Liebe Kinder, jetzt müsst ihr gut aufpassen. Gestern habe ich euch eine Frage gestellt – nein, ich habe euch gesagt, dass ihr euch etwas merken müsst. Es sind zwei Dinge, die ihr euch merken sollt.
Was muss man tun, um gerettet zu werden? Kennt ihr die Antwort noch? Genau, es sind zwei Dinge: etwas mit dem Mund und etwas mit dem Herzen.
Was muss man mit dem Mund tun? Könnt ihr mir helfen? Richtig, mit dem Mund muss man den Herrn anrufen, zum Beispiel „Herr Jesus“.
Und was muss man mit dem Herzen tun? Was meint ihr? Ja, ihr wisst es schon, ich weiß es auch. Genau, mit dem Herzen muss man glauben.
Morgen werde ich euch noch einmal danach fragen.
Einführung in das Thema: Die Zukunft Israels im Römerbrief
Wir haben gestern Römer Kapitel 10 gelesen, und es war recht umfangreich. Es ging um die Ursache, warum Israel verworfen ist oder teilweise verworfen wurde.
Heute, in Römer Kapitel 11, geht es um die Frage, wie es mit der Zukunft Israels aussieht. Insgesamt behandeln die Kapitel 9 bis 11 im Römerbrief die Zukunft Israels.
In Kapitel 9 wird das Problem der Verwerfung Israels beziehungsweise der teilweisen Verwerfung dargestellt. Kapitel 10 erklärt die Ursache dieser teilweisen Verwerfung. In Kapitel 11 werden die Grenzen der teilweisen Verwerfung Israels aufgezeigt. Das bedeutet, dass die Verwerfung Israels nicht vollständig und auch nicht notwendigerweise endgültig ist.
Dabei geht es um die Frage, was mit denen geschieht, die zum ersten Volk Gottes, dem irdischen Volk Gottes, gehören, aber nicht zum zweiten Volk – das heißt, mit denen, die zu den Juden gehören, aber nicht an den Herrn Jesus Christus glauben.
Der Apostel Paulus geht auf diese Frage ein: Wie geht es mit Israel weiter, und wie hängt das mit den Verheißungen zusammen? Er hatte bereits in Kapitel 9 darauf hingewiesen. Wir wollen nicht vergessen, was er dort sagte: In Römer 9,6 heißt es: „Das Wort Gottes ist nicht hinfällig geworden, denn nicht alle, die aus Israel sind, sind Israel.“
Das bedeutet, dass die Verheißungen Gottes nicht ungültig geworden sind in Bezug auf Israel. Die Verheißungen werden nur für diejenigen erfüllt, die das wahre Israel sind – und das sind die Israeliten, die an den Herrn Jesus Christus glauben. Das hat Paulus schon deutlich gemacht.
In Kapitel 11 geht er noch einmal darauf ein. Er verwendet hier das starke Wort „Verwerfung“ oder „Verstoß“. In Vers 2 heißt es, Gott habe sein Volk nicht verworfen. Später, in den Versen 12 beziehungsweise 15, kommt das Wort „Verwerfung“ erneut vor. Das ist ein sehr hartes Wort, aber es ist nicht das letzte Wort.
Die Verwerfung hat Grenzen. Sie ist nur teilweise, wie er in den ersten zehn Versen erklärt. Außerdem ist diese Verwerfung Israels nicht notwendigerweise endgültig, wie er in den Versen elf bis...
Israels Verwerfung ist nur teilweise (Römer 11,1-10)
Wir wollen jetzt zuerst die ersten Verse lesen, Verse 1 bis 10, aus Römer 11. Dort wird erklärt, dass Israels Verwerfung nur teilweise ist.
Ich sage also: Hat Gott sein Volk verworfen? Das sei fern! Denn auch ich bin ein Israelit, aus dem Samen Abrahams und vom Stamm Benjamin.
Gott hat sein Volk nicht verworfen, das heißt, er hat es nicht aufgegeben, obwohl er es vorher kannte. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift über Elija sagt, wie er vor Gott für Israel eintritt?
Elija sagt: „Herr, sie töteten deine Propheten, sie gruben deine Altäre ab, und ich blieb alleine übrig, und sie trachten nach meiner Seele.“
Aber was antwortet Gott ihm? „Ich ließ mir übrig siebentausend Mann, die vor Baal das Knie nicht beugten.“
So ist also auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Gnadenerwählung geblieben.
Wenn aber die Gnade durch Werke kommt, ist sie nicht mehr Gnade. Sonst wäre die Gnade keine Gnade mehr.
Wenn aber die Gnade aus Werken ist, dann ist das Werk nicht mehr Werk.
Die Verwerfung und der Überrest Israels
Vers 7: Was ist also zu sagen? Israel strebte nach dem Ziel, erreichte es aber nicht. Die Erwählung jedoch erreichte es, während die übrigen verhärtet wurden. So steht es geschrieben: Gott gab ihnen einen Geist des Schlafes, Augen, die nicht sehen, und Ohren, die nicht hören, bis zum heutigen Tag. David sagt, ihr Tisch werde zur Schlinge, zum Fallstrick, zum Anstoß und zur Vergeltung. Ihre Augen seien verfinstert, damit sie nicht sehen, und ihren Rücken neige er beständig.
In diesen Versen geht es darum, dass Paulus zeigt, dass die Verwerfung des gesamten Volkes Israel nur teilweise ist. Er stellt zunächst die Frage: Hat Gott sein Volk verworfen? Nein, das sei fern. Nur ein Teil wurde verworfen, das Volk als Ganzes jedoch nicht. Dies beweist er zuerst an seinem eigenen Beispiel.
Er sagt: „Schaut auf mich“ (Vers 2), denn auch ich bin ein Israelit, aus dem Samen Abrahams, vom Stamm Benjamin. Für einen Israeliten endet die Zugehörigkeit nicht, wenn er sich bekehrt und Christ wird. Ein Israelit bleibt ein Israelit. Paulus war ein Israelit vom Stamm Benjamin und blieb es auch nach seiner Bekehrung.
Die Volkszugehörigkeit bleibt bestehen. Wer ein Sklave ist und zu Christus kommt, bleibt ein Sklave. Eine Frau, die zu Christus kommt, bleibt eine Frau; ein Mann, der zu Christus kommt, bleibt ein Mann; ein Deutscher, der zu Christus kommt, bleibt ein Deutscher; und ein Jude, der zu Christus kommt, bleibt ein Jude.
Im Galaterbrief sagt Paulus einmal: „In Christus ist weder Jude noch Nichtjude, weder Sklave noch Freier, weder Mann noch Frau. Sie sind alle eins.“ Das bedeutet jedoch nicht, dass sie aufhören, Mann, Frau, Sklave oder Jude zu sein. Er betont lediglich, dass wir in Jesus Christus alle gleich sind. Das Äußere bleibt bestehen. Man hört nicht auf, Jude zu sein.
Paulus bleibt also Jude. Ein Nichtjude, der zum Glauben kommt, wird kein Jude. Es ist also nicht richtig, wie manche lehren, dass man durch den Glauben an Jesus Christus ein Israelit wird. Paulus sagt das nicht. Wenn Heiden zum Glauben kommen, bleiben sie Heiden – gläubige Heiden. Wenn Juden zum Glauben kommen, bleiben sie gläubige Juden. Sie sind jedoch eins in Christus und haben alle Anteil am selben Heil.
Paulus stellt sich hier auf dieselbe Ebene mit den Israeliten nach dem Fleisch, denn er ist ein Israelit. Er gehört weiterhin zu diesem Israel nach dem Fleisch, obwohl er zugleich auch zum treuen und wahren Gottesvolk gehört, dem geistlichen Volk Gottes.
In Vers 2 sagt er, dass Gott dieses Israel nach dem Fleisch nicht völlig oder endgültig verworfen hat. Er nennt dieses Israel nach dem Fleisch weiterhin sein Volk. Gott hat sein Volk nicht verworfen.
Wir haben bereits gesagt, dass man Gottes Volk sein kann und doch nicht Gottes Volk sein kann. Das hat Paulus schon mehrfach betont. Der Ausdruck „sein Volk“, „Gottes Volk“, heißt nicht, dass sie gerettet sind. Natürlich nicht. Wenn sie den Messias Jesus Christus nicht angenommen haben, sind sie nicht gerettet.
Aber Gott hat sein Volk nicht verworfen. Das heißt, Gott hat sein Volk nicht preisgegeben und ihnen den Weg zum Heil nicht versperrt. Es ist also nicht so, dass in Jesus Christus die Nichtjuden zu Juden werden und die Christen die Rolle der Juden übernommen haben.
Man hört manchmal, Christen seien die neuen Juden oder das neue Israel. So steht es jedoch nicht geschrieben. Paulus weigert sich, Christen Juden zu nennen. Er nennt die Gläubigen der Kinder Abrahams zwar Beschnittene mit einer geistlichen Beschneidung, Priester und verwendet andere Bezeichnungen, aber nie nennt er sie Israeliten.
Wenn wir „Israeliten“ hören, denken wir an eine Volkszugehörigkeit, und diese hat sich nicht geändert. Heiden, die Christen werden, sind deshalb nicht Israeliten. Es gibt eine Lehre, die besagt, Christen ersetzen Israel. Wenn jemand zu Christus kommt, übernimmt er die Rolle Israels, und Israel gibt es nicht mehr. Jetzt gibt es nur noch Christen, die das neue Israel sind.
So lehrt der Apostel Paulus jedoch nicht. In Vers 2 heißt es, Gott verwarf sein Volk nicht, das er zuvor kannte. „Kannte“ ist hier mehr als nur Wissen. Das Wort „kennen“ hat in der Bibel verschiedene Bedeutungen.
Adam kannte Eva – das heißt nicht nur, dass er von Eva wusste, sondern dass er eine tiefe Beziehung zu ihr hatte. Wenn hier steht, Gott habe sein Volk im Voraus gekannt, betont das, dass Gott eine Beziehung zu diesem Volk hatte.
Gott erwählte dieses Volk in Jakob, erwählte Abraham, von Abrahams Söhnen Isaak, von Isaaks Söhnen Jakob und in Jakob die zwölf Stämme Israels. Diese zwölf Stämme sind das Gottesvolk, das Gott kannte und ihm vorauskannte. Dadurch, dass er sie als sein Volk erwählt hat, hatte er eine Beziehung zu Israel.
Gott hat sein Volk nicht verworfen. Gott hat seine Beziehung zu diesem Volk letztlich nicht aufgegeben.
Das Beispiel Elia und der Überrest Israels
Und jetzt kommt ein Argument aus der Zeit Elias. Er sagt hier: „Oder wisset ihr nicht, was die Schrift bei Elia sagt? Wie er vor Gott auftritt gegen Israel: Herr, sie töteten deine Propheten, sie gruben deine Altäre ab, und ich blieb alleine übrig.“
Elia dachte, er sei der Einzige, der noch übrig geblieben ist von dem Volk Israel. All die anderen waren in den Götzendienst abgefallen und hatten den Baal verehrt. Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? „Ich habe mir übrig gelassen siebentausend Mann, die das Knie nicht gebeugt haben.“
Siebentausend Mann waren noch da, und diese siebentausend Mann waren der Überrest Israels in jener Zeit von Elija. Diese siebentausend Mann bildeten das Kernvolk, das treue Israel, während Israel nach dem Fleisch abgefallen war. Doch das Israel nach dem Fleisch war dennoch noch Israel, auch wenn das eigentliche Volk nur noch aus siebentausend Menschen bestand.
Es gab also weiterhin das fleischliche Israel, auch wenn sie nicht errettet waren, natürlich nicht. Aber sie waren immer noch das Volk. Das wahre Volk Gottes bestand hier aus diesem Kern, diesen Treuen aus Israel. Sie waren gleichsam das Königreich Gottes. Dort hatte Gott noch regiert.
Gott war ja der König über sein Volk. Israel hatte eine Theokratie, das heißt, Gott ist König. Der irdische König sollte nur ein verlängerter Arm Gottes sein. Der eigentliche König im Volk Israel war immer Gott oder sollte es jedenfalls sein. So hatten wir also das Gottesreich, die Gottesherrschaft im Alten Testament, über diese siebentausend Mann. Die anderen hatten Gott nicht mehr als ihren König anerkannt.
So machten also diese siebentausend das Gottesreich aus, die Gottesherrschaft im Alten Testament. Nun sagt Paulus und zieht die Parallele zur gegenwärtigen Situation: „So ist also auch in der jetzigen Zeit ein Überrest entstanden, nach Gnadenerwählung.“
So wie es damals zur Zeit Elias einen Überrest von Treuen gab, in denen das Königreich bewahrt wurde, so gibt es jetzt noch einen Überrest von Treuen. Das sind die Israeliten, die den Messias angenommen haben. Das waren die Apostel und die anderen, die dann zum Glauben kamen. Am Pfingsttag waren es dreitausend und fünftausend, später zehntausend und mehr. Jakobus sagte später, zehntausende von Juden kamen zum Glauben.
Diese gläubigen Israeliten, die an den Herrn Jesus glaubten, waren der Überrest Israels. Es heißt hier: der Überrest nach Gnadenerwählung. Was heißt das? Das ist der Teil, der durch den Glauben an Jesus Christus zu den Erwählten gehört.
Durch den Glauben an Jesus Christus sind sie in Jesus Christus hineingekommen. Wir haben schon gelernt: Wenn man in Christus hineinkommt, dann gehört man zu den Erwählten. Wenn man nicht hineinkommen will, gehört man nicht zu den Erwählten. Sobald ein Mensch sich bekehrt, gehört er zu den Erwählten, weil Christus der Erwählte ist.
Christus ist der, den Gott erwählt hat. Er hat bestimmt, dass alle, die in Christus hineinkommen, alle Menschen, die sich eines Tages bekehren, in Christus hineinkommen. Sie werden in Christus versetzt, und wenn sie in Christus versetzt sind, dann sind sie in Christus Erwählte.
Die Bedeutung der Erwählung im Neuen Testament
Der Apostel Paulus – wenn ich das hier kurz ausführen darf – hat im ersten Thessalonicherbrief zu den Christen in Thessalonich gesagt, dass er Gott dankbar ist für die Gläubigen dort. In Vers 4 heißt es: „Wir wissen ja, Brüder, von Gott Geliebte, um eure Erwählung.“
Wie konnte der Apostel Paulus von der Erwählung der Thessalonicher wissen? Er sagt: „Wir wissen doch um eure Erwählung, dass unsere gute Botschaft nicht in Wort allein zu euch kam, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in viel Gewissheit, so wie ihr wisst.“ Das bedeutet, Paulus hat es selbst gesehen, wie sie erwählt wurden. Er war dabei, als Paulus das Evangelium verkündigte und sie es annahmen.
Paulus war Zeuge der Erwählung der Thessalonicher. Die Erwählung geschah in dem Moment, als sie in Christus hineinkamen. In diesem Augenblick wurden sie Erwählte, so muss man es ausdrücken. Denn wenn man in Christus hineinkommt, ist man ein Erwählter. Jesus Christus ist der Erwählte, und in ihm sind wir alle Erwählte.
Viele sind gerufen, viele sind berufen. Heute sind es sieben Milliarden Menschen, die gerufen sind, denn das Evangelium geht in alle Welt hinaus. Viele sind gerufen, aber wenige sind Erwählte. Wer sind diese Wenigen? Das sind die, die kommen.
Ein Beispiel: Meine Frau ist meine Erwählte. Wie wurde sie das? Sie hat Ja gesagt. Hätte sie nicht Ja gesagt, wäre sie nicht meine Erwählte. Also lag es an ihr. Meine Einladung kam, und jetzt lag es an ihr, denn sie hat die Einladung angenommen und wurde dadurch meine Erwählte.
Genauso ist es mit uns. Die Einladung Gottes ist der Ruf, und wenn wir den Ruf annehmen, dann werden wir Erwählte in Christus, weil Christus der Erwählte ist. Erwählt heißt übrigens auch geliebt. Meine Frau ist meine Erwählte, weil sie meine Geliebte ist. Sie ist mir sehr viel wert, und wir sind es auch füreinander.
Der Herr Jesus Christus ist dem Vater sehr viel wert. Wenn wir in Christus sind, dann sind wir dem Vater sehr viel wert. Christus ist der Erwählte für Gott, und jetzt sind wir in Christus kostbare Stücke für den Vater. Wir sind in Christus Erwählte für Gott.
Es liegt nicht an Gott, sondern an uns. Die Einladung ergeht an jeden Menschen. Das haben wir auch in Römer 9 gesehen. Dort heißt es vom Überrest nach Gnadenerwählung, dass alle, die die Einladung angenommen haben, erwählt sind. Alle aus den Israeliten, die den Ruf gehört haben, sind in Christus zu Erwählten geworden. Sie kamen zum besonderen Gottesvolk, zum zweiten Gottesvolk.
Für das zweite Gottesvolk wird man anders erwählt als für das erste Gottesvolk. Zum ersten Gottesvolk wird man durch eine Auswahl Gottes erwählt. Gott hat gesagt: Nicht Ismael, sondern Isaak. Und bei Isaaks Kindern hat er gesagt: Nicht Esau, sondern Jakob. Unabhängig von Werken und Abstammung hat Gott in seiner freien Wahl entschieden, wie die Linie seines Volkes in der Geschichte verlaufen soll. Das war die souveräne Erwählung Gottes im Alten Testament. So hat Gott sich sein Volk erwählt.
Zum geistlichen Volk, zum neuen Gottesvolk, wird man aber auf andere Weise erwählt. Die Einladung kommt an alle, und wer hereinkommt, ist ein Erwählter. In Offenbarung 17, Vers 14 heißt es: „Mit ihm waren Gerufene und Erwählte und Treue.“ Genau das ist die Reihenfolge: Gerufen, dann Ja gesagt, dann Erwählt und schließlich treu geblieben. Gerufene, Erwählte und Treue (Offenbarung 17,14).
Keine Erwählten ohne vorherige Berufung. Das Israel, das jetzt an den Messias glaubt, ist die Gnadenerwählung, der Überrest nach Gnadenerwählung. Dieses Israel, das an den Messias glaubt zur Zeit des Neuen Testaments, wird auch das Israel Gottes genannt. In Galater 6, Vers 16 lesen wir: „Friede sei über alle, die sich nach dieser Regel halten, über sie sei Friede und über das Israel Gottes.“
Über alle Gläubigen sei Friede, besonders aber über das Israel Gottes. Wer sind das Israel Gottes? Das sind die Israeliten, die sich zum Herrn gewandt haben. Dieses spezielle Volk ist der Überrest, genannt der Überrest nach Gnadenerwählung.
Die Heiden werden nicht als Israel bezeichnet. Wenn ein Heide sich bekehrt, sagt Gott nicht zu ihm, dass er das Israel Gottes sei. Nein, dieser Titel Israel Gottes wird für die Judenchristen reserviert.
Erwählung vor Grundlegung der Welt
Übrigens, vielleicht darf ich hier noch eine kurze Erklärung einfügen. Vielleicht denkt sich einer von uns: „Wir lesen hier in der Bibel immer wieder von der Bibel, der Bibel, der Bibel...“ Ja, aber Moment mal! In Epheser 1,4 steht doch, dass wir vor Grundlegung der Welt erwählt sind.
Ja, das stimmt, aber in Christus. In Epheser 1,4 heißt es: Gott hat uns in ihm für sich erwählt, vor Grundlegung der Welt. Als Gott sich den Christus hingestellt hat, sagte er: „Das ist mein Erwählter.“ Und als er sagte, dass in diesem Christus das ganze Volk, alle, die einmal an ihn gläubig werden, erwählt sein sollen, hat er im Voraus festgelegt, dass jeder, der an diesen Christus glaubt, in Christus ein Erwählter ist.
Deshalb kann Paulus sagen: Gott hat uns in ihm schon vor Grundlegung der Welt erwählt, weil er Christus vor Grundlegung der Welt erwählt hat. Christus ist der Erwählte. In Lukas 23,35 wussten das auch die Schriftgelehrten und die Pharisäer: „Steige er herab, der Erwählte, wenn er der Erwählte Gottes ist.“ Das war nur die Klammer, die ich noch hinzufügen wollte.
Nun gehen wir zurück zum Text.
Vers 5: So ist also auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Gnadenerwählung entstanden. Wenn aber durch Gnade, dann ist es nicht mehr aus Werken; sonst wäre die Gnade nicht mehr Gnade. Das ist klar. Man hätte sich ja denken können: Früher wollten wir durch Werke gerechtfertigt werden, aber jetzt ist es nicht mehr so, sagt Paulus. Früher ging das auch nicht, aber jetzt will er ihnen zeigen: Vom Evangelium her ist es nicht mehr so, wie du gedacht hast, dass du gerettet werden kannst. Vom Evangelium her ist es nicht mehr so, wie du denkst. Sonst wäre die Gnade nicht mehr die Gnade.
Vers 6 in der Mitte: Wenn aber aus Werken, dann ist es nicht mehr Gnade. Also, wenn jemand aus Werken gerechtfertigt werden will, dann kann er nicht aus Gnade gerechtfertigt werden. Wenn jemand mit seiner Leistung vor Gott Eindruck machen möchte, beruft er sich nicht auf Gnade, sondern auf Werke. Das geht nicht. Wir dürfen uns nicht auf Werke berufen, sondern nur auf Gnade.
Vers 7: Was ist also zu sagen? Wonach Israel trachtet, das erreichte es nicht. Hier wiederholt Paulus, was er in Kapitel 10 schon gesagt hat: Israel trachtete nach Gerechtigkeit, nach einer gesetzlichen Gerechtigkeit, hat sie aber nicht erlangt. Das heißt, sie haben keine Rechtfertigung bekommen, keine Gerechtigkeit; sie waren immer Sünder.
Sie trachteten nach der Gerechtigkeit Gottes, sie wollten gerecht werden vor Gott. Aber sie haben es nicht geschafft, sie haben es nicht erreicht. Aber die Erwählung erreichte es, die Gnadenerwählung – das ist diese Gruppe des Überrests, die an den Messias geglaubt hat. Die haben es erreicht.
Wie haben sie das erreicht? Weil Christus ihre Gerechtigkeit ist. Sie sind zu Christus gekommen. Christus ist das Gesetzesende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit, haben wir in Römer 10,4 gelesen. Also die Erwählung, diese Gruppe, steht hier für die Gruppe derer, die in Jesus Christus erwählt sind. Die Erwählung ist in Christus und nicht außerhalb von Christus.
Die Übrigen, heißt es weiter, wurden verhärtet. Warum wurden sie verhärtet? Weil sie den Messias verworfen haben. Sie haben immer wieder das Evangelium verworfen und auch die Apostel, die zu ihnen immer wieder gesprochen haben. Sie sagten: „Nein, wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ Und dann hat Gott sie verhärtet.
Die Übrigen wurden verhärtet, also durch Gott, wie geschrieben steht. Jetzt zitiert der Apostel einige Verse: Gott gab ihnen einen Schlafgeist. Wenn ihr also nicht hören wollt, dann sagt Gott: „Gut, dann gebe ich euch einen Schlafgeist. Dann werden eure Augen müde, Augen, die nicht sehen, und Ohren, die nicht hören – bis zum heutigen Tag.“
Bis zu der Zeit, als Paulus diesen Brief schrieb, im Jahr 57 nach Christus, waren immer noch die meisten Juden hart gegenüber dem Evangelium. David sagt: Es werde ihr Tisch zur Schlinge, zum Fallstrick, zum Anstoß und zur Vergeltung; verfinstert seien ihre Augen, um nicht zu sehen, und ihr Rücken sei immer gebeugt.
Also die Frage war: Hat Gott, indem er nur diejenigen angenommen hat, die an den Messias Jesus glaubten, die Übrigen völlig verworfen? Es sieht so aus. Aber jetzt kommt die Antwort: Nein! Im Überrest, in den wenigen, die übrig geblieben sind, hat er das Volk nicht verworfen.
Das heißt, er sagt: Schau, wenn Gott das ganze Volk verworfen hätte, gäbe es gar keinen Juden, der gläubig ist. Aber ich allein bin schon ein Jude, der gläubig ist. Folglich hat Gott sein Volk nicht verworfen. Gott handelt immer noch mit seinem Volk, aber nur mit diesem minimierten Rest, mit diesem kleinen Überrest.
Im Überrest geht also die Linie des Segens weiter. Paulus gehört dazu, ebenso die sieben von der Zeit Elias, und alle, die an den Messias glaubten, gehören dazu. Die anderen wurden verhärtet.
Dann geht Paulus jetzt zu einer weiteren Frage über. Aber bevor wir die nächsten Verse lesen, machen wir hier noch eine kurze Unterbrechung und singen ein Lied. Danach lesen wir die restlichen Verse.
