Einführung in das Thema und Lesung des Predigttextes
Ihr Lieben, unser heutiger Predigttext ist in höchstem Maße politisch inkorrekt. Er lehrt uns, dass Gott uns Menschen als Mann und Frau geschaffen hat – und zwar so, dass wir leicht voneinander unterscheidbar sein sollten.
Der Text zeigt uns, dass Mann und Frau zwar gleichwertig, aber doch unterschiedlich sind. Er sagt auch, dass Männer als Haupt der Frauen agieren sollen und dass Frauen dies anerkennen, indem sie sich ihr Haupt bedecken.
Wir wollen den Text hören und dann darüber nachdenken, was er uns hier und heute zu sagen hat.
Unser Predigttext ist, in Fortsetzung unserer Predigtreihe durch den ersten Korintherbrief, heute in Kapitel 11, Verse 2 bis 16, also 1. Korinther 11,2-16.
Wir lesen hier in Gottes heiligem und irrtumslosen Wort die Worte, die der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth schreibt:
„Ich lobe euch, weil ihr in allen Stücken an mich denkt und an den Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch gegeben habe. Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, der Mann aber ist das Haupt der Frau, Gott aber ist das Haupt Christi.
Ein jeder Mann, der betet oder prophetisch redet und etwas auf dem Haupt hat, der schändet sein Haupt. Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt, denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren. Will sie sich nicht bedecken, so soll sie sich doch das Haar abschneiden lassen.
Weil es aber für die Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken. Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz, die Frau aber ist des Mannes Abglanz.
Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau von dem Mann, und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen. Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen.
Doch in dem Herrn ist weder die Frau etwas ohne den Mann, noch der Mann etwas ohne die Frau. Denn wie die Frau von dem Mann, so kommt auch der Mann durch die Frau, aber alles von Gott.
Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, dass eine Frau unbedeckt vor Gott betet. Lehrt euch nicht die Natur, dass es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt, aber für die Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr als Schleier gegeben.
Ist aber jemand unter euch, der Lust hat, darüber zu streiten, so soll er wissen, dass wir diese Sitte nicht haben. Die Gemeinde Gottes auch nicht.“
Das ist unser Text für heute. Wir merken, es ist ein spannender Text. Wir wollen Gott bitten, dass er uns hilft, zu verstehen, was er uns durch sein heiliges Wort sagen will. Ein Wort, das uns gegeben ist, damit wir durch dieses Wort Rettung finden und durch dieses Wort zugerüstet werden zu jedem guten Werk.
Und so bete ich mit uns:
Himmlischer Vater, wir wollen dich bitten, dass du uns bereit machst, bereitmachst zu hören. Dass du uns Demut schenkst, uns aus deinem Wort ins Leben sprechen zu lassen.
Wir wollen dich bitten, dass du unsere Herzen auftust, so dass wir nicht nur intellektuell, sondern mit unserem ganzen Sein, mit unserem Wollen, mit unseren Gefühlen, mit allem, was wir sind und haben, uns ganz auf dich einlassen und dir folgen in allem, was du uns sagst.
Und ich möchte dich bitten, dass du mir hilfst, das zu sagen, was du deiner Gemeinde hier heute zu sagen hast.
So lasst das Reden meines Mundes und das Sinnen unserer Herzen wohlgefällig sein vor dir, Herr.
Das beten wir durch Jesus Christus, unseren Retter und Herrn. Amen.
Aufbau der Predigt und Einführung in das Prinzip der Hauptschaft
Wir wollen die Predigt heute in vier Abschnitten betrachten. Ihr merkt, es muss nicht immer eine Drei-Punkte-Predigt sein. Tatsächlich gibt es zwei große Abschnitte mit jeweils zwei Punkten.
Zuerst wollen wir auf ein allgemeingültiges Prinzip schauen, das Paulus lehrt. Im zweiten Teil werden wir dann eine spezifische Form dieses Prinzips zum Ausdruck bringen. Diesen Teil werden wir relativ kurz halten. Anschließend schauen wir ausführlicher darauf, wie Paulus im Fortgang erst das Prinzip und dann die Anwendung des Prinzips erklärt.
Diese Erklärung wird uns helfen, die Begründung von Prinzip und Anwendung zu verstehen. So können wir erkennen, ob das Prinzip und die Anwendung heute noch für uns gültig sind.
Zuerst betrachten wir also das allgemeingültige Prinzip. Tatsächlich beginnt der Text damit, dass Paulus die Korinther zunächst dafür lobt, dass sie an ihn denken und an dem festhalten, was er sie gelehrt hat. Dann, in Vers 3, spricht er ein Prinzip an, das die Korinther offensichtlich noch nicht ganz verstanden hatten.
Wir lesen in Vers 3: "Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist. Der Mann aber ist das Haupt der Frau, Gott aber ist das Haupt Christi."
Hier werden drei Beziehungsebenen genannt, über die Paulus die Korinther belehrt. Die mittlere Ebene, nämlich die Beziehung zwischen Mann und Frau, ist wohl tatsächlich das Hauptthema.
Paulus war eineinhalb Jahre Pastor in Korinth. Wir können relativ sicher sein, dass er die Korinther etwas über die Trinität gelehrt hat. Auch hat er sie darüber unterrichtet, wie wir uns dem Herrn Jesus Christus unterordnen sollen.
Aber gerade die dritte Ebene, die Beziehung zwischen Mann und Frau, war wahrscheinlich das, wo es in Korinth drunter und drüber ging. Das ist auch das Thema, das Paulus im weiteren Verlauf besonders anspricht. Dennoch ist es gut, alle drei Ebenen kurz im Blick zu haben.
Die oberste Ebene ist die innertrinitarische Ebene, also die Beziehung zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohn. Dabei soll der Vater das Haupt des Sohnes sein. Gott der Vater ist natürlich wesensgleich mit dem Sohn, beide sind vollkommen Gott. Jesus ist nicht weniger Gott als der Vater.
Dennoch ist der Vater das Haupt von Jesus. Das heißt, der Vater hat eine gewisse Autorität über den Sohn. Der Vater plant, und der Sohn führt im perfekten Gehorsam aus, was der Vater geplant hat.
Die zweite Ebene ist die zwischen Gott und Mensch, hier konkret zwischen Christus und dem Mann. Christus ist das Haupt des Mannes. Das macht absolut Sinn, denn Christus ist der Herr über uns. Auch hier sehen wir eine Autorität, die der Herr Jesus Christus über uns hat.
Wir sollen auf ihn hören, ihm folgen und gehorsam sein. Schließlich lesen wir von einer dritten, einer zwischenmenschlichen Ebene.
So wie Gott der Vater das Haupt des Sohnes ist und der Sohn dem Vater in allem gehorsam war, so wie Christus der Herr über die Menschen ist und wir ihm folgen sollen, so soll nun der Mann als das Haupt der Frau agieren.
Diese Aussage war für die Korinther schwierig. Ich würde vorsichtig unterstellen, dass sie auch für uns schwieriger ist als die anderen beiden Ebenen.
Tatsächlich bezieht sich alles, was nun folgt, vor allem auf diese Beziehungsebene. In Vers 4 lesen wir, wie dieses allgemeine Prinzip, der Mann als Haupt der Frau, konkret in Korinth angewandt werden soll – in der konkreten Situation eines Gottesdienstes.
Dort soll deutlich werden, sowohl durch die Männer als auch durch die Frauen, dass sie jeweils ihre in Gott zugetragene Position anerkennen.
Anwendung des Prinzips im Gottesdienst: Kopfbedeckung und prophetisches Reden
Ich lese uns die Verse 4 bis 7 vor:
Ein jeder, der betet oder prophetisch redet und etwas auf dem Haupt hat, schändet sein Haupt. Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, schändet ihr Haupt, denn sie ist gerade so, als wäre sie geschoren. Will sie sich nicht bedecken, so soll sie doch das Haar abschneiden lassen. Weil es aber für eine Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken. Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken.
Hier sehen wir die Anwendung des Prinzips. Es geht darum, wie die Hauptschaft des Mannes im Gottesdienst sichtbar werden soll – und zwar ganz konkret beim Gebet und beim prophetischen Reden.
Vielleicht braucht es eine kurze Erklärung, was prophetisches Reden eigentlich ist. Im ersten Korintherbrief erklärt Paulus im Fortgang, in Kapitel 14, Vers 3, dass prophetisches Reden ein Reden zur Erbauung, zur Ermahnung und zur Tröstung von Menschen ist. Es ist also nicht eine visionäre Erscheinung oder eine Zukunftsvoraussage, die man weitergibt, sondern einfach ein Reden, das andere Menschen erbauen, ermahnen und trösten soll.
Wenn Männer beten oder prophetisch reden, sollen sie dabei ihr Haupt nicht bedecken. Damit bringen sie zum Ausdruck, dass nichts zwischen sie und ihren Herrn kommt. Das soll sichtbar werden: Nichts kommt zwischen mich und den Herrn, deshalb ist das Haupt nicht bedeckt.
Ganz anders ist es bei den Frauen. Die Frau, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, schändet ihr Haupt. Bevor wir weiter über das nachdenken, was uns alle interessiert, ist es vielleicht hilfreich, erst einmal ganz kurz anzuerkennen, dass Frauen hier nicht allgemein verboten ist, im Gottesdienst zu beten oder prophetisch zu reden. Das war revolutionär. In einer jüdischen Synagoge hatten Frauen wortwörtlich nichts zu sagen.
Paulus betont, dass es tatsächlich Situationen gibt, in denen Frauen schweigen sollen. Am Ende von 1. Korinther 14 sagt er, dass Frauen in einer bestimmten Situation das Wort nicht ergreifen sollen. Dabei geht es ziemlich sicher darum, dass Frauen bei der Bewertung von Dingen, die in der Gemeinde gesagt werden, schweigen sollen. Die Männer, die Autorität in der Gemeinde haben, sollen dann sprechen und die Gemeinde leiten. Wenn Frauen Fragen haben, sollen sie diese ihren Männern stellen und dabei schweigen.
Es ist kein allgemeines Schweigegebot, wenn wir noch einmal zu Kapitel 14 kommen, aber es gibt eine Situation, in der Frauen schweigen sollen.
In 1. Timotheus 2 lesen wir weiter, dass Frauen in der Gemeinde nicht predigen sollen und keine geistliche Autorität über Männer ausüben dürfen. Das bedeutet aber nicht, dass Frauen im Gottesdienst nicht trotzdem beten und reden dürfen. Wenn sie das tun, sollen sie dabei die Hauptschaft des Mannes anerkennen. Zu diesem Zweck sollen sie ihr Haupt bedecken.
Was wir hier sehen, ist ein übergeordnetes Prinzip: Gott gibt eine Ordnung vor, nach der wahrscheinlich der Ehemann primär das Haupt seiner Ehefrau sein soll. So wie Gott der Vater Autorität über den Sohn ausübt und der Herr Jesus Autorität über die Gemeinde hat, sollen auch Mann und Frau in einer Ordnung miteinander leben.
Ganz konkret lesen wir hier von dieser Anwendung: Männer sollen beim prophetischen Reden ihr Haupt nicht bedecken, Frauen sollen das tun und damit anerkennen, dass sie diese Ordnung respektieren.
Okay, so weit, so gut – dem können wir folgen, nicht wahr?
Die wirkliche Frage für uns ist: Was bedeutet das für uns? Gilt dieses Prinzip auch heute noch? Und was machen wir mit der Anwendung? Sollten wir das auch heute noch so halten?
Wir kommen als Gemeinde zusammen, um von Gott zu hören. Manchmal sagt Gott uns Dinge und überführt uns von Dingen, bei denen wir merken, dass wir sie bisher nicht so gemacht haben, wie Gott es will. Vielleicht will Gott, dass wir heute Dinge in der Gemeinde ändern.
Lasst uns darüber nachdenken.
Begründung des Prinzips anhand der Schöpfungsordnung
Um diese Frage zu klären, wollen wir im Folgenden betrachten, wie Paulus sowohl das allgemeine Prinzip als auch die konkrete Anwendung begründet. Die jeweiligen Begründungen werden uns helfen zu erkennen, wie wir das Prinzip und seine Anwendung heute für uns verstehen und umsetzen sollten.
Kommen wir zunächst zur ersten Begründung des Prinzips, die wir in den Versen 7 bis 12 finden. Ich lese Vers 7 mit, da er einen direkten Übergang bildet. Wir befinden uns noch am Anfang der Aussagen über die Anwendung des Prinzips, doch dann folgt die Begründung des allgemeinen Prinzips.
Vers 7: „Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Abbild und Abglanz; die Frau aber ist des Mannes Abglanz, denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau von dem Mann, und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen. Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen. Doch in dem Herrn ist weder die Frau etwas ohne den Mann noch der Mann etwas ohne die Frau; denn wie die Frau von dem Mann, so kommt auch der Mann durch die Frau, aber alles von Gott.“
Wir sehen also, dass Paulus dieses Prinzip des Verhältnisses zwischen Mann und Frau nicht mit einer konkreten Situation in Korinth begründet, sondern mit der Schöpfungsordnung. In der Textlesung haben wir bereits einen Teil des Schöpfungsberichts gehört. Der Schöpfungsbericht in der Bibel erstreckt sich tatsächlich über zwei Kapitel: 1. Mose 1 und 1. Mose 2.
1. Mose 1 gibt zunächst eine Zusammenfassung der sechs Schöpfungstage. Am Ende heißt es, dass alles sehr gut ist. Im Kapitel 2 lesen wir eine genauere Beschreibung der konkreten Schöpfung des Menschen. Aus Kapitel 2 wissen wir, dass der Mann zuerst geschaffen wurde. Er wurde im Abbild Gottes geschaffen, um etwas von Gott widerzuspiegeln.
In der Textlesung aus 1. Mose 2 hören wir auch bemerkenswerte Worte. Wenn wir den Schöpfungsbericht aus 1. Mose 1 vor Augen haben, fällt auf, dass nach jedem Schöpfungsakt ein Urteil folgt. Gott bewertet jeden Schöpfungsakt mit „es ist gut“, am sechsten Tag sogar mit „sehr gut“. Doch mitten am sechsten Tag lesen wir, dass etwas nicht gut ist: „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist.“
Daraufhin schafft Gott für diesen Menschen, für diesen Mann, für Adam eine Frau. Diese wird aus der Seite des Mannes genommen, einer Rippe, um ihm eine Helferin zu geben. Nachdem Adam alle Tiere betrachtet und erkannt hat, dass sie anders sind als er, wird ihm diese Frau gebracht. Sie ist nach seinem Abbild geschaffen, und er erkennt das an. Da spricht der Mensch: „Das ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch.“ Man wird sie „Männin“ nennen, weil sie vom Mann genommen ist.
Wir sehen also, dass die Frau dem Mann so ähnlich ist, dass sie nicht nur dessen Abglanz ist, wie Paulus in 1. Korinther 11 schreibt, sondern gemeinsam mit ihm auch Abbild Gottes ist. Mann und Frau sind gleichwertige Abbilder Gottes, wie es in 1. Mose 1 deutlich wird.
Mann und Frau sind jedoch nicht identisch. Sie sind aufeinander angelegt und sollen gerade im Zusammenkommen ein Fleisch werden können. Das gelingt gerade durch ihre klaren Unterschiede, die bereits biologisch erkennbar sind. Gott hat in seiner Weisheit Mann und Frau aufeinander angelegt, sodass sie einander ergänzen.
Dabei wurde der Mann zuerst geschaffen. Dem Mann hat Gott bestimmte Aufgaben übertragen. Er soll auf seine Frau Acht geben und ihr gegenüber eine Leitungsfunktion übernehmen. Der Mann ist als Leiter und Beschützer der Frau geschaffen.
Dies zeigt sich ganz konkret auch heute im Gemeindeleben, beispielsweise wenn Kinder geboren werden. Mann und Frau sind nicht identisch, das merken wir in diesem Fall deutlich: Nur die Frau wird runder und bringt das Kind zur Welt. Gerade in diesem Moment braucht sie den Mann als Leiter und Beschützer. Das ist gut und zum Segen.
Diese gegenseitige Bedingtheit kommt auch in unserem Predigttext in den Versen 11 und 12 zum Ausdruck. Wenn Mann und Frau zusammenkommen, werden sie ein Fleisch. Doch sie kommen in einer Ordnung zusammen, bei der der Mann als Haupt über seine Frau agieren soll.
Als die Schöpfung vollendet war, als dem Mann die Frau an die Seite gestellt wurde und Mann und Frau als Abbilder Gottes zusammenstanden, die Frau als Abglanz des Mannes, da sagte Gott über die Schöpfung: „Sie ist sehr gut.“ Gottes Ordnung ist also sehr gut.
Die Auswirkungen des Sündenfalls auf die göttliche Ordnung
Aber dann lesen wir im Fortgang in Ersten Mose 3, dass alles schiefgeht. Es kommt zum sogenannten Sündenfall. Und auch das kennen wir.
Gott hat als der Schöpfer aller Dinge den Mann in seinem Abbild geschaffen, als Abglanz seiner Herrlichkeit. Er hat dem Mann eine Frau an die Seite gestellt, die Abglanz des Mannes sein soll. Der Mann soll als Haupt über sie agieren, deswegen darf er sie auch nennen, ihr einen Namen geben. Dann sollen die beiden gemeinsam den Rest der Schöpfung sich untertan machen.
Was passiert im Sündenfall? Aus der guten Ordnung – Gott, Mann, Frau, Rest der Schöpfung – entsteht eine komplette Kehrtwende. Eine Schlange, ein Kriechtier, verführt die Frau. Der Mann steht passiv neben ihr, obwohl er eigentlich das Gebot bekommen hatte, sie zu schützen. Doch der Mann bleibt passiv und folgt ihr auch noch in die Sünde. So rebelliert er gegen Gott.
Statt der Ordnung Gott, Mann, Frau, Schöpfung haben wir nun Schöpfungswesen, Schlange, Frau, Mann, Gott.
Wie reagiert Gott auf diesen Sündenfall? Wo setzt Gott an? Wieder beim Mann. Gott erkennt an, dass der Mann verantwortlich für das ganze Desaster ist. Der Mann hätte seine Rolle wahrnehmen sollen. Gott sagt zu ihm: „Du hast versagt.“
Und was macht der Mann? Er drückt die Gefallenheit der Schöpfung aus und schiebt die Schuld auf die Frau: „Die Frau ist schuld.“ Dann sagt er auch noch: „Du hast mir gegeben.“
Und was macht die Frau? Sie schiebt die Schuld auf das Kriechtier.
Wir merken, das ist absurd, und Gott lässt sich darauf auch gar nicht ein. Er richtet die Menschheit über diese Rebellion gegen seine gute Schöpfungsordnung.
Wir sehen: Wenn die Schöpfungsordnung nicht anerkannt wird, kommt Desaster. Ausdruck der Gefallenheit dieser Welt seit diesem Tag ist, dass die gottgewollte Ordnung durcheinandergeraten ist.
Das zeigt sich vor allem darin, dass wir Menschen seit dem Sündenfall nicht mehr auf Gott hören wollen. Wir folgen ihm nicht mehr im vollkommenen Gehorsam. Wir erkennen ihn nicht mehr an als den Herrn, der alles, was er uns sagt und gebietet, zum Schutz und zum Besten sagt. Wir handeln gegen ihn, wir rebellieren.
Die Bibel ist klar: Wir alle sind seit dem Sündenfall von Natur aus Sünder und Rebellen. Wir gehen unsere eigenen Wege, wollen selbst das Sagen haben und bringen damit alles noch mehr durcheinander.
Seit dem Sündenfall sehen wir auch, dass Männer und Frauen gegen Gottes gute Ordnung im zwischenmenschlichen Miteinander rebellieren. Das zeigt sich darin, dass Männer ihre Aufgabe als Haupt ihrer Ehefrauen und Familien oft vernachlässigen. Es gibt passive, abwesende Männer.
Wir sehen auch, dass Männer manchmal ihre Autorität missbrauchen. Anstatt sich an der vollkommen guten Autorität Gottes zu orientieren, bei der Gott in seiner Autorität immer zum Segen für diejenigen handelt, die ihn anerkennen, massen sich manche Männer an, in blinder Autorität selbstsüchtig zu ihrem eigenen Vorteil zu handeln.
Die Gefallenheit dieser Welt zeigt sich aber auch darin, dass Frauen gegen die gute Ordnung Gottes aufbegehren, indem sie ihre Männer nicht mehr als ihr Haupt anerkennen wollen. Dabei ist es Gottes gute Ordnung, dass er ihnen die Männer zum Schutz und zum Segen gegeben hat.
Tatsächlich ist es so, dass dort, wo das im biblischen Sinne gelebt wird, wo Männer ihre Verantwortung wahrnehmen, Frauen unter guter Leitung ihrer Männer aufblühen.
Es ist gut, anzuerkennen, dass Gottes Ordnung eine Ordnung ist, die aus seiner Weisheit und Liebe stammt. Er gibt uns als Männer und Frauen unterschiedliche Aufgaben.
Männer sollen mutig und zum Segen für ihre Familien, ihre Frauen und auch für die Gemeinde Leitung übernehmen. Frauen sollen sich freiwillig und unterordnet von ihren Männern leiten lassen und dabei als Helferinnen ihre Gaben und Fähigkeiten einbringen.
So sehen wir das in Vers 11. Die Frauen sollen nicht passiv sein, sondern sich einbringen. Das zeigt die gegenseitige Bedingtheit.
Konkreter zeigt sich das in unserem Text darin, dass Frauen auch im Gottesdienst nicht passiv bleiben sollen, indem sie irgendwo in einem Block sitzen und nichts sagen. Sie sollen aktiv teilnehmen, indem sie beten und prophetisch reden – aber immer in Anerkennung der Leitung durch Männer.
Ich hoffe, wir erkennen: Das ist Gottes gute Ordnung.
Die göttliche Ordnung als Vorbild in der Trinität und im Leben Jesu
Und ich glaube, es wird uns noch leichter fallen anzuerkennen, dass Gottes Ordnung wirklich gut ist und uns zum Segen gegeben wurde, wenn wir noch einmal die anderen beiden Beziehungsebenen vor Augen haben.
Denn manchmal fällt es uns schwer zu sagen: Ja, eigentlich müsste es doch am besten sein, wenn alle gleich sind, wenn es gar keine Hierarchien gibt. Doch die Bibel macht deutlich: Nein, ganz im Gegenteil. Die gute Ordnung, auch die Hauptschaft und die Unterordnung, sind gut.
In Gottes guter Ordnung ist Gott der Vater das Haupt des Sohnes. Der Sohn, Jesus Christus, erkannte das an und ordnete sich seinem Vater vollkommen unter. Die Frage für uns muss jetzt sein: Ist diese Ordnung, diese Hauptschaft und Unterordnung gut oder schlecht?
Wir sehen Jesu Unterordnung an verschiedenen Stellen, weil er immer im vollkommenen Gehorsam gegenüber seinem Vater handelt. Aber am deutlichsten wird es sicherlich im Garten Gethsemane, direkt vor der Kreuzigung. Jesus weiß, was ihm droht: das Kreuz, Schmerz und Leid. Er betet: "Vater, wenn es möglich ist, nimm diesen Kelch von mir." Doch dann ordnet er sich unter: "Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe."
Was für eine Unterordnung, was für eine Anerkennung der göttlichen Ordnung! So ordnet er sich unter. Weil der Vater sagt, es gibt keinen anderen Weg, geht Jesus ans Kreuz, leidet und stirbt.
Gott, der Vater, tut das nicht, weil er ein blinder Herrscher ist, der einfach seine Macht über seinen Sohn demonstrieren will. Er handelt so, weil er es unendlich gut meint. Er weiß, dass es keinen anderen Weg gibt, damit Menschen wie du und ich mit ihm versöhnt werden können.
Deshalb gibt der Vater seinen eingeliebten Sohn für uns am Kreuz hin, damit er stellvertretend für unsere Schuld sterben kann. So können wir von unserer Schuld befreit sein. Und in seiner großen väterlichen Liebe erweckt er seinen Sohn, der sich ganz in seine Hand gegeben hat, am dritten Tag von den Toten.
Jesus Christus lebt. Er fährt auf zum Vater und wird dort eingesetzt als Herr und König über alle. Damit kommen wir zur nächsten Ordnung, die Gott gegeben hat: Jesus Christus ist nun der Herr dieser Welt. Wir sind dazu aufgerufen, uns ihm unterzuordnen und ihn als unseren Herrn anzuerkennen.
Dabei geht es nicht darum, dass uns ein Tyrann gegeben wird, der uns allen den Spaß raubt. Vielmehr weiß Gott in seiner Weisheit, dass Ordnung und Leitung gut sind. Deshalb kommt Jesus Christus als guter Herr, der uns in einer Autorität führt, die mit Sanftmut, Demut und Liebe verbunden ist. Er führt uns zu allem Segen.
Ich hoffe, du kennst diesen Herrn als deinen Herrn. Ich hoffe, du erkennst an, dass Gottes Ordnung gut und segensreich ist. Dass es gut und segensreich ist, ihn als Haupt zu haben und dich ihm unterzuordnen.
Wenn du heute hier bist und diese Autorität noch nicht anerkannt hast, dann ist das, was ich jetzt noch sagen werde, völlig nebensächlich, weil diese Anerkennung die Grundlage für alles ist.
Vielleicht tust du dich so schwer mit der Herrschaft Jesu über dein Leben, weil du Autorität bisher als etwas Negatives erlebt hast. Vielleicht hast du Missbrauch von Autorität erfahren. Das gibt es in dieser gefallenen Welt, und das ist tragisch und schlimm.
Manche haben negative Autorität im Elternhaus erlebt, manche in der Ehe, manche in anderen Lebensbereichen. Aber lass dir sagen: Nur weil es Missbrauch von Autorität gibt, ist Autorität nicht schlecht. Missbrauchte Autorität ist schlecht, aber von Gott gegebene, eingesetzte Autorität, Hauptschaft, ist gut. Sie ist zu unserem Segen.
Deshalb möchte ich dich einladen: Wenn du Jesus Christus noch nicht als sanftmütigen, vollkommen liebevollen und guten Herrn kennst, der in seiner Weisheit dir den Weg weisen will zu einem wirklich frohen und erfüllten Leben, dann lerne ihn kennen.
Komm morgen Abend um 19 Uhr zum Christseinen-Deckenkurs. Wir wollen dir Jesus Christus vorstellen, damit du erleben kannst, dass er wirklich ein Herr ist, den du in deinem Leben haben möchtest. Er ruft dich hinein unter seine Herrschaft, damit du gesegnet wirst.
Die praktische Umsetzung der Hauptschaft in Ehe und Gemeinde
Liebe Christen,
ich hoffe, wir erkennen an, dass Gottes Ordnung eine gute Ordnung ist. So wie es gut ist, dass Gott der Vater als Haupt des Sohnes agiert und der Sohn sich dem Vater unterordnet, so wie es gut ist, dass Christus unser Herr ist und wir ihm nachfolgen, so sagt Gott uns nun auch, dass es gut und richtig ist, wenn Männer in ähnlicher Weise als Herren über ihre Frauen, als Haupt über ihre Frauen agieren und die Frauen sich ihnen unterordnen. Diese Ordnung soll anerkannt werden.
Das Miteinander von Männern und Frauen wird dadurch gestärkt, wenn sie harmonisch so miteinander leben, dass Männer bereit sind, ihre Frauen zu lieben und sie so zu leiten, wie Christus die Gemeinde liebt und leitet. Das ist die Autorität, an der wir uns als Männer orientieren sollen.
Lieber Mann, höre diese Worte bitte nicht so, dass du sagst: „Siehst du, habe ich schon immer gesagt, ich habe das Sagen zu Hause.“ Darum geht es nicht. Vielleicht musst du Buße tun darüber, dass du passiv warst und deine Verantwortung nicht wahrgenommen hast. Vielleicht musst du auch Buße tun darüber, dass du deine Autorität missbraucht hast. Versuche dann ab heute mehr, deine dir von Gott übertragene Autorität so einzusetzen, dass dein Hauptsein in deiner Ehe und in deiner Familie zum Segen wird – für deine Frau und gegebenenfalls für deine Kinder.
Und Frauen, ich glaube, auch ihr solltet euch herausfordern lassen: Seid ihr bereit, euch so unterzuordnen, wie wir uns alle Christus unterordnen als unserem Haupt und Herrn? Gott sagt, so soll es sein, und das ist gut für uns.
Nun sind viele unter uns, die nicht verheiratet sind, und vielleicht sagen sie: „Ja, das ist ja ganz interessant für andere. Letztendlich ist das ein Beispiel, ein Beispiel für die guten Ordnungen Gottes.“ Wir haben weitere Ordnungen in der Bibel. Kinder sollen sich ihren Eltern unterordnen, und zwar nicht nur dem Vater, sondern auch der Mutter.
Mitarbeiter sollen sich ihren Vorgesetzten unterordnen. Vorgesetzte sollen ihre Autorität in guter Weise ausüben. Knechte sollen ihren Herren so dienen, dass sie ihre Herrschaft, ihre Hauptschaft anerkennen.
Auch in der Gemeinde sollen wir das miteinander leben. Die Mitglieder sollten die Ältesten der Gemeinde als Leiter anerkennen und ihnen das Leben nicht schwer machen.
Ich möchte Danke sagen für die Mitgliederversammlung gestern. Ich war wirklich bewegt, wie ihr als Gemeinde euren Ältesten vertraut und ihnen folgt. Gottes Ordnung ist gut.
Die Frage der Kopfbedeckung und kulturelle Aspekte
Aber was ist jetzt mit der Kopfbedeckung? Das ist ja wirklich die Frage. Das Prinzip ist klar, aber wie sieht die konkrete Anwendung aus? Sollten wir dem Prinzip folgen und die Hauptschaft der Männer dadurch sichtbar machen, dass Männer keine Kappen mehr tragen, ihr Haupt niemals bedecken? Und sollten die Frauen ab sofort ihr Haupt bedecken? Zumindest dann, wenn sie beten oder das Wort ergreifen?
Um diese Frage zu klären, wollen wir in den letzten Minuten noch darüber nachdenken, welche Begründung Paulus für die konkrete Anwendung gibt. Ich lese uns die Verse 13 bis 16 und wir werden noch kurz auf die Verse 6 und 10 zurückschauen.
1. Korinther 11,13-16:
Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, dass eine Frau unbedeckt vor Gott betet. Lehrt euch nicht auch die Natur, dass es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt, aber für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr als Schleier gegeben. Ist aber jemand unter euch, der Lust hat, darüber zu streiten, so soll er wissen, dass wir diese Sitte nicht haben, die Gemeinde Gottes auch nicht.
Auf den ersten Blick könnte man denken, dass Paulus hier eine allgemein gültige Begründung für die Kopfbedeckung der Frau gibt. Er spricht ja von dem, was die Natur lehrt. Aber was genau bedeutet das? Ich habe mal meinen Friseur gefragt, und der hat mir gesagt, dass die Haare von Frauen genauso schnell wachsen wie die von Männern. Ich habe mit einigen Eltern gesprochen, Sammy, ich weiß nicht, wie es bei Liv Grace ist, ob sie einen langen Haarschopf hat – nein. Und bei den Jungs ist es ähnlich. Was meint Paulus mit „Natur“? Das ist verwirrend. Ich frage mich, was wir damit anfangen sollen.
Im Vers 6 hat er tatsächlich gesagt, dass es für Frauen sogar eine Schande ist, wenn sie kurze Haare haben, wenn die Haare abgeschnitten sind. Ist das wirklich so? Wir haben ja einige Schwestern hier in der Gemeinde, vor allem einige ältere Schwestern, die schicke Kurzhaarfrisuren tragen. Ist das eine Schande? Sollen sie darauf achten, dass die Haare schnell nachwachsen? Und wir haben auch einige Männer, die etwas längere Haare haben. Ist das eine Unehre? Was lehrt uns die Natur?
Nun, tatsächlich werden wir feststellen, dass es zum Beispiel in Subsahara-Afrika natürlich ist, dass Frauen kurze Haare tragen. Wenn wir uns indianische Kulturen anschauen, sehen wir, dass es dort natürlich ist, dass Männer lange Haare haben. Also ist es wirklich unehrenhaft, wenn ein Mann lange Haare hat oder sein Haupt bedeckt? Was sagt die Bibel eigentlich dazu – außer bei Paulus hier?
Im Alten Testament haben wir Simson, einen Mann mit langen Haaren. Und in dem Moment, in dem er sündigt und durch seine Dummheit ihm die Haare abgeschnitten werden, steht Gott ihm nicht mehr zur Seite, und er verliert alle Kraft. Wie sollen wir das einordnen?
Von Paulus selbst lesen wir, dass er, als er nach Jerusalem kam, aufgrund eines Schwures zusammen mit einigen anderen Männern seine Haare für einige Zeit nicht geschnitten hat. Was ist mit Paulus los? Hat er gegen sein eigenes Gebot verstoßen?
Im Alten Testament lesen wir zudem die Kleiderordnung für Priester. Dort steht, dass Priester ihr Haupt bedecken sollen. Sie erhalten sogar genaue Anweisungen, wie das aussehen soll, wenn sie beten. Kennt Paulus das Alte Testament nicht? Wie passt das alles zusammen?
Freiheit in der kulturellen Anwendung und die Bedeutung des Prinzips
Ich glaube, Vers 13 kann uns helfen, besser einzuordnen, was hier gemeint ist. In Vers 13 lesen wir die Aufforderung: „Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, dass eine Frau unbedeckt vor Gott betet.“
Was ziemt sich? Was ist natürlich? Und was ziemt sich nicht? Was ist unnatürlich?
Nun, ich kann euch sagen: Als ich vor gut siebzehn Jahren hier zum ersten Mal gepredigt habe, hätte es sich nicht geziemt, dass ich keine Krawatte getragen habe. Es hätte sich auch nicht geziemt, die Gemeinde zu duzen – man höre und staune –, kaum vorstellbar heute. Es würde sich heute nicht ziemen, wenn ich euch alle sieze.
Für Kinder hätte es sich vor hundert Jahren geziemt, ihre Eltern zu siezen. Könnt ihr euch das vorstellen? Eine nette Vorstellung, die Teens freuen sich alle: „Herr Vater, könnten Sie mir bitte mal den Ketchup reichen?“
Es hätte sich nicht geziemt, zu sagen: „Kannst du mir mal...“, selbst wenn das Wort „Bitte“ mitgebraucht worden wäre.
Es ziemt sich heute noch nicht, in Ländern des Mittleren Ostens, dass verheiratete Frauen sich nicht komplett verhüllen. Und es ziemte sich im damaligen Korinth für verheiratete Frauen, ihr Haupt zu bedecken.
Es wurde als ein Zeichen verstanden, dass sie verheiratet sind, dass sie „unter der Haube“ sind, dass sie die Hauptschaft ihres Mannes anerkennen.
Nun möchte ich einfach Paulus zu euch sprechen lassen: „Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, dass eine Frau ihr Haupt bedeckt, wenn sie betet.“
Ihr Lieben, ich bin davon überzeugt, dass das, was als natürlich angesehen wird, das, was als ehrenhaft oder als Schande angesehen wird, und das, was als sich ziemend angesehen wird, ganz oft kulturell bedingt ist.
Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir Freiheit haben. Wir haben Freiheit, als Frauen das Haupt zu bedecken oder es nicht zu bedecken. Wir haben Freiheit, als Männer unsere Häupter zu bedecken oder sie nicht zu bedecken. Wir haben Freiheit, kurze oder lange Haare zu tragen.
Aber was Paulus deutlich macht, ist das Prinzip, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind und dass Männer als Haupt der Frau agieren sollen. Dieses Prinzip gilt weiterhin und soll irgendwie sichtbar werden. Mann und Frau sollen unterscheidbar sein.
Also hört meine Worte nicht als eine Einladung zum Crossdressing. Das ist es nicht. Mann und Frau sollen unterscheidbar bleiben.
Das gute Prinzip der göttlichen Ordnung in Ehe, Familie und Gemeinde gilt unabhängig von Kultur und Zeit. Es wird mit der Schöpfungsordnung begründet.
Die konkrete Anwendung, nämlich eine Kopfbedenkung zum Tragen bei bestimmten Dingen im Gottesdienst, ist jedoch eine Frage der Kultur.
Die Rolle der Engel und kulturelle Vielfalt in der Gemeinde
Ich weiß, jetzt werden einige sagen: Was ist mit den Engeln? Im Vers 10 lesen wir ja, dass die Frau eine Macht auf dem Haupt haben soll um der Engel willen.
Ich glaube, die Erklärung ist gar nicht so kompliziert. Die Engel, die Mächte und Gewalten im Himmel sehen, was hier auf Erden geschieht. Sie beobachten sehr genau, was passiert. Dabei verstehen die Engel auch, was kulturell geboten ist und was nicht.
Woher nehme ich das? Wir haben eine andere Aussage, in der ebenfalls erwähnt wird, dass Engel etwas beobachten – im Epheserbrief. In Ephesus gab es eine Gemeinde, in der Juden und Heiden zusammenkommen sollten. Tatsächlich gab es dort zwei komplett verfeindete Gruppen: Juden und Heiden hatten nichts miteinander zu tun. Paulus beschreibt das, indem er von einer Trennwand spricht. Die Heiden galten als außen vor, die Juden als komisch. Man hatte nichts miteinander zu tun.
Dann hat Gott in seiner großen Gnade alle, die geistlich tot waren, geistlich lebendig gemacht und zusammengestellt. Das beschreibt Paulus im Epheser 2, Vers 11, wie sie zusammengestellt sind. Nun kommen plötzlich Juden und Heiden, die bisher total verfeindet waren, in herzlicher Liebe zusammen. Die Trennwand ist abgerissen, sie werden eins.
Ihre Einheit ist so überraschend und spektakulär, dass die Menschen darüber staunen. Sie soll ein Zeugnis für die Menschen sein. Selbst die Engel fragen sich: Was ist denn hier los? So heißt es in Epheser 3, Vers 10, dass die Weisheit Gottes, Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen in Christus Jesus zu vereinen, nun offenbar werden soll – selbst den Mächten und Gewalten im Himmel, den Engeln, durch die Gemeinde.
In unserer Gemeinde haben wir vielleicht Leute, die ihren Stammbaum gar nicht so genau kennen und nicht wissen, dass sie jüdischer Abstammung sind. Andere sind ziemlich sicher heidnischer Abstammung. Und wir sind hier zusammen, ohne dass es jemand weiß.
Unser Auftrag ist wahrscheinlich weniger, dass Juden und Heiden einfach freundlich zusammenkommen sollen. Vielmehr ist die Anwendung für uns ganz natürlich: Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen sollen in herzlicher Liebe, in Geschwisterliebe vereint sein. Jung und alt, unterschiedlichste Kulturen, verschiedene sozioökonomische Hintergründe, unterschiedliche Bildungshintergründe – wir alle kommen zusammen und sind in herzlicher Liebe vereint.
Das ist ein Zeugnis für die Welt. Das Grundprinzip ist, was Jesus sagt: An unserer Liebe füreinander sollen die Welt und auch die Mächte im Himmel erkennen, dass wir seine Jünger sind. Es soll zeugnishaft sein.
Die Anwendung bei uns sind nicht Juden und Heiden. Die Engel verstehen Kultur gut genug, um das einordnen zu können. So sehen wir, dass es immer wieder Dinge gibt, bei denen kulturell bedingt ein übergeordnetes Prinzip Anwendung findet. Das sind im Prinzip Illustrationen, die uns helfen können, die Prinzipien besser zu verstehen.
Weitere kulturelle Beispiele und Ermutigung zur inneren Haltung
Paulus schreibt im ersten Korintherbrief am Ende den Auftrag: Grüsst euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Diese Aufforderung finden wir nicht nur einmal, sondern insgesamt fünfmal, also fünfmal wird den Männern der Auftrag gegeben, einander mit dem Bruderkuss zu grüssen. Das ist ein klares Gebot, das Paulus ihnen gibt.
Als ich heute hierher gekommen bin, habe ich keinen einzigen Mann gesehen, der einen anderen Mann so begrüsst hat. Dabei sind wir eigentlich eine bibeltreue Gemeinde. Wir alle verstehen, dass in unserer Kultur das Küssen unter Männern nicht ausdrückt, dass wir gute, bibeltreue Christen sind. Wir erkennen, es gibt ein grosses Prinzip, und dann gibt es eine Anwendung. Bei uns ist die Anwendung ein freundlicher Händedruck, ein herzliches Nicken oder ein „Hi“.
Im Kontext von Mann und Frau lesen wir zum Beispiel im ersten Timotheusbrief die Aufforderung, dass Männer beim Beten heilige Hände aufheben sollen. Ich habe mich vorhin umgeschaut, als wir Gott angebetet haben. Bei den Gebeten habe ich keinen gesehen, der die Hände erhoben hat. Bei den Liedern waren es primär Frauen, die mal die Hände etwas angehoben hatten. Übrigens steht es euch völlig frei, beim Beten die Hände zu heben, das ist okay, aber es ist nicht notwendig.
Wir verstehen, dass dahinter ein grösseres Prinzip steht: Die heiligen Hände bedeuten ganz sicher, dass die Männer in der Anbetung Gottes vorangehen sollen. Den Frauen wird dort gesagt – und übrigens nicht nur dort –, dass sie sich nicht mit Haarflechten, Gold, Perlen oder kostbarem Gewand schmücken sollen. Diese Aussage finden wir nur einmal in 1. Korinther 11, aber im ersten Timotheusbrief steht sie ebenfalls, und Petrus wiederholt sie im ersten Petrusbrief.
Schaut euch mal um! Keine Perlen, kein Gold, und wehe, da sind Haarflechten. Aber wir erkennen: Es geht nicht darum. Das Prinzip dahinter ist, dass Frauen keine grosse Maskerade auffahren sollen. Viel wichtiger als das Äussere ist das Innere. Habt Acht auf eure Herzen! Habt eine innere Schönheit – Herzen, die Jesus lieben und sich ihm hingeben. Das ist viel wichtiger als die Äusserlichkeit.
Natürlich darfst du dich mal schick machen und musst nicht nur einfache Kleidung tragen. Wir verstehen, dass das nur kulturell bedingte Anwendungsbeispiele für übergeordnete Prinzipien sind. Viel wichtiger als die Kopfbedeckung ist die Frage, ob wir Gottes Ordnung anerkennen.
Du darfst als Frau deinen Haupt bedecken, das ist okay. Du kannst denken, dass das Gottes Auftrag ist – das ist in Ordnung. Aber die entscheidende Frage sollte sein: Ist das, was du äusserlich tust, Ausdruck deines Herzens? Diese Frage sollten wir uns alle stellen.
Erkennen wir in unseren Herzen die gute Ordnung Gottes an und bringen wir sie in irgendeiner Weise sichtbar zum Ausdruck? Damit das, was wir sagen, nicht ein Lippenbekenntnis bleibt, sondern sichtbar wird. Man sollte erkennen, dass wir Männer oder Frauen sind und dass wir so, wie Gott uns geschaffen hat, das anerkennen.
Wie konkret wir das jetzt ausleben – in Ehen und Familien, vielleicht auch in der Kinder-Eltern-Beziehung, in der Beziehung am Arbeitsplatz oder in der Gemeinde im Miteinander –, das können wir diskutieren. Das kann von Familie zu Familie, von Kultur zu Kultur, von Setting zu Setting ein bisschen anders aussehen.
Die entscheidende Frage ist: Erkennen wir dieses Grundprinzip an und sind wir darauf bedacht, es sichtbar zu machen? So dass andere erkennen, dass wir Gottes Ordnung anerkennen.
Abschluss: Anerkennung der göttlichen Ordnung und Gebet
Als Gemeinde haben wir deshalb in Anerkennung von Gottes guten Prinzipien gesagt: Gott gibt uns ein Prinzip und er gibt uns sogar einen konkreten Auftrag, wie wir es leben sollen. Nämlich, dass Männer die Gemeinde als Älteste leiten sollen – und zwar diejenigen, die biblisch dazu qualifiziert sind.
Wir verstehen, dass Männer im Gottesdienst predigen sollen. Es ist gut, auch in anderen Gemeindebereichen danach zu fragen, wie das Prinzip der Leitung durch Männer zum Ausdruck kommt. Gleichzeitig wollen wir zeigen, dass es ein Prinzip der gegenseitigen Ergänzung gibt.
Das heißt, wir sollten auch fragen, wo es einen Raum für Frauen mit den Gaben gibt, die Gott ihnen gegeben hat, um in der Gemeinde aktiv zu dienen. Ich glaube, das ist das, was Gott uns hier zu sagen hat. Ich möchte uns ermutigen, Gottes gute Ordnung anzuerkennen.
Das beginnt vor allem damit, dass wir Jesus Christus als unseren Herrn anerkennen und ihm dann in allem folgen, was er uns sagt.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Danke, dass es uns ins Leben spricht. Danke, dass wir in deinem Wort auch Dinge lesen dürfen, die vielleicht erst einmal schwer zu verstehen sind.
Wir bitten dich, uns zu helfen, immer mehr zu verstehen, was du uns ganz konkret zu sagen hast. Wir wollen dir auch sagen, dass es Dinge in deinem Wort gibt, die nicht schwer zu verstehen sind, denen wir aber ungern folgen wollen.
Wir bitten dich, unsere Herzen zu verändern, damit wir dir mehr vertrauen und dir mehr zutrauen. Du weißt wirklich, was gut und richtig ist, und in allem, was du tust, hast du das Wohl und den Segen deiner Kinder im Blick.
So hilf uns, dir zu folgen, dir zu gehorchen und dir zu vertrauen – zum Lobpreis deiner Herrlichkeit, zu unserem Besten und als Zeugnis für unsere Mitmenschen und selbst für die Engel.
Das bitten wir in Jesu Namen. Amen.