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Jesus schenkt unermesslichen Reichtum

Erfreuliche Aussichten für mich und für alle!, Teil 2/4
11.05.2016Epheser 3,7-11

Jesus schenkt unermesslichen Reichtum

Reihe: Erfreuliche Aussichten für mich und für alle! (2/4)

Epheser-Brief 3,7-11

Einleitende Gedanken

Die Gemeinde suchte einen neuen Pfarrer. Die Kirchenleitung war sehr kritisch und hatte schon eine Reihe von Bewerbern abgelehnt: der eine predigte nicht gut genug, der andere besass nicht die rechte Würde, der dritte hatte eine zu eigenwillige Theologie usw. Der Vorsitzende war der Verzweiflung nahe. Und in einer Sitzung, als gerade wieder über einen Kandidaten der Stab gebrochen wurde, sagte er: „Tja, nun habe ich hier nur noch eine Bewerbung. Aber sie klingt nicht sehr vertrauenerweckend. Der Mann schreibt: Leider sei er nicht ganz gesund, und seine Krankheit habe ihm in der Gemeindearbeit schon manchmal ernstlich zu schaffen gemacht. Und auch sonst, müsse er gestehen, sei er nicht gerade das Ideal eines Pfarrers. Er habe zwar eine ausgedehnte Erfahrung, aber er habe es nie sehr lange in seinen Gemeinden ausgehalten, nur ein einziges Mal seien es immerhin drei Jahre gewesen. Auch habe er öfter ernstlichen Streit mit Amtsbrüdern und bestimmten kirchenpolitischen Gruppen in der Gemeinde bekommen. Organisation sei nicht seine starke Seite, und er stehe in dem Ruf, gelegentlich sogar zu vergessen, wen er getauft habe. Andererseits habe er Anlass zu glauben, dass er ein recht guter Theologe und Prediger sei und er meine, den Heiligen Geist zu haben. Wenn die Gemeinde es mit ihm versuchen wolle, dann wolle er ihr dienen, so gut er könne.“ – Der Kirchenvorstand war empört. Wie konnte es ein so kränklicher, offenkundig streitsüchtiger und gedächtnisschwacher Mann wagen, sich ernstlich zu bewerben! Die Abstimmung ergab, dass man ihn gar nicht zur Probepredigt einladen wolle. – Der Vorsitzende seufzte und schloss die Akten. „Ich habe mir das schon gedacht“, sagte er, „aber sie sollen doch wenigsten den Namen dieses beklagenswerten Mannes wissen. Es ist nämlich der Apostel Paulus.“ Wie würde wohl die Bewerbung von Paulus bei uns ankommen? Wer das Leben von Paulus kennt, der weiss, dass es gar nicht selbstverständlich ist, dass er als Apostel wirken konnte. Das werden wir gleich im Abschnitt sehen, den wir heute im Epheserbrief 3,7-11, anschauen werden. Überschrieben habe ich diesen Abschnitt so: Jesus schenkt unermesslichen Reichtum.

Die erstaunliche Personalentscheidung

Paulus empfand seine Aufgabe, das Evangelium zu verkündigen, als eine unbeschreiblich grosse Ehre. „Dass ich ein Diener des Evangeliums geworden bin, ist ein Geschenk der Gnade Gottes; ich verdanke es seiner Macht, die in meinem Leben wirksam geworden ist.“ Eph.3,7. Niemand, der Paulus früher kannte, wäre auf die Idee gekommen, dass dieser Mann jemals für Jesus unterwegs sein würde. Paulus war ein fanatischer Pharisäer, der mit grossem Eifer und Engagement, die neu aufkeimende Bewegung der Christen niederschlagen wollte. „Saulus (Paulus) führte einen wütenden Kampf gegen die Jünger des Herrn. Er drohte ihnen mit dem Tod und war entschlossen, die Gemeinde auszurotten.“ Apg.9,1. Er war kein Mitläufer unter den Gegnern der Christen. Er war einer ihrer hochmotivierten und aktiven Anführer. Keinen Aufwand scheute er, um die Gemeinde Jesu auszurotten. Vom Hohepriester in Jerusalem verlangte er eine schriftliche Bevollmächtigung, die er in der Synagoge von Damaskus vorlegen konnte, um dort klarzustellen, dass er von höchster Stelle dazu autorisiert ist, die Christen festzunehmen und zur Verurteilung nach Jerusalem zu bringen. Diesen fanatischen Mann konnte niemand stoppen. Doch – jemand konnte ihn stoppen: Jesus. Kurz bevor Paulus Damaskus erreichte, fiel ein starkes, seltsames helles Licht vom Himmel auf ihn. Paulus stürzte sofort zu Boden und hörte eine Stimme rufen: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Apg.9,4. Paulus wusste nicht, wie ihm geschah. Er fragte: „Wer bist du, Herr?“ Apg.9,5. Und die Stimme antwortete: „Ich bin der, den du verfolgst; ich bin Jesus.“ Apg.9,5. Interessant! Wer die Christen verfolgt, der verfolgt Jesus! Es wäre gut, wenn Menschen, die Christen unterdrücken, verfolgen, einsperren und töten, sich dessen bewusst wären, dass sie sich im Grunde mit Gott selbst anlegen. Und es zeigt uns auch, wie persönlich es Jesus nimmt, wenn Christen verfolgt werden. Nun lag Paulus am Boden und war mit dem, den er verfolgte, höchstpersönlich konfrontiert. So durchkreuzte Jesus unerwartet das Leben von Paulus. Durch seinen Machterweis stoppte er diesen Draufgänger. Deshalb sagte Paulus: „Es ist ein Geschenk der Gnade Gottes; ich verdanke es seiner Macht, die in meinem Leben wirksam geworden ist.“ Eph.3,7. Paulus war sich dessen bewusst, wie unverdient er zu dieser bevorzugten Begegnung gekommen war und wie ausserordentlich es war, dass ihn Gott für einen so wichtigen Auftrag engagierte. Staunend sagte er: „Mir, dem Allergeringsten von allen, die zu Gottes heiligem Volk gehören, hat Gott in seiner Gnade den Auftrag gegeben, das Geheimnis Christi den nichtjüdischen Völkern zu verkünden.“ Eph.3,8. Paulus bildete sich auf seine Sonderbehandlung nichts ein. Er war tief davon überzeugt, wie unwürdig er im Grunde für diese Aufgabe war: ich bin der Allergeringste – es gibt niemanden im Reich Gottes, der noch geringer wäre. Er wusste, es gibt keine grössere und schlimmere Sünde, als die Gemeinde Jesu bis aufs Blut zu verfolgen. Den Christen in Korinth schrieb er: „Ja, ich bin der unwürdigste von allen Aposteln. Eigentlich verdiene ich es überhaupt nicht, ein Apostel zu sein, denn ich habe die Gemeinde Gottes verfolgt.“ 1.Kor.15,9. Ich nehme mal an, dass niemand von uns diesem wütenden und fanatischen Pharisäer, der bereit war Christen zu töten, einen so wichtigen Auftrag übertragen hätte. Vielleicht hätten wir versucht ihn unschädlich zu machen. Bestimmt hätten wir ihn nicht zu einem der bekanntesten Mitarbeiter im Reich Gottes werden lassen. Es ist schon eine sehr erstaunliche Personalentscheidung, die Gott hier getroffen hatte. Doch wer die Bibel gut kennt, der weiss, dass Gott häufig sehr überraschende und erstaunliche Personalentscheidungen traf und das tut er bis heute. Gott orientiert sich bei seinen Personalentscheidungen offensichtlich an anderen Kriterien, als wir das normalerweise tun. Die Christen hatten mit dieser Entscheidung Gottes auch ihre Mühe. Als sie hörten, dass Paulus das Lager gewechselt hat und vom Verfolger zum Verfolgten wurde, waren sie misstrauisch. Eine so radikale Umkehr war für sie unvorstellbar. Doch Gott demonstrierte mit dieser Umkehr von Paulus eine wichtige Tatsache. Es ist die Tatsache, dass es keine hoffnungslosen Fälle gibt. Paulus schrieb das dem Timotheus so: „An mir als dem grössten aller Sünder wollte Jesus zeigen, wie unbegreiflich gross seine Geduld ist; ich sollte ein ermutigendes Beispiel für alle sein, die sich ihm künftig im Glauben zuwenden, um das ewige Leben zu erhalten.“ 1.Tim.1,16. Einen grösseren Sünder als Paulus gibt es nicht, denn es gibt keine grössere Sünde, als Jesus zu verfolgen. Und wenn sich Gott über dem grössten Sünder erbarmte, gibt es keinen einzigen Menschen auf dieser Welt, für den die Rettung durch Jesus nicht möglich wäre.

Die einfache und gewaltlose Methode der Auftragserfüllung

Die Aufgabe war klar, die Paulus zu erfüllen hatte. „Gott hat mir in seiner Gnade den Auftrag gegeben, den nichtjüdischen Völkern zu verkünden, was für ein unermesslich grosser Reichtum uns in der Person von Christus geschenkt ist.“ Eph.3,8. Paulus will den Menschen erklären, wie unermesslich gross der Reichtum in Jesus Christus ist. „Es ist mein Auftrag, allen Menschen die Augen dafür zu öffnen, wie der Plan verwirklicht wird, den Gott, der Schöpfer des Universums, vor aller Zeit gefasst hatte.“ Eph.3,9. Die Methode, mit der Paulus arbeitete, ist einfach und gewaltlos. Das Reich Gottes verbreitet sich, indem das Evangelium bekannt gemacht wird. Menschen müssen erfahren, was Gott getan hat und wie der Erlösungsplan funktioniert. Menschen müssen über das Geheimnis Christi aufgeklärt werden. Es muss ihnen erklärt werden. Den Kolossern schreibt Paulus: „Wir zeigen jedem Menschen den richtigen Weg und unterrichten jeden Menschen in der Lehre Christi; wir tun es mit der ganzen Weisheit, die Gott uns gegeben hat. Denn wir möchten jeden dahin bringen, dass er durch die Zugehörigkeit zu Christus als geistlich reifer Mensch vor Gott treten kann.“ Kol.1,28. So breitet sich also das Reich Gottes aus. Obwohl Paulus durch eine ausserordentliche und übersinnliche Begegnung mit Jesus zum Glauben fand, wusste er, dass das nicht der normale Weg war. Ihm war bewusst, dass Gott bei ihm eine grosse Ausnahme gemacht hatte, dass ihm eine Sonderbehandlung zuteil wurde. Der normale Weg ist, dass wir den Menschen das Evangelium erklären. So streuen wir den Samen, von dem Jesus im Gleichnis vom Sämann erzählt: das Wort Gottes. Das ist der Grund, weshalb die Bibel und die Verkündigung im christlichen Glauben so wichtig und zentral sind. Das ist der Grund weshalb Wycliff und andere Missionswerke die Bibel in die verschiedensten Sprachen übersetzen. Wenn wir wollen, dass Menschen zu Jesus finden, dann müssen wir ihnen von Jesus erzählen und erklären, was er für uns Menschen getan hat. Wir müssen von dem unermesslichen Reichtum sprechen, den wir in Jesus bekommen. Das können wir in Gesprächen, durch weitergeben von guten Büchern und Schriften, indem wir Freunde und Bekannte in den Gottesdienst einladen usw. Wenn wir wollen, dass Menschen zu Jesus finden und gerettet werden, dann können wir nicht einfach auf ein Wunder warten. Paulus sagte es einmal so: „Den Herrn anrufen kann man nur, wenn man an ihn glaubt. An ihn glauben kann man nur, wenn man von ihm gehört hat. Von ihm hören kann man nur, wenn jemand da ist, der die Botschaft von ihm verkündet.“ Röm.10,14. Und seine Schlussfolgerung ist logisch: „Wie wir gesehen haben, setzt der Glaube das Hören der Botschaft von Christus voraus.“ Röm.10,17. Wenn wir als Christen und als Gemeinde Menschen zu Jesus führen wollen, dann müssen wir dafür sorgen, dass sie diese Botschaft hören und soweit wie möglich verstehen. Erst wenn sie die Botschaft gehört und verstanden haben, können sie entscheiden, ob sie sich vor Gott demütigen wollen und Jesus nachfolgen. Deshalb ist die Ausbreitung des Evangeliums gewaltlos, weil man keinen Menschen zu einer tiefen inneren Überzeugung zwingen kann. Wir müssen uns darauf konzentrieren dafür zu sorgen, dass die Menschen das Evangelium hören und verstehen.

Die überraschende Bedeutung der Gemeinde

Nochmals betont Paulus, dass der Rettungsplan Gottes bisher ein verborgenes Geheimnis war. „Bisher war dieser Plan ein in Gott selbst verborgenes Geheimnis.“ Eph.3,9. Gottes Plan war aber nicht nur den Menschen verborgen, sondern auch den Mächten und Gewalten in der unsichtbaren Welt. Der folgende Gedanke von Paulus hat mich total überrascht. Eigentlich kenne ich meine Bibel ganz gut. Den Epheserbrief habe ich auch schon oft gelesen, aber offensichtlich noch nie realisiert, was Paulus im Vers zehn geschrieben hat: „Jetzt sollen die Mächte und Gewalten in der unsichtbaren Welt durch die Gemeinde die ganze Tiefe und Weite von Gottes Weisheit erkennen.“ Eph.3,10. Durch die Gemeinde, also auch durch uns hier am Helvetiaplatz, sollen die Mächte und Gewalten in der unsichtbaren Welt Gottes weisen Plan erkennen. Das sind die Mächte und Gewalten, auf die Paulus im Kapitel sechs nochmals zu sprechen kommt. Dort schreibt er: „Unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen.“ Eph.6,12. Diese Mächte kämpfen offensichtlich gegen die Christen. Doch die Gemeinde kann diesen Mächten und Gewalten widerstehen. Diese Mächte und Gewalten sehen an der Gemeinde Jesu, wie umfassend die Erlösung des Menschen ist. An uns und unserem Zusammenleben erkennen sie die Weisheit Gottes! Die Gemeinde ist wie ein Bollwerk, das diesen Mächten standhält. So schrieb Paulus dem Timotheus: „Ich schreibe dir diesen Brief, damit du weisst, wie diejenigen sich verhalten sollen, die zum Haus Gottes gehören, zur Gemeinde des lebendigen Gottes, die der Stützpfeiler und das Bollwerk der Wahrheit ist.“ 1.Tim.3,15. Die Gemeinde ist der Stützpfeiler und das Bollwerk der Wahrheit. Ich meine das bedeutet, dass die Gemeinde die Mächte und Gewalten darüber staunen lässt, wie Gott für uns Menschen die Erlösung geschaffen hat. Wohlbemerkt, sie betrachten nicht den einzelnen Christen und staunen über die Weisheit Gottes. Sie betrachten die Gemeinde! Damit wird doch eindeutig gesagt, wie wichtig die Gemeinde ist und dass ein Christ, der meint er könne ohne Gemeinde Christ sein, die Weisheit Gottes noch nicht begriffen hat und mit dem Willen Gottes nicht im Einklang lebt. Und wie Paulus dem Timotheus sagt, bildet die Gemeinde auch ein Schutz für den einzelnen Christen. Wer in und mit der Gemeinde lebt, der wird durch die Gemeinde geschützt. Die Gemeinde ist ein Stützpfeiler und Bollwerk gegen alle gottfeindlichen Mächte und Kräfte. Ich finde es faszinierend, dass die Gemeinde Jesu, überall wo sie sich versammelt, eine Botschaft in die unsichtbare Welt sendet! „Die Mächte und Gewalten sollen in der unsichtbaren Welt durch die Gemeinde die ganze Tiefe und Weite von Gottes Weisheit erkennen.“ Epheser 3,10

Schlussgedanke

Paulus ist ein Beispiel dafür, wie Gott Menschen verändern kann. Gott macht nicht aus religiösen Menschen noch religiösere Menschen. Schliesslich ist jeder Mensch auf irgendeine Weise religiös. Viele Menschen empfinden ihre Religiosität als eine Bereicherung im Leben. Das will ich auch niemandem absprechen. Doch Paulus geht es um den wahren Reichtum. Ein Reichtum, der nicht mit unserem Ableben verschwindet, wie das auch bei der Religiosität der Fall ist. Nein – Paulus spricht von einem unermesslichen Reichtum, der mit unserem Ableben erst recht zur Entfaltung kommen wird. Deshalb sagt Paulus: „Sterben ist für mich ein Gewinn.“ Phil.1,21. Das konnte Paulus sagen, weil er die Quelle für diesen unermesslichen Reichtum kannte. Er schreibt: „Gott hatte es sich vor aller Zeit vorgenommen, und dieses Vorhaben hat er nun durch Jesus Christus, unseren Herrn, in die Tat umgesetzt.“ Eph.3,11. Das ist die grosse Erkenntnis von Paulus, dass Jesus die Quellen, der Dreh- und Angelpunkt, jeden Lebens ist. Den Kolossern schreibt er: „Durch Jesus wurde alles erschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, Könige und Herrscher, Mächte und Gewalten. Das ganze Universum wurde durch ihn geschaffen und hat in Jesus sein Ziel.“ Kol.1,16. In Jesus finden wir die Antworten für die wichtigsten Fragen des Lebens. Paulus meint: „Ihr werdet eine tiefe und umfassende Erkenntnis erlangen, ein immer grösseres Verständnis für das Geheimnis Gottes. Christus selbst ist dieses Geheimnis; in ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen.“ Kol.2,2-3. Je besser wir Jesus verstehen und kennen, desto mehr werden wir den Reichtum und die Schätze entdecken, die wir durch ihn und in ihm haben. Schon Johannes der Täufer sagte über Jesus: „Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen.“ Joh.1,16. Jesus bringt einen unerschöpflichen Reichtum in unser Leben! Wie dumm, wer Jesus verachtet und dadurch das Wertvollste, was das Leben zu bieten hat, wegwirft!