Einführung: Die Herausforderung des Überlebens in der modernen Welt
Gut, ihr fragt euch vielleicht, und das zu Recht, was es mit dem ganzen Titel hier auf sich hat: Survival Hacks. Das klingt zunächst etwas urwaldmäßig, aber wir leben ja nicht im Urwald.
Wenn wir an Survival Hacks denken, kommt uns wahrscheinlich eher etwas wie „Seven versus Wild“ in den Sinn. Dort geht es darum, in einer extremen Umgebung zu überleben, sich von Würmern zu ernähren und allerlei andere schwierige Dinge zu tun. Die meisten von euch machen das vermutlich nicht.
Vielleicht gehen wir alle gern mal campen oder unternehmen sonst etwas im Freien, aber das ist meist auch schon das ganze Outdoor-Erlebnis.
Wozu also Survival Hacks? Und wozu überhaupt Life Hacks in dieser Welt? Darüber wollen wir heute sprechen. Denn wir leben tatsächlich in einer Welt, die ziemlich herausfordernd ist.
Das Schwierige daran ist, dass einem diese Herausforderungen oft gar nicht bewusst sind. Genau darum soll es heute gehen: Wie können wir in der Zeit, in der wir gerade leben, überleben?
Die positiven Seiten unserer Zeit: Mobilität, Freiheit und Technologie
Und wir müssen sagen: Wir leben in einer mega, mega coolen Zeit. Das kann man einfach mal so festhalten. Ich glaube, die Zeit, in der wir leben, ist eine der wirklich besten Zeiten, die man sich aussuchen kann, um zu leben.
Also, was wir alles haben und welche Möglichkeiten und Optionen uns offenstehen, ist einfach der absolute Hammer. Fangen wir mal damit an, dass wir in einer Zeit absoluter Mobilität leben. Heute Morgen konnten wir uns einfach ins Auto von Freunden setzen und hierher die 200 Kilometer fahren, ohne dass wir unseren Esel satteln und schon vorgestern losreiten mussten.
In eineinhalb Stunden sind wir da. Ihr könnt eigentlich überall hin, wenn euch fremde Kulturen interessieren. Ihr könnt reisen, wohin ihr wollt. Die ganze Welt steht euch offen. So eine Mobilität gab es vorher ziemlich selten.
Ihr habt aber auch unzählige Möglichkeiten, euer Leben zu gestalten. Ihr könnt alle einen Beruf lernen, den ihr wollt. Wenn du sagst: „Ich möchte gerne Astronaut werden“, dann mach das! Natürlich musst du dich dafür richtig reinhängen, es ist ein harter Job, und du musst ziemlich schlau sein. Aber wenn du das machen willst, dann mach es.
Für mich ist der Zug jetzt abgefahren, aber für euch stehen alle Möglichkeiten offen. Oder wenn ihr sagt: „Ich möchte lieber Kanarienvögel züchten“, dann züchtet eben Kanarienvögel. Ihr müsst nicht mehr den Job eurer Eltern lernen, ihr seid frei.
Und ihr habt alle Möglichkeiten, die diese Welt euch bietet. Ihr könnt sogar mehr oder weniger leben, wo ihr wollt. Wenn ihr sagt: „Ich bin eher der kalte Typ“, dann zieht nach Norwegen an den Polarkreis. Das ist gar kein Thema, ihr könnt einfach hinziehen.
Oder wenn ihr eher der Sommertyp seid, ab nach Portugal und den ganzen Tag surfen. Alles ist möglich, ohne Probleme. Wir leben in einer Zeit, die einfach mega, mega nice ist.
Und das waren jetzt nur mal so die politischen Dinge. Reden wir mal über Technologie. Wir leben in einer total technologisierten Welt, und auch das ist richtig, richtig cool.
Fangen wir mal ganz einfach an. Lasst uns gemeinsam die Waschmaschine feiern. Wie cool ist das, Leute? Ich rede jetzt von diesem weißen Kasten, nicht von eurer Mutter, sondern von der Waschmaschine.
Ihr habt dreckige, stinkige Klamotten, Deckel auf, Klamotten rein, Knopf drücken – und ihr chillt einfach eine halbe Stunde auf eurer Hängematte, bis das Ding durchgelaufen ist. Wie cool ist das?
Überlegt mal: Ihr müsstet euren Korb packen, runter zu eurem Fluss. Was fließt hier? Der Neckar – der ist eh ziemlich dreckig, glaube ich. Da müsstet ihr den ganzen Schlamm wegmachen und dann auf einem Brett drei Stunden lang rubbeln, damit eure Sachen wieder sauberer werden und nicht mehr stinken.
Und jetzt einfach rein in die Waschmaschine, Knopf drücken, Hängematte – Hammer, oder? Freut euch mal wieder neu über die Waschmaschine!
Kommen wir zum nächsten Kasten: die Spülmaschine. Wie cool ist die Spülmaschine? Wer von euch geht gerne campen? Campingurlaub? Mein Sohn Jax meldet sich gleich.
Campingurlaub ist... oh, hier campen ja richtig viele. Ihr seid gar keine autoaffinen Leute, ihr müsst mal richtig Survival-Skills lernen. Beim Campen musst du dreimal am Tag abwaschen, und das ist voll nervig.
Du musst immer mit deiner Spülschüssel loslatschen und abwaschen, abwaschen, abwaschen. Jetzt feiert mal bitte eure Spülmaschine: Deckel auf, dreckiges Geschirr rein, Deckel zu, Knopf drücken, halbe Stunde Hängematte, chillen, genießen – danach ist alles sauber. Wahrscheinlich sogar viel sauberer, als wenn du von Hand abwäschst. Wie cool ist das?
Leute, wir haben Mähroboter! Wenn ich in unserem Garten den Rasen mähen muss, dauert das eine Stunde. Jetzt schmeiße ich einen Mähroboter an, lege mich in die Hängematte und schaue dem Ding zu, während es seinen Job macht. Hammer!
Wir haben KI-gesteuerte Heizungen, also künstliche Intelligenz. Die checkt vorher das Wetter ab, sieht, wie die Sonne scheint, wann welcher Energieverbrauch ist und wann was in die Batterie kommt. Ich muss nicht mal mehr selber denken, kann einfach in der Hängematte liegen, chillen und entspannen.
Ich habe mein Handy hier. Wie cool ist mein Handy, Leute? Damit kann ich mein Haus steuern. Ich kann sagen: Tür auf, Tür zu – also theoretisch könnte ich das. Ich könnte die Heizung anmachen oder ausmachen, Licht an- und ausschalten, den Backofen anschmeißen.
Ich könnte sogar meiner Familie, die noch zu Hause sitzt, Pommes machen, wenn sie die Pommes reinschieben würden. Das ist das, was wir heute alles machen können. Total cool.
Wir haben tonnenweise Kommunikationswege. Du musst keinen Brief mehr schreiben – das ist ja voll anstrengend: Papier, Tinte tropft drauf, und das Schreiben ist mühsam.
Du schaltest einfach dein Handy an, schickst deinem Bekannten eine Videonachricht, eine Sprachnachricht oder tippst schnell eine Nachricht ein. Das Handy dödelt hier schon die ganze Zeit rum.
Du hast tausend Wege, mit Leuten zu kommunizieren. Es ist der Hammer.
Und weißt du was? Wenn du keine Lust mehr hast, fremde Länder zu bereisen, bleibst du einfach in deiner Hängematte liegen, ziehst dir eine VR-Brille auf und checkst die ganze Welt aus.
Diese Technologie, die wir haben, ist einfach mega, mega cool.
Wir sind heute Morgen hierher gefahren, und mein liebes Handy hat mir den Weg gewiesen. Wer von euch ist vor 2005 geboren? Oh, schon ganz schön viele, nicht schlecht.
Vielleicht kennt ihr noch die Zeit, als eure Eltern zusammen im Auto saßen – die Vor-Navi-Ära. Damals gab es Straßenkarten, und der Beifahrer musste sie auf dem Schoß halten und sagen, wo es langgeht.
Das endete jedes Mal im Streit, weil es immer falsch war. Die Technologie rettet sogar Ehen. Wie cool ist das denn? Mal ein heißes Lob auf das Navi! Wie viele Ehen hat es wohl schon gerettet?
Die Kehrseite der Technologie: Stress, Ablenkung und Überforderung
Und Leute, wenn wir uns das jetzt alles anschauen – wie cool und wie gut all diese Technologien sind, die wir haben – dann müssten wir sagen: Wir leben nicht nur in einer der coolsten Zeiten dieser Welt, sondern auch in der absolut entspanntesten Zeit. Wir könnten eigentlich nur noch auf unseren Hängematten chillen.
Aber ich glaube, ihr spürt die Spannung: Wir tun es gar nicht. Also, wir tun es nicht. Wer von euch räumt die Spülmaschine ein, legt sich danach aufs Sofa und denkt: „Cool, eigentlich müsste ich jetzt eine halbe Stunde abspülen, aber ich muss es nicht, also kann ich entspannen“? Abgesehen davon, dass ich keinen Mähroboter habe – selbst wenn ich einen hätte, würde ich nicht eine Stunde chillen.
Was wir sehen müssen, ist: Genau das Gegenteil ist passiert. Wir leben in der absolut stressigsten Zeit, in der du jemals geboren werden konntest. Es ist die stressigste, lauteste und ablenkungsreichste Zeit, die es jemals gegeben hat.
Heute werden wir viel über Technologie sprechen, und ich will euch ganz klar sagen: Ich bin nicht technologiefeindlich. Versteht mich nicht falsch, ich will nicht sagen, dass alles böse oder schlecht ist. Es ist megacool, aber es ist auch richtig, richtig anstrengend. Wir müssen aufpassen, dass wir uns darin nicht verlieren.
Deshalb brauchen wir diese Survival-Hacks, denn es passiert ganz schnell, dass wir uns in dieser Welt verlieren. Ich habe euch ein kleines Schmunzelvideo mitgebracht. Ihr dürft es nicht zu ernst nehmen, ich habe mich jedes Mal weggeschmissen vor Lachen. Eigentlich habe ich nach einem anderen Video gesucht, aber ich will euch dieses zeigen, um zu verdeutlichen, was passieren kann, wenn wir uns in einer digitalen Welt verlieren.
Das ist nur ein kleines Beispiel. Es kann passieren, dass wir uns in dieser digitalen Welt verlieren. Und das ist die große Gefahr, Leute. Wir leben in all dem, und wir verlieren den Bezug zur Realität.
Natürlich lachen wir über so einen Typen im Video. Aber wenn wir ganz ehrlich sind, dann müssen wir sehen: Wir sind oft selbst so verplant und bekommen gar nicht mehr mit, was um uns herum eigentlich passiert.
Diese ganze Technologie, mit der wir leben, hatte das Ziel, unser Leben einfacher zu machen. Aber was passiert ist: Sie hat unser Leben unglaublich komplex, anstrengend, schnell und laut gemacht.
Es ist total lustig: In den 1960ern gab es Zukunftsforscher, die sich überlegt haben, wie die Zukunft wohl aussehen wird. Das war gerade der Anfang der technologischen Entwicklung – Waschmaschinen und so weiter.
Sie haben sich gefragt, wie die Welt 1985 aussehen wird. Und jetzt passt auf: Sie gingen davon aus, dass der durchschnittliche Amerikaner 1985 nur noch 22 Stunden pro Woche arbeiten würde – also nur noch halbtags – und das Ganze nur 27 Wochen im Jahr, also etwa die Hälfte des Jahres.
Die Leute dachten, wir müssten einfach nicht mehr arbeiten, weil Maschinen alles für uns tun würden. Das Hauptproblem der Zukunft wäre zu viel Freizeit.
Das waren die Ansagen damals. Und es ist ja auch klar: Wenn man es durchdenkt, müsste man erwarten, dass wir durch all die Technik viel Arbeit abgenommen bekommen und dadurch viel Zeit übrig haben.
Aber wenn wir heute in die Welt schauen, sehen wir das Gegenteil: Es wird immer schneller und schneller. Kommunikation ist zwar einfacher geworden, und wir haben tausend verschiedene Wege zu kommunizieren, aber sie ist dadurch nicht besser geworden. Ganz im Gegenteil: Unsere Kommunikation ist schlechter geworden.
Marco kann ein Lied davon singen – er hat mir geschrieben, und ich habe nie geantwortet. Es tut mir so leid.
Wir leben einfach in einer Welt, die unglaublich hektisch und laut ist. So cool sie auch ist und so viele Dinge wir genießen können – diese Welt ist unglaublich laut. Und das ist das Problem, mit dem wir zu tun haben.
Deshalb habe ich gesagt: Vielleicht seid ihr euch nicht mal dessen bewusst, in was für einem Dschungel wir eigentlich leben und in welchem Dschungel ihr überleben müsst. Welche Survival-Hacks ihr braucht.
Viele von euch sind hier einfach reingeboren. Ihr kennt gar nichts anderes. Ihr wisst gar nicht, dass es auch mal ein Leben vor dem Handy gab, ein Leben vor WLAN, sogar ein Leben vor der E-Mail. Das ist für mich schon fast unfassbar.
Die Bedeutung von Stille und das Hören auf Gott in einer lauten Welt
In Psalm 46,11 schreibt der Psalmist – eigentlich ist es Gott, der hier spricht –: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin, seid still.“ Ich glaube, wir können das gar nicht mehr. Ich weiß nicht, wann du das letzte Mal richtige Stille erlebt hast. Wann warst du das letzte Mal so richtig still? Ohne Ablenkung, einfach mal still.
Ich habe ein Erlebnis mit Stille, das mir besonders im Kopf geblieben ist. Damals hatte ich noch überhaupt nichts mit Glauben am Hut. Ich war mit meinem Vater und meinem Bruder in den Bergen unterwegs. Wir liefen über einen Kamm, dahinter war eine Wiese. Dort machten wir eine Pause. Es war irgendwie windgeschützt, und es herrschte absolute Stille.
Das war das erste Mal, dass ich wirkliche Stille erlebt habe. Wenn du dich bewegt hast und die Jacke raschelte, dachte man: „Niemand bewegt sich.“ Da war nichts zu hören, kein Vogel, nichts – absolute Stille. Das hat etwas in mir bewegt. Die Frage ist: Wann hast du das letzte Mal Stille erlebt? Wann war es mal wieder richtig still um dich herum, ohne Kopfhörer, ohne Musik, ohne irgendetwas? Das ist in unserer Zeit extrem schwer.
Das hat viel mit Technologie zu tun, denn wir haben die ganze Zeit Lärm um uns herum. Wir sind ständig erreichbar und immer im Gespräch. Ich möchte euch einen kurzen Überblick geben, wie sich diese Technologie entwickelt hat.
1370, das ist schon richtig lange her, wurde die erste Kirchturmuhr in Köln eingeweiht. Im elften oder zwölften Jahrhundert hatten Mönche bereits mechanische Uhren erfunden, damit sie sich zu ihren Gebetszeiten zusammenklingeln konnten. Die Kirchturmuhr war die erste öffentliche Uhr, die für alle zugänglich war.
Was sich dadurch veränderte, war schlichtweg alles. Bis dahin lebten die Menschen mehr oder weniger nach dem Tageslicht und den Jahreszeiten. Im Winter wurde es früh dunkel, im Sommer spät. Die Menschen hatten kurze Arbeitstage, gingen früh ins Bett und schliefen morgens etwas länger. Im Sommer mussten sie früher aufstehen und arbeiteten abends länger. Aber wenn es dunkel war, dann war es dunkel, und man ging schlafen.
Mit der Einführung der Uhr wurde die Zeit eingeführt. Nun gibt es Jobs von acht bis fünf, und es ist egal, ob es draußen hell oder dunkel ist. Wenn der Wecker klingelt, steht man auf. Ab jetzt bestimmt die Zeit über uns, wir haben uns von den natürlichen Rhythmen gelöst.
Der nächste große Schritt kam 1879, also etwa 500 Jahre später: Thomas Edison erfand die Glühbirne. Das ist gerade mal etwas über 140 Jahre her. Das ist unglaublich, oder? Für uns ist es selbstverständlich, den Knopf zu drücken und es wird hell. Früher, wenn es dunkel wurde, ging man schlafen oder zündete eine Öllampe an.
Jetzt sind wir nicht nur Herren über die Zeit, sondern auch über das Licht. Das heißt, wir bestimmen ab sofort, wann Tag und wann Nacht ist. In der Industrialisierung führte das dazu, dass es quasi Dauertag gab und wir rund um die Uhr arbeiten konnten – es war immer hell.
Wenn man sich die letzten 140 Jahre anschaut, sieht man auch die Auswirkungen auf uns. Damals schlief der durchschnittliche Mensch noch elf Stunden pro Nacht – elf Stunden, jede Nacht, nicht nur am Wochenende. Heute sind es im Durchschnitt sieben Stunden. Vier Stunden weniger Schlaf! Das muss man sich mal vorstellen, wie massiv das ist.
Wir wundern uns, warum wir so müde sind, und nehmen allerlei Mittel, um fitter zu sein. Vielleicht sollten wir einfach mehr schlafen.
Der nächste phänomenale Schritt, der in die Geschichtsbücher eingehen wird, passierte 2007. Wer ist in diesem Jahr geboren? Ihr seid in einem spektakulären Jahr geboren! Nicht nur, dass ihr geboren wurdet, macht dieses Jahr spektakulär, sondern auch, was in diesem Jahr passiert ist.
2007 führte Steve Jobs das iPhone ein. Ab diesem Tag hat sich alles verändert. 2007 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem das digitale Zeitalter begann. Nicht nur das iPhone startete, auch ein kleiner Service namens Twitter begann, Facebook ging an den Start, und viele Cloud-Dienste nahmen ihren Betrieb auf.
Seit diesem Zeitpunkt hat wirklich etwas Neues begonnen. Man merkt es daran, dass wir dieses kleine Gerät überall mit hinnehmen. Ich will nur mal sagen: Ich greife hier oft zum Telefon, um euch das zu verdeutlichen. Normalerweise liegt mein Telefon nicht vorne bei mir. Nicht, dass ihr euch wundert und denkt: „Wie süchtig ist der denn, der kann das gar nicht in Ruhe lassen.“
2016 berührte der durchschnittliche iPhone-Nutzer seinen Bildschirm 2600 Mal am Tag – durchschnittlich! Dazu gehören auch deine Oma und dein Opa, die das Gerät die ganze Woche irgendwo liegen haben und vielleicht einmal am Wochenende darauf tippen.
2600 Mal am Tag – das sind lauter kleine Dopamin-Schübe, die in dein Gehirn gelangen. Jedes Mal, wenn du draufdrückst, wird Dopamin ausgeschüttet, und du bekommst ein Glücksgefühl, weil etwas passiert.
Das Krasse ist: 2019, nur drei Jahre später, hat sich diese Zahl verdoppelt. Wir berühren den Bildschirm nun über 5000 Mal am Tag. Das ist verrückt, oder? Dieses kleine Gerät hat uns ganz schön in der Hand. Nicht wir haben es in der Hand, sondern das Gerät hat uns in der Hand.
Die Gefahr der Eile und Ablenkung für das geistliche Leben
Der christliche Philosoph und Theologe Dallas Willard war Amerikaner. Er bekam einmal die Frage gestellt: Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, mit der Christen heutzutage zu kämpfen haben? Das war in den Neunzigern, als er diese Antwort gab. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nichts von dem, was erst noch kommen sollte.
Seine Antwort ist jedoch sehr interessant. Er sagte: Eile ist der größte Feind des geistlichen Lebens in unseren Tagen. Du musst die Eile erbarmungslos aus deinem Leben vertreiben. Mit Eile meint er „hurry“, also Hektik und Hast. Man kann darunter aber auch Ablenkung und Lärm verstehen.
Wir leben in einer Welt, die sehr laut und hektisch ist, in der ständig etwas passiert und immer etwas los ist. Dallas Willard sagte, dass dies die größte Herausforderung für jeden ist, der Jesus nachfolgen will. Und man wird es nicht schaffen, solange man nicht ziemlich radikale Schritte geht und diese Eile – ein wirklich treffender Ausdruck – erbarmungslos aus dem Leben entfernt. Man muss sie loswerden.
Vielleicht wird dadurch auch klar, was es mit diesen Survival-Hacks auf sich hat. Wir müssen lernen, in dieser Welt zu leben, denn wir leben in ihr. Gleichzeitig wollen wir aber Jesus nachfolgen. Vielleicht habt ihr das schon bemerkt, wenn nicht, wird es euch hoffentlich im Laufe der Zeit deutlich: Diese beiden Dinge stehen oft im Widerspruch zueinander und behindern sich gegenseitig.
Diese laute und hektische Welt führt nämlich zu einer Taubheit gegenüber Gott. Man kann ihn gar nicht mehr hören und nimmt ihn nicht mehr wahr.
Praktisches Beispiel: Die Herausforderung, Gottes Stimme in der lauten Welt zu hören
Ich möchte euch das an einem kleinen Beispiel veranschaulichen. Dafür bräuchte ich jetzt mal zwei Freiwillige. Wir haben hier die Metzinger Riege, die ist so groß, da können sicherlich zwei Freiwillige mal zu uns kommen, okay? Also, wer meldet sich freiwillig? Es passiert auch nichts Schlimmes. Man kann sich nur ein bisschen wehtun. Ja, da hinten, wunderbar! Und nochmal sehr schön, kommt doch bitte mal vor. Hervorragend, einen großen Applaus. Wir haben hier Rebecca und Lukas. Cool, dass ihr mitmacht.
Also passt auf, ihr habt jetzt eine Aufgabe. Lukas, du bist ja hier der mutige Mann, das heißt, du gehst voran. Du darfst mal deine Schuhe ausziehen, okay? Ja, ja, das schaffen wir. Ne, ne, Rebecca, du darfst deine Schuhe anlassen. Nein, ich gebe dir gar kein Mikro. Pass mal auf, Lukas, du kommst jetzt mal hierher. Wir haben hier unser tolles Jugendtagsteam, das hat einen kleinen Parcours aufgebaut.
Ihr seht das vielleicht nicht alle, aber hier vorne ist so ein Mausefallenpfad, okay? Unser Lukas steht jetzt einfach für uns. Ja, wir sind so nette junge Leute, die durchs Leben dappen. Und das Leben ist gefährlich, okay? Da liegen ganz schön viele Fallen herum, an denen du dir wehtun kannst. Und weil das Leben ja so ist, wie es ist – wir können nicht nach vorne gucken – kriegt Lukas seine Augen verbunden. Alles klar? Okay, sehr gut, die Augen sind zu.
Lukas, du bist total mutig, aber das ist eigentlich auch dein Leben. Wir alle laufen so durchs Leben. Irgendwie wollen wir auch von Gott hören, wo es langgeht. Deswegen übernimmt die gute Rebecca mal die Stimme Gottes. Aber die Stimme Gottes ist sehr leise, deswegen bleibt sie auch hier. Die Stimme Gottes ist meistens ja eher dezent, das heißt, wir müssen gut hinhören.
Dein Auftrag ist jetzt, Lukas durchzuführen. Du sollst ihm sagen, wie weit er gehen muss und wann er sich ein bisschen wenden muss, damit er sich möglichst nicht an der Mausefalle wehtut. Denn Gott möchte uns ja auch helfen. Ich will nicht sagen, dass Gott allen Schaden von uns weghalten will, aber er will uns schon helfen, gut durchs Leben zu kommen. Das ist also dein Job.
Du darfst aber nur mit deiner normalen Stimme mit ihm reden, also nicht rufen. Aber der Punkt ist ja der: Wir leben in einer furchtbar lauten Welt. Ihr seid die Welt und müsst jetzt einfach mal richtig schön Lärm machen. Ihr könnt euch mit eurem Nachbarn unterhalten, ihr könnt ein bisschen reinrufen. Und du stehst hier und redest einfach mit ihm.
Genau, so ein bisschen Lärm machen. Wir können gerne auch ein bisschen Musik einspielen. Oh, nicht schlecht, wir sehen es ja sogar. Genau, ihr könnt auch mal falsche Richtungen reinschreien. Du musst nach rechts, mehr nach rechts, oh, oh. Ja, es ist nicht leicht, ne, diese... Aber im Leben geht es ja auch mal schneller, oh!
Wir brauchen mehr Lärm. Wir können auch mal Musik einspielen. Ich habe euch ja noch ein paar Musikwünsche mitgeschickt, die ihr mal anmachen könnt. Wir brauchen Lärm, Leute, und so ein paar Ehrstimmen. Die Welt ist laut, die Welt ist sehr laut, gar nicht schlecht. Ja, wenn du ihnen noch den Weg in den Nacken führst! Ja, die nächste!
Aber ihr dürft auch falsche Richtungen reinrufen, denn die Welt gibt uns ja auch oft falsche Richtungen. Von daher: Die Welt wird nie müde, laut zu sein, Leute! Hier ist viel Lärm! Aber eigentlich geht das Leben ja auch sehr viel schneller.
Super, Lukas, ich würde sagen, du hast den Parcours geschafft, weil jetzt würde er auch schon wieder breiter. Einen dicken Applaus! Ja, also ganz normal. Es war alles echt hier, Leute, es wäre voll in die Hose gegangen. Gut, vielen, vielen Dank euch beiden, es war richtig cool.
Wir bewegen uns ja eigentlich schneller durchs Leben, aber vielleicht versteht ihr jetzt ein bisschen, warum es wichtig ist, dass wir uns über dieses Thema Gedanken machen. Was ihr gerade hier erlebt habt, ist euer Leben, ist unser Leben. So gehen wir durchs Leben, und da stehen mehr Fallen herum als Mausefallen. Wir haben noch mehr Beschallung da, als das, was wir hier gerade erlebt haben.
Ich weiß jetzt nicht genau, wie du heute hier bist. Vielleicht haben deine Eltern dich angemeldet und gesagt, du gehst da jetzt mal auf den Jugendtag. Vielleicht hat dich irgendein Kumpel genötigt zu kommen und gesagt, du musst jetzt auch mal mitgehen dahin. Ich weiß es nicht genau. Aber ich gehe mal davon aus, dass der Großteil von euch hier ist, weil ihr in irgendeiner Form Hunger habt nach Gott, weil ihr mehr wollt von Jesus, weil ihr eine Ahnung davon habt, dass da mehr ist als das, was diese Welt uns weismachen will, und weil ihr einen Wunsch danach habt, Leben zu finden – Leben, das Gott uns geben möchte – und weil ihr den Wunsch habt, auch Jesus nachzufolgen.
Ihr habt diese Leidenschaft, die Gott für euch hat. Habt ihr die irgendwie erlebt in eurem Leben? Ja? Und ich wünsche euch das ganz arg, dass ihr immer wieder diese Momente habt, wo ihr diese leidenschaftliche, verrückte, hingebungsvolle Liebe Gottes für euch wirklich so richtig genießen könnt, wo ihr darin aufgeht, wo ihr euch darüber freut, wo ihr wisst: Dieser Gott liebt mich wirklich. Der mag mich nicht nur, der akzeptiert mich nicht nur irgendwie, sondern ihr merkt: Ey, der hat Sehnsucht auch nach mir. Und ich will auf diese Sehnsucht antworten, ich will da was zurückgeben. Ich will mit diesem Gott unterwegs sein, ich will mit diesem Gott leben, genau so leidenschaftlich, wie er sich für mich hingegeben hat.
Ich gehe mal davon aus, dass viele von euch diesen Hunger in irgendeiner Form verspüren, sonst hättet ihr euren Samstag anders verbracht, als euch jetzt hier sowas anzuhören. Aber wir leben in dieser Spannung. Wir leben in dieser Welt, und du musst dir dieser Spannung erst mal bewusst sein, mit der du es zu tun hast. Du musst wissen, um es mal so zu sagen: Du musst wissen, wer dein Feind ist.
Und dieser Lärm und diese Hektik sind eine gewaltige Herausforderung und ein großer Feind. In einem Buch, das ich gelesen habe, spricht der Autor davon, dass sie Gemeinde gründen wollten. Er hat sich mit seinem Therapeuten darüber unterhalten, und dieser Therapeut hat etwas Interessantes gesagt. Das ist mir echt im Kopf geblieben: Er hat gesagt, das größte Problem, mit dem du es zu tun bekommen wirst, ist Zeit. Die Menschen sind einfach zu beschäftigt, um ein emotional gesundes und geistlich reiches und lebendiges Leben zu führen.
Das ist hundertprozentig das, was wir erleben. Das ist die größte Herausforderung: Zeit. Alle sind so voll bis zur Unterkante, alle sagen: Ich habe keine Zeit, ich habe keine Zeit, ich habe keine Zeit. Und vielleicht geht es euch genauso. Ich habe letztendlich mit meinem Sohn, dem Jax, zusammen ein bisschen Sport gemacht und wir haben uns auch darüber unterhalten, wie man gute Gewohnheiten in sein Leben integrieren kann. Und selbst er, mit 13, sagt: Ich habe keine Zeit.
Vielleicht geht es euch genauso, dass ihr sagt: Oh nee, ich habe keine Zeit, mein Zeitplan ist total voll, ich habe keine Zeit. Und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich sage so: Nee, ich will nicht zu beschäftigt sein, um ein emotional gesundes Leben zu führen. Denn das ist ja total krank eigentlich, das darf nicht sein, das will ich nicht.
Aber wir verlieren uns in dieser digitalen Stresswelt, das müssen wir einfach sehen, wie es ist. Wir sind dieser Freak auf der Straße, über den wir gerade gelacht haben – das sind wir. Wir sind dauer-online, wir haben die Unendlichkeit des Internets. Leute, macht euch das mal bewusst: Die Unendlichkeit des Internets ist die ganze Zeit in deiner Hosentasche, nur ein Klick weg, nur ein Zug weg. Und dieses Ding ist immer und sofort in deiner Hand.
Wir sind dauernd abgelenkt, wir haben überhaupt keine Ruhe mehr, um mal runterzukommen. Ich glaube, viele – oder wahrscheinlich die meisten – von euch kennen gar nicht mehr richtig das Gefühl von Langeweile. Und ich will jetzt nicht sagen, hier so war das früher, aber diese Zeiten, wo du mit deinem Kumpel zusammenhängst und gammelig rumhängst und sagst: Alter, ist das langweilig – die kennen wir ja gar nicht mehr.
Ja, weil da ist sofort das Ding da: Swipe, Swipe, Swipe. Und wenn mich das Video langweilt, wupp, langweilig, wupp, langweilig, wupp. Wird es weggeschoben. Das heißt, unser Hirn hat überhaupt keine Zeit mehr, sich überhaupt mal auszuruhen. Denn Langeweile ist etwas extrem Wichtiges für dein Hirn. Dein Hirn ist nicht darauf ausgelegt, dauerhaft bombardiert zu werden.
Aber das ist das, was mit euren Hirnen passiert. Sie sind unter Dauerbeschuss, sie kommen überhaupt nicht mehr runter. Und deswegen reden Soziologen schon lange von diesem Begriff hurry sickness, also wir sind krankhaft hektisch. Das ist die Krankheit, mit der wir zu kämpfen haben.
Und aus all diesen Dingen, mit denen wir umgeben sind, wachsen dann massive Ängste. Wir sind eine der ängstlichsten Generationen, die es jemals gab, Leute. Und eine dieser Ängste, die daraus wächst, hat einen schönen Namen: Sie nennt sich FOMO. Kennt ihr FOMO? Habt ihr sicher schon davon gehört, ne?
FOMO steht für The Fear of Missing Out, also die Angst, etwas zu verpassen. Das ist FOMO, okay? Du hast also Angst, so: Hey, wenn ich jetzt nicht mein Handy heute dabei habe, dann bin ich ja gar nicht erreichbar. Und was ist, wenn mir jemand eine Nachricht schreibt? Ich muss doch sofort antworten. Und was ist, wenn ich irgendwas in meiner Lieblingsserie verpasse oder diese Dauer-Online-Spiele? Was ist, wenn in dem Moment jemand gerade mein Dorf abfackelt? Mist, ich muss wieder... Ja!
Also du hast die ganze Zeit Angst, etwas zu verpassen. Und das ist ein Dauerstress, dem du ausgesetzt bist. Das ist ein Dauerstress, der durch unsere Technologie kommt.
Und aus dieser Angst von FOMO entwickelt sich eine andere Angst, die heißt FOBO. FOBO ist the Fear of Better Options, also die Angst vor besseren Alternativen. Also es könnte ja noch mal was Besseres kommen. Und was ist, wenn ich das Beste jetzt verpasse? Ist das überhaupt die beste Entscheidung, die ich treffen kann?
Wir haben Angst vor den Möglichkeiten. Und ich habe eingangs gesagt, wir leben in einer supercoolen Zeit, weil wir tausende Möglichkeiten haben. Aber wir sehen jetzt die Kehrseite: Diese tausend Möglichkeiten drücken auf unsere Seele und machen uns einfach nur noch Angst. Wir sagen: Wenn ich tausend Möglichkeiten habe und ich kann nur zu einer Ja sagen, dann sage ich ja zu 999 Nein. Was ist, wenn da die Falsche dabei ist? Wenn ich mich für die Falsche entschieden habe?
Versteht ihr, das paralysiert uns, das macht uns Angst. Und wir kommen gar nicht mehr richtig klar in dieser Welt.
Dann kommen wir zur abschließenden Angst, und die heißt FODA. This is the Fear of Doing Anything, also die Angst, noch überhaupt irgendetwas zu tun. Und vielleicht merkt ihr an diesem Punkt schon, dass ihr überwältigt seid von all den Möglichkeiten, die sich auftun. Ihr seid wie erstarrt und sagt: Bevor ich was falsch mache, mache ich lieber gar nichts mehr. Und ihr seid quasi ausgeschaltet.
Das ist das, wo wir uns hinbewegen oder wo wir auch schon mittendrin sind. Und ich bin mir sicher, dass viele von euch da drinstecken.
Es ist wie ein unglaublich prophetisches Wort, das wir vor zweitausend Jahren gehört haben. Es ist, als ob Jesus direkt in unsere Zeit gesprochen hätte, als er gesagt hat: Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er selbst dabei unheilbar Schaden nimmt?
Leute, das ist unsere Welt. Herzlich willkommen, falls ihr es noch nicht gewusst habt. Das ist unser Dschungel, mit dem wir zu kämpfen haben und in dem wir überleben müssen. Das ist eine hundertprozentige Beschreibung unserer Welt.
Wir leben zu hundert Prozent das. Wir versuchen, die ganze Welt zu gewinnen, wir versuchen alles mitzunehmen, wir wollen überall dabei sein und das Beste rausholen. Wir installieren uns zig Apps, um unser Leben noch weiter zu optimieren und alles am besten hinzukriegen. Und dabei verlieren wir uns.
Wir tun das alles, um Leben zu finden – und wir verlieren es. Wir sind der Freak auf der Straße, der nicht mehr klarkommt mit dem Leben. Wir verlieren uns in einer digitalen Stresswelt.
Die Hoffnung in Jesus: Einladung zur Ruhe und zum Lernen von ihm
Das Gute an der Sache ist: Jesus hat gesagt, ja, ihr habt Angst in der Welt, aber ihr müsst keine Angst haben, weil ich die Welt überwunden habe.
Vielleicht denkst du jetzt: „Ich habe überhaupt keine Angst.“ Okay, pass auf. Wie wäre es, wenn du dein Handy mal eine Woche lang ausschaltest? Kommt da nicht ein bisschen FOMO hoch? Also die Angst, etwas zu verpassen. Was ist, wenn du nichts mehr mitbekommst, was alle anderen schreiben? Dann bist du ja vollkommen außen vor. So ein bisschen FOMO.
Oder was ist, wenn du dich drei oder fünf Monate vorher für einen Jugendtag anmeldest und auf der Fahrt dorthin sagst: „Ja, ich komme übrigens auch.“ Da kann schon ein bisschen FOBO aufkommen – Fear of Better Options. Was, wenn genau an dem Wochenende, an dem das Event ist, mein bester Kumpel seine Party feiert? Dann verpasse ich das ja. Es könnte ja immer noch eine bessere Alternative geben.
Also, wir haben mit Ängsten zu tun, Leute. Wir haben Angst, etwas in dieser Welt zu verpassen. Und wir haben Angst, im Endeffekt das Leben zu verpassen.
Aber was ist, wenn all diese Hektik, all das, womit wir uns beschäftigen, und all der Lärm, der auf uns eindringt, dazu führt, dass wir das Leben verpassen? Dass wir das eigentliche Leben verpassen, unsere Seele in der Welt verlieren?
Jesus ist gekommen, damit wir Leben haben. Er hat gesagt: „Ich bin das Leben, und ich bringe euch das Leben.“
Die Frage, die du dir stellen musst, ist: Was gibt dir Leben? Ist es das Ding hier? Gibt dir das Leben? Oder gibt dir Jesus Leben? Wo suchst du nach Leben?
Das ist eine ganz wichtige Frage, die unheimliche Auswirkungen darauf hat, wie du leben wirst.
Einladung zum Austausch und Reflexion
Okay, pass auf: Was wir jetzt machen, ist Folgendes. Das werden wir in unseren zwei langen Sessions immer so machen. Wir starten jetzt mit einer ganz kurzen Austauschrunde. Ihr habt zwei Minuten Zeit. Dreht euch einfach zu einem Nachbarn um und tauscht euch kurz aus.
Fragt euch: Was hast du bis hierher mitgenommen? Wo fühlst du dich angesprochen? Wie sind deine Erfahrungen in dieser lauten Welt? Wie lebst du diese laute Welt? Wie lebst du deine Nachfolge in dieser lauten Welt? Zwei Minuten, lautes Geblabber, ihr tauscht euch schnell aus.
Alright Leute, gut, wir machen weiter. Ich freue mich, dass ihr die Austauschzeit gut genutzt habt. Ihr kriegt zwar nicht mit, worüber ihr euch ausgetauscht habt – vielleicht über die neuesten coolsten Apps –, aber ich gehe mal davon aus, ihr hattet einen guten Austausch.
Also, was wir bisher gesagt haben: Die Welt ist laut, hektisch und schreit nach deiner Aufmerksamkeit. Und sie kriegt die auch ziemlich schnell. Sie hat ein extrem starkes Tool in deiner Hosentasche – dein Handy. Dieses Ding lenkt uns brutal ab. Sehen wir es einfach, wie es ist: Es ist mega cool. Ich will das nochmal sagen: Ich bin nicht technologiefeindlich, versteht mich bitte nicht falsch. Aber wir wollen sehen, wie es ist: Das Ding lenkt übelst ab.
Du bist mit einem Klick in der ganzen Welt unterwegs. Aber passt auf, wir sind nicht allein. Jesus spricht eine Einladung aus. Jesus spricht eine Einladung aus, und es ist die Frage, ob wir auf diese Einladung reagieren wollen.
Ja, eine Einladung ist freiwillig. Du kannst auf sie hören und darauf eingehen, oder du kannst sagen: Nö, danke, ich habe gerade etwas Wichtigeres zu tun.
Diese Einladung finden wir in Matthäus 11. Ich habe euch den Text hier aus der NGÜ mitgebracht. Jesus sagt dort: Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet. Ich werde sie euch abnehmen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.
Das ist die Einladung, die Jesus ausspricht.
Vielleicht sagst du jetzt: Na ja, aber ich werde ja überhaupt nicht erdrückt. So schlimm ist es bei mir nicht. Im damaligen Kontext sprach Jesus in eine Zeit, in der Leute unter den religiösen Anforderungen ziemlich in die Knie gegangen sind. Sie sagten: Das drückt mich alles so runter, das macht mich fertig.
Jesus sagt: Hey, kommt zu mir, ich nehme euch diese Last ab. In gleicher Weise gilt das auch für uns heute. Dort, wo wir merken, dass wir mit Ängsten und Lasten zu kämpfen haben, spricht er dieselbe Einladung aus: Hey, kommt, ihr könnt von mir Leben lernen.
Viele von euch kennen diese Einladung schon in- und auswendig. Manche haben sie vielleicht sogar mal auswendig gelernt. Bei anderen hängt sie vielleicht auf dem Klo, weil es so ein schöner Kalendervers ist. Dann sitzt du auf dem Klo, guckst dir den Vers an, siehst eine schöne Berglandschaft und denkst: Ach ja, das ist ja schön, der Jesus, wie nett.
Aber irgendwie funktioniert das ja doch nicht. Irgendwie klappt das ja doch nicht. Vielleicht liegt es ja genau daran, dass wir noch nicht richtig hingeschaut haben. Vielleicht waren wir mal wieder zu hektisch unterwegs, zu abgelenkt. Vielleicht hat gleich, als wir den Vers angeschaut haben, unser Handy geklingelt und irgendwas wollte von uns.
Deshalb wollen wir uns das nochmal genau anschauen: Zu was lädt Jesus uns hier eigentlich ein?
Er sagt: Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir. Ein Joch ist so ein Holzding, das man einem Ochsen über den Kopf legt, damit er zieht. Es ist ziemlich unbequem und schwer. Jesus sagt, die Welt wird euch runterdrücken. Sie wird euch ordentlich vor ihren Karren spannen.
Hier sind wir wieder mittendrin in unserer Thematik: Die Welt wird dich vor ihren Karren spannen. Selbst wenn wir meinen, das ist unser Handy – wirklich, das Teil bestimmt wahrscheinlich mehr über dich als du über es.
Wir haben alle so ein Joch um uns herum und ziehen irgendwas. Jesus sagt: Hey, ich nehme dir dieses Ding ab.
Jetzt ist es interessant: Er sagt nicht, hier ist deine Hängematte, jetzt ruhe dich schön aus. Er sagt: Hier ist mein Joch. Mein Joch ist leicht, es wird nicht drücken. Aber er sagt: Nehmt dieses Joch auf euch und lernt von mir.
Es geht also um einen Lernprozess. Wir müssen Leben lernen. Wir müssen etwas lernen. Es geht hier nicht um einen Zauberspruch oder um einen Instant Change, wo du einfach sagst: Cool, jetzt läuft alles. Sondern es ist ein Lernprozess.
Das ist der ganze Punkt davon, ein Jünger von Jesus zu sein – ein Lehrling, wir können auch sagen ein Azubi. Du gehst bei Jesus in die Schule und lernst von ihm.
Das ist es, was es bedeutet, ein Jünger von Jesus zu sein: Du sagst, alles klar, du bist mein Meister, du bist mein Lehrer, und ich lerne jetzt von dir.
Jesus bringt dir bei, wie Leben funktioniert. Wie echtes Leben geht. Wie Leben funktioniert.
Jesus lädt dich nicht in die Religiosität ein. Er sagt nicht: Komm, setz dich einfach in den Gottesdienst, bring deine Bibel mit, alles klar, du bist auf einem guten Weg unterwegs.
Er lädt dich ein in eine Schule – nämlich in seine Schule.
Was er dir beibringen will, ist, wie echtes göttliches Leben funktioniert.
Ich weiß, für manche ist so eine Einladung in die Schule überhaupt nicht toll. Du sagst: Ich habe schon genug Schule, jetzt soll ich da auch noch mal in die Schule gehen.
Die Schule, die Jesus dir zeigt, ist eine ganz andere Art von Schule. Es ist nämlich die Lebensschule. Es geht um die Frage, nach welchen Prinzipien du leben willst und wie du dein Leben aufbauen und gestalten möchtest.
Vielleicht sagst du jetzt auch: Puh, ich weiß überhaupt nicht, ob ich das eigentlich will. Und das ist jetzt tatsächlich etwas Kritisches, was ich sage.
Denn in meiner Gemeinde gibt es Leute, die nennen sich auch Jünger, aber so will ich eigentlich nie werden. Das ist nicht meine Vorstellung, so will ich nicht werden.
Ihr sagt: Hm, das zieht mich irgendwie überhaupt nicht an.
Uns fehlen häufig Vorbilder. Das ist richtig blöd, richtig übel.
Leute, die mit ganzem Herzen, mit allem, mit ihrem Leben Jesus nachfolgen. Und das ist ein Problem.
Denn wir pendeln uns dann alle auf ein halbschariges Maß ein und sagen: Das passt doch so, wenn wir das so und so leben, das reicht doch.
Aber diese Leute, die diese leidenschaftliche Liebe in ihrem Leben haben, die geliebt sind von Gott und sagen: Ich will radikal und leidenschaftlich genau diese Liebe leben. Ich will in der Schule von Jesus sein und immer weiter vorangehen.
Uns fehlt es an guten Vorbildern. Das tut mir mega leid. Das ist echt ein Problem, Leute.
Wir sind alle so beschäftigt. Wer hat schon Zeit, Jesus nachzufolgen – mit ganzem Herzen? Ich meine, wir haben genug andere Sachen zu tun.
Dann haben wir nicht nur fehlende Vorbilder, sondern vielleicht auch einen Haufen falscher Vorbilder. Leute, denen es mehr um Geld, um Luxus, um Spaß geht. Die sich mehr um die Sorgen und Vergnügungen der Welt drehen.
Da merken wir: Puh, das ist also Jesus-Nachfolge. Naja, okay, dann eben nicht.
Schau auf Jesus. Das ist seine Einladung: Werdet wie ich, werdet wie ich.
Je mehr du anfängst, ihn zu bewundern, zu lieben und ihm zu folgen, desto mehr wird sich deine Seele und dein Herz verwandeln.
Wisst ihr, das Problem ist folgendes: Wir denken häufig, wir können ein bisschen was von Jesus übernehmen und dann passt das schon. Den Rest machen wir, wie wir wollen.
Wir nehmen vielleicht seinen moralischen Anspruch. Also: Ich bin ein ganz anständiger Typ, weil ich versuche, alle groben Lügen zu vermeiden, also lästern? Da gehe ich weg, das mache ich nicht mehr mit.
Aber den Rest deines Lebens lebst du einfach so, wie du meinst, dass das Leben eben funktioniert. Und das heißt im Endeffekt, wie die Gesellschaft dir sagt, wie Leben funktioniert.
Der Punkt ist: Wenn du das Leben von Jesus erleben willst, dann musst du in seine Schule gehen.
Dann übernimmst du auch den Lifestyle von Jesus.
Das ist das Prinzip von Jüngerschaft.
Beispiel und Herausforderung: Der Wunsch nach dem Leben ohne den Lebensstil
Ich möchte euch das an einem Beispiel verdeutlichen. Ich habe hier einen schönen Mann mitgebracht: Chris Hemsworth. Der Name ist vielleicht nicht so schön, aber der Typ umso mehr. Alter, das ist wirklich ein Mann! Wenn ich so jemanden sehe, denke ich mir: Boah, so möchte ich auch aussehen.
Deshalb auch der Bart, merke ich. Da sind schon gewisse Ähnlichkeiten, oder? Ich lasse mein T-Shirt an und habe mal ChatGPT gefragt: Was muss ich tun, um auszusehen wie Chris Hemsworth? Achtet mal auf die Antwort von ChatGPT, ihr kennt das alle schon, dieses AI-Ding. Um auszusehen wie Chris Hemsworth, muss man eine Menge Arbeit investieren. Chris Hemsworth hat einen sehr muskulösen Körper und ist sehr fit. Hier sind einige Tipps, die helfen können.
Dann folgt eine ganze Aufzählung, unter anderem Ernährung, Krafttraining, Kardio, ausreichend Schlaf und mentale Stärke. Dazu kamen noch ausführlichere Erklärungen, die spare ich euch jetzt. Zum Schluss stand da: Denken Sie daran, dass es Zeit, Geduld und Engagement erfordert, um einen Körper wie Chris Hemsworth aufzubauen. Konsultieren Sie immer einen Arzt oder einen zertifizierten Trainer, bevor Sie mit einem neuen Trainingsprogramm beginnen.
Da habe ich mir schon gedacht: Ach nö, eigentlich bin ich ja auch nicht schlecht so. Dann habe ich mir noch seinen Trainingsplan angeschaut. Da stand drin, dass er zweimal am Tag trainiert, sich nur noch von Steaks ernährt und kein Bier mehr trinkt. Und ich habe gesagt: Nö, lass mal.
Ihr wisst, ich will das Aussehen – und das ist das Problem. Wir wollen das Leben, aber nicht den Lifestyle. Wir wollen alle diese tollen, glänzenden Superhelden sein, aber was sie dafür investieren, das wollen wir nicht. Das Gleiche gilt für Jesus.
Ich meine, ich wäre an so vielen Stellen gerne wie Jesus: immer liebevoll, freundlich, geduldig, immer zu wissen, was ich sagen soll. Wie cool wäre es, wenn ich jedem immer so eine total geisterfüllte Antwort geben könnte, voller Weisheit, Hingabe und Nächstenliebe. Das würde ich mir wünschen. Aber seinen Lifestyle zu übernehmen? Oh, na ja, ich weiß nicht.
Wir wollen das Leben, aber nicht den Lifestyle. Und das Interessante ist: Jesus bietet dem Müden und Erschöpften keine Matratze an, er bietet auch keinen Urlaub an. Stattdessen bietet er eine neue Art von Leben an – ein leichtes Leben, ein leichtes Joch. Ein Joch, bei dem wir in seinem Tempo gehen. Vielleicht so langsam, wie Lukas hier durch unseren Parcours gelaufen ist: ganz langsam, Schritt für Schritt.
So gehst du durchs Leben an seiner Seite. Du gehst in seinem Tempo und in seinem Stil durchs Leben. Es ist eine Einladung, ihm zu folgen, von ihm zu lernen und seinen Lifestyle zu übernehmen.
Stellt euch vor, Jesus wäre gestresst. Stellt euch vor, Jesus steht da und dödelt mit seinem Handy rum. Dann kommt jemand und sagt: „Hey Jesus, ich bin besessen, hilf mir mal.“ Und Jesus antwortet: „Besessen? Warte kurz, ich muss erst meinen Insta-Channel checken. Hey Petrus, kannst du dich mal schnell darum kümmern? Ich kann gerade nicht.“ Oder jemand anderes kommt und sagt: „Jesus, mein Kind ist krank, bitte heile es.“ Und er sagt: „Oh nee, geht gerade gar nicht, ich habe ein wichtiges Meeting in Jerusalem. Johannes kümmert sich darum, ich bin weg, tschau.“
Egal wie stressig es um Jesus zuging – er war immer ruhig, nie genervt. Obwohl er so unglaublich oft unterbrochen wurde. Lest mal die Evangelien und schaut euch an, wie oft er unterbrochen wird. Ich würde durchdrehen. Aber er lebte aus einer Beziehung zu seinem Vater.
Das bedeutete regelmäßige Ruhe, gute Freundschaften, Zeiten des Gebets und der Stille. Er feierte den Sabbat. Wenn wir von Jesus lernen wollen, wie man lebt, wenn wir dieses Leben von ihm haben wollen, dann müssen wir lernen, unser Leben in Rhythmen zu leben. Wir müssen unser Leben um geistliche Disziplinen – wie man das nennt – ein Stück weit organisieren.
Die Bedeutung von Stille und Gebet: Jesus’ Lebensstil als Vorbild
Ich möchte jetzt mit euch über eine Gewohnheit nachdenken, die die letzten Minuten von Jesus geprägt hat, nämlich Stille und Gebet. Das ist ein klares Gegenstück zu unserer lauten und hektischen Welt. Wenn wir hier Begegnung mit Gott haben wollen, müssen wir uns von Jesus abschauen, wie er in die Stille geht und beten lernt.
Es ist interessant: Wenn ihr die Evangelien lest, dann findet ihr diese Gewohnheit, die sich durch sein ganzes Leben zieht. Jesus hat sich immer wieder zurückgezogen, um allein mit Gott zu sein. Das hat er immer und immer wieder gemacht.
Ein Beispiel dafür findet ihr im Markus-Evangelium. Dort hatte Jesus gerade seinen ersten großen Auftritt. Er hat gepredigt, es ging richtig rund, alle waren begeistert von ihm und liebten ihn. Dann heißt es: Früh morgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf, ging hinaus, an einen einsamen Ort und betete dort. Diese Szene findet sich immer wieder im Leben von Jesus. Er zieht sich andauernd zurück an einen einsamen Ort.
Dieser einsame Ort heißt im Griechischen „Eremos“. Das ist ein schönes Wort, das ihr euch gut merken könnt: Eremos. Es bedeutet Wüste, Einöde oder einsame Gegend. Wenn ihr euch das Leben von Jesus anschaut, werdet ihr merken, dass er immer wieder dorthin zurückgegangen ist.
Er hat sich taufen lassen, danach ging er vierzig Tage in den Eremos, in die Einsamkeit, um sich auf seinen Dienst vorzubereiten. Bei wichtigen Entscheidungen zieht er sich zurück. Zum Beispiel in Lukas 6, als er seine Jünger beruft. Dort heißt es in Lukas 6, Vers 12: „Es geschah in diesen Tagen, dass er auf den Berg hinausging, um zu beten.“ Er ging also allein in seinen Eremos und verbrachte die Nacht im Gebet zu Gott.
Ein weiteres Beispiel findet sich in Matthäus 14. Nachdem Johannes der Täufer gestorben war und seine Jünger zu Jesus kamen, um es ihm zu sagen, heißt es: „Und sie kamen und verkündeten es Jesus, und als Jesus hörte, zog er sich von dort in einem Boot abseits an einen öden Ort zurück“, also in den Eremos.
Das zeigt: Bei wichtigen Entscheidungen hat er sich zurückgezogen. Auch bei persönlichen Belastungen, wie Trauer, zog er sich zurück. Nach Erfolg und Anerkennung, zum Beispiel in Lukas 5, nachdem er eine große Volksmenge gespeist hatte, heißt es: „Er aber zog sich zurück und war in einsamen Gegenden und betete.“ An einer anderen Stelle, nachdem er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er allein auf den Berg, um zu beten.
Er hat das meistens allein gemacht. Es gibt nur wenige Aufzeichnungen, wo er Jünger mitgenommen hat. Sonst war er immer allein mit Gott. Glaubt nicht, dass er das erst angefangen hat, als er öffentlich zu predigen begann. Nein, diese Gewohnheit hatte er sicher schon lange tief in seinem Leben kultiviert. Er suchte die Einsamkeit mit Gott und Gott gerade in der Stille, im Eremos.
Leute, das war vor zweitausend Jahren, da war die Welt wirklich noch ein bisschen leiser als heute. Was meint ihr, was wir brauchen? Wir brauchen auch Eremos. Jesus lädt uns ein, dass er sagt: „Ich möchte dir in deinem Eremos, in deiner einsamen Gegend begegnen.“
Ganz wichtig dabei: Das ist kein Gebot. Jesus geht nie zu seinen Jüngern und sagt so etwas wie: „Jetzt aber mal ab in die Einöde, Jungs, ihr braucht das jetzt wirklich mal, und betet endlich mal mehr.“ Das wäre nie interessant. Stattdessen kommen die Jünger zu ihm und sagen: „Bring uns doch mal bitte Beten bei.“ Und er sagt: „Alles klar, mach mal.“ Es ist eine Einladung, keine Verpflichtung.
Aber es ist ganz offensichtlich: Diese Zeiten der Stille waren für Jesus eine Gewohnheit, sein Lebensstil. Jesus lädt dich ein: „Lern von mir, das soll auch dein Lifestyle werden.“ Er hat immer wieder diese Zeiten verbracht und gebraucht.
Was für Narren wären wir, wenn wir meinen, wir bräuchten das nicht und kämen auch so gut durchs Leben. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich genau diese Zeit rausschmeiße. Morgens habe ich zu lange geschlafen, dann ist der Tag schon losgegangen, und ich denke: „Jetzt habe ich keine Zeit mehr für Gott.“ Oder ich habe mir zu viele Dinge in den Tag gepackt und denke: „Oh nein, heute habe ich keine Zeit, um Zeit mit dir zu verbringen.“
Das Interessante ist: Jesus hatte viel Wichtigeres zu tun als ich. Er hat zukünftige Leiter ausgebildet, Menschen geheilt, Sünden vergeben und das Reich Gottes aufgebaut. Trotzdem – oder gerade deshalb – hat er immer wieder die Nähe zum Vater in der Einsamkeit gesucht. Er hat sich ganz bewusst diese Zeit genommen.
Jesus hat die Zeit in der Stille gebraucht. Er hat es nie aus schlechtem Gewissen gemacht, also nicht so: „Mist, ich müsste das mal wieder machen.“ Sondern er wusste: Es ist eine Gewohnheit, die mein geistliches Leben stärkt.
Dein Leben, das, was am Ende dabei herauskommt, ist das Ergebnis deiner Gewohnheiten. Es ist das Ergebnis deines Lebensstils. Wenn du echtes Leben erleben möchtest, ein Leben, das von Gott und seinem Geist durchdrungen ist, und du sagst: „Ja, das ist genau das, was ich will“, dann check deinen Lifestyle.
Schau dir an, womit du dich füllst. Womit füllst du deinen Alltag? Welche Gewohnheiten prägen dich am meisten? Und welche neuen Gewohnheiten musst du vielleicht lernen, damit sie dich neu prägen?
Vielleicht stehen wir in der Gefahr, die wirklich wichtigen Momente mit Gott zu verpassen, weil wir so abgelenkt sind. Wir laufen durchs Leben, und es ist so laut um uns herum, dass wir Gott gar nicht hören. Wir sind zu sehr mit Oberflächlichkeiten abgelenkt.
Einladung zur Ruhe und Begegnung mit Gott
Es gibt diesen total netten Song von Crow, der heißt „Bye Bye“. In diesem Lied beschreibt er, wie er im Bus sitzt und ein richtig hübsches Mädchen reinkommt. Er traut sich aber nicht, sie anzusprechen. Dann geht sie wieder, und die Chance ist vorbei. Das wird in diesem Lied besungen.
Das ist ein richtig schönes Lied – schöner Text, schöne Musik. Unser Problem ist: Wir würden das Mädchen nicht mal sehen. Du sitzt im Zug und siehst sie nicht mal. Verstehst du? Wir wünschen uns Romantik.
Was meinst du, an wie vielen romantischen Momenten du schon vorbeigelaufen bist, nur weil du das nächste TikTok-Video anschauen musstest? Was meinst du, wie oft Jesus schon da saß und auf eine Reaktion von dir gewartet hat? Du warst zu beschäftigt, zu abgelenkt und hast göttliche Momente verpasst, weil du auf das neue TikTok-Video gewartet hast.
Deswegen plane dir diese Zeit im Eremos ein. Das ist sicher, sicher, sicher mega gut investierte Zeit. Wie dein persönliches Eremos aussieht, bleibt jedem selbst überlassen. Bei uns ist es sicherlich nicht die Wüste, der Berg oder der See oder irgendeine Einsamkeit. Aber vielleicht ist es für dich ein Weinberg, ein hübscher See oder sogar einfach nur dein Sofa. Ich kenne jemanden, der sperrt sich in seiner Toilette ein.
Egal, wo es für dich ist. Ich würde dir etwas empfehlen, wofür du nicht unbedingt Urlaub einreichen musst, um dorthin zu kommen. Etwas, das in den Alltag passt und dir Ruhe schenkt.
Ich will euch das noch einmal sagen: Das ist kein Gesetz, sondern eine Einladung. Eine Einladung, zur Ruhe zu kommen und gleichzeitig ein erfüllteres Leben zu führen. Denn Gott möchte dir Gutes schenken, indem er dir begegnet und du ihm begegnen kannst.
Er möchte, dass wir zur Ruhe kommen, Kraft tanken, ihn erleben und ihm begegnen. Gott möchte jetzt nicht dein Leben noch stressiger machen. Er möchte dir nicht noch eine weitere Aufgabe in dein volles Leben drücken, bei der du denkst: „Oh Mist, wo kriege ich das jetzt noch unter? Das ist ja übel.“
Stattdessen möchte er, dass du bei ihm diese Ruhe findest. „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben.“ Wenn ihr diese Ruhe leben wollt, weil euch alles zu laut ist, dann müsst ihr für äußere Ruhe sorgen. Das ist wichtig.
Wenn unser Körper und unser Kopf zur Ruhe kommen, kann auch unsere Seele zur Ruhe finden. Wir haben vorhin über FOMO und FOBO gesprochen – diese ganzen Ängste. Im Endeffekt können wir sagen: Die Antwort auf FOMO, FOBO und FODA – all diese Ängste, die wir in unserer Zeit erleben – klingt nicht ganz so schön, aber sie lautet Fear of the Lord. Das bedeutet eine ehrfürchtige Suche nach Gott und nach Leben bei ihm, nicht in dieser Welt.
Abschluss und Gebet
Zum Abschluss dieser ersten Session, in der wir später noch etwas praktischer werden, möchte ich euch ein Zitat von der amerikanischen Autorin Jen Pollock vorlesen. Ich fand ihren Text in einem Artikel sehr beeindruckend, und damit schließen wir dann auch ab.
Sie schreibt:
Die Einladung deutet auf das Gute hin, zu dem Gott uns ruft. Sie hat aber auch eine andere Dimension, die uns daran erinnert, dass Gottes Hand nie schwer auf unserem Arm liegt. Mit Gott gibt es keinen Zwang. Gott ist nicht daran interessiert, uns mit aller Gewalt in die Fülle seines Lebens zu bringen. Er ist sanft, beharrlich, unerschütterlich und hoffnungsvoll. Wie der verlorene Vater wird er dich gehen lassen, wenn du darauf bestehst. Wie beim reichen Jüngling wird er trauern, wenn du gehst. Gott ist der vollendete Gastgeber, und sein Reich ist wie eine Dinnerparty. „Mein Haus soll voll werden“, sagt der König in Lukas 14. Einladungen werden verschickt, und manchmal werden Ausreden vorgebracht: „Zu beschäftigt, zu beschäftigt, vielleicht ein anderes Mal.“
Lasst uns nun aufstehen und beten.
Lieber Vater, danke, dass du ein Gott bist, der uns nachgeht. Danke, dass wir das sehen dürfen. Du hast deinen Sohn gesandt, der uns zurück nach Hause bringt – der wie in dieser Geschichte eigentlich der gute große Bruder ist, der uns nachgeht, der uns nachgegangen ist, der uns zurück zum Vater bringt. Wir danken dir so sehr dafür.
Wir danken dir, Vater, dass du ein Gott bist, der Beziehung zu uns möchte, der uns begegnen möchte und der uns verändern möchte. Du siehst diese Welt, in der wir leben. Sie ist hektisch, laut und voller Ablenkung. Wir sind mittendrin und verlieren uns an vielen Stellen darin. Wir wollen dich so sehr um deine Gnade bitten. Wir beten darum, dass du uns eine tiefe, tiefe Sehnsucht nach dir gibst – nach Berührung und Begegnung mit dir.
Ich möchte beten, dass wir mutig sind, in die Stille zu gehen, diese Stille zu ertragen und dich darin zu suchen. Begegnung mit dir zu suchen. Ich möchte voll beten für jeden Einzelnen, der hier ist, Herr, dass du etwas in seinem Herzen bewegst. Dass du ihm diesen Wunsch wirklich groß werden lässt – diesen Wunsch nach Beziehung zu dir. Dass wir bei dir nach Leben suchen und nicht in dieser Welt. Nicht in der Dauerablenkung oder Dauerbeschallung, um irgendetwas zu finden.
Du bist der, der Leben gegeben hat und Leben schenkt. So möchte ich voll für uns beten. Ich danke dir für die Zeit, die wir hatten. Ich bete einfach um einen richtig guten Tag, um guten Austausch und gute Gespräche. Und genau darum, dass du mit deinem guten Geist unser Herz berührst und veränderst. Amen.