Dank und Bitte um Gottes Gegenwart
Dann wollen wir noch beten, Herr Jesus Christus.
Wir danken dir für diesen Tag, den du uns geschenkt hast, diesen Sonntag mit dem sonnigen Wetter. Auch danken wir dir für das Gewitter und den Regen, die du immer wieder schenkst. So können wir sehen, dass du diese Welt in großer Geduld trägst und erhältst. Ebenso trägst und erhältst du auch uns in deiner Geduld.
Wir bitten dich nun, dass wir vor dir stiller werden. Lass uns das, was wir erlebt haben – das Schöne, aber auch das Schwierige – ablegen. Schenke uns offene Ohren und ein verständiges Herz für dein Wort. Lass uns sehen, was du für uns getan hast, was du in uns wirken willst und wohin du uns führen möchtest.
Sei uns gnädig und nimm uns ganz in deine Gemeinschaft hinein. Segne Bruder Schäffbuch, der das Wort an uns richten wird. Gib ihm auch ins Herz und auf die Lippen die rechten Worte, damit er sie aussprechen kann.
Segne die Kinder, die unter uns sind, die vielleicht zum Teil schlafen, und die anderen, die noch wach sind. Umgebe auch sie mit deinem Frieden und sei mitten unter ihnen.
Amen.
Das Königtum Jesu und die weltweite Gemeinde
Am 23. September denken wir an dieses liebe Brautpaar, das am Chiemsee heiratet. In unseren württembergischen Trauordnungen heißt es so schön – und ich liebe das – dass die Alten durch die Generationen hindurch das Gebet an der Hochzeit sprechen, damit das eine das andere mit sich in den Himmel bringe.
Das größte Ziel in dieser wirren Welt ist auch das Wort vom Königtum Jesu. Wir haben das ja schon ganz groß am Anfang der Bergpredigt gehört: In dieser chaotischen Welt baut Jesus sein Reich.
Wir sehen das so wunderbar in der Geschichte des Reiches Gottes in den Völkern. Gewaltig erleben wir in unserer Generation, dass in allen Nationen der Welt eine Jesusgemeinde da ist.
Ich habe in Esslingen jemanden getroffen, der in Bhutan war. Da sagt Bruder Schiffbuch: „Stimmt doch nicht, in Bhutan ist alles verboten.“ Aber heute gibt es dort eine große Jesusgemeinde – allem Widerstand zum Trotz.
Das ist das Aufregendste. Sie dürfen sich nicht fesseln lassen von den Werken des Teufels in unserer Zeit, sondern freuen Sie sich mit an den Siegen Jesu, die so gewaltig sind.
In Kasachstan und Kirgisistan gibt es seit 1990 erstmals freie Evangeliumsverkündigung. Jetzt ist schon Verfolgung da, weil die Gemeinde so gewachsen ist, dass nicht nur der Staat, sondern auch die orthodoxe Kirche Alarm geschlagen hat. Sie bekämpfen das mit allen Mitteln. Es gibt eine ganz schwere Verfolgung, doch die Christen verkünden und künden von Jesus.
Herausforderungen und Zerfall in der westlichen Christenheit
Das große Problem in diesen Tagen ist der Zerfall der Jesusgemeinde in den westlichen Ländern. Dieser Prozess schreitet sehr schnell voran.
Du hast meinen Namen nicht bewahrt und hast mein Wort nicht bewahrt. Diese beiden Notpunkte durfte ich noch einmal betonen, auch beim Mitternachtsruf im letzten Jahr. Sie liegen mir sehr am Herzen.
Der Antichrist wohnt in der Christenheit. Johannes sagt, dass viele Antichriste unter uns sind. In 2. Thessalonicher 2,4 steht, dass der Wiederchrist sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott. Paulus spricht dabei nie von einem Gebäude. Hätte er das gemeint, hätte er uns erklären müssen, welchen Bau er meint.
Es handelt sich vielmehr um die gesamte Irrlehre unter den Gläubigen, dass der dritte Tempel erst noch gebaut werden müsse. Das ist nicht richtig. Der Tempel Gottes seid ihr. Mitten in der Gemeinde Jesu hat der Antichrist, der Wiederchrist, der vorgibt, Gott zu sein – der autonome Mensch – seine Herrschaft errichtet.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns wieder auf Jesus ausrichten und vor allem ihm gehorsam sind. Das Allergrößte ist, dass wir ihm gehorsam sind, denn seine Befehle sind lauter Verheißungen. Es ist deshalb so schön, wie Jesus uns ankündigt, dass sein Reich auch in diesen wirren Tagen, mitten im Wüten des Antichristen, gebaut wird.
Wir müssen jedoch wissen, dass wir in einem sehr schweren Kampf stehen – bis zum letzten Hauskreis. Man kann das kaum sehen. Wir haben mit Friedrich Henssler gesprochen. Er ist sehr traurig, dass in seinem Verlag Bücher erscheinen, über die er plötzlich noch trauriger ist.
Wenn man das erleben muss, und das erleben viele auch in ihren Familien, wo sich wieder ein Christ vorgibt, der die ganze Macht in der Welt hat, dann dauert es nicht mehr lange. Aber wir freuen uns, dass Jesus stärker ist als alle Mächte der Finsternis.
Heute geht es um dieses Thema: unsere Stellung zum Gesetz. Leider herrscht bei manchen Christen große Unklarheit darüber. Jesus hat glücklicherweise in der Bergpredigt sehr klar gesagt, wie er zum alttestamentlich-jüdischen Gesetz steht.
Jesus und das Gesetz: Erfüllung statt Auflösung
Ich lese aus dem Kapitel Matthäus 5 ab Vers 17:
"Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen."
Es ist ganz wichtig: Jesus betont die Gültigkeit des Gesetzes bis zum letzten Häkchen. Das alttestamentliche Gesetz wird nicht nur bestätigt, sondern gegenüber dem Judentum noch vertieft.
Denn wahrlich, dieses Amen-Wort: "Wahrlich, ich sage euch, bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis alles geschieht."
Wer nun eins von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich. Wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.
Wir erleben ja heute, seit Jahrzehnten sind auch in der Jesusgemeinde die Schleusen geöffnet, und die Ströme spülen alles weg, was noch gilt. Man erlebt das in einer furchtbaren Weise, etwa gegenwärtig im Vorstand des Gnadauer Verbandes, wo sie sagen: "Wir lassen uns nicht mehr fragen, wie wir zur Ehe für alle stehen."
Dass das bis in die Christenkreise hineingeht, das ist eine totale Wunde. Ich will über die Themen gar nicht mehr reden, aber sie belasten uns, weil das Wort und das Gebot unseres Herrn gültig ist bis zum letzten Augenblick.
Da herrscht eine große Verwirrung in der Jesusgemeinde, weil viele sagen: "Das hat doch Jesus abgeschafft." Nein, das hat er nicht abgeschafft, und das vertreten ganz viele.
Man sagt: "Das ist doch alles so, weil es steht doch klipp und klar im Jesuswort. Das ist doch der Originalton Jesu: Ich sage euch, wenn die Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht hineinkommen."
(Matthäus 5,17-20)Vertiefung des Gesetzes: Von äusserlicher Einhaltung zur Herzenshingabe
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist im 2. Mose 20: „Du sollst nicht töten.“ Wer aber tötet, der soll das Gericht schuldig sein.
Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist das Gericht schuldig. Wer aber zu seinem Bruder sagt: „Du nichts nutzt“, der ist des Hohen Rates schuldig. Wer aber sagt: „Du Narr“, der ist des höllischen Feuers schuldig.
Die Autorität von Jesus zeigt sich darin, dass er sich über das Mose-Gesetz weit hinauslehnt. Er, als der ewige Gottessohn, sagt, dass dieses Gesetz noch viel tiefer gilt, als es Mose verstanden hat.
Darum: Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dir dabei in den Sinn kommt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar stehen. Geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder. Dann komm und opfere deine Gabe.
Alle frommen Werke haben keinen Sinn, wenn wir nicht im Frieden und in der Versöhnung durch Jesus leben. Lass dann lieber die Finger davon.
Das ist auch ganz schlimm mit den vielen Bettelbriefen, die im Reich Gottes umhergehen. Ich sage immer: Werft sie in den Papierkorb. Uns fehlt dieses Jahr nur eine Million, und dann wird eine Seelenmassage betrieben.
Der Herr Jesus will das Opfer von Leuten, die mit ihm versöhnt sind – und dann erst viele Gaben haben.
Das Wichtigste ist, dass unser Leben in den Gehorsam gegenüber Jesus gebracht wird.
Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter überantwortet. Und der Richter übergibt dich dem Gerichtsdiener, und du wirst ins Gefängnis geworfen.
Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast, den letzten Cent.
Jesus vertieft das Gesetz im Bereich Ehe und Scheidung
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Du sollst nicht Ehe brechen“ (2. Mose 20). Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon mit ihr die Ehe gebrochen.
Ich habe oft in Versammlungen gesagt, dass dies für die Frauen nicht so sehr gilt, weil sie nicht so bekämpft sind wie die Männer. Dabei habe ich oft zu den Frauen gesagt: Das wisst ihr doch, wir Frauen sind da genauso. Wir leiden unter unserem Herzen, genauso wie die Männer.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verderbe, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde. Wenn es so einfach wäre, dass man sich bloß die Augen ausreißen müsste! Aber auch Blinde leiden unter ihrem bösen Herzen – das ist das Problem. Man kann sie nicht einfach durch Ausreißen lösen.
Wenn dich deine rechte Hand zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verderbe, als dass dein ganzes Leben in die Hölle falle.
Danach steht geschrieben, dass die Leute sich entsetzen. Und das ist so wichtig, denn so redet Jesus. Wenn wir es anders lesen, verfälschen wir das Wort unseres Herrn. Er hat so klar und deutlich gesprochen, dass gar nichts zu deuten übrigbleibt – keine Möglichkeit zum Kompromiss oder zum Abschwächen der kantigen Ecken.
Es war gesagt: Wer sich von einer Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, außer wegen Ehebruchs, der bringt sie dazu, die Ehe zu brechen. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
Das ist eine Frage, die heute wieder ganz wichtig ist. Wir können sie sicherlich nicht in der ganzen Tiefe beantworten. Vor vielen Jahren haben wir sie bei einer Zusammenkunft in Heidelberg schon einmal besprochen.
Gibt es für Menschen, die die Not der Scheidung erlebt haben, keine Vergebung? Ist das die eine Sünde, die nicht vergeben werden kann? Darüber haben wir gesprochen, und ich sage: Es gibt auch hier Barmherzigkeit. Aber die Klarheit des Neins zur Ehescheidung von Jesus ist so deutlich.
Jesu Worte zum Schwören und zur Wahrheit
Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten.
Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nichts schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs.
Auch sollt ihr nicht bei eurem Haupt schwören, denn ihr vermögt nicht, ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Übel.
Jesu Lehre zum Umgang mit Übel und Gewalt
Ihr habt gehört, es heißt: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das muss man immer richtigstellen, denn überall – in Zeitungen und bei Vorträgen – wird behauptet, die Juden würden das bei den Palästinensern so praktizieren: Auge um Auge. Das ist Quatsch. Das ist römisches Recht gewesen, ein uraltes Recht aus der Antike.
Was bedeutet "Auge um Auge"? Die Strafe muss der Tat entsprechen. Es geht um Gerechtigkeit, um Ausgleich. Bis heute ist das die Grundlage unseres Rechts. Es hat nichts damit zu tun, dass einem Schuldigen tatsächlich der Zahn ausgeschlagen wird. Das ist nie geschehen, auch in Israel nicht. Vielleicht in der Scharia, aber ganz klar: Die Strafe muss dem Vergehen entsprechen.
Und jetzt hebt Jesus dieses Prinzip des Ausgleichs auf. Die Strafe, die man für eine Tat erwartet, wird durch Jesus in Frage gestellt. Wenn du das getan hast, musst du so lange ins Gefängnis – so funktioniert das Prinzip der Strafe, die Gerechtigkeit und Sühne fordert. Doch Jesus sagt: Du sollst dem Übel überhaupt nicht widerstehen. Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann biete ihm auch die andere an.
Dieses Wort ist vielleicht das zentrale: Du sollst dem Übel nicht widerstehen. Damit hebt Jesus die Weltordnung aus den Angeln. Unsere Welt kann nur existieren, weil man einen Damm gegen das Böse baut. Wenn die Polizei nicht da ist, herrscht Chaos. Wir brauchen das Widerstehen des Übels.
Jesus redet jedoch nicht von der weltlichen Ordnung, sondern von einer anderen. Für mich persönlich ist es nicht schlimm, wie Kinder sind. Aber die Luft ist schrecklich, wenn wir die Fenster schließen. Da bekomme ich fast einen Herzkasper oder hänge mir einen Schal oder Mantel um. Der Lärm ist laut, dann machen wir einfach zu. Das ist doch nur kleine Musik. Ich habe auch eine laute Stimme, und ich finde, es war gestern etwas schlimmer.
Ich möchte noch einmal klarstellen: Diese Weltordnung lebt von Polizei und Militär. Wenn irgendwo Schwäche herrscht, geht es drunter und drüber. Das hat überhaupt keinen Wert. Hier in Mutlangen hat man einmal versucht, auf Abschreckung zu verzichten. Mit den Raketen wissen wir noch, wie das war. So ist auch der eiserne Vorhang gefallen.
Das ist das Mittel dieser Welt: Dem Übel kann man nur widerstehen, indem man stark ist. Unser Helmut Schmidt hat das vorbildlich gemacht. Aber Jesus redet nicht davon, wie unsere Welt saniert wird. Jesus ist kein Berater der Regierung. Er spricht vom Reich Gottes, und das muss man unterscheiden.
Im Reich Gottes gilt eine andere Ordnung. Das wird in der Christenheit oft durcheinandergebracht. Es ist keine Anleitung für Politiker, wie sie mit Schwerverbrechern umgehen sollen. In dieser Welt, den zwei verschiedenen Reichen, in denen wir leben, herrscht eine andere Ordnung im Reich Gottes.
Deshalb gilt für Christen eine andere Ordnung in ihrem Leben. Aber in dieser Welt brauchen wir das Widerstehen des Übels. Es ist immer wieder lustig, wenn Christen sagen, sie wollen diese Welt verändern. Man kann diese Welt gar nicht verändern. Diese Welt ist vom Unrecht und von Gewalt beherrscht.
Die Demokratie funktioniert nur durch den Ausgleich der Kräfte. Wenn die Opposition stark ist, funktioniert sie. Wenn sie schwach ist, geht es wieder drunter und drüber. In der amerikanischen Verfassung sind die verschiedenen Kräfte so austariert, dass sie sich gegenseitig balancieren.
Jesus spricht mit dem Wort "Du sollst dem Übel nicht widerstehen" nicht als Anweisung an Politiker. Diese müssen eine Notordnung aufrechterhalten. Das war Martin Luther sehr wichtig, den er in den Wirren der Reformationszeit und der Bauernkriege erlebt hat.
Wir brauchen Ordnung. Man kann sich zu Hause nicht wohlfühlen, wenn man nicht weiß, dass die Polizei da ist und nach der Ordnung schaut. Aber das ist für uns nur die irdische Ordnung. Für uns geht es um die Ordnung des Reiches Gottes, und wir leben dieses Reich Gottes.
Die zwei Dinge darf man nicht durcheinanderbringen. Das ist bei vielen liberalen Theologen ein großes Problem, die das in der Auslegung der Bergpredigt vermischen. Das ist wichtig.
Auch Jesus hat bei seinem Verhör vor dem Hohenpriester gesagt: "Warum schlägst du mich?" Hätte er auch die andere Backe hinhalten sollen? Jesus klagt hier noch einmal die irdische Gerechtigkeit seiner Verurteilung an. Das ist hochinteressant.
Wir werden später noch von konkreten Fällen sprechen. Wenn Ihnen jemand an der Kreuzung in die Seite fährt und Ihr Auto demoliert ist, steigen Sie aus und sagen: "Wollen Sie nicht auch noch die andere Seite von meinem Auto demolieren?" Nein, das wäre lächerlich.
Dann sagen Sie: "Das lassen wir klären, bei der Versicherung." Das ist eine Sache irdischer bürgerlicher Gerechtigkeit. Und da sagen Christen auch Ja zur Ordnung dieser Welt.
Aber es geht um etwas anderes. Jesus spricht vom Reich Gottes. Das war schon bei den Seligpreisungen so. Übrigens habe ich gestern die Seligpreisungen vergessen zu erwähnen. Falls Sie bis zum Ende der Bibelarbeit warten können, freue ich mich.
Die Seligpreisungen und das Reich Gottes als Quelle des wahren Glücks
Ihr habt vorher gesagt, man kann schon aufmachen, aber damit die Luft nicht zu dick wird, braucht man nicht so viel zu wedeln.
Ich habe gestern erfahren, dass sich der amerikanische Sänger, der vor drei Wochen 41 Jahre alt wurde, das Leben genommen hat. Er hat sich erhängt. Er hatte alles, war ein sehr beliebter Sänger, bekam viel Anerkennung und hatte fünf Kinder oder so. Auch eine glückliche Ehe hatte er. Trotzdem hat er sich aufgehängt, weil die Menschen kein Glück haben.
In dieser irdischen Weltordnung finden Menschen keine Erfüllung. Erst das Reich Gottes schenkt die Seligpreisungen. Deshalb werden diese erst verwirklicht, wenn Menschen in die Nachfolge Jesu treten. Glück, Seligkeit erhält man nur durch Jesus und seine Fußspuren.
Das ist das Entscheidende: Die irdische Gerechtigkeit ist für uns wichtig, aber Jesus spricht viel mehr von der Gemeinschaft mit ihm. Wenn jemand mit dir rechten will um deinen Mantel oder deinen Rock, dann gib ihm auch den Mantel. Und wenn jemand dich nötigt, eine Meile mitzugehen, dann geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.
Das ist der ganz große Unterschied, um den es jetzt in der Bergpredigt geht. Ihr seid Kinder des Vaters im Himmel. Es geht nicht um das staatsbürgerliche Recht, sondern um das Leben als Gotteskinder in der Welt. Nur so verstehen wir die Bergpredigt. Jesus hat uns die Kindschaft beim Vater erworben.
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was werdet ihr dafür bekommen? Tun das nicht auch die Zöllner und Kriminellen? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes?
Das ist ein Schlüsselwort, auch bei Bonhoeffer, wie Nachfolge aussieht. Was ist das Besondere, was Christen tun gegenüber der Ethik und Moral der normalen Atheisten in unserer Welt? In unserer bürgerlichen Ordnung ist es üblich, Liebe zu üben. Aber das, was Jesus bringt, ist das Besondere: dass man auch den liebt, der uns verfolgt, der uns nachstellt und der uns Unrecht tut.
Das ist das Unglaubliche, das man nur durch Jesus verstehen kann, der diesen Weg mit seinem ganzen Leben gegangen ist. Darum sollt ihr vollkommen sein, damit ihr wie euer Vater im Himmel vollkommen seid und sich das erfüllt.
Die Bedeutung des Gesetzes in Israel und in der Christenheit
Das jüdische Gesetz spielt bis heute eine große Rolle in Israel. Jeder Tourist hat es erlebt, wenn man am Sabbat den Aufzug nicht bedienen kann und er in die automatische Schaltung geht. Oder wenn der Herd automatisch auf die Zeitstellung eingestellt ist. Man zündet keine Zigarette an, nicht nur aus Gesundheitsgründen, sondern auch, um am Feiertag kein Feuer zu machen. So wird das Gesetz bis ins Äußerste befolgt.
Sie wissen, wie das in der Christenheit oft auch zu einer großen Frage wird. Wer Mädchen in der Familie hatte, weiß, ob man am Sonntag stricken darf oder nicht. Ist das Arbeit oder keine Arbeit? Ihr kennt die ganzen Fragen.
Die Eidlinger Schwestern kochen immer noch einen Eintopf am Michelsberg oder in der Tannenhöhe. Meine Frau sagt immer, das ist noch größere Mühe, als sonstiges Essen zuzubereiten. Also gibt es immer Diskussionen über Gesetzestreue und Gesetzeserfüllung. Man kann sich um den Buchstaben des Gesetzes wunderbar verklausulieren und riesige Diskussionen führen.
Wir haben natürlich als junge Leute, wenn wir uns erinnern, in Tübingen als Studenten auch darüber diskutiert, ob es nicht einen Ehebruch aus Liebe geben kann. Man kann theoretisch alles diskutieren: alle Gesetzesübertretungen und so weiter. Wenn es aus Liebe geschieht, wird alles theoretisch. Dabei ist der Buchstabe des Gesetzes völlig klar.
Aber Jesus geht es nicht nur um den Buchstaben. Er vertieft das mosaische Gesetz und sagt, dass es bis zum letzten Häkchen erfüllt wird. Es geht um den großen Adel unseres Lebens. Das ist bei Jesus so wichtig: Wir sind geschaffen von Gott, ihm zum Bilde. Dabei geht es nicht um die Äußerlichkeit unseres Körpers.
Ich weiß ja nicht, wie Gottes Gestalt ist. Ich brauche sie mir gar nicht vorzustellen. Aber dass er Liebe ist, dass er Barmherzigkeit, Güte, Freundlichkeit und alles hat, das wissen wir. Unser Herr will, dass wir das widerspiegeln und weitergeben. Dass wir das weitergeben – dieses große... Ach schade, also, jetzt hoffe ich, dass ich das ohne Gasmaske durchstehe – Frischluft.
Herr See sagt: Es wird kein Tüpfelchen vom Gesetz aufgelöst, nicht ein Tüpfelchen vom Gesetz wird aufgehoben, sondern es wird erfüllt. Aber Jesus geht es um eine bessere Gerechtigkeit als nur eine formelle, äußerliche Erfüllung des Gesetzes. Es geht nicht darum, alles zu lassen oder alles zu tun, sondern er enthüllt unser Herz. Das steht ja hinter dieser ganzen Anklage.
Die Macht der Sünde und die Notwendigkeit der Neugeburt
Bei jeder Israelreise ist es immer wieder beeindruckend, wenn die Menschen an der Klagemauer stehen und sehen, wie die Juden beten, sich verneigen und der ganze Körper mitmacht.
Dann sage ich oft: Wir beten doch noch viel intensiver – wie ein Kind mit seinem Vater, und jetzt noch schöner. Wir sind immer schon durch die äußere Ordnung beeinflusst. Doch wir merken gerade, dass die Herzenshingabe das Allerschönste ist.
Hinter den ganzen Gesetzesnöten, die schon Mose angesprochen hat, steht die Not unseres gottlosen Herzens. Das hat Jesus in Matthäus 15 so klar gesagt. Die bösen Dinge kommen nicht, wie wir oft meinen, aus der Welt. Woher kommen Hass, Neid und unreine Gedanken? Kommen die von den Medien, vom Radio, Fernsehen oder von Videos? Nein, Jesus sagt, sie kommen aus deinem Herzen. Aus deinem Innersten kommen sie heraus.
Mein Schweizer Amtsbruder hat heute Morgen so schön gesagt: Die große Not des Stolzes – das wissen wir Pfarrer doch am meisten –, wie stolz man plötzlich auf der Kanzel werden kann, wenn man dem anderen den Weg weist und selbst voller Sünde ist.
Und es ist so wichtig, dass Jesus in diesem Abschnitt die Macht der Sünde aufzeigt. Wir haben heute Morgen im Zusammenhang mit der Reformation darüber gesprochen: Die große Not dieser Welt und der Menschen ist, dass niemand von der Not, der Verführung, der Sünde und der Macht des Teufels frei ist. Jeder wird gepackt.
Das ist ganz unterschiedlich: Beim einen ist es Geld, beim anderen sind es unreine Gedanken, bei einem anderen die Ehre und die Macht. Überall ist es interessant zu sehen, wie leicht wir verführt werden von dem, was Gott aus unserem Leben machen will.
Deshalb sagt Jesus, dass dieses Gebot bis zum Letzten erfüllt werden soll – bis zur Hingabe unseres Herzens. Das ist so eindrücklich, gerade beim Beispiel des Ehebruchs. Jesus entlarvt uns und sagt: „In deinen Gedanken…“ Und das gilt für alle Menschen, es sei denn, sie sind ganz ungewöhnliche Kreaturen. Bei jedem gesunden Menschen ist es furchtbar, dass böse Gedanken da sind – ob es Hassgedanken sind, böse Gedanken, Gedanken an Ehebruch.
Jesus sagt: Reiß sie doch aus! Denn man könnte meinen, man könnte es so lösen. Aber wir können es nicht lösen. Jesus macht deutlich: Es muss eine Neugeburt her! Das ganze Wesen muss verändert werden.
Und das ist nicht nur ein einmaliger Akt, den ich mit meiner Bekehrung abhake. Das ganze Leben muss der alte Mensch ertränkt werden, so wie es Luther gesagt hat. Der alte Mensch muss mit all seiner Sünde gepackt werden.
Für mich ist es immer wichtig, dass am Anfang des Gottesdienstes das Sündenbekenntnis steht – und auch der Zuspruch der Vergebung. Das ist das Allerwichtigste, bevor wir uns zu Gott nähern.
Das fehlt mir in so vielen modernen Gottesdiensten: Man preist Gott mit unreinen Lippen – das geht doch gar nicht. Gott will uns zunächst erneuern. Dafür ist er als Gottessohn vom Himmel gekommen, hat sich unter das Gesetz gebeugt und es bis zum Letzten erfüllt.
Wir hatten das in einer Treue gemacht, auch beim Besuch des Tempels. Jetzt sagen Sie vielleicht: Wir halten doch nicht mehr die Zeremonialgesetze des Alten Bundes, also brauchen wir sie auch nicht mehr.
Es geht gar nicht mehr darum, wie wir das Heiligtum durch die Stiftshütte heiligen, denn Jesus ist diese Stiftshütte. Er ist der Altar der Versöhnung, durch den wir uns zu Gott nähern. Darum brauchen wir keine Pfannen mehr und müssen keine Kälber mehr schlachten, weil er das wahre Opfer ist. Näheres lesen Sie im Hebräerbrief, wo erklärt wird, dass alles durch Jesus erfüllt ist.
Die Reinheit besteht nicht darin, wie Jesus kritisiert hat, dass man die Töpfe äußerlich reinigt. Er sagt: „Wir nehmen nichts von unreinen Dingen.“ Wissen Sie, dass das Essen in manchen Hotels sogar etwas koscher ist? Das hat der Rabbiner freigegeben. Wenn Sie im Hotel aufmerksam sind, sehen Sie, dass der Rabbiner in der Küche herumläuft und überprüft, ob alles wirklich koscher ist.
Dann bekommen Sie Ihren Kaffee nur noch ohne Milch, weil es plötzlich darum geht, dass Milch nicht mit Ziegenfleisch vermischt werden darf – das alte mosaische Gesetz.
Jesus geht es um das Allergrößte: dass du frei wirst von der Macht der Sünde. Gibt es das? Ja, das gibt es! Das herrliche Wunder der Jesusnachfolge ist, dass ich mich täglich in diese Reinigungsflut hineintauchen darf, die er mir schenkt, und dass er mein Herz neu macht.
Es ist interessant, dass solche Lieder nicht mehr so oft gesungen werden. Zum Beispiel „Ein reines Herz, Herr schaff in mir, schließ zu der Sünde Tor und Tür“ – das ist doch ein tolles Lied! Das habe ich oft gesungen, und es ist bis heute eines meiner Lieblingslieder: „Erneuere mich, o ewig Licht!“
Wenn Sie an die Lieder der Heiligung denken – wir singen ja nachher noch ein Lied –, am liebsten hätte ich das Lied von Bramwell Booth gesungen: „Erforsche mich, Jesus, mein Licht, bis ins Innerste leuchte du doch mal hinein!“
In der Heilsarmee gibt es die sogenannte Boothbank. Das ist so toll, wie das dort gelebt wird. Die haben keinen Altar und sonst nichts, nur die Boothbank. Dort darf ich mich niederbeugen, die Sünden bei Jesus aussprechen, und er heiligt mein Leben, sodass ich ihm gehorsam werde.
Und ich darf immer wiederkommen mit der alten Schuld. Das ist so herrlich! Jesus geht es nicht um irgendeine formelle Erfüllung.
Das muss uns auch Freude machen. Ich habe Ihnen heute Morgen schon von einem Mann erzählt, der einiges auf YouTube eingestellt hat. Ich selbst habe noch nie etwas auf YouTube hochgeladen, aber ihm war das so wichtig.
Er hat gefragt: „Was kann ich denn noch einstellen, wenn ich so unter meinem Fleisch leide?“ Er ist Junggeselle, und da weiß ich, worum es geht. Er hat gesagt: „Guck doch mal in Galater 5!“ und eine alte Predigt von 1988 hochgeladen.
Oh natürlich, ohne Bildung geht das ja gar nicht. Ich freue mich, dass auf einmal Leute aufwachen und sagen: „Halt mal, wie geht denn das, die Erneuerung?“ Offenbar sind die Werke des Fleisches da, aber ihr seid unter dem Geist, unter dem Heiligen Geist, geisterfüllte Leute.
Das ist ein Wunder: Wo der Geist Gottes mich treibt, habe ich nicht gleichzeitig schmutzige Gedanken. Er befreit mich und macht mein Innerstes frei.
Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass die ganze Psychologie das nicht schaffen kann. Das Wunderbare ist, dass Jesus sogar die Herzen von Prostituierten freigemacht hat. Genauso von Männern, die darunter litten, und von Menschen, die vom Geld besessen waren.
Wenn Sie mal wissen, wie das ist mit Geiz und Geldgier – das ist so furchtbar! Aber Jesus macht frei durch die Erneuerung und erfüllt das, was sehr wichtig war: Er soll heilig sein, denn ich bin heilig.
Die Herausforderung der Heiligung und der Kampf gegen Verkrampfung
Ganz wichtig ist die Frage: Warum sind so viele Christen verkrampft?
Ich glaube, das ist eines der meistgesehenen Themen in meinen YouTube-Predigten. Warum sind so viele Christen verkrampft, wenn sie versuchen, mit einem Drängen zu kämpfen und zu ringen? Darum singen wir nachher das Lied „Mag ich ringen“. Dabei fließen oft auch Tränen. Aber hilft das wirklich? Nein, das hilft nicht. Meine Schuld, Herr, mir hilft nur deine Huld. Deine Vergebung macht mich rein. Ich kann immer nur danken, Jesus.
Dann dürfen die Gläubigen ins Wort Gottes hineingehen und danken, dass er stärker ist als alles, was ihr Leben zerstören will. So können sie erkennen, dass das, was ihr Leben belastet, es nicht reich macht, sondern zerstört und notvoll macht. Das ist besonders wichtig: Jesus sagt uns auch, dass wir in den Kämpfen dieser Welt stehen, in denen wir alle sind. Und das wisst ihr: Jeder hat einen bösen Nachbarn.
Ich selbst habe sogar schon eine Hausbewohnerin, eine Ärztin, mit der ich mich auseinandersetzen musste. Ich musste ihr sagen: „Halten Sie endlich mal Ihren Mund!“ Ihr wisst, wie es manchmal in einem Haus zugeht. Sie hat getobt, obwohl ich ihr helfen wollte. Sie hat mich angeschrien. Das ist manchmal schwierig, wenn man sich so begegnet.
Aber wir wissen: In dieser Welt können wir nur als Jesusjünger bestehen. Dabei merken wir immer wieder, wie oft wir vieles falsch anpacken. Jesus verbietet uns vieles, vor allem, dass wir nicht rechten sollen. Ich habe nur festgestellt, dass man gerne einen Anwalt bemühen darf, zum Beispiel nach einem Autounfall. Das lässt sich leicht erklären. Aber es gibt viele Dinge, die man rechtlich nicht klären kann, auch im Erbfall in der Familie.
Viele sind frei geworden, indem sie um Jesu Willen verzichtet haben. Und es gibt viele Streitigkeiten in unserer Zeit, in denen Jesus sagt: „Du sollst dem Übel nicht widerstehen.“ Du kannst es ja gar nicht. Es gelingt nicht einmal den Großmächten dieser Welt. Nicht einmal dem größten Flugzeugträger, den Trump jetzt in Dienst gestellt hat, wird es gelingen, den Frieden in der Welt herzustellen. Er kann nur das Übel irgendwo ein bisschen eindämmen.
Aber das Herrliche ist: Jesusjünger dürfen ihre Feinde mit Liebe überwinden. Das ist etwas Großartiges. Ich erzähle immer die Geschichte von Hanna Faust in Wuppertal. Man weiß nicht einmal genau, ob sie lesen und schreiben konnte. Sie war Kaffeehaussiererin und mit einem ganz versoffenen Mann verheiratet. Die Liebe hatte sie in dieser schrecklichen Ehe. Am Ende sagte der Mann: „Frauenmensch, du hast mich kaputt geliebt.“
Dieses Buch von Tante Hanna hat unser Bundespräsident immer wieder hervorgehoben. Es erschien viele Male. Die erste Biografie schrieb mein Großvater, Wilhelm Busch, über Hanna Faust. Es lohnt sich, so ein Buch zu lesen. Sie hatte freie Fahrt in der Straßenbahn, und die Polizei sagte, wenn es in den Häusern Ärger gab, müsse Hanna Faust her. Sie war die einzige, die schlichtete. Sie war die Mutter des Johanneums und führte die Kinderkirche in Wuppertal ein. Eine ganz schlichte, arme Frau. Zur gleichen Zeit, als Friedrich Engels das Kapital mit Karl Marx schrieb.
Es war sehr eindrücklich, als wir vorletztes Jahr mit unserer Reisegruppe durch Brüssel fuhren. Die Reiseführerin sagte uns, dass das schönste Hotel am Brüsseler Platz jenes war, in dem Karl Marx und Friedrich Engels jahrelang gewohnt hatten. Sie waren nicht frei von Geldgier. Aber Hanna Faust war es, weil sie alles, was sie hatte, den Armen gab – aus Liebe. Und sie hatte die Vollmacht von Jesus. Das muss man haben.
Es gibt viele Beispiele auch in der Missionsgeschichte. In den großen Kämpfen wurden Missionare oft kriegerisch bekämpft. Man jagte sie mit Speeren. Doch sie gingen mit großer Liebe ihren Feinden entgegen und überwanden sie. Das ist genau das, was uns Christen heute in Boko Haram in Nordnigeria sagen: „Wer betet für uns, dass wir es durchhalten?“ Unsere Generäle in der Armee sagen: „Wir könnten es rächen, aber wir wollen es nicht.“ Dort bekehren sich so viele Muslime wie nirgendwo sonst auf der Welt, sogar mehr als heute im Iran – durch die Liebe der Christen.
Darum ist es ehrlich und wahr: Es ist so schwer zu tun, denn du kannst es nicht. Kein Mensch kann das aus seinem Naturell heraus tun. Aber Jesus muss in unserem Herzen Wohnung nehmen. Das ist ein großer Wechsel, ein Unterschied. Man merkt erst, dass wir noch gar nicht weit sind in der Nachfolge Jesu und in der Heiligung unseres Lebens. Er muss uns noch ganz anders besitzen, gerade weil wir alle in so großen Spannungen leben.
Jeder hat eine Schwiegermutter, Schwiegerkinder und vieles mehr. Und es ist so wichtig, dass man wieder sagt: Herr Jesus, ich möchte ganz neu mit dir leben.
Die Vertiefung der Gebote und die innere Haltung
Das Töten ist ein Thema, bei dem Jesus die Gebote vertieft hat. Es gibt einen Unterschied, ob ich zu jemandem sage: „Du Hohlkopf!“ oder ob ich jemanden tatsächlich umbringe. Jesus macht keinen Unterschied zwischen dem Gedanken des Hasses und der Tat. Für ihn ist bereits im Gedanken des Hasses ein Gesetzesverstoß geschehen. Die Verletzung der Ehre Gottes ist bereits da. Dein Leben ist schon zerstört durch Feindschaften und Spannungen, in denen du lebst.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir das begreifen. Es war immer schön mit unseren Konfirmanden, wenn man gefragt hat: Gibt es einen Namen, den niemand trägt? Wenn sie nachdachten, kam oft die Antwort: Jesus, ja, der Name kommt vielfach vor. Das kennt man schon aus der Apostelgeschichte. Da gibt es einen Namen, den niemand hat. Im Standesamt gibt es keinen Ort in Deutschland, von dem ein solcher Name kommt. Ihr kennt ihn alle, und niemand nennt sein Kind so.
Schließlich kommt man darauf: Niemand heißt „Kein“. Weil Jesus sagt: Ich bin doch nicht „Kein“. Er will sich freimachen. Jesus sagt, jeder hat die Natur von „Kein“ in seinem Herzen, egal wie weit es kommt. Es hat mich immer sehr bewegt, wenn ich im Gefängnis war und die Kameraden, die jemanden umgebracht haben, sagten: Da lag eben gerade das Beil, und dann habe ich in meinem Zorn zugeschlagen.
Bei mir lag Gott sei Dank das Beil nicht da, im Geschwisterkreis, wenn wir uns geprügelt haben. Wissen Sie, da wird man auf einmal barmherzig. Jesus will, dass die „Kein“-Natur in meinem Leben bekämpft wird. Im Johannesbrief heißt es: Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Totschläger. So hat Jesus es gesagt, und die Apostel haben es aufgenommen.
Das ist tatsächlich so in unserem Leben, wenn wir diesen Hass gegen den anderen tragen. Das ist uns naturgegeben. Keiner ist davon frei. Darum ist die Bergpredigt keine Anleitung zu neuem Moralverhalten oder für liberale Theologen. Und wie Joschka Fischer sagt: „Ich lebe nach der Bergpredigt.“ Dabei hat er sie ja noch gar nicht gelesen. Er müsste sagen: Das geht ja überhaupt nicht.
Es geht auch nicht, dass wir sagen, Jesus hat gemeint, wir sollen uns ein Stück weit bemühen, in diese Richtung zu gehen. Nein, er will, dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Das wollen wir leben. Das befreit uns aus ganz vielen notvollen Spannungen dieser Welt.
Geduld und Unterordnung in Leidenszeiten
Jetzt schlagen wir noch die Stelle in 1. Petrus 2 auf, die ich heute Morgen schon erwähnt habe. 1. Petrus 2 ist eine ganz wunderbare Stelle.
Ihr Sklaven, das ist der Hammer, was Petrus zu den Sklaven sagt: Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Furcht den Herren unter. Das gilt nicht nur für die gütigen und freundlichen Herren, sondern auch für die wunderlichen.
Es hat ja die Kommunisten immer gereicht, dass die Christen die Sklaverei nicht abgeschafft haben. Doch, es waren die Evangelikalen in England, die unter Wilberforce die Sklaverei total besiegt und nach jahrelangem Kampf im Parlament abgeschafft haben.
Aber nicht im Kampf der Revolution. In der kommunistischen Revolution herrschten nur Menschenverachtung, Unterdrückung und die Tötung unschuldiger Menschen. Wenn wir die Opfer unterschätzen, sind wir bei 50 Millionen. Das ganze Unrecht, das dort in der Weltrevolution geschieht, war nie der Weg der Christen.
Herr Petrus sagt: Ordnet euch unter, nicht nur den gütigen, sondern gerade den wunderlichen Herren. Denn das ist Gnade, wenn jemand vor Gott um des Gewissens willen das Übel erträgt und Leid als Unrecht hinnimmt.
Was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen geschlagen werdet und es geduldig ertragt? Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu seid ihr berufen. Christus hat auch für euch gelitten und euch Fußspuren hinterlassen als Vorbild.
Dritte im Sand, dass ihr seinem Weg nachfolgt. Einem Weg, der keine Sünde getan hat und dessen Mund kein Betrug fand. Er schmähte nicht, als er geschmäht wurde, und drohte nicht, als er litt. Stattdessen stellte er es dem anheim, der das Recht richtet.
Man läuft oben über den Gletscher, wo der Neuschnee liegt, und denkt: Da komme ich nicht rüber, wegen der gefährlichen Gletscherspalten. Wie komme ich durch dieses Leben? Dann sieht man Spuren im Schnee. Man tritt in diese Spuren und sagt: Da komme ich gut durch auf die andere Seite des Gletschers.
Im Leben gibt es nur ein Ziel: in der Spur von Jesus zu gehen. Das ist keine Anweisung für die Welt, denn das kann ja gar nicht funktionieren. Anthroposophen können das nicht verstehen, auch Humanisten und andere Religionen nicht. Aber Jesus-Jünger leben das seit zweitausend Jahren mit einer ganz wunderbaren Segensspur.
Unsere germanischen Vorväter, die Goten, haben auf ihren Kriegszügen Christen gefangen genommen in der Türkei und sie in Gefangenschaft gehalten. Doch die Gefangenen haben ihre Kriegsherren durch ihre Liebe überwunden. So ist das Evangelium nach Germanien gekommen, zu unseren blindwütigen Wotansüngern, einer grausamen Religion.
Man muss einmal sehen, was das für eine Segensgeschichte war: die Hospitäler, die gebaut wurden, die Liebestaten, die gemacht wurden. Das ist eine ganz aufregende Geschichte der Diakonie und der Liebestätigkeit. Dabei geht es nicht um eine Natur, sondern darum, Jesu Willen zu tun – bis heute, auch in den Christenverfolgungen.
Die Liebe gilt auch für die Feinde, das Gebet für die Verfolger. In Äthiopien, unter der Militärregierung, gab es Glaubenskonferenzen mit fünf Leuten im Jahr 1982, als wir den ersten Kontakt aufnahmen. Sie wurden vom Militär umzingelt. Die Teilnehmer gingen auf die Knie und beteten stundenlang für die Soldaten.
Sie nahmen ihre Waffen weg und wussten nicht mehr, was sie eigentlich sollten. Dann stiegen sie ins Schiff und fragten sich: Was wollen wir mit diesen Leuten? Sie hatten doch die Liebe mit ihnen vor. Das hat letztlich das Militärregime überwunden.
Den Marmau-Aufstand haben die Christen in Ostafrika durch Liebe für ihre Feinde überwunden. Etwa 20 sind dabei umgekommen. Es gibt einen großen Friedhof in Nairobi vom Marmau-Aufstand. Aber die Christen sagten: Wir kämpfen nicht mit Gewalt.
Es gab dann eine große Diskussion, weil der Ökumenische Rat der Kirchen die Theologie der Revolution verherrlichte. Bis heute spukt das in vielen Köpfen. Aber das geht für Christen nicht. Nach der Bergpredigt geht es nicht.
In der Welt wird es Kampf geben. Aber für Christen gibt es nur den Weg im Reich Gottes, in meinem Leben, den ich gehen kann und gehen muss.
Praktische Fragen zum Schwören und zur Scheidung
Jetzt stellt sich natürlich an einigen Stellen die Frage, aber ich möchte mich nicht lange darin vertiefen. Beim Schwören soll ich eigentlich gar nicht schwören. Unser Staat braucht jedoch irgendwo Gewissheit. Wenn ein Mensch lebenslang ins Gefängnis kommt, muss er wissen, dass im NSU-Prozess wirklich verlässlich ist, was der Zeuge sagt.
Im Neuen Testament finden wir sogar ein paar Stellen, in denen Paulus sagt, er schwört. Einmal tut er das im Verhältnis zu seinem Volk, den Juden. Auch Gott schwört mit seinen Verheißungen. Aber wir wissen, was damit gemeint ist: Dieser Missbrauch. Jesus sagt dazu, eure Rede soll genügen.
Wir werden deshalb niemandem verweigern, in unserem Staat den Eid zu nehmen. Aber es war in unseren Stuttgarter Gerichten so, dass es genügte, wenn jemand sagte: „Ich bin ein Korntaler“, und er musste nicht schwören. Das ist ganz wunderbar. In unserer heutigen Ordnung ist das nicht mehr möglich, wir leben nicht mehr davon. Aber es ist wunderbar, wenn die Leute sagen: Wenn der das sagt, dann weiß ich, was Sache ist und was gilt.
Das ist so wichtig, was Jesus gemeint hat. Das zeigt sich immer wieder so klar in unserer Welt. Auch bei der Frage der Scheidung sage ich immer: Es ist eine Sünde, die nicht vergeben werden kann. Deshalb ist die Frage immer eine individuelle, wie bei einem König. Auch hier wollen wir niemanden ausgrenzen oder kaputt machen. Es geht um die Heilung unseres Lebens, um den Weg der Gnade Gottes in unserem Leben.
Dabei wollen wir eindeutig sein. Wir wissen, dass Jesus das Gesetz erfüllt, weit über alles hinaus, was im Judentum geschrieben steht. Unsere Gerechtigkeit muss besser sein als die der Pharisäer, nämlich echt von innen heraus, eine von Jesus gewirkte Gerechtigkeit. Das gilt auch im Geschäftsleben.
Ich bin immer ein wenig entsetzt, wenn Geschäftsleute große Sprüche machen wie: „Ich habe nie einen Steuerbetrug gemacht.“ Ich habe auch immer die Sorge, wenn man so große Worte macht. Es taugt nicht zum Hinausreden oder zum Fenster hinaus, aber es ist für den Frieden unseres Herzens wichtig, dass wir nicht gesegnet werden können, wenn wir nicht in den Spuren von Jesus bleiben.
Für das Zusammenleben ist eine ganz große Liebe besonders wichtig. Das wird auch von uns Älteren gefordert, gegenüber unserer jungen Generation, die oft ungerecht von uns spricht. Und dann stellen wir uns vor den, der das Recht richtet.
Ich möchte auch Ihnen das mitgeben: Richtet nicht, ihr kommt nicht weit, ihr habt keinen Erfolg. Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Der gekreuzigte Jesus ist das Bild, das wir haben.
Ich liebe deshalb so sehr das Lied „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“, weil Johann Jakob Schütz so schrecklich von seinen Mitchristen auf übelste Weise gemobbt wurde. Er fand seinen Trost immer nur in einem Wort aus Psalm 119: „Wenn ich sehe, Gott, wie du von Anfang die Welt richtest, werde ich getröstet.“ Er hat es dem Herrn anheimgelegt.
Ähnlich wie Joachim Neander, der seine Schule nach zwei Jahren verlassen musste, bloß weil er pietistische Erbauungsstunden im Neandertal hielt, im Tal der Düssel. Das war sein ganzes Vergehen, er, der junge Mann. Dann verlor er seinen Beruf und konnte als Pfarrer nicht an die private Schule Malateinschule kommen.
Deshalb heißt das Tal vom Neandertaler „Neander“, bei der Düssel. Er ging zurück nach Bremen und starb dort. Er hat die herrlichsten Loblieder gesungen, zum Beispiel „Wunderbarer König, großes Licht der Sonne, schieße deine Strahlen, jetzt große Rund bemalen“. Er sang: „Sieh hier bin ich, Ehrenkönig, was diese Zeiten, Eitelkeiten, Reichtum, Wollust, Ehr und Freude sind, nur Schmerzen in meinem Herzen, welche sucht die Ewigkeit.“
Wir haben eine ganz große Linie von Leuten, und es ist für uns wichtig, die Bergpredigt wieder zu verstehen. Sie ist jetzt die Magna Carta der Jesusnachfolge. Es geht nicht um billige Gefühle der Nachfolge, wie: „Jesus, du bist wunderbar.“ Willst du den Preis bezahlen, den Jesus fordert? Die Ganzhingabe, eine totale Bekehrung?
Übrigens ist das wahnsinnig, was von einem Menschen verlangt wird. Der heutige Mensch lebt von seiner Selbstbehauptung, von seiner Selbstachtung und von seiner Selbstverwirklichung. In der Nachfolge von Jesus muss er alles hergeben: Jesus ist alles und ich gar nichts mehr. Ich will ganz ihm folgen, er soll mein Herr sein. Ich möchte mich ihm ausliefern.
Machen Sie die Übergabe an Jesus niemals billiger. Sonst bekommen die Leute nie die große Freude und den Segen, den er, Jesus, uns verheißen hat.
Wir stehen alle in solchen Schwierigkeiten und wollen heute Abend einfach in seine Fußstapfen treten und ihm danken, dass wir das bei ihm deponieren dürfen, ihn um Vergebung bitten. Du bist unsere Gerechtigkeit, wir sind Kinder des Vaters im Himmel.
Was gibt es Größeres, als Frieden in dir zu haben? In dieser Nacht danken wir dir. Bewahre unsere Herzen und Sinne in dir!
Wir können keine neue Welt schaffen, aber dein Gottesreich – das ist das Wunder –, dass es Realität wird in unseren Häusern, in unserem Leben, dort, wo wir wohnen, bis du uns heimholst in dein neues Reich in der Ewigkeit.
Das ist Trost genug, dass das so real ist, in dieser Welt gelebt. So befehlen wir uns dir an, auch für diese Nacht: Gib uns deinen Frieden! Amen!
Segenswort und Zuspruch
Es war noch der Wunsch, dass ich Ihnen ein Segenswort zuspreche. Ein Segenswort ist etwas ganz Wunderbares.
Was ist das Segenswort? Ist es etwas Magisches? Nein, es ist der Zuspruch, dass die ganze Güte unseres Herrn mit Ihnen geht.
Auch wenn es draußen kracht und blitzt, ist er da und hält alles. Wenn Sie nachts schwere Gedanken haben, gibt er Ihnen Frieden.
Deshalb möchte ich Ihnen das alte Segenswort mitgeben: Der Gott des Friedens heilige uns durch und durch, dass unser ganzer Geist samt Seele und Leib bewahrt werde, unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesus Christus.
„Getreu ist der, der uns ruft; er wird es auch tun.“ Amen.