Wir wollen uns heute Abend mit der Offenbarung beschäftigen. Ich habe schon einen Anraunzer von Linda bekommen, dass es nicht mein Ernst sei, nur über die ersten acht Verse zu sprechen. Doch, das ist mein Ernst – über die ersten acht Verse.
Ja, ich hatte drei Verse vorgesehen, über diese drei werden wir genauer sprechen, und vielleicht kommen wir bis Vers acht. Aber ich glaube, Linda hätte genauso reagiert, wenn ich die ersten acht Verse genannt hätte, statt nur die ersten drei.
Okay, schlagen wir auf in der Offenbarung, dem letzten Buch unserer Bibel. Ich lese aus Kapitel 1, Vers 1 bis Vers 8:
Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Indem er sie durch seinen Engel sandte, hat er sie seinem Knecht Johannes kundgetan, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat – alles, was er sah.
Glückselig ist, der liest und die hört die Worte der Weissagung und bewahrt, was in ihr geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe.
Johannes, den sieben Gemeinden, die in Asien sind: Gnade euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, der der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde.
Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu seinem Königtum, zu Priestern, seinem Gott und Vater. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen.
Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme der Erde. Ja, Amen!
Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.
Die gesamte Heilsgeschichte – was ist ihr Ziel? Wie lässt sich dieses Ziel beschreiben? Es geht darum, den Menschen klarzumachen, dass sie mit Gott wieder versöhnt sind und wie diese Versöhnung zustande kommt.
Was ist das Ziel der Heilsgeschichte? Wir sind im letzten Buch angekommen, der Offenbarung. Dort wird deutlich, dass Gott alles untertan gemacht wird – auf die eine oder andere Weise. Ja, Gott wird alles untertan. Entsprechend werden Wesen geschaffen, die aus Heilstücken bestehen und Gott in der herrlichen Ewigkeit dienen. Am Ende der Offenbarung wird die Braut Christi dargestellt.
Wenn wir die Heilsgeschichte auf einen Punkt bringen wollen, dann finden wir tatsächlich zwei Dinge, die ihr genannt habt, die aber eigentlich zwei Facetten ein und derselben Sache sind. Einerseits will Gott alles mit sich versöhnen. Das ist sein Ziel. Dieses Ziel gilt vor allem den Menschen, die ihm geglaubt haben und durch den Glauben Versöhnung empfangen haben.
Beginnen wir mit der Offenbarung der Bibel: Im 1. Mose 1,1 lesen wir, dass Gott Himmel und Erde schafft. Das, was Gott am Anfang erschafft, ist nicht nur sehr gut, sondern steht auch in einer optimalen Beziehung zum Schöpfer. Alles ist richtig.
Dann aber kommt die Radikalität dieser Sache in Kapitel 3 des 1. Mose, dem Sündenfall. Mit dem Sündenfall entsteht ein Riss in der Schöpfung. Auf der einen Seite steht der Mensch und die ihm anvertraute Schöpfung, auf der anderen Seite steht Gott. Wenn wir die Bibel weiterverfolgen, sehen wir, wie sich der Plan Gottes langsam herausschält. Die Frage lautet: Was macht Gott, um diese Trennung, diesen Riss, wieder zu überbrücken?
Letztlich finden wir in Offenbarung 21,2 die Antwort. Dort heißt es: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr.“ Wenn wir überlegen, was den Übergang von der ersten zur zweiten Erde bewirkt, dann sind es tatsächlich die Menschen, die Gott vertraut haben, die sich haben versöhnen lassen und so das Ziel der ganzen Heilsgeschichte erreicht haben.
Wenn wir am Ende der Offenbarung lesen, wird klar, dass das, was mit dem Sündenfall in 1. Mose 3 in die Schöpfung hineingekommen ist, vollständig verschwunden ist – inklusive Himmel und Erde. Die Sünde hat aufgehört zu existieren. Die Auflehnung gegen Gott ist beendet. Sie existiert nicht mehr in dem Sinne, dass wir nichts mehr damit zu tun haben.
Ich glaube nicht daran, dass die Hölle nur eine zeitliche Sache ist. Auch die bösen Menschen werden ewig existieren. Für uns aber hat das keine Bedeutung mehr. Es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde geben.
Das, was Carsten sagt, ist ebenfalls richtig: Das Ziel der Heilsgeschichte heißt, dass Gott sich alles unterwirft. Walli hat zweimal darauf hingewiesen, dass man in den Büchern, die man liest, auf häufig vorkommende Worte achten soll. Ein Wort, das in der Offenbarung sehr häufig vorkommt, ist „Thron“. Das Wort „Thron“ erscheint in der Offenbarung 42 Mal. Man liest das Buch und immer wieder taucht „Thron“ auf.
Im übrigen Neuen Testament kommt das Wort nur selten vor: fünfmal bei Matthäus, dreimal bei Lukas, zweimal in der Apostelgeschichte, einmal im Kolosserbrief, viermal im Hebräerbrief – aber 42 Mal in der Offenbarung. Das zeigt, dass der Thron für das Verständnis dieses Buches außerordentlich wichtig ist.
Der Thron steht in der Offenbarung für Herrschaft und Gottes Regierung. Das Ziel der Heilsgeschichte ist es, alles dem Thron Gottes zu unterwerfen beziehungsweise all das, was sich gegen den Thron Gottes erhebt, zu beseitigen, zu vernichten und zu besiegen.
Wir wollen heute etwas tun, das mir sehr wichtig erscheint. Man kann in die Offenbarung einsteigen und sagen: Lasst uns über die Kriege und Morde, die Zornesschalen und all die anderen Dinge sprechen. Dabei kann man wunderbar spekulieren. Das Problem ist jedoch, dass ich dafür nicht der Richtige bin, denn ich kann euch dabei auch nicht weiterhelfen.
Was mich heute Abend jedoch reizt zu betonen, ist folgendes: Wie gehen wir mit der Offenbarung um als ein Buch für uns Christen? Was ist eigentlich der Zweck dieses Buches? Geht es wirklich darum, Chronologien über endzeitliche Ereignisse aufzuschreiben? Geht es wirklich darum, genau herauszufinden, ob die Hure Babylon Rom ist oder ein anderes System? Ist das die Botschaft der Offenbarung, oder verfolgt sie nicht eine ganz andere Zielsetzung?
Wir wollen heute über den Titel der Offenbarung sprechen, was dieser bedeutet, ihren Zweck, die Empfänger der Botschaft, die darin enthaltene Verheißung, die Dringlichkeit der Botschaft sowie ein wenig über den sprachlichen Charakter und die Einteilung.
Ich hoffe, dass ihr danach die Offenbarung mit Gewinn lesen könnt. Vielleicht lasst ihr euch dann nicht mehr so schnell von den apokalyptischen Bildern gefangen nehmen, sondern steigt tiefer ein und stellt euch immer wieder die Frage: Was bedeutet das jetzt für mich?
Fangen wir an mit dem Titel. Offenbarung 1, Vers 1 heißt eben Offenbarung, Offenbarung Jesu Christi.
Offenbarung oder Apokalypse? Wisst ihr, was das Wort bedeutet, Apokalypse? Kein Grieche? Nein, es bedeutet nicht Zerstörung. Wie bitte? Endzeit? Nein, auch nicht Endzeit. Es heißt Enthüllung.
Enthüllung kennt ihr vielleicht von einem Standbild. Vorher ist da ein Stoff drüber, wenn man es noch nicht gesehen hat. Dann wird das Standbild eingeweiht, man nimmt den Stoff herunter und kann dahinter schauen. Enthüllung heißt, den Schleier zur Seite nehmen.
Das ist das Ziel der Offenbarung: Die Hülle wird abgenommen, und man schaut dahinter, was vordergründig zu sehen ist. Offenbarung Jesu Christi.
Es ist die Offenbarung Jesu Christi in einem doppelten Sinn. Zum einen zeigt uns die Offenbarung etwas über Jesus Christus. In diesem Sinne – und da will ich euch einfach mit zwei Begriffen bombardieren – ist Offenbarung Jesu Christi ein Genitivus objectivus. Das heißt, die Offenbarung enthüllt und beschreibt Jesus Christus. Sie zeigt uns, wer er ist. Das ist die eine Seite, dazu werde ich gleich noch mehr sagen.
Der zweite Begriff ist der Genitivus subjectivus. Wer gibt uns diese Offenbarung? Nämlich Jesus Christus. Und wir können uns, wenn wir gleich darüber nachdenken, fragen: Was enthüllt er uns denn alles?
Also einmal ist die Offenbarung dazu da, uns Jesus zu enthüllen. Und das muss uns nicht verblüffen, denn wahrscheinlich enthüllt uns jedes Buch der Bibel Jesus Christus auf irgendeine Weise. Denn den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus wurde erklärt, dass der auferstandene Herr ihnen aus allen Büchern des Alten Testaments zeigte, was ihn betraf.
Es gibt also Dinge in jedem Buch der Bibel, die irgendetwas mit Jesus zu tun haben. Deshalb darf es uns in keiner Weise überraschen, dass auch die Offenbarung etwas mit Jesus zu tun hat.
Jesus ist die zentrale Aussage der gesamten Bibel, Jesus ist die Mitte der Offenbarung. Wenn wir das verstehen, haben wir schon so viel verstanden, dass wir die groben Fehler nicht mehr machen werden.
Die Offenbarung enthüllt uns in erster Linie Jesus. Es ist die Offenbarung Jesu Christi, und zwar in verschiedener Hinsicht.
Was zeigt die Offenbarung uns über Jesus? Wenn man einfach mal ein bisschen hineinschaut, wird ganz klar seine völlige Herrschaft sichtbar. Seine völlige Herrschaft sieht man nirgendwo deutlicher als hier. Wenn du zeigen willst, dass Jesus herrschen wird, dann nimm die Offenbarung und die Anbetung der Heiligen als eindeutiges Beispiel.
Was sehen wir noch? Neben seiner völligen Herrschaft sehen wir seinen Sieg über den Teufel. Dieser Sieg ist verbunden mit dem endgültigen Gericht. Enthüllt sich noch mehr über die Person Jesu in der Offenbarung? In den Sendschreiben stellt sich Jesus selbst vor.
Ja, er stellt sich vor. Gibt es Beispiele, die besonders auffallen? Natürlich ist es zu Beginn jedes Sendschreibens so, dass er sich vorstellt – bis auf das Sendschreiben, in dem er als derjenige beschrieben wird, der die Sterne in seiner Hand hält und zwischen den Leuchtern steht.
Wir könnten die Sendschreiben durchgehen und bei jedem überlegen, wie er sich darstellt und was das über unser Verständnis von Jesus bedeutet. Dabei merken wir, dass wir jemanden brauchen, der den Schleier wegreißt, der etwas enthüllt und uns etwas über ihn zeigt.
Das passiert in der Offenbarung, in den Sendschreiben und durch die ganze Offenbarung hindurch bis zum Schluss. Jesus ist derjenige, der die Geschichte in seiner Hand hält. Niemand ist würdig, das Buch zu öffnen – niemand außer ihm. Er ist das Lamm auf dem Thron, der Geborene, der im Himmel entrückt wird (Offenbarung 12). Er ist der, der wiederkommt (Offenbarung 19). Er ist der, der das Gericht hält – und so weiter.
Das Buch strotzt nur so von Enthüllungen über Jesus. Und zwar nicht im willkürlichen Sinn wie manche Enthüllungsromane, sondern es zeigt uns ganz klar: Wer ist dieser Jesus von Nazareth?
Doch es ist natürlich noch mehr. Zum einen ist es eine Enthüllung Jesu selbst. Es zeigt uns, wer er ist, dass er allein würdig ist, Anbetung zu empfangen, dass er allein das Recht hat zu herrschen, dass er herrschen wird und das Recht hat zu richten – und letztlich sogar die Verpflichtung hat zu richten.
Das ist die andere Seite: Die Offenbarung Jesu Christi macht uns nicht nur deutlich, wer Jesus ist, sondern sie ist auch eine Offenbarung Jesu an uns, in der er uns Dinge zeigt.
Ich habe drei Bereiche herausgenommen, drei Themen, die die Offenbarung uns über diese Welt enthüllt – Dinge, die wir sonst nicht wissen könnten. Wenn wir nur die Geschichtsbücher nehmen, die uns zur Verfügung stehen, in die Bibliothek gehen und uns anschauen, was die Wissenschaft über diese Welt sagt, würden wir die Welt niemals so beschreiben, wie es hier geschieht.
Das erste Thema ist die Frage: Wer ist der Mensch? Die Offenbarung zeigt uns sehr viel über den Menschen. Sie offenbart, wo die eigentlichen Triebfedern des Menschen liegen. Was steckt hinter seinem Handeln und Tun in dieser Welt? Es zeigt uns einen Vergleich zwischen dem unerlösten Menschen, der Gott nicht kennt und sich ihm widersetzt, und dem erlösten Menschen. Dieses Buch macht den Unterschied zwischen diesen beiden Menschentypen sehr deutlich.
Es zeigt uns die Zukunft des Erlösten und ebenso die Zukunft des Unerlösten – und zwar in einer Tiefe und Endgültigkeit, die beeindruckend ist. Natürlich wissen wir einiges aus den Predigten Jesu, aber hier wird uns noch einmal vor Augen geführt, wenn er seine Weherufe hat und die Menschen vor der Hölle warnt. Diese wird hier beschrieben. Es ist klar: Es gibt kein Zurück, das ist wirklich ernst. Wer an dieser Stelle sagt, das glaube ich nicht, dem ist kaum noch zu helfen, denn deutlicher kann man die Dinge kaum ausdrücken.
Die Offenbarung zeigt uns auch die Verbindung des Menschen, des abgefallenen Menschen, zum Antichristen, dem endgültigen Widersacher Gottes. Wie sich alles verbündet, eine Einheit bildet und sich dann komplett gegen Gott stellt.
Ein zweites Thema, das uns die Offenbarung wirklich enthüllt, ist: Was steckt eigentlich hinter der Geschichte? Ist euch das mal aufgefallen? Du liest Geschichtsbücher und denkst dir: Ja, Wahnsinn! Da ist Napoleon, dann gab es dieses und jenes, und philosophische Entwicklungen kamen hinzu. Aber stell dir mal vor, du sitzt im Geschichtsunterricht und sagst: Die Geschichte ist ganz einfach. Da sitzt einer auf dem Thron und sagt seinen Engeln, sie sollen Gerichts-Schalen ausschütten. Dann gibt es Krieg. So entsteht Krieg.
Das klingt verrückt, oder? So entsteht doch kein Krieg, sagt man. Krieg entsteht doch, weil zwei Mächte ein Handelsembargo verhängen oder Ähnliches. Nein, die Offenbarung zeigt uns: Hinter dem Ganzen steckt der Thron Gottes. Ob wir das wahrhaben wollen oder nicht – das ist eine wichtige Enthüllung. Gott hat seine Finger im Spiel. Er steckt hinter dem Lauf der Geschichte und beeinflusst ihn.
Wusstet ihr, dass wir den Lauf der Geschichte beeinflussen können? War euch das klar? Das findet ihr in keinem Geschichtsbuch. Aber in Offenbarung 8 werdet ihr sehen – wir müssen es nicht mal lesen, ich sage es euch einfach: Die Heiligen beten, und ihre Gebete steigen zum Himmel empor. Dann macht es zack, und Gott schickt ein Gericht. Das steht in keinem Geschichtsbuch. Das muss dir erst enthüllt werden: Die Gebete der Heiligen beeinflussen die Weltgeschichte. Aber es ist so.
Ein weiterer Punkt ist der Teufel. Auch ein typisches Stammtischgespräch: „Lass uns mal über den Teufel reden.“ Doch viele unterhalten sich nicht wirklich über ihn. Wir wüssten wenig über seine Strategie und sein Ende, wenn wir die Offenbarung nicht hätten. Aber die Offenbarung reißt den Schleier weg. Sie zeigt uns genau, was für einer er ist, und offenbart viel über seine Strategie – besonders in der letzten Zeit.
Die Strategie der letzten Zeit unterscheidet sich nicht grundlegend von der, die wir heute erleben. Die Offenbarung zeigt uns, wie das, was eigentlich unsichtbar um uns herum passiert – denn wir können die Engel nicht sehen, den Teufel nicht sehen, den Thron Gottes nicht sehen – wie das Unsichtbare in unsere Gegenwart hineinwirkt. Dazu brauchen wir die Offenbarung, diese Enthüllung.
Das ist es auch, was man zum Titel sagen kann: Apokalypse, die Offenbarung zeigt uns Christus. Es wäre mir ganz wichtig, dass ihr das nie vergesst, wenn ihr sie lest. Nicht nur sensationsgierig durch die Kapitel zu gehen, um zu suchen, wo die nächste Zornschale kommt, und dann zu versuchen, die sieben Reihen miteinander zu harmonisieren, zu schauen, wo der Sprung ist und ob es irgendwo eine Lücke gibt. Das mag spannend sein, aber das ist der dritte Schritt.
Der erste Schritt ist, die Offenbarung zu lesen, um unseren Herrn besser kennenzulernen. Und dann, um diese großen Themen zu verstehen.
Deswegen lasst uns kurz überlegen, was der Zweck der Offenbarung ist. Wenn man den Zweck eines Buches nicht kennt, kann man es auf verschiedenste Weise lesen. Dabei verfehlt man jedoch immer das, was der Schreiber eigentlich sagen wollte.
Der Zweck steht in Offenbarung 1 nochmals klar: Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Der Zweck eines Buches ist oft wie ein Schlüssel in einer Tür – manchmal steckt er vorne, manchmal hinten. Sucht also immer vorne und hinten in einem Buch nach dem Zweck, dann werdet ihr ihn fast immer finden.
Es geht also darum, seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Nun stellt sich natürlich die Frage: Wozu müssen die Menschen, die Gott dienen, das wissen? Was soll das? Schließlich schreiben wir nicht die Bildzeitung, sondern ein Stück Bibel. Was ist an den zum Teil wilden Bildern und Aussagen in der Offenbarung so wichtig, dass wir als Diener Gottes das wissen müssen? Lenkt uns das nicht von unserer täglichen Arbeit ab?
Gott sieht das anders. Er betrachtet das nicht als Ablenkung. Vielmehr steckt, so denke ich, mindestens ein anderer Gedanke dahinter – vielleicht sogar ein doppelter. Es ist sowohl eine Frage der Auferbauung als auch eine Frage der Warnung für die Knechte Gottes.
Kommen wir zum Thema Auferbauung. Die Offenbarung zeigt uns als denen, die Gott dienen, wohin alles führt. Sie offenbart, wie die Zukunft aussehen wird. Ich denke, dass Menschen wie Paulus eine Vorstellung davon hatten, auch ohne die Offenbarung zu kennen.
Im zweiten Korintherbrief schreibt Paulus vom „schnell vorübergehenden Leichten der Drangsal“. Das klingt schön: das schnell vorübergehende Leichte der Drangsal. Wer jedoch Paulus’ Drangsale kennt, weiß, dass nichts davon leicht war, und schon gar nicht schnell vorübergehend. Trotzdem sieht er es so, denn dieses schnell vorübergehende Leichte der Drangsal bewirkt für uns ein überaus reiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit.
Genau das lesen wir auch in der Offenbarung am Ende. Wenn Johannes die Worte ausgehen und er von der Stadt spricht – mit ihren Toren, die aus Perlen sind, und Gott mitten unter den Menschen – dann sehen wir Gottes Gegenwart unter den Menschen. Das erinnert an das Alte Testament, wo die Bundeslade in der Mitte des Volkes war. Nun ist das in endgültiger Vollendung: Gott lebt mitten unter den Menschen.
Es gibt einen direkten Zugang für jedermann, und die Sünde ist verschwunden. An anderer Stelle schreibt Paulus dasselbe noch einmal. Ich denke, er hatte diese Vorstellung von der unglaublichen Herrlichkeit, die jeden einzelnen Christen erwartet. Denn er sagt, die Leiden der jetzigen Zeit sind nicht ins Gewicht fallend im Vergleich zu der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Wir hier, die wir jetzt sitzen, erleben noch nicht die Leiden, die Paulus durchmachte. Aber er sagt: Egal, was ich durchmache, das, was kommt, ist viel herrlicher. In diesem Sinne ist die Offenbarung, weil sie uns unser Ziel klarer zeigt als das, was Paulus schreibt, wirklich eine Auferbauung. Sie offenbart uns etwas über die Herrlichkeit der Christen.
Aber das geht natürlich jetzt auch in die andere Richtung los, der Schuss. Wenn ich das Ziel sehe, für das Gott mich gemacht hat, dann hat das natürlich auch etwas mit einer Warnung zu tun. Nämlich die Warnung, dass mein Leben hier und jetzt nicht an diesem Ziel vorbeigeht. Logisch, oder?
Ich kann nicht jemandem ein Ziel zeigen, sei es nun ein Berufsziel oder ein Schulabschluss, und mich dann darüber freuen, wenn er mit seinem Leben an dem guten, besten Ziel vorbeischrammt. Das wäre Quatsch.
Wenn Gott uns das Ziel der Heilsgeschichte so deutlich zeigt, das, worauf es hinausläuft, dann leitet sich für uns daraus eigentlich zwingend ab, dass wir in unserem Leben genau dieses Ziel in der Herrlichkeit anstreben sollen. Dann kann es eigentlich nicht sein, dass wir in unserem Leben einem anderen Ziel nachjagen.
Es kann nicht sein, dass wir in unserem Leben ein anderes Ziel verfolgen oder dass wir Schätze auf dieser Erde sammeln. Es geht darum, Schätze im Himmel zu sammeln, weil wir ja schon gesehen haben, dass alles, was auf dieser Erde ist, nicht bestehen bleibt. Es wird eine neue Erde und einen neuen Himmel geben.
Was soll ich mir also für Schätze hier sammeln? Das wäre eigentlich ganz logisch. Dann sollte ich mit dieser Welt auch gar nicht so viel zu tun haben, denn die Offenbarung zeigt mir doch, was das Ziel dieser Welt ist.
Die Offenbarung zeigt mir ganz genau, dass diese Welt nur eins im Sinn hat: Sie möchte gottlos sein, sie möchte gegen Gott arbeiten. Wenn ihr die Offenbarung lest, stellt ihr fest, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die ständig unterdrückt wird – das sind die Heiligen. Es geht ständig gegen die Heiligen.
Wir merken, die Offenbarung zwingt uns zur Entscheidung: Wie lebe ich in dieser Welt? Will ich mich von dieser Welt beherrschen und irgendwie von diesem System gefangen nehmen lassen? Oder sollte ich nicht, wenn ich einmal verstanden habe, wie diese Welt ist – nämlich voll gegen Gott –, und wenn ich auf der anderen Seite auch in der Offenbarung gelesen habe, wie sehr Gott gegen diese Welt ist, wie sehr ihm diese Welt leid tut, dass er ihr nur Gericht bringen kann oder bringen muss, weil sie sich so weit von ihm entfremdet hat, dann kann ich mit dieser Welt nichts zu tun haben.
Dann kann diese Welt für mich keinen Reiz haben, weil Gott sagt, diese Welt verdient Gericht. Die Konsequenz für mein Leben ist Absonderung: nichts mit ihr zu tun haben wollen, sie nicht zu lieben, nicht auf ihre Verführungen einzugehen und mich nicht von dem irgendwie gefangen nehmen lassen, was diese Welt meint, mir geben zu können.
Warum? Weil ich klar sehe, weil ich verstanden habe, dass diese Welt gegen Gott ist. Ich kann einfach nicht mit einer Welt paktieren, die Gott zuwider ist. Das geht eigentlich nicht – es sei denn, ich habe nicht verstanden, was die Offenbarung mir sagen will.
Und ich meine, es sei noch irgendetwas Gutes in dieser Welt. Der Zweck der Offenbarung ist, uns zu zeigen, was bald geschehen muss, damit wir sehen, wo es hingeht, das Ziel erkennen und auf der anderen Seite aus dem Ziel einen Lebensstil ableiten, der diesem Ziel auch entspricht.
Das wäre so ein Stückchen Zweck der Offenbarung. Es geht nicht darum, dass wir Chronologie spielen und irgendwo in wilden Phantasien ergehen, was dieses Symbol noch bedeuten könnte. Es geht darum, dass wir uns warnen lassen.
Die Empfänger des Briefes sind eindeutig: Es sind die Knechte Christi, also die Menschen, die ihm dienen. Dazu bedarf es kaum weiterer Worte.
Ein wenig mehr möchte ich jedoch zur Verheißung des Buches sagen. Ihr hattet das als Aufgabe, ich weiß nicht, wie viele sich damit beschäftigt haben. Wir können das gemeinsam noch einmal durchgehen. Es gibt nämlich eine Verheißung in Vers 3, die man sonst bei keinem Buch findet.
In Offenbarung 1,3 heißt es: „Glückselig, der liest und die Worte der Weissagung hört und bewahrt, was in ihr geschrieben ist.“ Glückselig oder überglücklich – das ist eine Verheißung, etwas Gutes. Das kennen wir auch aus den Psalmen, und das Prinzip ist dasselbe. Zum Beispiel in Psalm 1,1, den manche vielleicht auswendig können, heißt es: „Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt.“
Nun stellt sich die Frage: Was soll dieser Mensch tun? Sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz sinnt er Tag und Nacht. Glück, das kann man aus Psalm 1 lernen, oder auch hier aus Offenbarung 1: Glück fängt da an, wo ein Mensch auf Gottes Wort hört.
Genau an dieser Stelle hat aber auch das Unglück begonnen – nämlich dort, wo der Mensch nicht gehört hat. Das ist in 1. Mose 2 und 3 beschrieben. Dort hat er nicht gehört, nicht darüber nachgedacht und sich verführen lassen.
Aber hier ist Psalm 1 und Offenbarung 1: Glücklich oder glückselig ist, wer liest und die Worte der Weissagung hört. Wenn wir uns nun kurz anschauen, wer in der Offenbarung sonst noch als glücklich bezeichnet wird, dann tauchen einige Dinge auf, die uns zunächst gar nicht glücklich machen würden. Wir würden fragen: Warum ist das glücklich?
Ich denke, das liegt daran, dass wir oft ein falsches Verständnis von Glück haben. Wir bezeichnen oft Dinge als Glück, von denen Gott sagt: Lass nur die Finger davon, hau das aus deinem Leben raus, das hat da überhaupt nichts zu suchen. Sei froh, wenn es nicht kommt.
Schauen wir uns daher ein paar Stellen an. Offenbarung 14,13 ist die nächste und fast schon krasseste Stelle, doch sie zeigt uns etwas über wahres Glück. Dort heißt es: „Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Schreibe, glückselig die Toten, die von jetzt an im Herrn sterben! Ja, spricht der Geist, damit sie ruhen von ihren Mühen, denn ihre Werke folgen ihnen nach.“
Merkt ihr etwas? Diese Menschen sind glücklich mit ihrem Tod. Sie finden ihr Glück – aber nicht auf dieser Welt. Denn auf dieser Welt war ihr Leben geprägt von Mühen, wahrscheinlich auch von Verfolgung, Schwierigkeiten und Problemen.
Doch es gibt ein Glück für den Menschen – aber nicht auf dieser Welt. Es gibt ein Glück in der Ewigkeit, wo unsere Werke uns nachfolgen, wo unsere Schätze, die wir auf der Erde für den Himmel gesammelt haben, für uns aufbewahrt sind und wo das, was wir hier Gutes getan haben, uns in Ewigkeit zugutekommt.
Wahres Glück fängt also an, wie wir gesagt haben, beim Hören auf Gottes Wort und dann, wenn wir verstehen, dass das Ziel unseres Glücks weit besser ist: beim Herrn zu sein als hier auf der Erde.
Der nächste Vers, Offenbarung 16,15, ist etwas ganz Bekanntes und hier eingestreut: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt umhergehe und man nicht seine Schande sehe.“
Glück gehört dem, der wachsam ist, der sein Leben so führt, dass er jederzeit bereit ist. Das bedeutet, er hat keine Zeiten, in denen er faul wird, in denen Gott ihn nicht interessiert oder in denen er Sünde duldet. Das ist nämlich das Gegenteil vom Bewahren der Kleider. Wer lasch wird und sagt: „Jetzt ist es auch mal egal, jetzt lebe ich mal eine Weile, wie ich will“, ist nicht glücklich.
Glücklich heißt, wachsam zu sein und sein Leben so zu führen, dass jederzeit Jesus wiederkommen könnte. Das ist die Auslegung für uns: Jederzeit könnte Jesus wiederkommen, und ich kann sagen, bis zum jetzigen Moment habe ich all das getan, was mir als Aufgabe gezeigt wurde. Ich war nicht faul, nicht nachlässig, sondern treu.
Wir hatten gerade ein Gemeindeleiter-Wochenende. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie schwierig es ist, für verschiedenste Arbeiten Leute zu finden, die sagen: Ja, ich mache das langfristig, ich mache das treu. Das ist in allen Gemeinden ein Problem.
Ich sage das hier ganz anerkennend: Wir sind als Gemeindeleitung ungeheuer dankbar, dass bei uns so viele mitarbeiten. Das ist wirklich schön und macht uns vieles leichter. Aber nach wie vor gilt, was Paulus den Korinthern schreibt: Übrigens sucht man hier in den Verwaltern, dass einer treu erfunden werde. Diese Leute sind Mangelware und bleiben Mangelware.
Offenbarung 19,9 nennt noch etwas, das glückselig ist. Nicht nur die, die auf Gottes Wort hören, nicht nur die, die bereit sind, auf dieser Erde Mühsal zu erleiden und sich letztlich auf ihren Tod und den Himmel freuen, nicht nur die, die wachsam sind.
Jetzt kommt Offenbarung 19,9: „Und er spricht zu mir: Schreibe, glückselig die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes.“ Das ist das Entscheidende: Dass wir bei dieser Feier dabei sind.
Glückseligkeit hat etwas damit zu tun, dass man zur richtigen Feier eingeladen ist. Du kannst auf dieser Erde zu allen möglichen Feiern eingeladen sein, aber am Ende wird dich das nicht glücklich machen, wenn du nicht bei dieser Feier dabei bist.
Ein ähnlicher Gedanke findet sich in Offenbarung 20,6: „Glückselig und heilig ist, wer teilhat an der ersten Auferstehung.“ Das ist die Auferstehung, die uns zu Gott führt, nicht die vor dem großen weißen Thron, wo wir nach unseren Werken gerichtet werden, sondern die, die uns zu Christus führt, in seine Herrlichkeit und Gemeinschaft.
Abschließend in Offenbarung 22,7 und 14 heißt es: „Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt.“ Dann merken wir, dieses Buch hat wirklich Gewicht. Zweimal wird gesagt: Lies genau, hör hin und verstehe, was dieses Buch über Jesus und weitere Themen zu sagen hat.
In Vers 14 heißt es: „Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Anrecht haben am Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt hineingehen.“ Das verstehen wir wieder: Glückselig sind die Menschen, die rein sind. Und wir wissen, wie man rein wird.
Waschen bedeutet hier nicht, dass wir möglichst viele gute Werke tun und damit etwas wegwaschen. Nein, waschen heißt, dass wir umkehren und uns reinigen lassen von dem, der gesagt hat: Kommt her zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben, ich werde euch Leben geben. Das ist die Aussage Jesu.
Wenn wir all das durchlesen, wer da glücklich ist, stellen wir fest: Es ist nicht der Reiche, es ist nicht der, der in dieser Welt hohes Ansehen hat.
Nein, es sind Menschen, die auf dieser Erde oft nur Probleme haben, für die es besser ist, wenn sie tot sind als lebendig. Es sind Menschen, die sich auf eine Hochzeit freuen, die noch keiner sehen kann. Es sind Menschen, die wachsam sind, ständig auf der Hut, wie sie ihrem Herrn noch dienen können.
Das hat mit dem Glück dieser Welt gar nichts zu tun. Diese Welt versteht das nicht.
Das war die Verheißung.
Dann ist etwas über die Dringlichkeit zu sagen. Das Buch der Offenbarung spricht von Dringlichkeit, auch gleich am Anfang. Dort heißt es am Ende von Vers 3: „Denn die Zeit ist nahe.“
Jetzt könnte man sagen: Na ja, so ganz nah kann es ja doch nicht sein, weil es schon einige Zeit her ist, dass Johannes das geschrieben hat. Aber diese Auslegung wäre Unsinn, denn darum geht es ihm gar nicht.
Worum es Johannes an dieser Stelle wirklich geht, ist deutlich zu machen, dass hinter dem, was er schreibt, eine Dringlichkeit steckt. Etwas, das wir jederzeit erwarten können und das ein wenig mit der Wachsamkeit korreliert.
Gott will uns nicht sagen: „Ihr habt noch dreitausend Jahre Zeit, macht euch keinen Stress.“ Darum ging es ihm nie. Worum es ihm geht, ist, dass er sagt: „Hör zu, du weißt weder Tag noch Stunde, du weißt nicht, wann das hier vorbei ist. Lebe in dieser Naherwartung.“
Es ist wirklich nahe. Du weißt nicht wann, aber es ist nahe. Das hält die Spannung wach und bringt die Menschen dazu, in der Gegenwart nicht lax zu werden.
Interessanterweise gibt es eine Zeit in der Offenbarung, in der Tage gezählt werden. Ist euch das aufgefallen? Auf der einen Seite wird gesagt, es sei nahe, und wenn man noch den 1. Thessalonicherbrief hinzunimmt, weiß man, dass niemand Tag oder Stunde kennt, wann der Herr wiederkommt.
Und dennoch gibt es eine Phase in der Offenbarung, in der Tage gezählt werden. Das ist merkwürdig, denn wenn Tage gezählt werden, weiß man ja, wie lange es noch dauert. Man muss nur rechnen.
Man kann zum Beispiel Daniel 7 oder Daniel 9 dazu nehmen; dort sind die Tage ebenfalls genannt. Das ist einer der Gründe, warum ich persönlich denke, dass die Offenbarung schon lehrt, dass die Gemeinde, bevor das alles zählbar wird, auch weg sein wird.
Was haben wir noch? Es sind Worte der Weissagung. Dazu möchte ich noch etwas zur Auslegung und zum sprachlichen Charakter sagen. Es sind Worte der Weissagung, immer noch in Vers 3: Glückselig ist, der liest, und die hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist.
Die Offenbarung ist das einzige Buch im Neuen Testament, das als prophetisches Buch gilt. Im Alten Testament gibt es grob diese Dreiteilung: die Geschichtsbücher, die poetischen Bücher und die prophetischen Bücher. Im Neuen Testament haben wir ebenfalls eine Dreiteilung.
Wir haben die Evangelien, die Briefe – also sagen wir mal die Evangelien plus die Apostelgeschichte, die sozusagen die Beschreibung, die Biografie, die Geschichte darstellen. Das ist analog zu den Büchern im Alten Testament von 1. Mose bis Esther. Dann haben wir keine prophetischen Bücher, sondern die Briefe, also Lehrbriefe als großen Komplex, angefangen vom Römerbrief bis zum Judasbrief. Und dann haben wir noch ein prophetisches Buch: die Offenbarung.
Das Interessante ist, wenn man Offenbarung 1, Vers 3 liest – nein, das ist weiter vorne, Entschuldigung, es ist Offenbarung 1, Vers 1: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.“
Das Wort „zeigen“, das hier im Grundtext steht, bedeutet „durch Symbole oder durch Zeichen anzeigen“. Das überrascht uns jetzt nicht sonderlich, denn wir wissen ja ungefähr, was in der Offenbarung auf uns zukommt. Aber es ist wichtig für die Auslegung.
Das heißt, die Offenbarung ist den Knechten gegeben, um durch Zeichen oder Symbole etwas anzuzeigen. Wenn wir die Offenbarung lesen, müssen wir da aufpassen. Johannes sieht Gesichte, also er sieht etwas, was er kaum beschreiben kann.
Jetzt verwendet er eine Symbolsprache. Er deutet oder zeigt uns durch Zeichen, durch Symbole, was er gesehen hat. Die Symbole sind nicht das, was er gesehen hat, sondern er benutzt Symbole, um etwas zu beschreiben, was er gesehen hat.
Ich bringe dazu ein Beispiel: Offenbarung 9, meine Heuschrecken und meine Helikopter. Dort heißt es in Vers 3: „Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde, und es wurde ihnen Macht gegeben, wie die Skorpione der Erde Macht haben.“
Es gibt Leute, die sagen, diese Heuschrecken sind Helikopter, weil Johannes da etwas gesehen hat, das er nicht beschreiben konnte, und deshalb etwas nahm, das ähnlich aussieht. Er schreibt dann anstelle von Helikoptern Heuschrecken. Beide können fliegen, und vielleicht sind beide vorne rund, könnte man sagen.
Aber Offenbarung 1, Vers 3 sagt uns, dass die Offenbarung Jesu Christi seinen Knechten gegeben ist, um durch Symbole zu zeigen, was bald geschehen wird. Wenn wir die Offenbarung richtig auslegen wollen, dürfen wir hinter den Figuren nicht irgendetwas vermuten.
Sonst müssten wir auch sagen, dass der Abgrund, aus dem die Helikopter aufsteigen, vielleicht ein unterirdischer Bunker wäre. Dann müssten wir weiter überlegen, ob der Stern, der hier auf die Erde gefallen ist, wirklich ein Stern ist. Dann hätten wir ein echtes Problem, denn das passiert nämlich nur einmal, dann ist hier alles aus.
Stattdessen ist es wichtig, dass man versteht, dass das ein Symbol ist – die Heuschrecke als Symbol. Der nächste Punkt ist, dass ich jetzt ins Alte Testament springe und überlege, wofür Heuschrecke ein Symbol ist. Was bedeutet das?
Das heißt, ich entschlüssele eine Symbolsprache und versuche nicht, die Symbole mit modernen Gegenständen zu belegen, die mir gerade bekannt vorkommen und die Johannes natürlich auch nicht kennen konnte.
Das war mir noch ganz wichtig, sonst kommen wir wirklich auf die Idee, dass die Sterne, die auf die Erde fallen, alles pulverisieren.
Ein letzter Punkt noch: Wenn ihr die Offenbarung lest, schimmert zwischen den Zeilen etwas durch, das wir aus Habakuk 3 kennen. Schauen wir uns Habakuk 3 einmal genauer an. Es ist eine Eigenart Gottes, die wir nur schätzen können.
Wenn ihr Habakuk 3 sucht, lese ich euch noch etwas anderes vor. In Römer 2 heißt es: „Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?“ Gott ist ein langmütiger Gott.
Carsten und ich waren auf einer Konferenz, und ein Satz, der mir von MacArthur besonders im Gedächtnis geblieben ist, lautet: „Wenn wir uns fragen, warum Gott es hier zulässt, dann muss die Frage lauten: Warum tötet Gott nicht auf der Stelle jeden Menschen?“ Das ist die eigentliche Frage – nicht „Warum lässt Gott Leid zu?“, sondern „Warum tötet Gott nicht sofort jeden Menschen?“
Die Antwort darauf ist: Er ist langmütig und möchte, dass jeder Mensch die Chance hat, umzukehren. Er ist es, der all das erträgt. Er schaut sich den Dreck an, erlebt, wie seine Schöpfung in den Dreck getreten wird. Genau das steht auch in Römer 2,4: Gottes Güte leitet uns zur Buße.
Er lässt den Reichtum seiner Gütigkeit, Geduld und Langmut auf diese Erde kommen. Ohne diese Geduld hätten wir keine Erklärung dafür, warum Gott sich das überhaupt ansieht.
In Habakuk 3, Vers 2 am Ende heißt es: „Im Zorn gedenke des Erbarmens.“ Und Gott tut genau das. Wenn wir die Offenbarung lesen und die Gerichte der Offenbarung betrachten, sehen wir, dass mittendrin – in jedem Gericht, mit vielleicht einer Ausnahme – Erbarmen zu finden ist. Das sollte uns auffallen.
Nicht, dass wir nur die Gerichte sehen – diese sind gerecht. Aber was immer wieder durchscheint, ist das Erbarmen Gottes.
Wir wollen das ganz kurz zum Schluss anschauen. Man kann die Offenbarung verschiedenartig einteilen. Die leichteste Einteilung ergibt sich aus Vers 19 des ersten Kapitels. Dort heißt es: Schreibe nun, was du gesehen hast, was ist und was nach diesem geschehen wird.
Also eine Dreiteilung: Er schreibt, was er gesehen hat, er schreibt, was ist, und er schreibt, was nach diesem sein wird. Das ist die allereinfachste Einteilung der Offenbarung.
Man kann die Offenbarung aber noch etwas weiter einteilen. Zum Beispiel kann man sagen: Der erste Teil ist unsere Einleitung. In Kapitel 2 und Kapitel 3 sehen wir etwas, was wir als Prinzip kennen, nämlich dass das Gericht beginnt und die Offenbarung viel über Gericht spricht. Das Gericht fängt am Haus Gottes an.
Es muss immer klar sein: Wenn Gott anfängt zu richten, dann überspringt er uns nicht und sagt, die Christen können machen, was sie wollen. Das Gericht beginnt immer am Haus Gottes. Wenn ich in der Sonntagsschule oder im Kindergottesdienst meine eigenen Kinder und die anderen Kinder hätte und sie würden alle Unsinn machen, dann würde ich zuerst bei meinen eigenen Kindern durchgreifen. So macht es Gott auch. Das Gericht Gottes beginnt zuerst bei der Gemeinde.
Trotzdem, obwohl es an dieser Stelle um Gericht geht, finden wir immer wieder Verheißungen an die Überwinder. Es wird nicht nur Gericht prophezeit, sondern auch Verheißungen an die Überwinder. Dazwischen gibt es Erbarmen und Hoffnung.
Genauso wie wir es am Anfang gesehen haben, in Johannes 1,17. Johannes hört Jesus, und was macht er? Er fällt tot zu Boden, wie tot. Das ist das, was jeder Mensch vor Gott verdient. Du triffst Gott, ja, du kannst ein Johannes sein, ein Apostel sein, du kannst so viel geschrieben haben wie er im Neuen Testament, und trotzdem, wenn du ihm begegnest, fällst du wie tot vor ihm zu Boden.
Hier heißt es: Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht. Das ist wieder dieses Prinzip: Wir begegnen Jesus, und eigentlich haben wir nichts verdient. Aber er sagt: Hab keine Angst, du hast auf den Richtigen vertraut, du brauchst dich nicht zu fürchten.
Der nächste Abschnitt nach den Sendschreiben ist Kapitel 4 und Kapitel 5. Dort sehen wir den Thron Gottes und das Buch mit den Siegeln, das dann geöffnet wird. Kapitel 4 und 5 sind die Grundlage für alle Gerichte, die danach kommen. Dort wird uns der Thron vorgestellt.
Vielleicht ist euch das nicht aufgefallen: Auch hier in der Beschreibung des Throns steckt Erbarmen, und zwar an einer Stelle. Welches Symbol rund um den Thron in Kapitel 4 drückt Erbarmen aus? Der Regenbogen.
Warum drückt der Regenbogen Erbarmen aus? Wofür steht der Regenbogen? Für den Bund mit Noah und damit für das Ende einer Gerichtsphase, für einen Neuanfang. Gott weiß, wie viel Gericht genug ist. Er überzieht nicht. Das ist die Idee hinter dem Regenbogen. Er ist kein Gott, der Spaß daran hat, Gerichte einfach nur um der Grausamkeit willen durchzuziehen.
Dann haben wir diesen langen Teil von Kapitel 6 bis 16, wo es um Siegel, Posaunen und Schalen geht, in denen viel gerichtet und sehr viel zerstört wird. Auch da finden wir immer wieder zwischendurch Hoffnungsschimmer.
Zum Beispiel in Kapitel 7, wo Erlöste gezeigt werden. Mittendrin, wenn das Gericht anfängt, kommt ein Streiflicht auf erlöste Menschen. Nicht nur ein paar, sondern viele, viele Menschen sind an dieser Stelle erlöst und fallen nicht unter das Gericht.
Oder Kapitel 14 ist noch einmal so ein Blick hinein: „Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, mit ihm hundertvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben trugen.“
Also, du hast Gericht, aber mitten im Gericht finden wir Erbarmen und Errettung.
Es gibt, wie gesagt, nur eine Ausnahme. Diese Ausnahme ist im nächsten Teil, wenn dann Kapitel 17 und 18 ein System beschrieben wird, ein religiöses System, das so kaputt und verdorben ist, dass Gott es so sehr ablehnt, dass es dafür kein Erbarmen gibt.
Auch hier könnte man etwas sehen, das man als Erbarmen auslegen könnte, aber es ist eigentlich kein wirkliches Erbarmen. In Kapitel 18, Vers 4 heißt es: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und nicht von ihren Plagen empfangt.“
Das erinnert uns an Lot. Wir haben ein System, das einfach verdorben ist und vernichtet werden wird. Erbarmen gibt es nur noch in dem Sinne, dass die Leute herausgerufen werden, die nichts mehr damit zu tun haben oder nie etwas damit zu tun hatten. Sie sollen weggehen, bevor die Vernichtung kommt.
Was danach in den letzten Kapiteln, neunzehn bis zwanzig, folgt, ist das Gericht, an dem auch Erbarmen da ist. Das sehen wir daran, dass die Braut Christi da ist, die Erlösten da sind. Das Gericht tritt fast sekundär auf. Es wird zwar gerichtet, aber im Vordergrund steht die Freude.
In Kapitel 21 und 22 herrscht dann nur noch Freude.
So kann man die Offenbarung lesen und sagen: Da wird viel gerichtet. Aber man kann die Offenbarung genauso gut lesen und sagen: Gott richtet gerecht, und es war nötig. Zwischendrin ist er der Gott, der sich nie selbst verleugnet hat, der auf mich gewartet hat, der die Güte und Langmut hatte, mich zu erretten und der auch in dieser Zeit es immer noch schafft, Menschen zu gewinnen.
Ich bin nicht darauf eingegangen, dass die Offenbarung uns darüber schreibt, dass ein Engel das ewige Evangelium verkündet, damit die Leute noch einmal eine Chance bekommen. Auch habe ich nicht über die Zeugen gesprochen, die Gott noch einmal einsetzt, damit ganz klar wird, wer er ist.
Ich finde es faszinierend, dass Gott sich all das bieten lässt, was die Offenbarung beschreibt. Das zeigt uns sehr viel über seinen Charakter, denn er ist wirklich ein anbetungswürdiger Gott.
Wenn wir die Offenbarung mit dieser Perspektive lesen, dann führt sie uns nicht dazu, fantastisch über Dinge nachzudenken, die für unser geistliches Leben wenig bringen. Stattdessen führt sie uns in die Anbetung. Und dann passiert, was eigentlich passieren soll.
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