Eröffnung und Gebet zum Beginn der Predigt
Bevor wir fortfahren, wollen wir miteinander beten.
Herr Jesus, wir danken dir für dieses Zusammensein, das du uns hier schenkst. Wir danken dir, dass wir dich kennen dürfen als den großen Rettergott. Wir haben uns gefreut, zu hören, wie du gewirkt hast und wirkst in Zerschinsk. Wie du rettest und herausreißt.
Wir haben von einigen gehört, die aus großer, aus furchtbarer Tiefe herausgerissen worden sind durch deine Gnade, deine wirksame und mächtige Gnade.
Wir freuen uns, dass wir uns Zeit nehmen dürfen, um auch nachzudenken über dich, über dein Wort. Hilf uns, dass wir dich, dein Werk, dein Kreuz und deine Gnade immer besser verstehen.
Amen!
Einführung in das zweite Mosebuch und dessen Bedeutung
Ja, wir haben uns für diese Tage das zweite Mosebuch vorgenommen. Wenn ich richtig gerechnet habe, sind es neun Einheiten, die wir mit dem zweiten Mosebuch verbringen werden. Natürlich muss ich aus diesem umfangreichen Buch auswählen.
Ich möchte heute Abend damit beginnen, zu zeigen, was das Thema des Buches ist. Danach gebe ich eine Einleitung, und vielleicht kommen wir schon zum ersten Kapitel.
Zuerst wollen wir jedoch einige Verse aus dem Buch selbst lesen, und zwar 2. Mose 1. Wir lesen die ersten sieben Verse. Das ist ein recht eigentümlicher Anfang für ein Buch.
„Dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten kamen: Mit Jakob kamen sie, ein jeder mit seinem Haus: Ruben, Simeon, Levi und Juda, Issaschar, Sebulon und Benjamin, Dan und Naftali, Gad und Asser. Es waren aller Seelen, die aus den Ländern Jakobs hervorgegangen waren, siebzig Seelen. Joseph war in Ägypten. Joseph starb, und alle seine Brüder und dasselbe ganze Geschlecht. Die Kinder Israel aber waren fruchtbar, wimmelten und mehrten sich und wurden sehr, sehr stark. Das Land wurde voll von ihnen.“
Dieser Anfang ist ein wenig verwunderlich. Wir fragen uns, was dieser Anfang soll. Erstens beginnt das Buch mit einem „Und“, und so beginnt eigentlich kein Buch. Zweitens folgt eine Aufzählung von Namen.
Wir werden sehen und uns fragen müssen, wie dieser Anfang und diese Aufzählung von Namen das Thema des Buches vorwegnehmen. Sie bereiten uns darauf vor, dieses Buch überhaupt richtig zu verstehen. Außerdem zeigt uns dieser Anfang, dass wir hier die Fortsetzung von etwas haben, das vorher geschildert worden ist.
Wir werden also zurückverwiesen auf das vorhergehende Buch, auf das erste Mosebuch. Ohne das erste Mosebuch können wir das zweite Mosebuch nicht verstehen.
Zudem sind diese Namen, die hier aufgezählt werden, Namen, die uns alle vertraut sind: Jakob und seine zwölf Söhne. So gehen wir zurück zum ersten Mosebuch und fragen uns, was dort über Jakob und seine Söhne gesagt wird. Ebenso interessiert uns, was über Jakob und dessen Vater, nämlich Isaak, und dessen Vater Abraham gesagt wird.
Die Verbindung der fünf Mosebücher als geschlossene Botschaft
Nun habe ich bereits angedeutet, dass die Mosebücher miteinander zusammenhängen. Sie bilden eine sich logisch entfaltende Botschaft, die mit der Schöpfung beginnt – mit dem Bericht der Schöpfung – und bis zum fünften Mosebuch reicht, das mit Verheißungen abschließt, die weit in die Zukunft reichen.
Die fünf Mosebücher – Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium – zeigen in dieser Ausstellung deutlich, dass sie eine gemeinsame Botschaft haben. Zusammengenommen bilden diese fünf Bücher eine geschlossene Botschaft.
Das erste Buch beginnt mit den Anfängen: dem Anfang der Schöpfung, dem Anfang des Menschengeschlechts und dem Anfang der Nation, des Volkes Israel. Hier sind die Verheißungen von Land und Nachkommenschaft besonders hervorgehoben.
Das fünfte Mosebuch steht dem ersten gegenüber. Ich habe das mit A' bezeichnet – es symbolisiert die Vollendung und Erfüllung der Verheißungen von Land und Nachkommenschaft.
Das zweite Buch, Exodus, handelt von Errettung. Dem gegenüber steht das vierte Mosebuch, das vom Kampf handelt.
In der Mitte befindet sich das zentrale Buch, das unsere Berufung behandelt: da zu sein, wo Gott unser Erlöser ist.
Ich werde mich jetzt nicht länger damit aufhalten. Es soll uns lediglich einen Eindruck vermitteln, dass die fünf Mosebücher alle aufeinander bezogen sind und dass die Botschaft jedes einzelnen Buches einen ganz bestimmten Platz im Gesamtbild einnimmt.
Vergleich zwischen dem ersten und zweiten Mosebuch
Aber lassen Sie uns jetzt das erste und das zweite Mosebuch ein wenig miteinander vergleichen.
Im ersten Mosebuch, also den Anfängen, steht dieser grundlegende Satz, der wichtigste in der ganzen Bibel: "Im Anfang Gott." Diese Wahrheit ist die wichtigste überhaupt. Ohne sie zu begreifen, können wir weder über den Menschen noch über die Welt richtig nachdenken. "Im Anfang Gott" gilt für die Schöpfung, und wir werden sehen, dass es auch für die Erlösung gilt, wie im zweiten Mosebuch deutlich wird.
Im Anfang ist nicht die Materie, im Anfang ist auch nicht der Mensch, sondern im Anfang ist Gott.
Dann wird berichtet, wie der Mensch, den Gott geschaffen hatte, fiel. So ist das erste Mosebuch insgesamt ein Buch des Niedergangs. Es endet mit einem Hinweis darauf, was der Mensch durch den Sündenfall sich eingehandelt hat: Tod und Gefängnis.
1. Mose 50,26: "Und Joseph starb hundertzehn Jahre alt, und sie balsamierten ihn ein und legten ihn in eine Lade in Ägypten." Tot und in einer Lade gelegt. So hatte Gott den Menschen nicht geschaffen. Gott hatte den Menschen als eine lebendige Seele geschaffen. Er hatte den Menschen in den weiten Raum des Gartens der Wonne gestellt. Doch hier sehen wir den Menschen tot und in einem Sarg – Tod, Gefängnis, Niedergang.
Allerdings ist dieses Buch, das mehrheitlich vom Niedergang handelt, auch von Verheißungen durchzogen. In diesem Buch sehen wir, wie Gott Verheißungen gibt. Er beginnt, an einem Mann zu handeln und ihm Verheißungen zu geben, nämlich an Abraham.
Darauf bezieht sich der Anfang des zweiten Mosebuches. Dort finden wir die Namen und die Fortsetzung dessen, was im ersten Mosebuch steht – Namen, die uns aus dem ersten Mosebuch vertraut sind.
Das Ende des zweiten Mosebuches als Gegenstück zum ersten
Lassen Sie uns nun betrachten, wie das Zweite Mosebuch endet. Im Ersten Mosebuch ging es vom Leben und der Herrlichkeit hinab zu Tod und Gefängnis.
Das Zweite Mosebuch hingegen endet mit Herrlichkeit, wie in 2. Mose 40,34-38 beschrieben:
„Und die Wolke bedeckte das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Mose konnte nicht in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen, denn die Wolke ruhte darauf, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Wenn die Wolke sich von der Wohnung erhob, brachen die Kinder Israel auf, auf allen ihren Zügen. Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf, bis zu dem Tag, an dem sie sich erhob. Denn die Wolke des Herrn war des Tages auf der Wohnung, und des Nachts war ein Feuer darin vor den Augen des ganzen Hauses Israel auf allen ihren Zügen.“
Hier haben wir am Ende also Herrlichkeit. Und wir sehen ein Volk, das zur Herrlichkeit gebracht ist. Die Herrlichkeit ist unter ihnen, und wohin auch immer die Herrlichkeit zieht, da ist auch das Volk.
Die Bewegung in diesem zweiten Buch ist somit die entgegengesetzte. Am Anfang wird uns beschrieben, wie ein Volk geknechtet ist – wir können auch sagen, wie es im Gefängnis ist und dem Tod ausgeliefert. Es herrschen Knechtschaft und Tod. Doch das Buch endet mit Herrlichkeit und damit, dass diese gleichen Menschen zur Herrlichkeit gebracht sind.
Das Thema des zweiten Mosebuches: Errettung als göttliches Werk
Wie ist das zu erklären? Oder was ist passiert? Es ist Errettung geschehen. Errettung ist das Thema des Zweiten Mosebuches. Es ist das Buch der Errettung.
Nun, wie ist diese Errettung zu erklären? Wie kam es zu diesem Aufstieg aus solcher Tiefe, aus Knechtschaft und Tod hinauf zu dieser Höhe? Dies ist nur möglich geworden und nur zu erklären durch Gottes Eingreifen.
Errettung ist Gottes Werk. Es gibt keine Aufwärtsentwicklung, die aus dem Menschen selbst herauskommt. Es gibt keine Aufwärtsentwicklung oder Aufwärtsbewegung durch Besserung, Erziehung oder Zivilisierung. Die Errettung, die Umkehr dieses Niedergangs in einen Aufstieg, ist allein durch Gottes Eingreifen geschehen.
Die Errettung ist ein Werk Gottes. Der Gott, der im Anfang alles schuf und alle Macht hat, ist auch der, der Errettung wirkt. Wie die Schöpfung ist auch die Erlösung vollständig ein Werk Gottes.
Also ist das Thema des Zweiten Mosebuches Errettung.
Gliederung des zweiten Mosebuches nach dem Thema Errettung
Ich gebe euch jetzt gleich eine Gliederung für dieses Buch. Nach dem Thema Errettung habe ich das Buch in drei Teile eingeteilt. Es ist eine sehr einfache Einteilung, die wir natürlich noch weitergliedern werden.
In diesem Buch wird gezeigt, wovon und woraus wir errettet werden oder errettet werden müssen. Kapitel eins beschreibt die Lage, in der Israel sich befindet: Knechtschaft und Tod. Ich habe hier gleich hingeschrieben: Knechtschaft der Sünde und Herrschaft des Todes.
Die zweite Frage lautet: Wie werden wir errettet? Wie wurde Israel errettet? Durch die Geburt des Retters und durch den Tod des Retters. Kapitel 2 schildert die Geburt des Mose, Kapitel 12 gibt die Anweisungen zum Schlachten des Passa. Das ist ein Hinweis auf den Tod des Retters. Wodurch werden wir also errettet? Durch die Geburt und den Tod des Retters.
Drittens: Wozu werden wir errettet? Das behandeln Kapitel 13 bis 14. Das ist der weitaus größte Teil des Buches. Er beschreibt das Wozu der Errettung. Ich habe hier einige Stichworte gesetzt: willige, freudige Hingabe an den Erlöser (Kapitel 13) und ewige Gemeinschaft in der Herrlichkeit des Erlösers (Kapitel 40).
Das zweite Mosebuch behandelt die Errettung sehr ausführlich. Hier wird uns schon deutlich, dass das Leben der Hingabe oder des Gehorsams ein Teil der Errettung ist. Es gibt gar nicht so etwas wie errettet sein, ohne ein Leben des Gehorsams, der Hingabe und der Heiligung zu leben. Das gibt es schlichtweg nicht, denn das ist ein Teil der Errettung.
Diese Unterscheidung ist ganz künstlich, rein theoretisch und sehr unglücklich. Man sagt manchmal, man könne gerettet sein und den Herrn als Heiland kennen, ohne ihm als Herrn unterworfen zu sein. Die Bibel kennt das nicht. Auch wenn es das in der Praxis geben mag, ist es eine absolute Abnormalität, ein Monstrum.
Jemand, der gerettet sein will, aber dem Herrn nicht nachfolgt, ist ein Widerspruch. Für den Herrn zu leben, für den Erlöser zu leben, ist ein Teil der Errettung. Das macht auch der Römerbrief ganz klar. Wir werden öfter Gelegenheit haben, das zweite Mosebuch mit dem Römerbrief zu vergleichen.
Zusammenfassung der Gliederung mit biblischen Bezügen
Und ich habe diese gleiche Einteilung noch ein bisschen anders dargestellt. Hier noch einmal zunächst das Gleiche:
Woraus errettet, wie errettet, wozu errettet – einige Bibelstellen dazu gesetzt.
Knechtschaft der Sünde: Der Mensch ist der Sünde Knecht. Der Tod ist der Lohn der Sünde.
Wie sind wir errettet worden? Durch die Menschwerdung und den Tod des Retters. Zwei Stellen aus dem Johannesevangelium dazu:
Johannes 1,14: Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.
Johannes 1,29: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.
Menschwerdung und Tod des Retters – wozu er rettet: Hingabe und Dienst.
Man kann diese drei Teile auch mit diesem einen Satz aus dem Römerbrief zusammenfassen:
Römer 11,36: Von ihm, durch ihn und für ihn sind alle Dinge.
Dort fasst Paulus gewissermaßen zusammen, was er bisher über das Evangelium gesagt hat. Von ihm ist alles, durch ihn ist alles, und darum muss alles für ihn sein.
Und dann kommt ja in Römer 12, Vers 1 bis zum Schluss des Römerbriefes jener Teil, der uns Anweisungen darüber gibt, wie wir für unseren Retter-Gott leben sollen:
„Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber hinzugeben als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Schlachtopfer, welches euer vernünftiger Gottesdienst ist.“
Dass er gibt, zeigt sich daraus, dass Gott alles gewirkt hat in der Rettung, dass alles von ihm ist, dass alles durch ihn ist. Darum muss alles für ihn sein.
Das sind also die drei Teile des zweiten Mosebuches. Wir werden am meisten Zeit mit Teil eins und Teil drei verbringen. Den mittleren Teil auch, vielleicht ein oder zwei Stunden, aber mehr Zeit dann mit dem dritten Teil.
Beginn der Betrachtung von Kapitel 1: Die Lage Israels in Ägypten
Jetzt wollen wir uns dem ersten Kapitel, das wir bereits aufgeschlagen haben, näher zuwenden. In diesem Kapitel wird beschrieben, in welch furchtbare Not Israel geriet.
Lesen wir nun ab Vers 8 bis Vers 14:
Da stand ein neuer König über Ägypten auf, der Joseph nicht kannte. Er sprach zu seinem Volk: „Siehe, das Volk der Kinder Israel ist zahlreicher und stärker als wir. Wollan, lasst uns klug gegen sie handeln, damit es sich nicht mehre. Und es soll nicht geschehen, dass im Krieg es sich auch zu unseren Feinden schlägt und gegen uns streitet und aus dem Land hinaufzieht.“
So setzten sie über das Volk frohe Vögte, um es mit ihren Lastarbeiten zu drücken. Es baute dem Pharao Vorratsstätten, Pitum und Reimses. Aber je mehr sie es drückten, desto mehr vermehrte es sich und breitete sich aus. Es graute ihnen vor den Kindern Israel, und die Ägypter hielten die Kinder Israel mit Härte zum Dienst an. Sie machten ihnen das Leben bitter durch harten Dienst in Lehm und Ziegeln und durch allerlei Arbeit auf dem Feld neben all ihrem Dienst, zu welchem sie sie anhielten – mit Härte, Knechtschaft und Sklaverei wurde ihr Leben bitter.
Dann wird die Lage noch schlimmer. In den Versen 15 bis 22 wird beschrieben, wie Pharao Anweisungen gibt, um dieses Volk auszurotten. Lesen wir dazu Vers 22:
Da gebot der Pharao seinem ganzen Volk und sprach: „Jeden Sohn, der geboren wird, sollt ihr in den Strom werfen, jede Tochter aber sollt ihr leben lassen.“
Das ist also die Lage, die Situation, aus der Israel errettet werden muss.
Parallelen zum Römerbrief und Bedeutung der Verheissungen
Das erinnert uns an den Römerbrief. Dieser beginnt damit, dass er uns fast drei Kapitel lang die Situation, die Lage und den Zustand des Menschen zeigt: Er muss errettet werden. Der Mensch steht unter Gottes Zorn, er ist ein Knecht der Sünde und dem Tod sowie dem Zorn verfallen.
Allerdings ist das, was ich jetzt behaupte, nicht ganz richtig. Das erste Mosebuch beginnt ja nicht mit der Beschreibung der Not der Kinder Israel, ihrer Knechtschaft und dem Tod, dem sie ausgeliefert sind. Stattdessen beginnt es mit dem Hinweis auf Verheißungen.
Bevor die Not beschrieben wird, werden wir daran erinnert, wer diese Menschen sind und woher sie kommen. Es werden ihre Namen genannt. Es sind die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs. Es handelt sich nicht um irgendwelche Menschen, sondern um wohlbekannte Personen, die durch Verheißungen bekannt sind und hier beschrieben werden.
Der Römerbrief beginnt ebenfalls ganz ähnlich. Bevor Paulus die Not des Menschen beschreibt, die Sündhaftigkeit und die ganze Verderbtheit des Menschen, erinnert er uns daran, dass das Evangelium Gottes von uralten Verheißungen herkommt. So heißt es in Römer 1,2: „welches er in prophetischen Schriften zuvor verheiß en hat.“
In den Versen 1 und 2 schreibt Paulus: „Paulus, Knecht Jesu Christi, berufener Apostel, abgesondert zum Evangelium Gottes, welches er in prophetischen Schriften zuvor verheiß en hat.“
Paulus macht damit deutlich, dass die gesamte Errettung, die Botschaft der Errettung und die Errettung selbst, die durch diese Botschaft geschieht, von Gott längst verheiß en ist.
Die Errettung beginnt mit Gottes Vorsatz und Verheissungen
Nun, warum ist das für uns wichtig zu beachten?
Es ist wichtig, weil wir daran erkennen, dass die Errettung nicht mit der Not des Menschen beginnt, sondern mit den Verheißungen Gottes. Die Errettung nimmt ihren Anfang und Ursprung nicht beim Menschen, bei seiner Not oder bei seinen Bedürfnissen, sondern bei Gott – in Gottes Vorsatz, in Gottes Verheißungen und in Gottes Willen zu retten.
Ich sage es noch deutlicher: Die Errettung beginnt nicht damit, dass der Mensch errettet werden will, sondern dass Gott retten will. Sie beginnt nicht mit dem Willen des Menschen, sondern mit dem Willen Gottes. Gott ist eben immer zuerst.
Wie in der Schöpfung, so auch in der Erlösung: Gott zuerst. Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Wie beginnt das Johannesevangelium? Im Anfang war Gott.
So macht auch Johannes uns deutlich, dass das ganze Werk der Erlösung, das er beschreibt – das Leben und das Werk des Erlösers – und die Erlösung, die daraus fließt, mit Gott beginnt. Im Anfang ist Gott, da ist der Anfang.
Die Gewissheit der Errettung durch Gottes Handeln
Aus mehreren Gründen ist es wichtig, dass wir das erkennen.
Ich nenne jetzt nur einen Grund. Zwar habe ich es nicht mitgebracht, aber vor vielen Jahren – sicher vor 15 oder mehr Jahren – als ich erste Vorträge über das zweite Mosebuch hielt, habe ich alle Notizen von damals behalten. Dort steht bereits dieser Satz: „Weil die Errettung von Gott ausgeht, führt sie sicher zu Gott.“
Das ist der einzige Grund, warum die Errettung sicher ist: weil sie von Gott ausgeht, nicht von Menschen. Sie ist in Gott begründet und verankert, nicht im Menschen. Darum ist die Errettung gewiss und sicher.
Das ist der einzige Grund, warum sie sicher ist. Die Errettung beginnt also mit Gott, mit seinem Vorsatz und mit seinen Verheißungen.
Die Verheissungen Gottes an Abraham und seine Nachkommen
Nun, was waren denn die Verheißungen? Schlagen wir jetzt in 1. Mose 12 auf, da beginnt es. In 1. Mose 12, Verse 1 und 2 spricht der Herr zu Abraham: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich will dich zu einer großen Nation machen.“
Immer umfassender und detaillierter werden die Verheißungen Gottes an Abraham. In 1. Mose 15, Vers 5 fragt Abraham den Herrn: „Ich habe ja noch keinen Sohn, ich habe keinen Erben, wer soll mich denn beerben?“ Darauf führte ihn Gott hinaus und sprach: „Blicke gen Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst.“ Und er sagte zu ihm: „So zahlreich wird dein Same sein.“
Dann hat Gott Abraham auch ein Land verheißen. In 1. Mose 15 wird ihm zugesagt, dass seine Nachkommenschaft dieses Land besitzen werde, nachdem sie vorher in einem fremden Land bedrückt worden war. In 1. Mose 15, Vers 13 heißt es: „Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das nicht das ihre ist. Sie werden ihnen dienen und sie werden sie bedrücken vierhundert Jahre. Ich werde aber die Nation richten, welcher sie dienen werden. Danach werden sie mit großer Habe ausziehen.“
In Vers 18 desselben Kapitels machte der Herr einen Bund mit Abraham und sprach: „Deinem Samen gebe ich dieses Land.“ Dann werden die Grenzen beschrieben.
Gott verheißt Abraham also eine sehr große Nachkommenschaft, ein Land und die Befreiung von ihren Bedrückern. Diese Verheißung wird wiederholt, als Gott dieselben Zusagen dem Isaak und dann dessen Sohn Jakob gibt.
In 1. Mose 46, Vers 1 und folgende heißt es: „Und Israel brach auf mit allem, was er hatte, und kam nach Beerscheba. Er opferte Schlachtopfer dem Gott seines Vaters Isaak.“ Gott sprach zu Israel in den Gesichten der Nacht und rief: „Jakob, Jakob!“ Er antwortete: „Hier bin ich.“ Gott sagte: „Ich bin Gott, der Gott deines Vaters. Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen, denn zu einer großen Nation will ich dich dort machen. Ich will mit dir nach Ägypten hinabziehen und dich auch gewisslich heraufführen.“
Mit „dich“ meint Gott natürlich auch seine Familie und Nachkommen. Er verspricht ihnen eine große Nation und dass er sie herausführen wird.
Das sind also die Verheißungen, die Gott Jakob und seinen Söhnen gegeben hat.
Die Bedeutung der Namen und Verheissungen in 2. Mose 1
Und hier werden nun diese Namen genannt in 2. Mose 1, und dies sind die Namen.
Wenn wir also das erste Kapitel von 2. Mose lesen, verstehen wir, dass die Bedrückten, die hier geknechtet und von Pharao geschunden werden, Träger von Verheißungen sind. Sie sind der Gegenstand von Verheißungen, die Gott gegeben und ausgesprochen hatte, bevor sie in dieser Knechtschaft waren – ja, sogar bevor sie existierten.
Das zeigt uns, dass die ganze Errettung Israels aus Ägypten mit Gottes Willen und Vorsatz zu retten beginnt. Da beginnt die Rettung.
Wenn wir nun sehen, was der Pharao versucht, begreifen wir, warum es ihm nicht gelingen konnte. Wir haben diesen Vers gelesen, in Vers 10, wo der Pharao sagt: „Wohlan, lasst uns klug gegen dieses Volk handeln, dass es sich nicht mehre.“
Was aber hatte Gott gesagt? Gott hatte Abraham versprochen, dass er eine sehr große Nachkommenschaft haben wird. Der Pharao will das verhindern. Das kann nicht geschehen, denn er müsste sonst weiser, stärker und mächtiger sein als Gott.
Und dann das Zweite, was der Pharao will: dass sie sich auch nicht zu unseren Feinden schlagen, wiederum streiten und aus dem Land ausziehen. Aber Gott hat verheißen – und damit auch verordnet –, dass dieses Volk ausziehen wird. Es soll ausziehen.
So ist also die ganze Errettung, die an Israel geschieht, nichts anderes als das Erfüllen von Verheißungen, die Gott den Vätern dieses Volkes gegeben hatte. Ja, die Rettung ist Gottes Werk. Sie beginnt mit Gott. Das wird uns hier demonstriert.
Die Bedeutung der Namen in der Berufung und Erlösung
Und das ist wohl auch der Grund, warum dieses Buch so anfängt. Dies sind die Namen, du ägyptische Mond. So nennen die Juden dieses Buch immer: Shemot. Namen, die genannt werden, und danach werden sie genau gezählt, wie viele es sind.
Namen spielen eine wichtige Rolle in diesem Buch – die Namen der Erlösten. Wir sehen später die gleichen zwölf Namen in 2. Mose 25 und 2. Mose 28 auf dem Brustschild des Hohenpriesters. Während die zwölf Stämme, also die zwölf Söhne Jakobs und ihre Nachkommen, in der Knechtschaft schmachten, sieht Gott sie schon auf dem Herzen des Hohenpriesters.
„Und die Steine sollen nach dem Namen der Söhne Israels zwölf sein, nach ihren Namen, in Siegelstecherei sollen sie sein, ein jeder nach seinem Namen, für die zwölf Stellen.“
In der Erlösung errettet und beruft Gott mit Namen. Jesaja 43, Vers 1 sagt: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Gott verfährt mit Menschen nicht so, wie wir mit Menschen verfahren. Wir machen Pläne und Projekte und sagen dann: Da braucht es 50 Mann, dort 100, oder in der Schweiz die Behörden Kontingente – 80 Kosovo-Albaner. Einfach Kontingente, so viele, wenn es voll ist, ist es voll, dann fertig. Aber wir sehen bei Gott etwas anderes: Er beruft Personen mit Namen – dich und dich mit Namen, die Person, den Menschen. Nicht Kontingente, sondern Namen.
Jesaja hat noch einiges zu sagen, das uns an 2. Mose erinnert. Jesaja 43, Vers 1, das war diese Stelle, die ich vorhin erwähnte: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Dann Jesaja 40, Vers 26: „Hebt zur Höhe eure Augen empor und seht genau das, was Gott dem Abraham sagte: Schau hinauf zu den Sternen! Wer hat diese da geschaffen? Er, der ihr Heer herausführt nach der Zahl. Aber nicht nur die Zahl – er ruft sie alle mit Namen. Wegen der Größe seiner Macht und seiner Stärke bleibt keines aus.“
Das ist der gleiche Gedanke, die gleiche Wahrheit. Weil die Errettung von Gott ausgeht, kann sie nicht fehlschlagen.
Dann noch eine Stelle aus Jesaja, Jesaja Kapitel 46, Verse 9 und 10: „Gedenke des Anfänglichen, von der Urzeit her, dass ich Gott bin, und sonst ist keiner; dass ich Gott bin, und gar keiner wie ich, der ich von Anfang an das Ende verkünde und von alters her, was noch nicht geschehen ist; der ich spreche: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun.“
Das, was Gott Abraham verheissen hat, wird er erfüllen. Und er wird es auch in der endgültigen, in der letzten Errettung Israels erfüllen. Israel hat ja noch eine furchtbare Zeit vor sich – eine Knechtschaft, die unendlich schlimmer sein wird als die Knechtschaft in Ägypten. Die ganze Bedrückung unter dem Antichristen und unter dem Regiment des Tieres.
Gott wird dieses Volk retten, hindurchtragen und all diese Verheißungen erfüllen. „Mein Ratschluss soll zustande kommen.“ Von Anfang an gedenkt dessen, der von Anfang ist, der von Anfang an das Ende verkündet und sagt: „Mein Ratschluss soll zustande kommen.“ Und das geschieht in der Errettung.
Die feindliche Haltung des Pharao als Bild für den Fürsten dieser Welt
Dann wird die Not beschrieben, in der Israel sich befindet. Schauen wir uns an, was wir daraus lernen können.
In 2. Mose 1,8 heißt es: „Da stand ein neuer König über Ägypten auf, der Joseph nicht kannte.“ Nachdem zuvor ein König geherrscht hatte, der Joseph und seinem Volk wohlgesonnen war, trat nun ein neuer König auf, der diesem Volk feindlich gesinnt war. Es ist also ein Wechsel eingetreten.
Auch in der Geschichte des Menschen ist ein solcher Wechsel geschehen. Der Mensch ist durch eine Katastrophe unter einen König geraten, der ihm schaden will. Der Pharao ist hier tatsächlich ein Bild für den Fürsten dieser Welt, für Satan. Wegen der Sünde sind wir unter die Knechtschaft Satans geraten.
Alle Eigenschaften, die wir beim Pharao erkennen, passen genau zum Fürsten dieser Welt, zum Teufel.
In Vers 10 heißt es: „Wohlan, lasst uns klug gegen dasselbe handeln.“ Psalm 105,25 sagt, dass er mit List handelt: „Er wandelte ihr Herz, sein Volk zu hassen, Arglist zu üben an seinen Knechten.“ List ist also ein Charakterzug des Pharao.
Wir sehen auch, dass er Gottes Absicht trotzt. Gott will dieses Volk mehren und herausführen, doch der Pharao widersetzt sich Gottes Plan. Das Wort „trotzen“ oder „widerstehen“ heißt auf Hebräisch „Satan“. Und das ist genau der Satan – der Trotzende, der Widerstehende, der Widersacher.
Als Nächstes sehen wir, dass er dieses Volk ausrotten will. Er ist also ein Mörder.
List ist nichts anderes als eine Form der Lüge. List bedeutet auch Lüge. Er ist ein Lügner, ein Mörder und widersteht Gott.
Nach Johannes 8,44 ist das genau der Charakter Satans: Er ist ein Lügner und ein Mörder. Dort heißt es: „Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und ist in der Wahrheit nicht bestanden. Weil keine Wahrheit in ihm ist, wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.“
Die Lüge kommt also aus dem Teufel selbst, aus seinem Inneren. So wie die Sünde des Menschen aus ihm selbst kommt. Aus dem Menschen heraus kommt die Sünde, die ihn unter die Macht Satans bringt.
So ist Israel hier zum Knecht, zum Sklaven geworden.
Die göttliche Gerechtigkeit und Weisheit in der Errettung Israels
Und wir fragen uns nun: Wie soll denn jetzt an diesem Volk Gottes Verheißung in Erfüllung gehen? Wie soll das geschehen?
Gott ist allmächtig, und natürlich kann er einfach, weil er der Mächtige ist, seine Feinde vertilgen und sein Volk befreien. Doch wir werden sehen, dass Gott, der allmächtig ist, auch gerecht ist und vollkommen gerecht handelt.
In seiner Weisheit versteht Gott es, alles so zu lenken, dass die Bosheit, die List und die Anschläge des Pharao dazu führen, dass das Volk Gottes in die Verfassung gebracht wird, in der es sein muss, um errettet zu werden.
Das Volk Gottes muss nämlich zu Gott schreien, um Errettung. Gott rettet niemanden, der nicht zu ihm ruft. So sehen wir in Kapitel 2, wie das Volk anfängt, Gott zu rufen, zu ihm zu schreien.
Wir werden auch sehen, dass Gott das Volk nicht ohne Glauben rettet. Die Errettung ist ganz Gottes Werk, aus Gnade, aber durch Glauben. Der Mensch muss glauben. Er muss seine Lage und seinen Zustand erkennen und zum Herrn rufen, um Rettung.
Gott verwendet gerade die Bosheit des Pharao, um Israel dahin zu bringen, dass es zu seinem Gott ruft.
In 2. Mose 2,23 steht: "Es geschah während jener vielen Tage, da starb der König von Ägypten, und die Kinder Israel seufzten wegen des Dienstes und schrien, und ihr Geschrei wegen des Dienstes stieg hinauf zu Gott."
Und 5. Mose 26,7 sagt es folgendermaßen: "Und die Ägypter misshandelten uns und bedrückten uns und legten uns einen harten Dienst auf, da schrien wir zu dem Herrn, dem Gott unserer Väter, und der Herr hörte unsere Stimme und sah unser Elend und unsere Mühsal und unseren Druck."
Psalm 105 als Zeugnis von Gottes Handeln in der Geschichte Israels
Schlagen wir noch eine letzte Stelle auf, und mit diesen letzten Gedanken schließen wir für heute Psalm 105.
Psalm 105 ist ein historischer Psalm. Er beschreibt Gottes Handeln an Israel, die Geschichte der Väter und wie sie nach Ägypten zogen sowie wie Gott sie aus Ägypten herausführte. In diesem Psalm ist immer Gott der Handelnde.
Im Psalm 106, der ebenfalls ein historischer Psalm ist, wird dieselbe Geschichte erzählt. Dort ist jedoch immer der Mensch der Handelnde, und es handelt sich um eine Geschichte der Sünde.
In Psalm 105 ist also immer Gott der Handelnde – eine Geschichte Gottes. Dort heißt es in Psalm 105, Verse 23 bis 25:
„Israel kam nach Ägypten, Jakob hielt sich auf im Lande Ham. Er machte sein Volk sehr fruchtbar und machte es stärker als seine Bedränger. Er wandelte ihr Herz, das Volk zu hassen, und übte Arglis an seinen Knechten.“
Wir sehen hier, dass der Psalmist tatsächlich sagt, Gott wandelte das Herz der Ägypter, damit sie sein Volk hassten und Arglis an ihnen übten. Das weckt natürlich einige Fragen, auf die wir noch zurückkommen müssen, das ist klar.
Was wir jetzt sehen wollen, ist: Die ganze Sache geht von Gott aus. Diese ganze Bedrückung, diese Arglis, diese Bosheit – ja, Gott hat dafür gesorgt, dass dieser Druck auf Israel kam. Denn ohne diesen Druck hätte Israel seinen Gott vergessen und nie nach ihm gefragt.
Dieser Druck aber lehrte das Volk und drängte es dazu, an den Gott der Väter und an seine Verheißungen zu denken und dann zu ihm zu rufen: „O Gott, rette uns!“
So ist es auch mit uns geschehen. Gott hat Not und Druck in unser Leben gesandt. Das lehrte uns, ihn zu suchen und zu ihm zu rufen um Errettung. Und dann haben wir erfahren, dass auch mit uns geschieht, was verheißen ist: „Ein jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“
Gut, an dieser Stelle schließen wir und machen morgen weiter.