Nach einigen Tagen ging Jesus wieder nach Kapernaum, und es wurde bekannt, dass er im Haus war. Viele Menschen versammelten sich dort, sodass kein Platz mehr war, auch nicht draußen vor der Tür. Jesus sprach zu ihnen das Wort.
Einige brachten einen Gelähmten, der von vier Personen getragen wurde. Da sie ihn wegen der Menschenmenge nicht zu Jesus bringen konnten, deckten sie das Dach über dem Raum, in dem Jesus war, ab. Dann machten sie ein Loch und ließen das Bett herab, auf dem der Gelähmte lag.
Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“
Einige Schriftgelehrte saßen dort und dachten bei sich: „Wie kann der so reden? Nur Gott allein kann Sünden vergeben.“
Jesus erkannte sofort in seinem Geist, was sie dachten, und fragte sie: „Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter: dem Gelähmten zu sagen, deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen, steh auf, nimm dein Bett und geh umher?“
Damit sie aber wissen sollten, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden, sagte er zu dem Gelähmten: „Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!“
Der Gelähmte stand auf, nahm sein Bett und ging sofort hinaus vor alle Augen. Alle waren erstaunt, lobten Gott und sagten: „So etwas haben wir noch nie gesehen!“
Die anhaltende Faszination von Krankheit und Heilung
Das Thema Krankheit und Heilung bewegt heute viele Menschen sehr. Ich erinnere mich aber auch daran, dass es uns schon im Gymnasium sehr beschäftigt hat. Damals fanden auf dem Killesberg in der berüchtigten Halle sechs große Heilungsversammlungen statt. Namen wie Johnny Hicks, Osborn und Zeiss fielen in diesem Zusammenhang. Diese Versammlungen waren damals die Grundlage für die Volksmission.
Man kann das Thema Krankheit und Heilung über die Jahrzehnte hinweg verfolgen. Es ist ein uraltes Thema, weil Krankheit viele Fragen aufwirft. Auch bei Ihnen war das so, und viele von Ihnen haben sicherlich schon einmal an einer Heilungsversammlung teilgenommen. Ich habe immer gesagt: Geht dann bitte miteinander hin und sprecht auch mit Leuten, die ein wenig kritisch fragen, ob das wirklich so biblisch ist.
Ich weiß von unseren Jugendmitarbeitern, dass einer von ihnen bedrückt war, weil vor ihm seine Frau mit einem mongoloiden Kind saß, das die ganze Zeit weinte. Die Not, die dahintersteht, ist, nicht genügend Glauben zu haben, dass das Kind gesund wird. Heute gibt es viele Gruppen, die ganz offen sagen: Wer glaubt, wird gesund; wer nicht alle seine Sünden richtig überwunden hat, bleibt krank.
Das ist eine große Not für Menschen, die dann verzweifelt suchen und sich fragen, was in ihrem Leben kaputt ist. Ich weiß, wie viele gläubige junge Leute darunter leiden, wenn plötzlich Freunde sagen: „Bist du okkult belastet, weil du noch nicht gesund bist?“ Man hat doch für dich gebetet, und dann müsste es doch funktionieren.
Es gibt auch Lehren, die ich damals, als ich mit Freunden auf den Killesberg zu diesen Heilungsversammlungen ging, als erschütternd empfand. Tommy Hicks, einer der großen Heilungsevangelisten, sagte zum Beispiel: „Wenn du heute Abend heimkommst und dein alter Schmerz wiederkommt, dann hau einfach drauf und sag: Schmerz, geh weg, du bist doch gar nicht mehr da.“
Man darf dabei nicht vergessen, dass er wahrscheinlich bestimmte Krankheiten nicht kannte, bei denen man einfach „draufhauen“ kann. Das ist auch nicht die eigentliche Frage. Manches wirkt nüchtern betrachtet sehr befremdlich oder sogar verletzend. Doch in der Atmosphäre dieser Versammlungen wird oft nicht nachgefragt.
Deshalb interessiert uns heute Abend besonders, wo Jesus so viel von Heilungen sprach. Im Neuen Testament finden sich etwa dreißig Heilungsgeschichten.
Die Bedeutung des Wortes und der Glaube der Freunde
Es sind aber auch nur dreißig bei Jesus. Vielleicht hat Jesus noch mehr geheilt; das wird manchmal nur summarisch erwähnt. Aber es ist doch eine begrenzte Zahl und hat sicher nicht alle damals umfasst. Das ist meine erste Erkenntnis.
Was können wir von der Bibel her sagen? Zuerst einmal: Die Menschen drängen sich nicht um das Wunder. Da steht in den ersten Versen: In Kapernaum gibt es einen Riesenauflauf. Warum drängen sich die Leute? Weil Jesus Wunder tut? Nein, sie drängen sich um das Wort. Sie versammelten sich so zahlreich, dass sie keinen Raum hatten. Sie wollten Jesus hören.
Wir haben am Sonntag bei Deborah gesagt: Nichts ist heute so attraktiv wie das Wort Gottes, wenn es aktuell und auf unsere Situation hin bezeugt wird. Das wissen Sie auch. Wenn jemand bei Ihnen im Hauskreis etwas mit dem Wort Gottes erlebt, dann ist das immer das Interessanteste. Wenn wir nichts mit dem Wort Gottes erleben und trotzdem darüber reden, dann wird es langweilig.
Aber das Wort Gottes ist ja scharf, dringt durch und ist lebendig. Jesus hat geredet, und das hat die Menschen angezogen. Es fällt jetzt auf, wie oft wir schon im ersten Kapitel vom Reden Jesu, vom Predigen Jesu hören. Also das ist das Wichtigste, was Jesus tut: Er predigt.
Was predigt Jesus? Er legt die Gebote aus – denken Sie an die Bergpredigt. Er spricht von den Sorgen, er spricht über den Betrug des Reichtums, er erzählt Gleichnisse vom Reich Gottes, er spricht von der Erlösung. Wir haben ja auch im Markus-Evangelium diese Worte festgehalten: Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Erlösung für viele.
Die Menschen haben aufgehorcht: Was für eine Erlösung meint denn Jesus da, und was geschieht da? All diese Fragen wurden angesprochen. Sie hörten hin, und darum drängten sich die Menschen in großer Zahl, um das Wort, das Evangelium, das befreiende Wort zu hören.
Da waren ein paar Zuhörer dabei. Jetzt gehen wir weiter und verfolgen das der Reihe nach, was passiert. Diese hörten das Wort Jesu. Sie waren getroffen, wie Jesus vom Anbrechen der Gottesherrschaft redet, und sagten plötzlich: Das müsste unser Freund hören. Das Pro-Christ-Motiv. Ich will, dass andere das auch mal so hören, wie ich es gehört habe. Ich will sie einladen.
Der Freund hatte das Problem, dass er gelähmt war. Früher sagte man dafür Gichtbrüchig, jedenfalls eine sehr schmerzhafte Erkrankung. Wahrscheinlich kann man davon ausgehen, dass dieser Freund absolut nicht mitwollte. Die fragten gar nicht lange. Sie schleppen ihn einfach ab.
Das kommt ja oft vor bei Menschen, deren Herz voll ist, dass sie das einem anderen zeigen wollen und ihn mitnehmen. Denn das, was in ihrem Leben so einen großen Widerhall gab, muss der andere jetzt auch hören. Es ist schön, wenn das bei Ihnen auch so ist, dass Sie nicht bloß Konsument sind. So wie bei einer Mastgans, die immer in sich hineinfrisst und dann immer mehr Fett ansetzt, soll es nicht sein. Man soll sagen: Ich will das verarbeiten, ich will es weitertragen zu anderen.
Dass überhaupt die vier Männer dieses Interesse hatten: Unser Freund muss das hören, was Jesus verkündet. Ich denke, dass sie noch gar nicht viel mehr im Sinn hatten. Sie standen oft nur hilflos vor der Not dieser Krankheit und vor den Schmerzen. Und als sie Jesus so reden hörten, dachten sie: Da muss doch Gott irgendwo einen Lichtschein in die Dunkelheit dieser Not hineinfallen lassen.
Die Realität von Krankheit und menschliche Hilflosigkeit
Wenn wir mit Kranken zu tun haben – und das wird heute Abend unser Thema sein – fühlen wir uns oft sehr hilflos.
Wir können uns lange an die Medizin klammern und sagen: Wir wechseln den Arzt. Dann kommt der nächste Arzt und sagt: „Ich habe ganz tolle Naturmittel entdeckt.“ Der dritte meint: „Ich kenne einen Heilpraktiker, der bringt das alles wieder in Ordnung.“
Doch wenn Sie alle Möglichkeiten durchgemacht und Ihr Geld aufgebraucht haben, werden Sie merken, dass die Krankheit nicht einfach zu besiegen ist. Die Not bleibt – damals wie heute – die Realität, dass Krankheit Teil unseres Lebens ist.
Nun müssen wir einfach wissen: Was ist Krankheit? Krankheit gehört zu unserem Leben. Ich erinnere mich, wenn Kinder bei den Enkeln aufwachen und sagen, wie schlimm die Migräne war und dass sie erbrochen haben. Es gibt diese Not bei kleinen Kindern, Kinder, die behindert geboren werden, oder solche, die schon in der Schulzeit längere Zeit im Krankenhaus verbringen. Sie machen ihre ersten Erfahrungen mit Krankheit.
Was war bei Ihnen die Entdeckung, als die Krankheit kam? Zuerst wird man ungeduldig und sagt: „Jetzt muss das ganz schnell weg!“ Man schlägt sich damit herum, und dann merkt man plötzlich, dass man die Krankheit nicht einfach loswird. Plötzlich erkennt man: Ich muss mit meiner Krankheit leben.
Krankheit ist also nicht nur die Störung meiner normalen Abläufe. Sie ist auch das Hereinbrechen der Vergänglichkeit meines Lebens. Krankheit ist die Ankündigung, dass ich sterblich bin – Staub und Asche, der Todesschatten, der über meinem Leben liegt.
Wie war es bei Ihnen, als Sie schwer krank waren? Haben Sie nicht zum ersten Mal ganz bewusst überlegt: „Wie ist es, wenn das nicht mehr gut wird?“ Das macht die Krankheit so dramatisch.
Oft sagt man: „Das ist ja nur eine Fußverletzung oder so.“ Das ist meist nicht lebensbedrohlich. Aber man weiß, es ist eine Sache, die die Ärzte ratlos macht. Die Erschütterung spürt man, wenn man die Krankheit im Freundeskreis erlebt oder bei lieben Menschen, die plötzlich ganz überraschend sterben.
Was ist Krankheit? Sie erinnert uns an die gefallene Schöpfung, an den Sündenfall. Der Mensch lebt nicht mehr im Paradies. Die Schönheit dieser Schöpfung hat einen Riss bekommen. Das fängt schon bei der Geburt des Menschen an, die mit Schmerzen verbunden ist, und geht weiter über die Krankheiten, die in dieser Welt wüten.
Krankheit gehört also ganz natürlich zu unserer Welt. Im Alten Testament finden sich schöne Geschichten von Wundern, die Gott getan hat. Zum Beispiel die Geschichte von König Hiskia, als die Sonnenuhr zurückging und er durch das Auflegen eines Feigenklasters noch einige Jahre geschenkt bekam.
Diese Wundergeschichten sind sehr eindrucksvoll. Um Heilung darf man beten, und Gott schenkt Heilung. Doch solche Fälle bleiben Einzelfälle. Sie haben doch auch schon Heilungswunder erlebt, oder nicht?
Im Leben jedes Christen bin ich überzeugt: Wenn Sie ernsthaft beten, erleben Sie Heilungswunder – große Dinge, die bewegen und für die man Gott dankt, weil er eingegriffen hat.
Aber das Schlimme bleibt: Je älter mein Leben wird, desto mehr weiß ich, dass sich die Dinge nicht grundlegend ändern.
Es ist heilsam, sich einmal vorzustellen, wie es in einer Pflegestation eines Altenheims aussieht. Ich sage immer wieder: Wenn die Heilungsevangelisten behaupten, alle müssten gesund werden, dann sollen sie doch mal in Pflegeheimen anfangen und von Haus zu Haus gehen.
Nein, wir wissen: Im Alter verfällt immer mehr der äußere Mensch. Das ist eine natürliche Entwicklung unseres Lebens. Und es ist ein Wissen, dass der Tod immer weiter durchdringt.
Diese Todeslinie hat Jesus noch nicht aufgehoben. Ich freue mich auf den Tag, an dem Jesus den Tod endgültig aufheben wird.
Das ist unsere große Frage: Wird das immer wieder von Christen klar erkannt?
Für uns alle bleibt das Problem: Wir müssen noch durchs Sterben hindurch.
Manche hätten sich gewünscht, plötzlich und unerwartet auf der Autobahn oder anderswo entrückt zu werden. Doch wir müssen bis zur Wiederkunft Jesu viel erleben.
Diejenigen, die bei seiner Wiederkunft leben, müssen nicht mehr sterben. Aber alle anderen müssen noch durch das Todestor hindurch.
Das ist etwas, das niemand vermeiden kann – auch nicht, wenn er viele Heilungswunder erlebt hat.
Die Ambivalenz von Wundern und die Warnung vor falschen Heilungen
Wir wollen uns auch daran erinnern, dass im Alten Testament erzählt wird, dass auch die Zauberer Wunder tun – genau wie die Gottesboten. Die Wunder sind also nicht eindeutig, ob sie von dunklen Mächten oder vom Herrn des Lebens kommen. Die Zauberer Pharaos sind ein Beispiel dafür, und es gibt viele weitere Stellen, an denen man das immer wieder sieht.
Es gibt dunkle Mächte, die Wunder wirken, und zwar genau die gleichen Wunder. Ob diese Wunder jedoch von Gott sind, ist damit noch lange nicht gesagt. Man sollte sich daher nicht wundern, wenn etwa in der Esoterik heute Heilungswunder angeboten werden.
Das macht mich übrigens auch sehr skeptisch. Wenn ich im Fernsehen sehe, dass die Praktiken von Heilern in esoterischen Kreisen oft denen ähneln, die in christlichen Gruppen Wunder vollbringen, muss man genau hinschauen, ob sich das wirklich unterscheidet.
Natürlich gibt es auch bei esoterischen Gruppen Heilungswunder. Diese kommen jedoch nicht von Jesus, sondern von dunklen Mächten. Ich bitte darum, solche Angebote nicht anzunehmen. Ich habe mit Gemeindegliedern schon schwere Gespräche geführt – kurz vor ihrem Tod –, die sogar bis auf die Philippinen reisen wollten, um sich von Heilern behandeln zu lassen. Diese Gottesdienstbesucher von uns habe ich inständig gebeten, das nicht zu tun, weil es dunkle Mächte sind.
Man hat ihnen jedoch gesagt, dass es in Deutschland sogar Kontaktstellen gibt, die solche Heilungen vermitteln. Dort muss man zwar viel Geld zahlen, doch sie erzählen von großartigen Erfolgsstorys, in denen behauptet wird, jeden Krebs besiegen zu können. Das ist eine große Versuchung, besonders für Menschen, die von einer unheilbaren Krankheit betroffen sind.
Nur damit ich es hier einmal ausspreche: Sie sollen nicht überrascht sein. In der Offenbarung steht, dass der Antichrist am Ende der Zeit das allergrößte Wunder vollbringen wird, das die ganze Welt faszinieren wird. Deshalb müssen wir bei Wundern sehr vorsichtig sein.
Jesus hat ja gewarnt, dass der Antichrist durch Zeichen und Wunder verführen wird. Besonders schlimm ist es, wenn vom „Christenbösen“ noch vom Wunder geredet wird.
Das Wichtigste ist das Wort. Im zweiten Beispiel gab es Menschen, die einen Kranken zu Jesus bringen wollten. Ihr erstes Motiv war, den Kranken zu Jesus zu führen – es ging ihnen nicht in erster Linie um die Heilung. Der kranke Freund sollte Jesus begegnen.
Natürlich kann Jesus auch das heilende Wort sprechen. Aber für uns ist das Wichtigste, wenn wir mit Kranken zu tun haben, wie wir ihnen vermitteln können, dass sie eine Begegnung mit Jesus haben. Wir wissen ja gar nicht, was Jesus mit ihnen vorhat.
Das Interessante ist, dass diese Männer Glauben hatten, ein Vertrauen auf Jesus. Sie wussten, dass dieser Glaube auch Auswirkungen auf ihren Freund hat, der sich in einer großen Lebenskrise befindet. Und das finde ich für uns heute Abend so wichtig.
Der Glaube als treibende Kraft und seine sichtbaren Auswirkungen
Wir wollen nicht zurückweichen, wenn wir wissen, dass im Nachbarhaus Trauer eingekehrt ist oder schwere Nöte herrschen. Dann müssen wir hingehen, denn wir wissen aus unserer Glaubenserfahrung mit Jesus sehr viel.
Das, was diese Männer tun, ist einfach: Sie halten keine langen Vorträge, sondern sie wollen den Mann mitschleppen und ihn vor Jesus hinlegen. Interessant ist dabei, wie echter Glaube durch alle Widerstände hindurchbricht. Es kommt vor, dass man beim Glauben nicht gleich Gehör findet. Zuerst müssen sie den Gelähmten überzeugen, dann kommen sie in das Haus, doch dort ist kein Durchgang, und es stehen viele Leute im Weg.
Deshalb müssen sie den Mann auf das Dach bringen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie man das auf einer Leiter schafft. Dann decken sie das Dach auf, und es ist alles nötig, was sie tun müssen. Doch der Glaube bricht durch alle Widerstände hindurch. Das ist ein wichtiges Thema der Geschichte, noch bevor das Wunder geschieht.
Übrigens, das Wunder kommt ganz am Ende. Davor gibt es viel anderes, das wir beobachten wollen. Es geht darum, Menschen zu Jesus zu führen. Das soll uns bewegen. Wenn wir Christen einladen, ist es nicht wichtig, ob die Versammlung voll oder leer ist, sondern ob Menschen Jesus begegnen.
Wenn wir heute Abend zusammen sind, wenn wir vor einem Gebetskreis zusammenkommen, soll es darum gehen, dass die Menschen heute Jesus sehen. Alles andere kann zurücktreten. Es soll darum gehen, dass Menschen Jesus begegnen, mit ihrer Not zu ihm kommen und verstehen, was Jesus ihnen sagen will.
Der Glaube macht erfinderisch und tätig. Glaube ist nichts, bei dem man sich einfach hinsetzt. Vorhin hat der Pastor ganz richtig gesagt, dass Glaube etwas ist, das einen in Bewegung setzt. Glaube stellt sich auf die Füße, macht Schritte, tut etwas und macht mobil.
Genau das steht im Vers 5: Als Jesus ihren Glauben sah. Woran kann man Glauben sehen? Glauben ist doch unsichtbar. Doch man sieht die Auswirkung des Glaubens. Heute gibt es so viel untätigen Glauben, ja sogar toten Glauben, der sich nicht mehr bewegt. Ist Ihr Glaubensleben so, dass man es sehen kann? Dass da ein Glaube ist, der etwas vom Herrn erwartet?
Man erkennt den Glauben nicht an irgendwelchen schaustellerischen Fähigkeiten. Es ist nichts Frommes, was da kommt, sondern der Glaube, der einfach auf Jesus setzt und Großes von ihm erwartet. In den Augen der Welt war das, was diese vier Männer gemacht haben, Blödsinn: ein Dach aufzureißen und den kranken Mann darüberzuschleppen.
Das hat nur einen Sinn, wenn Jesus der Heiland der Welt ist. Dann hat es Sinn. So arbeiten wir auch, wenn wir Besuche machen, mit anderen sprechen, Menschen einladen oder Evangelisation betreiben. Der Sinn ist: Jesus ist der Herr, und Menschen sollen mit ihm in Verbindung kommen.
Das sieht Jesus, und das freut ihn. Jesus handelt aufgrund des Glaubens dieser Männer. Das ist der Schlüssel zu dieser Geschichte. Als Jesus ihren Glauben sah, war er tief beeindruckt. Wir können Abläufe verändern durch unseren Glauben, aber nicht so, dass wir durch unseren Glauben Jesus zu einer Handlung zwingen könnten.
Jesus freut sich jedoch, wenn wir einen großen Glauben haben. Im Himmel freut sich Jesus, wenn Menschen nicht aufgeben. Neulich erzählten einige auf einer Freizeit, dass jemand seit zwölf Jahren für seinen Vater betet. Genau das ist es: im Glauben dranbleiben, weil Gott Gebete hört und Jesus den Glauben sieht.
Vielleicht kann man auch sagen: Jesus sieht nur den Glauben. Er hat die Augen dafür und erkennt, was dahintersteckt. Wenn man sich in das Leben eines solchen Gelähmten hineinversetzt, wird deutlich, wie schlimm die Krankheit ist. Sie nimmt einem alles weg, was Leben ausmacht.
Stellen Sie sich vor, Sie liegen nur noch auf Ihrer Matratze, und das ist Ihr ganzer Lebenskreis. Ein guter Heimatling, nicht wahr? Nach damals mit der Rose und so. Wir haben es lange gar nicht gemerkt. Sie hilft uns immer noch ein bisschen, aber wir sind manchmal so verschlafen.
Unser Stefan Klammer hat neulich erzählt, dass er auf einem Auge nicht mehr richtig sehen kann. Junge Menschen, die plötzlich zum ersten Mal erleben, dass sie blind werden können – zum Beispiel durch Hornhautablösung. Das gibt es alles. Und bei einer Krankheit ist es immer furchtbar, abgeschnitten zu sein.
Das Einzige, was wir wollen, ist, dass Jesus in die Not der Krankheit hineinredet und sagt, was er will.
Die Priorität der Vergebung vor der Heilung
Jesus sagt als Erstes: Gesundheit ist nicht das Wichtigste. Im Grunde spricht er zuerst von der Vergebung der Sünden. Diese hat nicht die absolute Wichtigkeit für uns. Hauptsache ist nicht, dass man gesund ist, sagt Jesus. Hauptsache ist, dass man Frieden mit Gott hat.
Diese Geschichte ist in dieser Hinsicht sehr provozierend. Wir müssen uns immer wieder klar machen, dass bei uns etwas verschoben ist. Ich habe viel von meiner Frau gelernt, die mich auf den Gedanken gebracht hat, warum heute die Heilung so wichtig ist. Wir sind materiell gut versorgt, finanziell gut aufgestellt, aber das Einzige, was ungelöst bleibt, ist die Gesundheit. Deshalb ist es auch bei Christen oft so, dass sie schnell in eine Versammlung eilen, wenn es um Heilung geht. Aber man eilt vielleicht nicht so schnell, wenn es darum geht, was Jesus einem persönlich sagen will.
Man muss aufpassen. Jesus macht es am Beispiel des Gelähmten ganz deutlich. Stellen Sie sich vor, der Mann wird heruntergelassen, Jesus spricht vom Himmelreich, und da liegt er mit seinem Elend. Es war ein erbärmlicher Anblick. Waren es versteifte Gliedmaßen, gichtkranke Gliedmaßen? Was auch immer es war, man schaut den Mann an und hat Mitleid. Doch Jesus redet von etwas, das ihn doch gar nicht zu interessieren scheint. So würde vielleicht ein liberaler Bibelausleger sagen: Sündenvergebung, so ein typisch kirchliches Thema, das interessiert vielleicht Menschen aus der CVJM, aber sonst niemanden in der Welt. Statt ihm einen Verband anzulegen, Medizin zu geben oder eine Massage, will man heute Taten sehen. Aber Jesus spricht von der absoluten Wichtigkeit, ob in meinem Leben Sünde vergeben ist.
Ich möchte heute Abend nicht ausführlich über dieses Thema reden, aber Sie wissen, dass es das Thema der Bibel ist. Wir werden es am kommenden Sonntag noch einmal behandeln. Wir sind die großen Schuldner vor Gott, das ist das Problem. Wir wollen immer daran vorbeimogeln. Der Baulöwe Schneider wollte auch daran vorbeimogeln, nachdem er 300 Millionen verprasst hatte und in Miami ein neues Leben anfangen wollte. Aber das geht nicht. Die Menschen wollen immer an der Schuld vorbeigehen. Niemand will seine Schuld wissen, niemand interessiert sich dafür. Die Schuld wird verdrängt. Aber das ist es, was unser Leben am schlimmsten zerstört: die Sünde. Sünde bedeutet Gottferne, und aus der Gottferne kommen böse Taten, die unser Leben zerstören.
Darum können wir nicht mehr beten, darum macht uns das Wort Gottes nicht mehr fröhlich, darum haben wir keine Hoffnung, und deshalb drücken uns auch Krankheit und Leid so sehr nieder. Es ist also direkt anstößig, was Jesus da tut. Er tut etwas Freches. Er tut das allen Leuten zum Trotz, die sagen: Hauptsache, man ist gesund. Jesus sagt: Nein, das ist nicht die Hauptsache. Das dürfen Sie so gar nicht anderen sagen, sonst sind sie verletzt, nicht einmal Christen. Denn die Leute sagen: Aber ich bin doch so krank und das alles, und dann kommt jemand und sagt, das ist gar nicht wichtig.
Stellen Sie sich vor, wie der Krankenbesucher da ausgeht. Aber Jesus sagt, und das werden wir heute Abend im Bibelstudium entdecken, dass Jesus die Rangfolge in deinem Leben umkehrt: Hast du Frieden mit Gott? Das ist sehr interessant. Wir hatten auf der Freizeit auch die Stelle aus Jakobus 5, wo es um Kranke geht, die von den Ältesten besucht und zum Gebet zusammengerufen werden. Das ist eine Ordnung, die ich Ihnen unbedingt empfehle. Aber die Initiative muss vom Kranken ausgehen. Er muss Brüder oder einen Seelsorger rufen, jemanden, der für ihn betet. Dabei wird er seine Sünden bekennen, und es wird besser mit ihm werden.
Es wird nicht gesagt, dass er gesund wird, aber es wird ihm besser gehen. Wieder wird der Zusammenhang hergestellt, dass das Gebet am Krankenbett auch die Beichte und die Sündenvergebung einschließen soll. Helmut Mattis, der Schriftleiter der DEK, war neulich am Rande des Todes und hat ausführlich beschrieben, wie das war. Er sagte, es sei für ihn ein ganz großer Augenblick gewesen, als er eine große Beichte ablegen durfte und eine Wende in seiner Krankheit erlebte. Die Ärzte konnten eine blutende Ader im Kopf nicht operieren. Diese Ader konnte jederzeit wieder aufbrechen. Er war ständig gefährdet, und man konnte das nicht heilen. Trotzdem war schon sehr viel Blut ausgetreten.
Mich hat beeindruckt, wenn man das einfach so liest: Eine Beichte war für uns Evangelische in der Krankheit etwas ganz Herrliches. Vor einer Operation sage ich: Ich möchte einem Menschen, der absolutes Stillschweigen bewahrt, noch einmal Dinge bekennen, die ich verschweigen wollte. Gerade bei kranken Menschen drückt Schuld besonders schwer. Sie dürfen auch Beichte abnehmen, aber bitte halten Sie das Beichtgeheimnis unverbrüchlich.
Es ist ganz wichtig, dass uns diese Verantwortung gegeben ist, denn Kranke leiden besonders darunter. Ich habe immer wieder erwähnt, dass Kranke oft von dem heidnischen Gedanken befallen sind, Gott sei ihnen auf den Fersen und jage sie. Das sitzt uns im Blut, zusammen mit dem schlechten Gewissen. Dann kommt etwas ganz Herrliches, wenn man in der Belastung der Krankheit weiß: Dir sind deine Sünden vergeben.
Sie dürfen das zusprechen, und das nicht ans Abendmahl koppeln, sondern genau mit denselben Worten. Gerade beim Abendmahl habe ich eine Hofacker-Formulierung gehört, die sonst in Württemberg nicht gebräuchlich ist. Ich möchte kein Missverständnis aufkommen lassen, als ob der Pfarrer mit schwarzem Talar Sünden vergeben könnte. Deshalb sprechen wir miteinander: Das Blut Jesu Christi macht mich rein von aller Sünde. Damit ist das Missverständnis beseitigt, dass es an irgendeiner Person liegt. Es ist das Blut Jesu, das reinigt. Ein Bruder spricht es nur zu.
Aber das dürfen Sie tun. Das ist eine ganz wunderbare Sache bei Aussprache über Familiennöte und Ähnliches, wenn Menschen wieder Rücken frei bekommen und sagen: Gott ist bei dir, und ich gebe dir ein Segenswort mit, das der Herr dir zuspricht. Er will bei dir sein und dich gebrauchen. Das ist für Kranke enorm wichtig. Tun Sie diesen Dienst an den Krankenzimmern. Sie können das nicht erzwingen. Ich sage es Ihnen, damit Sie mich darum bitten können. Ich kann Sie auch nicht darauf ansprechen, aber Sie sollen es wissen.
Zum Krankenbesuch: Es ist oft schwierig, wenn drei Leute im Krankenzimmer sitzen. Aber wir haben jedes Mal Lösungen gefunden, sodass niemand mithören konnte, wenn jemand noch etwas bedrückendes bereden wollte. Leider machen Menschen nur selten Gebrauch davon. Es ist auch leider ganz abhandengekommen, dass man zum Abendmahl gerufen wird. Lange Zeit hat man gesagt, das sei wie die letzte Ölung. Aber ist das nicht eine herrliche Sache, wenn man morgen eine schwere Operation hat, am Vorabend noch einmal zum Abendmahl kommt? Wenn es im Krankenhaus ruhig wird, ganz schlicht Brot bricht und den Zuspruch hört: Jesus ist für dich in den Tod gegangen, und du bist bereit, was der Herr auch will. Ich liege in den segnenden Händen Jesu.
Ich biete Ihnen an, Ihnen in jeder nur denkbaren Gelegenheit, bei Tag und bei Nacht, das auch zuzusprechen. Es geht mir nicht um das Sakrament des Abendmahls, aber es ist ein schönes Zeichen. Es ist nicht auf die letzten Lebensminuten begrenzt, sondern auch gerade in Schwachheit oder Entscheidungssituationen. Es ist schön, wie manche Menschen so Abschied genommen haben, gerade im Wissen, dass Jesus das eingesetzt hat, um uns Trost in unserem Leben zu geben.
Das ist Jesus wichtig. Ich will zu dieser Stelle nicht mehr sagen, aber Sie wissen, dass es das Thema des Römerbriefs ist: Die Vergebung der Sünde ist das zentrale Hauptproblem. In unserer Kirche gibt es keine Erweckung durch modische Veränderungen unserer Gottesdienste. Es gibt keine Erneuerung, indem wir eine „Gossensprache“ oder Ähnliches einführen. Es gibt Erneuerung nur, wenn Menschen über ihre Sünde Gottes Gnade suchen.
So war es zu allen Zeiten, so wird es sein, bis Jesus wiederkommt. Es gibt Erneuerung und neues Leben nur aus dieser Mitte. Der Trost der Vergebung ist so gewaltig, und Sie würden sich wundern, dass gerade Christen oft so ungeschickt sind. Gerade die Menschen, die keinen Zugang zu Gott haben, sind an diesem Thema am meisten interessiert.
Was für eine große Not dort oft angestaut ist, wie viel Schmutz und Dreck dahinterliegt, auch in den verworrenen ethischen Verhältnissen heute! Diese Menschen warten im Grunde darauf. Man kann gar nicht anfangen, ein neues Leben zu führen, wenn man nicht zuerst eine große Reinigung erfahren hat. Und das ist ein Angebot, das wir wieder wahrnehmen müssen.
Die Herausforderung der Schriftgelehrten und die göttliche Vollmacht Jesu
Was denken die Schriftgelehrten bei dieser kritischen Rückfrage? Sie sagen: „Er lästert Gott.“ Warum? Ein normaler evangelischer Christ sagt oft: „Herr, Sündenvergebung kann ja jeder predigen.“ Dabei vergessen sie, dass Sündenvergebung eigentlich gar nicht möglich ist.
Was wollen Sie denn machen, wenn Ihnen ein Mensch bekennt, was er getan hat? Er kann es doch nicht mehr gutmachen. Was sagen Sie, wenn ein KZ-Aufseher kommt und um Vergebung bittet, während die Opfer längst tot sind? Das ist der unsittlichste Gedanke – Sünden einfach zu vergeben, als könnte man sie mit einem Wort wegwischen. Sünden zu vergeben gibt es doch gar nicht.
Wenn Sie an die Versäumnisse denken, die Sie Menschen gegenüber begangen haben, die schon tot sind, können Sie nicht einmal mehr um Verzeihung bitten. Warum sollte es Vergebung überhaupt geben können? Vergebung ist die unmöglichste Sache überhaupt.
Da muss man wissen, was uns Jesus anbietet. Selbst wenn Sie Ihr ganzes Leben auf eine Nagelkreuzigung ausrichten, können Sie die vergangenen Schulden nicht immer wieder gutmachen. Und wenn Sie all Ihre Habe den Armen geben, können Sie das Böse, das Sie getan haben, nicht an einer einzigen Stelle wieder gutmachen.
Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde. Oft hören wir von Eltern, die sagen: „Ich habe meinen Kindern viel Schuld aufgeladen, ich habe meiner Frau oder meinem Mann Schuld.“ Ein Arzt im Stuttgarter Gesundheitsamt berichtete, dass von den jungen Menschen, die zur Aids-Untersuchung kommen, jede Woche einer dabei ist, der in eine schwierige Situation geraten ist. Er sagte: „Es wäre höchste Zeit, dass ein Seelsorger dort sitzt.“ Denn diese Menschen leben in Angst und werden mit ihrem verkehrten Leben nicht fertig.
Der Arzt berichtete, dass es zu einer Art Hysterie kommt. Er meinte, es müssten eigentlich viele Seelsorger bei den Blutuntersuchungen sein, weil man direkt sieht, wie sehr die Menschen leiden. Und diese Menschen lästern Gott.
Das geht zurück auf 3. Mose 24,16: „Wer den Namen des Herrn lästert, soll des Todes sterben.“ Denn ich kann ja nicht im Namen Gottes Sünden vergeben. Ich kann jemandem vergeben, der sich an mir vergangen hat, aber jemandem, der an Gott gesündigt hat, kann kein sterblicher Mensch Sünden vergeben. Das ist richtig erkannt. Es ist eine Lästerung Gottes, ein Missbrauch seines Namens.
Jesus erkannte das sogleich in seinem Geist. Er sieht in unser Herz und schaut auf unseren Trost. Jesus weiß, was wir empfinden. Es braucht gar nicht viele Worte, er versteht uns auch, wenn wir nichts sagen. Jesus deckt auch verborgene Dinge auf, wie er es schon bei dem Gichtbrüchigen getan hat.
Wissen Sie, dass der Gichtbrüchige nicht mehr Sünde hat als Sie? Der Kranke nicht mehr Sünde als der Gesunde. Darum geht es gar nicht. Erst durch die Krankheit wird einem bewusst, was wir wirklich sind. Sonst berauschen wir uns im täglichen Leben so sehr am Erfolg, dass wir unsere Versäumnisse nicht mehr sehen.
Heute Mittag hatte ich meine alte Bibelstunde. Bei älteren Menschen kommt oft die Vergesslichkeit zurück, und plötzlich wird die Last von 50, 60 Jahren wieder spürbar. Sie drückt einen nieder.
Jetzt sagt Jesus: „Versöhnung ist ein Schlüsselwort. Ihr sollt wissen, der Menschensohn hat Vollmacht.“ Zum ersten Mal taucht das Wort „Menschensohn“ auf. Es ist einer der großen Titel aus Daniel 7,13 – das Wort für den wiederkommenden Messias, der am Ende der Zeit die Welt richtet. Der Menschensohn ist der Weltenrichter. Jesus benutzt dieses Wort, das jedem Juden verständlich war.
Der Weltenrichter hat Vollmacht. Es ist ganz klar, dass er sich selbst meint und diese Vollmacht vom himmlischen Vater bekommen hat. Er darf im Namen Gottes Dinge lösen und binden. Genau das hat er uns später auch gegeben: im Namen Gottes Sünden vergeben zu dürfen.
Ich erinnere mich an eine Zeit im Schullandheim, ich war 15. Ein Freund suchte meine Hilfe, es war eine seelsorgerliche Aussprache. Ich zitterte, weil ich so etwas noch nie gemacht hatte. Am Ende beteten wir, und ich sagte: „Jetzt hat Jesus vergeben.“ Ich kann nur sagen: Für den Freund war es wirklich ganz vergeben. Im Namen Gottes dürfen wir einander Vergebung zusprechen. Das war eine Not, aus der er keinen Ausweg mehr fand. Im Zuspruch „Es sei vergeben“ liegt Vollmacht.
Hier kommt zum ersten Mal das Wort, dass Jesus Vollmacht hat, im Namen Gottes zu handeln. Viele Menschen sagen: „Ich glaube an Gott, aber von Jesus halte ich nicht viel.“ Das ist der Kern des Evangeliums: Jesus hat Vollmacht, er ist der Sohn Gottes, und der Vater im Himmel hat ihm die Macht anvertraut.
Ohne diese Mitte bricht das Evangelium auseinander. Jesus hat Vollmacht. Und er bekräftigt das: Es ist nicht nur eine Vollmacht für äußere Dinge, sondern auch für die inneren, psychologischen Zusammenhänge, die oft viel schwieriger zu heilen sind.
Jesus spricht dieses Wort über den Gelähmten, rollt die Matte zusammen, klemmt sie unter den Arm und geht nach Hause. Das ist ein Zeichen seiner Vollmacht. Wieder sehen wir: Der Ansatz war nicht, wie der Gelähmte gesund wird, sondern wie Jesus dasteht. Jesus offenbart seine Herrlichkeit.
Ein paar kurze Gedanken dazu: Ich habe viel notiert, aber heute reicht die Zeit nicht. Man könnte es bei der Krankengeschichte anders machen. Jesus offenbart seine Herrlichkeit. Wozu sind Krankheiten da? Damit der Sohn Gottes verherrlicht wird.
Ich würde mit großer Erwartung an alle Krankheiten herangehen: Jesus will sich darin groß zeigen, auch beim Begräbnis. Für Christen ist die Begegnung mit den unheimlichen Krankheitsmächten so, dass Jesus als Heiland vor uns offenbar wird.
Dann erinnern wir uns an das Wort, das Pfingstler sehr gern benutzen: „Er trug unsere Krankheit und lud unsere Schmerzen auf sich.“ Aber nicht so, dass die Todeslinie überschritten ist. Die Todeslinie liegt noch vor uns.
Jesus hat Anteil an unseren Leiden genommen, hat den Leidensweg auf sich genommen. Darum ist auch für uns der Weg der Krankheit, oft mit schweren Begrenzungen und Lasten, eine Läuterung, eine Bewährung des Glaubens. Es ist eine Zeit, in der wir die Macht des Herrn erfahren und erleben, wie er wirkt.
Gerade kranke Menschen bezeugen in einer besonderen Dichte und Tiefe die Macht Jesu. Wenn man Kranke besucht, geht man gestärkt weg, fast so, als wäre man vier Wochen auf Teneriffa gewesen – ganz herrlich.
Frau Wunderlich, wie schön war es bei Ihren Eltern! Die Oberin betete so schwer, dass alles wahr wurde. Und weil man es erlebt hat, weiß man, ob es irgendetwas war – die Freude der Adventshoffnung oder etwas anderes. Man weiß, man ist in Jesus geborgen, auch über jahrelanges Siechtum hinweg. Die Liebe Gottes trägt uns.
Das sollten wir auch für uns wissen. Es gibt noch einige Bibelstellen, die gut passen. Der erste Petrusbrief, 1. Petrus 1,7, spricht vom „im Feuer bewährten Glauben“. Das gehört auch zu unseren Krankheiten dazu. 1. Petrus 4,1 zeigt, dass wir dadurch ganz anders von der Sünde Abstand nehmen.
Kranke Zeiten sind in unserem Leben oft, wenn sie richtig durchlebt werden, große geistliche Höhepunkte. Wir bekommen eine ganz neue Sicht auf unser Leben. Wenn wir es richtig durchleben, sind es wunderbare Heimsuchungen Gottes, die wir nicht mehr missen wollen.
Dann erinnern wir uns an Römer 8,18-23: Vom Seufzen und Harren, von der Sehnsucht, dass die Herrlichkeit Gottes kommt. Es gibt eine große Sehnsucht, eine Ewigkeitssehnsucht in dieser kranken Welt.
Wir wissen, dass auch Leiden zur Buße führen können. Aber wir wissen auch, dass Jesus seine Macht wunderbar zeigen kann. Er soll auch heute Abend wirken.
Jetzt dürfen Sie es nicht weiterverbreiten, aber Jesus hat mehr vom Leiden gesprochen als vom Sieg. Wir dürfen seine Wunder erwarten, aber nicht, dass ein Wundertäter groß wird – das ist nie der Fall. Es geht darum, dass Jesus groß wird.
Es ist nur das Gebet, nicht die Handlung irgendwelcher magischer Hände, das Jesus aufrichtet. Wir wollen das in allen Lagen tun. Es ist eine schöne Sache, Kranke mit Fürbitte zu umgeben. Gerade dort erleben wir viele Wunder, auch unter uns.
Wir sind zurückhaltend, große Wundergeschichten zu erzählen, weil sie für die, die keine Wunder erleben, wie ein Schlag ins Gesicht wirken können. Deshalb muss man vorsichtig sein, damit es nicht lieblos für diejenigen ist, die zum Herrn flehen und dennoch krank bleiben.
Noch ein paar Gedanken: Erleben Glaubende immer Wunder? Wir wissen, dass Paulus krank war. Er schrieb: „Meine Gnade genügt dir.“ (2. Korinther 12,7-10) Er beschreibt im Galaterbrief, dass er krank war (Galater 4,13). Offenbar war es eine Krankheit, gegen die niemand ankam.
Paulus forderte nicht, dass man einfach nur glaubt und dann geheilt wird. Er sagte Timotheus, der Magenbeschwerden hatte, solle ein wenig Wein trinken, denn das tut gut (1. Timotheus 5,23).
Paulus ließ Trophimus krank in Milet zurück (2. Timotheus 4,20). Er sagte nicht, er habe nicht geglaubt, sondern akzeptierte, dass er krank blieb.
Das Leiden des Epaphroditus in Rom wird in Philipper 2,22 und 30 erwähnt. Im 3. Johannesbrief, Vers 2, wird Gesundheit gewünscht. Es gibt viele Stellen, die von Gesundheit sprechen.
Krankheit ist eine Realität in unserem Leben. Wir können die Siegesmacht Jesu erleben. Wir wissen, dass er Vollmacht hat, alle Krankheit wegzunehmen. Eines Tages wird alle Krankheit wegfallen. Heute erleben wir das nur in Zeichen.
Wir wollen nicht stehen bleiben, denn wir wissen, dass Jesus sich auch im Leiden verherrlichen kann. Das war sein Weg, den er gewählt hat. Er hat seine Jünger oft mit diesem Weg des Leidens geführt.
Heute Morgen stand in der Stuttgarter Zeitung auf Seite fünf ein erschütternder Artikel über die furchtbare Christenverfolgung in Burma/Myanmar. Es ist kaum zu beschreiben, was Amnesty International berichtet: wie Christen verfolgt werden, wie Kirchen niedergebrannt und der Buddhismus zwangsweise aufgezwungen wird. Viele sind in Nachbarländer geflohen.
Das ist auch der Weg, den Jesus ganz bewusst für seine Gemeinde gewählt hat. Wir wollen darum beten, dass er sie stärkt – auch im Leiden, ganz genau so, wie viele von uns durch viele Schmerzen gehen.