Einführung und Lesung des Sendschreibens an Philadelphia
Wir haben jetzt das Sendschreiben an die Versammlung in Philadelphia. Zunächst möchte ich den Text vorlesen:
Offenbarung 3,7:
Dem Engel der Versammlung in Philadelphia schreibe: Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel des David hat, der öffnet, und niemand wird schließen, und schließt, und niemand öffnet.
Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag. Denn du hast eine kleine Kraft. Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.
Siehe, ich gebe aus der Synagoge des Satans diejenigen, die sagen, sie seien Juden, es aber nicht sind, sondern lügen. Siehe, ich werde sie zwingen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.
Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.
Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme.
Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen im Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen. Und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes, den Namen der Stadt meines Gottes, das neue Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.
Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt.
Die Gemeinde der Bruderliebe als Gegenbild zu Sardes
Die Gemeinde der Bruderliebe – welch ein Gegensatz zu der Gemeinde, von der wir vorhin hörten: Sardes, die sterbende Gemeinde. Ich könnte mir vorstellen, dass es uns allen ähnlich erging wie mir. Man ist ziemlich geschockt, wenn man darüber nachdenkt, was sich dort abgespielt hat. Es handelt sich um eine Gemeinde in der zweiten, bestenfalls dritten Generation, also eine relativ junge Gemeinde. Dennoch war sie schon so weit vom Herrn entfernt, schon so leblos und offensichtlich auch lieblos.
Ich glaube, das hängt sehr eng zusammen: Wo wahre Liebe zum Herrn vorhanden ist, da ist auch Liebe zueinander. Die Liebe zueinander bringt uns zusammen, um miteinander das Werk des Herrn zu tun. Alles hängt ganz eng miteinander zusammen.
Ich möchte dieses Sendschreiben an Philadelphia einmal unter diesem Gesichtswinkel betrachten: Hier haben wir die Therapie für die Gemeinde in Sardes. Das will ich jetzt nicht als den Weisheit letzten Schluss hinstellen, aber im Hinblick auf die Seelsorge ist das ein sehr hilfreicher Gedanke. Wie kann Leben wieder entstehen? Was sind Kennzeichen des Lebens? Wie sieht wahre Liebe zum Herrn, zu Gott, zu seinem Wort aus? Wie drückt sie sich im Miteinander aus?
Gibt es für uns Hoffnung, auch in unserer Zeit aus dem Seelenschlaf von Sardes aufzuwachen, sofern wir uns dort wiederfinden, und hinzukommen zu dem Zustand oder Verhalten von Philadelphia? Auch wenn, hoffe ich, niemand von uns wagt, von sich zu behaupten, dass er zu Philadelphia gehört, so hoffe ich doch, dass wir alle den Wunsch haben, dass der Herr uns eines Tages so beurteilt wie die Geschwister in Philadelphia.
Das soll unser Ziel sein: dass er das eines Tages von uns sagen kann. Wir werden das selbst sicher nie von uns sagen, wenn wir einigermaßen um unsere Natur wissen – um die Verderblichkeit, die Schwachheit, auch unsere alte Natur und wie sehr wir von der Gnade des Herrn abhängig sind.
Die Bedeutung der Selbsterkenntnis und der Visitenkarte des Herrn
Wir haben das schon gehört, und Wolfgang hat mir natürlich wieder einige schöne Gedanken weggenommen, wie das öfter so geschieht. Aber es ist ja kein Fehler, man kann das eine oder andere nochmal wiederholen.
Es liegt mir also auch am Herzen, nochmal auf die verschiedene Betrachtungsweise der Sendschreiben hinzuweisen und eben auch auf den Punkt, dass der Herr immer zu Beginn seine Visitenkarte abgibt. Er schreibt etwas über sich, was dann jedes Mal, kann man wirklich durch die Bank sagen, auf das Sendschreiben zutrifft und den Kern irgendwie schon im Voraus beleuchtet.
Bei Ephesus ist das auch ziemlich klar, wenn davon die Rede ist, dass er die sieben Sterne in seiner Hand hält. Denn in Ephesus geht es gerade um die Entfremdung des Herrn von seiner Gemeinde. Er macht deutlich: Auch wenn ihr euch entfernt habt, mich verlassen habt, eure erste Liebe, ich habe euch nicht verlassen. Ich halte euch noch in meiner Hand.
Wir haben das eben auch gesehen in Verbindung mit Sardis, wie genau die Visitenkarte die Situation auf den Punkt trifft. Hier ist etwas sehr Interessantes. Ich weiß nicht, wie weit uns das schon aufgefallen ist.
Bei allen anderen Sendschreiben finden wir, dass der Herr etwas aufgreift, was uns in Kapitel 1 in dieser großartigen Schau aufgezeigt wird. Normalerweise hätten wir damit beginnen müssen. Wir hatten nun nicht so viel Zeit für die Vorträge. Man müsste eigentlich Kapitel 1, den letzten Abschnitt lesen, wo uns der Herr vorgestellt wird und wo all diese Attribute vorkommen, die in den Sendschreiben wieder in der Visitenkarte erwähnt werden.
Nur bei Philadelphia ist das anders. Hier wird etwas erwähnt, was in der Beschreibung von Offenbarung 1 nicht erwähnt wird.
Meine Erklärung ist folgende, wobei ich nicht den Anspruch erhebe, dass es die einzige Möglichkeit sei: Ich persönlich erkläre mir das so, dass das, was der Herr in diesem Sendschreiben deutlich macht – dieses enge Verhältnis, das er zu dieser Gemeinde hat, diese enge Liebesbeziehung – und dass dann auch etwas ihr verheißend wird, was nur sie selbst kennt, sonst niemand.
Hier deutet der Herr schon an, dass es Geheimnisse zwischen ihm und solchen gibt, die ihm besonders treu sind, die ihm besonders nah sind. So wie Johannes, der im Schoss des Herrn lag und die Liebe des Herrn besonders empfand.
Dem wird mehr anvertraut, mehr offenbart als den anderen, weil er besonders nah bei Jesus war. Dass das hier schon angedeutet wird: ein Geheimnis, das den anderen nicht gesagt wird.
Die Heiligkeit und Wahrhaftigkeit Gottes als Grundlage der Bruderliebe
Der Herr teilt dieser Gemeinde noch eine weitere Eigenschaft mit: die Brüderliebe. Zunächst sagt der Heilige, der Wahrhaftige. Natürlich ist das keine neue Offenbarung, denn das durchzieht das gesamte Wort Gottes.
Ich finde jedoch, in Verbindung mit der hier besonders betonten Bruderliebe und der Liebe zum Herrn, kann ich mir das so erklären, dass der Herr sich hier als den Heiligen bezeichnet – als erstes Attribut, als erste Eigenschaft seines Wesens. Die Liebe wird sehr oft gegen die Heiligkeit Gottes ausgespielt, und viele Leute denken, man müsse das nicht so genau nehmen. Man zitiert dann 1. Petrus 4 mit den Worten: „Die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden“ und meint damit, man müsste es nicht so genau nehmen.
Aber gerade wenn hier seine Liebe zu seiner Gemeinde beschrieben wird und die Gegenliebe der Gemeinde zu ihm als Folge davon – „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ –, steht die Heiligkeit am Anfang. Das widerspricht sich nicht.
Es ist interessant, wenn vom Wesen Gottes anschließend die Rede ist, in den Kapiteln 4 und 5 der Offenbarung. In Offenbarung 4 haben wir zunächst die Heiligkeit Gottes, Gott als Schöpfergott, Gott als den Heiligen. Auch in der Anbetung der vierundzwanzig Ältesten kommt das zum Ausdruck.
In Kapitel 5 dagegen haben wir Gott als Liebe, den Erlöser Gott, das Lamm, von dem wir gerade gehört haben. Ich dachte, als ich euch zuhörte, am liebsten würde ich jetzt über Offenbarung 5 sprechen, denn es würde wunderbar zum Lied passen. Aber es passt auch zu unserem Text.
Auch dort haben wir die Reihenfolge: zunächst die Heiligkeit Gottes in Kapitel 4 und dann die Liebe Gottes in Kapitel 5. Beides gehört zusammen, aber echte Liebe verzichtet niemals auf die andere Komponente, auf die Heiligkeit.
Dabei geht es darum, dass die Trennung von der Sünde, die Absonderung von der Sünde und unsere Heiligkeit betont werden. Es geht um die Hingabe an Gott, die Nähe Gottes und die Gemeinschaft mit dem Herrn. Je näher wir beim Herrn sind, desto überwältigter sind wir auch von seiner Liebe.
Das ist auch mein Wunsch am Ende dieser Konferenz. Es ist ja noch nicht der letzte Vortrag, das wird sicher beim Nachfolgenden noch deutlicher werden: dass wir einfach überwältigt sind von der Liebe unseres Herrn und auch von seiner unglaublichen Geduld.
Ich muss sagen, im Hinblick auf mein eigenes Leben staune ich, je älter ich werde, über die Geduld des Herrn mit mir – über den langen Atem Gottes. Dass wir da neu erfüllt werden mit Zuversicht für den Alltag hinaus.
Das ist derselbe Gott, derselbe Herr, derselbe Heilige Geist, dieselben Kraftquellen, die wir wie die ersten Christen haben. Wir haben sogar noch mehr. Paulus wusste nicht so viel wie wir. Das ist kein Zeichen von Unbescheidenheit, das können wir ganz einfach beweisen: Paulus kannte noch nicht die Offenbarung. Wir haben das gesamte Wort Gottes.
Ob wir allerdings tatsächlich mehr wissen als Paulus, hängt von jedem Einzelnen ab, wie weit wir uns mit dem Wort beschäftigen. Aber wir könnten es auf jeden Fall.
Jesus ist der Heilige dieser Gemeinde, die so in Liebe miteinander verbunden ist. Es ist ganz offensichtlich, die Liebe zu ihrem Herrn verbindet sie miteinander und führt uns zum Bruder.
Wahrhaftigkeit im Umgang miteinander als Ausdruck der Liebe
Und dann auch der wahrhaftige Umgang miteinander. Wie schnell beschönigen wir Dinge? Wenn wir nichts Gutes über den anderen sagen können, dann sagen wir am besten gar nichts und beten für ihn. Aber sind wir wirklich wahrhaftig?
Die Wahrhaftigkeit hängt natürlich eng mit der Wahrheit zusammen. Bei der Wahrheit geht es um das Objektive, bei der Wahrhaftigkeit um das Subjektive. Meine Antwort, mein Umgang mit dem anderen: Rede ich mit dem Bruder genauso, wie ich über ihn rede, wenn er nicht dabei ist? Oder besuchen wir uns gegenseitig, um bei einer dampfenden Tasse Kaffee die Geschwister durch den Kakao zu ziehen? Das kann man auch machen. Wie ist unsere Haltung zueinander?
Diese Wahrhaftigkeit unseres Herrn können wir gerade in den Evangelien von ihm lernen. Er hat die Leute auch nicht unnötig verletzt. Auch wenn er die Wahrheit sagte, wollte er sie für seine Sache gewinnen. Aber er sagte nur das, was notwendig war, was eben die Not wenden konnte. Das hat er deutlich gemacht.
Das ist auch mein Wunsch für uns, wenn wir in der Verkündigung für die Brüder stehen. Wenn wir zum Beispiel über so ein ernstes Thema sprechen, wie Wolfgang das gerade getan hat, dann sollten wir alle merken, dass das aus einem Herzen heraus geschieht, das mitleidet. Wir stellen uns damit zurück. Es ist uns ganz wichtig, dass wir nicht sagen: „Es gibt die Evangelikalen, dazu gehören wir ja fast gar nicht mehr.“ Wir werden ja mittlerweile als die sonderbaren Evangelikalen bezeichnet, als die christlichen Fundamentalisten, und fühlen uns vielleicht ganz getrennt von ihnen.
Wir sind aber auch ein Teil der Christenheit. Wir können uns da nicht völlig freisprechen. Wir können auch nicht von uns sagen, wir haben alles richtig gemacht und das berührt uns nicht. Diese Haltung müssen wir auch haben, wie Daniel sie hatte. Das hat mich bei Daniel immer sehr beeindruckt.
Wenn in Daniel 9 dieses Bußgebet von ihm gesprochen wird, bekennt er am Ende die Schuld des Volkes und seine eigene Schuld. Er sagt ausdrücklich „meine Schuld“, nicht einmal „unsere Schuld“, wie wir leicht sagen. Diese Haltung wollen wir haben, obwohl wir längst nicht so viel aufzuweisen haben wie Daniel. Wir haben noch viel mehr Grund, uns mit darunter zu beugen, wenn die Entwicklungen so geworden sind, wie sie sind – die wir sicher auch nicht ändern können.
Aber dass wir jetzt zu den einen oder anderen Stellung beziehen, das ist unsere heilige Christenpflicht. Und auch ermutigen – das möchte ich in diesen Tagen in meinem Beitrag tun. Trotz allem, was uns zurückhalten, niederdrücken, frustrieren oder unter Umständen in Verzweiflung führen möchte, daran festzuhalten: Der Herr kann heute noch genauso wirken, dort wo Menschen die Voraussetzungen erbringen, wie es hier bei Philadelphia geschieht, in dem Wissen um den Heiligen und den Wahrhaftigen.
Der Herr als der gute Hirte und König Israels
Das ist das Lamm, das für uns geschlachtet wurde. Das ist der gute Hirte, der sein Leben für seine Schafe gegeben hat und uns jetzt auf rechter Straße führt – um seines Namens willen. Er kümmert sich selbst um seine Herde. Selbst wenn wir oft versagen, wird er sein Ziel erreichen.
Nun kommt noch etwas hinzu, das in der Vorstellung des Herrn in Offenbarung 1 verborgen enthalten ist. Es ist nicht direkt offenkundig, aber man kann es entdecken, wenn man danach sucht. Der Herr sagt: „Ich bin derjenige, der den Schlüssel Davids hat, der da öffnet, und niemand wird schließen; und schließt, und niemand öffnet.“ Das ist ein Hinweis darauf, dass unser Herr auch der Messias ist, der König Israels.
In der Vorstellung des Herrn in Offenbarung 1 wird er als Menschensohn bezeichnet. Das haben die Menschen damals sofort verstanden. Das war sein Titel als Messias. Wir wissen das aus Daniel 7. Er selbst hat auf diesen Titel hingewiesen, als er vor dem Hohenpriester verhandelte: „Ihr werdet den Sohn des Menschen, der niederkommt, auf den Wolken des Himmels sehen.“ Sie haben ihn sofort verstanden und wussten, was er damit meinte. Doch sie wollten ihn nicht annehmen.
Der Schlüssel Davids bedeutet, dass er sein Königtum antreten wird, und niemand wird ihn daran hindern. In der Zwischenzeit hat er dieses Königtum verschlossen. Israel ist beiseite gesetzt, aber nicht für immer. Eines Tages wird er wieder öffnen. Das wird in der Offenbarung beschrieben, wie das dann vonstattengeht.
Diese Erinnerung gilt auch für uns, wenn wir Philadelphia nacheifern möchten. Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Herr von Geburt her Jude ist und zu diesem jüdischen Volk gehört. Wir sollen Israel auch nicht vergessen – weder in unseren Gebeten noch in der Verkündigung, gerade wenn wir vom Alten Testament her das eine oder andere übernehmen. Das ist ja der Grund!
Mich fragte eine Schwester neulich, ob in den Brüderversammlungen, zu denen ich mich auch zähle, israelfeindliche Tendenzen bestehen oder ob man dort von Israel nicht spricht. Sie meinte, es werde überhaupt nicht über Israel gepredigt. Ich antwortete ihr, dass ich natürlich nicht weiß, an welche Versammlung sie denkt oder woher sie das gehört hat.
Für uns hat Israel einen hohen Stellenwert. Allerdings gehören wir nicht zu den sogenannten „Israel-Fans“, die alles, was in Israel geschieht, als großartig und wunderbar ansehen und keine Fehler erkennen. Das natürlich nicht. Der Großteil des Volkes ist noch ungläubig.
Hesekiel 37 beschreibt die Situation, in der wir heute stehen. Sie haben noch nicht das Leben aus Gott, aber sie rücken zusammen. Gott hält seine Hand über sie. Wir wissen um die glorreiche Zukunft dieses Volkes im zukünftigen tausendjährigen Reich, an das wir auch glauben, so wie es die Schrift sagt. Wir freuen uns darüber, dass Israel diese Zusage hat.
Wir wollen das nicht vergessen und auch für Israel beten. Ebenso für unsere Geschwister dort, die in Israel selbst einen sehr schweren Stand haben. Manche Verfolgung geschieht auch dort.
Unser Herr wird eines Tages über die ganze Welt regieren – und wir mit ihm. Doch vorher haben wir noch andere Aufgaben. Das Reich Gottes wird jetzt noch nicht in dieser Welt sichtbar aufgerichtet. Wohl aber das unsichtbare Reich Gottes – in unseren Herzen.
Matthäus 13 beschreibt das Reich der Himmel als etwas Verborgendes, dort, wo Christus herrscht. Als unser Herzenskönig, wenn man das so sagen kann, aber vor allem als der Bräutigam, auf den wir warten. Er ist der Herr, der uns als seine Diener, als seine Sklaven, in diese Welt aussendet.
Die geöffnete Tür und die kleine Kraft der Gemeinde
Und jetzt kommt ein interessanter Satz, nur vier Worte: Ich kenne deine Werke. Punkt. Weiter wird zunächst gar nichts gesagt.
Wir haben im Sendschreiben an Thyatira von sehr vielen Werken gehört. Auch von anderen wissen wir, dass der Herr das, was lobenswert ist, anerkennt. Und das ist auch so. Doch ich möchte darauf hinweisen, dass Jesus in all diesen Dingen, wenn er anfängt mit „Ich kenne dies und jenes“, nicht sagt: „Ich erkenne das an.“ Das ist nicht dasselbe.
Erst aus dem Zusammenhang wird deutlich, ob er etwas anerkennt, unter Umständen auch kritisch sieht oder einfach nur zur Kenntnis nimmt. Ich glaube, das ist zunächst der Hauptgedanke. Im Hinblick auf die Seelsorge ist das ein äußerst wichtiger Gedanke: Der Herr nimmt alles zur Kenntnis, was wir tun – ob für ihn oder auch nicht. Es entgeht ihm nichts.
Jesus deutet das in der Bergpredigt an. Er sagt: Wenn ihr betet, müsst ihr nicht öffentlich an die großen Plätze gehen und euch dort zeigen. Geht ins Kämmerlein, schließt ab, denn euer Vater, der im Verborgenen sieht, wird es euch vergelten. Er nimmt alles wahr.
Das zeigt schon, wie wichtig es gerade in der Seelsorge ist, zuzuhören und sich zu informieren: In welcher Situation befindet sich die Person, die ein Problem vor uns ausbreitet? Bin ich auf dem Laufenden? Kann ich wirklich situationsbedingt weiterhelfen? Der Herr macht deutlich: Ja, er kann es. Er sieht alles und ordnet es entsprechend ein.
Manchmal muss er sagen, wie bei Thyatira: „Bist du sehr fleißig, tust sehr viel. Aber ich rate dir,“ sagt er am Schluss, „tu meine Werke.“ Vorher spricht er immer nur von deinen Werken, deiner Liebe, deinem Glauben und so weiter. Am Schluss sagt er: „Tu meine Werke“, also das, was er vorbereitet hat, darin zu wandeln.
Ich gehe mal davon aus, dass Philadelphia – ich bin jetzt nicht auf die geografische Situation eingegangen, weil das Thema so umfangreich ist – wir wollen uns hier auf das Verhältnis zwischen dem Herrn und seiner Gemeinde konzentrieren und darauf, warum er sie so positiv beurteilt. Ich vermute, dass Philadelphia keine besonders bedeutende Gemeinde war.
Ich könnte mir vorstellen, dass die anderen etwas auf sie herabgeschaut haben: keine tollen Aktivitäten, nichts, was besonders erwähnt wird, offensichtlich auch nicht besonders groß. Ich denke, damit gehen wir nicht über den biblischen Rahmen hinaus. Was soll ich schon von deinen Werken sagen? Was wird da sichtbar? Offensichtlich nicht allzu viel, was den Menschen ins Auge sticht.
Aber der Herr beobachtet Dinge, die für ihn ungeheuer kostbar sind und Langzeitwirkung haben. Über diese wollen wir uns austauschen. „Siehe, ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand zu schließen vermag.“
Seder hat vom Schlüssel Davids gesprochen im Hinblick auf Israel: Wenn er schließt, kann keiner öffnen, wenn er öffnet, kann keiner schließen. Und jetzt sagt er der Gemeinde: „Dir habe ich auch eine Tür geöffnet, und die kann niemand schließen. Du brauchst gar keine Angst zu haben.“
Er gibt die Begründung: „Denn du hast eine kleine Kraft.“ Er sagt nicht: „Du hast eine große Schwachheit.“ Das sagen wir oft unter uns. Wir sagen zwar, wir sind in den Jahren der kleinen Kraft, ansonsten haben wir große Schwachheit. Was können wir schon bewirken? Wie können wir den Trend umkehren? Das können wir gar nicht.
Aber wir können mit Gottes Hilfe vermeiden, dass dieser Trend uns ergreift. Wir können uns dagegen wehren. Wir sind verantwortlich für unser direktes Umfeld, in jedem Fall. Da können wir uns nicht entschuldigen, wenn diese Dinge ungehindert in unsere Gemeinde hineinkommen und wir nichts unternehmen. Da sind wir gefordert.
Wir haben den Heiligen Geist, wir haben Gottes Wort, wir haben den Herrn auf unserer Seite, wenn wir für seine Sache streiten. Was hindert uns daran, den Mund zu öffnen und vor allem in der Art und Weise, wie wir unter den Geschwistern wirken, auch glaubwürdig zu sein?
Es gibt ja manche Leute, die ständig meckern, aber wenig dazu beitragen, dass sich die Dinge ändern. Man kann schnell kritisieren, aber es geht nicht nur um die Diagnose, sondern auch um die Therapie: Wie kommen wir da heraus?
Der Herr sagt mit anderen Worten: „Ich öffne für dich die Tür, denn du selber kannst das gar nicht.“ Das ist eine kleine Kraft, aber er sagt immerhin: Nicht, du hast keine Kraft. Haben wir mal darüber nachgedacht?
Es gibt eine Richtung, die an vielen Stellen ziemlich präsent ist, wo die Leute sagen: „Ich sage es mal einfach: Gott tut alles, der Mensch tut nichts. Und wenn irgendwas nicht klappt, dann hat der Herr es nicht gewollt, wir können ja nichts daran ändern. Der Mensch ist nicht gefordert, Gott tut alles, wir tun nichts.“
Soweit ich die Bibel verstehe, ist das nicht die einzige Botschaft der Bibel. Sie könnte leicht in die falsche Richtung führen. Wenn es darum geht, das Heil zu bewirken, dann können wir sagen: Da hat Gott alles allein getan, und der Mensch hat nichts beigetragen. Das Werk von Golgatha ist allein Gottes Werk.
Damit wir daran Anteil haben, müssen wir allerdings der Aufforderung des Herrn Folge leisten: „Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Wer da will, ist ein Herzens- und Willensentschluss. Das Werk an sich hat Gott allein getan.
Aber wenn es darum geht, mit dem Herrn zu leben, sagt die Schrift: Wir sind Gottes Mitarbeiter, wir arbeiten mit. Die Schrift macht auch deutlich: Auch da tut Gott das Entscheidende, er öffnet die Türen. Aber der Sinn ist, dass wir hindurchgehen.
Warum sagt der Herr: „Die Tür ist vor dir geöffnet“? Er sagt nicht: „Ich habe die Tür hinter dir geöffnet.“ Er macht es so deutlich, dass wir direkt mit der Nase darauf stoßen.
Es ist wichtig, dass wir wirklich die offenen Türen erkennen. Aber die offenen Türen können wir nur erkennen, wenn wir nah bei Jesus sind, weil er sie direkt vor uns öffnet. Wenn wir diese Gemeinschaft mit dem Herrn nicht haben – und wie wir sie bekommen und behalten, sagen die nächsten Verse – steht alles in diesen wunderschönen Sendschreiben drin. Das soll uns beschäftigen.
Er öffnet die Tür, aber er erwartet von uns, dass wir hindurchgehen. Natürlich tun wir das in seiner Kraft. Aber wir können uns auch dagegen wehren.
In Lukas 7 heißt es, die Pharisäer und Schriftgelehrten machten den Ratschluss Gottes im Hinblick auf sich selbst ungültig, indem sie sich nicht mit der Taufe des Johannes taufen ließen. Sie waren unbußfertig.
Wir hindern Gott an der Ausführung seines Plans im Hinblick auf sich selbst, wenn wir unbußfertig sind. Wir haben in diesen Tagen schon gehört, auch von Wolfgang sehr deutlich, dass es darum geht, Buße zu tun.
Buße zu tun heißt, so zu denken wie Gott, umzudenken, aus dem bequemen Leben der Sorglosigkeit, der Selbstgenügsamkeit usw. herauszukommen und die Situation so zu erkennen, wie Gott sie uns schildert.
Aber dann greift er ein, stärkt uns die Hände und zeigt uns die Leute: dem Evangelisten, wer aufnahmebereit ist fürs Evangelium; dem Hirten, wer Ermutigung oder Ermahnung braucht; dem, der die Gabe der Hilfeleistung hat, wer materielle Hilfe braucht.
Unsere Gaben sind unterschiedlich ausgerichtet, nicht jeder tut dasselbe. Aber Gott öffnet uns die Türen entsprechend dem Auftrag, den wir haben, wenn wir uns neu von seinen Plänen füllen lassen.
Wenn uns neu wichtig ist, was ihm wichtig ist, und wenn wir lernen, die Dinge von der Warte der Ewigkeit zu beurteilen: Was hat in der Ewigkeit noch Wert und Bestand? Und was nicht?
Dementsprechend sollten wir auch, wie man heute sagt, unsere Prioritäten setzen.
Das Bewahren des Wortes und des Namens Jesu
Ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben, denn du hast eine kleine Kraft. Und noch etwas sagt er: Du hast mein Wort bewahrt.
Ich fand die Erklärung von Wolfgang sehr schön, denn er hat ja auch vom Bewahren gesprochen. Was versteht die Bibel darunter? Nicht verwahren, sondern bewahren. Das Bewahren im Hinblick auf die Seligpreisung der Offenbarung: In den ersten drei Kapiteln kommt das Bewahren jedes Mal vor, und am Ende noch einmal neu.
Das heißt, wir sammeln Informationen, ordnen sie, damit wir sie verstehen. Dann nehmen wir das, was wir verstanden haben, in unser Leben auf und tun es!
Ich habe zu Beginn der Konferenz Johannes 13 zitiert, wo der Herr zu seinen Jüngern sagt: „Wenn ihr das alles wisst, seid ihr glücklich.“ Ich habe dann eine Pause gemacht, um zu sehen, ob sich einige Gesichter etwas verändern, aber die meisten blieben ganz ruhig.
Natürlich haben wir das dann klargestellt: Der Satz ist da noch nicht zu Ende. „Glückselig seid ihr, wenn ihr es tut“, sagt der Herr. Und das heißt bewahren.
Bewahren heißt wissen. Wir nehmen es auf. Das heißt, wir können nur etwas bewahren, was wir kennen. Und das hängt wieder von unserem Bibelstudium ab, aber eben auch davon, es zu tun.
Wir wollen Jünger Jesu werden, wie der Meister uns gebrauchen und bewegen lassen möchte, in dem Sinne, wie es ihm gefällt. Das heißt, sein Wort bewahren.
Dabei geht es nicht nur um das Wort, das er selbst in den Evangelien gepredigt hat – aber natürlich auch darum –, sondern um das ganze Wort. Er steckt ja hinter der Inspiration der Heiligen Schrift.
Unser Herr hat durch seinen Geist die Männer angetrieben, ihnen den Geist eingehaucht und darüber gewacht, dass das Ergebnis, das schriftliche Ergebnis, Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe Gottes Wort war.
Es ist nie alles diktiert worden. Ja, manchmal hat der Herr ihre Gedanken gelenkt. Sie haben nicht immer ein lautes Wort gehört, manchmal schon, es war auditiv, wie man eine Tonbandbotschaft hört, oft aber auch nicht.
Die Methode der Inspiration ist unterschiedlich, aber das Ergebnis ist klar. Deswegen sprechen wir von Verbalinspiration, nicht von der Diktatmethode, aber verbal – jedes Wort vom Heiligen Geist eingehaucht, so wie es in den Originalschriften niedergeschrieben wurde.
Das ganze Wort bewahren, auch was im Alten Testament steht, hat große Bedeutung für uns.
Ich habe vor kurzem Erste Chronika durchgelesen. Das sind ja nicht nur die ersten neun Kapitel, es geht ja noch ständig weiter. Es sind fast nur Geschlechterlinien aufgezeigt. Aber das ist hochinteressant, mach das mal.
Es ist nicht nur, dass da Namen sind, fast in jedem Kapitel. Zwischendurch kommt ein Satz, der etwas ganz Besonderes sagt: Sie konnten die Zeichen der Zeit beurteilen, und andere machten dies und jenes.
Hochinteressant, wie selbst in solchen Kapiteln, die viele überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen, Gott zu uns spricht durch solche kleinen Bemerkungen.
Das ganze Wort bewahren.
Nun bin ich nicht der Erste, der das bemerkt hat. Das ist ein Satz, der allgemein bekannt ist, ich denke auch in unseren Kreisen: Die Bibel spricht nicht überall von uns.
Die Bibel macht schon Unterschiede: Was für Israel bestimmt ist, was für die Gemeinde bestimmt ist, was für die Heiden gilt, für die Nationen, und was allen zusammen gilt.
Auch die Namen des Herrn sind für verschiedene Menschengruppen ein hochinteressantes Thema.
Sie spricht nicht überall von uns, aber sie spricht überall zu uns. Die Botschaft meint uns überall, auch wenn es nur Anschauungsmaterial ist, dass wir es nicht so machen, wie sie es gemacht haben, sondern anders.
Dass uns Sardes als Warnung dient, nicht einzuschlafen, und Philadelphia als Ermutigung – auf diese einfache Art und Weise.
Das sind ja ganz einfache Dinge, die hier genannt werden: Dem Herrn zu folgen, das Wort bewahren und meinen Namen nicht verleugnen.
Lesen wir mal die Apostelgeschichte. Dort, wo vom Namen Jesu die Rede ist, was in seinem Namen getan wurde, welche Bedeutung sein Name hat – auch schon im Alten Testament.
„Was fragst du mich nach meinem Namen?“, wird dem Vater von Simson gesagt. Ist er nicht wunderbar? „Sein Name wird sein ... und so weiter.“ Friede, Fürst, ewig, Vater – Jesaja.
Der Name des Herrn geht uns über.
Deswegen gibt es eine ganze Reihe Christen, die sagen: Wir wollen keinen besonderen Namen tragen außer dem Namen Christi.
Das halte ich für eine gute Haltung, sofern sie nicht zum geistlichen Hochmut führt, natürlich. Aber dass uns der Name Jesu über alles geht.
Und zwar nicht nur in der Bezeichnung, die wir uns geben, sondern dass wir wirklich für diesen Namen eintreten, wenn in unserer Gegenwart der Name des Herrn geschmäht wird.
Und da haben wir am Arbeitsplatz, in der Schule oder wo immer oft Gelegenheit. Öffnen wir da den Mund? Treten wir vor unseren Herrn ein?
Das sollte selbstverständlich sein. Aber seinen Namen nicht verleugnen – ich glaube, das geht noch darüber hinaus.
Es geht nicht nur um unser mündliches Zeugnis, obwohl das hier wahrscheinlich schwerpunktmäßig gemeint ist, sondern auch um unser Lebenszeugnis.
Wenn wir nicht so leben, wie der Herr das eigentlich von uns erwartet und wie er es in uns bewirken möchte durch seinen Heiligen Geist.
In Römer 6 wird aufgezeigt, wie dieses Leben lebendig wird: Den alten Menschen den Tod geben, uns Gott weihen, unsere Glieder, damit er sie gebrauchen kann.
Wenn wir das nicht praktizieren, verleugnen wir auch seinen Namen.
Wenn wir nicht Christus-mäßig leben, in seiner Gesinnung, in seiner Haltung den Menschen begegnen.
Seht, wir merken hier: Hier ist eine Gemeinde, von der zwar keine großartigen Werke berichtet werden, es bleibt im Dunkeln. Aber es wird deutlich gemacht, dass sie als Gemeinde – und vermutlich auch die Einzelnen, denn die Gemeinde ist die Summe aller Einzelnen – großen Wert darauf legten, den Namen des Herrn hochzuhalten.
Und so zu leben, dass ein gutes Licht auf den Namen Jesu fiel.
Die Liebe des Herrn als Grundlage für die Gemeinde
Wir wissen von Friedrich Nietzsche, dass er sehr enttäuscht war von den Christen. Er hat in einem christlichen Land gelebt. Wo waren da die echten Christen? Natürlich wissen wir nicht, ob er die Wahrheit gesagt hat, aber wir gehen einmal davon aus: er war zutiefst enttäuscht.
Von Adolf Hitler habe ich gelesen, dass er selbst geschrieben hat, welche Begegnungen er in seiner Kindheit mit gewissen Bevölkerungsgruppen hatte, die ich hier nicht beim Namen nennen möchte. Diese Erlebnisse haben sein späteres Leben beeinflusst. Deshalb wurde er ein Hasser gewisser Leute. Was ihm in der Kindheit begegnete, hat ihn geprägt. Wären diese Leute ihm anders gegenübergetreten, wäre er wahrscheinlich gar nicht so geworden.
Seht, wenn wir sagen, wir können diese großen Entwicklungen nicht zurückhalten, heißt das noch lange nicht, dass wir keinen großen Auftrag haben. Im Hinblick auf unsere Umgebung sollen Christus und seine Liebe in unserem Leben sichtbar werden – seine Hilfsbereitschaft, seine Freundlichkeit, seine Geduld. Er gab nicht auf, sondern kümmerte sich um den Einzelnen, um Kinder, um die Alten und um die Witwen. Das sollte auch kennzeichnend für unsere Gemeinden sein.
Siehe, jetzt kommt wieder „Siehe“. Das hat ja sowieso seine besondere Bedeutung. Ich zitiere: „Aus der Synagoge des Satans, von denen, die sagen, sie seien Juden und sind es nicht, sondern lügen. Aber ich werde sie zwingen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.“
Ich gehe jetzt mal auf die „Synagoge des Satans“ nicht ein, weil ich merke, die Zeit vergeht so schnell, wie sie eigentlich nicht gehen sollte. Wir haben also nicht mehr so viel Zeit. Aber dieser Ausdruck „Ich habe dich geliebt“ ist wichtig. Der Herr wird sich zu einem Zeitpunkt, den wir offenlassen, öffentlich zu dieser Gemeinde bekennen. Diese kleine, verachtete Gemeinde – ich habe sie geliebt, für sie war ich der Mittelpunkt.
Seht, und das finde ich so großartig, gerade in unserer Zeit. Das sind alles Dinge, die wir alle verwirklichen können, auch in jedem Land. Das ist völlig unabhängig von der Kultur. Wir müssen nicht „kulturrelevant“ sein, wie man das so schön sagt. Wir brauchen keine Transformation. Wir müssen nur den Herrn haben und lebendig vor unseren Augen mit ihm leben. Immer wieder neu staunen über seine Liebe, so wie in dem Lied, das wir gerade gehört haben.
Ich muss sagen, manchmal habe ich bei solchen Liedern Probleme, mir die Tränen zurückzuhalten. Ich versetze mich in diese Lage hinein: Was hat der Herr für mich getan? Welch ein Opfer, welch eine Hingabe! Da müssen wir wieder hinkommen.
Es ist schön, gemeinsame Erkenntnis zu gewinnen, und die wollen wir auch fördern, soweit wir können. Aber was wichtiger ist, ist das brennende Herz für Jesus. Das brennende Herz gehört auch zur ersten Liebe. Je größer uns der Herr ist, desto stärker brennt unser Herz. Das schließt sich nicht gegenseitig aus, sondern einander ein.
„Ich habe dich geliebt“ – ist das nicht das Höchste, was der Herr von jemandem sagen kann? Ist das nicht auch unser Wunsch?
Die Liebe des Herrn zu allen Gemeinden und die Belohnung der Überwinder
Und seht, wie war das denn bei den anderen? Hat der Herr die anderen nicht geliebt?
Wenn ich noch einmal auf die Offenbarung zu sprechen komme, dieses gewaltige Bild: Wenn Johannes sich umschaut, um den zu sehen, den er hört, was sieht er zunächst? Noch nicht einmal den Herrn. Er sieht die sieben Gemeinden, die sieben goldenen Leuchter. Auch Thyatira wird als goldener Leuchter bezeichnet, und der Herr steht in der Mitte.
Das heißt, er hat zu allen Gemeinden gesprochen und gibt allen dieselbe Chance. Er stellt nicht Thyatira oder Laodizea direkt von Anfang an an den Schluss und sagt: „Ihr habt so versagt, mit euch will ich nichts mehr zu tun haben.“ Nein, er gibt allen dieselbe Chance. Was für ein Herr! Er liebt sie alle.
Aber dort, wo Menschen sind, die diese Liebe des Herrn besonders genießen, schätzen und erwidern, nimmt er sich einfach einen Moment und sagt: Das muss ich noch einmal dokumentieren. Das soll noch einmal deutlich werden. In der Welt haben sie wenig Anerkennung bekommen, aber im Himmel haben wir das registriert. Sie werden das erkennen.
Und dann noch etwas, Vers 10: „Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast.“ Seht mal, ich habe hier eine kleine Schrift dabei, die einige von euch schon haben. Sie heißt vielleicht heute. Ich versuche darin zu beweisen, dass die Lehre von der Vorentrückung wirklich biblisch ist. Ob der Versuch gelungen ist oder nicht, kann jeder selbst prüfen.
Ich persönlich möchte den Herrn auf jeden Fall jeden Tag erwarten. Das ist der Vorteil dieser Lehre: Wir müssen nicht auf verschiedene Ereignisse warten oder Angst haben, dass der Antichrist kommt und dies und jenes alles noch passiert. Stattdessen warten wir auf den Herrn.
Sollten tatsächlich noch gewisse Dinge passieren, von denen ich annehme, dass wir dann schon im Himmel sind, sollten sie wirklich vorher noch eintreten, gilt: Je mehr wir auf den Herrn warten und je mehr wir mit ihm verbunden sind, desto stärker werden wir auch in der Anfechtung sein. Wir brauchen keine Angst zu haben, weil wir wissen, der Herr hält uns fest.
Für etwas ängstlichere Gemüter habe ich noch einen Artikel beigefügt, der heißt: „Die Russen kommen!“ – Ausrufezeichen, darunter steht: „Wirklich?“ Darin versuche ich, den Angriff von Gog und Magog aus Hesekiel 38,39 einmal von der Bibel her zu beleuchten.
Ich sage euch jetzt schon das Ergebnis: Wir brauchen keine Angst zu haben, die Russen kommen noch nicht. Sie werden eines Tages kommen, jetzt aber noch nicht. Aber der Herr wird wiederkommen. Und es kann bald sein. Das sollten wir immer wieder verkünden: Jesus kommt wieder!
Ob das noch ein Jahr dauert oder noch zehn Jahre – höchst unwahrscheinlich, aber es könnte sein –, oder ob es in diesem Jahr geschieht, wissen wir nicht. Wenn wir aber jeden Tag so leben, als käme er heute, dann leben wir optimal.
Dann werden wir nicht nur das Böse meiden, sondern wir werden, wie Paulus den Philippern schreibt, unter verschiedenen guten Möglichkeiten immer die beste wählen – das Vorzüglichere, so heißt es in meiner alten Übersetzung.
Also auch das verkünden: Mein Herr kommt wieder! Die Welt macht sich darüber lustig, das wissen wir. Das wird uns auch in 2. Petrus 3 mitgeteilt. Es sind sogar Kindergläubige Eltern, die sich über den Glauben ihrer Väter lustig machen.
Aber wir wollen das hochhalten: Unser Herr kommt, und er wird die bewahren, die auf ihn warten.
Und dann gibt es eine wunderbare Belohnung, auf die ich nur noch kurz eingehen möchte, weil die Zeit schon vorbei ist: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes.“
Das stellen wir uns mal vor. Das ist natürlich ein Bild. Nicht dass jemand denkt, die ganze Ewigkeit werde man unbeweglich in einem Tempel stehen. Hier geht es um den Tempel Gottes, es ist die Gemeinde, ein tragendes Element, die Säule.
In dieser Welt hat sie keine Bedeutung, aber für den Herrn ist sie das tragende Element, weil sie gegründet ist auf dem Felsen, welcher Christus heißt, gegründet in seinem Wort. Und er wird nie mehr hinausgehen.
Was soll das heißen? Ewig vereint mit ihm und mit seiner Gemeinde, denn der Tempel ist seine Gemeinde – ewige Gemeinschaft mit unserem Herrn, dem Herrn des Tempels und seiner Gemeinde.
Abschluss und Ermutigung zum Aufbruch
Wir werden heute Nachmittag wieder nach Hause fahren. Wahrscheinlich werden viele traurig sein – zumindest hoffe ich, dass etwas betrauert wird, nämlich dass diese Zeit wieder vorbei ist. Gleichzeitig hoffe ich, dass wir auch froh sind, angesichts des Hauses, weil wir neu motiviert sind, es wirklich mit dem Herrn zu wagen.
Hier gibt es Trennungen, aber eines Tages bleiben wir immer zusammen. Dann schreibe ich auf ihn den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herkommt. Das ist ja die Gemeinde. Meinen neuen Namen merke ich mir im Herzen, mit den Namen zu tun.
Hier werden die Namen von Gott, von ihm selbst und von der Stadt Gottes, eben dem neuen Jerusalem, draufgeschrieben. Das macht deutlich: Das ist eine Gemeinde, das sind Leute, denen es um die Ehre Gottes ging. Sie haben dafür gekämpft. Es ging ihnen um den Herrn selbst, dass Christus groß wird in unserem Leben, auch durch unser Zeugnis. Und es ging ihnen um das Wohl der Gemeinde. Es waren auch Gemeinschaftsleute, wenn ich das so sagen darf.
Ihr lebt nicht isoliert irgendwo. Sie merkten, dass Gott uns auch zu anderen Christen geführt hat, damit wir uns gegenseitig Mut machen, anspornen und unter Umständen auch ermahnen. Auch das muss erfolgen, damit wir wieder zurechtkommen.
Das sind Ehrentitel, und das Bild wird vom alten Tempel her gebraucht. Dort kamen auf einer Säule solche Namen zu stehen. Das war eine Ehrensäule, auf der Helden verewigt wurden oder Schlachten oder Ähnliches. Ehrentitel – aber nicht, damit wir uns damit brüsten, sondern diese Titel weisen auf den hin, der das Werk vollbracht hat, nämlich auf den Namen Gottes, den Namen unseres Herrn.
Ist das nicht auch unser Wunsch, dass der Herr das eines Tages auch bei uns tun kann? Wenn wir uns unter dem Bild von Sardes wiedergefunden haben, sollten wir wirklich den Schlaf aus den Augen reiben: „Wache auf, du, der du schläfst! Stehe auf von den Toten!“ (Epheser 5,14). Und Christus wird dir leuchten.
Wenn Christus uns leuchtet, dann sind wir auf dem Weg von Philadelphia. Diesen Weg wollen wir beschreiten und dem Herrn vertrauen, dass er zu dem Wollen auch das Vollbringen schafft – zu seinem Wohlgefallen.