Ankunft und Verkündigung in Philippi
Paulus ist nach Europa gekommen, nach Philippi, und verkündet dort die Botschaft: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab.
Es entsteht ein furchtbarer Tumult, der damit endet, dass Paulus und Silas gegeißelt und ins Gefängnis geworfen werden. Der Kerkermeister nimmt die Sache sehr ernst. Er sperrt sie ins innerste Gefängnis und legt ihre Füße in den Stock.
Nun kommt der Text, den wir heute besprechen. Zuvor muss ich noch sagen: Um Mitternacht lobten Paulus und Silas im Gefängnis Gott.
Dann geschah Folgendes: Schnell ward ein großes Erdbeben. Die Grundfesten des Gefängnisses bewegten sich, alle Türen wurden aufgerissen und alle Bande lösten sich.
Als der Kerkermeister aus dem Schlaf erwachte und sah, dass die Türen des Gefängnisses offen standen, zog er sein Schwert und wollte sich selbst töten. Er dachte, die Gefangenen seien entflohen.
Paulus aber rief laut: „Tu dir nichts Übles, wir sind alle hier!“ Er forderte ein Licht, sprang hinein und zitternd fiel der Kerkermeister Paulus und Silas zu Füßen.
Er sprach: „Liebe Herren, was soll ich tun, damit ich selig werde?“ Sie antworteten: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig.“
Dann beteten sie: „Herr, heilige uns in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.“ Amen.
Die existenzielle Bedrohung und geistliche Dimension
Das ist eine verwirrende und unheimliche Geschichte. Ist Ihnen bewusst geworden, dass all die Menschen, die hier vorkommen, an der Todesgrenze entlanggehen? Das Erdbeben – es fehlt nicht viel – und Paulus mit all den Gefangenen wird im Gefängnis verschüttet. Die Grundfesten des Gefängnisses bewegten sich. Es ist nur eine Nuance, und dann liegen sie unter Trümmern.
Da ist der Gefängnisdirektor, der einen sehr handfesten, ernsthaften Selbstmordversuch unternimmt. Es ist eine unheimliche Geschichte, in der alle Menschen an der Grenze des Todes entlanggehen. Eigentlich könnte man hier schon einmal innehalten und darüber nachdenken, dass das für uns alle gilt. Wissen Sie, ob Sie im nächsten Jahr noch am Leben sind? Unser ganzes Leben geht eigentlich immer an der Grenze entlang, dort, wo der Tod ist.
Oder etwas anderes in dieser Geschichte: Man muss ja blind sein, wenn man nicht sehen wollte, wie hintergründig diese Geschichte ist. Da ist doch sichtbar der Teufel am Werk, den Jesus genannt hat: einen Mörder von Anbeginn. Er will den Boten Jesu umbringen. Die Hölle hat Angst vor dem Zeugnis von Jesus. Er soll verstummen, verschüttet werden. Und als das nicht gelingt, möchte er wenigstens den Kerkermeister, der auf dem Weg ist, ins Verderben reißen.
Da ist der Teufel am Werk, wie er heute am Werk ist. Wenn ich Leute treffe, die sagen, sie glauben nicht, dass es einen Teufel gibt, sage ich: „Na, doof bleibt doof, da helfen keine Pillen.“ Verzeihen Sie, dass ich so grob spreche, aber man muss ja blind sein, das nicht zu sehen. Ich weiß, morgen bekomme ich wieder drei Briefe, in denen steht, ich hätte es nicht sagen sollen. Aber ich sage es trotzdem.
Liebe Freunde, da ist der Teufel am Werk in dieser Geschichte, und nicht nur das – noch viel stärker und das spüren wir ja alle – hat der lebendige Gott in dieser Geschichte seine Hand im Spiel. Unheimlich im Spiel.
Was ist das für eine hintergründige Geschichte? Man hat das Gefühl, das sind ja nur die Statisten, die Leute vorne. Doch hinter den Kulissen erringt Gott Siege über das Reich der Finsternis. Das Eigentliche geschieht hinter den Kulissen. Eine merkwürdige, unheimliche und verwirrende Geschichte.
Fragen und Rätsel der Geschichte
Wissen Sie, Fragen über Fragen stellt uns diese Geschichte. Zum Beispiel Paulus: Ihm wurden die Füße in den Stock gelegt. Gut, wenn schon das geschieht und durch das Erdbeben die Türen aufgerissen werden – aber wie kommen seine Füße aus dem Stock? Das weiß ich nicht.
Oder wie gelingt es ihm in der kurzen Zeit, all die anderen Gefangenen davon abzuhalten, wegzulaufen? Ich war im Gefängnis, Herr Bobmann griff im Gefängnis ihr Leben an. Ich weiß, wie wir auf den Moment gewartet haben, nicht darauf, dass das Gefängnis getroffen wird und die Chance da ist. Wie ist es ihm gelungen, die Gefangenen zu überreden, drin zu bleiben?
Wie kommt der Kerkermeister auf die Idee zu fragen: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“ Viele von Ihnen haben den Schock erlebt, aber das war nicht ihre Reaktion. Sie hätten ihn doch nicht einfach so gefragt: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“ Fragen über Fragen tauchen in dieser Geschichte auf.
Wie sollen wir mit einer so merkwürdigen, unheimlichen und verwirrenden Geschichte fertigwerden? Ich habe sie diese Woche immer wieder gelesen, und da ging mir plötzlich auf: Mensch, diese Geschichte handelt nur von einem einzigen Thema – von einem einzigen Thema nämlich, wie der himmlische Vater, der lebendige Gott, einen Menschen zu Jesus zieht. Wie Gott einen Menschen, den Kerkermeister, zu Jesus zieht.
Das will die Bibel erzählen. Alles andere lässt sie ruhig offen, lässt uns ruhig mit unseren Fragen sitzen. Sie will uns zeigen, wie Gott einen Menschen zu Jesus zieht. Jesus hat gesagt: „Niemand kann zu mir kommen, es ziehe ihn denn der Vater.“ Ich könnte predigen wie ein Engel vom Himmel, aber ich kann keinen Menschen zum Glauben bringen, wenn der Vater ihn nicht zieht.
Und jedes Mal, wenn es geschieht, dass Gott durch sein Wirken einen Menschen zu Jesus, zu seinem Heiland, seinem Erlöser, seinem Erretter zieht, ist das ein Gnadenwunder, ein göttliches Gnadenwunder – das Größte, was es geben kann. Größeres gibt es nicht.
An dem Kerkermeister hier ist es geschehen. Und wie habe ich für Sie alle, für meinen lieben Jungen hier, den Wunsch, dass ihr das in eurem Leben erfahrt: wie der Vater Menschenherzen zu Jesus zieht.
Wie der himmlische Vater Menschen zu Jesus zieht
Der himmlische Vater zieht zu Jesus – wie macht er das?
Erstens: Er nimmt alle Sicherheit weg. Er nimmt wirklich alle Sicherheit weg.
1. Er nimmt alle Sicherheit weg
Ich möchte das dem Kerkermeister deutlich machen. Ich hole noch einmal etwas weiter aus.
Sehen Sie, Paulus kommt nach Europa mit der gewaltigen Botschaft, dass Gott den Himmel zerrissen hat und seinen Sohn gegeben hat. Dass dieser für uns gestorben ist, damit Sünde vergeben werden kann, Frieden mit Gott gefunden werden kann und die Tür zum Leben offensteht.
Aber diese Botschaft hat auch Humor. Es spricht nicht für die Kirchen, dass so wenig Humor im Evangelium zu finden ist.
Es gibt einen Volksaufstand, und der ungerechte Richter lässt Paulus auspeitschen und übergibt ihn dem Kerkermeister. Meine Freunde, der bekannte Werner Münsterpfarr Lüthi – manche kennen ihn vom Kirchentag – hat eine wundervolle Schilderung dieses Kerkermeisters gegeben. Man sieht ihn richtig vor sich.
Ich bin ihm oft in diesem Typ begegnet. Dieser Kerkermeister ist ein Gerechter. In dieser Gefängniswelt der Ganoven ist er der Mann mit der weißen Weste. So wie Sie der Mann mit der weißen Weste sind, meint er wenigstens.
Und er ist sich seiner Gerechtigkeit bewusst. Ich zitiere wörtlich Lüthi: Er ist sich seiner Gerechtigkeit bewusst, das zeigt sich an der Art, wie er die Neueingelieferten behandelt. Er lässt die blutig geschlagenen Glieder der Halbtoten in den Pflock spannen. Wahrlich, er tut gründliche Arbeit.
Wenn man ihm begegnet, steht auf seinem Gesicht geschrieben: Jawohl, ich tue meine Pflicht. Ich lasse mich weder durch Mitleid noch durch Sentimentalität bewegen, meine Pflicht nicht zu tun. Er ist der Gerechte.
Und dann geht er in seine Privatwohnung und schläft den Schlaf des Gerechten. Meine Freunde, er ist ein Mann, ein sicherer Mann, mit einer sicheren Position in der gesicherten Welt. Er ist das Ideal des westdeutschen Bürgers.
Die Parteien kämpfen heute darum, uns so zu sehen: als sichere Menschen in einer sicheren Position in der gesicherten Welt. Aber nein!
Und dann wird er plötzlich geweckt. Dann bebt die Erde. Dann fällt Kalk von den Wänden, und Türen krachen zusammen, eiserne Türen. Auf einmal ist die Welt gar nicht mehr sicher, alles ist unsicher geworden.
Dieser Mann ahnt plötzlich etwas. Dass sich jetzt einer meldet, den er ganz vergessen hat. Von dem es im Psalm 104 heißt: Gott schaut auf die Erde, und sie bebt.
Es ist schon eine Sache, wenn ein Mensch plötzlich merkt: Der ist ja auch noch da. Ein Blick von ihm genügt, und alle unsere Sicherheiten krachen zusammen.
Ich muss Ihnen ein Erlebnis erzählen, das, wenn ich einmal eine Biografie schreibe – was ich aber nicht vorhabe –, eine große Rolle spielen würde.
Kurz nach dem Krieg hatte ich eine große Evangelisation in der Tübinger Stiftskirche. Es war interessant vorbereitet, von Professoren wie Professor Karlheim bis zur Heilsarmee, die alle mitmachten. Eine riesige Versammlung in der Tübinger Stiftskirche, ein Kind weiß, dass dort eine Unmenge Menschen hineingehen.
Eines Abends begann ich meinen Vortrag so: Heute ist mir ein Mann begegnet, der hat mich auf der Straße gestellt und patzig gesagt: "Herr Pastor, mit Ihren religiösen Reden bewegen Sie sich in den Wolken. Man sollte mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben."
Da habe ich dem Mann gesagt: Welchen Boden meinen Sie eigentlich, auf dem er bleiben soll? Haben Sie noch gar nicht gemerkt, dass der Boden unter uns wackelt? Haben Sie nicht bemerkt, dass Gott den Boden jeden Augenblick unter uns wegziehen kann?
In dem Augenblick dachten Sie, es bebt, die Erde bebt. Das gibt es in Süddeutschland manchmal, auf dem Bodensee herum, so ein Erdstoss. Immerhin stark genug, dass die ganzen Lichtleitungen zerreißen und wir im Stockdunkeln sitzen – in der riesigen Versammlung.
Und dann kommt Unruhe auf, wenn jetzt ein paar Brocken aus dem Gestein fahren. Die Sache hat auf viele Menschen einen tollen Eindruck gemacht. Es war, als wollte Gott mein Wort bekräftigen.
Viele Menschen spürten in dem Augenblick, dass Gott wirklich den Boden unter unseren Füßen wegziehen kann. Dass wir ganz und gar in seine Hand gegeben sind. Dass unser Umgang mit Gott ein wahnwitziges Unternehmen ist, mit dem wir so leichtfertig spielen.
Wie wird das erst sein, wenn das geschieht, was im Propheten Jesaja steht: dass die Erde taumelt wie ein Betrunkener oder wie eine Hängematte, wenn die Gräber sich öffnen?
Und die Toten stehen auf, und Gott schaut die Erde an, und sie vergeht. Die Toten stehen vor dem Thron.
Ich sage immer wieder: Wenn mir jemand sagt, das glaube ich nicht, antworte ich: Warten wir es ab. Sie haben recht, nur die Bibel. Wir können ja abwarten.
Wohl dem Menschen, der über die Tatsache erschüttert wird, dass unter uns einmal der Boden beben kann. Also auch bildlich gesprochen: Wissen Sie, dass es hier keine sichere Position in der sicheren Welt gibt? Wohl dem, der darüber noch erschüttert werden kann.
Der Kerkermeister fuhr davon erschüttert. Als er aus dem Schlaf erwachte, wachte er nicht nur aus dem äußeren Schlaf auf, sondern auch aus einem geistlichen Schlaf.
Da spürte er zum ersten Mal die Realität und Wirklichkeit Gottes. Und, meine Freunde, da fing es an, dass der Vater den Mann zu seinem Sohn zog, zu Jesus.
Das Zweite: Wie zieht Gott Menschen zu Jesus? Er führt sie in eine Sackgasse.
2. Er führt sie in eine Sackgasse
Sie wissen, was eine Sackgasse ist. Heutzutage steht meistens ein Schild davor, sodass man es schon weiß. Aber wie oft ist es passiert, nicht wahr, dass man fröhlich in eine Straße oder einen Weg einbiegt? Bei meinen Wanderungen passiert mir das oft. Es ist schön, aber meistens gehe ich nur halbwegs hinein, und dann endet der Weg plötzlich in einer Sackgasse.
Nun ja, in so einem Fall kann man umkehren. Doch ich las in den Berichten von der Sturmflut in Hamburg, wie einige Leute vor dem steigenden Wasser flohen. Plötzlich gerieten sie in eine Sackgasse. Als sie umkehren wollten, war das Wasser inzwischen gestiegen, sodass sie nicht mehr zurückkamen. Eine Sackgasse, aus der man nicht mehr entkommen kann.
Sehen Sie, so führt Gott Menschen manchmal in eine Sackgasse, aus der kein Zurück mehr möglich ist. Man steht plötzlich am Ende seiner Wege. So erging es dem Kerkermeister, von dem im ersten Kapitel gesprochen wird. Als ein sicherer Mann in einer sicheren Position und in einer sicheren Welt ging er schlafen. Doch dann wachte er auf und sah, dass alle Gefängnistüren aufgerissen waren.
Er konnte nicht anders denken, als dass natürlich jeder Gefangene darauf aus war, seiner harten Hand zu entkommen – sie waren weg. Und wissen Sie, im römischen Bereich wurde da nicht viel nachgefragt. Er war verantwortlich. Waren die Gefangenen weg, gab es keine großen Untersuchungen, warum oder wieso. Er war haftbar.
Und so sieht der Mann plötzlich vor sich selbst den sicheren Mann, Richter und Henker, und Schande. Fertig, kein Ausweg mehr. Die Gefangenen sollten zusammengetrieben werden, doch die Türen standen offen. Plötzlich in der Sackgasse, aus der kein Zurück mehr möglich war, sagt der Kerkermeister: „Es gibt noch einen Ausweg. Den mache ich selbst.“
Das ist die letzte große Täuschung des Teufels: Er sagt dem Menschen, es gäbe einen letzten Ausweg. Es ist sehr interessant, dass fast alle großen Persönlichkeiten des Dritten Reiches, als sie am Ende waren, in dieser Sackgasse den Weg zurück nach vorne wählten.
Wenn ich wüsste, dass das eine dämonische Unternehmung war, würde ich daran erkennen, dass sich der Teufel auftut und sagt: „Bitte, hier ist ein Ausweg! Nehmt die Giftkapsel, stürzt euch auf ein Schwert!“ Ich möchte in aller Deutlichkeit sagen: Wenn Sie ganz bestimmt in das Feuer des Gerichts und des Zornes Gottes laufen wollen, dann müssen Sie mit dem Selbstmord spielen.
Das ist die Täuschung, die der Teufel verbreitet: Er sagt, das sei noch ein Ausweg. Es gibt noch einen Ausweg. Jesus aber sagt: „Ich bin der Weg.“ Und wenn Sie meinen, das wäre für den Kerkermeister kein Weg gewesen, dann sage ich: Das war für den Kerkermeister der Weg. Doch er sah es noch nicht.
Gott wollte ihn auf diesen Weg führen. Gott wollte ihn führen, damit er erkennt, dass Jesus, der Sohn Gottes, sagt: „Ich bin der Weg.“ Diesen Weg wollte Gott ihm zeigen, auch wenn er ihn noch nicht sah. Er war noch blind, wie viele von uns blind sind und nicht erkennen, dass es nicht nur ein bisschen Religion am Rande ist, sondern die einzige Möglichkeit, überhaupt zu leben – der Weg, der einzige Weg: Jesus!
3. Er lässt die Botschaft von Jesus hören
Der Mann in der Sackgasse, meine Freunde – als ich ihn angesehen habe, fiel mir plötzlich ein anderer Mann ein. Einer, von dem ich diesen Jungs am Samstag vor Pfingsten in dem großen Zelt erzählt habe.
Er war ein gewöhnlicher Schuhmachermeister aus Herdecke, aber ein Mann, durch den Gott in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine große geistliche Bewegung gegeben hat. Diese Bewegung hinterlässt bis heute ihre Spuren.
Dieser junge Schuhmachermeister war anfangs ein gottloser junger Mann. Wenn seine fromme Braut ihm sagte, er möge sich zum Herrn Jesus bekehren, erwiderte er: „Hör auf, das ist nur für Frauen. Ich weiß allein, was ich zu tun und zu lassen habe.“ Das war seine feste Haltung.
Merkwürdig, wie solche Formeln durch Jahrhunderte bestehen bleiben. Wie oft habe ich den Satz gehört: „Ich weiß allein, was ich zu tun und zu lassen habe.“
Nun hatte er ein gutes Geschäft in Herdecke und eine nette Familie. Doch dann kam Gottes Eingreifen in seine Sackgasse.
Er ging eines Tages nach Hagen, um Leder zu kaufen. Dabei flog ein Staubkorn in sein Auge. Anfangs war das nicht schlimm, doch als er sich rieb, wurde es immer schlimmer. Er bekam rasende Schmerzen.
Ich will es kurz machen: Er ging zu einem berühmten Augenarzt, der ihm sagte, die Augen seien verloren. Es war eine Situation, aus der man nicht mehr herauskam, mit den medizinischen Mitteln der damaligen Zeit.
Verzweifelt kehrte er zurück. Er wollte arbeiten, aber konnte nicht, denn jede Bewegung verursachte ihm schreckliche Schmerzen. Er war ein junger Mann, der verzweifelte, weil er nicht mehr arbeiten konnte. Es gab damals keine soziale Hilfe. Die Familie versank langsam in Armut.
Es gab keinen Weg mehr vor und zurück. „Ich weiß allein, was ich zu tun und zu lassen habe“ – plötzlich wusste er es nicht mehr. Verstehen Sie? Da war die Sackgasse. Er wusste nicht mehr, was er tun oder lassen sollte.
Wenn Menschen diesen schönen Spruch benutzen, sage ich ihnen: Warten Sie ab, bis Gott sie in die Finger bekommt.
Dann geschieht es, dass dieser Mann in die Hände eines frommen Arztes kommt – ein Doktor Rauschenbach in Wuppertal. Er operiert ihm ein Auge heraus und rettet damit das andere.
Danach muss er wochenlang in einem dunklen Zimmer sitzen, mit Verband. In der Dunkelheit, im Alleinsein und in den Gesprächen mit diesem frommen Arzt geschieht es: Ihm geht innerlich ein Licht auf. Er erkennt, wie falsch und verloren sein Weg war, wie gottlos sein ganzes Wesen ist.
Da zieht ihn der Vater zum Sohn. Er sieht das Kreuz Jesu vor sich, wo der Sohn Gottes ihn mit Gott versöhnt, wo Jesus seine Schuld trägt und ihn loskauft.
Da glaubt er an den Sohn Gottes und wird von da an ein gesegneter Mann.
Meine verehrten und lieben Freunde, das ist Gottes Methode: Er zieht Menschen zum Sohn, zum Heiland, zu Jesus. Er macht sie ohnmächtig. Er führt sie innerlich oder äußerlich in solche Sackgassen, wie der Schuhmachermeister.
Ist jemand von Ihnen in einer solchen Situation, innerlich oder äußerlich, und weiß nicht mehr weiter? Dann hören Sie das Dritte: Wie zieht Gott zum Sohn? Wie zieht der himmlische Vater zu Jesus?
4. Er lässt die Botschaft von Jesus hören (Fortsetzung)
Ich sage, das nimmt alle Sicherheit weg, es führt in eine Sackgasse. Und jetzt kommt das Wichtigste, das Dritte: Er lässt die Botschaft von Jesus hören.
Es ist interessant, dass in diesem Augenblick der Kerkermeister die Botschaft empfängt: Jesus ist der Grund ewiger Freuden. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Kerkermeister überzeugt, dass seine Ganoven, die er aus dem Gefängnis sah, nicht in Ordnung seien. Oh, was sind das für Typen! Aber bei ihm selbst, da stimmt alles. Wenn er in den Rasierspiegel schaute, freute er sich: Siehe, wie hat mein Schöpfer mich so gut geschaffen!
So geht es ja den allermeisten Leuten. Diejenigen, die sich nicht rasieren, die Frauen, die sowieso nicht mehr in den Spiegel schauen: Sie sagen sich, mit mir ist alles gut und nett. Nun aber geschieht durch das Eingreifen Gottes in seinem Leben eine große Wende. Er weiß plötzlich: Bei mir stimmt es nicht, nicht bei den Gefangenen, ich bin der Mann, bei dem es nicht stimmt, nur meine Freunde.
Lassen Sie mich das so sagen: Ich würde mich völlig festfahren, wenn ich Ihnen jetzt psychologisch erklären wollte, wie dieser Mann plötzlich dazu kam, einen lebendigen Gott zu fürchten. Er war doch Heide, und nun hat er Angst vor den Gerichten Gottes. Was heißt hier psychologisch erklären? Gottes Wege mit der Seele sind etwas Wunderbares. Jedenfalls hat der Mann auf einmal nur noch eine einzige Frage, eine einzige: Was soll ich tun, dass ich selig werde? Wörtlich heißt das: Was soll ich tun, dass ich errettet werde?
Oh, meine Freunde, ich wünschte Ihnen, dass all die Fragen Ihres Lebens von dieser einen Ratfrage überstrahlt würden! Was soll ich tun, dass ich errettet werde von dem Zorn Gottes, von der Hölle, vor seinem Gericht, das jetzt über mich kommt? Was soll ich tun, dass ich selig werde? Und ich möchte mit führigen Buchstaben diese Frage in Ihr Herz hineinschreiben: Was soll ich tun, dass ich selig werde?
Was für dumme Fragen bewegen die Menschen und lassen ihr Leben vorübergehen, ohne dass sie je die Frage gestellt haben: Was soll ich eigentlich tun, dass ich selig werde? Die Frage aller Fragen stellt der Kerkermeister. Und wer beantwortet sie ihm? Da hat er plötzlich Vertrauen, dass Paulus antworten könnte. Ich weiß auch nicht genau, wie es dazu kam. Vielleicht, weil Paulus nachts Gott gelobt hatte: Mensch, der weiß was vom Seligsein. Oder wegen seines Einflusses auf die Gefangenen, oder seiner Ruhe, weil er nicht weggelaufen war. Ich kann es erklären, jedenfalls weiß er plötzlich, dass Paulus auf die Frage: Was soll ich tun, dass ich selig werde, antworten kann.
Paulus antwortet ihm: Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig. Und dann heißt es gleich in der Fortsetzung: Paulus sagt ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Haus sind.
Meine Freunde, wir fragen: Wie zieht Gott einen Menschen zu Jesus? Und ich antworte: Indem er ihm die Botschaft zukommen lässt. Jesus starb für dich, Jesus ist für dich auferstanden, Jesus ist aus der ewigen Welt gekommen und ist ein Heiland. In der Bibel steht: Der Glaube kommt aus der Predigt, die Predigt ist das Wort Gottes.
Lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen: Der Glaube kommt aus der Predigt. Es ist kein frommes Hobby, wenn Sie sonntagmorgens mal hierher kommen, um Pastor Busch zu hören. Der Glaube kommt nicht aus dem sonntäglichen Morgenspaziergang, der Glaube kommt nicht aus dem Ausgehen an der frischen Luft, sondern der Glaube kommt aus der Predigt. Es hängt lebendig daran, ob Sie Predigten hören.
Aber ich möchte Ihnen auch in aller Deutlichkeit sagen: Keine zehn Pferde bringen mich ein zweites Mal unter eine Predigt, in der nicht Jesus, der Sohn Gottes, für uns am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden, im Mittelpunkt steht. Gott schenke Ihnen, dass Sie Predigten beurteilen können, ob sie Speise oder Steine sind.
Der Glaube kommt aus der Predigt. Hier bekommt der Kerkermeister die Botschaft. Da war kein Talar, kein Altar und kein Mikrofon, kein Posaunenchor – es ging sehr primitiv zu in der Gefängniszelle. Das Äußere ist völlig gleichgültig, völlig gleichgültig. Entscheidend ist, ob diese wundervolle Botschaft erklingt, die nicht nur fürs Ohr, sondern fürs Gewissen ist: Du darfst zum Heiland kommen, Gnade finden und die Tür zum Leben öffnen.
Ich muss Sie zumindest darauf hinweisen, wie typisch der Kerkermeister fragt: Was soll ich tun? So fragen wir auch: Was soll ich tun? Jetzt frage ich Sie: Was wollen Sie tun, damit Sie selig werden? Welches Werk wäre wohl groß genug und ausreichend, dass man ein Kind Gottes wird? Welches Werk wäre groß genug, dass alle meine Sünden vergeben werden?
Was wollen Sie tun? So fragt ein wahnsinnigster Mensch und meint, er könne etwas tun. Und wenn ich mein ganzes Leben für Gott in den Tod gäbe, würde das nicht ausreichen, um eine Sünde zu vergeben und mich zum Kind Gottes zu machen.
Welches Werk wäre groß genug? Es gibt nur ein Werk, das mich selig machen kann: Das Werk, das der Sohn Gottes für mich getan hat, als er am Kreuz starb. Das kann ich nur noch im Glauben annehmen, indem ich mich diesem Heiland zu eigen gebe.
Sie können sich nicht selbst in den Himmel bringen. All Ihre Tugenden bringen Sie nur zur Hälfte. Nur das, was Jesus für uns getan hat, indem er unsere Schuld und Schmerzen auf sich nahm am Kreuz, bringt uns in Frieden mit Gott und zum Leben. Sein Werk, sein Werk.
Ich muss lesen: Der Kerkermeister wurde vom Vater zum Sohne, von Gott zu Jesus gezogen. Ist das bei Ihnen schon geschehen? Wenn Sie nach Hause gehen, müssen Sie sich mal fragen: Ist das bei mir schon passiert? Wer den Sohn Gottes hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht. Ist das bei Ihnen schon geschehen? Oder widerstreben Sie noch? Vielleicht widerstreben Sie diesem Ziehen Gottes?
Es ist ein wichtiges Gebet: Zieh mich, o Vater, zu dem Sohne! Damit dein Sohn mich wieder zu dir ziehe, dein Geist in meinem Herzen wohne und meine Sinne und mein Verstand regiere, dass ich den Frieden Gottes schmecke und fühle und dir darauf im Herzen singe und spiele.
Wir wollen beten: Ja, Herr, das wollen wir dich bitten, das wollen wir dich bitten, zieh mich, o Vater, zu dem Sohne!