Einführung in die Fragestellung des Abends
Das Leben im islamischen Glaubensverständnis wird unter anderem durch die Hajj geprägt, die Pilgerreise eines Muslims nach Mekka. Dabei wurden nebenbei auch einige Aspekte erläutert, wie das Leben in einer islamischen Gesellschaft gestaltet ist.
Ich möchte dies nur als Ausgangspunkt für die Frage unseres Abends nehmen. Wenn wir heute mit Menschen sprechen – sei es auf der Straße, in der Schule, mit Nachbarn, Arbeitskollegen oder anderen Personen – begegnet uns häufig die Vorstellung, dass letztendlich alle Religionen gleich seien.
Es wird oft gesagt, dass es gar nicht darauf ankomme, an was oder an wen man glaubt, wie man lebt oder was man tut. In diesem Zusammenhang erscheinen wir als Christen manchmal als die Ignoranten, wenn wir sagen: Jesus Christus ist der Weg. Es gibt keinen Weg an Jesus Christus vorbei.
Wie gehen wir also damit um, wenn wir einem Menschen begegnen, der uns gegenüber behauptet, dass doch alles gleich sei? Der sagt, man könne genauso gut Hindu, Buddhist, Muslim, Jude oder Christ sein?
Die biblische Perspektive auf andere Religionen
Wenn wir in die Bibel hineinschauen, könnten wir ein Gespräch wie dieses sehr schnell beenden.
Im Alten und im Neuen Testament finden sich verschiedene Stellen, die die Ablehnung ganzer Religionssysteme thematisieren. So wird zum Beispiel das System der Ägypter oder Kanaaniter in Josua 2,14-15 und 2,24 abgelehnt. Ebenso werden einzelne Praktiken wie Totenbeschwörung, Kultprostitution, bestimmte Opferhandlungen und Ähnliches in der Bibel zurückgewiesen.
Wir sehen, dass die Zuwendung und Hilfesuchung bei einzelnen heidnischen Göttern im Alten Testament abgelehnt wird. Auch die Menschenverehrung wird als neue Form der Religiosität abgelehnt und vieles mehr.
Doch in einem Gespräch mit einem solchen Menschen wird uns all das nicht sehr viel weiterbringen. Denn dieser Mensch wird sagen: „Natürlich steht das vielleicht in der Bibel, aber die Bibel interessiert uns gar nicht. Andere Religionen sagen ja dasselbe von sich, doch in Wirklichkeit sind doch alle gleich.“
Und wenn wir ehrlich sind, dann würden wir selbst wahrscheinlich genauso reagieren.
Die Herausforderung des Glaubensgesprächs mit Andersgläubigen
Stellen Sie sich einmal vor, ein buddhistischer Wandermönch käme bei Ihnen zu Hause an die Haustür, sobald Sie wieder zuhause sind. Er sagt Ihnen: „Nun, das, was ihr glaubt, ist vollkommen falsch. Das stimmt alles gar nicht. Die Lehren der Buddhisten besagen, dass das so nicht stimmt. Buddha allein hat die Erkenntnis der vier edlen Wahrheiten gehabt, und nur so können wir das Ziel unseres Lebens erreichen.“
Wahrscheinlich würden Sie diesem Mönch nicht einfach glauben und sagen: „Schön, dass ich dich getroffen habe. Gut, dass du mir das gesagt hast. Ich werde ab jetzt eine gelbe Kutte tragen und buddhistischer Mönch oder Priester werden.“ Das würden Sie wahrscheinlich nicht tun.
Genauso, wie wir nicht erwarten, dass jemand für unser Leben einfach so zustimmt, können wir das auch nicht ohne Weiteres für jemand anderen tun – nur weil wir einen Bibelvers zitieren können.
Denn für den anderen sagt die Bibel ja nichts. Der andere glaubt nicht daran, dass die Bibel von Gott inspiriert ist. Deshalb können wir noch so viele Bibelverse zitieren, und es wird einem anderen erst einmal nicht viel weiterhelfen.
Wir sind vielmehr herausgefordert, unseren Glauben verständlich zu machen. Wir müssen zeigen, worin das Besondere unseres Glaubens liegt. Es gilt, Argumente und Gründe zu suchen und auf eine möglichst neutrale Art und Weise zu versuchen, das weiterzugeben, was wir natürlich in der Bibel finden.
Doch der Bibelvers an sich, nur weil er in der Bibel steht, wird den anderen nicht überzeugen.
Möglichkeiten und Grenzen der Glaubensvermittlung
Und so gäbe es nun verschiedene Möglichkeiten, zu zeigen, warum wir von der Bibel überzeugt sind und warum wir nicht Muslime oder Buddhisten geworden sind. Es sei denn, wir sagen natürlich: Ja, du hast Recht, an sich stimmt es, nur weil meine Eltern Christen waren, bin ich auch Christ geworden.
Wenn das der einzige Grund ist, dann müssten wir uns wirklich fragen lassen, ob wir nicht vielleicht etwas ignorant sind, wenn wir auftreten und sagen, das ist der alleinige Weg zu Gott und wir kennen gar keinen anderen.
Das wäre ungefähr so, als wenn jemand sagt, die erwachsene Fußballmannschaft der dritten Freizeit hier in Brake seien die besten Fußballer überhaupt auf der Welt. Und dann frage ich nach: Wie kommst du denn darauf? Die Antwort lautet: Das sind die einzigen, die ich bisher gesehen habe.
Nun wäre solch eine Art und Weise, einen Absolutheitsanspruch zu vertreten, natürlich in Frage zu stellen – genauso, wie wir das tun, wenn wir Menschen anderen Glaubens begegnen.
Die Rolle von Gefühlen und Wundern im Glaubensdialog
Wir könnten jetzt natürlich sagen, dass hier im christlichen Bereich unser Gefühl angesprochen wurde. Doch dann sagt uns ein Buddhist, ein Hinduist oder ein Muslim: „Ja, mein Gefühl ist auch angesprochen worden.“
Ich habe verschiedene Vertreter von Religionsgemeinschaften und Sekten gesprochen, die genau mit diesem Argument argumentiert haben. Vielleicht könnten wir sagen: „Ja, ich habe Wunder in meinem Glauben erlebt. Ich habe gesehen, wie Menschen auf einen Schlag gesund geworden sind. Das ist der Grund, warum der christliche Glaube richtig ist.“
Doch diese Argumentation funktioniert nur so lange, bis man die anderen Religionen näher kennenlernt. Dann merkt man plötzlich, dass es auch dort Wunder geben kann und dass auch dort Menschen geheilt werden.
Wir finden sogar Beispiele dafür, dass es in anderen Religionen Kräfte geben kann, die solche Wunder bewirken. Sogar in der Bibel finden wir Hinweise darauf. In 2. Mose 7,10-11 heißt es, dass andere Götter eine wirkkräftige Macht über die Menschen und ihr Leben haben können.
All dies kann natürlich ein Anstoß für den Glauben sein. Doch wenn wir genauer in die Bibel schauen, werden wir vorsichtig.
Die begrenzte Aussagekraft von Wundern
Wenn wir betrachten, was mit den Menschen geschehen ist, die die Wunder Jesu erlebt haben, und nur ein sehr kleiner Teil daraus geschlossen hat, dass Jesus der von Gott gesandte Messias ist, fällt uns etwas auf.
Denken wir an die zehn Aussätzigen, die geheilt wurden: Wie viele sind zurückgekehrt? Waren es vielleicht hundert, die zurückkamen, weil sie so begeistert von ihren Erlebnissen erzählten und alle sofort an Jesus Christus glaubten? Schließlich waren sie auf wunderbare Weise gesund geworden. Nein, was lesen wir? Nur einer kam zurück. Die anderen neun sagten zwar, es sei schön, gesund geworden zu sein, aber Jesus wurde schnell vergessen.
Wie ist es mit denen, die am Karfreitag riefen: „Kreuzige ihn! Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“? Das waren diejenigen, die eine Woche zuvor „Hosianna, das ist der König der Juden!“ geschrien hatten. Sie hatten Palmwedel auf die Straße geworfen und waren vielleicht bei der Speisung der Fünftausend dabei gewesen. Sie hatten gesagt: „Das ist unser König, den wir haben wollen.“ Doch diese Wunder wurden schnell vergessen, sobald sich die Stimmung drehte.
Daraus erkennen wir: Wunder sind kein eindeutiges Zeichen für die Absolutheit oder die Ausschließlichkeit des Anspruchs Jesu. Jesus ist nicht nur irgendein Wunderheiler, der umherzieht. Und letztlich glauben wir hoffentlich nicht allein wegen der Wunder an Jesus in unserer religiösen Überzeugung.
Die Pharisäer haben diese Wunder gesehen, die Juden haben sie gesehen, die Römer haben sie gesehen – und dennoch sind sie nicht Christen geworden, sondern haben gegen Jesus Christus gekämpft.
Wir sehen das an Stellen wie Johannes 12,37 oder Johannes 9. Dort wird deutlich, dass die Menschen die Wunder sahen, aber mit Ablehnung auf das reagierten, was Jesus tat.
Die Gleichheit der Religionen als Illusion
Ich glaube, wir sind an einer viel besseren Stelle, wenn wir nicht zuerst versuchen, durch solche Äußerlichkeiten den Glauben an Jesus Christus zu legitimieren. Vielmehr sollten wir diese Aussage erst einmal auf uns wirken lassen, im Kopf und auf der Zunge zergehen lassen: alle Religionen sind gleich.
Im Hinduismus gibt es dazu eine schöne Grafik, die ich leider nicht mitgebracht habe. Darin wird ein Elefant dargestellt. Die Religionen werden mit Blinden verglichen, die zu diesem Elefanten kommen. Der eine sagt, der Elefant sei wie eine dicke, feste Säule – und das sei der Elefant. Ein anderer meint, der Elefant sei wie ein langer, dünner Schlauch mit einem Loch, den man bewegen kann. Ein weiterer sagt, der Elefant sei wie ein Pinsel, der am Ende zerfasert und dünn ist, mit dem man etwas streichen kann.
So erklären die Hinduisten, dass es mit allen Religionen ähnlich sei: Wir sind wie Blinde und können Gott gar nicht richtig erkennen. Der eine hat das Bein des Elefanten berührt, der andere den Rüssel, wieder ein anderer den Schwanz. Doch alle haben im Grunde dasselbe beschrieben.
Diese Argumentation der Hinduisten spiegelt auch die Ansicht vieler Zeitgenossen heute wider. Sie sagen, es sei doch ganz gleich, woran wir glauben. Jeder komme doch irgendwann zu Gott, alle Wege führten nach Rom.
Als Christen sollten wir jedoch nicht so ignorant sein, nur unseren Glauben als den allein wahren zu vertreten.
Die Unvernunft der Gleichsetzung unterschiedlicher Religionen
Nun, wenn wir mit diesen Leuten sprechen und sie fragen: „Wie handelst du denn in deinem Alltag? In deinem Alter, das du erlebst, ist es denn auch so, dass du sagst, Dinge, die auf Anhieb erst einmal unterschiedlich wirken, sind gleich?“ Wie sieht das zum Beispiel aus mit dem Schüler, der in der Schule sitzt und seine Mathematikarbeit schreibt? Er bekommt sie vom Lehrer zurück. Unter der einen Arbeit steht eine Sechs, unter einer anderen eine Eins. Dann kommt er zum Lehrer und sagt: „Sie, Lehrer, Sie sind aber ganz schön ignorant. Ich habe doch auch nur Zahlen dort geschrieben, und das ist doch kein großer Unterschied. Ich habe sogar dieselben Rechnungen durchgeführt.“
„Ja, das Ergebnis ist ein bisschen unterschiedlich, aber Sie müssen doch tolerant sein, Herr Lehrer. Es geht doch hier um Mathematik, und da sind doch nur die Zahlen entscheidend, nicht das Ergebnis, oder?“
Ich merke, keiner von euch würde wahrscheinlich dieser Idee zustimmen. Keiner würde sagen, das ist richtig. Aber warum soll das in der Religion so sein? Wieso soll in der Religion, wo unterschiedliche Dinge vertreten und behauptet werden, alles gleich sein?
Nun sagt ihr vielleicht: In der Mathematik gibt es ja feste Regeln, da kann man nach genau bestimmten Regeln vorgehen. Wenn man diese einhält, muss man zu einem einheitlichen Ergebnis kommen. Aber dann gebe ich euch ein anderes Beispiel, wo es keine festen Regeln gibt. Wie sieht das zum Beispiel in der Politik aus? Das ist ja ein passendes Beispiel.
Da, wo wir auf die Bundestagswahl zugehen, tritt einer der Kandidaten auf und sagt: „Liebe Bevölkerung, liebe Deutsche, es ist ganz egal, was ihr wählt, die Hauptsache ist, ihr wählt. Ob CDU oder SPD, ob die DVP oder die Grünen, es spielt gar keine Rolle. Die Hauptsache ist, ihr wählt irgendeine Partei.“ Würde irgendeiner so etwas sagen? Nein. Sondern sie treten alle auf und sagen: „Diese anderen Parteien, das sind eigentlich nur Stimmvieh, das sind dumme Leute, die gar nicht wissen, worum es geht. Sie haben alles falsch gemacht in der Vergangenheit oder werden in der Zukunft alles falsch machen, je nachdem, von welcher Partei sie sind.“
Die sind also total hinterm Mond, dass sie überhaupt Politiker geworden sind. Sie hätten eigentlich in eine geschlossene Anstalt gemusst. So scheint es manchmal, wenn man die Auseinandersetzungen der Politiker mitbekommt. Aber gibt es denn irgendwelche Regeln in der Politik? Gibt es etwas, womit man berechnen könnte, welche Politik Recht hat? Trotzdem treten sie mit einem ziemlich starken Absolutheitsanspruch auf.
Ja, wieso ist das denn bei den Religionen anders? Gibt es da verschiedene Möglichkeiten? Oder nehmen wir das Staatssystem. Würdet ihr sagen: „Es ist doch ganz egal, also Hauptsache, wir haben irgendein Staatssystem, ob Monarchie, Diktatur, Oligarchie oder Demokratie?“ Keiner würde das sagen. Jeder von euch würde wahrscheinlich mit einiger Gewissheit sagen: „Die Demokratie halten wir für die optimale Staatsform, die ist gut und richtig.“ Aber es gibt keinen neutralen Maßstab, um so etwas behaupten zu können.
Und nun ist die Frage: Warum wollen diese Menschen in diesem Bereich sagen, dass Sachen, die vollkommen unterschiedlich sind, gleich sein sollen? In anderen Bereichen ihres Lebens würden sie das nie behaupten. Im Grunde steckt hinter dieser Aussage, alle Religionen seien gleich, ein Glaubenssatz.
Fragt einmal diese Menschen, wie sie dazu kommen, dass alle Religionen gleich sein sollen. Ihr werdet merken, ihr werdet kaum eine Antwort erhalten. Denn es gibt keinen Grund dafür. Wenn ich etwas kennenlerne, das von sich aus total unterschiedlich ist, wie kann ich überhaupt auf die Idee kommen, dass das gleich sein sollte?
Im Grunde ist es nur ein Glaubenssatz, dass ich sage: „Das, was da unterschiedlich ist – ihr alle, ihr Buddhisten, ihr Hinduisten, ihr Muslime – ihr wisst alle nicht Bescheid. Ich weiß Bescheid. Ihr sagt zwar, dass eure Sachen unterschiedlich sind, aber ich weiß, dass sie gleich sind.“
Wieso? Woher? Haben diese Leute eine Offenbarung von Gott gehabt? Wo doch diese Religionen von sich selbst aus stark voneinander abweichen?
Die Unvereinbarkeit der religiösen Ziele
Das ist ungefähr so, als wollten Religionen einen Weg zu Gott zeigen. Jede Religion will das: einen Weg zu einem Gott aufzeigen.
Nehmen wir an, ihr befindet euch in einer Alltagssituation, zum Beispiel im Urlaub. Nicht in Brake, sondern in einer großen Stadt im Ausland, sagen wir Paris. Ihr kommt an die Stadtgrenze von Paris, habt einen Stadtplan dabei und seht eine große Tafel, auf der ein weiterer Stadtplan abgebildet ist – so wie es manchmal üblich ist, um sich zu vergewissern, ob man auf dem richtigen Weg ist.
Ihr schaut nach und seht verschiedene Stadtpläne. Die Straßen verlaufen unterschiedlich, die Namen sind verschieden, aber nur der Name der Stadt ist gleich. Was würdet ihr in so einem Fall tun? Würdet ihr reagieren wie manche Menschen und sagen: „Es ist ja egal, woran du glaubst, such dir einfach den Stadtplan aus, der dir besser gefällt“? Würdet ihr den einen Plan abmontieren, der dort hängt, oder einfach den benutzen, den ihr gekauft habt? Ich glaube kaum.
Vernünftigerweise würde jeder von uns sagen: Von den unterschiedlichen Stadtplänen muss einer wahr sein, ein anderer falsch. Man kann doch nicht behaupten, es sei egal, welchen man benutzt. Dieses Beispiel ist auf die Religionen noch viel radikaler zuzuschneiden. Denn bei den Religionen geht es nicht nur um unterschiedliche Wege zu ihrem Ziel, nämlich zu Gott, sondern das Ziel selbst ist unterschiedlich.
Das heißt, wenn ich sage: „Egal, von wo ihr losfahrt und welchen Plan ihr benutzt, ihr kommt alle ans gleiche Ziel“, dann würde jemand sagen: „Michael, du hast heute zu lange in der Sonne gestanden.“ So etwas ist doch gar nicht denkbar. Wenn ich verschiedene Pläne, verschiedene Ziele habe und verschiedene Wege verfolge, und dann kommt jemand und behauptet, ihr kommt sowieso alle an denselben Platz – egal was ihr tut –, dann müssen wir sagen: Das ist total unvernünftig, das ist Unsinn!
Wir müssen diese Leute fragen: Wie kommt ihr dazu? Die Religionen beschreiben nämlich das, was sie als Gott oder als letztes Ziel ansehen, völlig unterschiedlich. Wenn wir zum Beispiel Brahman im Hinduismus betrachten, ist das eine Art unpersönlicher Urzustand, eine Urschwingung. Dort löst sich das Ich auf, ähnlich wie ein Tropfen, der vom Himmel fällt und im Ozean verschwindet.
Ist das dasselbe wie bei den Schlachten in der lärmerfüllten Walhall der Germanen? Dort sollen die Helden ihr Met und Bier trinken und zwischendurch auf eine ordentliche Schlägerei nach draußen gehen. Oder ist das dasselbe wie im Islam, der sein Paradies als ein Männerparadies beschreibt? Dort hat jeder Mann zehn Jungfrauen, die als „kuhäugig“ beschrieben werden – das soll besonders schön sein. Diese Jungfrauen bedienen die Männer ständig und werden jedes Mal, wenn ein Mann mit ihnen geschlafen hat, wieder Jungfrau. So bleiben sie ewig jung. Die Frauen spielen dort keine große Rolle, außer als Dienstleisterinnen für die Männer im Paradies.
Ist das dasselbe, was wir in der Bibel finden, wo die Menschen sich Gott im himmlischen Jerusalem unterordnen? Ist das alles dasselbe? Das Ziel ist doch völlig anders. Das, was erreicht werden soll, ist ganz verschieden: Einmal wird die Person aufgelöst, einmal ist man ein kriegslüsterner Held, ähnlich wie auf der Erde, und ein anderes Mal erhält man eine neue Natur, bleibt aber als Persönlichkeit erhalten.
Auch der Weg dorthin ist total unterschiedlich. Einmal heißt es, du musst so und so oft beten, bestimmte Wallfahrten machen, Opfer bringen, deine Persönlichkeit aufgeben, meditieren und so weiter. All diese unterschiedlichen Wege sollen alle zum selben Ziel führen?
Die Basis des christlichen Absolutheitsanspruchs
Wir merken schon: Selbst wenn wir an dieser Stelle der Diskussion wären, müsste unser Gesprächspartner langsam seine Karten auf den Tisch legen oder sagen: „Nun, also so sicher bin ich mir ja doch nicht.“ Aber selbst wenn nicht alle Religionen zum selben Ziel führen, warum weißt du dann, ob deine Religion die richtige ist?
Immerhin, wenn wir an diesem Ziel angelangt sind, dann sind wir schon ein großes Stück vorangekommen. Denn dann merken wir plötzlich: Nicht mehr ist es ganz egal, was du tust. Stattdessen sehen wir die verschiedenen Religionen in Konkurrenz zueinander. Die eine ist besser, die andere schlechter, die eine führt mehr zu Gott oder überhaupt in die Irre.
Wenn wir nun den Absolutheitsanspruch des christlichen Glaubens ansehen, müssen wir uns die Frage stellen: Worauf basiert dieser überhaupt? Ist es ein Absolutheitsanspruch, der auf der Vollkommenheit der christlichen Lehre beruht, sodass wir sagen können, da haben wir so tolle Glaubenssätze, die keine andere Religion hat?
Ich würde sagen: Nein. Wir können so viele Zitate aus der Bibel bringen, so viele Lehren aufstellen – das ist nicht das Besondere am christlichen Glauben. Denn dann könnte ich heute alle Lehren der Bibel kopieren und nur sagen: Ich bin der Messias, an den ihr glauben müsst. Ich bin von Gott gesandt, ich bin derjenige, an den ihr glauben müsst, und übernehme alle Lehren aus der Bibel. Ich sage: Ihr müsst nur an mich glauben, ihr braucht keine Taten zu tun, das Alte Testament ist wahr, was darin steht, ihr müsst euch an diese und jene Regeln halten.
Wo wäre dann der Unterschied? Wo wäre noch der Vorteil vom Glauben an Jesus Christus, wenn es nur an der Lehre hinge?
Oder vielleicht könnten wir sagen: Vielleicht liegt es an den tollen Christen. Nun, all diejenigen, die schon einige Jahre in irgendwelchen Gemeinden gewesen sind, werden gemerkt haben, dass Christen leider nicht immer so toll sind und auch nicht immer alle so vorbildlich, wie sie es sein sollten. Vielleicht müsste jeder von uns auch an die eigene Brust klopfen und sagen: Mein Leben sieht ja nun auch nicht so toll aus.
Also kann es nicht an der tollen Zahl der Christen liegen. Und wir werden sehen, es gab auch in anderen Religionen durchaus vorbildliche Menschen. Das ist nicht der Punkt.
Ist es vielleicht der Lokalpatriotismus, so ähnlich wie bei einer Fußballmannschaft? Ich kenne einfach nichts anderes.
Dabei müssen wir sehen, dass Jesus, der diesen Anspruch erhebt, viele Religionen kannte. Damals war das Römische Reich ein multikulturelles Reich. Es gab die antiken Religionen der Griechen und Römer, die Mysterienkulte aus dem Mittelmeerraum, Isis- und Osiriskulte aus Ägypten und so weiter.
Ich denke, wenn wir hier etwas näher nachfragen, müssen wir erkennen: Der Absolutheitsanspruch des christlichen Glaubens liegt nicht am System, nicht an den Menschen, nicht an der Geschichte der Kirche oder sonst irgendetwas. Er liegt an der Absolutheit der Person von Jesus Christus. Das ist das Entscheidende.
Woran benennen wir uns? Wir sagen ja nicht, wir sind Mitglieder der Kirche oder so etwas, wir glauben an die Bibel. Sondern: Woran glauben wir? Wir glauben an Jesus Christus.
Und weil in der Bibel etwas von Jesus Christus geschrieben ist und weil Jesus Christus diese Bibel autorisiert hat, gehen wir davon aus, dass die Bibel uns etwas vom Wort Gottes sagt. Es ist nicht so, dass wir sagen: Wir glauben an die Bibel, und weil zufälligerweise etwas in der Bibel von Jesus Christus steht, glauben wir an ihn.
Natürlich ist die Informationsquelle, die wir haben, die Bibel. Aber wenn dort ein Betrüger, ein Lügner oder ein Stümper beschrieben wäre, dann wäre keine Grundlage für unseren Glauben da.
Die Absolutheit unseres Glaubens hängt allein daran: Ist diese Person Jesus Christus glaubwürdig? Ist das, was wir darin erkennen können, eine Person, die einem Buddha, einem Mohammed oder einem Lao Tse überlegen ist? Ist da eine Person, die höhere Glaubwürdigkeit besitzt und verdient?
Dabei ist es ähnlich wie in einem Gerichtsprozess. Auch wenn ihr einen Angeklagten vor Gericht habt, hängt die Entscheidung letztendlich von der Glaubwürdigkeit des Zeugen ab. Die einen versuchen, diese zu erschüttern, die anderen versuchen, sie zu untermauern.
Ähnlich ist es, wenn wir uns neutral die Frage nach Jesus Christus stellen und seine Glaubwürdigkeit prüfen. Das sind die Aussagen pro, die es zu überprüfen gilt, und letztendlich hängt sehr viel davon ab.
Denn wenn die Aussage Jesu richtig ist: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; es gibt keinen anderen Weg zum Vater als nur durch mich“, dann heißt das, die anderen Religionen sind falsch.
Das würde bedeuten: Wenn ich Jesus Christus nicht folge, bin ich für alle Zeiten in der Ewigkeit verloren und getrennt von Gott.
Aber wenn er ein Betrüger ist, bedeutet das, dass ich mein Leben möglicherweise vertue – mit Nebensächlichkeiten, mit Dingen, die unwichtig sind, und mein Leben mit Dingen eng mache, wo es nicht notwendig wäre.
An dieser Frage hängt also viel, und deshalb ist es wichtig, sie den Menschen weiterzugeben.
Die Vielfalt religiöser Götterbilder und die Notwendigkeit persönlicher Begegnung
Ich habe hier noch ein paar Beispiele. Es ist wichtig, den Menschen solche Informationen weiterzugeben. Hier sehen wir verschiedene Formen von Gottheiten: zum Beispiel die Darstellung des Horus-Falken oder die Sonne als Göttin, die in Ägypten den Menschen verehrt wurde. Diese Beispiele zeigen die Unterschiedlichkeit der Gottheiten.
Wenn wir nun die Glaubwürdigkeit Jesu näher überprüfen wollen, hängt vieles davon ab, jemanden persönlich kennenzulernen. Wie soll ich die Glaubwürdigkeit einer Person einschätzen, wenn ich ihr nicht nahe bin? Das ist anders gar nicht möglich.
Wenn mich jemand fragt, ob zum Beispiel Mohammed Rabatti, der in Südafrika lebt und dort zehn Kinder hat, glaubwürdig ist, und ich kenne nur den Namen, wie soll ich dann eine Antwort geben? Das ist unmöglich. Ebenso ist es unmöglich zu sagen, ob Jesus Christus glaubwürdig ist oder nicht, wenn ich ihn nie kennengelernt habe oder keinen Kontakt zu ihm hatte.
Doch es ist möglich, diesen Jesus Christus kennenzulernen. Dabei muss ich nicht sofort sagen, dass man sich bekehren muss. Vielmehr kann ich objektiv prüfen, was Jesus von sich selbst sagt, wie er gelebt hat, was er getan hat und wie er die Welt verstanden hat. Stimmen seine Aussagen mit meiner eigenen Erfahrung und Wahrnehmung der Welt überein? Oder ist das etwas völlig Abwegiges, bei dem ich meinen Verstand ausschalten und alles, was ich wahrnehme, verleugnen müsste? Passt das, was ich erleben kann, zu dem, was Jesus gelehrt und getan hat?
Eine weitere wichtige Frage betrifft die Glaubwürdigkeit der Bibel: Wie zuverlässig sind die Berichte und Aussagen in der Bibel? Das können wir heute Abend nicht im Detail besprechen; das erfordert eine eigene Stunde. Wer sich dafür interessiert, dem sei zum Beispiel das Buch „Die Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments“ von F. F. Bruce empfohlen. Es bietet einen guten ersten Eindruck zu diesem Thema.
Die Einzigartigkeit von Jesus Christus im Vergleich zu anderen Religionen
Wenn wir jedoch betrachten, was Jesus gesagt hat, wie er die Welt verstanden hat und wie er uns erklärt hat, erkennen wir sehr schnell, dass viele seiner Aussagen anderen Religionen deutlich überlegen sind.
Zwar finden sich in anderen Religionen einzelne ähnliche Punkte, doch diese Kombination und die Vollkommenheit dessen, was wir in diesen Aussagen erfahren, gibt es nur bei Jesus Christus.
Ich möchte diesen Gedanken unter dem ersten Punkt zusammenfassen: Liebe und Tod als Mittelpunkte des Glaubens.
Liebe und Tod als Mittelpunkte des Glaubens
Werden von Jesus Christus verkündigt. Erst einmal die Liebe. So sehen wir als Kennzeichen der Christen in Johannes 13,34-35: Das Kennzeichen der Christen soll die Liebe sein. Daran sollen die Menschen erkennen, dass wir Gottes Kinder sind.
Im 1. Korinther 13 sehen wir, wie diese Liebe verstanden wird. Liebe ist tatsächlich die stärkste und am meisten verändernde Kraft in unserem Leben. Hass oder Gewalt wirken nur so lange, wie man sie durchsetzen kann.
Aber Liebe ist nicht von Durchsetzung oder Gewalt abhängig. Sie beruht nicht darauf, dass jemand Druck auf uns ausübt. Liebe ist etwas, das auf Dauer überwältigen kann. Sie treibt zu viel größeren Fähigkeiten und zu viel größeren Anstrengungen, als es irgendetwas anderes vermag.
Der Tod als letzte Grenze menschlicher Erfahrung.
Der Tod als letzte Grenze menschlicher Erfahrung
Der Tod ist etwas, das keine der Religionen überspringen kann – es sei denn, man glaubt an eine willkürliche Spekulation wie die Reinkarnation. Doch dafür gibt es keinen Beweis. Wenn ich behaupte, ich sei vor fünftausend Jahren unter dem Königreich Ramses II. gewesen und sein oberster Berater gewesen, wer könnte das überprüfen? Niemand. Jeder kann so etwas behaupten. Nur weil ich in Trance falle und Einzelheiten darüber erzähle, beweist das keineswegs die Wahrheit.
Buddha ist gestorben. Es wird zwar gesagt, dass er lange Zeit auf der Erde gelebt hat und später die Erleuchtung erfahren hat, doch wer weiß das wirklich? Er ist nicht zurückgekehrt – höchstens als Wiedergeburt vor vielen Tausend Jahren oder irgendwann in der Zukunft.
Wie aber verhält es sich mit Jesus Christus? Jesus Christus ist nachweislich gestorben. Nach drei Tagen ist er nachweislich wieder auferstanden. Die Menschen, die mit ihm gelebt hatten, haben ihn gesehen. Diese hätten ja wissen müssen, wer der Auferstandene ist. Damit haben wir eine eindeutige Überprüfung des Sohnes Gottes.
Hier wird deutlich: Der Tod ist überwunden. Das ist bei keinem anderen Religionsstifter der Fall gewesen. Alle anderen sind tot und nicht nachweislich erneut auf die Erde zurückgekehrt.
Ein weiterer Punkt betrifft die Realität der Welt.
Die Realität der Welt
Wenn wir uns anschauen, wie Jesus die Welt erklärt, in der wir leben, sehen wir, dass er die uns umgebende Welt als real darstellt. Diese Welt ist frei unserem Handeln und Denken unterworfen. Sie ist nicht einem Kismet oder Karma, also keinem Schicksal, ausgeliefert. Gleichzeitig wird sie aber auch nicht als generell unwirklich oder als vorgründige Illusion beschrieben, wie es uns der Hinduismus oder Buddhismus nahelegt. Dort heißt es oft, das Schlimmste sei, dass wir die Realität der Welt nicht erkennen.
Im Gegensatz dazu sagt Jesus nicht, dass wir alle eins sind – ich bin du, du bist ich, und du bist der Stuhl. Die Vorstellung, dass alles eins ist und nur die Unterscheidung der Welt das Leiden und das Schlechte in unser Leben bringt, findet sich bei ihm nicht.
In der Bibel sehen wir gerade in 1. Mose 1 und 2, dass Gott die Welt geschaffen hat – materiell und real. Wir sollen sie als solche annehmen. Materie ist nicht schlecht, sondern gut, weil sie von Gott gewollt ist. Am Ende der Schöpfung sagt Gott: „Es ist sehr gut“, was er geschaffen hat. Hier zeigt sich ein großer Unterschied zu den Vorstellungen, die die Welt als Illusion betrachten.
Das entspricht auch unserer Erfahrung. Wenn wir zum Beispiel über die Straße gehen und ein Auto kommt, das uns anfährt, erleben wir diese Welt nicht als Illusion. Wenn wir im Krankenhaus aufwachen, unsere Beine gebrochen sind und Schmerzen haben, merken wir plötzlich: Das ist keine Illusion, das ist Realität, mit der wir zu tun haben.
Natürlich könnten wir versuchen, uns einzureden, dass es das alles nicht gibt. Vielleicht schaffen es Menschen nach langer Gehirnwäsche – vielleicht 20 Jahre –, zu glauben, die Welt sei nicht real. Aber ansonsten kommen wir nicht zu dieser Erkenntnis.
Als nächster Punkt folgt der persönliche Gott oder die Stille und Endlichkeit.
Der persönliche Gott oder die Stille und Endlichkeit
Wenn man sich einmal hypothetisch vorstellt, man versetzt sich in die Situation Gottes und denkt: Wie würde ich als Gott versuchen, mit den Menschen Kontakt aufzunehmen? Vorausgesetzt, Gott möchte das überhaupt. Wenn er es nicht will, können wir ihn ja nicht erkennen. Und wenn wir ihn nicht erkennen können, wäre es für uns vollkommen unwichtig und unsinnig. Dann könnten wir gar nichts über Gott wissen, und keine Religion wäre richtig.
Also nehmen wir an, Gott will Kontakt mit den Menschen aufnehmen. Was wäre wohl die beste Möglichkeit, spontan gedacht, für Gott, mit den Menschen Kontakt aufzunehmen? Vielleicht durch radioaktive Strahlen? Doch dann würden wir hier innerlich spüren, dass wir plötzlich Krebs bekommen, aber nicht verstehen, was Gott uns sagen will. Oder vielleicht durch die Sprache der Bienen, sodass wir genau hinhören müssten, um etwas zu erkennen. Oder vielleicht durch ultraviolette Strahlung oder durch Steine? Wie wäre das optimal? Hat jemand einen Vorschlag?
Ja, zum Beispiel könnte Gott sich in einem Stein zeigen und sagen: „Ich bin Gott.“ Der Stein fängt plötzlich an zu sprechen, und wir stehen davor und fragen: „Was ist da los?“ Wahrscheinlich hätten wir damit große Probleme. Tatsächlich denke ich, wenn wir uns das noch einmal hypothetisch vorstellen, wäre es am logischsten, wenn Gott sich als Mensch zeigt. Denn Menschen verstehen wir am besten. Delfine, Blumen oder Ameisen verstehen wir nicht so gut, aber andere Menschen können wir nachvollziehen. Wir spüren genau das, was sie spüren.
In der Bibel finden wir auch, dass Jesus ein Mensch war, in allen Dingen wie wir, nur ohne Sünde. Gott hat diesen Weg gewählt. Er hat die menschliche Sprache gewählt, nicht eine unverständliche Sprache. Er hat genau als Mensch gelebt, nicht als Gott, der vom Himmel herabschwebt, auf den Wolken steht und sagt: „Ihr Menschen, hört mir alle zu.“ Sondern er war auf der Erde, sodass die Menschen merken konnten: Hier ist ein Kontakt. Dieser Kontakt empfindet das, was wir empfinden. Er schwebt nicht über uns, sondern kennt unsere Probleme und Fragen. So hat er sich in unserem Leben offenbart und gezeigt.
Daran sieht man einen riesigen Unterschied zu dem, was wir in anderen Religionen finden. Dort geschieht es oft durch Meditationen: Man sitzt da, meditiert, spürt innerlich etwas, ein Licht geht auf, und plötzlich hat man eine Erleuchtung. Ich habe einmal mit einem Professor gesprochen, der so eine Erleuchtung erlebt hat. Er sagte: „Das kann man nicht beschreiben, man muss es einfach erleben. Es ist ein Moment, und dann ist es wieder weg.“ So ähnlich ist das dann. Aber wie kann man über Gott sprechen, wenn man nicht einmal mehr etwas sagen kann über das, was er uns weitergegeben hat?
Wenn Gott einigermaßen vernünftig wäre – sagen wir es mal mit menschlichen Worten –, müsste er doch einen Weg wählen, um uns verständlich zu machen, was er von uns will. Nicht durch irgendwelche Urgesetze, die kein Mensch genau versteht, deren Herkunft niemand kennt, die niemand genau ausdrücken oder belegen kann. Sondern als Mensch.
Nehmen wir einmal an, es gibt einen Gott, der eine Verbindung zu uns Menschen hat. Was wäre dann das Ziel für uns? Im Buddhismus und Hinduismus ist das Ziel oft, dass die Persönlichkeit irgendwann nicht mehr da ist. Bei Wiedergeburten, je nachdem, ob man Tier oder Mensch ist, Mann oder Frau, geht die Erinnerung verloren. Im Jenseits löst sich die Persönlichkeit auf, weil sie als Ursache des Schlechten in der Welt gilt. Doch entspricht das wirklich dem, was wir empfinden, denken und fühlen? Das ist doch genau das Gegenteil unserer Persönlichkeit.
Schon ein kleines Baby merkt, dass es eine Persönlichkeit hat. Es ist sogar eine sehr egoistische Persönlichkeit, denkt, alles dreht sich um es. Es schreit, und die Mutter kommt, um es zu trösten oder ihm die Flasche zu geben. Das Baby denkt, es sei der Mittelpunkt der Welt. Erst langsam lernt es, dass es auch andere Menschen gibt, die Rechte haben und etwas zu sagen haben. Dieses feste Gefühl der Individualität haben wir in uns. Ohne diese Individualität könnten wir nicht einmal denken.
Ein Zen-Buddhist zum Beispiel versucht durch Meditation und Koans, also Rätselsprüchen, seinen Verstand an seine Grenzen zu bringen. Ein bekanntes Koan lautet: „Wie klatscht eine Hand?“ Der Schüler muss darüber nachdenken und meditieren, bis sein Verstand „aufhängt“, wie man im Computer sagen würde. Dann ist der Verstand „tot“ oder „weg“. Ein Buddhist kommt dann zu seinem Meister und fragt: „Was ist Erleuchtung?“ Der Meister schaut ihn an, gibt ihm einen Tritt, und der Schüler fällt die Treppe herunter. Damit ist die Sache geklärt. Später kommt der Schüler wieder, gibt dem Meister eine Ohrfeige, und der Meister lächelt. Dann hat der Schüler es erkannt.
Das klingt vielleicht komisch, aber so funktioniert es im Zen-Buddhismus. Der Verstand muss ausgeschaltet werden, die Persönlichkeit muss verschwinden. Doch das entspricht nicht dem, wie wir denken. Es entspricht nicht unserer Wirklichkeit, in der wir leben. Dennoch steckt genau das hinter anderen Religionen.
Wenn wir aber sehen, dass Jesus Christus eine ganz andere Position vertritt, merken wir schnell, dass das viel mehr dem entspricht, was wir erleben. Hier ein Vergleich mit Indien und dem Hinduismus.
Indikativ und Imperativ im Glauben
Nun, ich möchte nicht alle Punkte erwähnen, die ich aufgezählt habe, da unsere Zeit schon etwas vorangeschritten ist. Deshalb komme ich hier vielleicht nur noch auf zwei Punkte zu sprechen.
Diese zwei Punkte habe ich für diejenigen, die sprachlich interessiert sind, unter dem Titel „Indikativ und Imperativ“ zusammengefasst. Das klingt ja gut, nicht wahr? Indikativ und Imperativ. Und der Inhalt ist ebenfalls interessant.
Ich weiß nicht, ob jemand mit diesen Begriffen etwas anfangen kann. Falls nicht, helfe ich gerne weiter, dann habt ihr gleich eine zusätzliche Gratislektion in deutscher Sprache. Der Indikativ ist die Zustandsbeschreibung, während der Imperativ die Befehlsform eines Verbs ist.
Wenn wir jetzt einmal in die Religion hineinschauen, dann gibt es dort oft Formulierungen wie „faste“, „bete“, „halte diese Gebote“, „tue dies“, „tue das“, „bete diesen Gott an“, „mach jenes“. So laufen eigentlich alle Religionen ab.
Und wie läuft es im christlichen Glauben? Im christlichen Glauben läuft es nicht so, dass man ständig aufgefordert wird: „Tu dies, tu das, tu jenes, dann wirst du vielleicht errettet.“ Sondern wie läuft es im christlichen Glauben? Genau, im Indikativ.
Der Indikativ beschreibt den Zustand. Er sagt: Du bist ein totaler Sünder, aber Gott errettet dich. Du bist jetzt in den Augen Gottes gerettet, du bist ein Kind Gottes, du bist errettet. Was hast du dafür getan? Nichts.
Hier liegt der große Unterschied zu allen anderen Religionen: Dort kommt es auf die Leistung an. Ich habe das in Griechenland, im Nationalmuseum in Athen, gesehen. Dort gab es eine Goldwaage, die früher „Seelenwaage“ genannt wurde.
Die Vorstellung war, dass die Götter diese Seelenwaage benutzen. Auf der einen Seite liegen die schlechten Taten, auf der anderen Seite die guten Taten. Wenn es einen Ausgleich gibt, dann wirst du vielleicht über den Hades hinüberkommen und ins Elysium aufsteigen können.
Nun merken wir, das ist etwas ganz anderes.
Wie sieht es aber mit der Realität aus? Wie verstehen wir das? Kann man denn eine böse Tat wiedergutmachen? Ist es wirklich möglich, eine böse Tat durch eine gute Tat auszugleichen?
Nehmen wir einmal an, ihr habt jemanden ermordet. Was für eine gute Tat könntet ihr tun, um diese böse Tat wiedergutzumachen? Aber das ist doch nicht dieselbe Person, die gestorben ist. Das kann man nicht!
Jede böse Tat ist einmalig. Selbst wenn ein Mann seine Frau betrogen hat, mit einer anderen Frau durchgebrannt ist und so weiter – ist das wieder gutzumachen in der Ehe? Wahrscheinlich bleibt das eine lebenslange Verwundung bei der Frau, wenn sie daran denkt. Man kann das nicht wiedergutmachen.
Viele unserer Sünden können wir nicht wiedergutmachen. Es ist nur so, dass sie aus der Geschichte ausgelöscht werden. Sozusagen sagt Gott: Wir streichen sie heraus, sie haben nie stattgefunden. Oder es gibt die Bestrafung – nur dass ich mich dafür bestrafen lasse, wie es Jesus Christus getan hat.
Die Einmaligkeit der Geschichte und der Schuld
Ein letzter Punkt, der dabei nie außer Acht gelassen werden darf, ist die Frage der Geschichte. Wenn wir in die meisten Religionen hineinschauen, insbesondere in die ostasiatischen wie Daoismus, Konfuzianismus, Hinduismus oder Buddhismus in ihren verschiedenen Formen, dann sehen wir eine Religionsform, die besagt, dass sich das riesige Rad der Zeiten immer wieder dreht. Alles wiederholt sich, alles ist immer wieder dasselbe.
Manchmal können wir diesen Eindruck auch in unserem Alltag gewinnen. Morgens stehe ich auf, esse, gehe zur Arbeit, komme abends wieder nach Hause, trinke mein Bier oder eben auch nicht. Ich sehe meinen Fernsehfilm an oder schaue Fußball. Oder als Christ besuche ich abends die Bibelstunde, lese morgens meine Bibel in der stillen Zeit – die wir heute oft vergessen. Und am nächsten Tag beginnt alles wieder von vorne. Immer das Gleiche, immer wieder das Gleiche.
Doch ist das wirklich so, oder ist das nur die Oberfläche? Ich denke, es ist nur die Oberfläche. In Wirklichkeit ist doch jeder Augenblick, den wir erleben, einmalig. Nie will sich ein Augenblick in unserem Leben wiederholen, soweit wir es überschauen können. Auch in der Geschichte gab es zwar Könige, die andere Könige verdrängten, aber es gab nie zwei Napoleons. Es gab nur diesen einen Napoleon Bonaparte, der Ägypten eroberte und bis nach Russland marschierte. Er war ein einmaliger Mensch.
Jeder von euch ist ebenfalls ein einmaliger Mensch. Nie wird es jemanden geben, der genau so ist wie der Mensch, der jetzt hier vor euch sitzt. Das ist etwas, das wir im Vergleich zu den ostasiatischen Religionen im christlichen Glauben besonders finden.
So verhält es sich auch mit der Schuld. Wenn ihr in anderen Religionen umherschaut und seht, dass die Menschen auf der Suche sind, ihre Schuld loszuwerden, dann werden sie diese Schuld nicht los. Kein Hindu, kein Buddhist kann von sich sagen, er sei seine Schuld losgeworden.
Ernest Hemingway beschreibt in seinem Buch „Wem die Stunde schlägt“ den spanischen Bürgerkrieg. Dort stehen sich zwei Soldaten gegenüber. Der eine fragt den anderen: „Wer wird uns unsere Schuld vergeben? Wir haben doch Gott abgeschafft.“ Diese Soldaten waren Atheisten, Kommunisten, so wie Hemingway es selbst vertrat.
Der andere antwortet: „Ja, die müssen wir uns selbst vergeben.“ Doch geht das wirklich? Kann man sich Schuld einfach selbst vergeben, wenn sie wirklich da ist, wenn sie real ist? Kann der Bankräuber sagen: „Mein lieber Bankräuber, du hast jetzt erfolgreich das Verbrechen begangen. Ich vergebe dir die Schuld, du kommst nicht mehr ins Gefängnis, kein Problem mehr.“ Geht das?
Im Normalfall vergeht Schuld nicht so einfach. Wenn ich meine Ehefrau angelogen habe, kann ich dann sagen: „Lieber Michael, du hast zwar gelogen, aber ich vergebe dir, Michael, kein Problem.“ Funktioniert das? Nein, dann merken wir: So klappt es nicht, das funktioniert nicht.
Und wie es bei anderen Religionen ist: Du musst arbeiten, arbeiten und arbeiten, um vielleicht irgendwann einmal die Schuld loszuwerden. Doch auch das funktioniert nicht wirklich.
Der persönliche Kontakt zu Jesus Christus als entscheidender Faktor
Das Wichtigste sind nicht all diese Punkte und auch nicht die anderen, die ich angeführt habe. Das Allerwichtigste ist der persönliche Kontakt zu Jesus Christus.
Tatsächlich ist es so, dass wir Menschen darauf ansprechen können: Diesen Jesus Christus kannst du kennenlernen. Er nennt auch genau die Bedingungen dafür. Wenn du ein ganz kritischer Mensch bist, der von der Wissenschaft oder Ähnlichem geprägt ist, kannst du sagen: Das ist wie ein Versuch. Ich sehe die Bedingungen, zum Beispiel: „Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ oder „Wer an die Tür klopft, dem mache ich auf“. Solche Aussagen kann ich ausprobieren.
Wenn sich in meinem Leben etwas verändert, dann weiß ich, dass dieser Gott wirklich da ist und dass es richtig ist. Das ist das Wichtigste: nicht nur intellektuelle Spielerei, sondern persönlicher Lebensvollzug.
Wenn ich mit anderen Religionen leben könnte, würde ich sagen: Wenn du ehrlich suchst und nicht nur einen Ausweg suchst, um dich nicht zu beschäftigen, dann probiere auch das andere aus. Du wirst merken, dass du dort keine Erfüllung findest, dass deine Schuld nicht vergeben wird, dass das nicht der Realität deines täglichen Lebens entspricht und Ähnliches.
Aber wenn du zu Jesus Christus eine Beziehung aufbaust, wirst du sehen, dass er dahintersteht. Dann kommt es nicht auf uns an – auch nicht auf uns als Christen, nicht darauf, wie toll wir sind, und auch nicht auf die tolle oder richtige Lehre, die wir vertreten. Letztendlich zählt die Glaubwürdigkeit Jesu Christi.
Wenn diese Glaubwürdigkeit gewonnen ist und der Mensch merkt, dass Jesus Christus wirklich der Weg zu Gott ist, dass das, was er gesagt hat, stimmt und dass er das in seinem Leben erfährt, dann gibt es eine Bestätigung. Einerseits lehrmäßig, andererseits in der Realität, der Geschichte und all den Punkten, die ich erwähnt habe. Und auch darin, dass sich real etwas im Leben verändert.
Wenn ich das bemerke, kann ich dem, was in der Bibel steht, Vertrauen schenken. Denn Jesus gibt dem Ganzen Autorität. Es stimmt, was in der Bibel steht, weil es von Gott kommt. Jesus setzt sozusagen seinen Stempel, sein Siegel darauf und sagt: „Wahr, das stimmt.“
Wenn Paulus sich etwas ausgedacht hätte, müssten wir ihm nicht glauben. Es gab viele Leute, die damals Bücher geschrieben haben. Wodurch bekommt die Bibel dieses Siegel der Glaubwürdigkeit? Weil Paulus Jesus Christus verkündigt, weil er Jesus Christus gekannt hat und weil er das weiterführt, was Jesus Christus gepredigt hat.
So können wir letztlich sagen: In keinem anderen ist das Heil; denn es ist den Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden können (Apostelgeschichte 4,12).
Der Widerstand gegen den christlichen Absolutheitsanspruch
Dieser Anspruch wird in unserer Zeit für viele Menschen wie ein Stachel im Fleisch sein und ihnen Widerstand entgegensetzen. Ihr könnt alles sagen: „Ich bin Christ“, und sie antworten vielleicht: „Schön, gut, ich bin Buddhist, ich bin Hinduist, ich bin Muslim.“
Aber sobald ihr sagt: „Nur Jesus Christus ist der Weg zu Gott, in keiner anderen Wahrheit und in keinem anderen ist das Heil“, wie wir hier lesen, „und kein anderer Name ist den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden sollen, außer Jesus Christus“, dann kommt der Widerstand.
So habe ich es vor kurzem in einer Schule in Hamburg erlebt, bei Jugendlichen kurz vor dem Abitur in der zwölften Klasse. Da kam plötzlich der Widerstand auf: „Das kannst du doch nicht sagen, das ist so ignorant und so absolut, das ist doch nicht möglich.“
Doch wie wir gesehen haben, ist die Gleichheit der Religionen eine Illusion. Die Gleichheit der Religionen ist letztlich eine Weltanschauung, etwas, das wir uns vormachen. In Wirklichkeit gibt es sie nicht. Es kommt darauf an, die Unterschiede der Religionen zu überprüfen und miteinander zu vergleichen.
Wie ihr hier seht, gibt es auch in Europa, zum Beispiel in England, Menschen, die missionieren, wie diese Buddhisten, die an der Haustür stehen und versuchen, Menschen vom Buddhismus zu überzeugen.
Wir sollen uns jedoch selbst ein Bild machen und nicht nur das übernehmen, was andere vertreten und uns übergestülpt haben. Ich denke, es gibt einige Punkte und Gedanken, die ihr stückweise in Gesprächen mit solchen Leuten einsetzen könnt. So könnt ihr auch dazu stehen und nicht einfach sagen: „Bleib du bei deinem, ich bleibe bei meinem.“
Vielmehr können wir offen bekennen, was wir in der Apostelgeschichte sehen oder wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14,6).
Damit wollen wir abschließen und beten.