Zum Inhalt

Was wir können

Worauf es ankommt!, Teil 2/3
26.04.2014Apostelgeschichte 2,36-40
SERIE - Teil 2 / 3Worauf es ankommt!

Eindrücke und persönliche Erinnerungen an den Glaubensweg

Ich bin überwältigt von dieser herrlichen Landschaft – nicht nur vom Lipperland, sondern auch von diesem Frühling hier oben rund um die Bibelschule. Das ist wirklich einmalig. Von einer Klimakatastrophe ist keine Spur zu sehen. Es ist die herrlichste Schöpfung Gottes, unser Herr hat Sommer und Winter, Saat und Ernte, Frost und Hitze alles in seiner Hand.

Dabei musste ich an etwas denken: Zwei Jahre bevor diese Bibelschule gegründet wurde, begann ich mein Studium in Bethel. Wir brauchen nicht zu verbergen, dass ich ein älterer Mann bin. Ich dachte damals, hier sei wenigstens noch ein Hort, wo das Erbe von Fritz von Bodelschwing lebendig ist und der Glaube gelehrt wird.

Das erste Semester war hart. Es war eine kleine Gruppe der SMD. Damals gab es einen theologischen Professor, der uns im Bibelglauben völlig zerstörte. Ich war damals völlig infiziert von der Bibelkritik. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass es die Bibelschule Prag gibt.

Für uns gab es damals keine Möglichkeit, so etwas zu besuchen, weil es einfach nicht existierte. Ich begann mein Studium 1957, die Bibelschule wurde 1959 gegründet. Wie gern hätte ich bei Bruder Adam Neues Testament gelernt.

Als ich mein Examen machte, gab es einen Typen bei Ernst Käsemann, der immer rief: „Der Feind steht rechts!“ Das waren die Bibeltreuen. „Der Feind steht rechts!“ Und darauf gab es tosenden Beifall. Das muss man sich vorstellen, wie wunderbar das war.

Ich kann jedem nur raten, hier zu studieren und sich im Wort Gottes ausrüsten zu lassen. Denn das ist der dringende Dienst.

Herausforderungen in der Gemeindearbeit und der Wert des Bibelstudiums

Ich bin dann den Weg in die Landeskirche gegangen. Als ich meine Gemeinde in Stuttgart übernahm, gab es dort zwei Jugendreferenten. Bei ihnen kam die Bibel im ganzen Jahr nie vor, es ging nur um Sozialthemen.

Ich begann daraufhin, mit einigen jungen Leuten in meinem Wohnzimmer die Bibel zu lesen. Daraufhin untersagte mir die Gesamtkirchengemeinde in Stuttgart, als Pfarrer mit jungen Leuten in meiner Wohnung Bibel zu lesen. Die Jugendarbeit war ja an das liberale Jugendwerk delegiert, das quasi ein Monopol hatte.

Gott hat daraus ein großes „Trotzdem“ gemacht. Wir haben nicht aufgegeben. Ich möchte jedem Mut machen, auch in scheinbar „tote“ Kirchen mit dem Evangelium zu gehen. Gott hat uns dann etwas anderes geschenkt, das wir brauchen. Das können wir nicht selbst machen.

Deshalb lese ich aus Apostelgeschichte 2, der Predigt des Petrus in Jerusalem am Pfingstfest, ab Vers 36.

Die Predigt des Petrus am Pfingstfest: Erkenntnis der Sünde und Aufruf zur Umkehr

So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.

Als sie das hörten, durchbohrte es ihnen das Herz. Es bohrte sie in ihr Gewissen, sozusagen. Sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: „Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“

Petrus antwortete ihnen: „Bekehrt euch und tut Buße! Jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden. So werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“

Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung sowie allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.

Mit vielen anderen Worten bezeugte er das und ermahnte sie: „Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht.“

Die Bedeutung der Verkündigung mit Wort und Leben

Ich habe im Lauf meines Lebens viele Christen getroffen, in letzter Zeit zunehmend auch in evangelikalen Kreisen. Diese haben ganz stolz verkündet: „Ich möchte nicht mit dem Wort und nicht mit dem Mund Jesus verkünden, sondern ich möchte mit meinem Leben predigen.“

Nun, es ist gut, wenn wir kein schändliches Leben führen. Wir sollten dem Evangelium alle Ehre tun und uns nicht mit der Sünde bekleckern. Aber ich frage mich manchmal: Was sind das für Leute? Wie wollt ihr das machen, Jesus für euren Klassenkameraden oder für Berufskollegen bezeugen?

Dahinter steht ja die Vorstellung, dass wir ein vorbildliches Leben führen können. Aber ihr wisst ja selbst, die Ungläubigen finden immer die Fehler bei den Gläubigen – und das ist gut so. Sie reden dauernd darüber, wie schlimm die Gläubigen sind. Darum kann man mit seinem Leben allein nicht überzeugen. Da sind wir alle viel zu schwach.

Wir können das nicht tun, wenn wir wie eine Plakatsäule herumlaufen und sagen: „Schaut mal, wie fromm ich bin.“ Die Leute würden uns nur als Heuchler entdecken. Man muss es mit dem Mund tun, und das lernen wir hier bei Petrus.

Der Anfang der Christenheit war einst ein Weltunternehmen ohne Gleichen. Gestern sprachen wir von der Schwachheit dieser Leute, die da zusammen waren – ein jämmerlicher Haufen. Und jetzt spricht Petrus: „Was kann man denn schon mit dem Wort Großes tun?“ Was spricht er denn?

Paulus spricht über die notvolle Geschichte seines eigenen Lebens.

Die Notwendigkeit der Sündenerkenntnis und die Kraft des Heiligen Geistes

Liebe Schwestern und Brüder, das ist unser Thema. Wir können den anderen nicht erzählen, wie tolle Leute wir sind. Wir können ihnen nur berichten, wie notwendig unser eigenes Leben ohne Jesus ist. Schön, wie das Bruder Thomas vorhin beschrieben hat.

Für mich ist es eine große Freude, dass ich jetzt, seitdem ich etwas mehr Zeit habe, in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim mitarbeiten kann – im Schwarzen Kreuz. Es ist toll, mit den Gefangenen zu sprechen. Viele von ihnen sind langjährig und hart verurteilt. Und immer höre ich dasselbe: „Wenn ich mal rauskomme, wird alles anders, dann packe ich mein Leben neu an.“ Ich sage dann: Quatsch, wenn du rauskommst, geht es wie beim ersten Mal weiter.

Das ist in meinem Leben genauso. Ich habe oft gedacht, ich möchte mein Leben neu machen, mir Vorsätze gesetzt und gesagt: Das soll in meinem Leben nicht mehr vorkommen. Und dann bin ich doch wieder eingebrochen. Wenn mich nicht Jesus hält – der Kraft hat, stark ist und dessen Handeln nicht aufhört –, dann kannst du nur fest auf Jesus vertrauen.

Pastor Petrus spricht in dieser Predigt nicht von einem tollen Erzählen, wie man heute Predigten super gestaltet, mit Beispielen, Events oder optischen Highlights garniert. Er erzählt eigentlich nur die Geschichte der Sünde.

Ist euch schon einmal aufgefallen, dass in vielen Predigten heute das Wort „Sünde“ gar nicht mehr vorkommt? Vor einiger Zeit gab es im Spiegel eine ganze Sonderausgabe mit dem Titel „Geschichte von der Sünde“. Dort schrieb das Magazin: Noch nie hat die Sünde so gewütet wie heute – in der Wirtschaft, in der Korruption, in der Unmoral, im Sex und überall, wo man hinschaut.

Aber die Sünde hat ein Imageproblem. Sie wird selbst in der Kirche totgeschwiegen. Man tut so, als wäre sie gar nicht da. Und das macht die Sache so fatal. Dabei ist sie das größte Problem im Leben eines jeden Menschen.

Wenn man das im Fernsehen sieht, wie plötzlich alle Welt einen Steuerschänder, der ein bisschen gezockt oder spekuliert hat, mit Hohn und Spott überschüttet – wo ist denn dein Leben mit deiner Schuld? Wenn die aufgedeckt wird, würde keiner von uns mit rotem Kopf herauslaufen, wenn er wüsste, wie viel Schmutz in seinem Leben steckt – und in meinem Leben.

Das Tolle bei Petrus ist, dass er dieses Thema aufgreift. Das war der Anfang seiner ersten großen Erwägung. Er hat keine große Show in seiner Predigt abgezogen, sondern die Geschichte menschlicher Sünde erzählt.

Die persönliche Begegnung mit Jesus als Grundlage der Sündenerkenntnis

Er selbst hat es ja bei der ersten Begegnung mit Jesus begriffen. Es gab eigentlich gar keinen besonderen Anlass. Jesus hat nicht viel gepredigt, sondern saß einfach im Boot und sprach vom See Genezareth aus. Petrus fährt dann hinaus, weil Jesus es ihm sagt, und er macht einen Fischfang mit großem Erfolg. Das Netz ist so voll, dass er es kaum zurückziehen kann.

Als er aussteigt, fühlt er sich erhaben und glücklich im Leben. Doch dann wirft er sich auf die Straße vor Jesus nieder und ruft: „Herr, geh von mir weg, ich bin ein sündiger Mensch.“ Die Erkenntnis der eigenen Sünde ist ein Werk des Heiligen Geistes. Menschlich ist es so, dass wir immer versuchen, uns selbst schönzureden und uns für richtig halten – bis zum Schluss. Das gilt nicht nur für Ungläubige, sondern auch für Christen, die so tun, als wären sie gut, obwohl sie es nicht sind.

Mit Petrus ging es dann noch weiter. Als er seine Treue zu Jesus bekunden will, sagt er: „Jesus, du sollst leben, ich werde für dich einstehen. Es soll dir nur nicht passieren, dass du leiden musst. Ich werde mein Leben einsetzen und für dich kämpfen.“ Doch Jesus antwortet: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Daraufhin weint Petrus bitterlich. So schwach ist er.

Was in dieser Geschichte erzählt wird, zeigt das furchtbare Ausmaß der Sünde und Schuld Israels gegenüber Gott. Sie ist so groß, dass sie sogar Jesus ans Kreuz genagelt haben – den von Gott gesandten Retter. Das ist die schlimmste Sünde. Wenn jemand sagt: „Ich komme auch ohne Jesus gut zurecht“ oder, wie ich es schon von manchen gehört habe, „wegen mir hätte Jesus nicht sterben müssen, ich bin ein guter Mensch“, dann stößt er Jesus weg und spuckt ihm ins Gesicht.

Doch aus diesem scheinbaren Niederlage hat Gott seinen größten Sieg gemacht. Er hat allen Menschen noch einmal deutlich gesagt: An Jesus vorbei gibt es kein Heil. Er ist der einzige Retter und Erlöser. Das ist so wunderbar!

Man braucht das Erlebnis der eigenen Sündenerkenntnis, denn ohne sie kann man nicht an Jesus glauben. Heute ist diese Erkenntnis selten, aber sie ist biblisch belegt. Niemand ist je zum Glauben an Jesus gekommen, bevor er sein ganzes Elend erkannt hat – nicht, dass wir verloren gehen, sondern dass wir heute verloren sind ohne Jesus.

Obwohl wir ein gutes Gehalt haben, eine schöne Wohnung, Urlaub machen und unser Leben genießen, haben wir ohne Jesus keine Rettung und keine Hoffnung bei Gott. Es hat nie einen Menschen gegeben, der Gott sein Leben gerecht gestalten konnte ohne Jesus, denn wir alle werden nur durch die Gnade gerettet.

Petrus macht in seiner Bibelarbeit ganz schlicht deutlich, wie das war – ausgehend von David legt er die Schrift aus. Und dann passiert etwas ganz Unerwartetes: Es bohrt sich tief ins Gewissen der Zuhörer.

Die Rolle des Heiligen Geistes bei der Erkenntnis und Verherrlichung Jesu

Ich muss das noch einmal kurz erklären, weil Jesus uns sehr klare Informationen darüber gegeben hat, was der Heilige Geist ist. Manche haben ganz verrückte Vorstellungen davon, was der Geist Gottes ist – oft etwas Sonderbares und Irrationales. Aber der Geist Gottes ist der Geist, der Jesus erfüllt hat. Jesus war voll vom Heiligen Geist.

Was bedeutet das? Jesus sagt im Johannes 16: Wenn der Heilige Geist kommt, wird er die Welt überführen von der Sünde und vom Gericht. Das erste Werk, das der Geist Gottes tut, ist genau das. Ich habe das alles selbst erlebt, auch bei ganz gottlosen Menschen, die plötzlich irgendwo eine Verkündigung hörten. Dann rufen sie an und fragen: „Haben Sie im Moment Zeit für mich?“ Und dann bricht die ganze Not ihres Lebens heraus. Diese Menschen waren jahrelang überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. Doch unter der Predigt des Wortes Gottes hat der Geist Gottes gewirkt.

Ich habe ja gestern schon einmal erwähnt, wie wichtig es ist, dass das Wort Gottes die Kraft des Heiligen Geistes in sich trägt. Es geht sogar so weit, dass man sagen kann: Wort Gottes und Heiliger Geist sind austauschbar. Denn im Wort Gottes redet der Geist Gottes. Das ist der Grund, warum wir immer wieder den Bibeltext nehmen und erleben, wie er sich lebendig ins Herz bohrt und das Gewissen trifft.

Paulus sagt etwas Ähnliches im 2. Korinther 4: Wir beweisen uns in unserer Predigt nicht vor dem Intellekt der Menschen, nicht vor ihrem Kopf und Verstand. Wir meinen nicht, wir müssten die Weisheit der Welt gewinnen. Stattdessen beweisen wir uns vor dem Gewissen aller Menschen. Das Wort Gottes bohrt sich ins Gewissen hinein.

Und wenn du einmal siehst, wie du in den Augen Gottes bist – das kann dir nur der Geist Gottes aufdecken – dann passiert das Zweite, was Jesus in Johannes 16 nennt: Der Geist Gottes wird Jesus verherrlichen. Der Heilige Geist macht Jesus groß in deinem Herzen, damit du an ihn glauben kannst.

Das ist so wunderbar, dieser Dienst, den wir tun dürfen, den der Herr in unsere Hände gelegt hat und der uns aufgetragen ist: dass wir unsere eigene Geschichte erzählen.

Die Kraft der persönlichen Glaubensgeschichte

Interessieren die Details unserer Lebensführung gar nichts Besonderes? Dieses „Ich war ja auch mal so ganz weit weg, aber dann bin ich draufgekommen, dass ich ein Scheinleben führe, ein Heuchelleben, und dann hat mir Gott gezeigt, wer ich wirklich bin“ – das ist Walter Petrus mit seiner Erkenntnis.

Wisst ihr, es ist ja so interessant, wenn man einmal in die Biografien liest. Philipp Spitta war ja Uhrmacher. Ich habe es ja schon immer mit den Leuten, die uns die großen Glaubenslieder gedichtet haben. Er hat Theologie in Göttingen studiert, ganz Bibelgläubig vorn und hinten. Sein bester Freund war Heinrich Heine, der Spötter, der später oben hinausging.

Die Geschichte, dass Spitta am Ende seines Lebens bekehrt wurde, stimmt so nicht. Das ist eine fromme Dichtung. Heinrich Heine war ein Spötter, der gesagt hat: Wie kann man sich einen Galgen als Glaubenssymbol auswählen? Heinrich Heine und Philipp Spitta waren ganz enge Freunde.

Damals war in Göttingen Professor August Tholuck, ein ganz toller Mann. Er hat die liberale Theologie zerbrochen. Später kam er nach Halle, wo lauter liberale Theologen waren. August Tholuck, ein bibeltreuer Lehrer, hat das durchbrochen. Es lohnt sich heute noch, seine Schriften zu lesen.

Er hat Philipp Spitta etwas mitgegeben: Du musst einmal die Höllenvaterselbsterkenntnis machen. Das ist ein tolles Wort, die Höllenvaterselbsterkenntnis. Dann bist du bereit zur Himmelfahrt der Gotteserkenntnis, aus der Tiefe deines Lebens den Heiland Jesus zu entdecken.

Spitta kam später zum Glauben an Jesus, erst als er sich selbst gesehen hatte. Dann hat er die herrlichen Lieder geschrieben: „O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein!“ und „Bei dir, Jesus, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehen.“ Er hat sich von Heinrich Heine getrennt.

Es ging ihm immer gut, die alten Freunde. Ihm hat er noch mal eine Gitarre verkauft. Aber da ging der Weg auf einmal anders. Über die Höllenfahrt der Selbsterkenntnis merkte er: Es muss ins Gewissen treffen. Ich muss das wissen.

Da steht das Wort von der Buße, von der Umkehr, von der Bekehrung. Die ist wichtig, wenn ich das Heil ergreifen will. Ich muss das Steuer herumreißen. Übrigens war das das Thema, das bei Jesus dauernd vorkam. Jesus predigte Buße oder Bekehrung.

Du kannst so, wie du bist, nicht selig werden. Du musst umkehren und völlig eine neue Richtung einschlagen.

Die Bedeutung der Buße und Umkehr in der Glaubensgeschichte

Genau damals, am ersten Pfingstfest, bei der Predigt des Petrus, waren die Leute erschüttert und getroffen in ihrem Gewissen. Sehr interessant ist, dass auch hier im Liberland, in der früheren Erwägung, wenn man einmal in die alten Zeiten hineinsieht, bei den Vätern unseres Glaubens eine Erfahrung war, dass dieses Zerbrechen dazugehört.

Ich kann ohne das Zerbrechen meines Stolzes nicht an Jesus glauben. In der Reformationszeit sagte man, alle Lehre müsse durch den Kampf des erschrockenen Gewissens hindurch. Der Mensch muss sich einmal im Licht Gottes sehen. Und ich möchte euch das ans Herz legen: Wir können so, wie wir sind, unserem Herrn nicht dienen. Wir müssen einmal sehen, dass der Herr uns erst fähig macht, wenn wir umkehren und erneuert werden.

Mich hat das in der Missionsgeschichte auch wieder beeindruckt. Wenn ihr das einmal verfolgt in euren Vorlesungen, ist es interessant, dass bei den Eskimos eine ganz schwere Missionsanstrengung über viele Jahre hinweg stattfand. Lutheraner haben gearbeitet, Herrnhuter Missionare waren dort am Werk. Die Eskimos sind ja unheimlich zäh unter diesen extremen Witterungsbedingungen. Sie lebten in ihren Iglus, konnten den ganzen Winter über ihre Kleider nicht wechseln – das war Elend. Keine Hygiene war möglich. Sie hatten Uringefäße aufgestellt, die Rubbenfelle waren noch gegerbt, und es war ein starkes Elend darin.

Die Missionare haben das Äußerste gewagt, aber sie konnten die Herzen der Eskimos nicht aufbrechen. Dann war es einem Missionar Beck, einem Herrnhuter, geschenkt, der an einem Abend einem Eskimo namens Karnjanak, man weiß noch den Namen, die Geschichte vom Leidensweg Jesu vorlas: was Jesus getan hat, um meine Schuld zu tragen. Und dieser harte Mann fing plötzlich an zu weinen. Er sagte: „Lies mir die Geschichte noch einmal. Hat das Jesus für mich getan?“

Das ist so wunderbar. Das ist der Weg, wie man Jesus erst erkennt: von unserem stolzen Herzen aus, Jesus hat das für mich getan. Darum ist er so groß. Paulus sagt: Lasst euch retten! Du musst dich retten lassen. Das ist die dringende Botschaft, die wir in diese Welt hineinrufen – auch in eine lauwarme Christenheit. Es genügt nicht, ob man ein bisschen christlich ist oder ganz gottlos, das ist nicht so wichtig. Man muss sich retten lassen von Jesus, weil es ohne Jesus kein Heil und keine Rettung gibt. In einem verkehrten und verkehrten Geschlecht musst du heraustreten, allein den Weg gehen mit Jesus.

Das Ergreifen ist so interessant, denn man kann Menschen so wenig sagen. Neulich stand in der Zeitung, 70 Prozent der Ehefrauen wollten ihren Mann verändern, aber etwa 70 Prozent der Männer wollten sich gar nicht verändern lassen. Nun, wie jede Zeitungsnachricht stimmt das natürlich nicht, denn es sind 100 Prozent der Ehefrauen, die ihren Mann verändern wollen, und 100 Prozent, die sich nicht verändern lassen wollen.

Ihr jungen Leute, bevor ihr euch einen Mann oder eine Frau aussucht, überlegt euch das. Wisst ihr vorher, ob er oder sie auf dem gleichen Boden steht? Anderen zu Jesus führen zu wollen – in der Ehe lässt man sich nicht mehr erziehen. Darum ist das oft so ein schweres Verhältnis. Wie traurig war das oft in meiner Gemeinde, wo ich wusste: Der Mann kommt immer alleine, die Frau spottet nur. Oft ist es umgekehrt: Die Frau kommt allein, der Mann spottet, weil man sich in der Ehe nichts beibringen kann.

Es ist interessant: Man kann so wenig tun, wenn man mit Drogensüchtigen arbeitet. Ach, dann könnt ihr alle so lächeln und nehmen ihre nächste Droge. Ihr könnt das wählen, was ihr wollt – überall mit schwierigen jungen Leuten oder mit Ehepaaren, die sich scheiden wollen. Ihr versucht sie zu hindern, doch der Mensch lässt sich nicht erziehen. Das Einzige ist, wenn er sich von Jesus bekehren und verändern lässt.

Und das ist das Wunderbare: Jesus verändert Menschen. Das macht unseren Dienst so hoffnungsvoll. Die Erkenntnis unserer Verlorenheit – ich bin verloren ohne Jesus – wird vom Geist Gottes aufgeleuchtet. Wir saßen gestern noch im kleinen Kreis zusammen, und einer erzählte, wie ihm das plötzlich klar wurde, als er Jesus unser Schicksal las: „Ich bin verloren, ich brauche Jesus.“

Er sagte, er habe das Buch seinen Familienangehörigen geschenkt und jetzt seien alle kalt geblieben. Ich habe den Eindruck, die Menschen lässt es gar nicht so kalt. Sie spielen es nur nach außen: „Alles schön, die Welt dreht sich munter weiter, was möchtest du?“ Darum wünsche ich dir Geduld und die Kraft des Glaubens, deinen Zeugendienst zu tun. Sag: „Herr, erbarme dich doch und sende deinen Geist und wecke die Toten auf.“

Ich habe sogar die Beobachtung gemacht, dass viel mehr Menschen als wir ahnen, vom Geist Gottes angehört sind. Ich habe schon manchmal die Behauptung aufgestellt, so drängt es sich mir auf, dass fast jeder Gottlose, dem wir begegnen, schon eine Begegnung mit Jesus gehabt hat – irgendwo, dass er irgendwo mal in der Jugend oder anderswo etwas gehabt hat. Es kommt ja manchmal erst in der Sterbestunde heraus, wenn Menschen plötzlich anfangen, davon zu reden.

Darum bitte ich euch: Bringt diese rettende Botschaft von Jesus zu den Menschen. Das ist so wunderbar. Bringt das zu den Menschen und sagt: „Jesus will dich herausführen, dreh die Steuer um!“ Die Leute hatten damals natürlich ganz anders reagiert und sagten: „Was sollen wir denn tun? Soll ich eine Wallfahrt machen? Soll ich eine große Spende machen?“

Der Mensch meint ja immer, ich kann für Gott etwas bezahlen, ich kann das irgendwie in Ordnung bringen. Er will es nie zugeben, dass er vor dem Heiland Jesus gar nichts bezahlen kann angesichts der großen Menge seiner Schuld. Der einzige Weg ist die unverdiente Gnade, die man gratis angeboten bekommt. Da wird man sich bis zum Schluss sagen: „Das kann doch nicht wahr sein.“ Das ist der alte Weg, den die Religion beschreitet: „Ich kann Gott Opfer bringen und ein anständiges Leben führen, guter Ehemann sein, ich will das irgendwie in Ordnung bringen.“

Und Paulus sagt: Nein, wählt nicht diesen Weg. Es waren ja Geschäftsleute aus dem ganzen damaligen Reich der Römer, die Juden, die aus der Diaspora nach Jerusalem gekommen sind, erfolgreiche Geschäftsleute, die dort waren. Der Petrus sagt: „Ich kann nichts tun.“ Es fällt ihm schwer zu begreifen: „Ich kann nichts tun.“ Diese Rettung allein durch die Gnade von Jesus ist ganz schwer. Ich weiß, dass ein hoher Prozentsatz der Christenheit das ablehnt. In vielen Kirchen wird das abgelehnt: „Wir wollen das nicht so haben.“

Aber man kann schon etwas tun. Ich hatte da einen Gottesdienst „Sonntag im Grünen“. Es war schön auf der Schwäbischen Alb, wunderschön in Sankt Johann, auf so einem großen Gestüt. Da waren Leute aus fünf Gemeinden da, und ich sollte reden. Ich habe darüber gesprochen, wie der Geist Gottes unser Herz verändert und erwähnte dort, dass im Heidelberger Katechismus – ich liebe ja diese großen Glaubenslehren des Katechismus, den Heidelberger Katechismus, ganz wunderbar – dass ich nicht meins, sondern meines getreuen Heilands Jesus Christus eigen bin.

Da heißt es im Artikel 6: „Wir sind von Natur aus geneigt, Gott und unseren Nächsten zu hassen, wenn nicht der Geist Gottes uns erneuert hat.“ Das gab einen Protest! Da kamen Männer zu mir und sagten: „Ich bin Kirchengemeinderat, ich lasse mir das von Ihnen nicht bieten. Ich bin ein guter Mensch, und Sie sagen, ich sei ein schlechter Mensch!“

Da war doch ganz klar: Ohne Jesus habe ich dieses verdorbene Herz der Eigensucht, der Gebundenheit an alle sündigen Neigungen. Und das ist so wichtig, dass wir das predigen und sagen: Du kannst dein Leben nicht selbst lösen, so wie Petrus hier sagt: Du kannst das nicht tun, du kannst kein Opfer bringen. Sondern tut Buße und lasse sich ein jeder taufen auf den Namen Jesu Christi.

Ich bin ein bisschen traurig, wie an allen Ecken und Enden unter den Evangelikalen über die Tauffrage diskutiert wird. Ich bin nicht der Überzeugung, dass es das Wasser macht, das ist so tragisch. Kommst du in eine andere Gemeinde, musst du dich nochmal taufen lassen, als ob es das Wasser wäre. Um was ging es denn? Es war doch ein Symbol, die Taufe: Gib dein altes Leben hin, ertränke es im Tod von Jesus und ergreife die Kraft des auferstandenen Christus und lebe das neue Leben. Das ist doch wunderbar.

Darum ist es nicht so wichtig, ob wir uns immer wieder neu taufen lassen. Ich habe das auch auf einer Freizeit erlebt. Wir saßen abends noch zusammen, und dann fing einer an: „Wie ist das mit der Taufe?“ Es war der furchtbarste Abend, den ich mir denken kann. Wir haben diskutiert, es sei jeder seiner Überzeugung gewiss. Am Ende kam einer und sagte: „Ich muss doch noch was sagen.“ „Was?“ – „Sag’s noch.“ – „Meine Überzeugung ist bestimmt die einzig Richtige zur Taufe.“

Ich bin so froh, dass Jesus uns gar keine Anleitung gegeben hat, wie wir taufen sollen. Paulus sagt: „Ich habe niemand getauft außer Christus.“ Aber es war ihm wichtig, dass wir in den Tod von Christus hineingetaucht werden, dass deine alte Sünde begraben ist, ein altes fleischliches Wesen, und der auferstandene Herr Jesus Herr deines Lebens ist und dich regiert. Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.

Und das macht nicht das Wasser, sondern der Glaube, die Verbundenheit mit Jesus, das meint Paulus hier. Ergreift das neue Leben mit Jesus, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Und das ist das Wunderbare: Der Geist Gottes macht neue Menschen.

Ich will das noch einmal sagen, warum das erst vor dem gekreuzigten Jesus richtig erkannt werden kann. Es gibt ja einen Liederdichter bei uns, einen schwäbischen Liederdichter, den man immer wieder in den Gesangbüchern findet. Liebe Leute, die Verse veralten ja nicht. Das Alte ist ja das Bewährte. Oder ist der Psalm 23 schlecht, weil er schon dreitausend Jahre alt ist? Das macht erst seine Qualität aus, dass durch alle Generationen das bestätigt ist.

Albert Knapp war ein junger Vikar und war liberal. So kam er vom Studium und besuchte seinen Freund Ludwig Hofacker, der schwer krank lag. Ich war ja in einer Kirche, die den Namen Ludwig Hofackers trug, das müsst ihr wissen. Er war nur wenige Jahre im Dienst und hat in seinem Leben nur hundert Predigten gehalten, so krank war er. Meist lag er schwer von Schmerzen geplagt durch einen Unfall, den er in seiner Studienzeit hatte.

Er wurde besucht von Albert Knapp, einem großen Literaturfreund, der ihm ein Gedicht von Jean Paul mitbrachte und sagte: „Das muss ich ihm mitbringen, das muss man lesen.“ Dann sagte Ludwig Hofacker: „Albert, das hilft mir doch nichts. Du siehst doch, wie ich mit dem Tode kämpfe.“

Wenige Wochen später hielt Ludwig Hofacker am Karfreitag eine Predigt über den gekreuzigten Jesus, die gibt es noch in seinem Predigtband. Da ist bei Albert Knapp der Groschen gefallen, und er dichtete daraufhin ein Lied:

„Eines wünsche ich mir vor allem anderen:
Ewig soll er mir vor Augen stehen,
Dieser Jesus am Kreuz, der für mich bezahlt hat.“

Erst da kannst du erkennen, wie tief du gefallen bist und was die Erlösung ist, die er wirkt. Und das ist so groß. Jetzt kommt ja das Neue: Du kannst ungeheuer viel! Unglaublich, was erneuerte Menschen mit Jesus, dem Auferstandenen, wirken können. Da wird alles neu und verändert. Da geschieht eine völlige Veränderung und Erneuerung. Ein Neuanfang ist geschehen, weil der Geist Gottes unseren alten Leib, unsere ganze Persönlichkeit erneuern kann.

Schon der Vorgeschmack des neuen Lebens im Himmel wird unseren Verstand beflügeln. Wir haben eine Willenskraft, die uns neue Freude gibt, die uns plötzlich Geduld gibt. Wir hatten von Natur aus keine Geduld, von unserem Fleisch, wir sind alle ungeduldig. Der Geist Gottes ist voller Geduld, voller Liebe, voller Sanftmut, wie Jesus, der vom Geist Gottes erfüllt war.

Und das ist so grandios: Es geht darum, dass ich dieses neue Leben ergreife und es anderen Menschen anbieten darf – im Gefängnis und in der bürgerlichen Umgebung, in der wir so leben, oder in der halbchristlichen Welt, der wir sonst so begegnen. Es ist so wunderbar, wenn junge Leute dieses neue Leben ergreifen.

Am schönsten ist, dass ganz viele Menschen, die aus gottloser Umgebung kommen, fasziniert sind, dass es diese Erneuerung gibt, diese Totalerneuerung. Daran sind wir ja immer noch dran. Je länger ich lebe, umso mehr leide ich unter meiner Sünde – das ist gut so. Dass ich nie auf die Idee komme, ich wäre ein guter Mensch. Aber umso mehr strecke ich mich danach aus, dass die Gnade Gottes mich ergreift.

Noch einmal ein kleiner Ausflug in die Missionsgeschichte: Burma, heute Myanmar genannt, ist ein hochinteressantes Land. Dort hat Adoniram Judson vergeblich versucht, die Burmesen zum Evangelium zu bringen. Bis heute sind etwa nur zwanzigtausend Burmesen Christen geworden. Aber in diesen Ländern gibt es viele mongoloide Stämme, diese Schlitzaugenmenschen, und die sind vom Evangelium erreicht worden.

Wenn man nachsieht, wie das gegangen ist, ist es wieder ganz merkwürdig. Adoniram Judson folgte immer ein Sklave nach, der einen liederlichen Lebenswandel hatte. Die Leute sagten, er sei ein Mörder. Er war ein Krobian und ein wüster Mensch. Adoniram Judson sagte: „Ich zahle dir Geld, wenn du mir nicht mehr nachläufst.“ Aber der Mann hatte eine Sehnsucht nach diesem neuen Leben, von dem dieser Missionar redete. Er kam zum Glauben. Es war einer aus dem Karenstamm.

Bis heute ist der Karenstamm in Burma der Stamm mit den meisten Christen. Etwa 45 Prozent seiner Bevölkerung sind Baptisten, Jesusleute. Dabei war der Cotabius, so hieß er, ein schlechter Mensch gewesen. Er war zeitlebens ein Mensch, an dem man sich stieß. Aber man hat trotzdem die Veränderung gemerkt, die Jesus an Erneuerung schenken kann, und das hat die anderen überzeugt.

Es gibt eine verändernde Kraft – auch deines Lebens, auch deines Beispiels –, wenn wirklich in Wort und Werk und allem Wesen Jesus zu lesen ist. Wenn er dein Leben durchdringt und wenn du gefüllt bist von seiner Art, ist die Änderung entscheidend.

Das Neue war die alte Hoffnung in Israel, an die Petrus anknüpft: Die große Sehnsucht, „Ich will meinen Geist in euch geben, will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun, dass ich mit Lust und Leidenschaft in den Ordnungen Jesu lebe und das neue Leben des Gehorsams ergreife.“ Und das kann nur geschehen, wenn der Geist Gottes uns von innen erneuert.

Darum: Was können wir? Wir dürfen Boten sein und das bezeugen. Das ist jetzt ganz wichtig für dich: Du darfst dein Bote sein. Halte dich nicht auf an der Menge deiner Sünden, leg sie bei Jesus ab und sag: „Herr Jesus, du musst mich ergreifen.“ Ich stehe schon lange im Dienen und sage: „Ach, Herr Jesus, gebrauche mich, du musst in meinem Leben die treibende Kraft sein. Ich bitte dich, verändere mich, erneuere mich und mach durch mich etwas zum Gehorsam.“

Es gab in Ostafrika den ersten Missionar Ludwig Krapf, der sein ganzes Leben in Ostafrika wirkte und keinen Menschen zu Jesus führte. Er schrieb das immer in die Heimat. Es war ja nicht leicht zu sagen: „Ich habe keinen Erfolg.“ Aber er war ganz sicher: Einmal wird das Christentum über ganz Ostafrika herfließen, so breit wie der Pangani-Fluss.

Woher ich das habe? Nicht aus meinem Kopf, sondern aus dem Wort Gottes. Jesus hat versprochen: „Mein Werk ist nicht vergebens.“ Und er sagte: „Warum muss ich durch diesen Misserfolg hindurch? Ich muss zuerst den Heiden in mir bekehren, bevor ich einen anderen Heiden gewinnen kann.“

Der Missionar sagte: „Ich muss den Heiden in mir bekehren, ich muss ein neuer Mensch werden.“ Und wer heute nach Nairobi kommt und ins Museum geht, dem sind die beiden größten Säle im Museum Krapf und seinem Mitstreiter Rebmann gewidmet. Denn das, was sie getan haben, kennt jedes Schulkind in Kenia, sogar im letzten Dorf. Jeder Schulkind mit zehn Jahren kennt den Namen Ludwig Krapf, weil er solch eine große Bedeutung hat.

Für uns ist er vergessen. Ein Mann, der gemerkt hat: Jesus kann Neues aus mir machen. Er macht mich brauchbar und wichtig, auch wenn ich nichts sehe. Ich will nichts mehr ohne ihn tun. Mein Leben ist voller Verheißung und voller Zukunft.

Du bist ein brauchbarer Bote durch Buße, durch das Ergreifen von Jesus. Du kannst immer nur Neues tun, dein altes Leben in den Tod geben und sagen: „Jesus, gebrauche mich, gebrauche mich, wie du willst. Ich will für dich zur Verfügung stehen.“ Und ich kann sagen: Es gibt keinen größeren Lebenssinn und keine größere Lebenserfüllung.

Wie arm sind Leute, die nur für sich selber leben, sich zum Spaß. Das Allergrößte ist, wenn Jesus etwas daraus macht – zu seinem Lob, zu seiner Herrlichkeit – und wenn Menschen durch uns Jesus entdecken. Und dazu gebraucht er dich, dazu segnet er dich.

Wir wollen noch beten: Herr Jesus, vielen Dank, dass du immer wieder aufdeckst, was Sünde in unserem Leben ist, wo wir dein Gebot gebrochen haben, wo wir dein Wort verachtet haben, wo wir dich auf die Seite gestoßen haben.

Aber Herr, vor dir bekennen wir auch die schlimmste aller Sünden, den geistlichen Hochmut, den wir oft haben, wo wir doch nur von deiner Gnade leben können. Vielen Dank, dass du uns nicht abgeschrieben hast, und danke, dass du uns berufst, dass du Umkehr schenkst und dass wir ganz neu deine Gnade ergreifen dürfen und uns von dir senden lassen in die Dienste, die du für uns bereitet hast.

Dass wir etwas wirken können, etwas Großes – nicht in den Augen der Welt, nicht nach den Maßstäben der Welt –, sondern was du machst zu deinem Heil und zur Rettung der Welt. Herr, wir bringen dir so viele Menschen, die uns auf dem Herzen liegen, im Freundeskreis, in der Familie, in unseren Gemeinden.

Herr, schenke du neues Leben und offenbare dich an dem Gewissen der Menschen. Lass dein Wort durch unser Land laufen, dass es Menschen aufweckt und erneuert. Und wir wollen Boten deines Wortes sein, deines herrlichen Evangeliums zur Rettung der Welt. Amen.

Die Unmöglichkeit, sich selbst zu retten, und die Gnade Gottes

Die Leute reagierten damals natürlich ganz anders und fragten: Was sollen wir denn tun? Soll ich eine Wallfahrt machen? Soll ich eine große Spende geben? Der Mensch meint immer, er könne für Gott etwas bezahlen oder die Sache irgendwie in Ordnung bringen. Dabei will er nie zugeben, dass er vor dem Heiland Jesus angesichts der großen Menge seiner Schuld gar nichts bezahlen kann.

Der einzige Weg ist die unverdiente Gnade, die man gratis angeboten bekommt. Bis zum Schluss wird man sagen: Das kann doch nicht wahr sein. Das ist der alte Weg, den die Religion beschreitet: Ich kann Gott Opfer bringen, ein anständiges Leben führen, ein guter Ehemann sein. Ich will das irgendwie in Ordnung bringen. Aber Paulus sagt: Nein, wählt nicht diesen Weg.

Es waren Geschäftsleute aus dem ganzen damaligen römischen Reich, Juden aus der Diaspora, die nach Jerusalem gekommen waren. Erfolgreiche Geschäftsleute, die dort waren. Petrus sagt: Ich kann nichts tun. Auch ihm fällt es schwer zu begreifen, dass er nichts tun kann. Diese Rettung allein durch die Gnade von Jesus ist ganz schwer zu akzeptieren.

Ich weiß, dass ein hoher Prozentsatz der Christenheit das ablehnt. In vielen Kirchen wird das abgelehnt. Man sagt: Wir wollen das nicht so haben, aber man kann doch etwas tun. Ich hatte einmal einen Gottesdienst „Sonntag im Grünen“. Es war schön, auf der Schwäbischen Alb, in Sankt Johann, auf einem großen Gestüt. Dort waren Leute aus fünf Gemeinden, und ich sollte predigen.

Ich sprach darüber, wie der Geist Gottes unser Herz verändert. Dabei erwähnte ich den Heidelberger Katechismus. Ich liebe diese großen Glaubenslehren des Katechismus, den Heidelberger Katechismus, ganz wunderbar. Dort heißt es im Artikel 6: „Wir sind von Natur aus geneigt, Gott und unseren Nächsten zu hassen, wenn nicht der Geist Gottes uns erneuert hat.“

Das führte zu Protest! Männer kamen zu mir und sagten: „Ich bin Kirchengemeinderat, ich lasse mir das von Ihnen nicht bieten. Ich bin ein guter Mensch, und Sie sagen, ich sei ein schlechter Mensch.“ Dabei war doch ganz klar: Ohne Jesus habe ich dieses verdorbene Herz, die Eigenschaft der Sünde, die Gebundenheit an alle sündigen Neigungen.

Und das ist so wichtig, dass wir das predigen. Wir sagen: Du kannst dein Leben nicht selbst lösen. So wie Petrus hier sagt: Du kannst das nicht tun, du kannst kein Opfer bringen. Sondern tut Buße und lasse sich ein jeder taufen auf den Namen Jesu Christi.

Die Taufe als Symbol des neuen Lebens in Christus

Ich bin ein bisschen traurig darüber, wie an allen Ecken und Enden unter den Evangelikalen über die Tauffrage diskutiert wird. Ich bin nicht der Überzeugung, dass es das Wasser ist, das so tragisch wäre. Wenn du in eine andere Gemeinde trittst, heißt es oft, du müsstest dich noch einmal taufen lassen, als ob es das Wasser wäre.

Worum ging es denn eigentlich? Die Taufe war doch ein Symbol: Gib dein altes Leben hin, erfahre im Tod von Jesus das Ertrinken deines alten Selbst und ergreife die Kraft des auferstandenen Christus, um das neue Leben zu leben. Das ist doch wunderbar.

Darum ist es nicht so wichtig, ob wir uns immer wieder neu taufen lassen. Ich habe auch mal auf einer Freizeit erlebt, wie wir abends zusammensaßen und jemand das Gespräch mit der Frage begann: „Wie ist das mit der Taufe?“ Es war der furchtbarste Abend, den ich mir vorstellen kann. Wir haben diskutiert, jeder war seiner Überzeugung gewiss. Am Ende kam einer und sagte: „Ich muss doch noch etwas sagen.“ „Was?“, fragten wir. „Meine Überzeugung ist bestimmt die einzig Richtige zur Taufe.“

Ich bin so froh, dass Jesus uns gar keine genaue Anleitung gegeben hat, wie wir taufen sollen. Paulus sagt: „Ich habe niemand getauft außer Christus.“ Aber es war ihm wichtig, dass wir in den Tod von Christus hineingetaucht werden. Dass deine alte Sünde begraben ist, ein altes fleischliches Wesen, und der auferstandene Herr Jesus Herr eines neuen Lebens ist, der dich regiert.

„Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ Das macht nicht das Wasser, sondern der Glaube und die Verbundenheit mit Jesus, meint Paulus hier. Ergreift das neue Leben mit Jesus, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Und das ist das Wunderbare: Der Geist Gottes macht neue Menschen.

Die Erkenntnis der Sünde vor dem gekreuzigten Jesus

Ich möchte noch einmal betonen, warum das erst vor dem gekreuzigten Jesus richtig erkannt werden kann.

Es gibt einen Liederdichter bei uns, einen schwäbischen, dessen Lieder man immer wieder in Gesangbüchern findet. Liebe Leute, diese Verse veralten nicht. Das Alte ist ja das Bewährte. Ist etwa der Psalm 23 schlecht, nur weil er schon dreitausend Jahre alt ist? Gerade das macht seine Qualität aus, dass er durch alle Generationen hindurch bestätigt wurde.

Albert Knapp war ein junger Vikar und zunächst liberal eingestellt. Nach seinem Studium besuchte er seinen Freund Ludwig Hofacker, der schwer krank war. Ich war in einer Kirche, die den Namen Ludwig Hofackers trug – das solltest du wissen. Hofacker war nur wenige Jahre im Dienst. In seinem Leben hielt er gerade einmal hundert Predigten, so krank war er. Meist lag er schwer von Schmerzen geplagt da, ausgelöst durch einen Unfall in seiner Studienzeit.

Albert Knapp, ein großer Literaturfreund, besuchte ihn und brachte ihm ein Gedicht von Jean Paul mit. Er meinte, das müsse er ihm unbedingt mitbringen, das müsse man lesen. Doch Ludwig Hofacker antwortete: „Albert, das hilft mir doch nichts. Du siehst doch, wie ich mit dem Tode kämpfe.“

Wenige Wochen später hielt Ludwig Hofacker am Karfreitag eine Predigt über den gekreuzigten Jesus. Diese Predigt ist noch in seinem Predigtband erhalten. Da fiel Albert Knapp der Groschen, und er dichtete daraufhin ein Lied mit dem Titel „Eines wünsche ich mir vor allem anderen“.

In diesem Lied beschreibt er, dass ewig dieser Jesus am Kreuz vor seinen Augen stehen soll, der für ihn bezahlt hat. Erst dann kannst du erkennen, wie tief du gefallen bist und was die Erlösung ist, die Jesus wirkt. Und das ist so groß, dass es alles übersteigt.

Die Erneuerung durch den Geist Gottes und das neue Leben in Christus

Jetzt kommt das Neue: Du kannst ungeheuer viel! Es ist unglaublich, was erneuerte Menschen mit Jesus, dem Auferstandenen, bewirken können. Da wird alles neu und verändert sich. Es geschieht eine völlige Veränderung und Erneuerung. Ein Neuanfang ist geschehen, weil der Geist Gottes unseren alten Leib und unsere ganze Persönlichkeit erweitern kann.

Schon der Vorgeschmack des neuen Lebens im Himmel beflügelt unseren Verstand. Wir haben eine Willenskraft, die uns neue Freude gibt und uns plötzlich Geduld schenkt. Geduld hatten wir von Natur aus, aus unserem Fleisch, nicht. Wir sind alle ungeduldig.

Der Geist Gottes ist voller Geduld, voller Liebe und voller Sanftmut – so wie Jesus, der vom Geist Gottes erfüllt war. Das ist so grandios, denn es geht darum, dass ich dieses neue Leben ergreife und es anderen Menschen anbieten darf – sei es im Gefängnis, in der bürgerlichen Umgebung, in der wir leben, oder in der halbchristlichen Welt, der wir sonst so begegnen.

Es ist wunderbar, wenn junge Leute dieses neue Leben ergreifen. Am schönsten ist es, dass viele Menschen, die aus gottloser Umgebung kommen, fasziniert sind, dass es diese Erneuerung gibt – diese Totalerneuerung. Daran sind wir ja immer noch dran.

Je länger ich lebe, desto mehr leide ich unter meiner Sünde – und das ist gut so. Ich komme nie auf die Idee, ich wäre ein guter Mensch. Aber umso mehr strecke ich mich danach aus, dass die Gnade Gottes mich ergreift.

Ermutigende Beispiele aus der Missionsgeschichte

Nochmal ein kleiner Ausflug in die Missionsgeschichte Burmas, heute Myanmar genannt. Dieses Land ist sehr interessant. Adoniram Judson versuchte vergeblich, die Burmesen zum Evangelium zu bringen. Bis heute sind etwa nur zwanzigtausend Burmesen Christen geworden.

In diesen Ländern gibt es jedoch viele mongoloide Stämme, die sogenannten „Schlitzaugen“-Menschen. Diese sind vom Evangelium erreicht worden. Wenn man nachschaut, wie das geschehen ist, ist es wieder ganz merkwürdig.

Adoniram Judson wurde immer von einem Sklaven begleitet, der einen liederlichen Lebenswandel führte. Die Leute sagten, er sei ein Mörder. Er war ein Krobian und ein wüster Mensch. Adoniram Judson sagte zu ihm: „Ich zahle dir Geld, wenn du mir nicht mehr nachläufst.“ Doch der Mann hatte eine Sehnsucht nach dem neuen Leben, von dem dieser Missionar sprach.

Er kam zum Glauben. Es war einer aus dem Karen-Stamm. Bis heute ist der Karen-Stamm in Burma der Stamm mit den meisten Christen. Etwa 45 Prozent seiner Bevölkerung sind Baptisten, also Jesusnachfolger.

Dabei war der Cotabius, so hieß er, ein schlechter Mensch gewesen. Er war zeitlebens ein Mensch, an dem man sich stieß. Aber trotzdem merkte man die Veränderung, die Jesus an Erneuerung schenken kann. Das überzeugte die anderen.

Es gibt eine verändernde Kraft – auch in deinem Leben, auch in deinem Beispiel – wenn wirklich in Wort, Werk und Wesen Jesus zu lesen ist. Wenn er dein Leben durchdringt und du von seiner Art erfüllt bist, ist die Änderung entscheidend.

Die Verheißung des Heiligen Geistes und das Leben im Gehorsam

Und das Neue war die alte Hoffnung in Israel, an die Petrus anknüpft. Die große Sehnsucht ist: „Ich will meinen Geist in euch geben.“ Ich will solche Menschen aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln, meine Rechte halten und danach handeln. So lebt man mit Lust und Leidenschaft in den Ordnungen Jesu und ergreift das neue Leben des Gehorsams.

Das kann nur geschehen, wenn der Geist Gottes uns von innen erneuert. Darum: Was können wir tun? Wir dürfen Boten sein und dieses Zeugnis geben. Das ist jetzt ganz wichtig für dich. Du darfst dein Bote sein. Halte dich nicht an der Menge deiner Sünden auf. Lege sie bei Jesus ab und sage: „Herr Jesus, du musst mich ergreifen.“

Vielleicht stehst du schon lange im Sehnen und sagst: „Ach, Herr Jesus, gebrauche mich. Du musst in meinem Leben die treibende Kraft sein.“ Dann bitte ich dich: Verändere mich, erneuere mich und bewirke durch mich etwas zum Gehorsam.

Die Geduld Gottes und die Hoffnung auf Frucht des Dienstes

In Ostafrika gab es den ersten Missionar, Ludwig Krapf, der sein ganzes Leben dort wirkte. Dennoch führte er keinen Menschen zu Jesus. Dies schrieb er auch immer wieder in die Heimat. Es war nicht leicht zuzugeben, dass er keinen Erfolg hatte. Doch er war sich ganz sicher: Eines Tages wird das Christentum über ganz Ostafrika fließen – so breit wie der Pangani-Fluss. Woher er das wusste? Nicht aus seinem eigenen Kopf, sondern aus dem Wort Gottes.

Jesus hat versprochen, dass sein Werk nicht vergeblich sein wird. Krapf fragte sich: Warum muss ich diesen Misserfolg durchleben? Er erkannte, dass er zuerst den Heiden in sich selbst bekehren muss, bevor er andere Heiden gewinnen kann. Er sagte: „Ich muss den Heiden in mir bekehren, ich muss ein neuer Mensch werden.“

Wer heute nach Nairobi kommt und das Museum besucht, dem fallen die beiden größten Seelen ins Auge, die dort gewürdigt werden: Krapf und sein Mitstreiter Rebmann. Was sie geleistet haben, kennt jedes Schulkind in Kenia, selbst in den entlegensten Dörfern. Der Name Ludwig Krapf ist dort von großer Bedeutung, weil Jesus sein Leben für ganz Kenia gebraucht hat. Jedes zehnjährige Schulkind kennt seinen Namen.

Für uns ist er oft vergessen – ein Mann, der erkannt hat, dass Jesus Neues aus ihm machen kann. Jesus macht ihn brauchbar und wichtig, auch wenn er selbst keinen sichtbaren Erfolg sieht. Krapf wollte nichts mehr ohne Jesus tun. Sein Leben war voller Verheißung und Zukunft.

Auch du bist ein brauchbarer Bote, wenn du Buße tust und Jesus ergreifst. Du kannst immer wieder neu dein altes Leben sterben lassen und sagen: „Jesus, gebrauche mich, wie du willst. Ich will dir zur Verfügung stehen.“

Ich kann sagen: Es gibt keinen größeren Lebenssinn und keine größere Erfüllung. Wie arm sind Menschen, die nur für sich selbst leben und sich nur am eigenen Vergnügen orientieren! Das Allergrößte aber ist, wenn Jesus etwas aus dir macht – zu seinem Lob und seiner Herrlichkeit. Und wenn Menschen durch uns Jesus entdecken, dann gebraucht er dich dafür und segnet dich dafür.

Schlussgebet: Bitte um Erneuerung und Sendung

Wir wollen noch beten.

Herr Jesus, vielen Dank, dass du immer wieder aufdeckst, was Sünde in unserem Leben ist. Du zeigst uns, wo wir dein Gebot gebrochen haben, wo wir dein Wort verachtet haben und wo wir dich beiseitegeschoben haben.

Aber Herr, vor dir bekennen wir auch die schlimmste aller Sünden: den geistlichen Hochmut, den wir oft haben, obwohl wir doch nur von deiner Gnade leben können.

Vielen Dank, dass du uns nicht abgeschrieben hast. Danke, dass du uns berufst, dass du Umkehr schenkst und dass wir ganz neu deine Gnade ergreifen dürfen. Dann können wir uns von dir senden lassen in die Dienste, die du für uns bereitet hast.

So dürfen wir etwas wirken, etwas Großes – nicht in den Augen der Welt und nicht nach den Maßstäben der Welt, sondern das, was du tust, zu deinem Heil und zur Rettung der Welt.

Herr, wir bringen dir so viele Menschen, die uns auf dem Herzen liegen – im Freundeskreis, in der Familie, in unseren Gemeinden.

Herr, schenke du neues Leben, offenbare dich an dem Gewissen der Menschen und lass dein Wort durch unser Land laufen, damit es Menschen aufweckt und erneuert.

Wir wollen Boten deines Wortes sein, deines herrlichen Evangeliums zur Rettung der Welt.

Amen.