Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 216: Almosen geben.
Die Verpflichtung zur praktischen Gerechtigkeit
Heute geht es um praktische Gerechtigkeit, genauer gesagt um Almosen. Almosen sind Spenden für Arme.
Wenn es um die Unterstützung von armen Menschen geht, ist das Alte Testament ganz klar. In 5. Mose 15,11 heißt es: „Denn der Arme wird nicht aus deinem Land verschwinden. Darum befehle ich dir: Deinem Bruder, deinem Elenden und deinem Armen in deinem Land sollst du deine Hand weit öffnen.“
Es ist Gottes Gebot an die Besitzenden, dass sie auf diejenigen achten, die verarmt sind. Wie sehr diese Pflicht zur Nächstenliebe in Gottes Ethik verankert ist, zeigt bereits Hiob. Er beschreibt, lange vor dem mosaischen Gesetz, wie er mit den Elenden seiner Zeit umgegangen ist.
Verantwortung der Reichen gegenüber den Bedürftigen
Wenn ich einem Geringen einen Wunsch verweigert habe, die Augen der Witwe erlöschen ließ und meinen Bissen allein aß, so dass die Weise nichts mehr davon essen konnte, wenn ich ruhig zusah, wie einer ohne Kleidung umherirrte und der Arme keine Decke hatte, wenn seine Lenden mich nicht segneten und er sich von der Wolle meiner Lämmer nicht wärmen durfte.
Hiob beschreibt hier die Verantwortung der Reichen, sich um Witwen, Waisen und Arme zu kümmern. Eine Art, dieser Verantwortung nachzukommen, bestand darin, Almosen zu geben.
Die richtige Haltung beim Almosengeben
Matthäus Kapitel 6,2: Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her Posaunen lassen wie die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
Ein Hinweis zum Wörtchen „wenn“: Es gibt zwei Arten von „wenn“. Zum einen das „wenn“ im Sinne von „falls“, also falls du irgendwann einmal auf den Gedanken kommen solltest, Almosen zu geben. Das ist hier jedoch nicht gemeint.
Das „wenn“ steht hier vielmehr für ein „immer wenn“. Es geht Jesus also nicht darum, ob sie etwas tun, sondern wie sie das tun, was sie selbstverständlicherweise tun werden.
Almosen geben gehört selbstverständlich zu den Top-Prioritäten gelebter Gerechtigkeit. Viele haben aber nichts davon abzugeben. Das geht in Gottes Augen gar nicht, das ist keine Option.
Kritik an selbstsüchtigem Geben
So, wie soll man Almosen geben?
In Matthäus 6,2 heißt es: „Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht vor dir her Posaunen lassen wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.“
Die Heuchler kennen wir schon – das sind die Schauspieler. Sie tun so, als lägen ihnen die Armen am Herzen, doch in Wirklichkeit geht es ihnen nur um eines: von den Menschen geehrt zu werden.
Man mag kaum glauben, was Jesus hier formuliert. Gibt es wirklich Menschen, die in den Synagogen und auf den Gassen – also überall dort, wo viele Menschen sind – durch Posaunen darauf aufmerksam machen, dass sie jetzt etwas spenden und Almosen geben?
Auch wenn wir darüber spekulieren können, wie wörtlich das Posaunen gemeint ist – ob wirklich Musiker gemeint sind oder ob das Wort in einem übertragenen Sinn zu verstehen ist –, wie wir es heute noch verwenden, wenn wir sagen, jemand habe eine gute Tat „hinausposaunt“: Man kann darüber spekulieren, ob Jesus hier bildhaft formuliert.
Nicht spekulieren müssen wir jedoch über die Motivation der Spender. Sie wollen gesehen werden, beeindrucken und die Ehre sowie den Applaus der Menschen erhalten. Das Problem ist: Das ist auch alles, was sie bekommen werden.
Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. Mehr gibt es für sie nicht. Gott kann sie für ihre gute Tat nicht belohnen, weil es gar keine gute Tat war. Es war ein Akt der Selbstdarstellung. Sie benutzten die Not der Armen, um sich zu präsentieren.
Was sie antreibt, ist nicht Nächstenliebe. Und wo eine noch so gute Tat aus der falschen Motivation heraus getan wird, da ist sie nutzlos.
Paulus formuliert ganz ähnlich in 1. Korinther 13,3: „Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts, kein Lohn bei Gott.“
Die Haltung des verborgenen Gebens
Frage: Wie muss ich spenden, um genau den zu bekommen? Matthäus 6,3: „Wenn du aber Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut.“
Eine lustige Formulierung. Statt einfach nur zu sagen: „Mach es nicht so wie die Heuchler, spende im Geheimen, so dass niemand es mitbekommt, weil niemand dabei ist“, formuliert Jesus es anders. Er sagt: „Lass deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte Hand an Almosen gibt.“
Jetzt ist ihm und uns klar, dass unsere Hände nicht denken können. Aber ebenso klar ist: Wenn meine linke Hand nicht wissen soll, was meine rechte Hand spendet, dann braucht es auch sonst niemanden, der es weiß. Das Bild von den beiden Händen, die nicht wissen, was die jeweils andere tut, ist ein extremes Bild für Verschwiegenheit.
Was ich spende, das geht niemanden etwas an.
Natürlich können wir in der heutigen Zeit kaum vermeiden, dass viele Spenden bekannt werden. Irgendwer bucht vielleicht den Spendeneingang, jemand stellt eine Spendenquittung aus. Das ist kein Problem, denn Jesus geht es nicht darum, dass gar niemand etwas mitbekommt. Das ist nicht sein Fokus.
Ihm geht es darum, dass wir mit der richtigen Herzenshaltung spenden. Die Heuchler spenden, um gesehen zu werden. Wir aber spenden hoffentlich, weil wir Menschen lieben, ihre Not lindern wollen und uns verantwortlich fühlen. Und wir tun das mit so wenig Tamtam wie möglich.
Es reicht uns, dass Gott und vielleicht ein kleiner Kreis von Menschen wissen, was wir tun.
Gottes Anerkennung für verborgene Wohltätigkeit
Matthäus 6,3-4: Wenn du aber Almosen gibst, soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut. So soll dein Almosen im Verborgenen sein, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten.
Gott ist es, der im Verborgenen ist und alles sieht. Wir müssen uns keine Sorgen machen, dass Gott nicht mitbekommt, was wir tun.
Wenn wir die Armen ganz praktisch durch Almosen lieben, dann ist Gott voll dabei – und noch mehr. Sprüche 19,17 sagt: Wer sich über den Geringen erbarmt, leidet dem Herrn, und seine Wohltat wird er ihm vergelten.
Das ist ein toller Vers zum Auswendiglernen. Gott nimmt unseren Umgang mit den Armen persönlich. Wer sich über den Geringen erbarmt, leidet dem Herrn. Gott sieht das nicht nur, sondern wird unser Verhalten auch belohnen.
Praktische Anregungen und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wie du arme Menschen unterstützen kannst. Vielleicht brauchen sie in unserer Zeit nicht immer nur Geld.
Das war's für heute? Bete heute intensiv für das geistliche Leben und die Ehen der Geschwister, die für die Gemeinde verantwortlich sind, deren Gottesdienst du besuchst.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.