Einleitung
Differenzen zwischen Ehepartnern werden oft als eine Bedrohung des Eheglücks gesehen. Keine zwei Menschen passen so vollkommen zueinander, dass allein schon ihre Begegnung oder die Liebe zueinander eine automatische und lebenslängliche Harmonie verspricht. So gesehen müssen wir feststellen, dass ein normales Ehepaar nicht ohne Differenzen leben wird. Und Eheglück ist nur dort zu erwarten, wo die Ehepartner es gelernt haben oder noch lernen, diese Differenzen zu überwinden. Nehmen wir ein Orchester, in dem alle Instrumente gleich sind und bei dem alle dieselbe Melodie spielen - da wird es dem Zuhörer bald langweilig. Um Harmonie zu erzeugen, müssen es verschiedene Instrumente sein, und die Instrumente müssen unterschiedene Melodieführungen haben. Das Orchester muss die verschiedenen Instrumente sorgfältig stimmen, damit ein sauberer Orchesterklang entsteht. Dann probt man regelmäßig und stundenlang. Nur nach harter Probearbeit kommt es zu der angestrebten Harmonie.
Das eben Gesagte trifft auch auf die Ehe zu. Wo keine Unterschiedlichkeiten sind, kann man wenig gegenseitige Bereicherung erwarten. Es kommt also darauf an, Differenzen zu harmonieren. Das bedingungslose und selbstlose Ehegelübde erfordert, dass man sich große Mühe gibt, die Spannungen nicht nur zu überwinden, sondern zu harmonieren. Wenn das nun in der Ehe immer wieder geübt wird, darf man erfahren, dass nach der Überwindung der Differenzen, das gegenseitige Verhältnis vertieft und bereichert wird.
I. Ursachen für Konflikte
Vorprogrammierte Konfliktbereiche von außen nach innen:
Der eine ist voller Energie. Es treibt ihn, immer Neues zu unternehmen und zu entdecken. Der andere ist in seinem Wesen ruhiger und gelassener, bleibt lieber zu Hause und liest ein Buch oder hört eine CD.
Heiratet ein Bauer eine Krankenschwester, so sieht er keine Bazillen und sie sieht überall Bazillen. Ein Angestellter mag nach seinen Arbeitsstunden frei von Verantwortungen sein; wer sein eigenes Geschäft hat, zahlt keine Arbeitsstunden.
In dem einen Elternhaus ist man gewohnt, früh schlafen zu gehen und früh aufzustehen. In dem anderen Elternhaus geht man spät schlafen und steht spät auf. Der eine will schlafen, der andere will noch ein Buch lesen. Wenn nun jeder seine Gewohnheiten in seiner eigenen Ehe durchsetzen will, wird es mit Sicherheit Probleme geben. Nur Arbeit - Sinn für Schönes; peinliche Sauberkeit - Durcheinander, Großzügigkeit
Ein typischer Fall: Gerhard war ein verhätscheltes Muttersöhn-chen. Als er heiratete merkte er bald, dass seine Frau nicht die Absicht hatte, es seiner Mutter gleich zu tun. Gerhard fing an, Vergleiche anzustellen zwischen seiner Frau und seiner Mutter, die natürlich zugunsten seiner Mutter ausfielen. Die Mutter hatte ihn jeden Morgen 3-4 mal geweckt, die Kleider hingelegt, das Frühstück bereit gestellt und einem genau 3 1/2 Minuten lang gekochtes Ei. Dies alles fehlte Gerhard und verdarb seine Beziehung zu seiner Frau.
Ein anderes Beispiel: Mutter wohnt im Haus. Der Sohn kehrte nach der Arbeit immer zuerst bei der Mutter ein und erzählte ihr, was ihn vom Tag her beschäftigte, während seine Frau einen Stock höher auf ihren Mann wartete. Viele Beispiele. Gewohnheiten, Anschauungen, Traditionen von daheim müssen genauso bewusst verlassen werden wie der Küchentisch von Vater und Mutter. Geschieht dies nicht, so ist eine harmonische Ehe nicht möglich.
Geld kann zu einem enormen Eheproblem werden. Der eine kommt aus einer reichen Familie, wo man in den Ferien weite Reisen machte und viel Geld ausgab. Der andere kommt vielleicht aus einer armen Familie, wo teure Reisen überhaupt nicht möglich waren, und wo die Arbeit wenig Freizeit ließ. In der einen Familie wird das Sparen groß geschrieben und in der anderen Familie wird viel Geld ausgegeben. Anpassungsschwierigkeiten sind hier vorprogrammiert.
Eine Ehestörung kann deshalb auftreten, weil ein Partner die Prioritäten falsch setzt. Wenn ein Mann z.B. als wichtigsten Lebensbereich nur seinen Beruf kennt. Die Frau fühlt sich dadurch immer minderwertiger; sie wird dann entweder ebenfalls etwas "Wichtigeres" außerhalb der Ehe suchen oder sich gekränkt oder enttäuscht zurückziehen. Auch eine Frau kann die Prioritäten vertauschen, indem sie z.B. die Familie vor die Ehe stellt. Ihre Kinder sieht sie als primäre Aufgabe, die eheliche Gemeinschaft mit ihrem Mann sekundär. Dadurch wird sich der Mann vernachlässigt fühlen und irgendwo sonst Bestätigung und Zuwendung suchen. Extrem wird die Situation dann, wenn die Frau ihre Zuwendung zu ihrem Kind als Partnerersatz anwendet, ja sogar zusammen mit ihrem Kind eine Einheitsfront gegen den Ehemann und Vater bildet. Dieses Verhalten schlägt tiefe Wunden in die Ehe und auch in die seelische Entwicklung des Kindes.
Nun möchte ich noch drei Punkte nennen, die den Kern der ehelichen Beziehung berühren. Wo sind die gefährlichen Stellen, die zu Ehekrisen führen und aus der ehelichen Treue führen wollen?
Die meisten Ehen beginnen mit großen Hoffnungen. Mit der Zeit hat man die Ecken und Kanten des anderen kennen gelernt. Die tägliche Routine wird zur Last. Alles wird langweilig und öde. Man hat das biedere Leben satt. Ein Hunger nach Vergnügungen wird wach und will gestillt werden. Auch das Verlangen nach Selbstverwirklichung wird wieder groß.
Kürzlich: Frau - Ehegespräch: Ursache für Ehebruch, weil dieses Bedürfnis nicht gestillt wurde. Beispiel (Ralf & Maggy)
Pornographie auf der Straße. Je größer die Frustration in der eigenen Ehe, desto versuchlicher wird man für die außerehelichen Angebote. Eheleute, die sich auseinander gelebt haben und sich von ihren Partner unverstanden fühlen, geben schneller den Verlockungen eines "verständnisvolleren" Menschen nach. Auch unbiblische, übermäßig geforderte Enthaltsamkeit kann den Ehepartner ebenfalls verstärkt den Versuchungen des Ehebruchs aussetzen.
Die Sünde in der Ehe ist eine bittere Wirklichkeit. Ich stelle bei mir selbst fest, dass ich mich in der Öffentlichkeit weit mehr bemühe, ein gutes Bild abzugeben. Aber im eigenen Familienkreis lasse ich mich gehen. Satz gelesen: Menschen, die anderen zum Segen sein sollen, sind für ihre eigenen Familienglieder oft ein Versager. Eine Pfarrersfrau kam zum Seelsorger: "Ich bin gekommen, Sie zu fragen, wie man mit einem Mann, der so vielen zum Segen ist, zu Hause in der Familie leben kann, wenn sich hier seine Ungeduld, Lieblosigkeit und Selbstsucht zeigt? Ursache für viele Konflikte in der Ehe ist das sündige Herz, Stolz, Neid, Egoismus, Eifersucht, Habgier, Zorn, ... - all das macht gemeinschaftsunfähig und Ehe-untüchtig.
II. Bewältigung von Konflikten
1. Eine positive Grundhaltung zur Ehe Wenn ein Problem auftaucht...
- wir werden es mit Gottes Hilfe lösen
- wir wissen jetzt noch nicht wie...
Die Einstellung zu einem Problem ist wichtiger als das Problem selbst!
- Lass ich mich entmutigen?
- Resigniere ich?
- Oder fang ich an, nach der Lösung zu suchen? Flucht nach vorn! Über unseren Ehen muss unsichtbar geschrieben stehen: „Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!“
Scheidung kommt nicht in Frage. Wir wollen miteinander alt werden. Die Probleme sind zu lösen. Wir brauchen diese positive Grundeinstellung zu unserer Ehe. Diese haben heute viele Leute nicht! Die Verliebtheit ist vorbei - und die Probleme tauchen auf. Sie laufen auseinander. Das Wichtigste ist eine positive Grundeinstellung. --> Die Flucht nach vorne!
In einer Ehe sollten alle auftretenden Probleme miteinander besprochen werden können. Wenn ein Ehepartner sich mit etwas herumquält, das er nicht mit seinem Ehepartner zu besprechen wagt, dann ist das Eheverhältnis schon getrübt. Daher sollten die Partner bemüht sein, füreinander ganz durchsichtig zu sein und zu bleiben. Nur dann ist und bleibt die Ehe gesund!
Der richtige Augenblick:
- Probleme nicht in ohnehin gereizter Stimmung anschneiden (Fehler wird oft gemacht)
- warten bis eine harmonische, ausgeglichene Stimmung da ist
- nicht in Stresssituationen
- nicht bei knatschigen Kindern
Der richtige Ton: "Eine linde Antwort stillt den Zorn; aber ein hartes Wort erregt Grimm." (Sprüche 15, 1)
- linder, milder Ton
- kein erregtes, hektisches Geifern
- Emotionen zurückhalten
- ruhig und sachlich reden Sprüche 15, 1
- Differenzen im Geist der Liebe und der Geduld aufarbeiten.
Wenn ein Konflikt von den beiden Partnern allein nicht zu bewältigen ist, dann sollte eine Person des Vertrauens, die von beiden Seiten akzeptiert wird, um Hilfe gebeten werden. Vorsicht! Ehenöte gehen Dritte zunächst gar nichts an! Wer Ehenöte ohne Erlaubnis des Partners austratscht, zerstört die Ehe! (nicht das Gespräch beim Seelsorger gemeint) Nur wenn beide einverstanden sind, dann kann eine Vertrauensperson zugezogen werden. An wen soll man sich wenden? Kein Patentrezept, aber .... Wir empfehlen Leute, die nach biblischen Grundsätzen raten.
- Profane Eheberatung
- Psychologische Beratungsstellen raten oft sehr schnell zum Auseinandergehen. Schuld wird oft bei anderen oder in Umständen gesehen. Menschen, die die lebensverändernde Kraft des Evangeliums nicht kennen, .... Menschen, die die Liebe und Geduld Gottes an sich selbst nicht kennen gelernt haben, .... raten natürlich viel schneller zur Trennung! Darum empfehle ich christlich-biblische Ehe-Seelsorge!
Die zwei wichtigsten Sätze in der Ehe?
- Ich liebe dich! und
- Vergib mir, bitte! Überall da, wo Menschen eng zusammenleben, gibt es Konflikte:
- Arbeitsplatz
- Verwandtschaft
- Familie
- und erst recht in der Ehe! Beispiel: Mann - 4 Kinder - Arbeit - Frau krank geworden - nervlicher Knacks - Jahre später - Mann Christ - Bitte um Vergebung. Was bedeutet es für die Frau konkret in dieser Situation zu vergeben?
- den anderen entlasten (Last auf dem Gewissen)
- von der Schuld freisprechen (sagen)
- nichts mehr "nachtragen" (Lippen vergeben, Herz trägt nach)
- nicht mehr in negativer Weise davon sprechen. Fällt auf: in Konfliktsituationen ist man in der Gefahr, schmutzige Wäsche zu waschen - man zählt die Fehler des anderen auf. Stopp: Vergeben! Darüber sprechen wir nicht mehr! Basis zum Arbeiten - sonst uferlos. Frage: Wie finde ich zu einer solchen herzlichen und konsequenten Vergebung?
Kolosser 3, 13 (aufschlagen und lesen) "... vertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; gleichwie der Herr euch vergeben hat, so auch ihr." (Kolosser 3, 13)
Zwischenmenschliche Vergebung wird hier an die Erfahrung der Vergebung Christi geknüpft. Wenn ein Mensch die Vergebung Jesu in Anspruch genommen hat, dann weiß er, wie er andern vergeben soll. Jesus vergibt... ... völlig, total, ohne Reste, denkt nicht mehr daran ... immer wieder neu.
So hab ich es selbst erfahren ... Diese existenzielle Erfahrung gilt es in die kleinen Münzen des Ehealltags umzusetzen. Tritt etwas auf, verletzt mich der Partner... "...gleichwie Christus mir, so ich dir!"
Wie gut ist es, mit einem Ehepartner zu leben, der vergeben kann, weil er selbst aus der Vergebung Gottes lebt. Bist du auch so einer?
- kennst du die Vergebung Christi?
- kannst du im Alltag vergeben?
- Oder bist du im Innern noch verbittert?
III. Konfliktvermeidung
Mit den Konflikten in der Ehe ist es wie mit dem Müll. Müll vermeiden ist besser als Müll entsorgen! Konflikte vermeiden ist besser als Konflikte bewältigen! Wie können Konflikte in der Ehe vermieden werden?
Voraussetzung: ich muss den anderen wirklich kennen, und ihn annehmen, wie er ist, dann kann ich mich in ihn einfühlen:
- ich weiß, was ihn betrübt
- ich weiß, was ihn verletzt
- ich weiß, was ihn ärgert
- ich weiß, was ihn freut, fürchtet, gut tut.
2. Seine eigenen Schwächen realistisch einschätzen Dann weiß ich, dass ich auf der Hut sein muss. Nicht der Partner, sondern ich bin der Konfliktverursacher! Wenn ich wachsam gegen mich selbst bin, werde ich einen Teil der Konflikte vermeiden.
3. Miteinander beten (reden) 1.Petrus 3, 7: Ein gemeinsames Gebet darf nicht gehindert werden. Von da ab entschärften sich viele Konflikte und manche entstehen erst gar nicht. Ermutigen - betet zusammen!
Schluss: Flucht nach vorn!