Einführung und Überblick über den zweiten Timotheusbrief
Jetzt müssen wir Tempo machen, denn das, was wir in den Bibelarbeiten vorhaben – den zweiten Timotheusbrief – lässt sich in dieser Woche eigentlich gar nicht vollständig behandeln. Ich bin da ganz verzweifelt.
Neben der Jugendarbeit in Essen habe ich eine Gemeindebibelstunde, einen offenen Bibelabend, jeden Dienstagabend. Dort legt man einen Brief Satz für Satz aus. Für so ein Evangelium braucht man zwei bis drei Jahre, um es vollständig zu durchdringen. Ich finde es immer schrecklich, wenn man nur ein bisschen daraus liest, denn es steckt so wahnsinnig viel darin.
Dennoch denke ich, dass wir versuchen sollten, in diesen fünf Tagen wenigstens einen Überblick über den ganzen zweiten Timotheusbrief zu bekommen. Ich schlage vor, dass ihr in der stillen Zeit morgens den zweiten Timotheusbrief lest. In den Bibelarbeiten kann ich nie alles aus dem Abschnitt, den wir uns vornehmen, besprechen – das ist völlig unmöglich.
Heute auf unserer Freizeit haben wir das erste Kapitel gelesen. Ich weiß nicht, was ihr heute Morgen in der Stille gelesen habt. Es wäre schön, wenn ihr morgens, bevor wir zusammenkommen, die persönliche Stille mit dem Bibelwort sucht und euch in diesen Brief vertieft.
Es ist an vielen Stellen vielleicht nicht ganz einfach, aber das Buddeln in Bergwerken hat immer noch reiche Schätze hervorgebracht. Dass die Bibel nicht wie die Bild-Zeitung ist, spricht für sie. Manche Leute machen ihr das zum Vorwurf, dass sie schwierig ist, aber das ist ihr Reichtum.
So, jetzt sind wir bei 2. Timotheus Kapitel 1. Ich lese das ganze Kapitel, auch wenn ich nicht alles besprechen kann – keine Angst:
Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, nach der Verheißung des Lebens in Christus Jesus, meinem lieben Sohn Timotheus, Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn.
Gleich lese ich weiter, aber erst sagen wir ein paar Worte dazu.
Ihr habt doch Bibeln dabei? Man ist völlig aufgeschmissen ohne Bibel. Man muss den Menschen Bibeln geben. Jeder hat ein natürliches Recht auf Bibeln. Ohne Bibel hat man überhaupt nichts davon.
Ich glaube auch kaum, dass man etwas davon hat, wenn man nicht mitschreibt – entweder am Rand in der Bibel oder auf einem Zettel. Ich muss ganz schnell und viel sagen, sonst kommen wir nicht durch. Deshalb müsst ihr das aufschreiben. Dann kann man das im Laufe des Tages wiederkäuen, so ein Bäuerchen machen, und es dann noch einmal durchdenken.
Die Person Timotheus und seine Bedeutung für Paulus
Lasst uns einen Augenblick fragen: Wer ist eigentlich Timotheus? Ich weiß nicht, wie gut ihr seine Biografie kennt, aber er ist ein ganz, ganz interessanter Mann.
Etwa im Sommer des Jahres 49 oder 50 nach Christus – das lässt sich nicht ganz genau sagen – hat der Apostel Paulus in Lystra, heute in der Türkei, damals Teil der Provinz Asia, Timotheus kennengelernt. Timotheus war damals etwa zwanzig Jahre alt.
Paulus befand sich in einer schwierigen Situation. Hinter ihm lagen zwei schwerwiegende Auseinandersetzungen, die ihn zu einem einsamen Mann gemacht hatten: ein Konflikt mit Petrus in Antiochien und ein Streit mit Barnabas, mit dem er die erste Missionsreise unternommen hatte. Es gab Schwierigkeiten und Spannungen, und Paulus war im Grunde ein einsamer Mann geworden.
In dieser Situation trifft er in Lystra auf Timotheus. Wenn man kurz in Apostelgeschichte 16,1-3 nachliest, hat man schnell den Überblick. Das ist sozusagen die Grundlage. Es gibt unzählige Bibelstellen, in denen Timotheus vorkommt, und es wäre eine eigene Bibelarbeit, seine Biografie aus dem Neuen Testament zusammenzusetzen, soweit sie bekannt ist.
In Apostelgeschichte 16,1-3 heißt es: „Paulus kam aber nach Derbe und Lystra, und siehe, ein Jünger war da mit Namen Timotheus, Sohn einer jüdischen Frau, die gläubig war, aber eines griechischen, sprich heidnischen Vaters. Er hatte einen guten Ruf bei den Brüdern zu Lystra und zu Ikonion. Diesen wollte Paulus mit sich ziehen lassen und nahm ihn und beschnitt ihn um der Juden willen, die an jenen Orten waren, denn sie wussten alle, dass sein Vater ein Grieche war.“
Hier lesen wir, wie die Geschichte mit Timotheus beginnt. Zunächst war er ein mitreißender Mithelfer. Später übertrug Paulus ihm selbstständige Aufgaben, die er ausführen sollte. Timotheus hatte eine enorme Bedeutung.
In sechs Briefen des Paulus wird Timotheus als Mitabsender genannt. Das bedeutet in der Regel, dass er wahrscheinlich auch an der Entstehung der Briefe beteiligt war. Sie überlegten gemeinsam, was sie schreiben sollten.
Der zweite Timotheusbrief ist vielleicht der letzte Brief, den Paulus geschrieben hat. Es ist ein sehr persönlicher Brief, aber dennoch offiziell, da er an Timotheus gerichtet ist, der in Kleinasien – damals hieß das nicht so, heute Türkei – eine herausragende Stellung innehatte.
Timotheus hatte die Aufgabe, Älteste und Gemeindeleiter einzusetzen, Diakone zu ernennen und nach dem Rechten zu sehen. Er musste Kirchenzucht ausüben und seelsorgerlich korrigieren. Das war eine enorme Verantwortung.
Der Mann war vielleicht Mitte dreißig, als er diesen Brief erhielt. Paulus saß zu dieser Zeit im Gefängnis und ging seiner Hinrichtung entgegen. In dem Brief drängt Paulus Timotheus, schnell zu ihm zu kommen.
Im letzten Kapitel des Briefes gibt es ganz praktische, persönliche Hinweise. Wir wissen nicht, wie es weiterging. Ob Timotheus noch zu Paulus kam, ist unklar.
Später hören wir nur noch an einer Stelle vom Wirken Timotheus’ nach dem Tod des Paulus. Im Hebräerbrief wird er erwähnt. Dort heißt es im letzten Kapitel, dass er freigelassen worden sei, also ebenfalls in Gefangenschaft war.
Die historische Tradition sagt, dass Timotheus der erste Bischof von Ephesus gewesen sei. Dafür spricht einiges, auch wenn es nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden kann.
Was wir im zweiten Timotheusbrief vor uns haben, ist also der Brief des Apostels an einen wichtigen Mitarbeiter, der eine Schlüsselposition einnimmt. Paulus übergibt ihm mit diesem Brief ein Vermächtnis, das er später noch mündlich ergänzen wollte.
Man spürt den Druck: „Ich möchte dich sehen, wir müssen noch einiges besprechen.“ Heute dauert ein Flug von Ephesus nach Rom etwa eine Stunde. Damals aber war die Reise ein halbes Leben lang und entsetzlich beschwerlich.
Der richtige Umgang mit der Bibel und die Bedeutung des genauen Hinsehens
So, das ist zur Person. Jetzt noch etwas zum Lesen der Bibel.
Ich weiß nicht, ob euch der Name Adolf Schlatter etwas sagt. Er war einer der bedeutendsten Ausleger der Schrift, die wir in diesem Jahrhundert hatten. Professor in Tübingen. Er hat einmal gesagt, was wichtig ist beim Verständnis der Bibel: Es geht nicht darum, schnell irgendwelche frommen oder unfrommen Kombinationen zu machen. Vielmehr muss man sich selbst nötigen, genau hinzusehen – und noch einmal hinzusehen.
Das muss man aushalten. Du wirst spüren: Je deutlicher, je länger und je gründlicher du hinsiehst, desto mehr kann Gottes Wort das sagen, was es sagen will. Dass vielen Leuten, auch Christen, die Bibel langweilig wird, hängt damit zusammen, dass sie sie zu schnell lesen und zu schnell ihre frommen Nutzanwendungen daraus ziehen.
Dann haben sie immer den Eindruck: Wenn ich das lese, habe ich es entweder gar nicht verstanden und gehe deshalb gleich weiter. Oder ich habe es verstanden und weiß schon, wie es gemeint ist. Alles kalter Kaffee, alte Bekannte – das wird natürlich langweilig.
Je gründlicher du dich hineinkniest, desto mehr verändert sich das. Ich sage immer: Wenn du eine halbe Stunde liest oder eine Viertelstunde, meinst du, du hättest verstanden. Wenn du dem eine halbe Stunde standhältst, verstehst du gar nichts mehr. Wenn du eine Stunde standhältst, bist du eine Etage tiefer und fängst an zu staunen, dass da Dinge stehen, die du vorher gar nicht gesehen hast.
Lass Gottes Wort reden, was es reden will. Du wirst spüren, es hat eine Gewalt, es ist original, Originalton. Es ist nicht oberflächliches Gequatsche.
Deshalb ist das Arbeiten an der Bibel wirklich wie Bergwerksarbeit. Ich komme aus dem Ruhrgebiet. Die Zechen werden zwar immer weniger, aber wir haben noch welche bis 1000 Meter Tiefe. Das ist eine schwere Arbeit, da werden Stollen vorangetrieben, kilometerweit.
Neulich war ich in so einem Pütt, tief unten auf 1000 Meter Tiefe, irgendwo auf der vierzehnten Sohle, so wie das heißt. Die Bibelarbeit ist Bergwerksarbeit, die Bibel ist ein reiches Reservoir. Lass uns in den Pütt einfahren, ins Bergwerk.
Grund und Antrieb der Mitarbeiterschaft des Paulus
Erstens: Grund für die Mitarbeit und Antrieb zur Mitarbeit. Im Vers 1 greife ich, wie gesagt, drei bis vier Punkte aus diesem ersten Kapitel heraus und versuche, sie deutlich zu machen.
Im Vers 1 heißt es: Paulus, ein Apostel des Christus Jesus. Achtet darauf: Jesus Christus ist nicht einfach ein Name wie Karl Mayer, sondern Christus ist der Beruf, der Titel. Bewusst so herumgestellt – ein Apostel des Messias Jesus. Jetzt kommt es: durch den Willen Gottes, nach der Verheißung des Lebens in Christus Jesus.
Ich möchte eure Aufmerksamkeit auf diese beiden Pole lenken. Was ist der Grund für die Mitarbeit des Paulus und was ist der Antrieb für seine Mitarbeit? Er sagt es gleich komprimiert im ersten Satz: Apostel bin ich, Gesandter durch den Willen Gottes. Ich finde, das ist eine wichtige Aussage, die man einen Augenblick betrachten sollte.
Paulus hat so viele Wechselfälle in seinem Leben erlebt – Hoch und Tief, Zerreißproben, Durststrecken, Qualen –, dass er alles hinschmeißen wollte. Dass ihm die ganze Arbeit gestunken hat, dass ihm „oberkante Unterlippe“ stand. Da sagt er: Warum bin ich denn Mitarbeiter? Weil ich es für sinnvoll halte? Na klar. Weil es mir Freude macht? Na ja, oft ist große Freude dabei. Aber warum eigentlich? Der letzte Grund heißt ganz einfach: Gott will es.
Gott will mich zum Mitarbeiter haben. Ich habe es mir nicht selbst gewählt, es ist nicht meine Lust und Laune, es ist nicht die schwachsinnige Idee von ein paar anderen. Ich bin nicht ein Spürhund des Erfolges, der immer mit der Nase drauf ist, wo Befriedigung zu haben ist, wo ich Erfolge haben kann, und das mache ich gerne. Ich bin auch nicht ein Spürhund des Weges des geringsten Widerstandes, der immer dahin geht, wo es gerade am leichtesten ist.
Ich bin Apostel durch den Willen Gottes. Das ist das Betonfundament seiner Mitarbeiterschaft, die Verankerung seines Dienstes – nicht in den launischen Wechselfällen eines Lebens, auch eines geistlichen Lebens, denn auch da gibt es launische Wechselfälle.
„Gott will mich! Wenn es mir Freude macht, schön. Wenn es mir keine Freude macht, in Ordnung, Gott will mich!“ Welch eine unabhängige Gründung!
Warum bist du Mitarbeiter? Warum? Ich möchte dir wünschen, dass in diesen Tagen die Gründung deiner Mitarbeiterschaft solider ist. Es passiert ja, dass man nach dem Bau eines Hauses feststellt, dass die Fundamente absacken, weil im Untergrund etwas nicht stimmt. Neuerdings kann man manches machen: Da werden Stützen darunter gesetzt, es wird etwas reingespritzt. Ich meine, es gibt Experten sicher unter uns, die das besser beschreiben können. Da werden die Fundamente nachträglich unterfüttert, damit sie tragen. Sonst sackt das Haus langsam ab, bekommt Risse und stürzt vielleicht sogar ein.
Wenn du entdeckst, dass deine Mitarbeit auf Lust und Laune oder auf die guten blauen Augen deines leitenden Mitarbeiters in der Gemeinde oder im Kreis gebaut ist, dann sei nicht traurig. Man kann schon mal Häuser auf Fundamente bauen, von denen man dachte, sie würden halten, aber dann entdeckt man nachher, dass es Risse gibt. Gut, dass man Fundamente wieder solide machen kann, unterfüttern kann.
Es gibt so viele Wechselfälle in der Mitarbeiterschaft, dass unweigerlich die Mitarbeiterschaft irgendwo wegplatzt oder aufhört, wenn sie nicht getragen ist von der Gewissheit: Der allmächtige Gott, Schöpfer Himmels und der Erde, der das erste und das letzte Wort in dieser Welt hat – er will es, darum bin ich sein Mitarbeiter. Das ist der Grund.
Zweitens: der Antrieb. Da heißt es: „durch den Willen Gottes, nach entsprechend der Verheißung des Lebens in Christus Jesus.“ Das ist der Antrieb.
Wir hatten vor Jahren bei unserem Christiwill in Essen in einem missionarischen Grundkurs einen Kernsatz, der geistlich eine große Rolle gespielt hat. Er lautete: Wir leben nicht erfahrungsorientiert, sondern verheißungsorientiert.
Es gibt eine Menge Erfahrungen im Dienst, und die sind zum Loben, zum Danken, zum Bedenken und zum Darauslernen. Aber wir leben letzten Endes als Mitarbeiter nicht erfahrungsorientiert, sondern verheißungsorientiert.
Was ist der Antrieb meiner Mitarbeiterschaft, sagt Paulus? Gemäß, entsprechend der Verheißung, entsprechend dem Versprechen, das das Leben in Christus Jesus verspricht. Das zieht mich nach vorne. Das ist der Motor, der mich antreibt, die konkreten Versprechen Gottes in Anspruch zu nehmen. Sein Wort wird nicht leer zurückkommen.
Unter welchem Gesichtspunkt führst du Gespräche mit anderen Menschen? Oder sagst du ein geistliches Wort in einer Gruppenstunde? Erzählst du eine biblische Geschichte in einer Jugendstunde? Unter welchen Gesichtspunkten eigentlich? Ob das beliebt ist? Ob das ankommt? Wenn man so arbeitet, kann man ganz schnell auf die Nase fallen. Denn dann entdeckt man plötzlich, dass das nicht ankommt, dass es furchtbar schwer ist. Und dann verliert man die Lust und sagt: Das hat gar keinen Sinn. Da schreckt man die Leute eher ab, wir müssen etwas anderes machen.
Da lebst du erfahrungsorientiert.
Verheißungsorientiert leben heißt: Gott hat gesagt, mein Wort wird nicht leer zurückkommen (Jesaja 55). Und jetzt brauche ich nicht darum zu beten: Herr, lass doch bitte schön dein Wort nicht leer zurückkommen. Sondern ich sage: Ich danke dir, Herr, dass du gesagt hast, dass dein Wort nicht leer zurückkommt. Ich danke dir für das Vorrecht, dass ich kleiner Wurm beteiligt sein darf, dein Wort weiterzusagen.
Nun möchte ich auch wirklich dein Wort sagen. Hilf mir, dass ich nicht mein Zeug rede, sondern deinem Wort verpflichtet bin.
Verheißungsorientiert leben kann man in der Mitarbeit auch gegen Widerstand und Enttäuschungen angehen. Die Verheißung, nicht unsere Kraft, nicht unsere Dynamik, nicht unser Elan, nicht unser Idealismus, auch nicht die anderen, die uns stützen, treiben uns vorwärts. Gottes Versprechen, in dem Maße, wie ich das ganz praktisch ernst nehme.
Manche Leute wissen gar nicht, welche Versprechen es gibt. Haben Sie sich da gar nicht klar gemacht, welche Versprechen es da alles so gibt?
Paulus sagt: Das sind die beiden Pfeiler meines Dienstes. Gott will, dass ich Mitarbeiter bin – deshalb bin ich es, das ist der Grund. Und nach vorne zieht mich die Verheißung Gottes, das ist der Antrieb.
Die geistliche Vorgeschichte und das geistliche Erbe
Jetzt lesen wir weiter, Vers 3:
Ich danke Gott, dem ich diene von meinen Vorfahren her in reinem Gewissen. Wenn ich ohne Unterlass dein Gedenken in meinem Gebet Tag und Nacht habe und mich danach sehne, dich zu sehen, wenn ich an deine Tränen denke – du meinst die Tränen beim Abschied – nicht damit ich mit Freude erfüllt werde, denn ich erinnere mich des ungeheuchelten, des ungeheuchelten Glaubens in dir, der zuvor gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike.
Ich bin aber gewiss auch in dir.
Das ist doch eine merkwürdige Sache. Der erste Punkt war der Grund und Antrieb der Mitarbeiterschaft, jetzt kommt der zweite Punkt. Für diejenigen, die mitschreiben, die die geistliche Vorgeschichte sehen, sind hier Ausrufezeiten dahinter. Ist es nicht ein bisschen komisch, was Herr Paulus hier sagt? Das hört sich ja fast so an, als ob der ganze Glaube doch nur Tradition wäre.
Also bin ich mal froh, dass es Leute gibt, die nicht schon eine fromme Oma gehabt haben und dennoch Christen geworden sind, obwohl ihre Familie eigentlich auf alles gespuckt hat. Viele stellen sich das so vor, dass jemand überhaupt nur zu Christus kommen kann, wenn er den Glauben von der Muttermilch an eingeimpft bekommen hat. Sonst kommt er gar nicht auf den Trichter, sonst ist er nicht richtig gepolt.
Wenn ich das so überschauen: In unserem Mitarbeiterkreis, in unserer Jugendarbeit, sind sicherlich 80 Prozent der Mitarbeiter Leute, die aus Familien kommen, in denen man vom christlichen Glauben nicht besonders viel hält. Nur der geringste Teil kommt aus Familien, in denen geistlich schon etwas los ist. Finde ich ganz prima, dass das so ist, es ist hoffnungsvoll.
Aber jetzt gibt es auch eine Gefahr. Es gibt auch ein bisschen verkrampfte Einstellungen bei denen, die eine fromme Oma gehabt haben. Manchmal begegne ich jungen Leuten, die sind richtig traurig, dass sie nicht erzählen können, dass sie drogenabhängig waren. Das wäre doch schön, wenn man sagen könnte: Ich habe drei Jahre im Knast gesessen wegen schwerem Raub und so. Aber der Herr hat mich gerettet und nun bin ich hier. Und dann sagt man: Boah, das ist noch was.
Aber nun ist man zu feige gewesen, anstelle den Bruch zu machen. Man hat nicht einmal den Mut gehabt dazu. Da hat man das Einzige, was man vorzuweisen hat, nämlich dass man bei Karschat mal ein paar Kulis geklaut hat. Aber das hat ja jeder – was ist das schon?
Ich will sagen: Es gibt also eine perverse Haltung, die sich danach sehnt, sozusagen die eigene Vergangenheit schwarz einzufärben, um dann eine Story loszulassen. Deshalb ist es wichtig, dass wir hier mal lernen, beim Paulus zu sehen, wie er seine geistliche Vorgeschichte und die geistliche Vorgeschichte des Timotheus hochschätzt.
Beim Paulus war ja nun wirklich die Umkehr zu Jesus ein Bruch von Schwarz nach Weiß. Denkt an die Damaskusgeschichte. In Philipper 3 sagt er, was ihm wertvoll war, habe er für Kot angesehen, um Christus zu gewinnen.
Hier aber sagt er in Vers 3: Ich danke Gott, dem ich gedient habe von meinen Vorfahren her in reinem Gewissen.
Ich sage nur einen Moment: Paulus, das hört sich ja so an, als wärst du schon immer dabei gewesen, im reinen Gewissen, schon seit Urgroßvaters Zeiten. Was soll das? Hast du dich nicht bekehrt? Hast du nicht erzählt, wie Gott selber Jesus in dir offenbart hat und dass du nicht anders zum Glauben gekommen bist als durch diesen Bruch?
Doch, doch, sagt Paulus, das ist wahr. Das ist die eine Hälfte der Wahrheit. Nachdem ich das durchgemacht hatte und so umgekrempelt worden bin, habe ich erstaunt zurückgeschaut auf meine Geschichte. Da sah ich meine falschen Wege, meine Selbstgerechtigkeit und meine ganze verkrampfte Anständigkeit.
Aber ich sah mit einem Mal auch mit neuen Augen den großen geistlichen Reichtum in der Geschichte der Väter des Volkes Israel. Er war ja Jude. Plötzlich sah ich die Leidenschaft Israels, das Gesetz und die Propheten ernst zu nehmen. Sie haben alle Verheißungen, ihnen gehören die Väter.
Ich kann das hier jetzt nicht ausführen, es wäre ein eigenes Thema, das sehr wichtig ist. Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht. Ich wiederhole das, weil ich glaube, dass diese Tatsache auch unter engagierten jungen Christen sehr wenig bekannt ist.
Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht.
Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht.
Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht.
Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht.
Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht.
Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht.
Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht.
Wer das Alte Testament nicht kennt, versteht Jesus nicht.
Versteht Jesus letzten Endes nicht.
Jesus kommt aus dem Volk Israel. Er ist der Messias Gottes für Israel und dann für die Völker. Der gekreuzigte Messias ist der Retter der Welt, der Jude Jesus ist der Retter der Welt, der im Zusammenhang steht mit Abraham, Isaak und Jakob, David und den Propheten.
Wer den Zusammenhang nicht begreift, wird nie verstehen, was Gott mit diesem Jesus und mit seinem Volk bis heute eigentlich vorhat – und mit uns.
Ich kann es schnell deutlich machen: Es hat immer wieder in der Kirchengeschichte Bewegungen gegeben, die gesagt haben, das Alte Testament interessiert uns doch nicht. Wir sind ja im Neuen Bund und so. Das Alte Testament ist doch alles so schwer zu verstehen und es stehen da brutale Sachen drin – das ist ja auch unter unserem Niveau.
Schon im zweiten Jahrhundert hat das angefangen. Alle Gruppen, die das Alte Testament verachtet oder weggestrichen haben, sind über kurz oder lang in der Irrlehre über Jesus gelandet.
Die Nazis waren ja nur eine ganz große Gruppe. Die hatten ja eine christliche Gruppierung, die „Deutschen Christen“. Die haben auch gesagt: So ein Judenbuch, so Viehzüchtergeschichten im Alten Testament, das ist ja weit unter dem Niveau des arischen Herrenmenschen und Christen.
Und dann wurde aus Jesus die Karikatur dieses Führers zurechtgeschnitten. Entsprechend war das positive Christentum eine abgewandelte Form der Menschenverachtung.
An diesem Beispiel ist es zum letzten Mal mit aller verheerenden Deutlichkeit offenbar geworden, aber es ist bis heute nicht ausgestorben.
Überall, wo man das Alte Testament und die Geschichte des Volkes Gottes nicht kennt und nicht als die eigene Vorgeschichte begreift, in die man hineingepflanzt worden ist, da wird man auch Jesus verzerren und auf Dauer nicht mehr kennen.
Ich sage euch das, um euch Mut zu machen, euch hineinzulesen und hineinzuarbeiten ins Alte Testament.
Die Linien der Geschichte Gottes muss man begreifen, damit wir sehen, in welchem Zusammenhang Gott Jesus schickt und in welchem Zusammenhang unsere Welt und unser Leben stehen.
Die Geschichte Israels ist unsere Vorgeschichte geworden, deine Biografie.
Bei dem Timotheus, in Vers 5, da geht es noch ein bisschen anders. Da ist es so schön:
Denn ich erinnere mich des ungeheuchelten Glaubens in dir, welcher zuvor gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike. Ich bin aber gewiss auch in dir.
Den Vater verschweigt er hier höflich und dezent. Der hielt davon nichts.
Ich mache gerade vertretungsweise in einer Gemeinde Konfirmandenunterricht. Vor den Samstagsreihen habe ich einen Teil der Konfirmanden am Nachmittag zum persönlichen Gespräch eingeladen, um ihre persönliche Lebenssituation durchzusprechen und zu fragen, wie sie zu Christus stehen, um mit ihnen weiterzukommen.
Anschließend hatten wir die Eltern eingeladen, damit wir ihnen noch einmal richtig sagen konnten, was jetzt Sache ist mit Jesus. Nicht nur ein Fest veranstalten, sondern sich auch vorher bekehren zu können – das wäre ja ein guter Anlass zur Konfirmation der eigenen Kinder.
Dann habe ich immer gefragt: Kommen deine Eltern denn heute Abend auch?
Ja, sagt dann ein Mädchen, die Mutter kommt.
Der Vater?
Ja, der Vater hat gesagt: Wenn sie etwas von ihm wollen, sollen sie zu ihm kommen. Er hat gesagt, er könne schöne Grüße bestellen, aber er komme nicht.
Und also hasse ich es, dass abgeschoben wird, dass man sagt: Religion ist was für die Frauen.
Ich meine, bei allem Respekt, dass die Mädchen da immer die Silassen tragen müssen, aber die Männer dann sagen, das sei doch was für Großmütter und so. Da muss man ein bisschen Antenne für haben.
Das ist ein bisschen was Feminines und so, nichts für uns. Wir gehen Fußball schauen, Bundesliga ist was für uns. Der andere war angeln gegangen, der dritte musste das Badezimmer renovieren. Aber er wollte die Drohnen auch sehen.
Da tröstet mich das etwas: So war es damals schon, so war es damals schon. Es ist Paulus nicht besser gegangen.
Manchmal denke ich: Mensch, wir Pastoren sind so, so: Frauenhilfe, das können wir. So mit alten Mütterchen betüdeln und so. Es geht einem schönen, anstehenden Kerl zu begegnen, da versagt uns die Spucke, und dann sagen die: Den Ton, den ihr da so säuselt in der Kirche, das ist nichts, worauf ein Mann abfährt.
Aber bei Paulus war das ja eine andere Sache.
Na ja, dieses stolze Selbstbewusstsein, diese Arroganz, wir machen das schon, die bei den Männern noch drinsteckt – seht ihr das eigentlich als eine Herausforderung?
Man muss doch gegen den stärksten Widerstand arbeiten. Man kann doch nicht immer nur in Richtung des geringsten Widerstands arbeiten.
Man kann doch nicht missionarisch arbeiten und immer nur gucken, wo denn schon einer so sanft und fromm ist, so verdächtig, dass er sich übermorgen erwecken lässt.
Manchmal habe ich den Eindruck, in der Jugendarbeit, in der missionarischen Arbeit, da sucht man sich die Leute schon aus, die das sanfte Gemüt haben, denen man zutraut, dass sie Christen werden können. An die anderen traut man sich gar nicht ran.
Nun gut, wie es auch sei: Paulus sagt: Denk an eine Oma, Timotheus, das war ein Goldstück ungeheuchelten Glaubens in ihr und in einer Mutter auch.
Nein, nicht so, dass ein Mensch zum Christen erzogen werden kann. Es ist schon jedermanns eigene Entscheidung.
Aber es gibt auch ein geistliches Erbe. Sagt nichts.
Es ist nicht von ungefähr, wenn man in seiner Familie erlebt hat, dass da irgendeiner glaubwürdig mit Jesus gelebt hat. Das hilft, das stärkt, das prägt.
Und wenn einer dann zum eigenständigen Glauben an Jesus kommt, dann wird die Erfahrung der geistlichen Vorgeschichte sichtbar: Da war eine Oma, die für dich gebetet hat. Da war eine Mutter, die dir biblische Geschichten erzählt hat. Da war eine Familie, die zu Tisch gebetet hat, anstatt wie die Dackel an den Troch zu gehen.
Das hat dein Leben geprägt, und vielleicht hast du es gar nicht eigenständig vollziehen können, wie diejenigen, die es haben.
Sagt doch mal Dankeschön dafür!
Viele müssen es entbehren, ich denke, auch viele unter uns haben es entbehren müssen.
Ihr jubelt und sagt Dankeschön, dass Gott sich nicht binden lässt an irgendwelche positiven Voraussetzungen, sondern seine Menschen ruft, wo immer er will.
Der Paulus lehrt Timotheus also, sowohl die geistliche Vorgeschichte Israels als auch die persönliche, engere geistliche Familiengeschichte zu sehen, wenn da jemand war.
Die Aufforderung zur Entfachung der geistlichen Gaben
Oh, meine Güte, ich komme in Schwierigkeiten. Dritter Punkt, Verse sechs bis acht, wir lesen weiter. Weiter komme ich dann gar nicht mehr, aber das Elend fängt schon an.
Vers sechs, habt ihr Vers sechs? „Um solcher Ursache willen erinnere ich dich, dass du erweckst die Gabe Gottes, die in dir ist, durch Auflegung meiner Hände; denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht.“ Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserem Herrn, noch auch meiner, der ich sein Gefangener bin, sein Gebundener, sondern leide mit mir für das Evangelium nach der Kraft Gottes.
Worum geht es hier? Es geht hier, das ist das Dritte jetzt, darum, die Glut zu heller Flamme zu entfachen. Ich muss euch das wörtlich übersetzen aus dem Griechischen. Da heißt es in Vers 6: „Um solcher Ursache willen erinnere ich dich, dass du anfachst, zu lebendiger Flamme anfachen.“ So heißt das Wort im Griechischen „anazopyrein“, das heißt, wieder zu lebendigem Feuer anfachen.
Gemeint ist: Damals hatte man ja kein Streichholz und kein Feuerzeug, und so war es so, dass man über Nacht Feuer machen sehr schwierig war. Man musste immer die Knöchel gegeneinander schlagen oder am Holzkopf reiben, bis Funken sprühten und das Feuer dann anbrannte. Das war furchtbar mühselig. Wir können uns heute gar nicht mehr hineinversetzen.
Deshalb machte man das so, dass nachts die Asche im Ofen zugedeckt wurde und die Glut im Ofen zugedeckt blieb. Die Glut war dann da, und am nächsten Morgen tat man etwas dazu, um sie wieder anzufachen. Man musste immer etwas am Brennen halten. Da war dann eine glimmende Glut, die musste aber wieder zu lebendiger Flamme entfacht werden, wenn man etwas darauf kochen wollte.
Die Glut war also verborgen da, sie war im Ansatz da, aber um nutzbar und wirksam zu sein, musste sie zu lebendiger Flamme wieder angefacht werden. Deshalb ist das ein Fachausdruck aus dem Haushalt damals: wieder zu lebendiger Flamme anzufachen.
Nun sagt er: Tu das! Luther übersetzt: „Erwecke die Gabe, das Charisma Gottes.“ Hier steht im Griechischen der Ausdruck „Charisma“. Das ist das Gnadengeschenk Gottes. Charismen sind insbesondere die Gaben, die Gott einem Menschen durch den Heiligen Geist gibt, damit er als Mitarbeiter arbeiten kann.
Im Unterschied zu den natürlichen Gaben, die ein Mensch mitbekommen hat und die in den Dienst eingebracht und entwickelt werden, gibt der Heilige Geist jedem Menschen, der zu ihm kommt, Gaben des Heiligen Geistes zum Dienst.
Da gibt es eine Fülle von Gaben: der Leitung, der Seelsorge, des Gebetes, der Barmherzigkeit, der Prophetie, der Weisheit, der Lehre, des Gebets in Sprachen zu reden und wer weiß, was da noch alles aufgezählt wird. Eine Liste, die nicht abgeschlossen ist und beliebig erweitert werden kann: Gaben der technischen Hilfe, der musikalischen Hilfe und so weiter.
Und Paulus sagt nun: Du, in dir ist doch, in jedem ist eine solche Gabe. Gott hat jedem Christen solche Gabe gegeben.
Nun haben wir ja eine merkwürdige Vorstellung davon. Wir meinen, wenn Gott eine Gabe gibt, dann muss sie perfekt da sein und uns antreiben, ohne dass wir etwas dazu tun müssen. Dann sind wir perfekt.
So ist das. Wir wünschen uns, dass wir auf die Welt kommen mit den Fähigkeiten, Klavier zu spielen wie Arthur Rubinstein. Das geht aber gar nicht. Ich spiele so leidlich Klavier. Nur die fünf Jahre, die ich das gelernt habe, haben herausgebracht, dass das für den musikalischen Frühsport reicht, aber für einen Konzertsaal wäre das nie weit geworden.
Außerdem haben wir nicht genug geübt. Ich wollte ja nicht arbeiten, ich wollte mein Vergnügen. Wenn einer ein hohes Talent hat, mit absolutem Gehör zum Beispiel, und nicht nur Technik, sondern auch musikalisch das gewisse Etwas, dann übt er sechs bis acht Stunden pro Tag, um ein Konzertpianist zu werden. Unter diesem Aufwand geht es nicht.
Wenn er das nicht tut, dann kann er noch so ein Talent haben, er wird nie ein virtuoser und spitzen Pianist werden.
Im geistlichen Bereich meinen wir immer, dass die Gaben Gottes Zwillingsschwestern der Faulheit wären. Und Gott ist doch der allmächtige Schöpfer, der kann doch alles. Warum soll ich mich denn noch ablacken? Er soll doch anständig Dampf machen, so Feuer unter dem Hintern, dass ich wie ein Raketensatz abhebe und einfach tun muss, ohne dass ich große Entscheidungen treffen muss.
Wir möchten so gerne ohne Willensentscheidung, ohne Mühe, ohne Training, ohne schweißtreibendes, muskelkaterproduzierendes Training die Dinge können. Und wenn man das nicht so leichthin erfolgreich kann, dann sagt man: Ich habe keine Gaben dazu.
Das ist ein Jammer. Das ist völlig ungeistlich gedacht.
Die Gnadengaben Gottes – beim Timotheus war es die Gabe der Evangelisation, das wird in Kapitel 4, Vers 6 gesagt, dass er den Dienst des Evangelisten tut – da kommen wir dann aber noch zu.
Man muss auch nicht nur eine Gnadengabe haben. Die meisten Menschen haben in der Regel ein Bündel. Sie haben Leitungsgaben, ein Bündel verschiedener Gnadengaben, die Gott zusammen arrangiert, die nicht wir entscheiden, sondern die er uns gibt, damit wir an der Stelle, wo wir beteiligt sind am Bau der Gemeinde, etwas Hilfreiches bewirken können.
Und jetzt sagt er dem Timotheus: Pass auf, du, die Gabe, die Gott dir geschenkt hat, die ist in dir. Würdest du bitte gehen?
Ich habe eine Mücke erschlagen. Es war reine Notwehr. Ach ja, Mörder!
Ja, Paulus sagt dem Timotheus: Die Gabe, die Gott dir geschenkt hat, ist wie die Glut im offenen Herd, morgens bedeckt mit Asche. Unten drunter glimmt es, es ist nicht aus, aber sie ist, wenn sie nicht zu lebendiger Flamme entfacht wird, auch nicht hilfreich.
Interessant ist: Er sagt nicht, ich bete dafür, dass Gott in dir die Gabe, die Geistesgabe, zu einer lebendigen Flamme entfacht, sondern er sagt das dem Timotheus: Bitte, tu du das, zünde du die Flamme an! „Erwecke du die Gabe, die in dir ist!“
Da sage ich: Wie geht denn das? Die Gaben in mich hineinlegen kann ich nicht selber, das ist das Geschenk Gottes. Aber wie geht denn jetzt das Anzünden?
Das wird in Vers 7 und Vers 8 beschrieben, indem ich im Gehorsam und im Vertrauen die Gabe wage zu betätigen.
Der Timotheus hatte nämlich die Gefahr, dass er voller Furcht war und aus Furcht zurückschreckte.
„Nein“, sagt Paulus, „wir haben doch nicht den Geist der Furchtsamkeit bekommen, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit, der Zucht, der Disziplin.“
Schäme dich des Zeugnisses nicht, auch nicht der Leidenshaft und der Gefangenschaft.
Da gab es so viele Schwierigkeiten, so viel Druck, so viele Misserfolge, so viel mangelnde Bestätigung, dass der Timotheus keine Lust mehr hatte, so mitzuarbeiten. Dann wachte es nicht mehr, und die Flamme ging aus. Es blieb nur noch die verborgene Glut.
So denke ich, so fürchte ich, ist es bei vielen, vielen jungen und alten Christen.
Deshalb ist die Gemeinde Jesu oft so tot und so müde und so wenig hilfreich. Nicht weil wir nicht begabt werden. Jeder hat besondere Gaben des Heiligen Geistes von Gott bekommen zur Mitarbeit.
Es gibt keine Christen ohne Gaben. Darüber reden wir noch im Laufe der Woche.
Aber es gibt tausendfach Christen, die nicht gehorsam wagen, die Gaben einzusetzen, auch wenn sie auf die Finger dafür kriegen und Schwierigkeiten haben. Und weil sie sich nicht wagen, zu trainieren und gehorsam zu arbeiten, bleibt es bei der verdeckten Glut, aber es leuchtet nicht auf in helfender Flamme.
Man kann nichts darauf kochen, man kann nichts darauf kochen.
Helft euch in den Gesprächen und im Gebet in diesen Tagen, diese versteckten Feuer wieder freizulegen, zu entfachen und zu entdecken: Wo sind meine Gaben? Was hat Gott mir gegeben?
In eurem Alter ist man ja noch in einer Zeit, in der die natürlichen und die geistlichen Gaben am Anfang des Christseins so keimhaft, so samenhaft da sind, dass man erst mal suchen muss. Man muss manches trainieren, entdecken und durchaus probieren.
Die Jugendarbeit in der Gemeinde ist ein weites Trainingsfeld.
Ich entfache die Glut nur zur wärmenden Flamme, indem ich gehorsam und im Vertrauen etwas tue für Jesus.
So, ich breche das hier jetzt einfach ab, obwohl ich noch so viel sagen wollte. Aber ihr werdet euch daran gewöhnen müssen, dass wir in diesen Tagen aus den Abschnitten, die wir uns jeweils vornehmen, immer so einen Bruchteil herausgreifen.
Versteht deshalb: Nehmt in der Stille morgens diese Kapitel des 2. Timotheusbriefes und grabt euch hinein, durchdenkt und durchbetet sie und tauscht euch miteinander aus.
Dann setze ich die Bibelarbeiten als einen Zusatz dazu.
Abschlussgebet
Jetzt wollen wir einen Augenblick beten.
Wir bitten dich um Verzeihung, Herr, dass wir deine Geschenke missachtet haben. Wir haben sie liegen lassen, genörgelt und geklagt, weil wir dachten, wir könnten nichts. Wir haben uns zurückgezogen und waren empfindlich.
Ich danke dir für deine reichen Begabungen und dafür, dass du uns würdigst, deine Mitarbeiter zu sein. Dein entschlossener Wille und deine vorwärtsziehende Verheißung tragen unser Leben.
Danke, dass du uns jetzt in die Schule nimmst, damit wir vorwärtskommen und brauchbarer werden. Amen.