Gottes Verheißung des Lichts in dunklen Zeiten
Nun haben Sie sich gründlich auf die vor uns liegenden Festtage vorbereitet. Noch wichtiger aber ist, dass Gott seine Vorbereitungen getroffen hat. Wir erinnern uns an die großen Zusagen Gottes, wie er uns beschenken will. Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die im finsteren Land wohnen, scheint es hell. Das ist mein Wunsch für sie: dass sie dies in den kommenden Festtagen erleben und auch heute im Gottesdienst.
Wir wollen nun gemeinsam noch einmal das Adventslied singen: „Wie soll ich dich empfangen?“ Lied Nummer zehn, die Verse eins bis vier.
Anschließend wollen wir beten:
Du ewiger, großer Gott, viele von uns sind heute Morgen traurig und bedrückt. Es gibt so viele Enttäuschungen, schwere und bittere Erfahrungen in dieser Welt des Leidens und des Todes.
Deshalb musst du uns deine Freudenbotschaft, dein großes Evangelium, so groß machen, dass es bei uns allen geschieht, was wir eben gesungen haben: „Da bist du mein Heilkommen und hast mich froh gemacht.“
Lass es jetzt geschehen, dass niemand unter uns ist, der nicht ganz fröhlich wird, der nicht erquickt ist und voller Jubel und Zuversicht deinem Wort folgt, lieber Herr.
Es gibt auch so viel in unserem Leben, das uns von dir trennt. Dann erschrecken wir, weil wir uns deiner Heiligkeit, deiner Größe und Reinheit gar nicht nahen können.
Darum wollen wir um deine Vergebung bitten: räume alles aus unserem Leben aus, was vor dir nicht recht ist, was Sünde und Böses ist. Heilige uns, damit wir deine Diener werden, brauchbar für dich, und dass du bei uns einziehen kannst.
Alles, was uns sonst bewegt, wollen wir dir in der Stille sagen.
Komm, o mein Heiland, Jesus Christ, meines Herzens Tür, dir offen ist. Amen.
Gemeinsames Singen und Ermutigung
Weil wir heute keinen Chor haben, wollen wir gemeinsam einen Kanon singen. Den Adventsabend haben wir schon gelernt. Diejenigen, die ihn noch nicht können, werden ihn heute noch lernen.
Der Text lautet: „Er ist die rechte Freudenson, bringt mit sich lauter Freud und Won, gelobet sei mein Gott.“ Bitte singen Sie alle mit. Er ist gelobt und über der Empore.
Ja, das sollen Sie natürlich auch so erleben und erfahren. Ich hoffe, dass niemand von Ihnen denkt: „Oh, bei mir wird es ein trauriges Weihnachten.“ Denn oft kommen dann Erinnerungen hoch – an Mutti, die nicht mehr da ist, oder an die alte Heimat, oder an andere Dinge.
Doch denken Sie daran: Er ist die rechte Freuden Sohn.
Die Rolle der Frauen im Glauben – Beispiel Hanna
Wir wollen heute die Schriftlesung aus 1. Samuel 2 haben. 1. Samuel 2 findet sich in den ausgelegten Bibeln auf Seite 268 im Alten Testament.
Heute spielen die Feministinnen eine große Rolle. In der Bibel gibt es Frauen, die sich ihres Wertes bewusst sind. Das geschieht jedoch nicht dadurch, dass sie die Rolle der Männer kopieren, sondern indem sie erkennen, was Gott aus ihrem Leben macht. Tatsächlich können wir Männer von den Frauen lernen. Wenn Gott ihr Leben gebraucht und etwas Großes daraus macht, dann sind sie große Zeugen des Glaubens.
Dazu gehört auch Hanna, die Mutter Samuels. Hanna betete und sprach: „Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn. Mein Haupt ist erhöht in dem Herrn. Mein Mund hat sich weit aufgetan über meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils.“
Man sollte nicht so schnell sagen, man habe keine Feinde. Dabei sind nicht die gemeint, die uns vielleicht mit Recht kritisieren, weil wir manches falsch machen. Hanna hat viel miterlebt. Sie hatte eine Nebenfrau – eine Art Konkurrenzfrau –, die immer sagte: „Ich bekomme Kinder, und du nicht.“ Solche Situationen führen zu Verbitterungen, die unseren Menschenwert herabsetzen.
Es gibt Menschen, die uns entehren können. Doch genau hier beginnt, dass Gott uns einen neuen Lebensinhalt gibt und unseren Wert festschreibt. „Es ist niemand heilig wie der Herr; außer dir ist keiner, und kein Fels ist wie unser Gott.“
„Lasst euer großes Rühmen und Trotzen, freches Reden, nicht aus eurem Munde gehen, denn der Herr ist ein Gott, der es merkt, und von ihm werden Taten gewogen.“
„Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. Die da satt waren, müssen um Brot dienen, und die Hungerlitten hungern nicht mehr. Die Unfruchtbare hat sieben geboren, und die viele Kinder hatte, welkt dahin.“
„Der Herr tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. Der Herr macht arm und macht reich, er erniedrigt und erhöht. Er hebt den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse.“
„Denn die Grundfesten der Welt sind des Herrn, und er hat die Erde darauf gesetzt.“
Lobgesang der Maria als Ausdruck des Glaubens
Nun singen wir das Lied „Die Nacht ist vorgetrunken“, Lied 14, die Verse 1 bis 4.
Der Lobgesang der Maria ist heute unser Text: Lukas 1,46-55.
Maria sprach: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich über Gott, meinen Heiland. Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich alle Geschlechter selig preisen. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.
Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten. Er vollbringt mächtige Taten mit seinem Arm und zerstreut, die in ihrem Herzen hochmütig sind. Er stößt die Machthaber vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungernden sättigt er mit Gutem und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt seiner Barmherzigkeit und nimmt sich seines Dieners Israel an, wie er es unseren Vätern zugesagt hat, Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.“
Herr, löse unsere Zunge, dass wir dich preisen und rühmen können. Amen.
Persönliche Weihnachtsgrüße und die Bedeutung der individuellen Zeugnisse
Liebe Schwestern und Brüder,
es ist wieder Weihnachtszeit, und überall werden Weihnachtsgrüße versandt. Manche höre ich schon stöhnen und seufzen, obwohl es eine nette Sitte ist, einander Grüße zu schicken. Viele kommen damit aber nicht mehr klar. Sie überlegen zum Beispiel: Haben wir letztes Mal keinen Gruß geschickt, aber Sie haben uns einen geschickt? Nun schicken wir diesmal einen Gruß, aber Sie schicken uns keinen, weil wir letztes Mal keinen geschickt haben. Dann wissen wir überhaupt nicht mehr, was wir tun sollen.
Wahrscheinlich wissen Sie noch, wen Sie grüßen sollten und wer einen Gruß verdient hat. Es gibt schöne, bunte Karten und handgeschriebene Grüße. Am meisten gefallen mir solche, wenn noch eine persönliche Spur darin ist. Vor allem, wenn es nicht nur ein Allerweltsgruß ist, sondern wenn jemand erzählt, wie er sich an eine Begegnung erinnert oder etwas Persönliches aufblitzt.
Einmal hat jemand es ganz originell gemacht: Er schrieb einen so vielfältigen Brief, und wenn man ihn las, stand darin, dass er die Adressen auf dem Umschlag alle persönlich adressiert hatte – als einen persönlichen Gruß. Ich ging sogar noch einmal zum Papierkorb, nahm den Brief heraus und freute mich über diesen persönlichen Gruß. Das ist eben das Persönliche.
Auch mit der Bibelbotschaft ist es so: Wir erhalten die Weihnachtsgrüße Gottes persönlich. Ich finde es so gut, dass die Evangelisten uns überliefert haben, wie wichtig ihnen der große Lichtschein war, den sie bei Jesus gesehen haben. Aus der riesigen Fülle haben sie ein Stück verstanden und es uns weitergegeben.
Ähnlich wird es gewesen sein, als die Hirten durch die Nacht in Bethlehem liefen, an Türen klopften und den Menschen noch in der Nacht erzählten, was sie in der Krippe gefunden hatten. Es sind persönliche Zeugnisse, und die Weihnachtsbotschaft muss durch sie in ihrer persönlichen Eigenart weitergesagt werden.
Manche scheuen sich, weil sie denken, sie könnten das nicht so tun, wie ich es mache. Das wäre aber völlig verkehrt. Sie müssen es mit ihren eigenen Worten weitergeben, mit dem, was sie entdeckt und gefunden haben. So sollen sie erzählen, was sie dort entdeckt haben – genauso wie die Weisen aus dem Morgenland zurückkehrten und es in ihrer eigenen Art weitererzählten.
Maria als Vorbild im Lobpreis und Glaubenszeugnis
Wir haben hier die Maria vor uns, die etwas erzählt von dem, was sie in diesen Weihnachtstagen entdeckt hat. Das ist eine Sprache, bei der man sagen muss: So müsste man eigentlich singen können wie Maria.
Vielleicht geht es Ihnen manchmal so, wenn Sie ein Weihnachtslied in diesen Tagen zur Hand nehmen, dass Sie denken: Oh, ich möchte es mit meinen eigenen Worten gar nicht mehr versuchen. Wie es Paul Gerhard in den dunklen Tagen des Dreißigjährigen Krieges gesungen hat, das bleibt unerreicht. Er konnte es so meisterhaft ausdrücken.
Ich denke immer wieder: Gott kann jedes Wort benutzen, das aus der Tiefe des Herzens und der Seele kommt. So wird anschaulich und lebendig die Größe Gottes und die Größe des Evangeliums besungen. Man hat manchmal den Eindruck, dass heute viele Leute nach dem Evangelium suchen und es am liebsten in einem Satz oder in einer trockenen Verpackung haben möchten. So, wie man vielleicht mathematische Formeln auseinandernehmen und wieder zusammenpacken kann oder wie Archäologen einen Stein aus dem Wüstensand ausgraben.
Das Schöne am Evangelium von Jesus ist, dass immer von Menschen erzählt wird, die etwas erlebt und erfahren haben. So soll heute Morgen nochmals Maria vor uns stehen, mit dem Eindruck, den sie vor der Geburt Jesu hatte, mit den großen, schönen Worten, die sie hineinspricht. Wir können viel von ihr lernen, damit diese Weihnachtstage auch bei uns Tage werden, an denen wir Gott preisen für die große Gabe seines Evangeliums.
Mir fällt zuerst an ihrem Lobgesang auf, dass sie dauernd Gott rühmen muss. Sie muss immer wieder Gott rühmen.
Es ist ein Buch erschienen, von Tatjana Goritschewa, einer Philosophie-Dozentin aus Leningrad, die auch einmal in unserer Gemeinde gesprochen hat. Darin schreibt sie ihre Erfahrungen nieder, die sie gemacht hat, als sie als Emigrantin in den Westen kam. Sie erzählt, wie merkwürdig es für sie war, als sie das erste Mal in den Frankfurter Bahnhof einfuhr. Sie schaut aus dem Fenster und sagt zu ihrer Begleiterin: Da sind lauter Schilder. Die Werbung war ihr ungewohnt. Dann fragt sie: Was ist denn das da oben? Zwei große M auf der Bahnhofshalle. Die Begleiterin antwortet: Das ist eine Sektfirma.
Sie schreibt weiter über diese Erfahrung: Wenn man sich im Westen umsieht, wird das Merkwürdigste angepriesen. Aber sie trifft keine Menschen, die von Gott reden oder von ihrer Seele sprechen.
Sie erzählt weiter, wie sie an einem Gemeindedienst teilgenommen und ein Stück des Gemeindelebens dort miterlebt hat. Sie schaut den Schaukasten an und sagt schließlich zum Pfarrer: Sagen Sie mal, die sagen ja gar nichts von Gott.
Der Pfarrer antwortet: Es wäre auch schlimm, wenn man nach außen merken würde, dass ich Pfarrer bin. Diese Angst, irgendwo ein Wort von Gott zu sagen!
Wo Christen sich selbst anpassen und so weltlich wie möglich reden, damit sie nicht auffallen, ist das bei Maria merkwürdig. Sie sagt: Ich will Gott erheben.
Die Bedeutung des Lobpreises und Gottes Größe
Was heißt das eigentlich? Ein altmodisches Wort? Vielleicht kennen Sie es auch aus der Musik: Dieser Lobgesang wird oft als das Magnificat bezeichnet. Das bedeutet, Gott groß machen. Maria hat das als ihre Aufgabe angesehen: „Ich will Gott groß machen.“
Jetzt könnten Sie sagen: Gott ist doch schon groß, wir brauchen ihn doch nicht noch größer zu machen. Was kann man denn da noch groß machen? Ja, genau das ist gemeint: In dieser Welt wird Gott oft nicht als groß wahrgenommen. Die meisten Menschen sind von Gott weggegangen und leben ohne ihn. Deshalb ist die Welt so gottlos, obwohl Gott ganz nah ist. Er kommt uns unsichtbar nahe, wir könnten ihn direkt fassen, finden, greifen.
Es ist wichtig, dass es Menschen gibt, die Maria nachahmen und Gott groß machen. Schön, dass Sie Päckchen geschickt und Liebe weitergegeben haben. Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch das Fest, an dem wir Gott groß machen. Wir wollen es allen wieder sagen und den Menschen das Wissen zurückgeben, dass Gott sie umgibt, dass Gott sie sucht und ihnen nahekommt.
„Meine Seele erhebt den Herrn“ – Maria sah es als ihre Aufgabe, das allen weiterzusagen. Wahrscheinlich hatte sie, als sie dieses Lied sang, nur eine Zuhörerin: ihre Base Elisabeth, die sie besucht hatte. Das macht aber nichts, denn so macht man Gott groß. Und wenn Sie nur einen Menschen besuchen und ihm am Krankenbett oder in seinem schweren Leid Gott groß machen, dann schauen Sie einmal, was Maria über Gott erzählt.
Sie macht keine erfundenen Sprüche, sondern gründet auf den großen Offenbarungen Gottes. Sie sagt: „Ich freue mich über Gott, weil er mein Heiland, mein Retter ist.“ Das ist ein persönliches Lebenszeugnis. Sie erzählt einfach, dass Gott ihr Beistand und Helfer ist. Das steckt an inmitten der Wellen von Klageliedern, Jammern und Leiden, wenn man fröhlich auftreten und sagen kann: „Ich habe in meinem Leben auch viel Schweres erlebt, aber ich habe entdeckt, wie Gott mein Gebet erhört.“
Es ist ein großer Lobgesang, in dem Gott groß gemacht und erhoben wird. Maria erzählt: „Er hat meine Niedrigkeit angesehen.“ Nun war Maria niedriger gestellt als andere Menschen. Wir wissen nichts, was sie schlechter gemacht hätte als andere bürgerliche Menschen ihrer Umgebung. Normalerweise sind wir alle sehr stolz. Auch der gottlose Mensch unserer Zeit ist sehr eingenommen von seinen guten Taten und Lebensmaßstäben. Er denkt gar nicht daran, sich als niedrig zu bezeichnen. Im Gegenteil, er sieht sich selbst als groß.
Das wurde Maria erst bewusst, als Gott in ihr Leben hineingriff. Erzählen Sie doch, wie das bei Ihnen war. Erzählen Sie weiter, wie Sie erschraken über die große Schuld Ihres Lebens, wie Gott Ihnen Ihre Sünden so erschütternd vor Augen gemalt hat. Und als Sie dann entdeckten, dass Jesus für Sie starb und es die große Vergebung gab – dieses reine Machen, das so frei und fröhlich macht – dann sagten Sie: „Er hat meine Niedrigkeit angesehen, Gott hat sich um mich gekümmert.“
Dass Gott die Schlechten und Verlorenen sucht, können nur diejenigen sagen, die sich selbst einmal vor Gott in seinem Licht gesehen haben. Das macht unseren weihnachtlichen Lobgesang aus. Wenn wir Gott rühmen, dann ist es dieses große Wunder, dass er sich zu uns herunterbeugt, dass er uns sucht und mit uns etwas vorhat.
Wir haben einen großen Wert mit unserem Leben, auch wenn wir in den Augen der Menschen unwert sind, auch wenn wir Versager sind und Fehler machen. Wenn Gott uns ruft und sucht, dann ist das so groß, weil es uns die Sicherheit gibt, die wir brauchen. „Er hat meine Niedrigkeit angesehen, er hat Großes an mir getan.“ Es ist wunderbar, wenn man seine Lebensgeschichte so erzählen kann.
Vielleicht auch in den letzten Lebenstagen oder als Vermächtnis an die Zurückbleibenden in der Todesstunde: „An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erde, was Christus mir gegeben hat, das ist der Liebe wert.“ Dass Gott etwas mit mir vorhat, ist wichtig.
Die Demut Marias war nicht so, wie man oft meint, dass sie sich verkrochen hätte und gesagt hätte: „Ach, ich bin halt nichts, ich kann nichts, ich bleibe ungeschickt und mache alles falsch.“ Stattdessen sagt sie: „Von mir werden noch Generationen reden.“ Christen haben ein gesundes Selbstwertgefühl, nicht weil sie größer wären als andere, sondern weil sie wissen, dass Gott aus ihrem Leben etwas machen will.
Das sollen sie erkennen: Gott braucht sie für seine Dienste. Gott ruft uns, und dann wollen wir uns zur Verfügung stellen und uns freuen.
Maria rühmt auch Gott, dass sein Name heilig ist. Das ist normalerweise etwas, wovor man sich verstecken möchte und vor dem man erschrickt. Denn wenn Gott heilig ist, passt das doch nicht zu meinem unreinen Leben und meinen dunklen Gedanken. Aber bei Maria war das gerade die Freude: Der Heilige bricht in ihr Leben ein.
Wenn Gott kommt, wird er sogar Gemüt, Sinn und Seele mit hineinnehmen und heiligen. Dann wird das Leben ein Tempel Gottes. Maria sagt: „Ich will ihn preisen und rühmen, seine Barmherzigkeit von Geschlecht zu Geschlecht.“ Das wird von Generation zu Generation weitergegeben, von Müttern und Vätern zu Töchtern und Söhnen, und immer wieder neu erlebt.
Macht Gott groß, erzählt aus eurem Leben! Ihr habt es ja so wunderbar erfahren: Barmherzig und gnädig ist der Herr. Wenn man das immer wieder hört, wie Menschen aus ihrem Leben erzählen, besteht manchmal die Gefahr, dass sie so tun, als hätten sie ihr ganzes Leben in Frömmigkeit gelebt.
Viele von uns kamen aber aus harter Ablehnung gegen Gott heraus, aus Hass gegen ihn. Dann hat uns die Barmherzigkeit Gottes eingeholt. Das sind die bewegendsten Geschichten, die wir weitergeben können.
Bei Maria war es eine schöne Jugendbekehrung, als Gott sie rief und in seinen Dienst nahm. Aber bei vielen von uns waren es abenteuerliche Geschichten, in denen die Barmherzigkeit Gottes groß aufleuchtete.
Macht Gott groß und erzählt das allen weiter! Wir müssen Gott rühmen, und das ist der schönste Lobgesang, der in unserer Welt erklingen kann.
Gottes Wirken in der Welt und die Bedeutung der Stille
Viele Menschen klagen, dass sie von Gott nichts sehen. Sie möchten gerne Gottes Taten erleben, sagen aber: „Ich habe noch nie etwas von Gott erfahren. Ich sehe nur, wie die Welt abläuft, wie die Menschen handeln, welche Geschehnisse sich ereignen. Von Gott sehe ich gar nichts.“ Sie wünschen sich nur ein einziges Zeichen von Gott, dann wären sie zufrieden.
Wie kommt es, dass Maria die Taten Gottes rühmt? Manche sagen: „Ach, sie hat es gut, vor zweitausend Jahren ist das vielleicht noch passiert. Aber heute? Was Großes geschieht heute noch?“ Andere legen die Worte so aus und sagen: „Aha, das ist ein aktuelles Wort in der Bibel.“ So wird heute manchmal gepredigt: „Gott stößt die Machthaber vom Thron. Also müssen wir das Regime in Südafrika stürzen. Alle Christen, vereinigt euch! Wir müssen eine Revolution machen, die morsche Gesellschaft der Bundesrepublik zerschlagen!“
Dann sagen sie: „Steht doch alles drin! Schau, Maria war die erste Revolutionärin, sogar Feministin. Das passt prima zusammen. Da hat man die Predigt fertig: Taten müssen heute gemacht werden, nicht nur Worte. Lasst uns endlich zu Taten schreiten und alles zerschlagen, was uns im Wege steht!“
Steht das wirklich so da? Wo hat Maria revolutionäre Taten ausgeübt? Wäre es nicht genügend Anlass gewesen, nachts ein paar römische Soldaten zu töten? Hat sie das je gemacht? Ein Messer in den Bauch zu stecken? Nichts davon steht geschrieben. Was meint sie denn mit den Taten? Wovon redet sie?
Wir wollen hier Klarheit haben, liebe Schwestern und Brüder, sonst wird alles falsch in unserem Leben. Maria war eine stille Frau. Sie kehrte später an ihren Platz zurück und machte keine großen Worte und auch keine großen Aktionen. Was sie entdeckt hat und mit ihren Worten beschreibt, ist die Gnade Gottes. Aber sie bezeichnet die Gnade Gottes als Tat. Genau das tut sie. Eine größere Tat gibt es in dieser Welt überhaupt nicht.
Jetzt verstehen Sie Maria besser, wenn sie sagt: „Mensch, was ist das? Ihr könnt die Welt revolutionär verändern, von vorne bis hinten, aber sie bleibt die alte Welt. Ihr könnt die Regime von gestern stürzen und neue an die Spitze setzen, doch sie werden so sein wie die alten.“
Aber das Große, was geschieht, wenn die Gnade Gottes, die Nähe Gottes, die Zuwendung in Liebe einen Menschen ergreift, was geschieht dann? Dann geschieht ein Umsturz. Plötzlich sind da schwache, unbedeutende Leute. Ja, aber die müssen doch morgen das Heft in die Hand bekommen? Nein, gerade nicht!
Wie verlief die Geschichte des Reiches Gottes weiter? Nicht so, dass die Christen das römische Imperium ergriffen. Das war ein Zeichen des Niedergangs der Gemeinde Jesu. Da war der kleine Jüngerkreis, und selbst der erlitt Verluste, sodass am Ende nur elf übrig blieben – und darunter auch untreue Leute. Aber die Gnade Gottes war mit diesen Aposteln, und sie bauten Gemeinde auf. In aller Stille vollzog sich das.
Gott vollbringt machtvolle Taten. Wir müssen umlernen. Glauben Sie, die großen Taten werden in den Zentren der Machtpolitik dieser Welt vollbracht? Das ist ein Irrtum, wenn Christen meinen, dort mitmischen zu müssen.
Die großen Taten werden über gefalteten Händen vollbracht, im Gebet. Die großen Taten geschehen, wo Menschen sich in die Nachfolge Jesu rufen lassen. Große Taten werden vollbracht, wo Menschen heute in aller Stille gehorsam Gottes dienen.
Das ist das Bild, das uns Maria gibt. Das heißt nicht, dass Christen sich zurückziehen müssen. Bitte nehmen Sie an, was Sie mit Ihren Gaben in dieser Welt ergreifen können. Gehen Sie hinein, wo sich eine Tür für Sie öffnet. Aber Christen brauchen nicht, dass die ganze Welt ihnen zujubelt. In aller Stille handelt Gott.
Und da sollten wir uns auch nicht zu sehr von dem bewegen lassen, was gerade in den Medien aktuell ist. Manchmal hat man den Eindruck, Christen plappern nur nach, was jede Zeitung schon sagt.
Die großen Taten, an denen kommende Generationen uns einmal messen werden, sind die, ob wir uns heute vom Geist Gottes leiten lassen. Dann werden wir Entscheidungen treffen können, die auch in der Nachwelt Bestand haben. Dann werden wir weiter handeln können als nur für den Augenblick.
Taten werden von dir gewogen, Gott. Du stößt die Reichen weg, die Menschen, die alles in Hülle und Fülle haben, die mächtigen Leute. Gott lässt sie auf der Seite liegen. Das sind keine revolutionären Worte, wie wir meinen, sondern das ist das Handeln Gottes in der Weltgeschichte.
Da ist eine kleine Gemeinde in Persien. Lass doch Khomeini reden und wüten! Wenn nur die Gemeinde Jesu bei ihrem Auftrag und Dienst bleibt – oder in Äthiopien, in Mosambik oder in China –, dann stößt Gott die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Gott macht seine Geschichte so, wie er es durch die Jahrhunderte hindurch getan hat. Die Geschichte der Christenheit hing nie dort, wo Christen Macht und Einfluss hatten, sondern bei den treuen, kleinen, unbedeutenden Leuten, die mit dem Wort Gottes lebten und Gott dienten.
An diesen Menschen orientiert sich Maria. So freut sich Maria an den mächtigen Taten Gottes. Gott wirkt wunderbar und groß in der Niedrigkeit, dort, wo schwache Leute sind. Dort ist Gott am Wirken.
Gottes Beistand für die Schwachen und Erfüllung der Verheißungen
Jetzt möchte ich mich noch einmal absichern. Es gibt heute einen Spruch, der hier und da in unserer Kirche vertreten wird: Gott sei automatisch bei den Armen. Das ist Quatsch und steht nirgendwo in der Bibel. Vielmehr sind es bei den armseligsten Gestalten, die nichts in der Hand haben, diejenigen, die die Hand Gottes fassen. Das sind die Starken, die Unüberwindlichen. Sie können die Welt besitzen und sind es, die Geschichte machen.
Noch etwas zum Schluss: Gott löst seine Zusagen ein. Das gehört mit dazu zu diesem wunderbaren Lobgesang. Maria erinnert daran, wie die Verheißungen Gottes nun erfüllt werden, wie er es unseren Vätern zugesagt hat – Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.
Wenn man dann die Abrahamsgeschichte wieder liest, stößt man auf die große Geschichte, wie Gott den Bund mit Abraham macht. Der Bund ist eine Verfügung, in der Gott festlegt, was er alles noch an Heil in dieser Welt wirken will. Maria erkennt in diesem Augenblick: Alle diese großen Worte sind erfüllt und bestätigt.
Ich hoffe, dass Sie das Alte Testament genauso lieb haben wie das Neue Testament. Denn es ist so, dass all die großen Zusagen an das Volk Israel nun eingelöst und erfüllt sind! Ich darf mich darauf berufen und sagen: Herr, du hast so große Worte gegeben in deinem Bund an das Volk Israel: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Das gilt nun auch mir.
Ach, wie wunderbar! Da sind Worte, die mir gelten. Was du den Vätern versprochen hast, da darf ich mich einfügen lassen in den großen Bund. Und dann brauchen wir uns nicht um die Zukunft zu sorgen, sondern wissen, dass Gott seine Geschichte zu Ende führt. Das geschieht durch die Jahrhunderte hindurch.
Maria wusste noch nicht, wie die Sache weitergeht. Sie stand ja schon in nächster Zeit vor einem schweren Ereignis. Eine Mutter, die in ein paar Monaten ein Kindlein erwartet, wird sicher etwas bangen und sagen: Hoffentlich geht alles gut. Wenn sie sich dann noch auf eine weite Reise machen muss und erlebt, dass sie keine Unterkunft hat, ist das eine Herausforderung.
Vielleicht sind manche unter uns, die eine dunkle Zukunft vor sich haben, und sagen: Wenn du wüsstest, wie krank ich bin und wie viel Schweres vor mir liegt. Einer, der keinen Arbeitsplatz hat oder bald seinen Arbeitsplatz verliert, oder der keinen Studienplatz bekommt – das ist nicht leicht.
Doch wie Maria sagt: Gott löst alle seine Zusagen bei mir ein. Ich weiß das sicher und fest. Was Gott Abraham versprochen hat und was er den Vätern verheissen hat, das gilt mir ganz persönlich. Darum steht sie da, singt ihre Lieder, freut sich und sorgt sich nicht um den morgigen Tag.
Da können wir viel von Maria lernen. Ich bin des Herrn Macht, mir geschehe, wie du gesagt hast, Herr. Jetzt will ich erleben, was du tust in meinem Leben. So müssen wir sprechen. Amen.
Gemeinsames Singen und Gebet zum Abschluss
Wir singen das Adventslied 401, Hosianna, Davids Sohn, vom zweiten bis zum sechsten Vers. Danach beten wir.
Herr Jesus Christus, unser Mund ist so oft stumm. In diesen Weihnachtstagen sind es nicht nur die Menschen um uns herum, die von materiellen Gedanken erfüllt sind, sondern oft auch wir selbst.
Wir hängen an vielen Äußerlichkeiten, anstatt dich zu rühmen und zu preisen. Zeige uns, wie wir vielen anderen in diesen Tagen von dir erzählen dürfen – einfach von dem, was wir mit dir erlebt haben.
Löse uns die Zunge, damit wir freimütig davon berichten können. Lass uns nicht verkrampft, sondern auf natürliche Weise sprechen, damit viele andere an deinen Segnungen teilhaben können.
Hilf uns, ihnen zu zeigen, wie uns deine Worte gelten und wie wir uns an deinen großen Zusagen freuen können. Gib, dass diese Freude nicht nur tief in unserem Herzen ruht, sondern auch nach außen durchbricht. So werden wir fröhliche Menschen und ein Zeugnis für unsere Umgebung.
Wir wollen dich auch für viele in unserer Nähe bitten, die in diesen Weihnachtstagen voller Trauer und Leid sind. Lass sie dich erkennen und deine Weihnachtsfreude durch dein Kommen erfahren.
Mach diese Freude groß über Sterbende und Schwerkranke, über Depressive und viele junge Menschen, die keinen Lebensinhalt mehr sehen.
Gib, dass das Evangelium, das verkündet wird, viele erreicht und fröhlich macht. Auch hier in unserer Kirche, wenn Menschen kommen, die dich nicht kennen, gib ihnen die Entscheidung für dich, dass sie in deine Nachfolge treten und dir gehorsam werden.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Hinweise zum Gemeindeleben und Segen
Sie können gerne noch stehen bleiben; es gibt nicht mehr viel mitzuteilen.
Nach jedem Gottesdienst hier um halb zehn bieten wir ein Nachgespräch an. Wenn Sie mit Ihrer Advents- und Weihnachtsfreude nicht klarkommen, gehen Sie bitte hinüber. Dort können Sie persönlich und unter absoluter Verschwiegenheit im Clubzimmer des Gemeindehauses sprechen. Das Nachgespräch findet jetzt gleich im Anschluss statt. Ich möchte Sie bitten, dieses Angebot wahrzunehmen.
Wir haben den neuen Notizzettel, den gelben, der für alle unsere Gottesdienste und Veranstaltungen genutzt werden soll. Sie dürfen den Notizzettel bis zum Altjahrsabend verzeichnen. Der alte liegt noch auf Nummer 68, das ist ein weißer Zettel. Nehmen Sie ihn mit und helfen Sie auch in Ihrer Nähe neuen Besuchern, die zum ersten Mal da sind. Begrüßen Sie sie richtig und unterstützen Sie sie dabei, die richtigen Veröffentlichungen zur Hand zu haben. So wissen sie auch Bescheid, wann wir an den Weihnachtstagen Gottesdienst feiern.
Der erste Gottesdienst am Heiligen Abend richtet sich vor allem an Familien mit Kindern. Dort freuen wir uns, wenn die Kinder fröhlich sind; das ist keine Störung. Der zweite Gottesdienst ist um zehn Uhr. Wir sind dankbar, wenn diejenigen, die nicht an Kinder gebunden sind, auf diesen ausweichen können. Dort haben wir immer genügend Platz, und es ist ein schöner Gottesdienst, der vom Chor gestaltet wird.
Die Kinderkirch-Weihnachtsfeier findet heute um siebzehn Uhr statt. Dort hinten bei den Auslagen liegen auch wichtige Unterlagen. Außerdem finden Sie dort ein Verteilblatt, das wir für Besuche vorbereitet haben. Wenn Sie jemanden besuchen möchten, nehmen Sie es bitte mit. Wir haben es dort hingelegt, um Ihnen zu helfen. Zusätzlich liegt ein Adventsblatt bereit sowie ein Blatt zum neuen Jahr. Dieses sehr gute Blatt wird von Frau Dorothea Hille gestaltet und beschäftigt sich mit der Bibel.
Unser Opfer heute ist für unseren Doktor Kilgus bestimmt, der in Pakistan in einem Stammesgebiet an der Grenze zu Afghanistan arbeitet. Wir sind sehr froh, dass wir konkrete Verbindungen zu solchen Männern und Frauen haben, die im Dienst der Liebe stehen und wichtige Missionsarbeit vom Missionshaus Wiedenest leisten. Dort in Pakistan gibt es eine große Arbeit, eine neue ärztliche Einrichtung wurde aufgebaut, ein Hospital, und es geschieht viel praktische Hilfe.
Wir wollen auch in diesen Weihnachtstagen an ihn denken und an die anderen aus unserer Gemeinde, die irgendwo in der Welt im Dienste Jesu im Einsatz sind.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
