz besondere Wucht.
Erfüllung der kultischen Gebote durch das Erscheinen Christi
Und wie erfüllt der Herr Jesus die anderen Gebote, die sich irgendwie um den Gottesdienst drehen, also das Sabbatgebot, die Speisegebote oder die Opfer und Feste?
Antwort: Durch sein Erscheinen. Diese Gebote weisen auf den Messias hin. Sie sind, sagt Paulus, der Schatten, den sein Körper wirft.
In Kolosser 2,16-17 heißt es: „So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats, die ein Schatten der künftigen Dinge sind, der Körper selbst aber ist des Christus.“
Die kultischen Gebote weisen als Schatten auf den Christus hin. Sie sind in dem Moment erfüllt, also vollendet, in dem der Körper, der Christus, seinen Predigtdienst aufnimmt und sich zu erkennen gibt.
Moralische Gebote und kultische Gebote – beide werden durch den Dienst des Herrn Jesus nicht aufgelöst, sondern erfüllt.
Abschlussgedanken und Einladung zum Nachdenken
Was könntest du jetzt tun? Du könntest noch ein wenig darüber nachdenken, wie das Liebesgebot alle anderen moralischen Gebote einschließt und sogar verschärft.
Das war's für heute.
Einmal im Monat veröffentliche ich drei Gebetsanliegen in der App und als E-Mail. Ich freue mich über dein Gebet.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
