Ein besonderer Sonntag und die Bedeutung gemeinsamer Anbetung
Wir haben heute einen besonderen Sonntag. Zum ersten Mal in der Geschichte der FEG München Mitte wird es hier an einem Sonntag drei verschiedene Predigten geben.
Das heißt: Wenn ihr gedacht habt, ihr habt vielleicht schon einen Gottesdienst gehört und könnt die Predigt nochmal hören, jetzt womöglich von einem anderen Prediger, dann ist das nicht der Fall. Wir haben wirklich drei unterschiedliche Predigten. Das hat seinen Grund. Das werden wir nicht immer so machen, normalerweise nicht. Aber heute haben wir uns sehr bewusst so entschieden.
Heute früh hatten wir die Entlassung aus dem biblischen Unterricht. Deshalb wollten wir eine kürzere Predigt, die sich speziell an die Kinder richtet, die aus dem biblischen Unterricht entlassen wurden.
Heute Abend wollen wir eine Predigt aus dem Buch der Sprüche hören. Es geht um die Frage, was weise und was töricht ist. Patrick Schmitz wird uns heute Abend Gottes Wort dazu auslegen.
In diesem Gottesdienst jetzt möchte ich mit euch einen Text betrachten und über ein Thema nachdenken, das ich für ganz zentral und wichtig halte, wenn man so etwas tut, wie wir es hier gerade tun. Wir gründen ja quasi eine Gemeinde.
Es ist nun Gottesdienst, aber letztendlich wird es eine Kerngruppe geben, die sagt: Dieser Gottesdienst, das ist meine Kerngemeinde. Wir gehören noch zu etwas Größerem, der FEG München Mitte, die sich an einem Ort zu drei unterschiedlichen Zeiten trifft. Aber für manche wird das dann doch sehr stark die Gemeinde sein.
Andere sind heute Zaungäste sozusagen. Sie sagen: Ich schaue mir das heute mal an. Wir freuen uns über jeden, der da ist. Vielleicht spricht dich das so an, dass du nachher sagst: Ach, das könnte auch meine Gemeinde werden.
Wir wollen darüber nachdenken, wie wir gemeinsam Gott anbeten können. Ich möchte euch ermutigen, in der Bibel, die vor euch liegt, heute den Predigttext zu finden. Denn der steht nicht im Gottesdienstblatt, wie ihr das vielleicht gewohnt seid. Also heute lohnt es sich wirklich, gezielt nach der Bibel zu greifen.
Bevor ich uns den Text lese, möchte ich uns herausfordern, für einen Moment gedanklich einfach einzustellen auf das Thema des heutigen Gottesdienstes, der heutigen Predigt. Ich möchte, dass ihr das ganz persönlich für euch tut, weil wir alle ja ein bisschen unterschiedlich ticken.
Was hilft dir dabei, in der Gemeinschaft der Gemeinde Gott anzubeten? Was hilft dir bei der gemeinsamen Anbetung Gottes in der Gemeinde?
Für viele Christen spielt Musik dabei eine ganz große Rolle. Und da geht dann manchmal auch schon der Streit los. Die musikalischen Präferenzen sind unterschiedlich.
Manche kommen aus Gemeinden – man mag es kaum glauben – in denen nur Psalmen gesungen werden, manchmal sogar ohne Instrumente, nur a cappella. Dann gibt es Gemeinden, in denen ausschließlich Hymnen gesungen werden, oft begleitet nur von einem Klavier. Und dann gibt es wieder Gemeinden, die lassen es so richtig rocken. Die würden sagen: Das, was ihr hier gerade gemacht habt, das war Kindergeburtstag.
So unterschiedlich sind wir Menschen.
Das Problem dabei ist, dass all diese Ansätze das Potenzial haben, unsere gemeinsame Anbetung eigentlich zu fragmentieren. Sie können uns spalten, entlang von Präferenzen, oft auch entlang von Generationen.
Und obwohl wir das gar nicht abgesprochen hatten – Gott führt das manchmal so (Psalm 148) – wünscht sich Gott, dass sich Jung und Alt gemeinsam Gott anbeten.
In der Tat soll unsere Gemeinschaft zeichenhaft sein, auch für die Welt da draußen. An unserer Liebe füreinander soll die Welt erkennen, dass wir Jesu Jünger sind.
Wenn wir uns aber entlang unserer musikalischen Präferenzen treffen, vielleicht in klaren Alterssegmenten, dann wird die Welt nicht feststellen, dass das, was uns eint, das Evangelium von Jesus Christus ist. Denn was uns dann eint, eint auch die Welt: Präferenzen.
Ich bin davon überzeugt, dass Gott will, dass wir gemeinsam ihn anbeten – in der ganzen Unterschiedlichkeit, die wir ebenso mitbringen.
Aber wie kann das funktionieren? Darüber wollen wir heute nachdenken.
Die umfassende Bedeutung von Anbetung in der Gemeinde
Ich denke, uns ist klar, dass Lieder nur ein Teil der Anbetung sind. Musik gehört zur Anbetung, aber unser ganzes Leben soll Anbetung sein. Ich hoffe, das ist dir bewusst. Wenn unser ganzes Leben Anbetung sein soll, dann ist auch klar, dass unser ganzer Gottesdienst Anbetung sein soll – vom ersten bis zum letzten Moment.
Das umfasst die Lieder, die Predigt und alles, was wir hier gemeinsam tun. So möchte ich mit uns darüber nachdenken, wie die gemeinsame Anbetung der Gemeinde aussehen soll. Dabei wollen wir uns an den Text aus Kolosser 3,12-17 orientieren.
Der Kolosserbrief ist ein Brief, den der Apostel Paulus an die Gemeinde in Kolossä geschrieben hat. Es handelt sich also um einen neutestamentlichen Brief. Ihr findet ihn im hinteren Teil der ausliegenden Bibeln auf Seite 232. Die große Zahl drei steht für das Kapitel, und die kleinen Zahlen daneben sind die Versangaben. Wir lesen also in Kapitel 3, Vers 12.
Ich lese den Text vor:
"So zieht nun an, als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Ertragt einer den anderen und vergebt euch untereinander. Wenn jemand Klage hat gegen den anderen, wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr. Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid, regiere in euren Herzen. Seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen, lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit. Mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus. Und dankt Gott dem Vater durch ihn."
In diesem Text sehen wir Hinweise an Christen, die dazu aufgerufen sind, in ihrem Miteinander für Gott zu leben. Ich möchte den Text anhand von drei Kernfragen betrachten. Ich hoffe, sie sind so leicht, dass man sie sich gut merken kann. Sie sind auch im Gottesdienstblatt abgedruckt.
Diese Fragen lauten:
- Was ist die Grundlage der gemeinsamen Anbetung Gottes?
- Was ist das Grundmuster der gemeinsamen Anbetung Gottes?
- Und was ist das Grundprinzip der gemeinsamen Anbetung Gottes?
Also: Grundlage, Grundmuster und Grundprinzip der gemeinsamen Anbetung Gottes.
Ich sage gleich vorweg, damit ihr nicht erschreckt: Der erste Punkt ist mit Abstand der längste. Er umfasst auch den längsten Textabschnitt, nämlich die Verse 12 bis 15. Danach folgt ein mittellanger Abschnitt, Vers 16, und zum Schluss ein kurzer Abschnitt, Vers 17.
Seid also entspannt, falls ihr am Anfang den Eindruck habt, die Predigt könnte sehr lang werden. Ich glaube, sie bleibt im Rahmen.
Die Grundlage gemeinsamer Anbetung: Veränderung durch Gottes Gnade
Wir kommen nun zu den Versen 12 bis 15, die uns die Grundlage der gemeinsamen Anbetung Gottes zeigen. Gleich zu Beginn, in Vers 12, sehen wir, was uns überhaupt dazu befähigt, gemeinsam Gott anzubeten. Alle Anbetung beruht letztendlich auf dem, was Gott für uns getan hat. Gott befähigt uns zur Anbetung.
Paulus macht das deutlich, indem er die Christen anspricht. Er hat das vorher im Brief noch deutlicher gemacht, fasst es hier aber noch einmal zusammen. Er spricht sie an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten.
Grundsätzlich sind natürlich alle Menschen Anbeter. Anbetung ist nichts Spezifisch-Christliches, das ist uns klar. Jeder betet an – sei es Geld, Karriere, Familie, Freizeit, sich selbst oder andere Menschen. Johannes Calvin hat das in drastischen, aber sehr treffenden Worten zusammengefasst. Er sagte einmal, dass das menschliche Herz eine Götzenfabrik ist. Das menschliche Herz produziert Götzen, die wir dann anbeten.
Um aus dieser fehlgeleiteten Anbetung hin zu einer Anbetung Gottes zu gelangen, muss Gott eingreifen. Er muss unsere Herzen verändern, damit sie keine Götzenfabriken mehr sind, sondern auf Gott hin ausgerichtet werden. Dazu muss er uns mit seinem heiligen Ruf rufen. Wir tun aufgrund der Sünde Dinge, die wir für richtig halten, die aber letztendlich falsch sind. Gott muss uns die Augen öffnen, damit wir ihn in seiner ganzen Herrlichkeit erkennen.
Erst wenn Gott das tut, wenn er uns so die Augen öffnet und unsere Herzen berührt, wenn er, wie die Bibel sagt, den Stein an unseren Herzen entfernt und uns stattdessen Fleisch gibt, entsteht in unseren Herzen eine Anbetung, die sich auf die Herrlichkeit Gottes richtet.
Wir als Christen haben das erlebt. Gott hat uns erwählt, auserwählt und zu sich geholt. Er hat unsere Herzen verändert und uns den Blick geöffnet, damit wir ihn erkennen. Wir sind auserwählt und ausgesondert – das bedeutet auch das Wort „Heilige“, die von Gott herausgerufenen. Wir sind in besonderer Weise mit der rettenden Liebe Gottes geliebt worden, sogar als wir noch seine Feinde waren.
Ich hoffe, du weißt das: Deine Anbetung ist nicht das Produkt deiner besonderen Weisheit. Deine Anbetung Gottes kommt nicht daher, dass du klüger bist als andere. Sie beruht grundsätzlich auf dem, was Gott in seiner freien Gnade für dich getan hat. Das ist die Grundlage aller Anbetung.
Im weiteren Verlauf macht Paulus deutlich, dass Gott uns auf dieser Grundlage nun zu einem Leben aufruft, das Gott gefällt und in dem unser ganzes Leben Gott anbetet. Das erklärt er hier. Basierend auf dem, was Gott für uns getan hat, an die Auserwählten Gottes, die Heiligen und Geliebten, sagt er nun: Um gemeinsam Gott anzubeten, braucht ihr ein Bild – einen Kleiderwechsel. Ihr könnt nicht in den alten Klamotten, in denen ihr Götzenanbeter wart, einfach weitermachen. Ihr müsst euch von Gott verändern lassen.
Oder mit dem Bild gesprochen: Legt die alten Klamotten ab und zieht neue an. Das Ablegen der alten Klamotten hat er in den Versen 8 und 9 schon beschrieben. Wenn man ein bisschen hochschaut, sieht man, dass er im vorherigen Abschnitt gesagt hat: „Legt alles ab von euch aus. Zieht aus Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung und schändbaren Worten aus eurem Munde. Lügt einander nicht, denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen.“
In gewisser Weise habt ihr das also schon abgelegt. Doch er sagt: Macht weiter, legt weiter ab. Und dann sagt er: Stattdessen kleidet euch nun in herzlichem Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld. Das sind die Kleider, die wir anziehen sollen, darin sollen wir uns kleiden.
Hast du diesen Kleiderwechsel vollzogen? Ist dir klar, dass wir immer wieder aus Versehen die alten Klamotten wieder hervorholen, obwohl Gott uns eine neue Garderobe geschenkt hat? Der Schrank steht da, und wir gehen immer wieder hin und denken: „Ach, die alten Sachen waren auch nicht schlecht“, und ziehen sie wieder an. Aber Gott sagt: Ablegen, ablegen! Geht weg damit, zieht die neuen Sachen an! Nur so könnt ihr leben, wie es gut für euch ist und wie es mir gefällt.
Mir ist klar, dass wir alle damit immer wieder kämpfen. Irgendwie haben wir die alten Klamotten noch lieb. Das sind die alten Verhaltensmuster, die immer wieder nach dem Falschen greifen. Aber lass dir nicht einreden, dass du es nicht schaffst. Du schaffst das, denn das, was du anziehen sollst, ist letztlich die Frucht des Geistes. Gott hat seinen Kindern seinen Heiligen Geist gegeben, der dir hilft und dich verändert.
Also lass dich darauf ein und lass dir von Gott sagen: „Ich helfe dir, ich stehe dir bei, ich kleide dich mit an. Geh zum richtigen Schrank, und ich helfe dir, die Sachen anzuziehen.“ Die passen dir heute sowieso viel besser. Aus den alten bist du rausgewachsen.
Gott sagt: Wenn du anfängst, dich so zu kleiden, wird das zwei Dinge tun, die grundlegend sind für die gemeinsame Anbetung der Gemeinde. Zum einen wird es das Miteinander in der Gemeinde verändern. Zum anderen wird es dein Herz verändern. Mit dem richtigen Miteinander der Gemeinde und der richtigen Herzenshaltung wird unsere Anbetung so sein, dass sie Gott gefällt.
Schauen wir uns das noch etwas genauer an. Paulus sagt: Zieht an herzlichen Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld. Dann fährt er in Vers 13 fort: „Ertragt einer den anderen und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage gegen den anderen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr.“
Paulus ist hier sehr realistisch. Er geht davon aus, dass in der Gemeinschaft der Gemeinde nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Sonst wäre dieser Aufruf nicht notwendig. Er weiß, dass es uns manchmal schwerfällt mit dem einen oder anderen. Aber er sagt: Ertragt einander und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage gegen den anderen hat.
Das bedeutet, wir haben unsere Ecken und Kanten, wir brauchen einander und brauchen das gegenseitige Vergeben. Dabei beruht die Fähigkeit dazu immer auf dem, was Gott für uns getan hat. Paulus fordert uns auf, in unserem Miteinander so zu leben, wie Christus mit uns lebt. Er hat uns vergeben, und wir sollen auch einander vergeben. So leben wir wirklich als Christen.
Das wird in Vers 14 noch weiter deutlich, wenn es heißt, dass unsere Gemeinschaft von herzlicher Liebe geprägt sein soll. Wieder wird das Bild des Sich-Kleidens verwendet: „Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.“
Wir können das verstehen: Herzliche Liebe untereinander ist grundlegend für eine gemeinsame Anbetung, die Gott gefällt. Wie können wir gemeinsam Gott anbeten, wenn wir uns streiten? Wenn unser Miteinander nicht von Liebe geprägt ist?
Ehepartner wissen das, wenn sie Konflikte hatten und gemeinsam beten wollen – das funktioniert nicht so gut. Andererseits ist das gemeinsame Beten oft auch ein Weg, wieder zusammenzufinden. So soll es auch in der Gemeinde sein. Wenn wir in herzlicher Liebe miteinander vor den Thron Gottes treten, wird unsere Anbetung Gott gefallen.
Dabei ist es gut, sich immer wieder daran zu erinnern, dass die Menschen, die für mich manchmal schwer zu ertragen sind – die ich ertragen soll – genauso wie ich die Auserwählten Gottes, die Geheiligten und Geliebten Gottes sind. Gott hat dir diese anderen Menschen an die Seite gestellt, geliebt, so wie er dich liebt. Er hat dich auserwählt, um dir die anderen zur Seite zu stellen – nicht, damit wir uns streiten.
Ich hoffe, wir können sehen, wie Gottes Geist uns durch den Kleiderwechsel dazu befähigt, eine Gemeinschaft zu sein, die in herzlicher Liebe vereint Gott anbetet.
Von daher ist es wirklich nebensächlich, wenn wir über unseren Gottesdienst nachdenken, was ich anhatte. Es ist egal, ob du heute im T-Shirt hier sitzt oder im Dirndl, ob du ein Hemd oder sogar ein Sakko trägst. Was wirklich zählt, ist, ob du das angezogen hast, wovon Paulus spricht: herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld – und darüber die Liebe.
Lasst uns so miteinander leben und Gott darum bitten, dass er uns so verändert, dass unser Miteinander ein solches Miteinander ist. Denn in einem solchen Miteinander können wir Gott anbeten, so wie es ihm gefällt.
Das ist der eine Aspekt: Gott befähigt uns zu einem veränderten Miteinander. Und Gott verändert unsere Herzen.
Der Friede Christi und Dankbarkeit als Herz der Anbetung
Das sehen wir schließlich hier in Vers 15: „Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen, und seid dankbar.“
Wir sollten also den Frieden Christi in unseren Herzen regieren lassen. Diesen Frieden Christi hat Paulus schon vorher erwähnt, zum Beispiel in Kapitel 1. Dort betont er, dass Gott uns durch Jesus Christus mit sich selbst versöhnt hat. Er sagt weiter, dass Gott Frieden gemacht hat durch sein Blut am Kreuz.
Der Friede, den wir mit Gott haben, ist ein Fakt – unverrückbar und feststehend. Die Frage ist nur, ob dieser Friede auch dein Herz regiert.
Ich möchte kurz noch etwas sagen: Diesen Frieden mit Gott, den wir in unseren Herzen regieren lassen sollen, können wir nur haben, wenn wir Gott tatsächlich als unseren Retter und Herrn erkannt haben. Jeder Aufruf zur Anbetung ist völlig zwecklos, wenn das nicht geschehen ist.
Das heißt, ich hoffe, du hast Frieden mit Gott. Ich hoffe, du hast erkannt, dass du von Natur aus keinen Frieden mit Gott hattest. Dass du ein Feind Gottes warst, weil du ihn ignoriert hast, obwohl er es verdient, von dir mit deinem ganzen Leben angebetet zu werden. Ich hoffe, du erkennst das.
Und ich hoffe, du erkennst auch, dass Gott, obwohl du ein Feind warst und eigentlich seinen Zorn verdient hättest, in seiner großen Liebe Mensch geworden ist. Er hat das Leben gelebt, das du hättest lieben sollen. In Jesus Christus hat er uns gezeigt, wie ein Leben der Anbetung aussieht.
Das Leben Jesu war perfekte Anbetung. Er war der perfekte Anbeter seines himmlischen Vaters. Und er versöhnt uns mit dem Vater, indem er all die Momente auf sich genommen hat, in denen unser Leben eben keine Anbetung war und nicht anbetend ist.
All dieses Versagen, all die Momente, in denen wir unsere Götzenfabriken wieder auf Touren gebracht haben, all die Momente, in denen wir die alten Klamotten wieder angezogen haben oder noch komplett in alten Klamotten gelebt haben – all das hat Jesus am Kreuz auf sich genommen. Damit hat er uns mit Gott versöhnt, so dass wir Frieden haben!
Letztendlich müssen wir uns immer wieder darauf besinnen: Eine Gemeinde, die Gott anbeten will, braucht immer wieder das Zurückschauen und das Besinnen auf das, was Gott für uns getan hat. Nur so wird der Friede Gottes in unseren Herzen wohnen.
Dieser Friede wohnt nicht in deinen Herzen, wenn du Moralpredigten hörst, die dir nur zeigen, dass du ein Sünder bist. Das allein produziert genau das Gegenteil von Frieden.
Aber Predigten, die dir zeigen, dass du ein Sünder bist, Gott aber ein noch größerer Retter ist und du deswegen versöhnt bist – trotz allem – führen dich dazu, nicht dich selbst anzubeten, weil du es geschafft hast und so ein toller Hecht bist, sondern Gott anzubeten.
Gott hat für dich getan, was du selbst nicht tun konntest. Die Erkenntnis, dass wir Frieden mit Gott haben durch Jesu Blut, das am Kreuz für uns vergossen wurde, fördert die Anbetung Gottes.
Das bringt den letzten Aspekt mit sich, der hier am Ende von Vers 15 steht, fast so, als wäre es ein Nachgedanke von Paulus: „Und seid dankbar.“
Manche Menschen denken, das sei ein komischer Aufruf. Dankbarkeit sei etwas, das in mir entsteht, dazu könne man mich nicht aufrufen oder befehlen. Aber ich glaube, das stimmt nicht. Dankbarkeit ist sehr wohl etwas, das wir in unseren Herzen fördern können.
Als Pastor habe ich das Privileg, immer wieder Gespräche mit Menschen zu führen, die gerade nicht so dankbar sind. Es ist noch nicht lange her, da kam eine liebe Schwester aus der Gemeinde zu mir, um mir mal wieder zu erklären, was alles falsch läuft.
Sie steht jetzt repräsentativ für viele. Vielleicht hast du das auch schon mal gemacht. Vielleicht nicht mit mir, sondern mit jemand anderem. Wir kennen das alle, oder?
Ich kenne das auch von mir. Ich weiß, wenn ich über der Mitgliederliste sitze und bete, fällt mir manchmal ein, was bei dem gerade nicht so gut ist und wofür man wirklich mal beten müsste. Das mache ich dann vielleicht sogar.
Ich habe eine Sache gelernt: Diese falsche Herzenshaltung produziert nichts Gutes. Ich möchte immer mehr ein Beobachter der Gnade Gottes im Leben anderer sein.
Das heißt, ich möchte anfangen zu schauen – neben allem, was man vielleicht nicht so super findet bei anderen und wenn man genau hinschaut vielleicht auch bei sich selbst – was Gott Gutes getan hat. Wie hat Gott Menschen verändert? Was tut Gott in der Gemeinde?
Vor etwa zwei bis drei Wochen habe ich das mit dieser Frau aus der Gemeinde gemacht. Ich habe gesagt: „Lasst uns doch mal einfach aufschreiben, alles, wofür wir Gott danken können in der Gemeinde.“
Dann fing sie an, ich habe ein paar Sachen gesagt, und dann fiel ihr immer mehr ein. Sie hat immer weiter geredet und geschrieben. Irgendwann hatte ich gar nichts mehr damit zu tun.
Am Ende sagte die Person zu mir: „Wir haben echt viel, wofür wir dankbar sein können.“
„Seid dankbar“ ist also ein Aufruf, und wir können Dankbarkeit in unserem Herzen fördern.
Ich möchte dich ermutigen: Sei ein Beobachter der Gnade im Leben anderer. Sei schnell dabei, Dinge zu vergeben und auszuhalten, die vielleicht nicht so sind, wie du sie dir wünschst. Beobachte Gottes Wirken im Leben der anderen.
Das führt dazu, dass wir als Gemeinde in herzlicher Liebe vereint und mit Herzen voller Frieden und Dankbarkeit leben können. Gemeinsam können wir dort anbeten, so wie es Gott gefällt.
Macht das für dich Sinn? Kannst du das nachvollziehen?
Ich würde ruhig jetzt Amen oder Ja sagen, wir sind hier ja so ein bisschen familiär miteinander. Ich hoffe, wir können das nachvollziehen, wie sehr das wirklich hilft.
Dieses herzliche Gefühl: Ich freue mich, meine Geschwister zu sehen. Ich freue mich, dass wir zusammenkommen. Ich möchte mit euch Gott anbeten, weil ich euch lieb habe. Mein Herz hat Frieden mit Gott und ist dankbar für das, was Gott für mich getan hat.
Ich möchte Gott anbeten und freue mich, dass ich das mit euch zusammen tun kann – vor allem musikalisch, in meinem Fall, denn alleine ginge das bei mir überhaupt nicht.
Aber ich hoffe, ihr versteht: Die Grundlage gemeinsamer Anbetung ist das, was Gott für uns getan hat und die Veränderung, die Gott in uns wirkt und zu der er uns aufruft.
Das Grundmuster gemeinsamer Anbetung: Das Wort Christi als Zentrum
Das führt uns zum zweiten Punkt im Grundmuster der gemeinsamen Anbetung, und das ist wirklich Kolosser 3,16:
„Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen, lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit, mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.“
Eine kurze Nebenbemerkung dazu: Wenn es hier heißt „das Wort Christi“, gibt es in Kommentaren alle möglichen Ideen, warum genau „Wort Christi“ steht und was damit gemeint sein könnte. Der Kolosserbrief hat ein primäres Ziel: Er will den Kolossern helfen zu erkennen, wie einzigartig Jesus Christus ist und wie sehr sie ihn brauchen.
Wenn du noch einmal darüber nachdenken möchtest, lies einfach Kapitel 1, Verse 15 bis 20. Dort wird die Einzigartigkeit Jesu Christi besonders hervorgehoben. Deshalb geht es im Brief immer um Christus. Wenn Gott erwähnt wird, geht es fast immer um Christus.
Deswegen ist „das Wort Christi“ einfach das Wort Gottes. Es ist das Wort von Jesus Christus, denn die ganze Bibel handelt von Jesus Christus. Es ist das Wort, das er uns gegeben hat – das Wort Christi. Und dieses Wort, und das ist hier die Kernaussage, soll reichlich unter uns wohnen.
Das Grundmuster gemeinsamer Anbetung ist also, dass das Wort Christi reichlich unter uns wohnt. Manche deutsche Übersetzungen helfen uns hier nicht so sehr weiter. Ich gebe zu, mein Griechisch ist katastrophal, aber ich kann mit Hilfsmitteln arbeiten. Wenn man diese anschaut, sieht man eine Sache: In diesem ganzen Vers gibt es einen Imperativ. Das Wort soll unter uns reichlich wohnen – das ist der Auftrag, der Imperativ.
Die anderen Worte, die folgen, sind Ableitungen davon. Wie soll das Wort Christi reichlich unter uns wohnen? Drei Ableitungen gibt es: durch Lehren, durch Ermahnen und durch Singen.
Wer dazu Fragen hat, kann sich gerne später melden. Es gibt wunderbare, ganz einfache Apps, auf denen man eine Interlinear-Bibel in Deutsch, Englisch oder Griechisch anschauen kann. Dort sieht man den Imperativ und die drei Ableitungen. Das ist wichtig, damit wir das verstehen.
Das Wort Christi ist das Wort, das reichlich unter uns wohnen soll. Das heißt: Wir können viele Dinge tun, wenn wir als Gemeinde zusammenkommen, aber wahre Anbetung hat immer damit zu tun, dass das Wort Gottes im Zentrum steht. Dass wir Gott zu Wort kommen lassen und auf sein Wort achten.
Ich glaube, das macht auch Sinn: Wie zeigst du deine Ehrfurcht, deine Anbetung, deine Ehrerbietung gegenüber dem obersten Chef in deiner Firma? Wie würdest du es zeigen, wenn du ein großer Fan der Royals bist? Wie würdest du es der Queen gegenüber tun? Oder wenn du unsere Bundeskanzlerin verehrst, wie würdest du es ihr gegenüber tun?
Indem du einfach hingehst und drauflos plapperst? Nein. Normalerweise, wenn wir in die Gegenwart von Menschen kommen, die unsere Anbetung und Ehrfurcht verdienen, sind wir still und sagen: „Sprich, deine Diener hören.“ Oder? Oder plapperst du einfach los?
Gott sagt also: Anbetung beginnt damit, dass wir ihm Platz geben. Dass wir sein Wort reichlich unter uns wohnen lassen. Das ist die Basis, das Zentrum aller Anbetung. So beten wir ihn an.
Und das tun wir konkret, wenn hier zwei Dinge genannt werden: Zum einen, indem wir sein Wort reichlich unter uns wohnen lassen, indem wir einander lehren und ermahnen in aller Weisheit. Zum anderen, indem wir singen – und zwar Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder – und das mit dankbarem Herzen.
Auch hier ein kurzer Hinweis: Es geht nicht darum, dass wir dankbar in unserem Herzen singen, als ob ich in meinem Herzen ein bisschen singen könnte. Nein, die bessere Übersetzung lautet: Wir singen mit dankbarem Herzen.
In beiden Fällen tun wir etwas – und wie tun wir es? Wir lehren und ermahnen in aller Weisheit, wir singen Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder mit dankbarem Herzen.
Die meisten Übersetzungen bringen das richtig. Luther hat es, glaube ich, etwas seltsam übersetzt, weil er sagt: „in euren Herzen, dankbar in euren Herzen.“
Lasst uns also noch etwas über diese beiden Dinge nachdenken.
Lehren und Ermahnen als Ausdruck des Wortes Christi
Lehren und ermahnen – so soll das Wort Christi reichlich unter uns wohnen.
Ein wesentlicher Aspekt, wie wir das Wort Christi reichlich unter uns wohnen lassen, zeigt sich in Lehre und Ermahnung. Genau das tue ich hier gerade in unserer gemeinsamen Anbetung – in der Predigt. Mein Auftrag als Prediger ist nicht, euch von meinen netten Ideen und Gedanken zu erzählen. Ich könnte euch viele Geschichten erzählen, die vielleicht unterhaltsam sind. Aber dafür könnt ihr Samstagabend „Saturday Night Comedy“ einschalten oder Wissenssendungen wie „Was ist was“ anschauen.
Nein, es geht darum, dass das Wort Christi viel Raum bekommt und reichlich unter uns wohnt. Das soll ich mit aller Weisheit lehren. Das bedeutet, ich soll so lehren, dass das Wort bei uns beginnt zu wohnen. Das ist eine Herausforderung. Ich bin gefordert, so zu predigen, dass das Wort Raum in euren Herzen einnimmt. Denn das meiste, was wir tagtäglich hören, hat oft nur den Effekt „rein und raus“ – es wohnt nicht, es ist nur auf der Durchreise. Die meisten Worte sind nur auf der Durchreise. Was habt ihr heute schon alles an Worten gehört? Wie viele davon behaltet ihr noch?
Wenn Gottes Wort kommt, soll es nicht nur rein und raus gehen. Es soll anfangen zu wohnen. Das hat sicherlich auch damit zu tun, wie ich es verkündige. Wenn ich hier die ganze Zeit über griechische Worte rede, schlafen irgendwann alle ein. Da bin ich gefordert – aber auch ihr seid gefordert. Wir alle sind gefordert, das Wort wohnen zu lassen.
Die Frage ist: Wie höre ich darauf? Höre ich mit der Einstellung, dass hier der allmächtige, heilige Gott zu mir spricht? Höre ich in der Erwartung, dass das, was jetzt kommt, das mächtige Wort ist, das Tote lebendig macht? Dass hier das mächtige Wort kommt, das Leben von Grund auf verändern kann – so wie nichts und niemand sonst?
Janus Calvin hat einmal gesagt, wir hören das Wort nur dann richtig, wenn wir es in Ehrfurcht hören. Wir erkennen, dass es das wahre Wort Gottes ist, wenn wir es in Demut hören – also ohne darüber zu richten, ob der Prediger das gut oder schlecht gemacht hat. Nein, wir sollen in Demut hören, mit einem Herzen, das belehrbar ist.
Das sind die drei Aspekte: Ehrfurcht, Demut und Belehrbarkeit. Ich hoffe, dass ihr mit dieser Herzenshaltung kommt, wenn Gottes Wort reichlich ausgestreut wird, damit es in euch wohnen kann.
Ich weiß, dass Predigten nicht immer leicht zu hören sind. Wir haben alle unsere Vorlieben. Manche sind hier, weil sie das, was ich tue, bevorzugen. Andere sind hier, obwohl sie es nicht bevorzugen. Das ist okay, schön, dass ihr da seid. Ich habe auch Prediger, die ich nicht immer leicht höre.
Das Erstaunliche ist: Manchmal höre ich Predigten, manchmal lese ich sie. Vor allem wenn ich sie lese, nehme ich mir immer vor, etwas mitzunehmen. Sonst hätte ich meine Zeit verschwendet. Dann könnte ich auch mein Handy rausholen und etwas anderes machen. Aber wenn ich schon da sitze und eine Predigt höre, will ich etwas mitnehmen.
Ganz ehrlich: Ich habe schon Predigten gelesen, bei denen ich versucht habe, viel zu markieren. Meine Bücher sehen danach schlimm aus, weil ich überall gelb markiert habe. Am Ende habe ich dann festgestellt, dass ich eigentlich nur die Bibeltexte unterstrichen habe, die zitiert wurden. Da dachte ich mir: „Oh, das ist ein guter Gedanke.“ Wenn das alles ist, was jemand aus meinen Predigten mitnimmt, ist das für mich okay. Aber natürlich ist es nicht nur die Predigt.
Lehren und ermahnen, Gottes Wort reichlich unter uns wohnen lassen – das ist ein Auftrag für uns alle. Wir sind nicht nur Empfänger, sondern auch Weitergeber.
Ihr Eltern, wir haben viele Eltern hier. Ihr habt den Auftrag, das Wort Gottes reichlich unter euch wohnen zu lassen – auch indem ihr es euren Kindern weitergebt. Das ist herausfordernd, weil wir den Kindern beibringen müssen, dass Gottes Wort nicht irgendein Comic ist, den man mal lesen kann. Sondern dass es das Wort des heiligen Gottes ist. Es erfordert, dass wir es kindgerecht vermitteln.
Das gilt aber auch für alle Hauskreisler und für alle, die mit anderen zusammen die Bibel lesen. Wir sollen anderen helfen, dass das Wort reichlich in ihnen wohnen kann. Und das gilt letztlich für alle Gespräche, in denen wir darauf bedacht sind, das Wort Gottes weiterzugeben. Ich hoffe, dass ihr solche Gespräche führt.
Oft geschieht das in Form von Lehre und manchmal in Ermahnung, wie Paulus hier schreibt. Gerade da ist Weisheit gefragt. Denn Ermahnung hat oft den Effekt, dass das Wort einen Menschen gar nicht erreicht. Wenn ihr so seid wie ich, dann ist Ermahnung etwas, das ihr nur manchmal annehmt. Manche Ermahnungen wollen wir einfach nicht hören – mir geht es zumindest so.
Wenn aber jemand vorhat, dass Gottes Wort in mir wohnen soll und mich ermahnen will, ist viel Weisheit gefragt. Ein guter Grundsatz steht in Galater 6,1: „Wenn ein Mensch von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist.“ Oder wie Paulus in Epheser 4,15 schreibt: „Lasst uns die Wahrheit in Liebe sagen.“
Ich hoffe, uns ist klar, dass das oberste Ziel bei aller Lehre und Ermahnung ist, dass das Wort Christi reichlich ausgeht und anfängt, unter uns zu wohnen. So beten wir Gott an, indem wir ihn reden lassen, ihm unser Gehör schenken und uns von ihm ins Leben sprechen lassen. Das ist Anbetung.
Musik als Ausdruck des Wortes Christi in der Gemeinde
Und dann gibt es einen zweiten Weg, wie wir das Wort Christi reichlich unter uns wohnen lassen können: indem wir Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder singen – und zwar mit dankbarem Herzen.
Das ist interessant. Das Neue Testament erwähnt Musik und Gesang nur an wenigen Stellen. Aber hier tut es die Schrift. Die Frage ist dabei nicht, welche Musikrichtung Gott gefällt. Und vielleicht muss man auch sagen, es geht nicht darum, welche Musikrichtung mir gefällt. Wenn wir das Wort Christi unter uns wohnen lassen, sollten wir alle fragen: Was möchte Gott jetzt? Was gefällt ihm?
Beim Lobpreis und der Anbetung in der Gemeinde geht es niemals um Selbstverwirklichung. Wenn jemand Lobpreismusik macht, um sich selbst zu verwirklichen, sucht er vielleicht eine Gemeinde, die eher wie ein Konzert ist. Dort kann man sich selbst verwirklichen, andere können das toll finden und einen dafür anbeten. Aber wir wollen gemeinsam Gott anbeten. Deshalb geht es hier nicht um deine Selbstverwirklichung, sondern darum, dass wir das tun, was Gott gefällt.
Das heißt nicht, dass ich nicht dankbar bin für begabte Musiker, die uns dabei helfen, Gott anzubeten. Diese dürfen sich natürlich selbst mit einbringen – das sollen sie sogar, und das tun sie auch gut. Dafür bin ich dankbar. Aber letztlich geht es darum, zu fragen, was Gottes Anliegen ist.
Gott sagt nichts über den Musikstil. Er erwähnt hier gleich mehrere Arten: Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder. Psalmgesang ist direkt von Gott gegeben. Wenn wir Psalmen singen, ist sichergestellt, dass das Wort Gottes reichlich unter uns wohnt, denn die Psalmen sind Wort Gottes.
Gottes Wort wohnt aber auch in Lobgesängen. Das können Lobgesänge sein, die wir an anderen Stellen der Schrift finden, oder von Menschen geschriebene Lobgesänge. Geistliche Lieder sind ganz offensichtlich Lieder, die keine säkulare Musik sind, sondern durch den Geist Gottes Menschen eingegeben wurden. Das heißt, sie entstehen durch Meditation, durch die Schrift, vielleicht durch eine Bibelstelle, die motiviert, das Wort Gottes in eigenen Worten wiederzugeben.
Darum geht es hier. Entscheidend ist die Einstellung: Wie tun wir das? Mit dankbarem Herzen. Was bewirkt ein dankbares Herz? Dass ich darüber nachdenke, was Gott für mich getan hat, dass ich vor Augen habe, wie Gott wirkt. Das ist zentral: Die richtige Einstellung und der Inhalt, durchdrungen vom Wort Gottes.
Die Lieder sollten so beschaffen sein, dass wir sie gemeinsam singen können und dass das Wort Gottes unter uns wohnen kann. Gerade für die Musiker unter uns ist das wichtig: Wie kann Gottes Wort in Liedern unter uns wohnen?
Frage dich doch mal selbst: Welches Wort Gottes wohnt in dir, nachdem du aus dem Gottesdienst nach Hause gegangen bist? Wir haben jetzt gesungen – vielleicht einen Psalm, vielleicht einen Lobgesang oder ein geistliches Lied. Wie wohnt es jetzt in dir?
Trällerst du das Lied nur vor dich hin? Hast du schon mal ein Lied mit nach Hause genommen? Selbst ein unmusikalischer Mensch wie ich macht das ständig. Ich hoffe, wenn wir nach Hause gehen und das Lied im Herzen tragen, dass es dann Wort Gottes ist.
Deshalb ist der Inhalt so wichtig. Wir sollten nicht irgendeinen Blödsinn mit nach Hause nehmen. Ein zu sehr auf den Menschen zentriertes Lied, das fast zur Selbstanbetung wird, ist nicht das, worum es geht. Zum Beispiel ein Lied, das sagt: „Oh Gott, du bist so zu bewundern, weil du jemanden wie mich hast.“ Darum geht es nicht.
Es soll so sein, dass das Wort Gottes anfängt, unter uns zu wohnen. Das heißt, die Lieder müssen singbar sein. Das ist auch der Grund, warum wir keine griechischen Lieder in unseren Gottesdiensten singen. Das wäre zwar biblisch, zumindest im Neuen Testament, aber ich kann das nicht wirklich bei mir wohnen lassen. Und bei euch wahrscheinlich noch viel weniger.
Deshalb singen wir in einer Sprache, die wir verstehen – typischerweise Deutsch, manchmal Englisch. Wir singen Melodien, die wir mitnehmen können, damit das Wort Gottes in uns wohnen kann. Natürlich können wir auch komplexe, musikalisch anspruchsvolle Melodien singen. Aber ich kann euch versichern: Dieses Wort wird in mir dann nicht wohnen. Ich denke, es geht uns allen so.
Das ist gemeinsame Anbetung: eine Anbetung, die auf dem beruht, was Gott für uns getan hat und wie er uns weiter verändert. Eine Anbetung, die sich darin zeigt, dass Gottes Wort unter uns Raum einnimmt. Dass es wirklich um ihn geht und dass er uns durch Lehre, Ermahnung und Lieder sagen kann, wie und was wir tun sollen.
Das Grundprinzip gemeinsamer Anbetung: Alles im Namen Jesu Christi
Paulus fasst das alles im letzten Vers zusammen und nennt uns ein Grundprinzip aller Anbetung: Alles, was wir tun – sei es mit Worten oder mit Werken – sollen wir im Namen des Herrn Jesus tun und Gott, dem Vater, durch ihn danken.
Das ist das Grundprinzip: Was auch immer wir tun, in Worten und in Werken, unser ganzes Leben sollten wir so gestalten, dass es dem entspricht, was unser Herr gesagt und getan hat. Wir sollen in der Lage sein, alles wirklich in seinem Namen zu tun. Das heißt nicht nur, dass wir sagen: „Ich tue das im Namen Jesu.“ Das wäre natürlich völliger Blödsinn, wenn es nicht etwas ist, was Jesus auch will, was Jesus entspricht und was von ihm herkommt.
Letztendlich fasst dieser Vers das zusammen, was wir gerade bedacht haben.
Eine kurze Zusammenfassung der Predigt anhand von Vers 17: Alles, was ihr tut, tut es mit Werken im Namen des Herrn Jesus. Als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten sollten wir so leben und handeln, wie Gott lebt und handelt. So wie er uns vergeben hat, sollen wir vergeben. So wie er uns liebt, sollen wir lieben. Mit dem Frieden, den er uns gibt, sollen wir unterwegs sein – mit der Dankbarkeit für das, was er für uns getan hat.
Seine Werke prägen das, was wir tun. Alles, was wir tun, tun wir in seinem Namen. Und was wir mit Worten tun, tut alles im Namen des Herrn Jesus Christus.
Nun stellt sich die Frage: Wie werden unsere Worte so sein, dass sie im Namen Jesu Christi gesprochen sind? Am besten sind es die Worte Christi. „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen“, dann werden unsere Worte Worte sein, die wir im Namen des Herrn Jesus Christus gebrauchen können. Und zwar in allem, was wir einander lehren, wie wir einander ermahnen und was wir miteinander singen.
Das bringt mich zum Ende dieser Predigt. Der gemeinsame Lobpreis der Gemeinde wird unserem Herrn gefallen, wenn wir vor ihm treten im Wissen darum, dass wir durch ihn allein gerettet sind, seine Auserwählten. Wenn wir vor ihm treten in herzlicher Liebe miteinander verbunden, mit herzenvollem Frieden und Dankbarkeit, dann wird unsere Anbetung Gott gefallen.
Wenn sein Wort viel Raum bekommt in unserem Miteinanderreden, in Lehre und Ermahnung und in unseren Liedern, dann werden wir immer wieder an das erinnert, was er für uns getan hat.
Das bringt uns zu den letzten Worten dieses Predigttextes: Dank Gott dem Vater durch ihn.
Schlussgebet: Bitte um Veränderung und erfüllte Anbetung
Wollen wir Gott so anbeten? Ich möchte mit uns beten:
Himmlischer Vater, danke, dass du uns in deinem Wort sagst, was dir gefällt. Herr, du rufst uns dazu auf, die alten Klamotten abzulegen. Immer wieder sind wir jedoch in der Gefahr, sie doch wieder anzuziehen und selbstsüchtig unsere eigenen Wege zu gehen.
Wir wollen dich um Vergebung bitten und dir danken, dass deine Gnade gilt. Gleichzeitig bitten wir dich, uns zu helfen, immer mehr die neue Kleidung anzuziehen: in herzlichem Erbarmen, in Herzlichkeit, in Freundlichkeit und vor allem in deiner Liebe miteinander zu leben.
Herr, wir bitten dich, unsere Herzen neu zu füllen mit dem Frieden, den nur dein Wort geben kann, und mit der Dankbarkeit, die daraus entsteht, wenn wir dich erkennen. Wir bitten dich, dass unsere Gottesdienste und unsere gemeinsame Anbetung von deinem Wort erfüllt sind.
Möge dein Wort nicht nur rein verwehen, sondern immer mehr unter uns wohnen. So werden wir durch das Hören auf dich immer mehr umgestaltet, hinein in dein Ebenbild, damit unser ganzes Leben ein Lobpreis zu deiner Ehre sei.
Dir allein sei alle Ehre, solideo gloria. Amen.