Die besondere Bedeutung der Weihnachtszeit und der Offenheit der Menschen
Ich behaupte, dass es das schönste Weihnachtslied von Terstegen ist: „Jauchze, der Himmel, mit der herrlichen Melodie!“ Ganz bewusst loben wir den Herrn, den mächtigen König, als strahlendes Zeugnis, das uns geschenkt wurde.
Ich möchte Sie ermuntern: In diesen Advents- und Weihnachtstagen sind die Menschen ungemein offen. Warum strömen sie denn in die Städte? Die Schränke sind ja ohnehin übervoll, und sie suchen irgendwo nur nach der großen Weihnachtsfreude.
Wir müssen den Mund aufmachen und nicht nur von Gott reden, sondern von Jesus. Wir müssen den Menschen sagen: Jesus sucht dich in seiner Liebe. Darum ist er Mensch geworden, und er will bei dir einkehren. Das steht hinter all dem Feiern.
Das war mir immer so schön in den vielen Jahren der Gemeindearbeit, wo ich tätig war, bei den Kranken und überall, wo man hinkommt. Und dann diese herrlichen Lieder dazu! Wir singen doch nicht von Ochs und Esel, das kann nicht sein. Von irgendwelchen geheimnisvollen Bildern sollen wir sagen, dass das Leben sich wandelt, wo Jesus hinkommt.
Die Leute hungern nach dieser Botschaft. Man kann sich ja überhaupt nicht vorstellen, dass heute in den Gemeinden die Kirchen noch immer so voll sind, dass die Leute hingehen. Doch viele sind ganz gebremst und sagen: „Da wollen wir wohl ein bisschen Musik machen und so“, statt die Botschaft des Evangeliums zu verkünden: Die Welt ging verloren, Christus ist geboren, freue dich, Christenheit! Das ist die einzige Hoffnung, die wir haben.
Die Bedeutung des Wortes Gottes im Hebräerbrief
Und nun gab es merkwürdige Situationen bei den Abschnitten zum Hebräerbrief. Vor einigen Wochen habe ich mich einmal gemeldet und gefragt, wie die Texte verteilt werden. Damals hieß es, dass sie bereits teilweise von den anderen Rednern ausgewählt wurden. Danach habe ich noch gesucht, welche Abschnitte in den kommenden Tagen noch nicht dran waren. Dabei bin ich auf ganz wunderbare Passagen gestoßen.
Heute Morgen hatten wir den Abschnitt darüber, wie die ganze Welt der Vergänglichkeit unterworfen ist und die Zeit vergeht. Doch Jesus wandelt sich nie. Der Herr bleibt derselbe. Das ist ja das zentrale Thema: Jesus, wir sehen auf dich.
Jetzt kommt heute Abend etwas ganz Wichtiges: Wie können wir denn auf Jesus sehen? Unsere Augen taugen dafür nicht. Wir sind alle Fernsehzuschauer, und das ist ein Problem. Mit den Augen können wir Jesus nicht sehen. In der Herrlichkeit werden wir ihn einmal von Angesicht zu Angesicht sehen, aber in dieser Weltzeit nicht.
Paul Gerhardt sagt: „Ich müsste stracks vergehen wie Wachs in Feuerhitz, ich kann die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus nicht sehen.“ Heute gibt es eine große Sehnsucht, besonders bei jungen Leuten. Sie wollen etwas erleben, suchen Gefühle. Viele junge Menschen, wenn ich sie beobachte, haben die Augen geschlossen. Sie wollen etwas in ihrer Seele fühlen.
Doch ich behaupte: Du kannst es in deiner Seele nicht fühlen. In deinem Innersten spürst du alle Sünde, du fühlst den Schmutz der Welt, du spürst die Versuchungen des Teufels in deinem Fleisch. Wo offenbart sich unser Herr? Nur durch sein Wort, nur durch sein Wort. Er redet, er redet.
Er hat mit Adam geredet, mit Abraham, mit David, mit Jesaja. Dieses Wort, das Gott gesprochen hat, ist ein gültiges Wort. Der schlimmste Sündenfall der evangelischen Christenheit ist, dass sie das verloren hat: dass das Wort wahr und gewiss ist. Sie können fast nicht mehr darauf vertrauen. Sie können es probieren, wie sie wollen, das Wort wird sich erfüllen, und das Wort ist wahr.
In Jesus ist dieses Wort komprimiert. Er ist das erfüllte Reden Gottes durch die Geschichte. Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Das ist das Herrliche, was wir erleben.
Wir haben das heute in Hebräer 4,12-13, den zwei Versen: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, schärfer als jedes medizinische Messer im Klinikum, mit dem operiert wird.“
Das Wort Gottes ist noch viel, viel schärfer. Es dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist. Das passt jetzt, weil von dem anderen Kurs dabei sind, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein. Es ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
Die Bedeutung des Hörens auf Gottes Wort
Ich muss noch einmal kurz erklären, warum das Reden Gottes so wichtig ist. Im dritten Kapitel steht: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ Die ganze Not von Israel während des Wüstenzugs war, dass sie ihr Herz verstockt haben und das Reden Gottes geleugnet haben. Daran sind sie auf dem Wüstenweg zerbrochen.
Selbst Mose durfte nicht ins gelobte Land. Er war jemand, der das Reden Gottes hörte und dem Volk Israel noch vor dem Schilfmeer, vor den Wasserwogen, zurief: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ Doch sein Unglaube brach am Vertrauen in die Treue Gottes am Haderwasser.
Heute, wenn ihr seine Stimme hört, ist das große Geheimnis das Bibelwort, das Wort Gottes. Es ist ein Wort, an dem sich Tod und Leben, Himmel und Hölle scheiden. Ob wir dieses Wort Gottes hören und ob es uns durchdringt, entscheidet über unser Schicksal.
Ich weiß nicht, wie viele ihre stille Zeit gestalten. Viele machen es sicher so wie wir manchmal: Sie sagen sich, 15 Minuten seien genug, setzen sich hin und blättern ein bisschen. Kommt es bei dir zu einer Jesusbegegnung immer im Wort? Sonst ist die Zeit vertan! Wo das Wort gesprochen wird, muss es zu einer Begegnung mit Jesus kommen, denn er ist in seinem Wort gegenwärtig.
Wir sehen in diesem Wort auf Jesus. Der Hebräerbrief sagt so wunderbar: Dieses Wort Gottes muss uns erfüllen, es muss uns tragen. Unser Herz darf sich nicht dagegen „panzern“, sodass das Wort uns nicht durchdringen kann und auch nicht all das aufdecken kann, was das Wort Gottes aufdecken will.
Persönliche Erfahrungen mit der Kraft des Wortes Gottes
Lassen Sie mich ganz praktisch erzählen: Ich hatte einen Opa, der war schon sehr alt. Er war Kaufmann, Eisenwarenhändler – also ein Mann des täglichen Lebens. Ein fröhlicher Mann, der in Weilheim an der Teck den CVJM gegründet hat. Er hat mir immer wieder viel von seinem Leben erzählt.
Sein Vater war früh gestorben, als er und seine Geschwister noch Kinder waren. Damals gab es keine Renten. Man hat mich tief erschüttert, wie man damals an Tuberkulose starb. Der Vater sagte noch im Sterben: „Von meiner Wohnung aus hatte ich einen Blick ins Stuttgarter Tal. Wenn mir das alles gehören würde, würde ich es gern hergeben, wenn ich noch ein Jahr bei euch bleiben dürfte.“ Die große wirtschaftliche Sorge um die Kinder war enorm.
Dieser junge Mann hat über den Tod seines Vaters etwas erlebt. In großer Not, als junger Lehrling, war er im CVJM in Stuttgart aktiv. Er hat immer erzählt, dass dort ein Heilsarmeeoffizier sprach. Später interessierte mich, wer dieser Heilsarmeeoffizier war, und es stellte sich heraus, dass es genau William Booth war.
Die Landeskirche war empört darüber, dass so ein Mann in Stuttgart sprach. Der Zivildienstminister hatte ihn eingeladen. Für meinen Opa, der damals erst 14 Jahre alt war, wurde diese Ansprache zum neuen Leben.
Über was hat William Booth gepredigt? Über ein Bibelwort, bei dem die Zuhörer wahrscheinlich noch nie eine Predigt gehört hatten. Jonathan und David treffen sich in der Wüste, und dann sagt Jonathan: „Ich weiß gar nicht, was er sagt. Es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tod.“ Mein Großvater zitierte das später immer auf Englisch: „It is only one step between you and death“ – nur ein Schritt zwischen mir und dem Tod.
Er hat das Leben ergriffen. Mich hat noch interessiert, woher William Booth dieses Bibelwort hatte. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, aber interessanterweise findet sich bei Charles Haddon Spurgeon, ein Jahr vor Booths Besuch in Stuttgart, genau diese Predigt. Spurgeon hielt sie in England im Tabernakel.
William Booth war so angesprochen, dass er diese Predigt übernommen hat. Im Reich Gottes gibt es keine Plagiate oder Kopien. Er gab das weiter, was er selbst empfangen hatte, an die jungen Leute in Stuttgart. Der Geist Gottes wirkte so, dass mein Großvater sich bekehrte und viel Frucht brachte, die in mein Leben hineingemündet ist.
Was war das Geheimnis? Ein Bibelwort! Ein Bibelwort wurde lebendig, kräftig und wirksam. Es ist interessant, wenn man andere fragt: Wo bist du zum Glauben gekommen? Bei jedem ging es anders, aber oft kommt es ganz schnell – und dann war es ein Wort Gottes.
Viele erzählen, dass sie in der Konfirmation einen Denkspruch bekommen haben oder dass ein Wort ihrer Großmutter in ihrem Leben gewirkt hat. Das Hören der Stimme des lebendigen Gottes bedeutet, plötzlich zu merken, dass nicht der Prediger oder der heilsame Mann vorne sagt, sondern dass der ewige Gott zu mir spricht.
Diese Begegnung mit der Wirklichkeit Gottes wird stattfinden.
Die Krise des Wortes Gottes in der heutigen Christenheit
Ich habe vorhin gesagt, der schlimmste Schaden der evangelischen Christenheit liegt darin, dass sie das Geheimnis des Wortes Gottes nicht mehr kennt. Viele Menschen sitzen da, haben die Bibel zerschnipselt und wundern sich, dass sie am Ende nicht einmal mehr einen Zettelkasten haben. Alles ist auseinandergefallen.
Das hat längst auch in der bekennenden Gemeinde der Jesusleute begonnen: Man sagt, man könne nicht mehr das ganze Bibelwort als Wort Gottes nehmen. Was hat Jesus gesagt? „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Wer erlaubt sich, zu sagen, sie würden doch vergehen? Kein Häkchen wird vergehen, sondern es wird bleiben und sich erfüllen. Wenn wir die Schrift anschauen, erleben wir genau das.
Es wird oft von Widersprüchen gesprochen. Ich kenne diese Widersprüche nicht. Ich sage immer wieder: Kommt, wir rechnen darüber, wenn irgendwo etwas ist, das wir nicht verstehen. Wir verstehen nicht alles in der Schrift, aber das Wort Gottes ist so eindeutig und klar in allem, was es uns sagt.
Sie werden erleben, wie das Wort Gottes Ihnen in den schweren Krisen Ihres Lebens plötzlich Halt gibt. Es sorgt dafür, dass Sie sichere Tritte tun können, wie es in der Todesnot hilft. Was habe ich in meinem Leben erlebt? Bei ganz glaubensfremden Menschen auf der Intensivstation sagt man einem Menschen: „So spricht der Herr, fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, ich bin dein Gott.“ Und dann wirkt dieses Gotteswort plötzlich Glauben.
Alle Künste können niemals Glauben machen, niemals! Das kann auch Doktor Meier Gerber nicht, das kann Andreas Schäfer nicht, das kann Billy Graham nicht und Coritin Bohm nicht. Noch nie konnten Menschen andere zum Glauben führen. Wenn sie nächtelang diskutieren, kommt am Ende auch nichts heraus.
Das Wort Gottes wirkt und schafft. Was ist das Geheimnis des Wortes Gottes? Das Wort Gottes ist getrieben und gefüllt vom Geist Gottes, vom Heiligen Geist. Darum schafft das Wort Gottes, weil es ganz eng mit dem Heiligen Geist verknüpft ist.
Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass in der Bibel Wort Gottes und Heiliger Geist austauschbar sind. Wir kommen später noch einmal darauf zurück. Das Geheimnis des Wortes Gottes ist, dass es gefüllt ist. Es steht geschrieben: Es ist lebendig, es ist kräftig, es ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert.
Die Krise der westlichen Christenheit und die Kraft des Wortes Gottes
Wir erleben heute eine große Krise in der westlichen Christenheit. Amerika ist bereits seit etwa elf Jahren davon betroffen, und auch in Kanada gibt es einen deutlichen Rückgang der Gläubigen. Ähnliches beobachten wir in Deutschland, längst auch im Bereich der Freikirchen.
Oft wird gefragt: Was ist eigentlich die Krise? Man hört dann Antworten wie: „Wir haben Geldprobleme.“ Doch das greift zu kurz. Die westlichen Christen gehören zu den reichsten der Welt. Wenn man sich die Verhältnisse in Afrika, China oder Nordkorea ansieht, wird klar, dass es selten an Geld mangelt. Das Leben der Gemeinde hängt niemals vom Geld ab.
Dann wird gesagt: „Also gut, es sind die Formen.“ Meine Überzeugung ist jedoch, dass es nicht an den Formen liegt – weder am Liedgut, das gesungen wird, noch am Stil oder am Gebäude. Es hängt immer nur am Wort Gottes, das gepredigt wird.
Das ist interessant: George Peters, einer der größten Missionswissenschaftler Amerikas und Gründer der Freien Hochschule für Missionen in Korntal, war ein großer Kenner der weltweiten Christenheit. Er sagte stets, dass es nur dort Erweckungen gab, wo das Wort Gottes verbreitet wurde. Nur auf dem Boden des Wortes Gottes sind Erweckungen geschehen.
Sogar in Gebieten, in denen Heidentum vorherrschte, gab es Erweckungen, wenn das Wort Gottes gelehrt wurde. Die großen Erweckungen im muslimischen Raum, insbesondere im größten muslimischen Land der Welt, Indonesien, wurden durch die treue Arbeit der holländischen Bibelgesellschaft vorbereitet. Bis heute kommt es dort zu Zehntausenden von Bekehrungen jedes Jahr. Viele dieser Menschen gehen sogar ins Martyrium, weil das Wort Gottes in ihnen wirkt.
In Äthiopien, wo wir heute ein großes Wachstum erleben, ist dies ebenfalls immer eine Folge des Wortes Gottes. Wenn man mit der chinesischen Christenheit in Berührung kommt – einer riesigen und wachsenden Bewegung mit weit über 70 Millionen bekennenden Jesusanhängern –, stellt man fest, dass auch hier das Wort Gottes die treibende Kraft ist.
Wir waren auf einer Reise mit der transsibirischen Eisenbahn. Die Reisegruppe wollte am letzten Tag in China einen Gottesdienst besuchen. Am Platz des Himmlischen Friedens fanden wir in Peking eine Gemeinde. Um acht Uhr morgens saßen dort mehrere Tausend Menschen, überwiegend junge Leute, und jeder hatte die Bibel auf den Knien. Sie nähern sich ausschließlich aus der Bibel heraus dem Glauben. Das Wort des Predigers ist nur dann interessant, wenn es mit der Bibel übereinstimmt.
Dies können Sie überall in verfolgten Gemeinden erleben, sei es in Äthiopien oder anderswo. Es ist entscheidend, dass die Fragen, die für uns wesentlich erscheinen, oft gar nicht die wichtigsten sind. Viel wichtiger ist es, zu hören, wie ein Jünger hört – wie es im Buch Jesaja heißt:
„Ich will hören, wie ein Jünger hört.“ Was hört der Jünger? „Rede, Herr, dein Knecht hört mit Gehorsam, ich will deinen Weg gehen.“
Und es ist wunderbar, dass wir genau das in der Erweckung erleben. Die ganzen Quellen der Kraft liegen im Wort Gottes. Die Kraft liegt im Wort Gottes.
Die zentrale Aussage des Hebräerbriefs zum Wort Gottes
Und das steht ja hier, und darum wollen wir sehen: Das ist im Hebräerbrief eine ganz zentrale Aussage. Hört das Herrnwort, hört das Herrnwort!
Jetzt sagt er zuerst: Das Wort Gottes ist lebendig. Ich möchte mal sagen, es ist voll sprühenden Lebens. Für uns ist das immer schwierig, weil wir schon oft in der Bibelstunde oder in der Predigt eingeschlafen sind. Und das ist wirklich eine Schande für alle, die das Wort Gottes verkünden.
Wir verkünden oft das Wort Gottes so strohdruckartig, altmodisch, langweilig – es geht über die Köpfe hinweg. Aber das ist die Schuld der Prediger und Ausleger, nicht des Wortes Gottes. Manche müssen schon gehen, wenn man überhaupt nur das Wort Gottes sagt. Und dann ist man schon mitten in der Not drin.
Aber der Hebräerbrief sagt: Das Wort Gottes ist lebendig – und zwar sprühend lebendig. Jetzt können Sie aus Ihrem Leben auch erzählen, wie das Wort Gottes Sie schon aufgewühlt hat, wie es Ihnen wurde. Wie Sie plötzlich einen Hunger nach dem Wort Gottes bekommen haben und wie Sie meinten, das sei das Alleraktuellste, das Wichtigste, was es überhaupt gibt: dieses Reden des lebendigen Gottes durch seinen Sohn Jesus in seinem Wort.
An diesem Wort kann man sich halten im Leben und im Sterben. Dieses Wort Gottes ist das Kostbarste, was es gibt. Denken Sie mal: Da sind die Salzburger vertrieben worden vom Erzbischof von Salzburg im Winter. Sie haben alles hergegeben, ihre großen Höfe, und sind losgewandert. Sie wussten nicht einmal, dass man sie in Ostpreußen aufnehmen würde, und haben vor ihrem Zug, der Prozession der Flüchtlinge, das Wort Gottes hergetragen – darum ging es!
An Zinzendorf, Reichsgraf, höchste Adelsklasse, dessen Stiefvater preußischer Generalfeldmarschall war, sagte man: Wenn dein Wort nicht mehr gelten soll, worauf soll der Glaube ruhen? Mir ist es nicht um tausend Welten, sondern darum, dein Wort zu tun.
Und da liegt die Krise bei uns heute. Dieses Wort ist voller Leben.
Im Siegerland, das kennen wir ja als eine fromme Ecke, gab es einen Gerbermeister namens Tillmann Siebel. Beim Gerbermeister stinkt es – da geht man eigentlich nicht normal hin, weil es immer nach Geruch riecht. Aber dort haben sich die Leute in seiner Wohnstube getroffen. Der Pfarrer dachte natürlich: Das kann nur Aufruhr sein, Revolution, Terroristen treffen sich da. Er informierte die Obrigkeit in Arnsberg.
Die sagten, der Polizist müsse kontrollieren, was dort geredet wird. Das seien aufrührerische Dinge. Der Polizist saß im Garten und hörte zu, weil im Sommer die Fenster offen waren. Nach dreimal Lauschen saß er selbst oben im Bibelkreis.
Dann ging der Bürgermeister selbst los und stellte sich unter das Fenster. Gerade da wurde seine Tochter todkrank. Es dauerte nur zwei, drei Bibelabende, bis er selbst ergriffen war. Die Erweckung ging weiter aus der Bibel hervor.
Sie können es an allen Ecken sehen, wie Gott die Erweckung immer aus der Bibel anfangen lässt. Und das waren nie die Theologen. Das waren Leute aus dem täglichen Leben, die das gemacht und erkannt haben, weil das Wort Gottes lebendig ist.
Auf einmal merken wir, dass das unser Leben ergreift und verändert. Sonst hat es gar keinen Wert, sonst lesen wir es falsch. Da müsste man abbrechen und sagen: Das Leben muss doch wieder herauskommen.
Die Kraft des Wortes Gottes in schweren Lebenslagen
Jeder von Ihnen hat große Probleme im Leben und viele Nöte. Sie stehen im Gedränge mit den zahlreichen Aufgaben, die es zu lösen gilt. Wie können Sie da überhaupt glauben? Und dann ist es plötzlich das Wort Gottes, das Ihnen Frieden schenkt. Sie sagen: Jesus kennt mein Leben, ich lege mein Schicksal in seine Hand. Der Herr weiß es, und der Herr sorgt für mich.
Heiliger Geist und Wort Gottes sind hier austauschbar. Die Neugeburt unseres Lebens geschieht aus Wasser und Geist, wie es in Johannes 3,16 und im Nikodemus-Gespräch beschrieben wird. Und der erste Petrus sagt, wir seien neugeboren aus dem Samen des Wortes Gottes, weil das deckungsgleich ist. Der Geist Gottes wirkt durch das Wort und bewirkt Veränderung.
Wir werden nur neue Menschen, wenn das Wort uns ergreift. In unseren Gesangbüchern finden sich wunderbare Lieder, die beschreiben, was das Wort Gottes in unserem Leben schafft und wirkt. Es ist lebendig und bewirkt dieses neue Leben, sodass unser altes Fleisch seine Werke nicht mehr vollbringen kann.
Bekannt sind die Werke des Fleisches, sagt Paulus: Unzucht, Hurerei, Habgier und vieles mehr. Aber die Werke des Geistes schafft das Wort. Jesus sagt: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger.“ (Johannes 8,31). Wenn wir in seinem Wort bleiben, kann Jesus in unserem Leben wirken – die Liebe, die Güte, die Sanftmut und die Keuschheit.
Es ist so wichtig, mit diesem Wort verbunden zu sein und dass dieses Wort uns antreibt. Ich erinnere mich noch an den Jugendbibelkreis, als wir die Apostelgeschichte gelesen haben. Uns hat fasziniert, dass dort nicht die Taten der Apostel im Vordergrund stehen, sondern immer wieder gesagt wird: „Das Wort wurde mächtig.“ Das Wort wirkte im Leben von Menschen, die zuvor Heiden waren. Es wurde mächtig, überführte die Menschen, trieb sie an und breitete sich aus.
Plötzlich war dieses Wort da – ein lebendiges Wort, das Leben schafft, unsere Herzen bekehrt und uns zu neuen Menschen macht.
Die wahre Wirkung des Wortes Gottes im Gegensatz zu seelischen Stimmungen
Es ist so wunderbar, dass es dabei nicht um Stimmungen geht, nicht um seelische Stimmungen, die wir suchen. In der Christenheit haben wir oft erlebt, dass viele meinen, es gehe um psychologische Stimmungen. Dann heißt es: Man könne auch ein Konzert besuchen, dort gibt es interessante Dinge, die unser Gefühl beruhigen.
Und da haben jene Recht, die sagen: „Ich höre das Rauschen der Blätter im Wald und das Vogelgezwitscher, das tut meiner Seele gut.“ Doch wenn das Wort Gottes erklingt, ist das etwas völlig anderes. Es ist eine Begegnung mit der ewigen Welt, mit dem lebensschaffenden Gott.
Ein Höhepunkt war bei Jesus, als die Jünger um ihn herumstanden, während die anderen Leute enttäuscht weggegangen waren. Weltmenschen sind oft enttäuscht, wenn sie fragen: Was bringt Jesus für meinen Geldbeutel? Was bringt Jesus für meine Gesundheit? Was habe ich von einem Leben mit Jesus? Dann bleiben nur die Jünger da.
Jesus wollte selbst auch weggehen, doch Petrus sagte: „Nein, wohin denn? Du hast Worte ewigen Lebens.“ Jesus ergänzte: „Meine Worte sind Geist und Leben“, wieder erfüllt mit dem Geist Gottes.
Es ist so wunderbar, dass dieses Wort Gottes ein lebendiges Wort ist. Es kommt nicht leer zu mir zurück, wie der Regen, der vom Himmel fällt. Es bewirkt etwas, es schafft etwas. Das Wort Gottes kann nicht leer zurückkommen.
Die fortdauernde Wirkung des Wortes Gottes in der Weltmission
Und wir wissen, dass Gott auch mit seinen ganzen Heilsplänen für diese Welt noch viel vorhat. Ich erinnere mich noch gut an die Wende 1992, als es zum ersten Mal möglich wurde, den lang gehegten Traum zu verwirklichen: in Zentralasien das Evangelium zu predigen.
Dort wurde das Evangelium bisher noch nie verkündet. In Almaty gab es zwar eine orthodoxe Kirche, doch diese war eher eine Kultkirche. Dort lebten Russlanddeutsche, unter ihnen Heinrich Voth und Johann Thiesen – das ist die Nichte von euch Blanks –, die nach Almaty gekommen sind. Sie baten darum, ihnen Bibelteile zu geben.
Ich sagte damals: Macht keinen Unsinn, die Moslems verbrennen die Bibeln nur, denn sie sehen das Papier lediglich als Feueranzünder. Doch wissen Sie, die Gemeinsamkeit, die aus dem Boden gewachsen ist, zeigt etwas anderes. Kein Moslem in Usbekistan, Kasachstan oder Kirgisistan hat die Bibel verbrannt. Hunderte, ja Aberhunderte von Menschen sind in diesen Ländern durch das Wort Gottes verändert worden.
Es gab nichts anderes als das Wort Gottes, das an den Menschen wirkte, und der Geist Gottes hat mächtig gewirkt. Es ist so wichtig, dass wir das erfahren: Wenn wir das Wort hören, wissen wir nicht immer sofort, was es bedeutet oder haben es nicht gehört. Doch der Herr, der ewige Gott, wird niemals müde. Sein Verstand ist unerschöpflich, und sein Wort ist lebenschaffend.
Das sagt uns auch der Hebräerbrief. Für uns ist es so wichtig, auf Jesus zu sehen, sein Wort zu hören und Jesus in seinem Wort zu begegnen.
Die Herrlichkeit Jesu und die Kraft des Wortes Gottes in der Gemeinde
Das sollte geschehen, was die Jünger auf dem Berg der Verklärung sahen. Wir sahen seine Herrlichkeit, unaussprechlich. Wir sahen ihn in seiner Reinheit, in seiner Barmherzigkeit und seiner Liebe. „Lasst uns drei Hütten bauen!“ Wo gibt es einen anderen Ort, an dem man Frieden findet in dieser Welt?
Wenn das Wort Gottes lebendig ist, dann heißt das hier, dass das Wort Gottes kräftig ist. Ja, genau das ist es. Wir denken oft, das Wort sei nur ein bloßes Wort, und fragen uns, ob das alles ist, was wir zu bieten haben. Aber das ist so groß, wenn wir uns versammeln – und hier danke ich euch, ihr Lieben, Verantwortlichen von der Lahi, dass die Bibelkonferenz hier in der Mitte steht. Dass wir hier zusammenkommen, wie ihr so schön vorher gesagt habt, um uns wieder unsere Kraft zu holen, wenn wir zurückgehen ins Rheinland oder ins Ruhrgebiet.
Das Wort Gottes ist so wichtig, weil es Kraft hat, weil es voller Energie ist, es ist voller Kraft. Ich weiß nicht, wie oft ich an Gräbern stand, auch bei ganz gottlosen Menschen. Das Tolle ist ja, wir müssen nie die Leute loben, die da beerdigt werden, und wir müssen auch nicht über ihren geistlichen Zustand urteilen. Aber was dürfen wir als Prediger des Evangeliums ahnen? Vielleicht ahnen Sie es gar nicht: Wir dürfen das herrliche Evangelium predigen, indem wir den Leuten sagen: „Wisst ihr, dass der Tod furchtbar ist, wenn man ohne Hoffnung stirbt?“
„Ich packe den Koffer“, habe ich immer Leuten gesagt, wenn ich am Grab stehe. Und ich kenne nur eine Rettung, eine Hoffnung: dass Jesus mich hält, weil er auferstanden ist und lebt. Und dann kommt es immer so schön: Er wird unseren nichtigen Leib verklären, verherrlichen, sodass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe. Was das Wort Gottes hat, ist ja unglaublich!
Wir hatten oft Beerdigungen, bei denen man den Sarg nicht in die Feierhalle fahren konnte, weil der Körper schon in die Verwesung übergegangen war. Aber wir sagen: Das Wort Gottes sagt, dass er uns auferwecken wird. Und das, was Gottes Wort sagt, ist wahr.
Ich durfte vor ein paar Wochen wieder drüben in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim sprechen, wo die Lebenslänglichen sitzen. Dort lesen wir miteinander Gottes Wort – ein Kreis von dreißig Männern, die die Kraft des Wortes Gottes erleben. Wenn dann einer erzählt und sagt: „Wenn ich nicht jeden Tag meine Bibel lesen würde, könnte ich die schwere Haftzeit gar nicht durchstehen.“
Das Wort Gottes – erkennen wir es noch als gläubige Leute? Was das Wort Gottes ist, ist ein kräftiges Wort, das heute unser Leben verändern will: unsere Schwächen, unsere Lieblosigkeit, wie Jesus an uns arbeitet. Ein Wort voller schaffender Energie.
Gerade in der Adventszeit ist das so wichtig. Schöner kann man es kaum sagen: „Es geschah, auf dass erfüllt würde, was geschrieben steht“ – die ganzen Abläufe mit Bethlehem und den Verheißungen an David.
Die Erfüllung der Verheißungen und die Kraft des Wortes Gottes in der Geschichte
Gestern Abend, bei der Adventsfreizeit im Monbachtal, erzählte eine Frau, dass sie in einem kirchlichen Bastelkreis war. Dort habe eine andere Frau wieder wüste Sprüche gemacht. Sie sagte, es könne doch nicht sein, dass Jesus von der Jungfrau geboren wurde und dass man den Heiligen Geist kennen würde.
Daraufhin wurde ihr gesagt: „Bitte seien Sie vorsichtig, denn der Herr Jesus hat gesagt, dass dies die einzige Sache ist, die nicht vergeben werden kann – das Lästerung des Heiligen Geistes.“
Anschließend erzählte ich von dem Eifersuchtsgesetz und warum das alles mit der Bibel zusammenhängt. Warum Josef Maria verlassen wollte – weil er genau wusste, dass das Kind nicht von ihm stammen konnte. Und er war den Zeremonien des Eifersuchtsgesetzes verpflichtet.
Ich muss noch tiefer in das Wort Gottes eintauchen, um zu verstehen, wie sich alles erfüllt. Das Wort Gottes ist kräftig, es schafft und bewirkt. Was Gott einmal gesprochen hat, das muss so kommen und gestaltet die Geschichte, die ganzen Abläufe der Geschichte.
So geschah es, damit erfüllt würde, was geschrieben steht. Die ganzen Abläufe folgen dem Wort des Herrn – das ist unglaublich. Natürlich sagen Theologen, das sei alles nachträglich so getrickst worden, dass es aussieht, als ob die Prophetie hierher passt. Aber nein, es war genau so, wie Gott es Abraham gesagt hatte.
Das Geheimnis des jüdischen Volkes liegt schon in der Erwählung Abrahams. Dieses Volk soll zum Segen sein, ein Volk, das nicht zu zählen ist wie der Sand am Meer, weil Gott es so gesprochen hat.
Es ging über den einen Sohn, den Abraham nicht bekam, obwohl er 99 Jahre alt war und wusste, wo die Babys herkommen. Es konnte doch gar nicht sein, dass seine Frau Sarah noch gebären würde. Doch Gott hatte gesprochen, dass der Herr ihr ein Lachen bereiten würde.
Das Wort Gottes ist kräftig, es bahnt sich seinen Weg und läuft seinen Gang. Dafür braucht man ein neues Wissen um diese Realität. Es geht nicht nur um unser Vertrauen, sondern daran scheitert unser Leben oft: ob wir Vertrauen haben oder nicht.
Das Wort Gottes wird auch ohne uns seinen Weg gehen. Jesus braucht nicht einmal eine fromme Gemeinde dazu. Aber es ist wichtig für uns, sonst gehen wir mit unseren Gemeinden unter, wenn wir die Kraft dieses Wortes Gottes nicht erkennen und verstehen.
Die Not des Wortes Gottes in der heutigen Christenheit
Vor ein paar Wochen fand in Bethanien hier in Langensteinbach eine Jugendkonferenz statt. Bei einem Jugendtreffen haben wir dort gemeinsam betrachtet, wie schrecklich die Zustände im Heiligtum damals waren. Der alte Eli war bereits verdattert und litt unter Altersverwirrung. Seine Söhne, Hofni und Pinhas, waren nur auf ihren Genuss bedacht und wollten die besten Fleischstücke bei den Opfern für sich herausholen.
Es gab alle möglichen Entartungen im Heiligtum und in der Gemeinde. Das Wort Gottes war rar geworden oder teuer geworden. Diese Not betrifft die heutige Christenheit im Westen. Das Wort Gottes ist teuer geworden. Wahrscheinlich liegt das daran, dass wir nur noch nach Wellness und Lust streben und gar nicht mehr wissen, dass Gott noch etwas anderes für uns bereithält.
Meines Erachtens gibt es geistliche Erweckung nur dort, wo die Gemeinde Verfolgung ausgesetzt ist, wo sie auf das Wort Gottes angewiesen ist und nichts anderes mehr hat. Zum Beispiel im Iran heute Abend: Jeder Konvertit, jeder Muslim, der Christ geworden ist, weiß, dass im Gesetzbuch von Khomeini steht, dass jeder konvertierte Muslim sterben muss. Das Todesurteil hängt über ihm. Dort lesen die Gläubigen ihre Bibel anders.
So habe ich es auch in Afghanistan erlebt, bei Bibelkreisen der Pastunen, die dort saßen. Auf die Frage, was sie gelesen hätten, antworteten sie: „Wir haben die Apostelgeschichte gelesen.“ Immer wenn Verfolgung da war, gab es einen Aufbruch, weil das Wort Gottes wirken konnte. Das ist sehr wichtig. Es ist ganz schlimm, wenn das Wort Gottes rar wird, denn dann redet Gott nicht mehr.
Die Berufung durch das Wort Gottes
Und dann war ein junger Kerl namens Eli da, die Mutter Hanna – es war ein Wunder, dass sie diesen Samuel bekam, Samuel, der Samuel. Und dann ruft unter Eli die Stimme: „Samuel, Samuel!“ – Gott ruft. Erst beim dritten Mal kommt der hohe Priester Eli auf die Idee, dass Gott jemanden rufen könnte.
Wissen wir noch, dass Gott heute junge Leute ruft? Durch sein Wort ruft er, nicht durch irgendwelche Träume und Visionen. Das ist eindeutig. Gott offenbart sich nur durch sein Wort. Er kann uns Träume geben in der geistlichen Führung, das gibt es, damit wir erkennen, was wir tun sollen. Aber die Offenbarung Gottes, seines Wesens, geschieht immer durch das Wort.
Bei allen Propheten war es immer das Wort, im ganzen Alten Bund. Ein Prophet der Träume predigt seine Träume, wer aber mein Wort hat, der predige mein Wortrecht (Jeremia 23). Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?
Dieses Wort Gottes ist kräftig, lebendig und dringt durch. Wir kennen die alten Liedverse, die eine große Hilfe sind: „Dein Wort ist unseres Herzens Trost und Deiner Kirche wahrer Schutz. Dabei erhalt uns, lieber Herr, dass wir nichts anderes suchen mehr.“ (aus der Reformationszeit)
Oder in einem anderen Lied, dessen Urheber wir gar nicht kennen, das aber durch Jahrhunderte gesungen wird: „Dein Wort ist wahr und trüget nicht und hält gewiss, was es verspricht, im Tod und auch im Leben.“ Wie können wir von dieser Basis abweichen? Da verlieren wir alles, was wir haben.
Darum: Wer am Wort Gottes rumschnipfelt und es als Fundgrube seiner Ideen benutzt, eine Zitatensammlung, mit der er seine Ansprachen garnieren will, der soll tun, was er will. Aber er wird nicht ein Bote Gottes sein können und wird seine Vollmacht verlieren, weil die Kraft des Wortes Gottes in der Wahrheit liegt – im Wort Gottes, das wir verkünden.
Und das war so wichtig für diese Leute, dass er sagt: „Verwirkt doch dieses Reden Gottes nicht!“ Hört ihr das noch, wie der junge Samuel das hört? Jetzt redet Gott. Es war eine furchtbare Botschaft, die er hörte, dass Gott seine Gemeinde ins Gericht nimmt.
Die durchdringende Kraft des Wortes Gottes
Und da sind wir beim Letzten und beim Dritten. Das Wort Gottes durchdringt schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt bis hinein, wo es Seele und Geist scheidet. Seele und Geist – das ist eine ganz unheilige Allianz, auch in Ihrem Leben. Passen Sie auf: Seelisches und Geistliches.
Wir sollten Geistesmenschen werden, aber nicht seelische Menschen. Das Seelische gehört zum Fleisch. Nach dem, was die Bibel sagt, müssten wir eigentlich eine ganze Bibelstunde darüber halten. Aber nur damit wir es hier wissen: Heute haben wir großes Interesse daran, lustige Gottesdienste zu machen, witzige. Das Buch von Peter Hane, „Schluss mit lustig“, war zunächst den Evangelikalen ins Stammbuch geschrieben.
Denn das Wort Gottes ist niemals lustig. Es ist immer das Gesetz, das erschüttert, das einen Petrus auf den Boden zwingt: „Herre, geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.“ Das Wort stellt die Sünde ins Licht, vor das Angesicht Gottes.
Die Väter wussten noch um die Wirkung des Evangeliums, dass auch das Kreuz selbst zuerst etwas Erschreckendes ist. Ist meine Sünde so groß? Ja, sie ist so groß, dass ich erzittere vor dem Wort Gottes. Gibt es keinen anderen Weg der Heilung? Gibt es viele Wege? Nein, es gibt keinen. Erschütternd ist all meine Güte.
Heute, bei der Konferenz war es so schön zu hören, wie junge Mädchen sagten: „Ich möchte nicht mit dem Wort bezeugen, ich möchte es durch mein nettes Wesen tun.“ So, als könnte man einen Menschen zu Jesus führen. Unsere Erscheinung mag nett und sympathisch sein, aber damit kann man niemanden zur Gegenwart des lebendigen Gottes führen.
Das Wort Gottes hat eine ganz andere Qualität. Man kann es nur mit dem Mund sagen und nicht allein durch Vorleben. Da muss man den Mund aufmachen. Und das ist ein Wort, das erzittert.
Vielleicht nehmen Sie einmal selbst Predigten von dem Dichter Fred Hausmann zur Hand. Er sagt an der Stelle vom Reden Gottes: „Passt nie das Wort Gottes an die Zeit an, das wäre furchtbar. Passt es auch nie an das Denken des Menschen an. Im Gegenteil, das Wort Gottes schlägt zu. Das formt uns, das will uns zurechtbinden.“
Das heißt: Vor den Augen Gottes liegt der Mensch wie ein Schlachttier da. Das steht hier: mit zurückgebogenem Kopf und entblößter Seele für den Stoß des Opfermessers. Das Wort Gottes ist immer unheimlich.
Sind Sie noch nie erschrocken, wenn Jesus vom Schrecken des Verlorengehens spricht? Wenn all das drinsteht, dass man hinausgestoßen wird, wo Heulen und Zähneklappern sind? Da stehen so furchtbare Worte in allen Gleichnissen von Jesus. Ich kenne kein Gleichnis, in dem sie nicht vorkommen.
Zwei werden auf einem Bett liegen, der eine wird angenommen, der andere verworfen – furchtbar. Und der Ernst, dass ich das nicht verfehle, sondern ergreife, muss ich erkennen. Denn Schuld muss ans Licht.
Wissen Sie, warum so viele Predigten von der Liebe Gottes nichts bewirken? Weil wir den Menschen nie helfen, den großen Berg der Schuld zu bewältigen. Es ist erschütternd, wenn man liest, dass Leute, die in ihrem Leben große Not hatten – sei es in großer Bedrängnis, durch eine Abtreibung oder sonstige Schuld – sagen: „Ich kann nicht einmal mehr eine Kirche von außen sehen, mein Gewissen schlägt mir.“
Wir sind so blind dafür, den Menschen zu helfen, dass Jesus gekommen ist, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Und das ist die Mitte des Evangeliums: Dieses Wort ist ein wunderbares Wort, ein Hammer, der Felsen zerschmettert, und ein Wort, das auch alle seine Kritiker überführt.
Zeugnisse der Kraft des Wortes Gottes
Ich habe Ihnen heute Morgen vom Leben Johannes Falks erzählt, dessen Leben durch die Realität des Todes völlig umgekrempelt wurde. Man kann dies auch vielen anderen Menschen zeigen, die zunächst Spötter des Evangeliums waren. Doch dann fanden sie plötzlich das Wort Gottes.
Einer der klügsten Männer war Johann Georg Hamann, ein Freund Goethes und großer Philosoph. Er lief durch London mit einem kaputten Leben, war moralisch am Tiefpunkt und völlig abgestürzt. Eines Tages sah er in einer Buchhandlung im Schaufenster eine Bibel liegen. Er schreibt, wie er begann, diese Bibel zu lesen, und gibt sein Lebenszeugnis: „Ich schäme mich, dass ich überhaupt einmal etwas gegen dieses Wort Gottes gesagt habe, das sich uns in der Niedrigkeit dargibt.“
Hamann beschreibt, wie groß das Wort Gottes ist – eine Größe, die wir nie ganz erkennen oder ausschöpfen können. Das Wort Gottes ist mächtig und formt uns um. Es dringt bis in Mark und Bein, ist Richter der Gedanken und des Sinns des Herzens. Es ist der schlimmste Witz, dass wir Menschen uns anmaßen, Kritiker des Wortes Gottes zu sein.
Wir wollen nicht an dem Ort sitzen, wo die später sitzen. Ich habe immer gesagt: Lassen Sie niemals Ihre Kinder dort konfirmieren, wo Menschen über die Wahrheit des Wortes Gottes zu Gericht sitzen – und meinen, mit ihrem menschlichen Verstand könnten sie das beurteilen.
Das Wort Gottes richtet uns, formt uns und schlägt uns zurecht. Es ist das Einzige, das uns Gewissheit schenkt und uns den Blick auf Jesus öffnet. Sie haben heute Morgen so schön gesagt: Das Blut von Jesus macht uns frei, das Wort Gottes führt uns klar und bringt uns zur Heilsgewissheit.
Das ist so schön. Ich bin gewiss, ja völlig gewiss, dass mir keine finstere Macht diese Gewissheit aus dem Herzen rauben kann. Woher weiß ich das? Weil der Herr es mir gesagt hat. Darum weiß ich es und gehe fröhlich meinen Weg.
Menschen haben dies selbst im Angesicht des Todes gesagt – Menschen, die einen hohen Preis für ihr früheres, leeres Leben gezahlt haben. Sie sagten: „Das ist nicht das Problem, aber von diesem Wort kann ich nicht lassen.“
Die Treue zum Wort Gottes trotz Verfolgung
Ich stand in Madagaskar an diesem großen Felsen in Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar. Dort, im neunzehnten Jahrhundert, sollte die erste Christengeneration durch eine diktatorische Königin ausgelöscht werden. Sie handelte auf satanische Weise: An einem Seil wurden die Christen über diesen großen Abhang gehängt.
Man muss die riesige Felswand in Antananarivo sehen. Ich weiß nicht genau, wie hoch sie ist – vielleicht siebzig Meter oder mehr. Die Menschen hingen an einem freien Seil, und oben stand jemand mit einem Messer. Er fragte: „Sagst du Jesus ab?“ Doch die Christen riefen zurück: „Wie kann ich?“ Sie waren im Wort gefangen, im Wort Gottes.
Gott hat sein ganzes Heil, seine Offenbarung in dieses Wort hineingegeben. Dieses Wort wird auf der anderen Seite oft verachtet und verspottet. Wir wollen es in seiner ganzen göttlichen Größe erkennen. Wie hat Jesus dieses Wort geehrt! Er sagte: „Ich muss sein in dem, was meines Vaters ist“, schon als Zwölfjähriger. Jesus sagte vom Alten Bund: „Die Schrift kann nicht gebrochen werden“, weil das Wort wahr ist (Johannes 17).
„So ihr bleiben werdet in meiner Rede, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger.“ (Johannes 8,31) Am Wort Gottes wird sich alles entscheiden. Das Herrliche, das wir hier haben, ist: Jesus sehen heißt, sein Wort lieben, sein Wort hören und gerne tun. Den Jesusblick haben und diese Freude in ihm anerkannt und getragen zu sein. Amen.
