Ich möchte auch noch einmal alle Gäste ganz herzlich begrüßen. Ich sehe heute eine ganze Reihe Gäste, auch von auswärts, bei uns. Schön, dass ihr da seid.
Jetzt wollen wir auf das Wort Gottes hören. Wir schlagen den ersten Timotheusbrief, Kapitel sechs, auf. Ich möchte von Vers sechs bis elf lesen.
Im ersten Timotheus 6,6-11 schreibt der Apostel Paulus:
„Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn. Denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, so dass wir auch nichts hinausbringen können. Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken. Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und vom Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.
Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge!“
Soweit dieser Abschnitt aus dem ersten Timotheusbrief.
Einführung in das Thema der Altäre
Ich möchte heute Morgen über zwei Altäre sprechen – zwei ganz verschiedene Altäre. Die Frage ist, vor welchem Altar wir anbeten wollen.
In einer Zeitschrift fand ich einmal diese Skizze, und ich hoffe, sie erschreckt nicht. Darauf ist ein Altar zu sehen, bedeckt mit einem Hundertmarkschein als Decke. Darauf liegen einige Gegenstände: eine Frau im Bikini, eine Schnapsflasche, Zigarren, Tennisschläger und – wie kann es anders sein – ganz oben ein Fußball. Davor kniet ein Bundesdeutscher. Unter der Szene steht: „Moderne Götzenanbetung – sein Altar.“
Diese Karikatur trifft leider auf viele unserer Zeitgenossen zu. So oder ähnlich liegen ungezählte Menschen vor dem Wohlstandsaltar.
Alexander Solschenizyn, der Flüchtling aus der ehemaligen Sowjetunion, Literaturnobelpreisträger und bekannt geworden durch sein Werk „Der Archipel Gulag“, schreibt folgende Sätze: Die moderne Gesellschaft ist hypnotisiert, gebunden an den Materialismus. Sie betet die Produkte des Wohlstands und der Vergnügungen an.
Opfer am Wohlstandsaltar: Frömmigkeit und Gesundheit
Götzen werden nicht nur angebetet, sondern ihnen wird auch geopfert. Im Folgenden wollen wir einige dieser Opfer aufzählen. Was wird heute in der Bundesrepublik Deutschland auf dem Wohlstandsaltar geopfert?
Erstens die Frömmigkeit. Vor 55 Jahren, als der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen war, waren in unserem Land die Schaufenster leer, doch die Kirchen waren voll. Viele fanden damals Frieden mit Gott. Einige sagten: „Ja, wenn die Schaufenster wieder voll sind, dann wollen wir auch glauben.“ Heute sind die Schaufenster voller denn je. Sie quellen förmlich über. Alle paar Tage bekommen wir einen Katalog in den Briefkasten gesteckt, in dem wir ohne Ende bestellen können. Wir leben in einem Wohlstand, wie ihn keine Generation vor uns je gehabt hat. Doch die Kirchen sind leer – so leer wie noch nie zuvor in der Geschichte.
Wo sind die Menschen, die in ihrer Jugend einmal auf Christus getauft oder später konfirmiert wurden? Sie knien weitgehend vor den Wohlstandsaltären. Doch es geht nicht nur um den Kirchgang. Gott selbst und sein heiliges Wort finden kaum noch Beachtung. Sie fallen dem Wohlstandstreben und dem Lustprinzip weitgehend zum Opfer.
Vor unseren Augen vollzieht sich Tag für Tag eine Entwicklung, die der Berliner Oberhofprediger Adolf Stöcker bereits vor 120 Jahren mit drei Worten beschrieben hat: Entkirchlichung, Entchristlichung, Entsittlichung. Das war ein prophetisches Wort. Vor 120 Jahren hat er vorausgesehen, wie es einmal kommen wird. Und heute sehen wir es ganz genau: Entkirchlichung, Entchristlichung, Entsittlichung.
Die Frömmigkeit ist auf dem Wohlstandsalter geopfert worden. Doch dabei blieb es nicht. Was wird noch geopfert? Bei vielen Menschen ist es die Gesundheit. Wisst ihr eigentlich, dass es hier im Landkreis Fulda viele Menschen gibt, die doppelt so viel verdienen, wie sie eigentlich brauchen würden, und trotzdem immer noch Überstunden machen? Warum eigentlich? Oft gilt das Prinzip: Je mehr man hat, desto mehr will man. Die Wünsche schweigen nie, und die Klagen bleiben still.
Darum ist nach der Frömmigkeit meistens die Gesundheit das nächste Opfer auf dem Wohlstandsaltar. Eigenartig: Wenn man seine körperlichen und seelischen Kräfte durch ständiges Rackern und Raffen ruiniert hat, sind viele bereit, ihr zusammengerafftes Geld wieder herzugeben – nur um die Gesundheit zurückzuerlangen. Doch diese Rechnung geht in den seltensten Fällen auf. Gesundheit kann man schwerlich kaufen. Nur in den allerwenigsten Fällen gelingt das.
Die Bedeutung von Genügsamkeit und Zufriedenheit
Wie anders hätte ihr Leben verlaufen können, wenn sie mit weniger zufrieden gewesen wären. Der Apostel Paulus sagt, es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist, selig in Gott, wer in Gott seinen Frieden gefunden hat und sein Leben. Er lässt sich genügen, denn wir haben nichts in die Welt gebracht. Als wir geboren wurden, waren wir nackt und hatten gar nichts – also nur unseren eigenen Körper.
Und wenn wir einmal sterben, wird man uns in einen Sarg legen. Vielleicht zieht man uns noch ein Hemd oder einen Anzug an, aber man sagt: Das letzte Hemd hat keine Taschen. Wir werden nichts mitnehmen aus dieser Welt hinaus.
Darum sagt der Apostel Paulus: Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, etwas zum Anziehen, ein Dach über dem Kopf und eine warme Wohnung – besonders jetzt, wo der Winter naht –, dann soll uns das genug sein.
Silvia und ich kannten eine alte Glaubensschwester, von der wir viel gelernt haben. Sie sagte immer folgenden Satz: Wer sich genügen lässt, hat jeden Tag ein Fest. Noch einmal: Wer sich genügen lässt, hat jeden Tag ein Fest.
Wer nicht immer unzufrieden ist und immer mehr will, der leidet an einer Krankheit, die man uns Deutschen besonders nachsagt: Unzufriedenheit. Wir sind das Volk der Jammerer im internationalen Vergleich. Dabei geht es uns immer noch sehr gut, wir sind immer noch an der Weltspitze, was den Wohlstand angeht. Und doch sind wir das Volk der Jammerer – und das ist nicht gut.
Wenn man Geburtstag hat, bekommt man meistens Glückwünsche und es wird einem etwas gewünscht. Wie oft haben mir Menschen gewünscht: „Ich wünsche dir dies und jenes, und vor allem Gesundheit.“ Dann antworte ich: „Oh, ich verstehe dich, aber es gibt etwas, das noch höher ist als Gesundheit – Zufriedenheit.“
Ich wünsche den Leuten lieber Zufriedenheit. Denn es gibt genug Menschen in Deutschland, die kerngesund sind, aber unzufrieden bis zum Gehtnichtmehr. Und dann gibt es andere, die vielleicht gar nicht gesund sind, aber zufrieden. Sie haben einen Herrn, der mit ihnen durchs Leben geht und ihnen hilft, mit ungelösten Randfragen ihrer Existenz zurechtzukommen.
Zufriedenheit ist mehr als Gesundheit.
Opfer am Wohlstandsaltar: Kinder und Seligkeit
Nun kommen wir zu einem höchst traurigen Kapitel. Wir sind immer noch beim Wohlstandsaltar und fragen uns, was dort geopfert wird. Als Drittes sind es die Kinder. So ungefähr kann man erkennen, was dort gemeint ist.
Hier muss die ganze Not um den sogenannten Paragraphen 218 noch einmal in unsere Erinnerung gerufen werden. Unser Volk wird nach und nach zu einem Volk von Mördern. Man weiß nicht genau, wie viele Kinder jedes Jahr im Mutterleib getötet und in die Mülleimer geworfen werden. Es ist unklar, ob es dreihunderttausend, vierhunderttausend, fünfhunderttausend oder noch mehr sind – jedes Jahr. Das ergibt in zehn oder zwölf Jahren eine Summe von zum Beispiel sechs Millionen.
Wir erschrecken immer, wenn wir hören, dass sechs Millionen Juden in den Öfen verbrannt wurden. Das war schrecklich und furchtbar. Aber der lautlose Holocaust vollzieht sich in unserer Gesellschaft Tag für Tag, Jahr für Jahr. Hunderttausende, Millionen von Kindern werden im Laufe der Jahre geopfert.
Wir haben das „soziale Indikation“ genannt. Wisst ihr, was das auf Deutsch bedeutet? Wir verkleiden solche Dinge immer mit einem Fremdwort. Soziale Indikation heißt Abtreibung aus Armut. In einem der reichsten Länder der Erde müssen jedes Jahr Hunderttausende Kinder aus Armut getötet werden? Da stimmt doch etwas nicht.
Die Kinder werden nicht aus Armut getötet. Ich fürchte, die allermeisten werden im Gegenteil aus Wohlstandsgründen getötet, weil die Eltern sagen: „Das passt jetzt nicht. Wir wollen gerade bauen, wir haben gerade gebaut, wir wollen ein neues Auto, wir wollen in Urlaub fahren.“ Dann werden die Kinder aus Wohlstand getötet und nicht aus Armut. Das ist eine ganz traurige Sache.
Früher wird in der Bibel auch berichtet, dass Kinder irgendwelchen heidnischen Götzen, dem Moloch zum Beispiel, geopfert wurden. Sie wurden buchstäblich verbrannt auf einem Altar. Heute geht es vielen Kindern nicht besser: Sie werden einem Götzen geopfert. Sie fallen dem Wohlstandsgötzen zum Opfer und werden gar nicht erst in die Welt gelassen. Es ist eine himmelschreiende Not.
Aber auch damit ist noch nicht genug. Der Weg in die Wohlstandssucht bringt letztlich noch ein letztes Opfer hervor, nämlich die Seligkeit. Wie viele Menschen wollen die ganze Welt gewinnen und nehmen doch Schaden an ihrer Seele.
Solche Betrogenen sterben dann eines Tages wie jener Mann auf dem spanischen Schiff Betania, das vor den Klippen Brasiliens auf Grund gelaufen war. Es hatte eine große Ladung spanischer Münzen an Bord. In der Hoffnung, wenigstens etwas von diesen Münzen zu retten, wurden einige Fässer an Deck geholt. Aber das Schiff sank so schnell, dass die einzige Möglichkeit, am Leben zu bleiben, darin bestand, so schnell wie möglich in die Rettungsboote zu eilen.
Als das letzte Rettungsboot gerade dabei war abzufahren, ging ein Matrose noch einmal zurück auf das Schiff, um zu sehen, ob nicht noch jemand an Bord sei. Zu seinem größten Erstaunen fand er dort einen Mann mit einem Beil in der Hand, der gerade dabei war, die Goldfässer aufzubrechen. Der Inhalt derselben war um ihn herum aufgehäuft.
„Was machen Sie hier?“ rief der Matrose. „Retten Sie Ihr Leben, das Schiff kann jeden Moment sinken!“
„Das Schiff kann ruhig untergehen“, sagte der Mann. „Ich habe mein ganzes Leben lang als armer Bettler gelebt, aber ich möchte unbedingt als reicher Mann sterben.“ Und dann ging er unter in den Fluten.
Wenn ich diese Geschichte betrachte, muss ich sagen: Genau so geht es heute vielen Menschen in unserem Land. So oder ähnlich sterben die meisten Menschen materiell reich. Sie haben ein Bankkonto, Aktienfonds, Haus und Grund sowie alle möglichen sonstigen Besitztümer. Aber geistlich sind sie bettelarm.
Sie sterben ohne Jesus Christus. Die Bibel sagt, das ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann: sterben in seinen Sünden, ohne Schuldvergebung, nicht gerettet, geistlich bettelarm, ohne persönliche Beziehung zu Gott. So geht man in eine Nacht ohne Morgenrot.
Das Bankkonto, der Swimmingpool, der Perserteppich und alles andere bleiben zurück. Das Leichentuch hat keine Taschen. Alles wurde geopfert auf dem Wohlstandsaltar – bis hin zum Ende, bis hin zur Seligkeit.
Wohlstand und Gemeinde: Eine Herausforderung für Gläubige
Bis hier habe ich mehr oder weniger von Weltmenschen gesprochen, das heißt von Nichtchristen, von solchen, die Gott nicht kennen.
Aber das Wohlstandsdenken und -streben hat vor der Gemeinde Jesu Christi überhaupt nicht Halt gemacht. Auch vor uns Gläubigen macht es nicht Halt. Von uns hat auch mancher sein Schäfchen ins Trockene gebracht.
Gott, unser Herr, musste schon vor mehr als zweitausend Jahren über sein Volk klagen: „Ihr wohnt in getäfelten Häusern, aber mein Haus muss wüste stehen.“
Der Amerikaner Pearson schrieb dazu: In christlichen Heimen liegt heute in Form von Gold- und Silbergeschirr, nutzlosen Ziergegenständen und anderen überflüssigen Wertsachen genügend begraben, um eine Flotte von fünfzigtausend Schiffen zu bauen, sie mit Bibeln zu füllen, mit Missionaren vollzuladen, um in jedem verlassenen Winkel der Welt eine Gemeinde zu gründen und innerhalb von einigen Jahren jede lebende Seele mit dem Evangelium zu erreichen.
Genug Geld ist in den Häusern der Gläubigen in Form von nutzlosen, manchmal wirklich überflüssigen Gegenständen, Gegenständen, Gegenständen. Darum mahnt das Wort Gottes uns Gläubigen, nicht in diesem Wohlstandsstrom mitzuschwimmen.
Paulus schreibt an die Christen in Rom: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich, lasst euch nicht in dieses selbe Denkschema, in dieses materialistische Denkschema hineinziehen.“
Und wer von uns will sagen, dass er nicht in dieser Gefahr stünde? Das geht doch uns alle an.
Der Herr Jesus ermahnt seine Jünger: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon und legt ihn auf der Himmelsbank an, wo er weder von Rost noch von Motten zerfressen wird.“
Ich darf noch hinzufügen: auch nicht von der Inflation.
Das prophetische Wort der Bibel sagt uns, dass diese Welt wie das Sintflutgeschlecht damals zur Zeit Noas in ihrer materiellen Gesinnung eines Tages untergehen wird.
Johannes schreibt: „Die Welt vergeht mit ihrer Lust, wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.“ (1. Johannes 2,17)
Entscheidung für den Altar Gottes statt Wohlstandsaltar
Darum wollen wir als Jünger Jesu, wenn wir noch einmal einen Blick auf diese Folie werfen, unsere Knie nicht vor dem Wohlstandsaltar beugen. Stattdessen sagen wir Nein zu einer lustorientierten Selbstverwirklichung, weil sie uns kaputtmacht. Wir lieben Jesus Christus mehr als alle Dinge dieser Welt.
Wir Christen haben etwas Besseres: Wir haben einen Herrn gefunden, der uns liebt, der uns kennt und der unser Schatz ist. Ihm wollen wir dienen.
Vielleicht sollten wir an dieser Stelle einmal kurz innehalten und uns für einen Augenblick prüfen, wie weit das materialistische Wohlstandsdenken bereits von uns Besitz ergriffen hat. Das Tragische ist, dass man es oft gar nicht merkt. Jesus spricht einmal vom Betrug des Reichtums. Dieser Betrug geschieht schleichend, scheibchenweise, in Salamitaktik, sodass man es kaum bemerkt.
Wie gut, dass wir das Wort Gottes haben, das in unser Leben hineinleuchtet. Niemand von uns ist davor gefeit – auch ich nicht. Wir alle leben in einer Wohlstandswelt mit zu vielen Verlockungen um uns herum. Es sind zu viele Dinge, die uns prägen, und wir befinden uns in einem ungeheuren Sog des Materialismus, der uns mitziehen kann.
Silvia und War, es ist in diesem Zusammenhang immer wichtig, dass wir uns diesem Wohlstandszug bewusst entgegenstemmen wollen.
Persönliche Erfahrungen und Haltung zum Wohlstand
Nun, wir leben heute natürlich anders als vor 25 Jahren, als wir uns kennenlernten und dann geheiratet haben. Wenn wir an unsere erste Wohnung zurückdenken, schaudert es uns heute noch. Abends, wenn wir nach Hause kamen, im Dunkeln das Licht anschalteten, rannten überall Kakerlaken in die Ecken und verschwanden irgendwo. Das war unsere erste Wohnung nach der Hochzeit.
Die zweite Wohnung, in der Amelie geboren wurde, war so eng, dass Amelie in einer Abstellkammer lag. Die ersten Monate ihres Lebens verbrachte sie dort ohne Fenster und ohne Frischluft. Der Herr hat uns dann Schritt für Schritt weitergeführt. Heute dürfen wir sogar ein Haus besitzen, obwohl wir keine Schwaben sind. Es ist also weitergegangen.
Trotzdem wollen wir uns dem Wohlstand entgegenstellen und ihm widerstehen. Immer wieder haben wir darüber Rechenschaft abgelegt, und wir müssen es weiterhin tun. Wir wollen uns genügen lassen. Ihr erinnert euch: Wer sich genügen lässt, hat jeden Tag ein Fest.
Am Anfang unserer Ehe haben wir so bescheiden gegessen, dass wir manchmal Gäste hatten, die das Essen sogar einmal stehenließen. Es gab Hirsebrei, und das war ihnen dann doch zu alternativ oder wie auch immer. Aufgrund der vielen Gäste, die wir damals hatten, haben wir uns langsam umgestellt und mehr bürgerliche Küche angeboten. Aber am Anfang haben wir so bescheiden gegessen und nicht viel Geld für diese Dinge gebraucht.
So wird man eben auch durch manche Umstände an die allgemeingültigen Normen angepasst. Trotzdem wollen wir bei dieser inneren Haltung bleiben: mit bescheidenen Mahlzeiten zufrieden sein, im Blick auf Kleidung nicht immer der allerneuesten Mode folgen und dem wechselnden Modediktat nicht ausgeliefert sein. Das muss ich besonders den Frauen und Mädchen unter uns sagen. Denn wir Männer haben viele Schwächen, aber bei Frauen, wie ich schon einmal gesagt habe, geht es mehr um Ringle, Röckle, Löckle.
So sagen die Schwaben, das sind die Schwächebereiche: Ringle, Röckle, Löckle. Bei uns Männern sind es eher Zorn, Zank und solche handfesten Sachen. Nun, der Weg des Gerechten ist schlicht, sagt die Bibel. Wir haben einen Spruch geschenkt bekommen, der in unserem Wohnzimmer an der Wand hängt: Der Weg des Gerechten ist schlicht. Wer sich genügen lässt, hat jeden Tag ein Fest.
Der Altar Gottes als Gegenbild zum Wohlstandsaltar
Nun möchte ich in einem zweiten und abschließenden Teil einen anderen Altar zeigen, vor dem wir als Christen stehen wollen – und das ist natürlich der Altar Gottes. Vor diesem Altar wollen wir unser Leben verbringen und anbeten, nicht vor dem Altar des Wohlstands.
Ich möchte Ihnen ganz bewusst als Kontrast den Altar Gottes entgegensetzen. Denn jeder Christ kann mit dem Apostel Paulus sagen, dass er sein Leben als Dankopfer, als Ganzopfer auf den Altar gelegt hat. So fordert uns ja der Apostel Paulus auf, unser Leben als Ganzopfer auf den Altar zu legen.
Vor diesem Altar wollen wir stehen und als Erstes Dankbarkeit bringen. Ihr Lieben, wir haben so viel Grund zum Danken. Gott überschüttet uns förmlich mit äußerem Segen. Jedes Jahr schenkt er uns die Früchte der Felder und Gärten – auch im vergangenen Jahr. Es war nicht das optimale Wetter, und trotzdem müssen wir keine Sorge haben, dass es eine Hungersnot geben wird, dass zu wenig Brot, Kartoffeln, Obst oder Gemüse da sein werden.
Gott versorgt uns, wir müssen uns keine Sorgen machen. Darum wollen wir dankbar sein für jeden Apfel, der gewachsen ist, für jede Kartoffel, jedes Brot, jeden Liter Milch. All das ist nicht selbstverständlich. In einer Welt, in der Millionen hungern, haben wir Essen und Trinken in Hülle und Fülle. Womit haben wir das eigentlich verdient? Gar nicht, wir können nur danken.
Auch für Wohnung und Heizung, für Schule und Beruf wollen wir danken. Ebenso für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung, die wir haben. Auch das dürfen wir nicht als selbstverständlich ansehen – dass wir wählen können, eine freie Regierung wählen können, wie es heute in Dresden noch einige Menschen nicht dürfen.
Wir wollen danken für die Glaubens- und Gewissensfreiheit, für die medizinische Versorgung in unserem Land, die immer noch, verglichen mit den Ländern der Dritten Welt, spitzenmäßig ist – auch wenn es ein paar Einschränkungen gegeben hat.
Wir wollen für jeden unfallfreien Kilometer und für jeden schmerzfreien Augenblick danken. Das alles ist nicht selbstverständlich.
Am meisten Dank schulden wir Gott für seine unaussprechliche Gabe: Er hat uns durch das Opfer seines Sohnes am Kreuz erlöst. Er hat uns teuer erkauft und uns das Leben gegeben – ewiges Leben. Dafür können wir gar nicht genug danken. Wir haben eine lebenslange Dankschuld.
Jemand hat einmal gesagt: Wer seine Lebensschuld am Kreuz losgeworden ist, wer mit seinen Sünden zu Christus gekommen ist, sie bekannt hat und sie am Kreuz abgegeben hat, der handelt sich eine lebenslange Liebes- und Dankesschuld ein. Unsere Lebensschuld haben wir abgegeben, aber jetzt haben wir eine Liebes- und Dankesschuld.
Unser Leben soll ein Dank sein für Golgatha. Einmal wird die Ewigkeit damit ausgefüllt sein, dass wir ihm danken.
Friedrich von Bodelschwing hat einmal gesagt: „Die größte Kraft im Leben ist der Dank.“ Das ist genau das Gegenteil von Unzufriedenheit – der Dank.
Ich bin oft in russlanddeutschen Familien zu Gast zum Essen, und ich schätze das sehr. Dort steht kein Kind vom Tisch auf, ohne den Eltern oder der Mutter Danke zu sagen. Es sind große Familien, und wenn die Kinder aufstehen, danken sie einer nach dem anderen für das Essen. Das ist eine gute Sache, die wir ruhig lernen dürfen – wir, die wir hier groß geworden sind –, Gott zu danken, aber auch der Mutter für das Essen, das sie bereitet hat. Und wenn der Vater gekocht hat, dann natürlich auch ihm.
Der Dank ist die größte Kraft im Leben, sagt Bodelschwing, und das kann ich wirklich unterstreichen.
Darum wollen wir heute auch Buße tun – wirklich innerlich Buße tun – über alle Unzufriedenheit, über das Gejammere und all diese Dinge. Wir wollen neu vor dem Altar Gottes unser Leben einrichten und sagen: Danke, Herr! Danke, dass ich dein erlöstes Kind sein darf, und danke, dass du mir äußeren Segen geschenkt hast, auch im vergangenen Jahr.
Genügsamkeit und Freigebigkeit als Lebensstil am Altar Gottes
Das Zweite, was wir hier bringen und lernen wollen, ist Genügsamkeit. Wir haben es gelesen in 1. Timotheus 6: Es ist ein großer Gewinn, wer gottselig ist und sich genügt. Gottselige Menschen können mit wenig zufrieden sein. Menschen, die selig sind in Gott, denen Gott alles bedeutet, sind weltselig. Solche Menschen können nie genug bekommen, weil sie an der falschen Stelle suchen.
Jemand hat gesagt: Unglücklich sein heißt, etwas krampfhaft zu suchen und nicht zu wissen, was. Das beschreibt die Haltung vieler Menschen. Sie suchen etwas ganz krampfhaft, wissen aber gar nicht, was. Der Apostel Paulus konnte sagen: Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn. Weltmenschen müssen beim Sterben sagen: Die Welt war mein Leben, jetzt muss ich sie verlassen, Sterben ist mein Verlust. Was für ein Unterschied!
Zu welcher Gruppe gehören wir? Sind wir Gott oder Welt selig? Es wird einmal offenbar werden. Menschen, die in Jesus das größte Glück gefunden haben, werden schrittweise frei vom weltlichen Materialismus und können auch mit weniger zufrieden sein und für ihren Herrn wirken.
Ein Letztes möchte ich noch nennen, was wir vor den Wohlstandsaltar bringen und vielleicht auch lernen wollen, und das ist Freigebigkeit. Ich weiß immer nicht genau, ob man es Freigebigkeit oder Freigebigkeit nennt. Wenn ich „Freigebigkeit“ in meinen Computer schreibe, macht er mir eine rote Schlangenlinie darunter, aber „Freigebigkeit“ kennt er. Egal, hier habe ich „Freigebigkeit“ mit der Hand geschrieben und blau unterstrichen, und das ging.
Wisst ihr, dass viele Missionswerke in Deutschland und darüber hinaus seit Jahren über Rückgänge bei Spenden klagen? Pro Kopf wird in der Bundesrepublik etwa dreißig Euro gespendet. Interessant ist, dass eine große Spendenbereitschaft bei Flutkatastrophen, Erdbebenkatastrophen und ähnlichen Ereignissen da ist, was ich gut finde und in Ordnung ist. Aber viele spenden gar nicht mehr oder nur sehr wenig für die Ausbreitung des Reiches Gottes, für das Evangelium, damit es weiterlaufen kann, für Missionare, die ausgegangen sind und dem Herrn in anderen Ländern dienen. Auch hier in unserem Land Deutschland, das ebenfalls Missionsland ist.
Es ist ja eigentlich logisch: Wer frei ist von Habsucht und Materialismus, dem wird ein offenes Herz und eine offene Hand geschenkt. Darüber hinaus gibt es für Geld und Gut keine bessere Verwendung als für den Herrn und sein Reich.
In vielen Gemeinden, die ich kenne, war es zum Beispiel Praxis, dass am Erntedankfest eine besondere Gabe gegeben wurde. Viele Geschwister haben das gemacht, ohne dass sie dazu aufgefordert werden mussten. Es war ganz selbstverständlich, dass sie am Erntedankfest kamen und dem Herrn eine besondere Gabe als Dank für sein treues Versorgen gaben.
Ich habe das heute Morgen gemacht. Ich habe einen Umschlag in den Kasten da vorne gelegt und noch etwas ins Fach gelegt, weil mir das wichtig ist, an einem solchen Tag Gott Dank zu sagen. Ich will das nicht sagen, um mich zu rühmen, sondern nur als Beispiel, dass das bei mir so drin ist: Beim Erntedankfest Gott Dank zu sagen.
Vielleicht habt ihr ja auch das Bedürfnis. Heute sind hier zwei Missionarinnen unter uns, die dringend ein Navigationssystem fürs Auto brauchen. Vielleicht können wir da nachher etwas zusammenlegen. Das war nur mit einem Augenzwinkern gesagt. Ich glaube, sie haben noch viel wichtigere Projekte, die wir unterstützen könnten. Das wäre zum Beispiel so eine Gelegenheit oder etwas, was uns sonst aufs Herz gelegt wird.
Der Apostel Paulus möchte uns heute Morgen ermutigen, dem materialistischen Streben in dieser Welt den Laufpass zu geben und ein Stoppzeichen zu setzen – innerlich. Das muss eine willentliche Sache sein. Wir müssen davon überzeugt sein, nicht weil uns jemand in einer Predigt Druck gemacht hat, sondern weil es von innen kommt, vom Geist Gottes bewegt wird. Weil der Herr uns bereitmacht, einen dankbaren, genügsamen und auch freigebigen Lebensstil zu führen.
Ich wünsche mir sehr, dass mein Leben davon geprägt ist, wirklich davon geprägt ist. Ich möchte gerne einer sein, der gerne gibt und immer ein offenes Herz zum Geben hat. Gott schenkt uns so viel. Er hat uns das ewige Leben gegeben und noch so viel mehr – Sahne auf den Kuchen oben drauf. Darum möchte ich auch gerne einer sein, der von diesen Dingen geprägt ist: Dankbarkeit, Genügsamkeit, Freigebigkeit.
Ich hoffe, ihr hattet jetzt Verständnis für die zwei Altäre, die ich nur in sehr unvollkommener Weise hier auf den Folien dargestellt habe. Aber ich wollte bewusst diesen scharfen Kontrast zeichnen: den Wohlstandsaltar, auf dem leider viel zu viel geopfert wird – bewusst oder unbewusst, wie wir vorhin gesehen haben – und hier den Altar Gottes, wo Paulus sagt: Gebt eure Leiber zu einem vernünftigen Gottesdienst, der geprägt ist von Dankbarkeit, Genügsamkeit und Freigebigkeit.
Schlussgebet und Bitte um Gottes Hilfe
Wollen wir zusammen aufstehen zum Gebet?
Herr, unser Gott, mit unseren unvollkommenen Worten können wir es kaum richtig zum Ausdruck bringen. Du hast die unaussprechliche Gabe gegeben. Auch Paulus konnte es nicht in Worte fassen, er musste es so ausdrücken: Es ist unaussprechlich, dass du deinen Sohn gegeben hast, dass du selbst in Christus ans Kreuz gegangen bist für uns. Du hast unsere Schuld bezahlt, den Schuldbrief vollkommen aus der Mitte gerissen und weggetan.
Ja, Herr, wir danken dir auch für all das Gute Äußere in unserem Leben: für Gesundheit und Lebenskraft, für Essen und Trinken, für Häuser und Autos, die viele von uns haben, und für die Gaben, die du uns gegeben hast. Danke für all das.
Wir wollen wirklich ganz bewusst und aufrichtig dir Dank und Ehre geben dafür.
Herr, vergib, wo wir am falschen Alltag geopfert haben. Vergib, wo wir Dinge wirklich verschwendet haben, wo wir sie nicht in deinem Sinne verwendet haben – die Mittel, die du uns gegeben hast, die Zeit, die Kraft, unser Leben.
Herr, lass uns lernen, vor dem Altar Gottes, vor deinem Altar unser Leben einzurichten. Lass uns dankbar sein. Lass unser Leben von Dankbarkeit geprägt werden, von Zufriedenheit, von Genügsamkeit und Freigebigkeit.
Herr, bitte, das schenkst du jedem von uns, auch mir. Das ist unsere aufrichtige Bitte.
Amen.