Rückblick auf Caesarea Philippi und die Bedeutung des Ortes
Wir haben vor zwei Tagen über Caesarea Philippi gesprochen und darüber, wofür dieser Ort steht. Zum einen steht Caesarea Philippi für Kaiserkult und Götzenverehrung.
Caesarea Philippi liegt ganz hier oben. Von dem Ort, an dem wir das Kreuz aufgestellt haben, sieht man es kaum. Dort steht der Hermann, ein sehr hoher Berg in Israel. In der Nähe, ziemlich im Norden, befindet sich Caesarea Philippi.
Wie bereits gesagt, steht Caesarea Philippi für Kaiserkult und Götzendienst. Doch genau dort hat Jesus eine wichtige Predigt gehalten. Es ging dabei um eine Entscheidung: „Wer sagt ihr, dass ich bin?“ Wenn ihr glaubt, dass ich der Christus bin, dann folgt mir nach. Diese Botschaft hat er dort verkündet.
Jesus sagte außerdem, dass die Pforten der Hölle das Reich Gottes nicht überwältigen werden – und das gerade angesichts des extremen Götzendienstes an diesem Ort.
Engedi: Geographische und biblische Einführung
Heute gehen wir weiter nach Süden, und zwar nach Engedi oder En Gedi, je nachdem, wie man es ausspricht. Es liegt direkt mehr oder weniger entlang des Toten Meeres.
Übrigens, wenn in der Bibel oft steht: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen“, dann ist das einerseits etwas übertrieben, wenn man Berge kennt. Aber zum Beispiel von Jericho nach Jerusalem sind es über tausend Höhenmeter. Das sind wirklich deutliche Höhenunterschiede und somit richtige Berge.
Obwohl Jerusalem, glaube ich, unter tausend Metern liegt, ist das Tote Meer weit unter dem Meeresspiegel. Wie tief ist das Tote Meer? Es liegt etwa 392 bis 400 Meter unter dem Meeresspiegel. Und ich glaube, Jerusalem liegt ungefähr bei 800 Metern Höhe. Genau, dann hat man über tausend Höhenmeter Unterschied. Danke, jemand weiß das. Ich bin leider ein bisschen vergesslich bei solchen Zahlen, ich bin schon froh, wenn ich mir den Dachstein merke.
Auf jeden Fall möchte ich heute schauen, wofür Engedi für uns steht. Dabei möchte ich die erste Begebenheit in Engedi nur ganz kurz ansprechen und die zweite dann etwas ausführlicher behandeln.
Joschafat und die Bedrohung in Engedi
Es geht um eine Begebenheit, die in der Bibel im Buch Zweite Chronik Kapitel 20, Verse 1 bis 15 beschrieben wird.
Dort wird von einem König namens Joschafat berichtet. Er war zu dieser Zeit König über Israel. Fremde kriegerische Völker, darunter die Söhne Moab und Ammon sowie einige von den Moeniten, kamen zum Kampf gegen Joschafat. Diese feindlichen Truppen waren bereits in En Gedi, einem Ort, der auch als Has und Tamar bezeichnet wird.
Die Lage war bedrohlich, denn die kriegerischen Völker waren viel mächtiger als das gesamte Heer Israels. Joschafat und sein Volk fürchteten sich deshalb sehr. In Vers 3 heißt es: Joschafat richtete sein Angesicht darauf, den Herrn zu suchen, und rief ein Fasten in ganz Juda aus. Das Volk von Juda versammelte sich, um vom Herrn Hilfe zu erbitten. Sogar aus allen Städten Judas kamen sie zusammen, um Gott zu suchen.
Joschafat sprach ein eindrucksvolles Gebet, das man sich unbedingt in Zweite Chronik Kapitel 20 ansehen sollte. Am Ende dieses Abschnitts, in Vers 15, kam die Antwort Gottes durch einen Propheten. Der Vers lautet: "Merkt auf, ganz Juda und ihr Bewohner von Jerusalem, und du, König Joschafat! So spricht der Herr zu euch: Fürchtet euch nicht und seid nicht niedergeschlagen vor dieser großen Menge!"
Dieser Vers ist einer meiner Lieblingsverse, denn er zeigt deutlich, dass der Kampf nicht Sache der Menschen ist, sondern Gottes Aufgabe. Joschafat wurde an dem Ort En Gedi daran erinnert, dass er nicht mit eigener Kraft kämpfen muss. Gott versprach ihm: "Ich werde für dich kämpfen."
So steht En Gedi symbolisch für den Ort, an dem Joschafat die Zusage erhielt, dass Gott selbst für ihn kämpft.
David in Engedi: Gnade und Vertrauen statt Gewalt
Ein weiteres Ereignis geschah in Engedi. Schlagen wir dazu 1. Samuel 24 auf. Dort begegnet uns unser König David, den wir mehr oder weniger gut kennen. Er wird sowohl im Alten als auch im Neuen Testament erwähnt, und zwar als ein Mann nach Gottes eigenem Herzen.
David war zu dieser Zeit ein junger Mann, etwa zwanzig Jahre alt, ähnlich wie einige von euch. Er hatte einige Außenseiter, sogenannte Outlaws, um sich versammelt – etwa dreihundert Männer. Ständig musste er vor König Saul fliehen, denn Saul wollte ihn töten.
Eines Tages erfuhr König Saul wieder, wo David sich aufhielt: nämlich in Engedi. Dort geschah Folgendes:
1. Samuel 24,1: „David zog von dort hinauf und blieb auf den Bergfesten von Engedi. Als Saul von der Verfolgung der Philister zurückgekehrt war, wurde ihm berichtet: Siehe, David ist in der Wüste von Engedi.“ Daraufhin nahm Saul dreitausend auserlesene Männer aus ganz Israel und zog los, um David und seine Männer in Richtung der Steinbockfelsen zu suchen.
Saul kam zu den Schafhürden am Weg, wo eine Höhle war. Er ging hinein, um seine Füße zu bedecken – eine höfliche Umschreibung dafür, dass er auf die Toilette ging. David und seine Männer saßen hinten in der Höhle, die relativ tief war, und versteckten sich dort vor Saul.
Dann geschah Folgendes: Vers 5 berichtet, dass Davids Männer zu ihm sagten: „Siehe, das ist der Tag, von dem der Herr zu dir gesagt hat: Ich werde deinen Feind in deine Hand geben, damit du mit ihm tun kannst, was dir gut erscheint.“ Daraufhin stand David auf und schnitt heimlich einen Zipfel vom Oberkleid Sauls ab. Diese Oberkleider musste Saul offenbar ablegen, als er auf die Toilette ging. David schlich sich also von hinten an und schnitt ein Stück ab.
Doch danach geschah etwas anderes: Vers 6 sagt, dass David das Herz schlug, weil er den Zipfel vom Oberkleid Sauls abgeschnitten hatte. Er sagte zu seinen Männern: „Vor dem Herrn sei es fern von mir, dass ich so etwas an meinem Herrn, dem Gesalbten des Herrn, dem König, tun sollte. Ich will meine Hand nicht gegen ihn erheben.“ Mit diesen Worten wies David seine Männer an, Saul nicht zu verletzen.
Weiter unten, in Vers 13, sagt David zu Saul: „Der Herr richte zwischen mir und dir, und möge der Herr mich an dir rächen, aber meine Hand soll nicht gegen dich sein.“ In Vers 16 heißt es: „So sei denn der Herr Richter und richte zwischen mir und dir; er sehe darein, führe meine Rechtssache und verschaffe mir Recht gegen dich.“
Warum ist David ein Mann nach Gottes Herzen? Weil er in diesem Moment die Gelegenheit hatte, seinen Erzfeind zu töten. Saul verfolgte ihn jahrelang grundlos und wollte ihn umbringen. Nun war der Moment gekommen, diesen Gegner loszuwerden. Seine Männer sagten zu David: „Das ist der Moment von Gott. Töte ihn, dann bist du König und musst nicht mehr fliehen. Die ganze Misere ist vorbei.“
Doch David antwortete: „Nein, das tue ich nicht, denn das ist nicht recht. Er ist von Gott eingesetzt, der König, auch wenn er ein schlechter König ist. Gott wird mit ihm ein Ende machen, nicht ich.“ David manipulierte sein Leben nicht durch falsche Mittel. Er sagte: „Du richtest zwischen Saul und mir, und wenn seine Zeit gekommen ist, Gott, wirst du ihn absetzen. Aber ich werde es nicht tun.“
David hatte ein riesiges Vertrauen in Gott.
Weitere Gelegenheiten zur Gewalt und Davids Haltung
Er hatte später noch eine weitere Gelegenheit, wie wir im Kapitel 26, Verse 7 und 8 lesen. Dort war es wieder dasselbe.
In 1. Samuel 26,7 heißt es: „David und Abischai kamen in der Nacht zu den Leuten. Siehe, Saul lag schlafend im innersten Lagerring. Sein Speer war an seinem Kopfende in die Erde gesteckt. Abner, sein Leibwächter, und das Volk lagen um ihn herum und schliefen alle.“
Abischai sagte zu David: „Heute hat Gott deinen Feind in deine Hand ausgeliefert. Lass mich ihn doch mit dem Speer in den Boden stechen, nur einmal. Ein zweites Mal werde ich es nicht tun müssen.“
Doch David entgegnete Abischai: „Bring ihn nicht um! Wer könnte seine Hand gegen den Gesalbten des Herrn ausstrecken und ungestraft bleiben?“
Auch hier nutzte David die Gelegenheit nicht, sondern überließ Gott das Richten. Er griff nicht selbst ein, sondern wartete auf das Eingreifen Gottes.
Man muss sich jedoch vorstellen, dass David zu dieser Zeit bereits der durch den Propheten auserkorene König war. Es muss einem bewusst werden, dass David 14 bis 15 Jahre lang auf der Flucht war. Er musste um sein Leben bangen, bevor er tatsächlich König wurde.
Als Teenager wurde er zum König gesalbt. Erst mit dreißig Jahren nahm er sein Amt als König auf. In all diesen Jahren war er auf der Flucht und versuchte nie, durch eigenes Handeln das Amt zu ergreifen, das ihm eigentlich schon zustand. Doch Saul stand ihm noch im Weg.
Die Botschaft von Vertrauen und Integrität für unser Leben
Und wisst ihr, was die Botschaft für dich und mich ist? Ich finde, das ist eine wunderbare Botschaft.
Wir alle durchleben Schwierigkeiten und Nöte. Das können Beziehungsschwierigkeiten sein, Probleme am Arbeitsplatz, Mobbing oder auch gesundheitliche Gefahren. Manchmal steht man vor der Entscheidung, etwas zu tun, das nicht ganz richtig ist, aber die eigene Situation verbessern könnte.
Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt: Wenn jemand krank ist und bei Ärzten keine Heilung findet, aber dann hört man von einer Wahrsagerin oder jemandem mit schwarzer Magie, der angeblich heilt – soll man das tun? Ich würde sagen: Nein.
Wie weit darf man gehen, um seine Umstände zu manipulieren, selbst wenn man weiß, dass es vor Gott nicht recht ist? Ich möchte uns alle ermutigen, gerade in solchen Momenten nachzudenken. Wenn es uns gut geht und alles halbwegs glatt läuft, sind wir mit dieser Frage kaum konfrontiert. Aber wenn es im Leben einmal richtig schlecht läuft – zum Beispiel beruflich – und man denkt: „Ich könnte meine Lage verbessern, auch wenn das finanziell nicht ganz sauber ist“, dann möchte ich dich ermutigen, an David zu denken.
David hat lieber fünf Jahre länger auf der Flucht gelebt, als etwas zu tun, das seine Situation verbessert hätte, aber unrecht gewesen wäre. Er vertraute darauf, dass Gott eingreift. Joschafat sagte in Engedi: „Der Kampf ist nicht meine Sache, Gott kämpft für uns.“ Auch er vertraute auf Gott.
David sagte: „Der Herr wird mir Recht verschaffen. Das will und muss ich nicht selbst tun.“
Das gilt auch für die Ehe. Die Ehe ist eine schöne Sache, aber nicht immer leicht. Jemand hat einmal gesagt: „Was immer ihr tut, bleibt zusammen.“ Es gibt Momente, da scheint es besser zu sein, den Partner loszulassen, um wieder ein normales Leben zu führen. Doch bleibt zusammen und vertraut darauf, dass Gott euch durchträgt.
Natürlich gibt es immer und überall Ausnahmen und Umstände, die ganz anders sind. Aber ich sage das als allgemeine Ermutigung.
Davids Haltung: Gottes Willen suchen und nicht manipulieren
Ich möchte euch noch zwei weitere Dinge zeigen, die mir an David so gefallen. Diese Eigenschaften stehen für Engedi.
David hat immer nach dem Willen Gottes gefragt. Wenn ihr 1. Samuel 23 aufschlagt, dann wiederholt sich eine Phrase mindestens fünf Mal.
1. Samuel 23,2: Da befragte David den Herrn.
1. Samuel 23,4: Da befragte David wieder den Herrn.
1. Samuel 30,8: Und David befragte den Herrn.
2. Samuel 2,1: Und es geschah danach, da befragte David den Herrn.
2. Samuel 5,19: Da befragte David den Herrn.
2. Samuel 5,23: Und David befragte den Herrn.
Weißt du, was ich von David lerne? Es war Davids Anliegen, in jeder Situation des Lebens – und bitte vergesst nie, seine Situation war viel schwieriger als deine und meine sein kann – in Engedi immer Gott zu fragen: Was willst du? Er befragte den Herrn, was sein Wille ist.
Das ist übrigens die Schuld des natürlichen Menschen. Seht ihr, ich kenne viele Ungläubige, auch Atheisten. Das sind durchaus nette Menschen, das ist überhaupt keine Frage. Es gibt extrem nette Atheisten. Aber eine Sache: Sie fragen nie nach Gott. Das ist die Schuld. Wir tun also so, als ob Gott nicht existiert, als sei das irrelevant.
Ein Zeichen, und ich habe das, glaube ich, letztes Mal gesagt, ob ein Mensch wiedergeboren ist vom Geist oder nicht, ist, ob er nach dem Willen Gottes fragt. Wenn du dich zum Beispiel fragst: Bin ich eigentlich wiedergeboren oder nicht? Dann stelle dir eine Frage – oder ich stelle dir eine Frage: Wie oft fragst du, wenn du aufstehst, Gott, was du mit meinem Leben heute willst?
Wenn du dir diese Frage nie stellst, bist du wahrscheinlich nicht wiedergeboren. Denn der Geist Gottes in dir treibt dich nicht. Wenn du dir aber diese Frage immer wieder mal stellst: Was will Gott eigentlich von mir? – dann ist das ein Zeichen, dass du wiedergeboren bist. Denn das ist der Heilige Geist Gottes, der in dir diese Frage stellt.
Ich erinnere mich, dass ich mal in Kalifornien öfter gepredigt habe, bei so etwas Ähnlichem wie einem Dauernhof, nur viel größer, mit etwa 1500 Leuten jede Woche. Dort war eine Frau an der Rezeption, die extrem liebevoll war. Mit ihr bin ich ins Gespräch gekommen. Sie sagte zu mir: „I never do anything before I have not talked with God about it.“ – Ich tue nie etwas, bevor ich nicht mit Gott darüber rede.
Für sie war es das Selbstverständlichste, in allen Dingen mit Gott zu reden.
Einige von euch kennen auch unseren Christian, der leider in diesem Jahr durch ein Lawinenunglück im April gestorben ist. Christian war auch so einer, der immer nach dem Willen Gottes gefragt hat. Er war kein fehlerloser Mensch, überhaupt nicht, so wie du und ich. Aber nach dem Willen Gottes hat er gefragt.
Und David schmiedete nicht seine eigenen Pläne, sondern er fragte – er befragte den Herrn.
Die Freiheit im Willen Gottes und die Verantwortung des Menschen
Weißt du, was das Schöne daran ist, im Willen Gottes zu sein? Wenn ich im Willen Gottes bin, dann bin ich nicht verantwortlich für die Konsequenzen dessen, was ich tue. Das ist eine enorme Erleichterung – egal, ob du Chef einer Firma bist, Schulleiter oder den Dauernhof leitest. Wenn du nach dem Willen Gottes fragst und Gott dich bittet, zu zeigen, wo du sein willst, wo er dich haben will, dann liegt die Verantwortung für das, was geschieht, nicht bei dir, sondern bei ihm. Das ist sehr entspannend.
Wenn du hingegen anfängst zu manipulieren, weil du denkst: „Wenn wir das tun, ist es vielleicht nicht ganz richtig, aber es wird uns helfen, das Reich Gottes zu fördern“, dann trägst du die Verantwortung. Und diese Verantwortung erdrückt uns immer. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum viele Menschen im geistlichen Dienst ausbrennen. Sie wollen Gemeinde bauen. Deshalb habe ich das aufgeschrieben: Jesus spricht, er wird seine Gemeinde bauen. Kein Pfarrer baut Gemeinde – das macht immer Christus. Ihr werdet seine Zeugen sein. Wir bezeugen nur, dass Jesus seine Gemeinde baut.
Und das ist so entspannend! Ich bin nicht verantwortlich dafür, ob der Dauernhof wächst oder gedeiht oder nicht, ob Menschen wiedergeboren werden oder nicht. Ich muss nur das tun, was recht ist. Alles andere ist sein Problem. Es ist seine Gemeinde, nicht meine. Ich bin nur ein Mitglied der Gemeinde, kein Gemeindebauer und auch kein Dauernhofbauer. Daran muss man sich immer wieder erinnern, sonst wird man müde.
Dasselbe gilt für jeden weltlichen Betrieb – und zwar im Sinne von Betrieben, in denen die Menschen keine Ahnung von Gott haben. Aber egal, welchen Betrieb du leitest: Wenn du sagst, Herr, was ist dein Wille, dann liegt es auch in Gottes Verantwortung, was mit deinem Betrieb geschieht. Das ist extrem entspannend.
Davids Fehler und Gottes vollkommenes Handeln
David hat viele Fehler gemacht, das wirst du auch, das mache ich auch. David war weit davon entfernt, perfekt zu sein. Mir gefällt das so.
Ich muss euch das vorlesen: 2. Samuel 22, Vers 31. Am Ende seines Lebens sagt David in den Versen 29 bis 31 etwas sehr Schönes. Diese Verse sind wirklich großartig.
2. Samuel 22,29: „Ja, du Gott bist meine Leuchte, Herr, und der Herr erhält meine Finsternis. Denn mit dir kann ich auf Raubzug gehen, mit meinem Gott kann ich über eine Mauer springen.“
Dann gefällt mir besonders Vers 31: „Gott, sein Weg ist vollkommen.“
Und weißt du, was David hier sagt? David sagt: „Ich habe viel vermurkst, meine Wege sind nicht vollkommen, aber Gottes Weg, sein Weg ist vollkommen mit mir.“ Das ist etwas Wunderbares.
Gott erwartet keine Perfektion. Er erwartet nur, dass wir zu ihm kommen und bei ihm sind.
Davids Vertrauen in Gottes Stärke gegen Goliath
Und dann noch ein Letztes, damit ich abschließen kann: Das Dritte, was mir an David so gefällt, ist, dass er sich seiner menschlichen Schwäche voll bewusst war und gleichzeitig an die Stärke Gottes glaubte.
Im 1. Samuel 17, der Geschichte, die jeder von Kindergarten an kennt – nämlich David und Goliath –, steht in Vers 45: David steht vor Goliath, der viel größer und stärker war als er. David antwortet dem Philister: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Krummschwert – beeindruckend. Ich aber komme zu dir mit dem Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast.“
Dann sagt der kleine Junge zu ihm: „Heute wird der Herr dich in meine Hand ausliefern. Ich werde dich erschlagen und dir den Kopf abhauen. Die Leichen des Heeres der Philister werde ich heute noch den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren der Erde überlassen. Und die ganze Erde soll erkennen, dass Israel einen Gott hat.“
Wisst ihr, was mir hier gefällt? David sagt zu Goliath: „Weißt du was? Du kommst mit Schwert und allem Möglichen, aber ich komme mit dem Herrn der Heerscharen, den du verhöhnt hast. Ich werde dich heute noch töten. Und nachdem du tot bist, wird die ganze Welt nicht erkennen, wie gut ich im Steinschleudern bin.“
Er hat nicht gesagt, die ganze Welt wird erkennen, wie gut ich bin, sondern: „Die ganze Welt wird erkennen, dass Israel einen Gott hat.“ David wusste: Wenn ich gewinne, hat das nichts mit mir zu tun, sondern nur mit meinem Gott.
Und das ist die Frage: Haben wir dieses Vertrauen, gerade in Krisensituationen? Wenn wir sagen: Ich weiß nicht ein noch aus, aber ich habe Gott auf meiner Seite?
Saul als Beispiel für fehlendes Vertrauen
Im Gegensatz zum Beispiel Saul, der damals König war: Eigentlich war Saul ein großer Mann, darum wurde er König. Er war imposant. Eigentlich hätte Saul gegen Goliath kämpfen müssen, das wäre sein Job gewesen als König Israels. Aber er hat sich nicht getraut.
Es ist faszinierend zu sehen, was in Kapitel 17, Vers 33 steht. Dort lesen wir über Saul, der zu David sagt: „Du kannst nicht gegen diesen Philister kämpfen, denn du bist ein junger Mann.“ David hingegen war ein Kriegsmann von seiner Jugend an. Saul sagt ganz rational und logisch zu David, dass er zu klein und zu jung sei, während der Philister ein großer Krieger ist. Das geht nicht.
Wie hätte ein Atheist gehandelt? Genau so. Da steht ein kleiner, schwacher Mann und ein großer, starker Mann – das geht nicht. Das ist eine rein menschliche Einschätzung, für die ich kein Christsein brauche, um so zu denken wie Saul. Saul war ein bekennender Gläubiger, aber in seinem Handeln ein praktizierender Atheist. Das haben wir schon vor zwei Tagen besprochen.
Interessant ist auch Kapitel 18, Vers 17. Dort sieht man, dass bei Saul vieles nicht stimmte in seinem Herzen. Saul sagt: „Siehe, meine älteste Tochter Merab will ich dir zur Frau geben, wenn du den Typen besiegst.“ Er fügt hinzu: „Du sollst ein tapferer Mann sein und die Kriege des Herrn führen.“ Das klingt gut, aber Saul dachte insgeheim: „Meine Hand soll nicht gegen ihn sein, sondern die Hand, die verliert, soll gegen ihn sein.“ Er wollte seine Finger nicht schmutzig machen, weil er dachte, der Philister würde David sowieso töten.
Das Interessante daran ist, dass Saul eine geistliche Sprache benutzt. Er sagt: „Der Herr wird mit dir sein. Ich gebe dir sogar meine Tochter.“ Doch in Wirklichkeit dachte er, dass David sowieso scheitern würde. Das zeigt das Herz von Saul.
Noch ein Beispiel aus Kapitel 17, Vers 37: Dort lesen wir, dass David sagt: „Der Herr, der mich aus den Klauen des Löwen und aus den Klauen des Bären errettet hat, wird mich auch aus der Hand dieses Philisters erretten.“ Saul antwortete: „Geh hin, der Herr sei mit dir.“ Auch hier geistliche Sprache.
Wenn Saul wirklich geglaubt hätte, dass der Herr mit ihnen ist, warum ging dann er nicht selbst? Es war alles nur geistliches Geschwätz. Das zeigt eine große Gefahr in der Religiosität: Wir reden geistlich, sagen „Gott segne dich“, aber denken insgeheim, dass Gott sowieso nichts tun kann. Das heißt eigentlich: „Geh weg von mir.“
Was bedeutet das? Glaube ich wirklich, dass Gott Menschen segnen kann? Die größte Tragödie im heutigen Christentum ist, dass wir nicht mehr mit der Gegenwart und dem Eingreifen Gottes rechnen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich oft auch nicht damit rechne.
Ich schaue auf mein Konto und sehe die Zahlen – das sieht nicht gut aus. Dann denke ich: „Da müssen wir etwas unternehmen.“ Oder ich sage: „Das sieht nicht gut aus, aus welchen Gründen auch immer.“ Aber wenn das Gottes Werk ist, dann bitte ich um Weisheit und vertraue darauf, dass Gott etwas tun kann.
In Beziehungen denken wir manchmal: „Das kann nicht mehr gut gehen.“ Aber was kann ich tun, um das zu ändern? Oder ich gehe zu Gott und sage: „Herr, diese Beziehung ist eine Katastrophe, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich vertraue darauf, dass du eingreifst.“
Es ist so entscheidend, nicht nur mit unseren Lippen zu bekennen, sondern wirklich mit Gott zu rechnen.
Davids Gebet um Gottes Kraft als Lebensquelle
Ein ganz Letztes noch, das gefällt mir besonders. David bittet, soweit mir bekannt ist, nie direkt um Kraft. Er betet nicht: „Herr, bitte gib mir Kraft.“ Es kann sein, dass es irgendwo steht, aber was mir mehr auffällt, ist Folgendes:
In den Psalmen, zum Beispiel in Psalm 28, Vers 7, betet David: „Der Herr ist meine Stärke und mein Schild.“ David sagt nicht: „Herr, gib mir ein bisschen Stärke.“ Er sagt: „Herr, du bist meine Stärke“, weil er weiß, dass Gott sein Leben ist. Nicht: „Ich habe mein Leben“, wie Hans Peter Reuer sagt, „aber Herr, es wäre nett, wenn du mir noch ein bisschen extra Kraft gibst, weil heute wird es ein bisschen hart.“ Nein, David sagt: „Herr, du bist meine Kraft und meine Stärke.“
In Psalm 118, Vers 14 heißt es: „Meine Stärke und mein Gesang ist Gott.“ Moses hat in 2. Mose 15, Vers 2 gebetet: „Meine Stärke und mein Loblied ist Gott.“ Jesaja sagt in Jesaja 12, Vers 2: „Siehe, Gott ist mein Heil.“ Er sagt nicht, Gott gibt ihm Heil, sondern: „Er ist mein Heil.“
Ein schöner Vers für unsere Kletterfreizeit ist Habakuk 3, Vers 19: „Der Herr, der Herr ist meine Kraft; denn hirschengleich macht er meine Füße, und überhöhen lässt er mich einherschreiten.“ Er ist meine Kraft.
Der Unterschied ist enorm: Solange ich um Kraft bete, bleibe ich Herr meines Lebens und möchte nur ein bisschen extra Kraft von Gott. Wenn ich aber sage: „Herr, du bist meine Kraft“, dann ist er mein Leben.
Das ist so ähnlich wie am Flughafen: Du willst fliegen und gehst zum Lufthansa-Schalter, der ja auch zur Austrian Airlines gehört. Du fragst beim Einchecken: „Könnt ihr mir helfen zu fliegen?“ Die Antwort lautet: „Nein, wir können dir nicht helfen zu fliegen, aber wir können dich fliegen.“ Du musst nicht mit den Händen flattern oder dich leicht machen. Sie fliegen dich.
Wenn du dann im Flugzeug sitzt, brauchst du dich auch nicht abstützen, weil du jetzt ein bisschen fliegen musst und sie dir helfen. Nein, du musst dich nur hinsetzen und dich fliegen lassen. Flugzeuge helfen dir nicht zu fliegen, sie fliegen dich.
Gott hilft dir nicht nur, dein Leben zu leben, er ist dein Leben. Und das ist der Unterschied. Dafür steht in den Psalmen diese Abhängigkeit, dieses Erkennen: „Ich bin schwach, aber mein Gott ist stark. Auf ihn will ich hoffen.“
Schlussgebet und Dankbarkeit für die Lektionen aus Engedi
Bitte noch, lieber Vater, ich danke dir für Engedi, für den Ort, an dem Joschafat zu dem Punkt kam, an dem er sagte: Herr, wir können nichts ausrichten gegen diese Feinde. Wir haben keine Kraft, aber wir haben dich, und du bist unsere Stärke.
Und Vater, danke für deine Antwort, die du Joschafat gegeben hast. Du hast gesagt, dass du für sie kämpfst, dass es dein Kampf ist und nicht unserer.
Danke für das Beispiel von David in Engedi, Herr, wo er nicht versucht hat, Lebensumstände zu manipulieren, um sie zu seinen Gunsten zu verändern, obwohl es unrecht gewesen wäre. Danke, Vater, für sein Vertrauen in dein Handeln, für sein Warten auf deinen Zeitpunkt und sein Fragen nach deinem Willen.
Danke, dass David nicht nur von einem Gott gesprochen hat, sondern wirklich mit dir gerechnet hat. Er hat auf dich gebaut.
Vater, das wünsche ich mir für mich. Ich bete dasselbe für meine Familie, meine Kinder, ich bete das für die Mitarbeiter und für jeden hier heute Abend. Dass wir nicht nur redende, bekennende Christen sind, sondern wirklich in unseren Lebensumständen auf dich bauen, auf dich hoffen und auf dich warten – auch in Leidenszeiten, wenn nötig – und nicht anfangen zu manipulieren.
Herr, danke, dein Wort ist die Wahrheit. Alles, was du sagst, Jesus, ist immer wahr, weil du die Wahrheit bist.
Danke für das, was wir lernen dürfen, auch von unseren Vätern im Alten Testament.
Ich lege dir unser Leben hin, unser ganzes Sein, im Namen Jesu und danke dir für dein Dasein. Amen.
