Einführung: Die Präsenz von Krieg in der Bibel
Ich lese unseren Predigttext aus Richter 6,11 bis zum Schluss, Vers 24. Manche fragen immer wieder, warum in der Bibel Kriegsgeschichten stehen.
In der Bibel stehen nicht Kriegsgeschichten, weil Gott Kriege führt, sondern weil der Mensch Kriege führt. Und weil seine Leute mit hineingezogen werden. So wird zum Beispiel ein armer Lot in Sodom in dieses Kriegsgeschehen hineingerissen.
Das ist die Lage der Welt: Israel wird von den Philistern bedrängt, und hier ist es die Volksgruppe der Midianiter, ein arabisches Wüstenvolk, die Israel stark ausplündern und mattsetzen.
Dort erlebt Israel die Wunder Gottes. Wir werden am nächsten Sonntag darüber sprechen, wie Gott diese Wunder wirkt.
Begegnung Gideons mit dem Engel des Herrn
Und der Engel des Herrn kam und setzte sich unter die Eiche bei Ophra, die Joas, dem Abies-Ritter, gehörte. Sein Sohn Gideon drosselte Schweizen in der Kälte, um ihn vor den Midianitern zu verbergen.
Da erschien ihm der Engel des Herrn und sprach zu ihm: „Der Herr ist mit dir, du streitbarer Held!“
Gideon aber antwortete: „Ach, mein Herr, wenn der Herr mit uns ist, warum ist uns dann all das widerfahren? Wo sind all seine Wunder, von denen uns unsere Väter erzählten und sagten, dass der Herr uns aus Ägypten geführt hat? Nun aber hat uns der Herr verlassen und in die Hände der Midianiter gegeben.“
Es ist merkwürdig, dass jetzt plötzlich nicht mehr vom Engel die Rede ist, sondern vom Herrn selbst. War es nicht eine Begegnung mit dem lebendigen Herrn, obwohl zuvor von seinem Engel die Rede war?
Der Herr wandte sich zu ihm und sprach: „Geh hin in deiner Kraft! Du sollst Israel aus den Händen der Midianiter erretten. Siehe, ich habe dich gesandt.“
Gideon aber erwiderte: „Ach, mein Herr, womit soll ich Israel erretten? Siehe, mein Geschlecht ist das geringste in Manasse, und ich bin der Jüngste in des Vaters Hause.“
Der Herr aber sprach zu ihm: „Ich will mit dir sein, damit du die Midianiter schlägst wie einen Mann.“
Gideon sprach zu ihm: „Habe ich Gnade vor dir gefunden? Dann gib mir doch ein Zeichen, dass du es bist, der mit mir redet. Geh nicht fort, bis ich wieder zu dir komme. Bring meine Gabel und lege sie vor dich hin.“
Der Engel antwortete: „Ich will bleiben, bis du wiederkommst.“
Gideon ging hin, richtete ein Ziegenböcklein zu und bereitete ungesäuerte Brote aus einem Scheffel Mehl. Er legte das Fleisch in einen Korb und tat die Brühe in einen Topf. Dann brachte er alles zu ihm hinaus unter die Eiche und trat hinzu.
Der Engel Gottes sprach zu ihm: „Nimm das Fleisch und die Brote und lege sie auf den Fels. Gieße die Brühe darüber!“ Gideon tat es.
Da streckte der Engel des Herrn den Stab aus, den er in der Hand hatte, und berührte mit der Spitze das Fleisch und die Brote. Feuer fuhr aus dem Fels und verzehrte das Fleisch und die Brote. Der Engel des Herrn verschwand aus seinen Augen.
Als Gideon sah, dass es der Engel des Herrn war, sprach er: „Ach, Herr, Herr, habe ich wirklich den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen?“
Der Herr sprach zu ihm: „Friede sei mit dir, fürchte dich nicht! Du wirst nicht sterben.“
Da baute Gideon dem Herrn dort einen Altar und nannte ihn „Der Herr ist Friede“. Dieser Altar steht bis auf den heutigen Tag in Ophra, der Stadt des Abies-Ritters.
Herr, rede auch so deutlich mit uns. Amen.
Persönliche Erfahrungen mit Not und Depression
Liebe Gemeinde,
ich habe mein erstes Semester im Theologiestudium in Bethel an der kirchlichen Hochschule absolviert. Ich erinnere mich noch gut, was mich dort am meisten überrascht hat. Es war nicht die Not der Epileptischen – diese habe ich oft gehört –, sondern die furchtbare Not der depressiv kranken Menschen.
Das ist eine große Not in unseren Gemeinden. Es ist tragisch, wie wir uns von dieser Not oft wegflüchten. Wir fühlen uns ohnmächtig. Vielleicht ertragen wir es deshalb so schlecht, einfach dieser Krankheit standzuhalten. Wenn wir spüren, dass kein Wort mehr hindurchdringt und selbst Liebe oft nicht mehr gespürt werden kann, wird das Thema besonders schwierig.
Wir haben eine besondere Aufgabe gegenüber den Kranken, die unter schweren Depressionen leiden. Leider sind wir oft schuldig geworden, besonders dort, wo man gerichtet hat und als Gesunder meinte, man könne etwas sagen.
Es fällt jedoch auf, dass unser Herr eine ganz besondere Nähe zu Menschen hat, die an Depressionen leiden. Wenn wir uns die Bibelworte ins Gedächtnis rufen: Der Herr ist nahe denen, die zerbrochene Herzen haben, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben, dann sind das Menschen mit Depressionen (Psalm 34,19; Psalm 147,3).
Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind (Psalm 145,14). Weil der Herr diese Kranken nicht loslässt, ist es umso schlimmer, wenn wir sie loslassen.
Verschiedene Arten von Depression und göttliche Traurigkeit
Es gibt aber noch eine ganz andere Art der Depression. Diese Depressionen befallen gesunde Menschen, die in ihrer Seele noch keinen krankhaften Schaden oder eine krankhafte Veränderung erlitten haben. Wir kennen das alle: Man kann wochenlang niedergeschlagen, bedrückt und missmutig sein und einfach nicht mehr aus dieser Not herauskommen.
Es handelt sich dabei nicht um eine Krankheit, bei der man zum Arzt gehen würde. Wir wissen, wie wir damit zu kämpfen haben, und wir wissen, wie uns der Herr aus dieser Schwermut herausholen will. Er will unsere Füße auf einen weiten Raum stellen. Und wir können seine Zusage im Glauben fassen. Dort können wir dieses Wort erfassen, und es reicht uns überhaupt noch.
Aber es gibt noch eine dritte Gruppe, und von der will ich heute sprechen. Damit Sie es nicht verwechseln mit diesen beiden Krankheitsgruppen oder Erscheinungsformen: Es gibt eine Traurigkeit, eine Depression, die Gott wirkt. Von dieser sagt der Apostel Paulus, dass sie eine Reue zur Buße bewirkt, die niemand bereut.
Über diese Traurigkeit möchte ich heute sprechen.
Äußere Ursachen der göttlichen Traurigkeit am Beispiel Gideon
Ich habe heute mal ganz anders gegliedert. Ich werde Ihnen meine Gliederung gar nicht sagen, aber vielleicht können diejenigen, die mitschreiben, sich trotzdem ein wenig zurechtfinden.
Diese göttliche Traurigkeit hat äußere Ursachen. Wir können das bei Gideon nachlesen, wie damals Israel verlassen war. Die Midianiter hatten mit Kamelen eine schnelle Reitertruppe zusammengestellt. Immer wenn in Israel die Ernte so weit war, kamen sie herauf. Zuerst plünderten sie, doch nach der Plünderung folgte die Brandschatzung. Die Felder, die noch nicht abgeerntet waren, wurden angesteckt. Danach wurden die Häuser zerstört. Es heißt hier, Schafe, Rinder, Esel – alles wurde geraubt, geplündert und gemordet.
Wir können nur erahnen, wie es damals für Israel war, ausgehend von unserem heutigen Wohlstand. Das war die Ursache für die Traurigkeit Gideons, wenn die Kinder um Brot schrien, und keines mehr da war, weil alles weg war. Man hing gebannt an der nächsten Ernte, arbeitete und hoffte. Wie lange dauert es noch bis zur Ernte? Doch dann rückten wieder diese Truppen heran, und so ging es Jahr für Jahr.
Da sehen wir diesen völlig verzweifelten Gideon und einen stämmigen jungen Burschen, der das Getreide drescht. Offenbar hat dieser heimlich noch ein paar Garben vom Feld geholt, bevor die Midianiter alles anzünden konnten. Er möchte nun heimlich dreschen und das Getreide in Sicherheit bringen, damit sie überhaupt noch über das nächste Winterhalbjahr kommen.
Diese Traurigkeit hat äußere Ursachen. Man merkt, dass man ein Spielball von Mächten um sich herum ist und sich gar nicht wehren kann. Es gibt Kräfte im Leben, für die man nichts kann. Man fragt sich: Wo hat es mich plötzlich hingeschlagen? Wo hat es mich hingetrieben? Warum ist mir das widerfahren?
Wenn man sein Lebensschicksal überblickt, sieht man etwas von diesen Ursachen der Traurigkeit und was alles in einem Leben widerfahren kann. Warum hat es gerade mich getroffen? Warum sind diese Mächte losgelassen worden und können so viel zerstören? Warum gibt es so viel Unrecht und Gemeinheit?
Die göttliche Traurigkeit als Heimsuchung Gottes und Gericht
Aber jetzt müssen wir aufpassen: Die Traurigkeit, die Gott wirkt, reicht noch tiefer als bis zu den äußeren Ursachen.
Dass Gideon traurig war, lag nicht nur daran, dass die Midianiter über ihn herfielen. Vielmehr erkannte er in diesem äußeren Geschehen die Heimsuchung Gottes. In den vorangegangenen Versen wird deutlich, dass ihm ein Prophet gesandt wurde. Offenbar war Gideon ein Mann, der auch offen für den Willen Gottes war.
Dieser Prophet konnte nur eines ausrufen: Ihr habt der Stimme Gottes nicht gehorcht, und das ist die Quittung. Ihr seid in die Hand Gottes gefallen. Wenn es nur die Midianiter wären, wäre das nicht so schlimm. Doch hinter diesen schrecklichen Katastrophen steht die Gerichtshand des lebendigen Gottes.
Das ist göttliche Traurigkeit. Darüber muss heute einmal in einer Predigt gesprochen werden, denn viele von uns stehen in dieser Traurigkeit und werden dabei völlig falsch getröstet.
Das ist unsere Schuld: Wir haben die liebende und erbarmende Hand Gottes ausgeschlagen.
Persönliche Verantwortung und die Berufung in der Traurigkeit
Jetzt wollte ich eigentlich wieder unter vier Augen weiterreden. Wie ist das bei uns denn gewesen? Wir haben doch genau gewusst, welchen Weg Gott uns einst führen wollte.
Wir haben bewusst einen anderen Weg eingeschlagen. Dadurch wurde alles so verwirrt, so kompliziert und so leidvoll. Heute klagen wir oft: „Warum trifft es mich?“ Das hat auch einen Grund. Wir haben damals die liebende Führung Gottes ausgeschlagen, seinem Wort nicht gefolgt. Nun folgt eine Depression, eine göttliche Traurigkeit, die Gott wirkt.
Wie Gideon im Gespräch mit dem Engel sagt: „Es hat doch alles gar keinen Wert mehr.“ Wenn Gott uns abgeschrieben hat, dann ist alles umsonst. Hier hat die Seelsorge eine ganz wichtige Bedeutung. Ich benutze dieses Wort nicht, weil wir uns vielleicht zu lange um die Seele herumgedrückt haben. Aber hier merken wir, dass es um die Seele geht und nicht bloß um den Leib. Es ist etwas in uns abgestorben.
Darüber muss man reden: Woher kommen eigentlich die Schwierigkeiten meines Lebens? Ist das bloßer Zufall oder vorherbestimmt? Was sich da Leute alles zusammendenken? Oder ist es nicht doch meine Schuld, die mich ganz deutlich von Gott in eine Sackgasse geführt hat?
Dann möchte man sich am Wort Gottes aufrichten. Doch man hört aus dem Wort Gottes nur wieder: Gericht, ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Unser Gott will falsche Wege ans Licht bringen. Und das muss ans Licht.
Wenn wir es nicht ans Licht bringen, dann kommt es immer wieder. Manchmal können wir so schlecht schlafen, wachen nachts plötzlich auf, und Bilder werden lebendig, die wir längst vergessen wollten. Das ist die göttliche Traurigkeit.
Leute, die Gott lieb haben, können sich nicht einfach über ihre Schuld hinwegmogeln. Ihnen kommt plötzlich alles wieder ins Licht. Und nun müssen sie darüber reden. Solche Leute sind Gottes Werkzeuge, mit denen er siegt.
Diesen Gideon ruft er. Da erschien ihm der Engel des Herrn. Gott hat seine Boten. Es wäre schön, wenn einmal ein Engel mit uns reden würde. Das wäre eine Stärkung unseres Glaubens.
Aber wir haben es noch besser: Mit uns redet Jesus, der letzte Bote, den Gott gesandt hat. Sein eigener Sohn will uns das sagen.
Die Kraft der Schwachheit und Berufung in der Ohnmacht
Über dem gesamten Wirken Jesu steht der Wille Gottes. Er wendet sich an Menschen, die in Traurigkeit leben – Menschen wie Gideon, die ihre Schuld nicht auf andere abwälzen können, sondern daran zerbrechen.
Der Engel sagt zu Gideon: „In dieser deiner Kraft.“ Man könnte meinen, Gideon würde zuerst um Kraft bitten, doch Gott sagt ihm, dass er die Kraft bereits besitzt. Welche Kraft ist gemeint? Die Kraft der Traurigkeit, mehr nicht. Die Kraft des Zerbrochenen – das klingt wie ein Widerspruch, denn das ist eigentlich keine Kraft, sondern Ohnmacht. Doch genau diese meint der Engel: „In dieser deiner Kraft.“ Man könnte auch sagen: in dieser deiner Ohnmacht.
Man soll diesem Reden Gottes über die Traurigkeit nicht ausweichen. Schauen Sie, wie der Herr seine großen Diener berufen hat: Da lag Petrus am Boden und rief nur noch zu Jesus: „Geh weg, geh weg, du kannst nicht in mein Leben kommen!“ Und doch sagt Jesus ihm: „In dieser deiner Kraft komm, du sollst Menschenfischer werden.“
Auch Jesaja sagt: „Mein Mund hat so viel Gemeines und Hässliches geredet, mit meinem Mund kann ich nicht die großen Worte Gottes sprechen.“ Doch der Herr antwortet ihm: „Geh hin in dieser deiner Kraft, dein unreiner Mund ist gerade die Kraft.“ Gerade dort, wo nichts Eigenes eingemischt ist.
Was war mit Paulus? Er fiel vom Gaul herab vor Damaskus, lag am Boden und verbrachte dann Tage in einem Zimmer oder einer Gastwirtschaft, erblindet und zerschlagen. Doch er erkannte, dass der Herr ihn gerade als zerschlagenen Mann gebrauchen kann. Nicht nur körperlich zerschlagen, sondern auch innerlich.
Warum gibt es im Christenleben so viel Traurigkeit über immer wieder neu einbrechende Sünde? Verstehen Sie jetzt, warum das immer wieder geschieht? Christen verzweifeln an sich selbst, an ihrem eigenen Ich, an ihren Gedanken und allem. Wenn der Herr sagt: „In dieser deiner Kraft“, dann meint er nicht, dass wir stark sein sollen. Wenn wir sagen: „Ich will doch Kraft von dir, ich will doch stark sein“, antwortet der Herr: „Nein, deine Stärke wird sein, dass du dich an mich klammerst.“
Glaube ist keine Stärke, die man losgelöst von Jesus hat. Glaube ist das Festhalten an Jesus. Nie können wir weiterkommen, als dass wir, wie Gideon, das langsam erst überhaupt verstehen.
Gottes Zusage und die Kraft des Glaubens
Es war in der Schriftlesung sehr eindrucksvoll, wie Gott darauf hinweist und den Zagenden, Müden und Niedergeschlagenen sagt: Schau doch hinauf zum Himmel! Seht ihr die Sterne und die Weite? Alles liegt in meiner Hand, und ich bin doch bei dir.
Das ist die einzige Kraft – er selbst, der sich zu uns stellt. Das ist das Wunder seiner Erwählung, von dem wir leben: dass er solche Menschen in ihrer Schwachheit ruft. Die Traurigkeit ist ein ganz wunderbares Mittel seiner Berufung.
So wirkt der Geist Gottes an uns. Wenn jemand da sitzt und sagt: „Ich habe gar keinen Mut mehr zum Glauben, ich bin ein Versager“, dann muss er wissen, dass nur der Heilige Geist in ihm wirken kann, dass er überhaupt so weit kommt. Dann ist er genau an der Stelle, an der er glauben kann.
Einen solchen Armen, dem alles fehlt, hat er zum seligen Eigentum erwählt. Den, der ihm manches Herzeleid bereitet, hat er vom ewigen Untergang befreit.
Mir ist das unbegreiflich und so wunderbar. Nein, ich kann es nicht fassen, wie das möglich war.
Das Opfer als Zeichen der Versöhnung und Hoffnung
Und er zeigt diesem Mann ein Geheimnis – diesem Gideon. Mir war die Opfergeschichte etwas fremd. Vielleicht haben mir diejenigen, die mir biblische Geschichten in der Kindheit erzählten, diese Geschichte gar nicht erzählt.
Ich habe sie zwar oft gelesen, doch sie ist uns ungewohnt, weil wir das Opfern nicht kennen. Wir kennen das Opfer nur vom Klimpern am Ausgang. Aber das Opfer, das hier geschieht – ein Böcklein, das gebracht wird, und das Brot, das dargebracht wird – ist etwas anderes.
Hier wird auch Gideon ein Geheimnis gezeigt: Für dich stirbt ein anderer. Diese Opferhandlungen des Alten Testaments sind nur ein vorleuchtendes Bild von der Opfertat Jesu.
Wenn ich darunter leide, dass in meinem Leben die Sünde solchen Raum eingenommen hat, wenn ich niedergeschlagen bin und von Traurigkeit befallen werde, dann zeigt mir der Herr sein Opfer. Er starb für mich. Und das ist das Einzige, woran man sich in der Traurigkeit festhalten kann.
Es floss für mich dieses teure Blut. Das glaube und fasse ich. Es macht auch meinen Schaden gut, denn Jesus starb für mich. Daran kann man sich halten.
Vom Aufbruch und der Freiheit in der Berufung
Und dann wollen wir noch darauf achten, wie dieser Gideon auf einmal frei wird als Bote. Sie können in ganzen Abschnitten verfolgen, wie das anfängt mit den äußeren Ursachen der Traurigkeit, wie das tiefer wirkt und unter dem Gericht Gottes erkannt wird. Und wie dann auf einmal der Herr diesen Mann beruft, wie er zu uns reden will, wie er das Geheimnis seiner Versöhnung erklärt und wie jetzt ein Gideon frei wird.
Der Gideon baut plötzlich einen Altar und nennt ihn „Der Herr ist Friede“. Der Gideon hat nie gesagt: „In der Welt ist Friede.“ Manche Christen haben die Botschaft des Evangeliums so verkürzt und verdreht, dass sie immer sagen: „In der Welt ist Friede.“ Das Evangelium sagt jedoch: In der Welt ist kein Friede.
Der Gideon weiß doch, dass die Midianiter noch draußen vor der Tür liegen. Und wenn sie hinausgehen aus der Kirche – ja, schon mitten in der Kirche ist die ganze Macht der Finsternis losgelassen. Sie umwirbt uns und will uns beherrschen. Wir müssen nüchtern sein und wissen, welche Versuche und Kämpfe sofort wieder auf uns einstürmen.
Es ist doch kein Friede, es ist doch Kampf. Der Gideon sagt: „Der Herr ist Friede.“ Das ist biblische Botschaft. „Er ist unser Friede“, heißt es im Epheserbrief. Jesus ist Friede. Es gibt in der ganzen Welt keinen Frieden.
Deshalb brauchen wir uns auch nicht durch politische Enttäuschungen durcheinanderbringen zu lassen. Es gibt keinen Frieden in der unruhigen Welt. Es gibt nur: „Er ist Friede.“ Das gibt es, dass Menschen in dieser Welt Angst überwinden. Das gibt es, dass Menschen in dieser Welt anfangen, von Gott sich hineinsenden zu lassen in die Spannungsgebiete.
Er ist mein Friede, weil Jesus mit mir geht. Ich bin geborgen. Ja, was haben wir denn gerade gesungen bei diesem Lied: „Tobe, Welt, und springe, ich stehe hier und singe in gar sicherer Ruh.“ Nicht weil ich irgendeine Halluzination eines doch verborgenen Friedens glaube, nein, weil ich weiß: Er ist bei mir. Es gibt nichts mehr, was mich von Jesus trennen kann.
Dieser Friede ist Gegenwart, weil Jesus Gegenwart ist. Und ich kann im Getümmel sein, ich kann von Menschen verachtet und geschlagen sein – ja, wie Jesus am Kreuz hängt unter der ganzen Anfeindung der Menschen und er der Friede ist.
In dieser Welt, wo man leben kann: Er ist Friede. Nicht: Es ist Friede. Sagen Sie das doch nicht mehr! Es ist kein Friede, aber er ist Friede. Und der Feldzug gegen die Midianiter muss erst noch geführt werden.
Der Weg durch die Fluten und die Gewissheit des Glaubens
Wir denken an viele Personen des Alten Testaments. Hier können wir nur einige wenige immer wieder betrachten.
So denken wir auch an Mose, den wir bisher nur kurz erwähnt haben. Von ihm haben wir zuletzt seine Berufung gehört. Mose steht am Schilfmeer, und Gott sagt zu ihm: „Mose, durch die Fluten hindurch will ich mit dir sein. Ich werde einen Weg bahnen.“
Was ist es nur mit uns, dass wir von Gott bitten, die Fluten wegzunehmen? Er schafft sie nicht ab. Die Menschen haben oft geglaubt, Gott würde alle Hindernisse beseitigen. Dieses Gebet erhört er jedoch nicht. Stattdessen sagt er: „Durch die Fluten hindurch.“
Ich wünsche mir auch ein sanftes Sterben, aber ob der Herr mir das gibt, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass er mich durch die Fluten tragen wird. Was auch immer morgen auf mich zukommt, er wird mich durch die Fluten tragen.
Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein. Dann zieht Mose los, mutig. Vielleicht hat sein Herz noch gebebt, vielleicht haben seine Knie noch geschlottert. Das ist eine Frage unseres Gefühls. Verwechselt den Glauben nicht mit Gefühl!
Dann schaut Mose auf seine Knie hinunter und sagt: „Oh, ihr lächerlichen Knie, ich weiß mehr von der Geborgenheit in meinem Herrn, und das ist gewiss.“
Wer sich auf Gottes Verheißungen lehnt, sagt Johann Albrecht Bengel, der wird gekrönt. Wer sich auf seine Knie lehnt, der wird wackeln. Wer sich auf die Verheißungen Gottes stützt, der hat festen Boden unter den Füßen und Grund zum Leben.
Der Herr ist mein Friede. So zieh dahin! Geh in deiner Ohnmacht und Kraft, führ den Herrn hinein in diese streitende Welt und tu die Wunder deines Herrn. Amen.
Schlussgebet: Dank und Fürbitte
Herr, du wirkst in unserem Leben diese Traurigkeit. Wir haben sie oft als ärgerliche Panne angesehen und nicht erkannt, dass sie durch deinen Heiligen Geist gewirkt ist – zur Reue und Umkehr, ja, um das neue Leben zu entdecken. So können wir den Frieden und die einzige Kraft finden, die unser Leben erhebt.
Herr, wir wollen dir danken, dass du uns so schwach machen kannst. Wenn du uns demütigst, machst du uns in Wirklichkeit groß. Herr, wir wollen das ganz neu einüben, auch inmitten der schweren und bitteren Erfahrungen unserer eigenen Hinfälligkeit – sei es im körperlichen Bereich oder in der Nachfolge dir nach.
Herr, wir leiden an unserem lauen christlichen Stand, an unserer Untreue und an dem fehlenden Gehorsam. Wir sind dir so dankbar, wenn du uns das zeigst, denn dann dürfen wir zu dir flüchten. Du bist unser Friede, du versöhnst uns, und dann ist alles vorbei und geschehen – wir sind frei. Dank dir, Herr, dass wir das bei dir erfahren können.
Herr, zeige uns, wo wir das anderen Menschen zusagen dürfen. Gib uns ein Auge für die Betrübten um uns her, für die Niedergeschlagenen. Gib uns auch ein Auge dafür, was wir sagen sollen und worum es hier wirklich geht.
Herr, wir werden so vielen Menschen auch ungerecht – gerade in der Traurigkeit – weil wir so wenig von der Macht der Krankheit verstehen. Herr, wir bitten dich jetzt für all jene, die unter schweren Depressionen leiden. Wir wissen nur, dass du zu ihnen kommen willst, dass du ihnen begegnen willst und sie nicht loslässt. Du verheißt allen Menschen Rettung.
Herr, wir danken dir, dass du unserem Leben so eine wichtige Bedeutung gibst. Wir wollen, dass es weiter leuchtet und strahlt – durch dich. Dir bringen wir auch unsere friedlose Welt mit all dem Krieg.
Du kennst die Katastrophengebiete dieser Welt und die Kriegsgebiete. Lass dort die Christen Zeugen deiner Liebe sein, damit sie in deinem Namen versöhnen und aufrichten können.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
