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Jünger werden gemacht, nicht geboren!

JuMiKo 21, Teil 4/24
17.01.2021Apostelgeschichte 11,19-26
EVENT - Teil 4 / 24Jugendkonferenz für Weltmission 2021

Liebe Missionsfreunde zuhause an den Bildschirmen und an den Smartphones, herzlich willkommen bei der dritten Einheit der Jugendmissionskonferenz 2021. Diesmal findet sie nicht draußen an der Neuen Messe in Stuttgart statt, sondern bei euch zuhause in den Wohnzimmern.

Mein Name ist Ulrich Weinhold. In den letzten fünfzehn Jahren durfte ich die Arbeit von Hilfe für Brüder und christliche Fachkräfte international leiten. Dazu gehören auch Co-Workers wie Jean Sman. Vor allem aber gehört dazu das große Vorrecht, die Jugendmissionskonferenz Jahr für Jahr mitzugestalten und zu leiten.

Ich habe den Umzug noch miterlebt, vom Killesberg hinaus auf den Flughafen ins neue Messegelände, ins ICS. Ich durfte diesen Wandel mitgestalten. Das waren große Veränderungen. Jetzt darf ich sogar noch dabei sein, wenn die Jumiko vom ICS ins Internet geht. Ich bin gespannt, was dieser Tag im Reich Gottes bringen wird.

Ich bin dankbar für das, was wir jahrelang zusammen auf der Jumiko erlebt haben. Heute möchte ich euch allen als Zuschauern noch einmal diese Frage stellen – auch den Zuhörern, die das vielleicht später bei Seren Online hören: Was hast du aus all den Möglichkeiten der Missionsarbeit gemacht, die dir in den letzten fünfzehn Jahren vorgestellt wurden?

Was hast du daraus gemacht – aus all den Gelegenheiten, geistlich zu wachsen, in Bibelschulen oder durch Literatur? Was hast du gemacht aus all den Bibelarbeiten und Predigten, die du gehört hast?

Ich habe das ja oft zum Abschluss der Jumiko bei der Aussendung der Missionare gesagt: Diese Jumiko ist Gottes Geschenk an dich. Mach was draus! Deshalb heute diese Frage. Vielleicht ist ja die Corona-Zeit auch einmal die gute und großartige Gelegenheit, neu darüber nachzudenken: Was habe ich in meinem Leben überhaupt aus all den Geschenken gemacht, die Gott mir gegeben hat?

Persönliche Reflexion und Herausforderungen in der Jüngerschaft

Und weil ich das manchmal gefragt werde, auch das noch ganz kurz zum eigenen Leben: Ich bin damals nach Stuttgart gekommen, um mit CFI ins Ausland zu gehen.

Mit meiner Frau möchte ich nach diesen 15 Jahren Leitung hier in Stuttgart noch einmal fragen, ob Gott neu für uns Aufgaben hat – im Ausland oder vielleicht auch hier in Deutschland. Die Corona-Krise wird ja auch neue Aufgaben und neue Nöte schaffen. Nach wie vor gehen Menschen verloren, und es ist mir ganz wichtig, deshalb machen wir Yumiko, deshalb gibt es Missionsarbeit: Menschen gehen nach wie vor in die Hölle.

Das ist in Nordkorea so oder in anderen Ländern, aber das ist auch in deiner und meiner Nachbarschaft so. Deshalb die große Frage: Wollen wir Menschen zu Jüngern machen, und willst du selbst ein Jünger sein? Wie entstehen denn Jünger eigentlich? Ist das eine eigene Entscheidung, ist das ein eigenes Bemühen, ab heute werde ich Jünger?

Ich weiß nicht, wie du das beantwortest, aber meine Antwort ist: Nein, Jünger werden gemacht. Ich habe dazu heute auch ein biblisches Beispiel mitgebracht und dann noch ein paar Bücher, die dir vielleicht weiterhelfen können, so wie sie mir geholfen haben.

Diese Kunst des Jüngermachens, wie Leroy Ames in einem seiner Bücher schreibt – die verlorene Kunst des Jüngermachens – das ist schon so ein Thema für mich. Die Fackelträger machen eine tolle Arbeit. Es gibt viele Gemeinden, die sich schon in ihre jungen Leute investieren. Es gibt Jüngerschaftsprogramme, wo man für ein oder zwei Jahre hingehen kann.

Aber im Großen und Ganzen ist mein Eindruck schon: Hier in Deutschland spielt das Jüngerschaftsthema keine so große Rolle mehr.

Die Frage nach dem Ziel der Gemeindearbeit

Und da möchte ich schon fragen: Was wollen wir eigentlich? Wollen wir 2021 bei uns Jünger machen, oder reicht es uns manchmal schon, Gottesdienstbesucher zu sein, Bibelarbeitskonsumenten, YouTube-Nutzer oder einfach nur beim Worship mitzuklatschen?

Manchmal genügt es vielleicht in Deutschland einfach, wenn jemand fragt: „Und wie läuft es bei dir geistlich?“ zu antworten: „Läuft!“ Aber wollen wir wirklich nur Mitläufer machen, oder wollen wir nicht auch Menschen zu Jüngern machen?

In einem Land, in dem unsere Bundesregierung Werbung für Corona-Maßnahmen macht, in dem man sich fett und faul aufs Sofa legt und Chips isst, muss ich vielleicht noch einmal fragen: Haben wir vielleicht Angst vor dem Wort Disziplin, wenn wir an Jüngerschaft denken? Auf Englisch heißt das discipling, also Jünger machen.

Könnte es sein, dass das mitschwingende Gefühl, sich vielleicht auch verändern zu müssen, uns manchmal ein bisschen angreift? Vielleicht müssen wir ja am Ende des Jahres 2020 auch noch einmal selbst erkennen, wie wichtig uns in Deutschland unsere eigene Bequemlichkeit im letzten Jahr war – unser eigener Wille, unsere eigene Ruhe.

Wie viel Wert haben wir darauf gelegt, dass Gottesdienste stattfinden, dass Menschen das Evangelium hören, dass geistliche Lieder gesungen werden oder dass man hinausgeht in die Weltmission? Oder war es vielleicht so, dass Baumärkte, die Bundesliga und Berufsmusiker viel, viel wichtiger und systemrelevanter waren als das, was wir als Christen zu bieten hatten?

Das darf sich ja jeder mal fragen.

Persönliche Fragen zur Jüngerschaft

Ich darf dich ja auch fragen: Hast du überhaupt schon einmal Jünger gemacht? Hast du es schon einmal unternommen oder bewusst versucht, Menschen in die Jüngerschaft zu bringen?

Oder wenn du vielleicht noch jünger bist: Möchtest du überhaupt selbst zu einem Jünger gemacht werden? Willst du das wirklich? Möchtest du vielleicht in eine Mentoring-Beziehung gehen? Das ist ja heute sehr beliebt – viele sagen: „Oh ja, ich möchte so etwas gerne.“ Aber würdest du als junger Mensch auch erlauben, dass dir jemand in dein Leben hineinredet?

Und an die älteren Geschwister gerichtet, die vielleicht gerade mithören oder später bei Sermon Online diese Predigt herunterladen: Wärst du bereit, in junge Menschen zu investieren? Wärst du bereit, dich einzulassen und in eine Beziehung mit einem jungen Menschen zu investieren, der sich weiterentwickeln will – hin zu einem Leben, das christusgemäßer wird?

Willst du deine Erfahrungen weitergeben? Vielleicht nicht nur von deinen großen Erfolgen, sondern auch von deinen Niederlagen?

Wir wollen uns heute in der Bibel eine solche Jüngerschaftsbeziehung ansehen. Dabei werden wir merken, wie wichtig diese Mentoring-Beziehungen am Anfang der jungen Kirche waren und sicherlich auch heute noch sind.

Das biblische Beispiel von Barnabas als Jüngermacher

Lasst uns zusammen Apostelgeschichte 11,19-26 lesen. Dort werden wir einen Mann kennenlernen, der Barnabas heißt und ein echter Jüngermacher war. Ich lese nach der Schlachterübersetzung:

 Apostelgeschichte 11,19-26: Die nun, welche sich zerstreut hatten seit der Trangs, die sich wegen Stephanus erhoben hatte, zogen bis nach Phönizien, Zypern und Antiochia und redeten das Wort zu niemandem als nur zu Juden. Unter ihnen gab es einige Männer aus Zypern und Kyrene, die, als sie nach Antiochia kamen, zu den griechisch Sprechenden redeten und ihnen den Herrn Jesus verkündigten.

Und die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn. Es kam aber die Kunde von ihnen zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem, und sie sandten Barnabas, damit er nach Antiochia gehe.

Als er ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, mit festem Herzen bei dem Herrn zu bleiben. Denn er war ein guter Mann und voll heiligen Geistes und Glaubens. Es wurde dem Herrn eine beträchtliche Menge hinzugetan.

Barnabas zog aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen. Als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochia. Es begab sich, dass sie ein ganzes Jahr zusammen in der Gemeinde blieben und eine beträchtliche Menge lehrten.

In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt.

Die Bedeutung der jungen Gemeinde in Antiochia

Die Gemeinde in Antiochia wächst. Sie ist noch jung, und das Evangelium wird dort immer noch vielen Menschen zum ersten Mal verkündigt. So war es damals in Antiochia, und so ist es bis heute an vielen Orten.

Das Bemerkenswerte an gesunden Gemeinden ist, dass Menschen zum ersten Mal zusammenkommen. Dabei gibt es oft solche, die schon viel gehört haben. Zum Beispiel wussten die Juden damals viel aus der Tora und dem Alten Testament. Die Heiden hingegen wussten noch gar nichts.

Vielleicht ist das heute an manchen Orten ähnlich. Dort gründen Menschen, die schon lange Christen sind, gemeinsam eine Gemeinde mit anderen, die ganz jung im Glauben sind. Diese gehören oft zur ersten christlichen Generation in ihrer Familie.

Ich denke dabei an die Sankt Bernhard Gemeinde in Brandenburg – das könnt ihr mal googeln. Dort geschieht eine sehr spannende Arbeit. Gemeinde wird dort aufgebaut, wo Menschen vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben.

Man fängt wirklich bei den absoluten Basics an. Doch es ist wertvoll und schön, Menschen dort zu Jesus zu führen.

Die Rolle der göttlichen Hand bei der Bekehrung

Was wir in diesem Text lernen können, ist, dass Bekehrung nichts ist, was Menschen aus eigener Kraft bewirken können. Das möchte ich gleich betonen. In Vers 21 lesen wir, dass es die Hand des Herrn ist, die Menschen zur Umkehr bringt.

Sehr wohl können aber Menschen aus dem Ausland, wie die ersten Christen aus Zypern und Kyrene, die als Missionare von Gott benutzt wurden, die Auslöser dafür sein, dass andere Menschen sich zu Gott bekehren. Dies geschieht, weil sie von Jesus erzählt haben.

Meine Frage lautet daher: Wenn du irgendwo hinkommst, worüber redest du? Was erzählst du? Was verkündigst du, wenn du zu Gast bist? Ging es bei dir im Jahr 2020 vielleicht mehr um Corona? Oder eher um den gekrönten Jesus Christus, den König der Könige und Herrn aller Herren? Übrigens ist er über jedem Politiker, sogar über jedem Gesundheitspolitiker.

Ich stelle diese Frage, um zu reflektieren, worum es bei uns wirklich geht. Ich frage mich das auch selbst oft, besonders im Tagesgeschehen und angesichts der Nachrichten, die lautstark verbreitet werden.

In unserem Text aus der Apostelgeschichte heißt es ganz klar in Vers 20 am Ende: Und sie verkündigten den Herrn Jesus.

Barnabas als Vorbild für entschlossenes Handeln

Und als diese Kunde von dem explosiven Gemeindewachstum, das dadurch ausgelöst wurde, nach Jerusalem kam, wurde entschieden, dass Barnabas nach Antiochia gehen soll. Barnabas diskutierte nicht lange, sondern machte sich einfach auf den Weg.

Das sollte auch eine Frage an uns sein: Barnabas hatte die Freiheit und auch die Zeit dafür. Die Frage an dich und mich lautet: Wenn uns Gemeindearbeit anvertraut wird, wenn wir dazu berufen sind, mit anderen Menschen jüngerschaftlich zu arbeiten oder selbst Jünger zu werden – haben wir dann die Freiheit dafür? Haben wir auch die Zeit dafür?

Oder fehlt dir die Freiheit, weil du so viele Dinge am Laufen hast, die dir sehr wichtig sind? Vielleicht bist du sogar längst gefangen in deinem eigenen Wohlstand, in all dem, was du dir angeschafft, gemacht oder erreicht hast. Doch am Ende beherrscht dieses ganze Zeug dich.

Oder fehlt dir die Zeit, weil du so viel Arbeit hast?

Barnabas' Bereitschaft zur Hingabe

Im Leben von Barnabas gab es auch eine Zeit, in der er etwas hatte, das ihm viel Arbeit kostete.

Wir finden das in der Apostelgeschichte. Ich lade ein, das mitzulesen: Apostelgeschichte 4,36. Dort heißt es: Joses aber, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas erhalten hatte – das heißt übersetzt „Sohn des Trostes“ –, war ein Levit aus Zypern gebürtig. Er besaß einen Acker, verkaufte ihn, brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.

Die Frage ist heute: Kannst du das, was dich abhält, Gott zu dienen und in seiner Gemeinde Jünger zu machen, vor die Füße der Apostel legen?

Barnabas hatte es geschafft. Er war Ausländer in Jerusalem, stammte aus Zypern. Dort hatte er sich etwas erspart, nämlich ein Stück Land. Dieser Acker war sein Einkommen, mit dem er auch Ansehen hatte. Doch er legte alles hin.

Kurz darauf sehen wir bei Ananias und Saphira eine andere Situation. Du kannst auch vortäuschen, alles hinzugeben. Du kannst vielleicht Lieder von deiner Hingabe singen und erzählen, was du alles für Gott hergibst. Doch am Ende behältst du dein Hab und Gut für dich.

Das ist der entscheidende Punkt: Barnabas hat alles losgelassen. Er hat es hingelegt, und es war endgültig mit ihm vorbei.

Praktische Aufforderungen zur Jüngerschaft

Und das möchte ich dich heute fragen: Willst du vielleicht einfach mal dein Smartphone beiseitelegen und es für eine Weile nicht mehr benutzen? Nicht für wer weiß wie lange, sondern vielleicht für ein, zwei Stunden. Nutze diese Zeit, um älteren Geschwistern in der Gemeinde zu dienen. Du könntest für sie einkaufen gehen, den Keller aufräumen, den Garten pflegen, Schnee schieben oder ihnen einfach zuhören, wenn sie dir aus ihrem Leben erzählen und dir etwas mitgeben wollen.

Möchtest du einfach mal jünger sein, weil du jünger bist? Wärst du bereit, dein Studium zu unterbrechen, um für drei oder vier Monate mit einem Praktikum von Chancement Geschwistern im Ausland zu helfen? Du könntest ihnen dabei helfen, ihre Solarenergie, ihre soziale Arbeit oder ihre Landwirtschaft besser zu organisieren. Oder du schaffst einfach Freiraum für Menschen, indem du ein Freisemester nimmst.

Jüngerschaft bedeutet, für andere Jünger zu schaffen – also im schwäbischen Sinne zu arbeiten. Würdest du Freizeit im Studium opfern, um anderen zu dienen? Und ich will es noch einmal anders formulieren, für diejenigen, die etwas älter sind: Wärst du bereit, deine berufliche Karriere vor die Füße der Apostel zu legen? Wie Barnabas, der seine Einkommensquelle – seinen Acker – aufgab, um für fünf oder sechs Jahre die Hände frei zu haben und im Dienst für Gott zu stehen?

Persönliche Erfahrungen und Herausforderungen in der Leitung

Ich war dreißig Jahre alt, als ich eine vielversprechende Karriere bei einer großen internationalen Rechtsanwalts- und Wirtschaftsprüferkanzlei aufgab, um für Gott und seine Gemeinde da zu sein.

Aber ich muss ehrlich sagen: In den 15 Jahren, in denen ich hier auch Leitungsverantwortung hatte, habe ich Menschen kennengelernt, die für Gott leider keine Zeit haben. Sie müssen ihren Kredit abbezahlen oder wollen ihren Arbeitgeber nicht enttäuschen – gerade jetzt, wo es auf sie ankommt. Andere verstecken sich hinter der Behauptung, sie seien nicht gut genug für Weltmissionen.

Liebe Freunde, ich kenne mich selbst – auch ich bin nicht gut genug für Weltmissionen. Aber wenn Gott uns zu etwas berufen hat, dann befähigt er uns auch dazu. Gott ist ein Gott der Gnade und vergibt auch die Fehler, die wir machen.

In diesen 15 Jahren habe ich selbst viele Fehler gemacht. Wenn ich hier sein durfte, darf jeder von euch auch das sein, wozu er von Gott berufen ist. Das darf ich euch versprechen.

Die Corona-Krise als Chance zur Neuorientierung

Und vielleicht muss erst die Corona-Krise mit all ihren wirtschaftlichen Auswirkungen kommen, um im reichen, satten und bequemen Deutschland einiges wieder geradezurücken, was unter der Last des Wohlstands, der Glaubensfreiheit und der Bequemlichkeit krumm geworden ist.

Warum ist die Banane krumm? Weil niemand in den Urwald zog, um die Banane geradezubiegen. Das habe ich als Kind in Ostdeutschland gelernt. Dort gab es gar nicht so viele Bananen, aber man hat es irgendwie gelernt.

Heute muss man vielleicht fragen: Warum ist dein Christenglaube krumm? Weil jeder an deinem Leben zog und dir das große Geld vorgelogen hat? Barnabas jedenfalls geht los – und zwar ohne jede Diskussion. Er lässt sich nichts vormachen, sondern er handelt und geht vorwärts.

Er nimmt sich Zeit für die junge Gemeinde in Antiochia und für den jungen Saulus.

Sichtbare Gnade Gottes im Leben und Gemeindealltag

Als er in Antiochia ankommt, freut er sich. Ist es nicht interessant, dass die Bibel davon berichtet, dass er die Gnade Gottes sogar sehen konnte, als er ankam?

Eine Preisfrage: Wo wird in deinem Leben die Gnade Gottes sichtbar? Einfach mal losgelöst vom Bibeltext – kann man in deiner Gemeinde etwas von der Gnade Gottes sehen?

Kann man in deinem Leben etwas davon erkennen, in deiner Ehe? Alternativ in deiner Verlobung, deiner Freundschaft oder auch in deinem Single-Dasein?

Oder vielleicht in deiner Kindererziehung oder in der Art und Weise, wie du mit deinen Eltern umgehst? Kann man daran erkennen, dass du etwas von Gottes Gnade gelernt hast? Sieht man das, wenn man genau hinschaut?

Barnabas konnte auf jeden Fall in Antiochia etwas davon sehen, und er freute sich darüber. Dann ermahnte er die Menschen, mit festem Herzen bei Gott zu bleiben.

Mentoring als Herausforderung und Ermahnung

Ja, Mentoring ist nie nur Friede, Freude, Eierkuchen und cool. Es geht nicht nur darum, sich zum Cappuccino zu treffen.

Vielmehr schließt Mentoring auch Ermahnung mit ein. Es bedeutet, Menschen ins Leben zu reden.

Barnabas war, wie wir lesen, ein guter Mann, voll heiligen Geistes und Glaubens. Er war aber auch jemand, der Dinge ganz klar ansprechen konnte. Er redete anderen Leuten ins Leben, weil er wollte, dass sich die christliche Gemeinde ausbreitet, wächst, größer wird und sich multipliziert.

Impulse durch zeitgenössische Autoren

Ein Buch, das mir sehr wertvoll ist, heißt "Multiply: Disciples Making Disciples" von Francis Chan.

Francis Chan, den einige von euch vielleicht aus dem Internet kennen, ist bekannt für seine genialen Predigten und den Aufbau großartiger Gemeinden. Dieser Mann hat alles hinter sich gelassen, um nach Südostasien zu gehen und dort Missionsarbeit zu leisten. Ihm ist es wichtig, Menschen zu Gott zu führen.

Die Frage ist: Könnte es sein, dass auch du deine erfolgreiche oder gemütliche Gemeinde verlassen solltest, um woanders noch einmal ganz von vorne anzufangen?

Barnabas hätte es sich sehr schön in Jerusalem einrichten können. Alle kannten ihn dort, er war der Sohn des Trostes. Er hatte viel gespendet und war ein authentischer Typ. Sicherlich wurde er von vielen gerne zum Mittagessen eingeladen. Trotzdem ging er los, weil er die junge Gemeinde in Antiochia unterstützen wollte.

Barnabas holt Saulus – ein Beispiel für gezielte Förderung

Und weil er es gut meinte mit dieser Gemeinde, wollte er noch Verstärkung holen. Deshalb ging er nach Tarsus, um Saulus zu holen. Spannenderweise wird Saulus hier mit seinem alten Namen genannt. Das erinnert uns an eine ganz andere Geschichte mit Barnabas.

Als Saulus gerade dabei war, zum Paulus zu werden, nahm sich Barnabas Zeit für ihn. Diese Geschichte finden wir in Apostelgeschichte 9. Saulus hatte in Damaskus gepredigt, musste die Stadt aber verlassen, weil er verfolgt wurde. Nun kam er nach Jerusalem. Doch die Gemeinde dort wollte nichts mit ihm zu tun haben. Sie wollte von ihm nichts wissen, denn er war ja dieser berühmte Christen-Hasser und Christenverfolger gewesen.

Das wirft auch die Frage auf, wie man mit jungen Gläubigen umgeht. Wie gehst du mit Menschen um, die vor kurzem vielleicht noch Atheisten oder Muslime waren? Menschen, die als Flüchtlinge hierher gekommen sind und ganz neu im Glauben sind? Lässt du sie in dein Herz, in dein Haus, in deine Gemeinde? Oder machst du vorsichtshalber die Schotten dicht, weil man ja nie wissen kann, was da noch passiert?

Barnabas öffnet Türen für Saulus

Jedenfalls war es bei Saulus so, dass er aus Damaskus floh. Ich lese aus Apostelgeschichte 9, ab Vers 25: Es war eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Er verließ Damaskus über die Stadtmauer. Die Jünger nahmen ihn bei Nacht auf und ließen ihn in einem Korb über die Mauer hinab.

Als Saulus nun nach Jerusalem kam – ein frisch bekehrter Christ –, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen. Doch sie fürchteten ihn alle, weil sie nicht glaubten, dass er wirklich ein Jünger sei.

Jetzt kommt der Jüngermacher Barnabas ins Spiel, in Vers 27. Barnabas nahm Saulus auf, führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie Saulus auf dem Weg den Herrn gesehen hatte und dass dieser zu ihm gesprochen hatte. Er berichtete auch, wie Saulus in Damaskus freimütig im Namen Jesu verkündigt hatte.

Saulus ging in Jerusalem mit den Jüngern aus und ein und verkündigte freimütig im Namen des Herrn Jesus.

Fragen zur Offenheit und Investition in junge Gläubige

Wie weit würdest du gehen, um anderen Menschen die Türen deiner Gemeinde zu öffnen, die Türen deiner Wohnung oder sogar die Türen deiner eigenen Seele?

Wie viel würdest du in einer Mentoring-Beziehung investieren? Wie viel würdest du in jemanden investieren, den andere längst abgeschrieben haben?

Wie weit würdest du gehen, wenn du dem Glauben schenken sollst, was dir jemand über seine Reise mit Jesus Christus erzählt? Die Geschichte, die Saulus, der später Paulus wurde, erzählt, ist ja eine ziemlich verrückte Geschichte. Soll man ihr wirklich glauben?

Ein ganz einfacher Test: Wer saß in den letzten sechs Monaten bei dir am Küchentisch? Mit wem hast du dich getroffen? Okay, in Cafés darf man sich zurzeit nicht treffen, aber mit wem hast du dich irgendwo auf eine Limo getroffen und mit ihm über Glaubensdinge gesprochen?

War da überhaupt jemand dabei, der jung im Glauben ist? Oder ist das nicht deine Arena?

Ich möchte dich das wirklich fragen, weil es darauf ankommt, in Jüngerschaft in Menschen zu investieren. Und das bedeutet auch, Zeit zu geben.

Barnabas sucht Saulus gezielt auf

Auch das hat mich beschäftigt, als ich die Bibelarbeit vorbereitet habe. Barnabas macht sich erneut auf den Weg nach Antiochia, um Saulus aufzusuchen. In der Bibel wird sogar der Begriff „aufsuchende Jugendarbeit“ verwendet – das bedeutet, man geht dorthin, wo die anderen sind.

Würdest du das tun, wenn du älter bist und hier zuhörst? Würdest du hinausgehen und in Menschen investieren, die nicht in deiner Gemeinde sitzen und nicht automatisch auf dich zukommen? Würdest du ihnen nachgehen?

Das ist eine große Frage. Barnabas hat es auf jeden Fall getan – und nicht wenig. Er ist 180 Kilometer bis nach Tarsus gegangen, um diesen jungen Mann zu finden. Er hat ihn wirklich gesucht. Tarsus war damals keine kleine Ortschaft, sondern eine Kleinstadt, in der man gezielt suchen musste.

Barnabas findet Saulus, bringt ihn zurück nach Antiochia – das bedeutet zweimal 180 Kilometer zu Fuß. Der Mann war bestimmt zwei Wochen unterwegs.

Herausforderung der Einsatzbereitschaft in der Corona-Zeit

Wie weit würdest du gehen, wenn Gott dich fragt, jünger zu machen?

Im Jahr 2020 hatten wir bereits einige Leute, die eigentlich ins Missionsfeld hätten gehen sollen. Vielleicht für einen Kurzzeiteinsatz. Doch sie sagten: „Nö, Corona, das ist mir alles viel zu kompliziert.“ Sie wollten nicht zwei Wochen irgendwo in Quarantäne verbringen.

Diese Quarantäne hat dann irgendwann eine so große Rolle gespielt, dass viele den gesamten Einsatz abgesagt haben. Ehrlich, zwei Wochen! Vielleicht in einem einfachen Gasthaus oder Hotel abwarten, bis der Test da ist, Toastbrot essen, Wasser trinken, die Bibel lesen – für manchen Einsatz wäre das gar nicht so schlecht gewesen, um einzusteigen.

Stattdessen hat man alles einfach hingeschmissen.

Die Frage an dich ist: Wie viel willst du von deiner Lebenszeit investieren, wenn Jesus Christus für dich dein ganzes Leben investiert hat? Hast du dich das schon einmal gefragt, wie viel du investieren möchtest?

Die Wirkung von Barnabas' Einsatz

Ja, auf jeden Fall: Barnabas geht los, um einen einzigen Mann abzuholen.

In Vers 26 lesen wir, dass dieser junge Mann in der Gemeinde zu einem riesengroßen Segen wurde.

Das soll meine Frage an dich sein: Was willst du unbedingt? Willst du Jünger machen, so wie es der Herr Jesus wieder befohlen hat? Willst du das überhaupt?

Vielleicht ist es ein erster Schritt, heute Nachmittag zu einem dieser Schnellrestaurants zu gehen und dich dort mit jemandem zu treffen, der in dein Leben hineinreden darf. Jemand, der dich vielleicht heute mal ganz konkret mentort, der dir zeigt, wie Jüngerschaft funktionieren kann.

Diese Person kann mit dir zu Gott beten, damit Gott in dein Leben hineinredet. Vielleicht betet sie auch ganz ehrlich dafür, dass du nicht dauernd die falschen Leute um dich herum hast.

Warnung vor falschen Einflüssen und Buchempfehlungen

Ganz ehrlich: Wie viele Eltern haben schon die geistliche Berufung ihrer Kinder zerstört? Einige davon sogar direkt am Abend nach der Yumiko.

Ich sage das, weil ich solche Eltern kennengelernt habe und mit ihnen um Vergebung beten sollte. Ich kann euch das mit Namen und Hausnummer sagen, wo das passiert ist. Und das ist mir ganz, ganz wichtig.

Lass dich nicht von falschen Leuten vollquatschen. Wenn du über Jüngerschaft nachdenkst, solltest du vielleicht auch mal in Bücher schauen. Ich habe einiges mitgebracht:

The Adventure of Discipling Others von Ron Bennett und John Purvis – ein tolles Buch. Ebenfalls das Buch Multiply von Francis Chan.

Auf Deutsch empfehle ich Leroy Ames von den Navigatoren mit seinem Buch Die verlorene Kunst des Jüngermachens.

Was ich auch sehr gut finde, ist ein Buch, das mir persönlich sehr gefällt: Walter Henrikson, Disciples Are Made Not Born – Jünger werden gemacht, nicht geboren.

Konkrete Entscheidung zur Hingabe und Nachfolge

Und jetzt muss ich dich noch einmal ganz konkret fragen: Was willst du in deinem Leben erreichen?

Vielleicht geht es nicht nur darum, irgendwelche Bücher zu lesen und Wissen aufzunehmen. Es kann auch notwendig sein, etwas loszulassen – deine besten Absichten, das Wertvollste, was du hast. Nur so kannst du wirklich losgehen und Freiheit erfahren.

Du weißt vielleicht selbst besser als ich, was zu tun ist. Geh ins Gebet, und Gott wird es dir zeigen.

Barnabas hat in Antiochia Jünger gemacht. In gewissem Maße hat er auch Saulus zu Paulus weiterentwickelt. Aus diesem Saulus wurde nicht nur später Paulus, sondern auch ein Jüngervater, der wiederum mit neuen Jüngern weiterging – Titus, Timotheus und viele andere.

Er hat in sie investiert, so wie Barnabas in ihn investiert hatte. Ohne Barnabas hätte es diese ganze Apostelgeschichte in ihrer Weiterentwicklung wahrscheinlich nicht gegeben.

Abschließende Herausforderung und Segenswunsch

Ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Was willst du eigentlich in deinem Leben erreichen? Der Befehl deines Herrn ist klar: Mache zu Jüngern.

Jetzt kommt es darauf an, was du daraus machst. Gott segne dich dabei. Amen.