Frau Präsidentin, schönen guten Morgen zusammen!
Zum Muttertag – vielleicht hat es der eine oder andere schon vergessen oder verdrängt – sind wir auf dem Hinweg an einer schönen Blumenwiese vorbeigefahren. Dort kann man sich gegen Geld quasi schöne Blumen abpflücken. Der Parkplatz war voll, so voll wie noch nie. Vielleicht legst du aber auch gar nicht so viel Wert darauf, oder vielleicht haben die Kinder heute schon den Tisch gedeckt – oder auch nicht.
Aber heute dürfen wir uns auf jeden Fall gemeinsam treffen, um zu unserem Vater im Himmel zu kommen. Bevor wir das tun und zum Predigteil kommen, werden wir zunächst ein Lied singen, das ihr, denke ich, die meisten kennt: „Vater, komm und lehre du uns“. Das soll unser Ziel auch für den heutigen Sonntag sein, dass er uns durch sein Wort verändert. So werden wir es im Lied auch singen, dass er uns Licht schenkt – darum geht es auch in dem Lied.
Jeder darf kommen, und das werden wir im zweiten Lied singen, im Kinderlied „Bist du groß oder bist du klein oder mittendrin?“. Jeder ist heute dazu eingeladen. Das wollen wir jetzt gleich tun. Danach werden wir die Predigt von Tobi hören, die davon handelt, was es heißt, von Jesu Gnade und Güte zu hören. Im zweiten Teil werden wir dann zusammen das Abendmahl feiern.
Bevor wir mit dem Singen loslegen und beten, bete ich noch ganz kurz:
Danke, Jesus, für diesen schönen guten Morgen, den du uns schenkst. Danke, dass wir an diesem Sonntag zusammenkommen dürfen. Danke, dass wir zu dir kommen dürfen, zu unserem Vater, Herr. Danke, dass du uns diese Möglichkeit schenkst. Ich möchte dich bitten für diesen Morgen, dass du deinen Segen gibst – für dein Wort, Herr, das Tobi bringen wird, für den Gesang und für das Gebet. Danke, dass wir alles dir bringen dürfen. Lass alles zu deiner Ehre sein, Herr. Amen!
Amen!
Jetzt singen wir zusammen die zwei Lieder. Danach geht Tobi schlafen, und die Kinder dürfen in die Kinderstunde.
Unsere Torheit wende, steh uns bei, dass wir nicht wanken. Nur dein Wort verleiht Sinn. Mach du uns, Jesus, Mut, mit dir zu vertrauen. Verändere mich, Herr, durch dein Herz. Wir möchten sehen, auf Jesus hören, dich mehr erkennen, Gottes Sohn. Wir möchten sehen, nicht nur hören, das Wort des Lebens, bis nun und öffne uns den Sinn. Mit dir zu vertrauen, verändere mich, Herr, durch dein Herz.
Bist du groß oder bist du klein? Bist du dick oder bist du dünn? Egal, ob du lächelst – er liebt dich. Er liebt dich, wenn du traurig bist, egal, ob du groß bist, klein bist oder mittendrin.
Bist du groß oder bist du klein oder mittendrin? Bist du dick oder bist du dünn oder mittendrin? Er liebt dich, wenn du lächelst, er liebt dich, wenn du weinst. Er liebt dich, wenn du müde und traurig aussiehst – dich und dich und mich.
Einführung in das Thema und persönliche Motivation
Ja, ich habe ja schon bei meiner letzten Predigt im Epheserbrief angekündigt, dass ich mit dem Epheserbrief fertig bin. Als Nächstes werde ich dann durch den zweiten Timotheusbrief predigen.
Jetzt, wo ich zwischen den Büchern stehe, habe ich mir etwas Besonderes überlegt. Heute werde ich über ein Buch predigen. Im Grunde ist meine gesamte Predigt heute ein großes Zitat, das direkt aus diesem Buch stammt. Einfach deshalb, weil ich dieses Buch selbst gelesen habe.
Dieses Buch heißt „Gütig und sanft – wie Sünder und Leidtragende das Herz Christi erfahren“. Ich habe es selbst gelesen, weil ich es für mein eigenes Herz gebraucht habe. Ich wollte irgendwie einen neuen Blick bekommen, wie Sünder und Leidtragende eben das Herz Christi erfahren.
Wir werden es dann sehen: Dieses Buch zeigt sehr stark, wie Christus eigentlich über uns fühlt. Das ist nämlich eine ganz interessante Sache: Wie fühlt er über uns?
Oft haben wir harte Fakten, theologische Aussagen über die Rechtfertigung und so weiter. Es sind harte theologische Grundsätze, harte theologische Fakten. Wir wissen in der Theorie: Aha, Gott liebt mich, aha, ich bin gerechtfertigt. Aber es ist noch einmal etwas anderes, zu sehen, welche Gefühle Gott über uns hat.
Nun, das klingt vielleicht ziemlich vermenschlicht, aber wir werden es dann tatsächlich sehen, wenn das Herz Gottes beschrieben wird. Das Herz ist ja das, was den inneren Willen und den inneren Antrieb antreibt. Es ist einfach spannend zu sehen, wie das Herz Gottes für uns schlägt.
Wer ist Christus wirklich? Mal weg von diesen harten Fakten. Was entzündet sich im Herzen von Jesus Christus, wenn er sich auf Sünder zubewegt – und damit meine ich Menschen wie dich und mich? Was fühlt Gott, wenn er sich auf dich und mich zubewegt?
Wie gesagt, wenn ihr das Buch vielleicht selbst lest, werdet ihr sehen, dass die gesamte Predigt im Grunde daraus stammt. Nur habe ich es mit eigenen Worten ein bisschen zusammengefasst.
Ich habe gedacht, das kann man mal machen, und es ist okay, einfach weil es mir geholfen hat. Ich hoffe, dass es uns als Gemeinde ebenfalls hilft.
Zielgruppe und zentrale Fragestellungen
Einleitend beschreibt der Autor im Grunde, für wen dieses Buch geschrieben ist. Es richtet sich an diejenigen unter uns, die tatsächlich entmutigt sind. Es ist für die, die vielleicht enttäuscht sind, für die, die müde und leer sind. Ich weiß nicht, ob du es kennst, müde und leer zu sein am inneren Menschen – geistlich müde und leer zu sein.
Dieses Buch ist für diejenigen geschrieben, die aus dem letzten Loch pfeifen, für deren christliches Leben sich die ganze Zeit so anfühlt, als würde man eine Rolltreppe hochlaufen, die sich nach unten bewegt. Für diese Art von Christen ist dieses Buch bestimmt und soll uns zeigen, wie Christus über uns denkt.
Es ist für die Menschen geschrieben, die sich tatsächlich denken: „Wie konnte ich das schon wieder vermasseln?“ Ja, dieses Buch und auch die Predigt heute gelten diesen Leuten, die ernsthaft denken: „Habe ich meine Nützlichkeit für Gott völlig verspielt?“ Nur mit anderen Worten formuliert: Es geht um ganz normale Christen, tatsächlich. Kurz gesagt gilt es für Sünder und Leidende.
Und das ist die große Frage – oder besser gesagt, die große Frage, die wir uns stellen müssen: Wenn wir uns mit irgendeinem der Beispiele, die ich eben erwähnt habe, irgendwie identifizieren können, dieses „Habe ich es wieder vermasselt? Habe ich meine Tauglichkeit verloren?“, dann lautet die große Frage, die wir uns stellen müssen, wenn wir geistliche Nöte haben, tatsächlich: Wie denkt Jesus Christus in diesem Moment über mich?
Ich finde, das ist eine ganz, ganz wichtige Frage. Vor ein paar Wochen habe ich mich mit Daniel unterhalten, und ich hatte eine geistliche Not. Dabei habe ich die Aussage getroffen: Bei all meinen Gedanken über mich und meine Nöte ist die Frage, was Christus über mich denkt, viel wichtiger. Es ist viel wichtiger, was Christus in diesem Moment denkt und wie er meine Situation bewertet, als wie ich sie bewerte.
Versteht ihr, das macht einen riesigen Unterschied. Die Frage für jeden von uns, der sich vielleicht müde und leer fühlt, der vielleicht enttäuscht oder entmutigt ist, ist: Was denkt Christus jetzt gerade über dich? Das ist eine ganz wichtige Aussage.
Wie denkt und wie fühlt Christus in dem Moment, wenn er dich sieht und du müde und leer bist? Ganz wichtige Aussage. Wie denkt und fühlt Christus mit dir, wenn du es wieder vermasselt hast? Das ist eine ganz wichtige Aussage.
Wir müssen wirklich die Wahrheit herausfinden, unbedingt. Das sind Grundsatzfragen, die wir wissen müssen, um als Christen freudig durchs Leben zu gehen.
Die Bedeutung des Wissens um Gottes Herz in Zeiten der Schwäche
Nun wollen wir unsere Situation, unsere Schwächen sowie unser Müde- und Leersein nicht beschönigen. Auch sollten wir nicht einfach optimistisch denken: „Ja, Gott findet mich schon gut, alles ist in Ordnung“ – das wäre Wunschdenken. Stattdessen müssen wir auf biblisch begründeter Wahrheit wissen: Was denkt Gott über mich, wenn ich schwach bin?
Denn es ist so: Während wir uns sündig und als Versager fühlen, ist entscheidend, was wir über Gott denken. Was ich über Gott weiß und glaube, bestimmt, ob ich als ein gebeugter Christ durchs Leben gehe oder ob mein Christsein Freude und Freiheit bedeutet.
Versteht ihr diese Aussage? Sie ist ganz wichtig. Während ich mich als Versager fühle, ist es entscheidend, was ich über Gott weiß und denke. Das entscheidet darüber, ob ich trotz meines Versagens freudig durchs Leben gehen kann oder ob ich die ganze Zeit wie ein gebeugter Christ bin.
Nun merken wir, dass wir die Wahrheit über Christus herausfinden müssen. Was denkt Christus, wenn ich schwach bin? Ich werde nicht das ganze Buch zusammenfassen können. Stattdessen möchte ich einige Punkte herausgreifen, die mich persönlich angesprochen haben. Es sind etwa drei oder vier Kapitel von insgesamt 15, die grundlegende Wahrheiten zeigen, wie das Herz Jesu schlägt, wenn er uns sieht.
Im allerersten Punkt wollen wir uns die Herzenshaltung von Jesus anschauen.
Einzigartige Offenbarung des Herzens Jesu in den Evangelien
Und wisst ihr, was wirklich interessant ist? Wer weiß, wie viele Kapitel die vier Evangelien insgesamt haben, wenn man sie alle zusammenzählt? Wahrscheinlich weiß das jetzt keiner spontan, weil sich kaum jemand hinsetzt, um sie zu zählen. Es sind neunundachtzig Kapitel, ja?
Und wisst ihr, wie viele Stellen es in diesen neunundachtzig Kapiteln gibt, in denen Jesus über sein Herz spricht? Es gibt nur eine einzige. Es gibt einen einzelnen Vers in den gesamten vier Evangelien, in dem Jesus uns sein Herz offenbart. Und das ist ganz interessant.
Wir sehen in den Evangelien die Lehren von Christus. Wir sehen, wie er verstand, dass er derjenige ist, der das Alte Testament erfüllt. Doch dann gibt es nur diese eine einzige Stelle, an der Jesus uns zeigt, wie er in seinem Herzen eingestellt ist. Weiß jemand zufällig, welche Stelle das ist oder was der Inhalt dieser Stelle ist?
Schlagt mit mir Matthäus 11,28-30 auf – die einzige Stelle, an der Jesus uns sein Herz offenbart. Weil es die einzige Stelle ist, müssen wir dort umso mehr Gewicht hineinlegen. Sie hilft uns, ein bisschen zu verstehen, wie Jesus denkt.
In Matthäus 11,28-30 ruft Jesus aus: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“
Das ist die einzige Stelle in den vier Evangelien, dieser eine Moment, in dem Christus sozusagen den Schleier öffnet und uns einen Blick in sein Herz gibt. Ja, dieser eine Moment, in dem er sein Wesen zeigt. An dieser Stelle sagt er nicht, dass er streng und von Herzen fordernd ist.
Und das ist so interessant, denn ganz ehrlich: Haben wir nicht oft das Bild in uns, dass Gott streng und von Herzen fordernd ist? Doch Christus öffnet sein Herz und sagt genau das nicht. Er sagt, er ist sanftmütig und von Herzen demütig. Das ist sein Herzenswesen.
Sanftmütig heißt, dass er in seinem Wesen nicht schießwütig ist, nicht harsch, nicht nachtragend. Jesus ist auch nicht leicht aufgebracht, wenn wir versagen. Es bedeutet, dass Jesus der verständnisvollste Mensch im gesamten Universum ist. Das ist, was sanftmütig bedeutet.
Er ist der verständnisvollste Mensch im gesamten Universum. Seine natürlichste Haltung, sein innerstes Wesen ist nicht, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Das Innerste seines Wesens, in das er uns einen Blick hat werfen lassen, ist, dass er offene Arme hat.
Und wenn er von sich sagt, dass er demütig ist, meint er damit, dass er trotz seiner Größe, seiner Herrlichkeit und seiner Heiligkeit zugänglich ist. Das müsst ihr euch mal vorstellen: Der große Gott, und es gibt keinen einzigen Menschen, der zugänglicher ist als Christus.
Es gibt keinen Menschen, bei dem du mehr willkommen bist als bei Christus, obwohl er der Größte ist und dein gesamtes Leben vor ihm aufgedeckt ist. Und das ist es, was er sagt: „Ich bin sanftmütig, ich stehe mit offenen Armen da und ich bin auch demütig.“
Dein ganzes Leben ist vor mir aufgedeckt. Es gibt keinen Grund, warum du dich mir nähern solltest – außer eben, dass ich zugänglich bin. Zugänglicher als dein Ehepartner, also zugänglicher als die wichtigste Vertrauensperson in deinem Leben ist Christus.
Nun, seine Grundherzenshaltung, die er uns gegenüber hat, ist zugänglich – und nicht streng und fordernd, sondern demütig und sanftmütig.
Zusicherung der Annahme bei Christus
Die zweite Wahrheit über Christus, die in Johannes 6,37 zu finden ist, gibt uns eine Verheißung. Diese lautet: „Ich werde nicht hinausstossen.“
In Johannes 6,37 steht: „Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“
Zunächst geht es hier vor allem um die Errettung. Wer zu Christus kommt, wird nicht hinausgestoßen. Doch diese Aussage zeigt uns auch ein Grundprinzip von Christus.
Vielleicht kennst du das von dir selbst: Wenn man wieder einmal etwas falsch gemacht hat und das Leben nicht so läuft, wie man es sich wünscht, haben viele Christen große Angst, dass Christus sie jetzt nicht mehr annimmt. Dabei ist nicht die Rettung gemeint, sondern eher das Gefühl einer Distanz zu Christus. Man fühlt sich gebeugt und denkt: „Ich habe es wieder verbockt.“ Dann kommt die Angst auf, ob Christus einen jetzt erst einmal nicht annimmt. Man fragt sich, ob er vielleicht im Streit mit einem ist oder zumindest nicht ganz zugeneigt.
Viele Christen kennen diese zögerliche Haltung, zu Christus zu kommen. Es ist eine Realität, die Christus in Vers 37 anspricht. Wäre diese Angst nicht vorhanden, müsste Christus dieses Thema nicht aufgreifen. Er spricht Mut zu und sagt: „Wer zu mir kommt, den stoße ich nicht hinaus.“
Er gibt eine Verheißung in einer notvollen Situation. Das zeigt uns, dass es bei Christen grundsätzlich ein Problem mit der Angst gibt, zu Christus zu kommen. Christus möchte dir mitteilen: Wer auch immer zu ihm kommt, den wird er nicht hinausstossen.
Ich weiß nicht, wie du dich gerade fühlst, aber eines musst du wissen: Wenn du jetzt zu Christus gehst, stößt er dich nicht hinaus.
Hinausstoßen kann man sich ungefähr so vorstellen, als würde jemand durch eine Tür kommen und du gibst ihm sofort einen Stoß in den Bauch, sodass er rückwärts hinausfliegt. So wäre „hinausstoßen“.
Was aber macht Christus, wenn du durch diese Tür kommst? Er sagt: „Herzlich willkommen!“
Vielleicht kennst du die Situation in deinem Leben, in der du denkst: „Ich bin ein schlimmer Sünder, ich habe es wirklich verbockt.“ Was sagt Christus in Vers 37? „Ich werde dich nicht hinausstossen.“
Vielleicht sagst du auch: „Ich bin ein langjähriger Sünder und tue immer wieder dieselben Dinge.“ Was sagt Christus? „Ich werde dich nicht hinausstossen.“
Oder du denkst: „Ich werde immer wieder rückfällig mit dieser Sünde.“ Was sagt Christus dazu? „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“
Die Antwort auf deine Zweifel ist immer dieselbe: Wer zu Christus kommt, egal was er getan hat oder wie oft, den stößt er nicht hinaus.
Es ist so, dass ängstliche Christen oder Menschen mit bedrücktem Gemüt oft unendlich viele Gründe finden, warum Christus sie vielleicht doch nicht annimmt. Wir sind oft sehr gut darin, Gründe zu suchen, warum Gott zögerlich ist oder warum wir nur mit Scheu in seine Gegenwart treten sollten. Der Mensch ist erfinderisch.
Manche Menschen kämpfen nicht unbedingt mit der Sünde, sondern erleben Leid oder bekommen von Gott nicht, was sie sich wünschen. Das kann Zweifel wachsen lassen, ob Christus ihnen wohlgesonnen ist.
Kennst du das Gefühl, wenn dein Leben hin und her geht und du fragst: „Züchtigt Gott mich? Hat er sein Gesicht von mir abgewandt?“ Es gibt viele Gründe, sich einzubilden, Christus habe sich von einem abgewandt.
Doch das Leben und seine Umstände öffnen nicht das Herz Christi, sondern die entscheidende Frage ist: Zu wem gehöre ich?
Die einzige Sache, die du tun musst, um Gottes Liebe zu erfahren, steht in Vers 37: Du musst einfach nur kommen.
Christus sagt nicht: „Wer mit genug Reue kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Er sagt auch nicht: „Nur der, der sich schlecht genug fühlt wegen seiner Sünde, den werde ich nicht hinausstossen.“ Ebenso wenig schreibt er: „Wer mit doppelter Anstrengung kommt und es endlich geschafft hat, vier Tage diese Sache zu lassen und stille Zeit zu machen, den werde ich nicht hinausstossen.“
Wir legen uns oft selbst viele Zwänge auf. Ihr kennt eure Gründe und Argumente, die ihr euch zurechtlegt.
Was schreibt Christus? Was müssen wir tun? Wir müssen einfach nur kommen. Einfach nur kommen.
Und er gibt uns die Verheißung: Er stößt uns nicht hinaus. Warum? Weil sein Herz für uns entbrennt.
Das sehen wir oft auch im Alten Testament. Dort übt Gott zwar Gericht, sagt aber zu Ephraim: „Mein Herz hat sich nach dir gesehnt.“ Er musste eine Zeit lang richten, aber eigentlich brannte sein Herz für ihn.
Das ist das Herz, das Gott uns gegenüber hat. Und wir müssen keine Scheu haben.
Später werde ich noch einmal darauf eingehen: Wir sind scheu, weil wir ein gesetzliches Herz haben. Ein gesetzliches Herz, das versucht, durch Wiedergutmachung oder Leistung Gottes Freiheit zu verdienen.
Das gesetzliche Herz knechtet uns immer wieder selbst und unterdrückt uns.
Doch Christus sagt: Wer zu mir kommt, egal wie oft er es verbockt hat, wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen. Nicht mehr und nicht weniger.
Gottes Herz im Alten Testament: Gericht und Gnade
Nun wollen wir ins Alte Testament gehen und uns auch hier Gottes Herz anschauen. Dabei wollen wir die Motivation Gottes betrachten, die wir in Klagelieder 3,33 finden. Diesen Vers kann man sich sehr gut merken, denn er hat eine interessante Struktur, die ich euch gleich noch erläutern werde.
Im Alten Testament finden wir unter anderem Jesaja, Jeremia und Klagelieder. Ein weiterer Punkt, der Gottes Herz offenbart, steht in Klagelieder 3,33. Dort heißt es: „Denn nicht aus Lust plagt und betrübt er die Menschenkinder.“ Schaut euch einmal Klagelieder genauer an: Kapitel 1, 2, 4 und 5 haben jeweils 22 Verse. Das mittlere Kapitel, Kapitel 3, hat 66 Verse. Genau in der Mitte davon liegt der Vers 33, der den Höhepunkt dieses Buches und auch der Botschaft darstellt.
Wenn wir in Kapitel 2, Vers 2 schauen, sehen wir, wie Gott alle Wohnungen Jakobs zerstört und die Festung der Tochter Juda zu Boden wirft. In Vers 3 heißt es: „In seinem grimmigen Zorn schlug er jedes Horn von Israel.“ Grundsätzlich beschreibt das Buch Klagelieder, wie Gott hartes Gericht über sein Volk bringen muss. Er fegt die Babylonier durch die Stadt Jerusalem, und das Volk Israel wird getötet. Es ist Gottes Gericht, weil sie halsstarrig sind. Das ist der Kontext des Buches: Gottes heiliges, gerechtes Gericht über Sünde.
Gott muss sein geliebtes Volk schlagen und züchtigen. Dann kommen wir zu Klagelieder 3,33, dem Höhepunkt der Geschichte. Was lesen wir hier über Gottes Herz? In Vers 33 steht, dass Gott richten muss, weil er gerecht ist, aber keine Lust daran hat. Er schlägt das Volk, sagt aber, dass er keine Freude daran hat. Das ist nicht der Herzschlag Gottes, es ist nicht seine Freude, es ist nicht das, was normalerweise aus ihm herausfließt.
Es wirkt fast so, als sei Gott in einem inneren Konflikt mit sich selbst. Er muss richten, aber er tut es nicht aus Lust. Er sagt: „Das ist nicht mein Herz.“ Wisst ihr, was das eigentliche Innere seines Herzens möchte? Schlagen wir Jeremia 32,41 auf. In Klagelieder haben wir gelesen, dass Gott keine Lust am Gericht hat, keine Lust, uns zu züchtigen, keine Lust, uns Schmerzen zuzufügen – auch wenn er es manchmal tun muss. Sein Herz will es nicht, er hat keine Lust daran.
In Jeremia 32,41 lesen wir: „Und damit ich mich über sie freuen kann, ihnen wohlzutun, und ich werde sie einpflanzen in dieses Land in Wahrheit.“ Hier sehen wir, wie Gott Gnade ausgießt. Er will sein Volk wieder in das Land zurückbringen und ihnen Gutes tun – mit seinem ganzen Herzen und seiner ganzen Seele.
Was sehen wir also in Jeremia 32,41? Gott hat keine Lust am Gericht, aber wenn es darum geht, Gnade zu schenken, tut er das von ganzem Herzen. Seht ihr das Herz Gottes? Manchmal haben wir viel Theologie, und das ist gut, denn sie ist unser Fahrplan. Aber wir müssen erkennen, dass die Theologie aus dem Herzen Gottes stammt, das Lust an Gnade hat und keine Lust am Gericht.
Als Christus den Vorhang aufgezogen hat und uns in sein Herz schauen ließ, haben wir gesehen, dass er sanftmütig und demütig ist. Hier sehen wir, wie Gott von ganzem Herzen Gnade schenken will. Dasselbe lesen wir in Micha 7,18, wo es heißt: „Wer ist ein Gott wie du, der Lust hat an Gnade?“ Auch hier wird deutlich, dass Gott Freude an Gnade hat.
Wenn wir nun all dies sehen, sollte uns das die Scheu nehmen, zu Gott zu gehen, wenn wir etwas verbockt haben. Denn wer zu ihm kommt, wird nicht hinausgestoßen. Wenn wir sehen, dass Gott Lust hat, Gnade auszugießen, dann können wir das Vertrauen haben, dass er gnädig ist.
Ähnlich steht es im Hebräerbrief Kapitel 12: Christus ertrug das Kreuz um der vor ihm liegenden Freude willen. Diese Freude ist die Freude, Gnade auszugießen. Das Herz Christi hat Freude daran, gnädig zu sein, Menschen wieder aufzubauen und zu vergeben. Das ist das Herz Gottes.
Das passt auch sehr gut zu Mose. Heute haben wir viele Bibelstellen betrachtet. Beim nächsten Mal fangen wir wieder mit einer strukturierten Auslegungspredigt an und gehen schön am Text entlang. Heute war es etwas anders, wie ich euch ja schon erklärt habe.
Gottes Offenbarung seiner Herrlichkeit an Mose
Dasselbe gilt auch für Mose. Ihr kennt alle die Stelle in 2. Mose, Kapitel 33, wo Mose zu Gott sagt: „Gott, ich möchte dich unbedingt sehen.“ Daraufhin legt Gott Mose eine Felsspalte als Schutz zu, und dann geht Gott mit seiner ganzen Herrlichkeit an Mose vorbei.
Diese Stelle findet ihr in 2. Mose 33, Vers 22. Gott sagt: „Wenn meine Herrlichkeit vorübergeht, stelle ich dich in diese Felsenkluft.“ Gott kündigt also an: „Ich werde mit meiner ganzen Herrlichkeit an dir vorübergehen, Mose.“ Das ist eine ganz wichtige Aussage.
Im nächsten Kapitel, 2. Mose 34, Vers 6, geht Gott erneut mit seiner ganzen Herrlichkeit an Mose vorbei. Wie beschreibt er dabei sein Wesen? Stellt euch das einmal vor. Er schreibt nicht: „Der gerechte, heilige Richter, der jeden tötet, der meine Gebote nicht hält.“ Nein, er sagt, dass er mit seiner ganzen Herrlichkeit, also mit dem Glanz seines Wesens, an Mose vorbeigeht und sich ihm zeigt.
In 2. Mose 34, Vers 6 heißt es: „Der Herr, der Herr, der starke Gott, der barmherzig ist und gnädig, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue.“ Das ist seine Herrlichkeit, sein Glanz. So wie er es in Kapitel 33 angekündigt hat: „Ich muss mit meiner ganzen Herrlichkeit an dir vorübergehen.“ Und dann geht er an Mose vorbei und sagt: „Das bin ich. Ich bin der Gnädige, der Barmherzige, der, der langsam zum Zorn ist, und von großer Treue.“
So stellt sich Gott mit seiner gesamten Herrlichkeit vor.
Nun erinnert euch an Epheser 1, wo es heißt, dass Gott uns erwählt hat, seine Gnade über uns ausgegossen hat und uns vergeben hat – zum Lobpreis seiner Herrlichkeit. Genau diese Herrlichkeit, die Mose sehen durfte, greift in Epheser 1 in unserer Errettung. Gott hat uns geliebt, uns heilig gemacht und uns vergeben. Am Ende steht: „Zum Lobpreis eben genau dieser Herrlichkeit.“ Diese Herrlichkeit Gottes ist sein Wesen.
Deshalb schließen wir seine Heiligkeit keineswegs aus. Es gibt andere Predigten, in denen wir das auch noch betonen werden. Aber heute wollen wir grundsätzlich sehen, wie der Herzschlag Gottes ist – dieser ganz natürliche Herzschlag.
Wie fühlt Gott sich, wenn du geistlich müde und leer bist? Wie denkt und fühlt er über dich, wenn du es mal wieder verbockt hast? Das wollen wir heute betrachten.
Der innere Kampf des Christenherzens
Nun, wir haben tatsächlich ein großes Problem, das ich vorhin schon kurz angeschnitten habe. Bei all diesen Wahrheiten, die wir jetzt gehört haben – über Gottes große Gnade, über sein herzliches Verlangen und über diese Einladung: „Jeder, der kommt, ich werde niemanden hinausstossen“ –, da muss man wissen, dass man nicht erst sündige Gefühle oder ein schlechtes Gewissen haben muss. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.
All diese Wahrheiten bergen für den Menschen ein großes Problem: Unser Herz versucht immer wieder auszubrechen aus der Freude, die wir eigentlich in Christus haben sollen. Das klingt vielleicht etwas kompliziert, aber es ist tatsächlich so.
Alles, was wir jetzt gehört haben – und es gibt noch viel mehr dazu zu sagen in diesem Buch – soll in uns bewirken, dass wir in die Freude eingehen, die Christus für uns bereithält. Unser Leben soll von Frieden und Freude erfüllt sein. Das geschieht, wenn wir diese Freiheit in Christus haben. Dann gehen wir nicht mehr gebückt und gedrückt durchs christliche Leben, belastet von Zwängen und dem „Wir müssen“, sondern sind zuallererst frei.
Doch unser Herz versucht regelmäßig, aus diesem Hafen der Freude auszubrechen. Und warum? Weil unser Herz ständig anfängt, mit eigenen Mitteln wieder Gottes Gunst zu erlangen. Es handelt sich dabei nicht um Gesetzlichkeit im Sinne von „Ich werde gerettet“, sondern um eine Gesetzlichkeit, bei der ich als Christ versuche, weiterhin Gottes Gunst zu erlangen.
Es gibt zwei Arten, wie man als Christ leben kann: Erstens lebt man für das Herz Christi, oder zweitens lebt man aus dem Herzen Christi. Das ist ein großer Unterschied. Entweder lebe ich für das Herz Christi, indem ich ständig versuche, seine Gunst und seine Freude irgendwie zu erarbeiten, oder ich lebe aus dem Herzen Christi, weil er sich schon an mir freut und ich in ihm schon alles bin und habe.
Das sind zwei elementare Unterschiede, wie ich mein Christenleben führen kann: Lebe ich für sein Herz oder aus seinem Herz? Arbeitest du und lebst du für das Lächeln Gottes, oder arbeitest und lebst du aus dem Lächeln Gottes dir gegenüber? Seht ihr den feinen Unterschied?
Lebst du dein Christenleben mit einer Last auf der Schulter, damit Gott sich freut und lächelnd über dich ist? Oder lebst du, weil Christus sich schon an dir freut? Das ist ein riesiger Unterschied.
Wir haben es ja in der Predigt von Daniel gehört: Es geht um Stand und Leben. Im Grunde ist das genau das Thema. Lebst du für deine neue Identität in Christus, oder lebst du aus dieser Identität? Unser gesetzliches Herz will oft für diese Dinge leben. Deshalb ist der Kampf, den du, ich und mein eigenes Herz ständig führen, der, unser Herz mit dem Herzen Christi in Einklang zu bringen.
Das ist eigentlich der Kampf, in dem wir ständig stehen: Ich muss mein Herz, mein Denken über Gott und meine Gefühle über Gott in Einklang bringen mit dem, was Gott in Wirklichkeit schon gesagt hat. Ja, wir dürfen uns nicht von unserem Denken, unseren Herzen und unseren Gefühlen leiten lassen, sondern müssen sie immer mit dem abgleichen, was Gott sagt. Das ist ganz, ganz wichtig.
Das heißt, dass ich jeden Morgen, wenn ich aufstehe, meine natürliche Haltung austauschen muss. Natürlich neige ich dazu, mich für einen geistlichen Weisen zu halten. Doch ich muss mir stattdessen bewusst machen: Ich bin vollkommen Gottes Kind.
Im Grunde will der Text sagen: Der erste Kampf, den du morgens hast, wenn du aufstehst, ist der, in Christus zu sein. Versteht ihr das? Was es bedeutet, in Christus zu sein – in dem zu sein, was er alles für uns bereits getan hat.
In Christus bin ich geliebt. In Christus bin ich sein Kind. In Christus bin ich gerechtfertigt. Und ich stehe nicht morgens auf, um die ganze Zeit Gottes Gunst zu erlangen, indem ich jetzt eben gut lebe. Nein, ich stehe auf, indem ich in Christus bin, in ihm sein.
Dann kommt auch das Tun. Ich will es ja gar nicht wegstreiten, das wäre ganz klar.
Ermutigung durch John Newton und die Ursachen von Furcht
John Newton schrieb in einem Brief an einen Freund: „Staunst du manchmal darüber, dass du überhaupt Hoffnung haben kannst? Staunst du manchmal darüber, dass der Herr an dich denkt, arm und bedürftig, wie du bist? Doch alles, was du fühlst, soll dich nicht entmutigen. Denn wenn unser Arzt allmächtig ist, kann unsere Krankheit nicht hoffnungslos sein. Und wenn er niemanden hinausstößt, der zu ihm kommt, warum fürchtest du dich dann?“
Er fährt fort: „Wenn Christus dir die Verheißung gibt, dass er niemanden hinausstößt, warum fürchtest du dich dann? Unsere Sünden sind zahlreich, doch seine Gnade ist umfangreicher. Wir sind schwach, aber er ist stark. Die meisten unserer Klagen – und das ist jetzt nämlich das, was er anwendet – kommen aus Unglauben, und der Rest aus einem gesetzlichen Herzen.“
Was will er damit sagen? Er meint: Wenn du die Verheißung hast, dass Christus dich nicht hinausstößt, warum fürchtest du dich dann? Und warum du dich fürchtest, gibt es zwei Gründe. Der erste Grund ist, dass du entweder Unglauben hast, also nicht glaubst. Das heißt, du glaubst der Zusage, die Christus dir gibt, nicht. Das ist der erste Grund, warum du dich fürchtest.
Der zweite Grund ist ein gesetzliches Herz. Das bedeutet, du nimmst nicht die Freiheit und das freie Angebot an, zu ihm zu kommen – wer auch immer du bist und was auch immer du gemacht hast. Stattdessen versuchst du vermutlich erst, irgendwie doch noch etwas auf die Reihe zu bekommen. Warum fürchtest du dich sonst? Weil du denkst: „Ich muss ja erst…“ oder „Ich habe schon wieder…“ Ja, na und? Wir leben alle aus der Gnade.
Wenn diese Einladung dich ernsthaft fürchten lässt, obwohl Christus so klar einlädt, dann liegt deine Furcht vermutlich am Unglauben. Darüber kannst du Buße tun mit den Worten: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Oder deine Furcht liegt daran, dass du ein gesetzliches Herz hast.
Das ist unsere innerliche, unverbesserliche Neigung, Gottes Gunst durch unser Verhalten zu vergrößern. Weil ich heute stille Zeit gemacht habe, segnet er bestimmt meinen Tag. Kennst du das? Weiß nicht. Es ist nicht Gottes Gnade, dass er, obwohl ich schwach im Gebet war, trotzdem seine Gnade über mich ausgießt.
Das Problem eines gesetzlichen Herzens ist, dass wir das Gespür für Gottes Liebe damit gleichsetzen, wie geistlich wir sind. Je nachdem, wie geistlich ich mich fühle und wie gut ich momentan drauf bin, fällt es mir leichter zu glauben, dass Christus mich liebt.
Erkennt ihr das? Wenn alles gut läuft, ist es wirklich nicht schwer zu sagen: Halleluja, Christus liebt mich. Aber wie ist es, wenn ich mein Leben nicht im Griff habe? Wie einfach ist es für mich, trotzdem zu glauben, dass er mich liebt? Und da sehen wir unser gesetzliches Herz.
Wenn ich es ganz gut hinbekomme, habe ich kein Problem damit, seine Liebe anzunehmen. Aber wenn ich richtig im Sumpf bin, liebt er mich genauso noch. Doch was ist das Problem, dass ich dann plötzlich nicht glauben kann? Es ist ein gesetzliches Herz.
Ich weiß nicht, ob ihr das so ein bisschen verstehen könnt, aber es ist tatsächlich so: Wenn Gottes Liebe davon abhängig ist, was ich leiste, oder wenn ich das denke, habe ich ein gesetzliches Herz.
Es kann sein, dass durch Sünde oder dadurch, dass ich sündige, sich finstere Wolken aufziehen und ich die Sonne der Liebe Gottes dadurch weniger sehe. Das kann schon sein. Aber trotzdem scheint sie noch, und die Liebe Gottes ist unveränderlich da.
Der Autor schreibt, dass wir durch unseren Sündenfall nahezu ständig einen Druck haben. Wir verspüren ständig irgendeine Furcht, Nervosität, ein Zählen von Punkten, Kontrollzwänge und ein Abhaken von „Was habe ich gekonnt und was habe ich geschafft?“
Der Schreiber in dem Buch sagt, das hat nichts damit zu tun, dass ich eine schlechte Kindheit hatte, weshalb ich Kontrollzwänge, Nervosität und Furcht in Bezug auf Gott habe und ständig meine Punkte zähle. Es liegt nicht an meiner schlimmen Krankheit, sondern an einem Defizit am Evangelium.
Es liegt daran, dass ich das Evangelium nicht verstehe. Denn diese Dinge sind die Frucht, die aus Gesetzlichkeit kommt. Dass ich immer nervös vor Gott bin, stammt daher, dass ich keine Ruhe in der Liebe Christi finde. Ich komme nicht zur Ruhe in ihm und in dem, was er getan hat.
Die Frucht davon, dass ich mich in der Liebe von Jesus Christus bade und dort endlich zur Ruhe komme, ist Ruhe für meine Seele. Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen, und ich werde ihm Ruhe geben.“
„Ich werde ihm Ruhe geben“ steht in diesem Zusammenhang. Warum haben wir diese Ruhe nicht? Weil wir uns nicht an Christus genügen lassen. Unser gesetzliches Herz muss ständig bekämpft werden.
Wenn wir früh aufstehen, muss unser größter Kampf sein, in Christus zu sein und in dem zu ruhen, was er getan hat. Dass er mich liebt, egal wie ich bin. Die Frucht dessen, wenn ich mich in der Liebe von Christus bade und seine Verheißung wirklich glaube, ist Ruhe.
Es ist geistliches Wachstum. Es reißt mich aus dem Sturm von Werken und dem Müssen, etwas zu verdienen. Wir kommen in einen ruhigen Hafen. In diesem ruhigen Hafen kann mich nichts mehr antasten. Ich weiß einfach, dass ich sein Eigentum bin.
Das ist der ruhige Hafen. Was sagt das Evangelium dazu? Der Sohn Gottes hat mich geliebt. Der Sohn Gottes hat sich für mich hingegeben. Und das Herz Gottes konnte nicht länger still im Himmel sitzen bleiben.
Was das Evangelium bewirkt, ist, dass es dich einlädt, das Herz von Jesus Christus, so wie wir heute einen kleinen Blick hineinnehmen durften, wirklich kennenzulernen. Das Evangelium lädt dich ein, dass das Herz Jesu Christi dich zur Freude führen darf.
Unser geistliches Leben soll Frieden und Freude sein.
Persönliche Reflexion und Einladung
Ich möchte dich persönlich einfach fragen: Wenn du dein geistiges Leben anschaust, ist dein geistiges Leben von Friede und Freude geprägt? Weißt du selbst, in deinem Alltag, in deiner Stille – ist dein Glaubensleben von Friede und Freude erfüllt?
Das Herz des Christen, das Evangelium, lädt uns ein, in Christus zum Frieden und zur Freude zu kommen. Dieser Friede und diese Freude sind unabhängig davon, ob dein moralisches Verhalten mal besser und mal schlechter ist. Das spielt keine Rolle.
Vielmehr wollen wir unser Wanken dieser Sicherheit unterwerfen: wie Christus über uns denkt und fühlt. Denn Christus ist unser Felsen. Es ist ganz egal, ob ich moralisch gut oder schlecht bin, ob ich heute einen guten Tag hatte oder nicht. Wir wollen unser Wanken diesem Felsen Christi unterordnen, der immer gleich über uns denkt und fühlt.
Das muss uns in die Freiheit führen – wirklich, wirklich muss es uns in die Freiheit führen. Ich habe gemerkt, als ich das Buch gelesen habe, gab es Momente, in denen ich plötzlich in Freude und innerer Freiheit vor Christus ausgeboren wurde. Doch es hat keine halbe Stunde gedauert, bis das wieder angefochten wurde.
Versteht ihr? Das ist der Kampf, den wir ständig führen: Wie fühle ich mich, wie denke ich über mich? Dieses Abgleichen und Unterordnen unter den Felsen Christus, unter das, wie er über mich denkt und fühlt.
Denn das, was wir am Ende über Gott und über Christus denken, ist ausschlaggebend dafür, ob ich ein Christsein führe, das gebeugt ist, oder eines, das von Frieden und Freude geprägt ist. Das, was ich über Christus denke, ist das Fundament.
Abschlussgedanken und praktische Anwendung
Nun komme ich zum Schluss. Was dieses Buch im Grunde versucht, ist, das Herz Christi aufzuzeigen. Eine Frage, die man wie ein Reflex stellt, ist: Was soll ich jetzt mit diesen Wahrheiten anfangen? Was soll ich mit dem anfangen, was wir heute gehört haben?
Die Antwort, die uns das Buch gibt, ist: Erst einmal einfach nichts. Es ist wie bei einem Eskimo, der irgendwo im Süden im Urlaub ist. Er geht auf den Balkon, draußen scheint die Sonne, und das erste, was er sich fragt, ist: Wie kann ich jetzt die Sonne auf mich anwenden? Das Einzige, was richtig ist, ist, dass er rausgehen und die Sonne einfach erst einmal genießen soll.
Das ist der Grundgedanke des Buches: Genieße erst einmal, von Christus völlig geliebt zu sein, als Schritt eins. Genieße es einfach, dieses Gefühl, dass man sich nicht mehr abrackern muss, um seine Gunst zu haben.
Dann schreibt der Autor, dass es doch etwas gibt, was wir tun sollen. Wisst ihr, wo das steht? Was wir tun sollen auf der Grundlage dessen, was wir heute gehört haben, steht in Matthäus 11,28: "Kommt her zu mir." Alles, was wir tun sollen, ist, zu ihm zu kommen – nicht mehr und nicht weniger – so wie wir sind, wie wir fühlen, wie wir denken.
Ich zitiere Goodwin: Was die Menschen abhält, ist, dass sie den Sinn und das Herz Christi nicht kennen. Was dich vielleicht abhält, zu Christus zu kommen, ist, dass du sein Herz und seinen Sinn nicht wirklich kennst. Das heißt nicht, dass du nicht sein Kind bist, aber es kann sein, dass du ein falsches Gottesbild hast. Es kann sein, dass ich ein falsches Gottesbild habe.
Die Wahrheit ist, dass Jesus Christus glücklicher über uns ist, als wir über ihn je sein könnten. Christus ist glücklicher über dich, als du über ihn. Komm deshalb zu ihm. Wenn du sein Herz kennen würdest, dann würdest du es tun.
Es hält uns ab, zu ihm zu kommen, weil wir Christus nicht verstanden haben. Und es ist egal, was in deinem Leben zerbricht. Es ist egal, ob du gerade das Gefühl hast, festzustecken. Eins bleibt – egal wie du dich fühlst – und zwar das Herz Christi dir gegenüber. Das ist ein Fels.
Der Punkt in deinem und in meinem Leben, die größte Niederlage in deinem Leben – dort ist Christus. Und Christus ist dir gegenüber nicht nur sanftmütig und demütig in den schönen Tagen deines Lebens, sondern auch in der Finsternis deines Lebens. Auch da ist er sanftmütig und demütig.
Deswegen sagt er: "Kommt her zu mir." Wenn du sein Herz kennen würdest, dann würdest du es tun. Amen.
Traell Verlag, der Stephan bestellt dir heute Abend noch Bücher. Es ist ein richtig gutes Buch, das in vielen Punkten noch viel, viel tiefer geht. Ja, gütig und sanft, so erfahren Sünder und Leidtragende das Herz Christi.
