Im Rahmen unserer Predigtreihe durch die einführenden ersten neun Kapitel des Buchs der Sprüche haben wir in den letzten Wochen viele Warnungen gehört. Diese Warnungen richten sich an Menschen, die die göttliche Weisheit nicht verachten sollen.
Letzten Sonntag hat Matthias Mockler über das siebte Kapitel gepredigt. Dabei zeigte er, dass nach einem ersten Aufruf, die göttlichen Gebote und Weisungen zu achten, ein dramatisches Bild vor Augen gestellt wird. Ein junger Mann geht in der Dämmerung am Abend auf die Straßen und fällt dort den verlockenden Worten einer Ehebrecherin anheim. Das Ganze endet im Desaster. Schließlich folgt ein abschließender Appell des Vaters, den Verführungen zu widerstehen, denn Verführungen führen ins Verderben.
Heute kommen wir zu den ersten 21 Versen in Kapitel 8. Dabei sehen wir erneut, wie der Vater seinem Sohn eine Frau zeigt. Wiederum ist es eine Frau, die den Sohn einlädt, zu ihr zu kommen und auf ihre Worte zu hören. Nach all den Warnungen vor den Stimmen, auf die wir nicht hören sollen, kommt heute jedoch die Ermutigung, auf eine Stimme zu hören, die wir hören müssen: die Stimme der Weisheit. Sie lädt uns ein, auf ihre Worte zu hören, diese anzunehmen und so reichen Segen zu empfangen.
Meine Hoffnung für uns heute ist, dass wir genau das tun: die Stimme der göttlichen Weisheit hören, die Worte der göttlichen Weisheit annehmen und erleben, dass uns das Reich segnen wird.
Ich lese uns den Predigttext aus Sprüche 8, die ersten 21 Verse. Der Text steht in den ausliegenden Bibeln oder im Gottesdienstblatt auf Seite 637.
Ruft nicht die Weisheit, und lässt sich nicht die Klugheit hören? Öffentlich steht sie am Wege, an der Kreuzung der Straßen, an den Toren, am Ausgang der Stadt und am Eingang der Pforte ruft sie:
O ihr Männer, euch rufe ich, und erhebe meine Stimme zu den Menschenkindern. Merkt ihr, ihr Unverständigen, auf Klugheit, und ihr Toren, nehmt Verstand an! Hört, denn ich rede, was edel ist, und meine Lippen sprechen, was recht ist. Mein Mund redet Weisheit, und meine Lippen hassen, was gottlos ist.
Alle Reden meines Mundes sind gerecht; es ist nichts Verkehrtes noch Falsches darin. Sie sind alle recht für die Verständigen und richtig für die, die Erkenntnis gefunden haben.
Nehmt meine Zucht an, lieber als Silber, und achtet Erkenntnis höher als kostbares Gold! Weisheit ist besser als Perlen, und alles, was man sich wünschen mag, kann ihr nicht gleichen.
Ich, die Weisheit, wohne bei der Klugheit und weiß guten Rat zu geben. Die Furcht des Herrn hasst das arg Böse und Hochmut. Bösem Wandel und falschen Lippen bin ich Feind.
Meines Beides sind Rat und Tat; ich habe Verstand und Macht. Durch mich regieren die Könige, und die Ratsherren setzen das Recht. Durch mich herrschen Fürsten, und die Edlen richten auf Erden.
Ich liebe, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich. Reichtum und Ehre sind bei mir, bleibendes Gut und Gerechtigkeit. Meine Frucht ist besser als Gold und feines Gold, und mein Ertrag besser als erlesenes Silber.
Ich wandle auf dem Weg der Gerechtigkeit, mitten auf der Straße des Rechts, damit ich versorge mit Besitz die, die mich lieben, und ihre Schatzkammern fülle.
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg.
Schenk uns offene Augen, offene Augen des Herzens, damit wir Acht geben auf diese Leuchte, auf dieses Licht. So finden wir unseren Weg hin zu dem reichen Schatz, den wir nur bei dir finden können.
Herr, ich bete, dass du mir hilfst, treu dein göttliches Wort zu verkündigen. Lass die Worte meines Mundes und den Sinn meines Herzens wohlgefällig sein vor dir, o Herr, mein Fels und mein Erlöser. Amen.
Wir sehen in diesem Predigttext tatsächlich zwei längere Reden, zwei Reden der Frau Weisheit. Das sind die Verse 4 bis 10 und die Verse 12 bis 21. Davor beziehungsweise dazwischen hören wir in gewisser Weise den Vater, der zu seinem Sohn spricht.
In den Versen 1 bis 3 hören wir hinführende Worte, in denen uns die Weisheit vorgestellt wird. Vers 11 wirkt wie ein kurzer Zwischenruf, in dem die Weisheit wieder in der dritten Person beschrieben wird – so, als wolle der Vater seinem Sohn noch etwas verdeutlichen. Wir wollen diese vier Abschnitte miteinander betrachten.
Zuerst kommen wir zu den hinführenden Worten des Vaters, der betont, dass Weisheit leicht zu finden ist. In Kapitel 7 haben wir gesehen, wie der Vater seinen Sohn beschreibt, der durch ein Fenster in der Dämmerung beobachtet, wie die Verführerin einem jungen Mann nachstellt. Im Schutze des Abends schleicht sie sich quasi von hinten an ihn heran und verlockt ihn mit ihren Worten, die sie ihm zuflüstert.
Jetzt zeigt der Vater seinem Sohn, dass die Weisheit ganz anders agiert. Ich lese noch einmal die Verse 1 bis 3:
„Ruft nicht die Weisheit? Und lässt sich nicht die Klugheit hören? Öffentlich am Wege steht sie, an der Kreuzung der Straßen, an den Toren, am Ausgang der Stadt und am Eingang der Pforte ruft sie.“
Seht ihr den Unterschied? Während die Verführung versucht, im Schutze der Dämmerung ihrem Opfer ihre Lügen einzuflüstern, ruft die Weisheit laut und spricht öffentlich zu allen Menschen. Der Punkt ist klar: Weisheit agiert nicht im Verborgenen der Finsternis. Weisheit ist nicht schwer zu finden, man muss nur bereit sein, sie zu hören.
Das ist die große Herausforderung für uns alle: Hören wir hin, wenn die Weisheit zu uns spricht? Natürlich dürfen wir den Kontrast nicht überstrapazieren. Es gibt Verführungen zu inzwischen gesellschaftlich akzeptablen Sünden, die genauso öffentlich sind. Aber immer dort, wo unsere Gesellschaft noch einen moralisch-ethischen Kompass hat, agiert die Verführung genau so, wie wir es in Kapitel 7 gesehen haben – im Verborgenen, in der Dämmerung, im Flüsterton.
Ganz anders ist die Weisheit, denn sie hat nichts zu verbergen. Uns muss klar sein: Die Weisheit kommt von Gott, und Gott allein ist vollkommen weise. Er will uns Anteil daran geben und möchte, dass wir weise sind. Deshalb lässt er seine Weisheit öffentlich verkünden – laut, laut. Ich hoffe, ihr hört das Wort der Weisheit, nicht mein Wort, sondern das Wort des Herrn.
Und genau dieses Wort hören wir dann ab Vers 4. Hier erhebt die göttliche Weisheit ihre Stimme und beginnt ihre erste Rede. Gleich zu Beginn, in Vers 4 und 5, macht die Weisheit deutlich, dass sie sich wirklich an alle Menschen richtet:
„O ihr Männer, euch rufe ich und erhebe meine Stimme zu den Menschenkindern. Merkt ihr Unverständigen auf Klugheit, und ihr Toren nehmt Verstand an!“
Uns muss klar sein: Von Natur aus sind wir alle Teil dieser Unverständigen, dieser Toren. Wir denken gerne mehr von uns, aber Fakt ist, dass wir ohne Belehrung nie weise werden. Wir sind von Natur aus unverständig und töricht.
So spricht die Weisheit uns alle an und betont, dass wir alle Belehrung darüber brauchen, was wirklich wahr und was wirklich gut ist. Das ist das große Thema der ersten Rede. Die Weisheit ruft uns dazu auf, ihr zuzuhören, weil das, was sie sagt, vollkommen wahr und vollkommen gut ist.
Das sehen wir in Vers 6:
„Hört, denn ich rede, was edel ist, und meine Lippen sprechen, was recht ist. Denn mein Mund redet die Weisheit, und meine Lippen hassen, was gottlos ist. Alle Reden meines Mundes sind gerecht. Es ist nichts Verkehrtes noch Falsches darin, sie sind alle recht für die Verständigen und richtig denen, die Erkenntnis gefunden haben.“
Seht ihr, das ist die Weisheit. Die Welt redet ganz anders – sie ist voller Halbwahrheiten, voller Übertreibungen. Viele machen auch vor ganz offensichtlichen Lügen keinen Halt. In der Welt wird viel versprochen, die Verführung verspricht immer mehr, als sie halten kann. Und wir? Wir glauben der Verführung sehr gerne.
Wer von uns hat nicht schon einmal etwas gekauft, was er nicht brauchte, nur weil die Werbung gut war? So funktioniert das. Wir wollen gerne glauben, was uns die Verführung verspricht. Und dann kommt immer wieder die große Ernüchterung, weil wir feststellen müssen, dass wir schon wieder auf Verlockungen, auf Werbung, auf Verführung hereingefallen sind.
Dann stellt sich oft die Frage: Gibt es in dieser Welt überhaupt noch jemanden, dem man wirklich vertrauen kann? Ja, der göttlichen Weisheit können wir vertrauen. Alle Reden ihres Mundes sind gerecht, es ist nichts Verkehrtes noch Falsches darin. Das ist die göttliche Weisheit.
Das göttliche Reden über sich selbst sagt: Es ist vollkommen wahr und vollkommen gut. Alles, was sie redet, ist gerecht, es ist nichts Verkehrtes noch Falsches in ihr. Anders gesagt: Sie ist ohne Irrtum und Fehler.
Die Verführer dieser Welt wollen uns natürlich einreden, dass das nicht so ist, dass die göttlichen Reden nicht zuverlässig sind. Sie machen sich selbst wichtig und wollen uns einreden, dass sie das letzte Wort darüber haben, was zu glauben ist, was wirklich wahr und gut ist. So verwerfen sie den Anspruch der göttlichen Weisheit, nichts Verkehrtes noch Falsches zu reden.
In den meisten Fällen hat das Hören auf die Stimme der Verführung damit zu tun, dass wir in gewisser Weise eben nicht wollen, dass das, was die göttliche Weisheit uns sagt, wirklich wahr ist. Denn die göttliche Weisheit, das göttliche Reden, spricht uns ins Leben und sagt nicht immer nur das, was wir gerade gerne hören wollen.
Die göttliche Weisheit korrigiert uns und ermahnt uns. Wie es hier in Vers 10 heißt:
„Nehmt meine Zucht an, lieber als Silber, und achtet Erkenntnis höher als kostbares Gut.“
Gerade weil wir das oft nicht wollen – wir wollen nicht wahrhaben, was die göttliche Weisheit uns zu sagen hat. Wir wollen keine Zurechtweisung durch göttliche Weisheit. Deshalb tendieren wir dazu, ihr nicht zuzuhören, sondern lieber den süßen Reden der Verführung zu glauben, dass schon alles okay ist.
Aber es ist Ausdruck der Liebe Gottes, es ist Ausdruck der göttlichen Liebe, dass Gott zu uns spricht – mit Wahrheit und Recht, auch dort, wo es uns erzieht, züchtigt, zurechtweist, unser Denken korrigiert und uns belehrt.
Seht ihr, wie gut das ist, dass Gott das mit uns tut? Ja, in gewisser Weise mögen wir es alle lieber, erst einmal über den Rücken gestrichen zu werden und zu hören: „Ja, mit dir ist alles super.“ Aber das führt nirgendwohin, es führt letztendlich ins Verderben.
Die Frage für uns ist: Sind wir bereit, die göttliche Zucht anzunehmen? Oder suchen wir einfach nur Ermutigung und Zuspruch? Suchen wir Bestätigung in dem, was wir denken, wollen und tun – egal, ob es wirklich wahr und gut ist?
Wie ist das bei dir? Auf wen hörst du? Auf die Stimme der Verführerin, die dir süße Worte ins Ohr flüstert? Oder auf das Reden der göttlichen Weisheit, die dir Dinge sagt, die wirklich wahr und gut sind und dich deswegen manchmal auch korrigiert?
Wir sind hier herausgefordert, uns zu positionieren. Vertrauen wir der göttlichen Rede, wenn sie sagt:
„Mein Mund redet die Weisheit, und meine Lippen hassen, was gottlos ist. Alle Reden meines Mundes sind gerecht, es ist nichts Verkehrtes noch Falsches darin.“
Die wirklich Verständigen erkennen das. Sie erkennen, wie wertvoll diese göttliche Weisheit ist. Das sehen wir in Vers 9:
„Sie sind alle recht für die Verständigen und richtig denen, die Erkenntnis gefunden haben.“
Ich hoffe, das beschreibt dich.
Nun gehe ich davon aus, dass die allermeisten Mitglieder dieser Gemeinde zumindest in der Theorie bejahen werden, dass die göttliche Weisheit wahr und gut ist. Aber handeln wir auch entsprechend dieser Überzeugung? Bist du jemand, der begierig auf das Reden der göttlichen Weisheit hört?
Wir haben schon einmal nachgedacht: Die göttliche Weisheit ist nicht schwer zu finden. Die Frage ist nur, ob wir uns die Zeit nehmen, auf sie zu hören. Wir alle wissen, dass Gottes Stimme zu hören ist, wenn wir sein Wort lesen. Das ist nicht schwer, das ist leicht zu finden. Gottes Weisheit ist nicht im Verborgenen. Es ist das meistverkaufte Buch der Welt.
Aber lesen wir darin? Lesen wir vor allem in der Weisheitsliteratur, um göttliche Weisheit zu erlangen? Uns muss klar sein: Alles, was wir in den letzten Wochen und Monaten in dieser Predigtserie betrachtet haben, sind nur einführende Worte, Worte, die uns darauf vorbereiten sollen, bereit zu sein, auf die Weisheiten Salomos zu hören, die dann in Kapitel 10 beginnen.
Da heißt es in Vers 1: „Das sind die Sprüche Salomos.“ Dann geht es eigentlich erst richtig los. Unser Predigttext und die Predigttexte der letzten Wochen sowie die der nächsten beiden Wochen sind wirklich vorbereitend.
Wie wäre es, wenn du dir den Rest dieses Sommers nimmst und vielleicht auch den Herbst noch dazu, um die folgenden Sprüche Kapitel 10 bis 31 ganz langsam und bewusst zu lesen? Vielleicht jeden Tag nur ein paar Verse.
Ich habe mir das fest vorgenommen. Um euch vielleicht einen Anreiz zu geben und eine gewisse Hilfe, werde ich meinen Bibelblock wieder starten – ab morgen. Ich habe mir vorgenommen, ab morgen gibt es wieder einen Bibelblock mit jeweils nur ein paar Versen, beginnend mit Kapitel 10, Vers 1.
Vielleicht mag jemand mitlesen, aber nicht so viel im Block, sondern vor allem in der Bibel. Nicht so sehr auf meine Gedanken hören, sondern natürlich selbst Gedanken über das machen, was Gott zu sagen hat.
Das ist meine Einladung, meine Ermutigung, damit diese Predigt nicht verhallt, sondern Wirkung entfalten kann in deinem Herzen und in deinem Leben.
In Vers 11 hören wir dann eine Zwischenrede – so wirkt es zumindest, quasi wie ein Zwischenruf. Fast ein bisschen so, wie ich es hier tue: Wir hören Gottes Wort, dann sage ich erklärend etwas dazu, und dann lese ich wieder Bibelverse.
In gewisser Weise wirkt es so, als wenn der Vater hier kurz zum Sohn sagt, nachdem die Weisheit vielleicht Luft geholt hat und die erste Rede beendet ist:
„Der Weisheit ist besser als Perlen, und alles, was man wünschen mag, kann ihr nicht gleich.“
Habt ihr nicht gemerkt, wie die Person auf einmal wechselt? Es wird über die Weisheit in der Ich-Form gesprochen. Das heißt, der Vater erklärt jetzt seinem Sohn: Ich hoffe, du hast gut zugehört, und ich will dir noch etwas über die Weisheit sagen. Sie ist unvergleichlich gut.
Und wie zur Bestätigung kommt dann die zweite Rede der Weisheit, in der genau das betont wird. Wir lesen die zweite Rede der Weisheit ab Vers 12 und sehen darin, dass göttliche Weisheit von uns angenommen werden soll. Wir sollen sie nicht nur hören, sondern wirklich annehmen und erkennen, dass sie nützlich und wertvoll ist.
Die Verse 12 bis 13 erklären uns, dass die Weisheit mit anderen Tugenden einhergeht. Andererseits lehnt sie ab und hasst, was schlecht und böse ist:
„Ich, die Weisheit, wohne bei der Klugheit und weiß guten Rat zu geben. Die Furcht des Herrn hasst das Arge, Hochmut, bösen Wandel und falsche Lippen bin ich Feind.“
Wenn hier von der Furcht des Herrn die Rede ist, dann ist uns klar, dass die Furcht des Herrn in der Bibel immer wieder als der Anfang der Weisheit beschrieben wird. Das haben wir auch in der Textlesung vorhin schon gehört. Das ist also ein anderes Wort für die Weisheit.
Die Weisheit hasst das Arge, Hochmut, bösen Wandel und falsche Lippen. Und dann zeigt uns die Weisheit, wie nützlich und wichtig sie ist. Kein guter Herrscher kommt ohne sie aus.
Vers 14:
„Mein ist beides, Rat und Tat, ich habe Verstand und Macht. Durch mich regieren die Könige und setzen die Ratsherren das Recht. Durch mich herrschen die Fürsten und die Edlen richten auf Erden.“
Seht ihr, jeder Verantwortungsträger braucht Weisheit, um Recht zu richten und gut zu herrschen. Deshalb bekommen wir im Neuen Testament ganz konkret die Aufforderung, für unsere Machthaber, für die Regierenden und Verantwortungsträger in unserem Land und in der Gesellschaft zu beten, damit Gott ihnen Weisheit geben möge.
Weisheit ist extrem nützlich und wertvoll. Wir können uns nur wünschen und dafür beten, dass die, die in Verantwortung über uns sind, genau diese Weisheit haben.
Deshalb ist das Gebet für die Regierenden nicht etwas, das man einfach so macht. Aus egoistischem Interesse sollten wir für unsere Regierenden beten, denn das ist gut für uns. Und wir sollten uns selbst um Weisheit bemühen, denn auch wir tragen in verschiedensten Bereichen Verantwortung.
Du brauchst Weisheit für die Verantwortung, die Gott dir gibt. Die Eltern unter uns wissen das: In der Erziehung eurer Kinder braucht ihr Weisheit. Das ist eine große Verantwortung, die Gott euch gegeben hat. Ihr braucht Weisheit – strebt danach!
Diejenigen, die andere Menschen anleiten in irgendeinem Bereich, also dort, wo ihr Verantwortung für Menschen habt, brauchen Weisheit. Und auch dort, wo ihr in ganz praktischen Dingen Verantwortung habt, braucht ihr Weisheit.
Also lass mich dich direkt fragen: In welchem Bereich hat Gott dir irgendeine Form von Verantwortung übertragen? Wenn du jetzt sagst: In keinem, dann denk noch einmal weiter nach. In welchem Bereich hat Gott dir Verantwortung übertragen?
Hast du in diesem Bereich schon einmal erlebt, dass du mit deiner Weisheit am Ende warst? Anders gefragt: Schaust du manchmal darüber, wie weise manche andere Menschen sind – so, als hätten sie einen ganz besonderen Einblick in Dinge? Kennst du das? Wärst du gerne auch so weise, dass du mit deiner Weisheit nie ans Ende kommst?
Unser Predigttext zeigt uns, wie wir diese Weisheit bekommen können. Er macht deutlich: Es ist nicht schwer, diese Weisheit zu finden. Wir gewinnen sie einfach, indem wir auf Gott hören, auf Gottes Wort hören, Gottes Wort lesen und darüber nachsinnen.
Gott hat Freude daran, sie uns zu geben. Er will sie uns schenken, denn er liebt diejenigen, die ihn lieben. Er lässt sich von jedem finden. Die göttliche Weisheit lässt sich von jedem finden, der nach ihr sucht. Das ist Vers 17:
„Ich liebe die, die mich lieben, spricht die Weisheit, und die, die mich suchen, finden mich.“
Ist das nicht eine großartige Ermutigung für diejenigen unter uns, denen es manchmal an Weisheit mangelt?
Ich liebe die, die mich lieben, spricht die Weisheit, und die, die mich suchen, finden mich.
Weisheit ist nicht schwer zu finden, wir müssen nur nach ihr suchen. Wir müssen uns Zeit dafür nehmen. Am besten suchen wir in einer Haltung des Gebets, denn so wenden wir uns wirklich Gott zu, von dem alle Weisheit kommt.
So einfach ist das: Lesen, Nachdenken, Beten, Nachdenken, Lesen, Beten. Einfach Gottes Wort hören und annehmen. Ganz ehrlich, das ist kinderleicht. Wirklich.
Nun haben wir ja nicht allzu viele Jugendliche unter uns, aber ich möchte euch sagen: Ihr braucht diese Weisheit auch. Sie ist nicht nur etwas für die Älteren unter uns. Gerade die Teenager und Jugendlichen, die anfangen wollen, etwas unabhängiger von ihren Eltern zu leben, ihr braucht die Weisheit Gottes, damit ihr selbst weise Entscheidungen trefft und unabhängiger werden könnt.
Alles andere ist Torheit. Euer Streben nach Unabhängigkeit ist gut und normal, aber dafür braucht ihr Weisheit. Hört auf diese göttliche Weisheit.
So einfach ist das. Ich muss zugeben, dass ich beim Schreiben dieser Predigt immer wieder davon überführt wurde, wie dumm ich oft bin. Warum lese ich nicht mehr in der Bibel? Warum sinne ich nicht mehr darüber nach, welche Schätze der Weisheit Gott darin für mich bereithält?
Warum verbringe ich so viel Zeit mit anderen Dingen, die viel weniger nützlich und viel weniger wertvoll sind, wenn ich doch einen solchen Schatz habe, den ich bergen kann, wenn ich nur das Wort öffne?
Ich kann euch sagen: Ich habe beim Schreiben dieser Predigt für mich selbst und für uns als Gemeinde gebetet, dass dieses Wort nicht nur unsere Ohren erreicht, sondern wirklich unsere Herzen verändert. Dass es ein neues Verlangen schenkt, diese Schätze der Weisheit zu suchen und zu finden. Dass wir uns wirklich Zeit nehmen, um aus diesem göttlichen Schatz zu empfangen.
Bist du überzeugt davon, dass die Weisheit wirklich nützlich und wirklich wertvoll ist? Genau das betont die Weisheit am Ende der zweiten Rede, in den Versen 18 bis 21:
„Reichtum und Ehre ist bei mir bleibendes Gut und Gerechtigkeit. Meine Frucht ist besser als Gold und feines Gold, mein Ertrag besser als erlesenes Silber. Ich wandle auf dem Wege der Gerechtigkeit, mitten auf der Straße des Rechts, dass ich versorge mit Besitz, die mich lieben, und ihre Schatzkammern fülle.“
Wir sehen wiederum, dass die göttliche Weisheit Hand in Hand geht mit anderen Tugenden. Reichtum und Ehre sind bei ihr bleibendes Gut und Gerechtigkeit. Weisheit und Gerechtigkeit gehören wirklich zusammen.
Eine biblische Weisheit beginnt, wie wir in der Bibel immer wieder lesen, mit der Furcht des Herrn. Und wer den Herrn fürchtet, der tut nichts, was dem Herrn missfällt.
Auf gut Deutsch: Wer wirklich weise ist, lebt gerecht. Ein wahrhaft weiser Mensch ist auch ein gerechter Mensch. Bist du so ein Mensch? Paart sich in deinem Leben Weisheit mit Gerechtigkeit?
Nun, wenn wir ehrlich sind, müssen wir eingestehen, dass wir weder vollkommen weise noch vollkommen gerecht sind. Deswegen haben wir auch keinen Anspruch auf das bleibende Gut, von dem hier in Vers 18 die Rede ist, oder auf all die anderen Schätze, über die wir im Fortgang weiter lesen.
Tatsächlich gibt es nur einen, der vollkommen weise und vollkommen gerecht ist: der Mensch gewordene Gott, Jesus Christus. Er ist die Weisheit in Person. Er ist vollkommen gerecht.
Er war in seiner Weisheit bereit, einen Weg zu schaffen, damit wir weise und gerecht werden können. Das ist die Weisheit Gottes – eine Torheit für den Menschen.
Wir haben vorhin über das andere Kreuz gesungen. An das Kreuz ist Jesus gegangen, weil er wusste, dass wir weder weise noch gerecht sind. So hat er unsere Ungerechtigkeit auf sich genommen, für unsere Torheit ging er ans Kreuz – für unsere Dummheit, in anderen Worten.
Er hat sein Leben gegeben, weil das nötig war, damit wir von unserer Ungerechtigkeit befreit werden konnten und wirklich weise werden können. Dann hat er den Tod überwunden.
Deswegen ist er wirklich der Erbe all dieser Schätze. Er will uns Anteil daran geben. Er sagt: Wer zu mir kommt, wer sich mir anvertraut, wer mir bekennt, dass er das ist, was wir hier am Anfang in Vers 5 gesehen haben – nämlich eher ein Tor und mit dem Bedarf, noch viel zu lernen –, wer anerkennt, dass er Hilfe braucht und nicht weise und gerecht ist, und zu Jesus so kommt, den beschenkt er.
Er umkleidet uns mit seiner Gerechtigkeit. Im 1. Korinther 1, Vers 30 lesen wir, dass Christus für uns zur Gerechtigkeit geworden ist und zur Weisheit. Durch ihn können wir beides haben.
Wer weise ist, erkennt das. Er vertraut sich ihm im Glauben an. Ich hoffe, dass du diese Weisheit hast. Wer weiser ist, folgt ihm nach, denn nur bei ihm gibt es diesen großen Schatz – einen Schatz, der nie vergeht und unvergleichlich wertvoll ist.
Bei ihm finden wir, was uns immer weiser machen kann. Alle Schätze dieser Welt vergehen, aber das, was Jesus uns zu geben hat, ist unvergänglich, ein bleibendes Gut.
Das ist wirklich der entscheidende Unterschied zwischen der Stimme der Verführerin und der Stimme der Weisheit. Die Verführerin ruft uns zu und verspricht uns schnelles Glück und großen Reichtum. Wir werden immer wieder feststellen, dass sie uns enttäuscht, weil sie nicht halten kann, was sie verspricht – bestenfalls für eine kurze Weile, aber letztendlich endet es im Desaster.
Weisheit hingegen hat eine viel weitergehende Perspektive. Sie führt uns auf einem Weg, der uns hinführt zu einem bleibenden Gut, zu einem großen Schatz, der besser ist als Gold und Silber. Und sie führt uns dabei nicht an die Ränder der Straße, so dass wir von ihr fallen, sondern sie führt uns mitten auf dem Weg, wenn wir auf die göttliche Weisheit achten.
Testen wir nicht die Grenzen aus und schauen nicht, wie weit wir zur Verführung gehen können, bevor wir sündigen. Wir sind sicher mitten auf dem Weg. So führt sie uns hin zum Segen.
Und so möchte ich dich fragen: Welche Stimme bekommt in deinem Leben Raum? Welche Stimme? Wenn wir ehrlich sind, geben wir alle der Stimme der Verführung Raum. Aber Gottes Wort warnt uns, damit wir erkennen, wohin uns das führt.
Ich möchte ermutigen: Kommt zu Jesus! Finde bei ihm Kraft, der Versuchung zu widerstehen und der Verführung nicht mehr zu hören. Erkenne in Gottes Wort, wie sie wirklich aussieht. Vielleicht erinnert ihr euch an die Illustration aus der Predigt von letzter Woche: Aus der Ferne herrlich, und näher kommt eine hässliche Fratze.
Hör auf die Stimme der Weisheit – das ist die Stimme, die dich ruft, die Stimme, die du finden kannst. Die Weisheit ist uns in Jesus Christus ganz nahe gekommen, und er spricht zu uns durch sein heiliges Wort Tag für Tag.
Mein Gebet ist, dass wir dieser Stimme viel Raum geben. Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass dein Wort die Wahrheit ist. Dein Wort ist ein Licht auf unserem Weg. Herr, du weißt, dass wir uns alle verführen lassen, keiner von uns ist frei davon. Wir alle glauben immer wieder den Versuchungen der Sünde, wir alle glauben, dass wir dort Freude finden können – immer wieder, viel zu oft.
Vergib uns, Herr, vergib uns für unsere Torheit. Vergib uns, dass wir viel zu viel auf die Stimmen dieser Welt und oft viel zu wenig auf deine Stimme hören. Herr, schenk uns neu ein Verlangen, deine Stimme zu hören.
Herr, sprich du zu uns, wenn wir uns auf dich besinnen und deinem Wort in unserem Leben Raum geben. Herr, das bitten wir zu deiner Ehre und zu unserem Besten, in Jesu Namen. Amen.
Und genau dieses Wort hören wir dann ab Vers 4. Hier erhebt die göttliche Weisheit ihre Stimme und beginnt ihre erste Rede. Gleich zu Beginn, in Vers 4 und 5, macht die Weisheit deutlich, dass sie sich wirklich an alle Menschen richtet: „O ihr Männer, euch rufe ich und erhebe meine Stimme zu den Menschenkindern. Merkt ihr, Unverständigen, auf Klugheit, und ihr Toren, nehmt Verstand an.“
Uns muss klar sein: Von Natur aus sind wir alle Teil dieser Unverständigen, dieser Toren. Wir denken gerne mehr von uns, aber Fakt ist, dass wir ohne Belehrung nie weise werden. Wir sind von Natur aus unverständig und töricht. So spricht die Weisheit uns alle an und betont, dass wir alle Belehrung darüber brauchen, was wirklich wahr und was wirklich gut ist.
Das ist das große Thema der ersten Rede. Die Weisheit ruft uns dazu auf, ihr zuzuhören, weil das, was sie sagt, vollkommen wahr und vollkommen gut ist. Das sehen wir in Vers 6: „Hört, denn ich rede, was edel ist, und meine Lippen sprechen, was recht ist. Denn mein Mund redet die Weisheit, und meine Lippen hassen, was gottlos ist. Alle Reden meines Mundes sind gerecht. Es ist nichts Verkehrtes noch Falsches darin, sie sind alle recht für die Verständigen und richtig denen, die Erkenntnis gefunden haben.“
Seht ihr, das ist die Weisheit. Die Welt redet ganz anders. Sie ist voller Halbwahrheiten, voller Übertreibungen, und viele machen auch vor ganz offensichtlichen Lügen keinen Halt. In der Welt wird viel versprochen. Die Verführung verspricht immer mehr, als sie halten kann. Und wir? Wir glauben der Verführung sehr gerne.
Wer von uns hat nicht schon mal etwas gekauft, was er nicht brauchte, nur weil die Werbung gut war? So funktioniert das. Wir wollen gerne glauben, was uns die Verführung verspricht. Und dann kommt immer wieder die große Ernüchterung, weil wir feststellen müssen, dass wir schon wieder auf Verlockungen, Werbung und Verführung hereingefallen sind.
Dann stellt sich oft die Frage: Gibt es denn überhaupt noch jemanden, dem man wirklich vertrauen kann? Ja, der göttlichen Weisheit können wir vertrauen. Alle Reden ihres Mundes sind gerecht, es ist nichts Verkehrtes noch Falsches darin. Das ist die göttliche Weisheit. Das göttliche Reden über sich selbst sagt, es ist vollkommen wahr und vollkommen gut.
Alles, was sie redet, ist gerecht. Es ist nichts Verkehrtes noch Falsches in ihr. Sie ist, in anderen Worten, ohne Irrtum und Fehler. Die Verführer dieser Welt wollen uns natürlich einreden, dass das nicht so ist. Die göttlichen Reden seien nicht so zuverlässig. Die Verführer dieser Welt machen sich selbst wichtig. Sie wollen uns einreden, dass sie das letzte Wort darüber haben und uns wirklich sagen können, was zu glauben ist, was wirklich wahr und gut ist. So verwerfen sie den Anspruch der göttlichen Weisheit, nichts Verkehrtes noch Falsches zu reden.
In den meisten Fällen hat das Hören auf diese Stimme der Verführung damit zu tun, dass wir in gewisser Weise eben nicht wollen, dass das, was die göttliche Weisheit uns sagt, wirklich wahr ist. Denn die göttliche Weisheit, das göttliche Reden, spricht uns ins Leben und sagt nicht immer nur das, was wir gerade gerne hören wollen.
Die göttliche Weisheit korrigiert uns und ermahnt uns, oder wie es hier in Vers 10 heißt: „Nehmt meine Zucht an, lieber als Silber, und achtet Erkenntnis höher als kostbares Gut.“ Gerade weil wir das oft nicht wollen – wir wollen nicht wahrhaben, was die göttliche Weisheit uns zu sagen hat. Wir wollen keine Zurechtweisung durch göttliche Weisheit.
Deswegen tendieren wir dazu, ihr nicht zuzuhören, sondern lieber den süßen Reden der Verführung zu glauben, dass schon alles okay ist. Aber es ist Ausdruck der Liebe Gottes, Ausdruck der göttlichen Liebe, dass Gott zu uns spricht mit Wahrheit und Recht – auch dort, wo es uns erzieht, züchtigt, zurechtweist, unser Denken korrigiert und uns belehrt.
Seht ihr, wie gut das ist, dass Gott das mit uns tut? Ja, in gewisser Weise mögen wir es alle lieber, erst einmal so über den Rücken gestrichen zu werden und zu hören: „Ja, mit dir ist alles super.“ Aber das führt nirgendswohin, es führt letztendlich ins Verderben.
Das heißt, die Frage für uns ist: Sind wir bereit, die göttliche Zucht anzunehmen, oder sind wir einfach nur auf der Suche nach Ermutigung und Zuspruch? Suchen wir Bestätigung in dem, was wir denken, wollen und tun, egal ob es wirklich wahr und gut ist?
Wie ist das bei dir? Auf wen hörst du? Auf die Stimme der Verführerin, die dir süße Worte ins Ohr flüstert? Oder auf das Reden der göttlichen Weisheit, die dir Dinge sagt, die wirklich wahr und gut sind und dich deswegen manchmal auch korrigiert?
Wir sind hier herausgefordert, uns zu positionieren. Vertrauen wir der göttlichen Rede, wenn sie uns sagt: „Mein Mund redet die Weisheit und meine Lippen hassen, was gottlos ist. Alle Reden meines Mundes sind gerecht, es ist nichts Verkehrtes noch Falsches darin.“ Die wirklich Verständigen erkennen das. Sie erkennen, wie wertvoll diese göttliche Weisheit ist.
Das sehen wir in Vers 9: „Sie sind alle recht für die Verständigen und richtig denen, die Erkenntnis gefunden haben.“ Ich hoffe, das beschreibt dich. Ich hoffe, das beschreibt dich.
Nun gehe ich davon aus, dass die allermeisten Mitglieder dieser Gemeinde zumindest in der Theorie bejahen werden, dass die göttliche Weisheit wahr und gut ist. Aber handeln wir auch entsprechend dieser Überzeugung? Bist du jemand, der begierig auf das Reden der göttlichen Weisheit hört?
Wir haben schon noch einmal darüber nachgedacht: Die göttliche Weisheit ist nicht schwer zu finden. Die Frage ist nur, ob wir uns die Zeit nehmen, auf sie zu hören. Wir alle wissen, dass Gottes Stimme zu hören ist, wenn wir sein Wort lesen. Das ist nicht schwer, das ist leicht zu finden. Gottes Weisheit ist nicht im Verborgenen; es ist das meistverkaufte Buch der Welt.
Aber lesen wir darin? Lesen wir vor allem in der Weisheitsliteratur, um göttliche Weisheit zu erlangen? Uns muss klar sein: Alles, was wir in den letzten Wochen und Monaten in dieser Predigtserie betrachtet haben, sind ja nur einführende Worte. Worte, die uns vorbereiten sollen, bereit zu sein, auf die Weisheiten Salomos zu hören, die dann in Kapitel 10 beginnen.
Da heißt es ja dann in Vers 1: „Das sind die Sprüche Salomos.“ Dann geht es eigentlich erst richtig los. Also unser Predigttext und die Predigttexte der letzten Wochen und auch die der nächsten beiden Wochen sind wirklich vorbereitend.
Wie wäre es, wenn du dir den Rest dieses Sommers nimmst, vielleicht auch den Herbst noch dazu, und die folgenden Sprüche, Kapitel 10 bis 31, ganz langsam und bewusst liest? Um darüber nachzusinnen, vielleicht jeden Tag nur ein paar Verse.
Ich habe mir das fest vorgenommen, und um euch vielleicht einen Anreiz zu geben und eine gewisse Hilfe, werde ich meinen Bibelblock wieder starten – ab morgen. Ich habe mir vorgenommen, ab morgen gibt es wieder einen Bibelblock, und dann immer nur ein paar Verse, beginnend mit Kapitel 10, Vers 1.
Vielleicht mag jemand mitlesen, aber nicht so viel im Block, sondern vor allem in der Bibel. Nicht so viel auf meine Gedanken hören, sondern natürlich selbst Gedanken über das machen, was Gott zu sagen hat.
Das ist meine Einladung, meine Ermutigung, damit diese Predigt nicht verhallt, sondern Wirkung entfalten kann in deinem Herzen und in deinem Leben.
In Vers 11 hören wir dann eine Zwischenrede, die fast wie ein Zwischenruf wirkt. Es ist ein wenig vergleichbar mit dem, was hier gerade geschieht: Wir hören Gottes Wort, danach folgt eine erklärende Bemerkung, und anschließend werden wieder Bibelverse vorgelesen.
In gewisser Weise scheint es, als ob der Vater hier kurz zum Sohn spricht, nachdem die Weisheit vielleicht Luft geholt hat und ihre erste Rede beendet ist. Diese erste Rede betont, dass die Weisheit besser ist als Perlen und dass nichts, was man sich wünschen kann, ihr gleichkommt.
Man merkt nicht sofort, dass die Person plötzlich wechselt. Nun spricht der Vater über die Weisheit. Das bedeutet, der Vater erklärt seinem Sohn, dass er hoffentlich gut zugehört hat. Er möchte ihm noch etwas über die Weisheit sagen: Sie ist unvergleichlich gut.
Wie zur Bestätigung folgt dann die zweite Rede der Weisheit, in der genau diese Unvergleichbarkeit und Güte erneut betont wird.
Wir lesen die zweite Rede der Weisheit ab Vers zwölf und erkennen darin, dass göttliche Weisheit von uns angenommen werden soll. Wir sollen sie also nicht nur hören, sondern wirklich annehmen und erkennen, dass sie nützlich und wertvoll ist.
Die Verse zwölf bis dreizehn erklären uns, dass die Weisheit mit anderen Tugenden einhergeht. Andererseits lehnt sie das Abgelehnte ab und hasst, was schlecht und böse ist. Die Weisheit sagt: „Ich wohne bei der Klugheit und weiß guten Rat zu geben. Die Furcht des Herrn hasst das Arge, Hofart, Hochmut, bösen Wandel und falsche Lippen bin ich Feind.“
Wenn hier von der Furcht des Herrn die Rede ist, wissen wir, dass dieser Begriff in der Bibel immer wieder als Anfang der Weisheit beschrieben wird. Es ist also ein anderes Wort für Weisheit. Die Weisheit hasst das Arge, Hofart und Hochmut, bösen Wandel und falsche Lippen.
Anschließend zeigt uns die Weisheit, wie nützlich und wichtig sie ist. Kein guter Herrscher kommt ohne sie aus. Vers 14 sagt: „Mein ist beides, Rat und Tat, ich habe Verstand und Macht. Durch mich regieren die Könige und setzen die Ratsherren das Recht. Durch mich herrschen die Fürsten und die Edlen richten auf Erden.“
Seht ihr, jeder Verantwortungsträger braucht Weisheit, um Recht zu sprechen und gut zu herrschen. Deshalb erhalten wir im Neuen Testament die konkrete Aufforderung, für unsere Machthaber, für die Regierenden und Verantwortungsträger in unserem Land und in der Gesellschaft zu beten. Wir sollen Gott darum bitten, ihnen Weisheit zu geben, damit sie ihre Verantwortung gut wahrnehmen können.
Weisheit ist extrem nützlich und wertvoll. Wir können uns nur wünschen und dafür beten, dass diejenigen, die Verantwortung über uns tragen, genau diese Weisheit haben. Deshalb ist das Gebet für die Regierenden nicht etwas, das man einfach so macht. Aus egoistischem Interesse sollten wir für unsere Regierenden beten – denn das ist gut für uns.
Gleichzeitig sollten wir uns selbst um Weisheit bemühen, denn auch wir tragen in verschiedenen Bereichen Verantwortung. Du brauchst Weisheit für die Verantwortung, die Gott dir gibt. Die Eltern unter uns wissen das: In der Erziehung eurer Kinder braucht ihr Weisheit. Das ist eine große Verantwortung, die Gott euch gegeben hat. Ihr braucht Weisheit und solltet danach streben.
Diejenigen, die andere Menschen in irgendeinem Bereich anleiten und Verantwortung für sie tragen, brauchen Weisheit. Und auch in ganz praktischen Dingen, wo ihr Verantwortung habt, ist Weisheit notwendig.
Darf ich dich direkt fragen: In welchem Bereich hat Gott dir irgendeine Form von Verantwortung übertragen? Wenn du jetzt sagst, in keinem, dann denk noch einmal nach. In welchem Bereich hat Gott dir Verantwortung übertragen? Hast du in diesem Bereich schon einmal erlebt, dass du mit deiner Weisheit am Ende warst?
Anders gefragt: Schaust du manchmal darauf, wie weise manche andere Menschen sind? So als hätten sie einen ganz besonderen Einblick in Dinge. Kennst du das? Wärst du gerne auch so weise, dass du mit deiner Weisheit nie ans Ende kommst?
Unser Predigttext zeigt uns, wie wir diese Weisheit bekommen können. Tatsächlich macht er deutlich: Es ist nicht schwer, diese Weisheit zu finden. Wir gewinnen sie einfach, indem wir auf Gott hören, auf sein Wort hören, es lesen und darüber nachsinnen.
Gott hat Freude daran, uns Weisheit zu geben. Er will sie uns schenken, denn er liebt diejenigen, die ihn lieben, und lässt sich von jedem finden. Die göttliche Weisheit lässt sich von jedem finden, der nach ihr sucht. Das sagt Vers 17: „Ich liebe die, die mich lieben, und die, die mich suchen, finden mich.“
Ist das nicht eine großartige Ermutigung für diejenigen unter uns, denen es manchmal an Weisheit mangelt? Weisheit ist nicht schwer zu finden, wir müssen nur nach ihr suchen und uns Zeit dafür nehmen.
Am besten suchen wir sie in einer Haltung des Gebets, denn so wenden wir uns wirklich Gott zu, von dem alle Weisheit kommt. So einfach ist das: Lesen, Nachdenken, Beten, Nachdenken, Lesen, Beten – einfach Gottes Wort hören und annehmen.
Ganz ehrlich, das ist kinderleicht. Wirklich.
Nun haben wir ja nicht allzu viele Jugendliche unter uns, aber ich möchte euch sagen: Ihr braucht diese Weisheit auch. Sie ist nicht nur etwas für die Älteren unter uns.
Gerade die Teenager und Jugendlichen, die anfangen wollen, etwas unabhängiger von ihren Eltern zu leben, brauchen die Weisheit Gottes. Nur so könnt ihr selbst weise Entscheidungen treffen und unabhängiger von euren Eltern werden.
Alles andere ist Torheit. Euer Streben nach Unabhängigkeit ist gut und normal. Doch dafür braucht ihr Weisheit. Hört auf diese göttliche Weisheit.
Nun, so einfach ist es. Ich muss zugeben, dass ich beim Schreiben dieser Predigt immer wieder davon überführt wurde, wie oft ich dumm gehandelt habe. Warum lese ich nicht mehr in der Bibel? Warum sinne ich nicht mehr darüber nach, welche Schätze der Weisheit Gott darin für mich bereithält?
Warum verbringe ich so viel Zeit mit anderen Dingen, die viel weniger nützlich und viel weniger wertvoll sind, wenn ich doch einen solchen Schatz habe, den ich bergen kann, wenn ich nur das Wort öffne?
Ich kann euch sagen: Beim Schreiben dieser Predigt habe ich für mich selbst und für uns als Gemeinde gebetet. Ich habe gebetet, dass dieses Wort nicht nur unsere Ohren erreicht, sondern wirklich unsere Herzen verändert. Dass es uns ein neues Verlangen schenkt, diese Schätze der Weisheit zu suchen und zu finden. Dass wir uns wirklich Zeit nehmen, um aus diesem göttlichen Schatz zu empfangen.
Bist du überzeugt davon, dass die Weisheit wirklich nützlich und wirklich wertvoll ist?
Genau das betont die Weisheit am Ende der zweiten Rede, in den Versen 18 bis 21:
„Reichtum und Ehre ist bei mir bleibendes Gut und Gerechtigkeit. Meine Frucht ist besser als Gold und feines Gold, meine Trag besser als erlesenes Silber. Ich wandle auf dem Wege der Gerechtigkeit, mitten auf der Straße des Rechts, dass ich versorge mit Besitz, die mich lieben, und ihre Schatzkammern fülle.“
Wir sehen wiederum, dass die göttliche Weisheit Hand in Hand geht mit anderen Tugenden. Reichtum und Ehre sind bei mir bleibendes Gut und Gerechtigkeit. Weisheit und Gerechtigkeit gehören wirklich zusammen.
Eine biblische Weisheit beginnt, wie wir in der Bibel immer wieder lesen, ja mit der Furcht des Herrn. Und wer den Herrn fürchtet, der tut nichts, was dem Herrn missfällt. Auf gut Deutsch: Wer wirklich weise ist, der lebt gerecht. Ein wahrhaft weiser Mensch ist auch ein gerechter Mensch. Bist du so ein Mensch, paart sich in deinem Leben Weisheit mit Gerechtigkeit.
Nun, wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir eingestehen, dass wir weder vollkommen weise noch vollkommen gerecht sind. Deswegen haben wir auch keinen Anspruch auf das bleibende Gut, von dem hier in Vers 18 die Rede ist, oder auf all die anderen Schätze, über die wir im Fortgang weiter lesen.
Tatsächlich gibt es nur einen, der vollkommen weise und vollkommen gerecht ist: der Mensch gewordene Gott, Jesus Christus. Er ist die Weisheit in Person, er ist vollkommen gerecht. In seiner Weisheit war er bereit, einen Weg zu schaffen, damit wir weise und gerecht werden können.
Das ist die Weisheit Gottes, die dem Menschen Torheit ist. Wir haben vorhin über das altaure Kreuz gesungen. An das Kreuz ist Jesus gegangen, weil er wusste, dass wir weder weise noch gerecht sind. So hat er unsere Ungerechtigkeit auf sich genommen. Für unsere Torheit ging er ans Kreuz – für unsere Dummheit, in anderen Worten.
Er hat sein Leben gegeben, weil das nötig war, damit wir von unserer Ungerechtigkeit befreit werden konnten und damit wir wirklich weise werden können. Dann hat er den Tod überwunden. Deswegen ist er wirklich der Erbe all dieser Schätze. Er will uns Anteil daran geben.
Er sagt: Wer zu mir kommt, wer sich mir anvertraut, wer mir bekennt, dass er das ist, was wir hier am Anfang in Vers 5 gesehen haben, nämlich eher ein Tor und mit dem Bedarf, noch viel zu lernen – wer anerkennt, ich brauche Hilfe, ich bin nicht weise und ich bin nicht gerecht – und zu Jesus so kommt, den beschenkt er. Er umkleidet uns mit seiner Gerechtigkeit.
Im 1. Korinther 1,30 lesen wir, dass Christus für uns zur Gerechtigkeit geworden ist und zur Weisheit. Durch ihn können wir beides haben. Wer weise ist, der erkennt das. Der vertraut sich ihm im Glauben an.
Ich hoffe, dass du diese Weisheit hast. Wer weiser ist, der folgt ihm nach, denn nur bei ihm gibt es diesen großen Schatz – einen Schatz, der nie vergeht und unvergleichlich wertvoll ist. Bei ihm finden wir, was uns immer weiser machen kann.
Alle Schätze dieser Welt vergehen, aber das, was Jesus uns zu geben hat, ist unvergänglich, ein bleibendes Gut.
Das ist wirklich der entscheidende Unterschied zwischen der Stimme der Verführerin und der Stimme der Weisheit. Die Verführerin ruft uns zu und verspricht schnelles Glück und großen Reichtum. Wir werden immer wieder feststellen, dass sie uns enttäuscht, weil sie nicht halten kann, was sie verspricht. Bestenfalls hält ihr Versprechen für eine kurze Weile, doch letztendlich endet es im Desaster.
Weisheit hingegen hat eine viel weitergehende Perspektive. Sie führt uns auf einem Weg, der zu einem bleibenden Gut, zu einem großen Schatz führt – einem Schatz, der besser ist als Gold und Silber. Dabei führt sie uns nicht an die Ränder der Straße, wo wir von ihr fallen könnten. Stattdessen leitet sie uns mitten auf dem Weg, wenn wir auf die göttliche Weisheit achten.
Testen wir nicht die Grenzen aus und schauen nicht, wie weit wir der Verführung folgen können, bevor wir sündigen. Wenn wir auf die Weisheit hören, sind wir sicher mitten auf dem Weg. So führt sie uns hin zum Segen.
Daher möchte ich dich fragen: Welche Stimme bekommt in deinem Leben Raum? Welche Stimme?
Wenn wir ehrlich sind, geben wir alle der Stimme der Verführung Raum. Doch Gottes Wort warnt uns, damit wir erkennen, wohin uns das führt. Ich möchte ermutigen: Kommt zu Jesus, findet bei ihm Kraft, der Versuchung zu widerstehen und der Verführung nicht mehr zu folgen.
Erkenne in Gottes Wort, wie die Verführung wirklich aussieht. Vielleicht erinnert ihr euch an die Illustration aus der Predigt von letzter Woche: Aus der Ferne erscheint sie herrlich, doch je näher sie kommt, desto mehr zeigt sich eine hässliche Fratze.
Höre auf die Stimme der Weisheit – das ist die Stimme, die dich ruft und die du finden kannst. Die Weisheit ist uns in Jesus Christus ganz nahe gekommen. Er spricht zu uns durch sein heiliges Wort Tag für Tag.
Mein Gebet ist, dass wir dieser Stimme viel Raum geben.
Ich bete mit uns. Himmlischer Vater, danke, dass dein Wort die Wahrheit ist. Dein Wort ist ein Licht auf unserem Weg.
Herr, du weißt, dass wir uns alle verführen lassen. Keiner von uns ist davon frei. Wir alle fallen immer wieder den Versuchungen der Sünde zum Opfer. Wir glauben oft, dass wir dort Freude finden können – viel zu oft.
Vergib uns, Herr, vergib uns unsere Torheit. Vergib uns, dass wir viel zu sehr auf die Stimmen dieser Welt hören und oft viel zu wenig auf deine Stimme.
Herr, schenke uns neu das Verlangen, deine Stimme zu hören. Sprich du zu uns, wenn wir uns auf dich besinnen und deinem Wort in unserem Leben Raum geben.
Herr, das bitten wir zu deiner Ehre und zu unserem Besten in Jesu Namen. Amen.