Einführung in die Reihe und Vorstellung von Benjamin Lange
Der Gast der Woche: Fünf Episoden mit einem echten Bibellehrer. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um meinen Freund Benjamin – Teil zwei.
Benjamin Lange ist ein echter Bibellehrer der Stiftung der Brüdergemeinden. Er macht noch viel mehr, als nur tolle Vorträge über die Bibel. Er kümmert sich nämlich auch um die sprachliche Gestalt der Elberfelder Bibel. Benjamin ist Vorsitzender der sprachwissenschaftlichen Kommission der Elberfelder Bibel.
Ich musste mir das aufschreiben, damit ich es nicht falsch sage. Trotzdem bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, ob ich alles richtig wiedergegeben habe. Mich würde interessieren: Was genau macht der Vorsitzende der sprachwissenschaftlichen Kommission der Elberfelder Bibel?
Aufgaben und Funktion der Kommission
Ja, gute Frage. Ein spannendes Thema.
Als Vorsitzender habe ich zunächst keine besondere andere Funktion, außer dass ich die Sitzung vielleicht ein bisschen leite. Im Wesentlichen sitzen wir mit ein paar anderen Brüdern zusammen, die wirklich Experten auf dem Gebiet Hebräisch und Griechisch sind.
In dieser Kommission geht es darum, die Elberfelder Bibel fortlaufend zu revidieren. Wir sprechen also von der revidierten Elberfelder Bibel. Es gibt ja unterschiedliche Zweige der Elberfelder Bibel.
Was gibt es noch für welche? Früher gab es mal eine unrevidierte Elberfelder Bibel, das war sozusagen die Urelberfelder. Dann wurde diese irgendwann mal revidiert. Das war in den Siebziger- und Achtzigerjahren, als die Revision ganz fertiggestellt wurde. Daraus ist dann die revidierte Elberfelder Bibel als Ast sozusagen entstanden.
Die alte Elberfelder wurde 2003 noch einmal überarbeitet. Diese Version wird in Hückeswagen verlegt. Das ist die überarbeitete alte Elberfelder.
So haben wir also verschiedene Äste von diesem Elberfelderbaum. Ich bin zuständig für die revidierte Elberfelder, die eigentlich auch die am häufigsten genutzte und am weitesten verbreitete Version ist.
Verbreitung und Besonderheiten der revidierten Elberfelder Bibel
Kann man sagen, wie viele Revidierte Elberfelder Bibeln pro Jahr in Deutschland verkauft werden?
Oh, da bin ich jetzt nicht so tief drin. Da müsste ich mal im Verlag genauer nachfragen. Aber es gibt eine stetige Nachfrage, die jedes Jahr vorhanden ist. Diese Nachfrage kommt aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Die Bibel wird an Universitäten gerne genutzt, von Spezialisten, von Leuten in Gemeinden und auch privat. Es ist also eine sehr große Bandbreite.
Selbst Doktor Johannes Hartl hat sie vor kurzem empfohlen, hat man mir gesagt. Er meint, es wäre irgendwie die Bibel, um am besten ein Bibelstudium zu machen.
Wie kommt das? Warum hat sie so eine hohe und auch so eine breite Leserschaft?
Ich glaube, das liegt daran, dass sie eine sehr wortgetreue Bibel ist. Sie versucht, den Grundtext der Bibel möglichst exakt und nah am Wortlaut ins Deutsche zu übersetzen. Das hat natürlich auch Nachteile, aber es hat viele Vorteile. Man ist sehr genau am Satzbau und an der Wortwahl des Grundtextes dran.
Das Ziel ist, eine Übersetzung zu haben, die – ohne dass man Kenntnisse in den Grundsprachen Griechisch oder Hebräisch hat – doch so dicht am Wortlaut des Grundtextes ist, dass man im Deutschen Bibelauslegung betreiben kann. Es ist eine Bibelübersetzung, die möglichst wenig interpretiert. Das heißt, die Interpretation wird nicht vorweggenommen, sondern wird soweit wie möglich dem Leser selbst überlassen.
Das Prinzip der semikonkordanten Übersetzung
Ich weiß, du hast letztes Jahr eine Präsentation gehalten, als wir hier waren. Dabei fiel das Wort „Semikonkordant“. Kannst du dazu etwas sagen?
Ja, die Elberfelder Bibel ist eine semikonkordante Übersetzung oder man sagt auch „gemäßigt konkordante“ Übersetzung. Eine konkordante Übersetzung versucht, jedes griechische Wort, zum Beispiel, immer mit demselben deutschen Wort zu übersetzen, egal wo es vorkommt. Das ist allerdings schwierig.
Nehmen wir zum Beispiel das griechische Wort „Kosmos“, das normalerweise „Welt“ bedeutet. In 1. Petrus 3 bedeutet es jedoch „Schmuck“. Da stößt man schon an Grenzen, und eine starre Übersetzung ist hier nicht möglich.
Die Elberfelder Bibel folgt einem gemäßigt konkordanten Prinzip. Das bedeutet, sie versucht, diesem Prinzip zu folgen, macht aber keine zu starken Kompromisse, wenn es um die Verständlichkeit geht.
In der Regel ist es so, dass man in einer deutschen Konkordanz zur Elberfelder Bibel nachschlagen kann. Dort findet man mit ziemlich großer Sicherheit, dass hinter all den deutschen Worten, einem bestimmten deutschen Wort auch dasselbe Wort im Grundtext entspricht.
Natürlich gilt das jeweils innerhalb des Neuen Testaments und innerhalb des Alten Testaments, da es sich um unterschiedliche Sprachen handelt: Hebräisch im Alten Testament und Griechisch im Neuen Testament.
Zielgruppe und Empfehlung der Elberfelder Bibel
Wem würde man die Elberfelder Bibel empfehlen?
Ich würde sie jedem empfehlen, der tiefer in das Lesen der Bibel einsteigen möchte. Besonders für diejenigen, die sich eigene Gedanken machen möchten, die selbst lernen wollen, Bibeltexte zu erforschen, zu verstehen und auszulegen, ist sie sehr geeignet. Die Elberfelder Bibel hilft dabei, intensiver in das Denken der biblischen Welt einzutauchen. Viele Phrasen stammen ja aus der biblischen Zeit und werden in dieser Übersetzung besonders deutlich.
Ich würde sie jedem empfehlen, der ganz nah am Bibeltext arbeiten möchte. Meiner Meinung nach kommt man an der Elberfelder Bibel kaum vorbei, wenn man sich intensiv mit dem Text beschäftigen will. Gleichzeitig denke ich nicht, dass man sich auf eine einzige Bibel festlegen muss. Es ist immer sinnvoll, verschiedene Bibelausgaben parallel zu nutzen – auch für unterschiedliche Zwecke. Man sollte diese nicht gegeneinander ausspielen.
Doch gerade wenn man sehr nah am ursprünglichen Bibeltext arbeiten möchte, ist die Elberfelder Bibel ein hervorragendes Instrument.
Kontinuierliche Revision und Pflege des Textes
Und so eine Kommission arbeitet jetzt am Text. Man könnte meinen, wenn eine Bibel erst einmal als unrevidierte und dann als revidierte Ausgabe vorliegt, dass der Text der revidierten Elberfelder Bibel permanent verändert wird. Woher kommt also der Eindruck, dass der Bibeltext ständig geändert wird?
Zunächst kann man natürlich erst einmal in Panik geraten und denken: „Ach du Schande, wird der Bibeltext wirklich verändert?“ Allerdings muss man tatsächlich sagen, dass die Elberfelder Bibel einen so guten Grundbestand hat, dass die Änderungen im Verhältnis zum gesamten Umfang relativ gering ausfallen.
Der Sinn dieser Änderungen ist, dass man sich in Zukunft eine größere Revision erspart. Jede bekannte Bibel erlebt irgendwann im Laufe ihrer Geschichte eine größere Revision. Das hat auch die Elberfelder Bibel durchgemacht. Wir sprechen hier von der revidierten Elberfelder Bibel. Das gilt ebenso für die Lutherbibel, die Schlachterbibel, die Mengebibel und viele andere Bibeln mit langer Tradition.
Solche Revisionen sind immer mit viel Aufwand verbunden. Vor allem wartet man oft sehr lange auf eine Revision, weil der Bibeltext bis dahin manchmal veraltet sein kann – sei es im Ausdruck oder in der Wortwahl.
Bei der revidierten Elberfelder Bibel ist das Ziel daher, diese zukünftige große Revision einzusparen. Stattdessen versucht man, durch eine jährliche Aktualisierung den Text kontinuierlich zu verbessern. Jedes Jahr werden einige hundert Stellen angepasst.
Umfang und Gründe für die Anpassungen
Ein paar hundert Stellen? Oh, das ist viel. Ja, aber man muss bedenken, dass es oft nur um einzelne Worte geht. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der biblischen Verse und Worte ist das kaum ins Gewicht fallend, also relativ gesehen eher wenig.
Natürlich gibt es immer viel zu tun, und die Anpassungen sind häufig aus sprachlicher Notwendigkeit. Alte Worte, die kaum noch verstanden werden, werden durch modernere ersetzt. Manchmal geht es um den Ausdruck, der unverständlich ist. Es gibt auch ganz interessante Fälle, in denen man neue Entdeckungen macht.
Die Wissenschaft macht ja keine Pause. Interessanterweise wird pro Jahr im Durchschnitt ein neutestamentlicher Papyrus aus den ersten drei Jahrhunderten neu entdeckt. Solche Funde werden in Bibliotheken gefunden oder ausgegraben. Diese alten Manuskripte werden natürlich aufgenommen.
Mittlerweile gibt es riesige Datenbanken, in denen man elektronisch suchen und bessere Wortstudien durchführen kann. Archäologische Funde und all dieses neue Wissen beleuchten manche Bibelstellen neu. Manchmal kann man eine Stelle dadurch tatsächlich besser und exakter übersetzen. Genau das geschieht dann.
Abschluss und Ausblick auf die nächste Folge
Toll, einfach toll. Vielen herzlichen Dank für diesen Einblick in die Elberfelder Bibel und das, was ihr als Kommission macht. Das war wirklich spannend. Dafür braucht man jemanden wie dich als Gesprächspartner, denn ich wüsste sonst niemanden, der mir das so erklären kann.
Natürlich seid ihr noch mehr Leute, aber ich habe dich, und das ist gut. Vor allem ist das für unsere Hörer gut. An dieser Stelle machen wir für heute Schluss.
Ihr könnt euch morgen auf das Thema freuen: Was den Benjamin an dem Herrn Jesus so begeistert. Aber das kommt erst morgen. Tschüss!
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!