Einführung in das Fest und die Verheißung Jesu
Unser Predigttext steht im Johannesevangelium, Kapitel 7, Verse 37 bis 39. Jesus war auf dem Fest in Jerusalem, dem Laubhüttenfest, dem größten Fest Israels, das am Ende der Ernte gefeiert wurde.
Am letzten und herrlichsten Tag des Festes trat Jesus hervor, rief laut und sprach: „Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke!“ Er sagte weiter: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Jesus meinte damit den Geist, den diejenigen empfangen sollten, die an ihn glauben. Denn der Geist war zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben, da Jesus noch nicht verherrlicht war.
Herr, wir danken dir, dass du uns jetzt deinen Geist geben willst. Amen!
Risiko und Vertrauen im Leben
Heute Nachmittag wird in Monaco ein großes Autorennen stattfinden. In der Fachwelt gab es eine lebhafte Diskussion darüber, ob es sinnvoll ist, dieses Rennen durchzuführen, besonders nachdem vor kurzem auf einem Straßenkurs in Barcelona ein so schrecklicher Unfall passiert ist.
Gestern las ich in der Zeitung, dass einer der Rennfahrer sagte: „Diese Strecke in Monte Carlo bettelt geradezu um Unfälle, sie fordert Unfälle direkt heraus.“ Warum wird das Rennen dann trotzdem gefahren? Die Rennfahrer lächeln und antworten: „Das ist der Reiz. Wir schätzen das Risiko, wir lieben es. Das macht es erst interessant. Es gibt kaum prickelndere, schwierigere Kurse zu fahren.“
Nicht nur die Autorennfahrer handeln so. Denken Sie zum Beispiel an die Astronauten und das Risiko, das sie einkalkulieren müssen. Wenn sie sich von ihrer Frau verabschieden, wissen sie nicht, ob sie zurückkehren oder zeitlebens krank bleiben werden. Wie dieses Abenteuer ausgeht, ist ungewiss.
Wir kennen das aus vielen technischen Bereichen. Die Testpiloten, die ein neu konstruiertes Flugzeug einfliegen müssen, sind ebenso Risikofreudige. Überall in unserer Welt gibt es Menschen, die das Risiko lieben.
In den letzten fünf Sonntagen haben wir über den Zweifel gesprochen. Dabei haben wir festgestellt, dass viele von uns sagen: „Ich kann mich nicht über meine Zweifel hinwegsetzen, ich kann das nicht riskieren.“ Doch das stimmt nicht ganz. In unserer Welt riskieren wir sehr viel, und Menschen sind oft sehr risikofreudig. Nur beim Glauben sind wir überängstlich, als ob es dort ein Risiko gäbe.
Dabei ist das Risiko, heute Nachmittag eine kleine Spazierfahrt mit Ihrem Ford, VW oder einem anderen Auto zu machen, größer als das Risiko, Jesus und seinem Wort zu vertrauen und ihm zu glauben. Im Auto kann jederzeit eine Panne auftreten. Bei Jesus gibt es das nicht – dafür hat er sein Wort gegeben.
Zweifel als Gefahr und die Bedeutung der Wahrheit
Und nun verstehen Sie, warum Zweifel in unserem Leben so gefährlich sind, wenn wir sagen: „Ich kann nicht, ich kann nicht.“
Es ist nicht aus der Luft gegriffen, was ich sagte. Ich habe ein Wort von Karl Friedrich von Weizsäcker gefunden, dem Philosophen und Physiker. Er sagte einmal im Jahr 1961 über die Christen:
„Die Christen bewahren die einzige Wahrheit, die tiefer reicht als die Wahrheit der Wissenschaft, auf der das Atomzeitalter beruht. Sie bewahren ein Wissen vom Menschen, das tiefer reicht als die ganze Rationalität der Neuzeit.“
Im Glauben geht es um ein Wissen. Im Glauben geht es um eine Wahrheit. Im Glauben geht es um eine Gewissheit, die noch viel größer ist als all die anderen Sicherheiten dieser Welt – und diese brauchen wir.
Es kann gar nicht darum gehen, dass wir unseren Glauben an die Zeitströmungen anpassen. Vielmehr kann es darum gehen, dass heute von unserem Glauben neue Strömungen ausgehen, die unsere unsichere und schwierige Zeit prägen.
Diese Strömungen können uns in unserer Zeit eine Linie geben, nach der wir uns richten können.
Gliederung der Predigt: Drei zentrale Themen
Ich möchte das, was ich zu diesem Wort Jesu sagen möchte, neu gliedern, damit wir es besser behalten können. Dazu fasse ich es in drei Themen zusammen.
Zuerst müssen unsere Fragen abgehandelt werden.
1. Unsere Fragen müssen abgehandelt werden
Unsere Fragen müssen abgehandelt werden. Es geht nicht darum, dass jemand sagt: „Meine Zweifel werden nicht ernst genommen.“ Ich weiß, dass einige das nach der Predigt wieder sagen werden. Deshalb ist mein erster Punkt ganz klar: Fragen und Zweifel müssen herauskommen, sie müssen ausgesprochen werden. Sie haben das Recht, auf dem Tisch zu liegen, denn wir alle sind vom Zweifel geplagt und haben unsere Fragen.
Es geht in dieser Welt darum, was eigentlich wahr ist, was gültig ist und ob das stimmt. Keine Konfirmandenstunde beginnt ohne die Aussage, dass es euer Recht ist, nachzufragen. Es gibt so viele Stimmen, die auf euch junge Menschen einreden und sagen: „Glaubt das, glaubt das, nehmt das an, überzeugt euch davon.“ Aber wo soll man sich da noch orientieren? Was ist wahr? Wer hat Recht?
Unsere ganze Welt ist voll von verschiedenen Meinungen. Es gibt unterschiedliche Ideologien, verschiedene Wirtschaftssysteme und politische Ansichten, die alle miteinander unvereinbar sind. Dabei geht es nicht darum, von jedem etwas herauszunehmen und zu sagen, irgendwo in der Mitte liegt die Wahrheit. Ich muss doch wissen, was wahr ist.
Deshalb ist es auch nicht ausreichend, nur im Glauben zu zweifeln. Man muss alles bezweifeln, überall nachfragen und alles in Zweifel ziehen – das Geld, die Wirtschaftsordnung, die politischen Verhältnisse und alles, was sonst noch auf mich einwirkt in der Welt.
Ich bin froh, dass Jesus in dieser ganzen Grundsätzlichkeit die Zweifel aufgenommen hat. Jesus ist dafür da, dass man radikal nachfragt, alles prüft, abwägt und kritisch untersucht. Es ist nicht wahr, dass man seine Zweifel verdrängen muss. Vielmehr müssen sie herauskommen. Wir müssen wissen: Was ist wahr? Was ist gültig?
2. Die Bedeutung des Laubhüttenfestes und Jesu Einladung
Das muss ein erschütternder Augenblick für die vielen Besucher gewesen sein – die vielen Zehntausenden, die beim Laubhüttenfest versammelt waren –, als Jesus mit dieser kritischen Frage herausrückte.
Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, was sich am letzten Tag, dem herrlichsten Tag des Laubhüttenfestes, zugetragen hat. Am Abend zuvor saßen die musizierenden Leviten auf der Treppe des Vorhofs, dort, wo es zum Frauenvorhof hinuntergeht. Sie musizierten, während oben im Fackelschein die Leute in frommer Ekstase tanzten und Fackeln schwangen.
Als endlich der Morgen anbrach, zogen die Priester in einer Prozession zum Osttor des Tempels. Sie riefen: „Unsere Väter beteten die Sonne an, wir aber beten den Herrn an.“ Dann sangen sie Psalm 118. In einer großen Prozession, festlich gekleidet und begleitet von Trompetenstößen, zog die ganze Schar der Gläubigen hinunter zur Siloah-Quelle.
Einer der Priester füllte dort eine goldene Kanne mit Wasser. Psalmensingend trugen sie das Wasser wieder nach oben. Oben wurde es in zwei Schalen an der Westseite des Brandopferaltars gegossen. Dieses Wasser floss in der aufgehenden Hitze des siebten Festtages, nachdem sieben Tage ununterbrochen gefeiert und gefestet worden waren.
Dann jauchzte das Volk noch einmal auf und schwang seine Palmzweige. Danach wurde es still. In diese Stille hinein rief Jesus: „Wenn jemand noch Durst hat, der komme zu mir und trinke.“
Es geht nicht darum, sich im Leben zu berauschen oder nur Gefühle der Befriedigung zu suchen. Jesus stellt diese grundsätzliche Frage: „Hast du in deinem Leben Glück, Befriedigung, Genuss, Freude gefunden – hast du das oder hast du es nicht?“
Diese grundsätzliche Zweifelsfrage ist nicht nur ein gelegentliches Fragezeichen im Glauben oder das Staunen über ein Wunder. Sie fragt kritisch nach: Was gilt denn eigentlich? Worauf verlasst ihr euch? Worauf könnt ihr euch stützen? Was ist wahr?
Vielleicht denkt mancher, im Glauben dürfe man nicht so direkt und handfest nach Befriedigung, Glück, Genuss oder Freude fragen. Aber das sollten wir nicht nur den Blättern überlassen, die an Kiosken unsere Illustrierten auslegen und von Lust und Befriedigung sprechen.
Jesus hat genau das angeboten. Er sagte, dass er gekommen ist, um Leben und volle Befriedigung zu schenken. Er will ein erfülltes Leben geben – mehr als alles andere in der Welt. Er bietet allen Menschen an: „Fragt doch mal kritisch nach, prüft, wo ihr satt werdet, was euch befriedigt, was euch glücklich macht. Wo werdet ihr satt? Bitte nehmt doch dort! Ich biete an, volle Befriedigung zu geben, volle Erfüllung, satt zu werden.“
Heute ist es eine Sache der Werbung, Genuss ohne Reue zu versprechen: „Rauch, staune, gute Laune“ oder andere große Sprüche. Jesus sagt: „Bitte, nimm doch!“
Wie fühlst du dich, wenn du all die Werbesprüche heute hörst? Ich wollte nur kurz ein paar Beispiele aus dem Werbefernsehen vor uns vorbeiziehen lassen, wo es heißt: „Genuss für festliche Stunden – nimm es doch, mach dich alkoholisch satt.“ Macht das dich satt? Befriedigt es dich? Macht es dich glücklich?
Du kannst einsetzen, was du an Befriedigung hast: ein erfülltes Leben, viel Arbeit, bis weit in den Feierabend beschäftigt sein. Aber macht das dich satt? Befriedigt es dich? Macht es dich glücklich?
Und was ist dann, wenn du alt wirst, wenn die Pensionierung kommt, wenn du stirbst? Was hast du dann? Bist du befriedigt? Hast du etwas?
Diese Frage muss kritisch gestellt werden. Es muss gezweifelt werden. Es muss gefragt werden: Worauf kann man sich denn noch verlassen? Worauf kann man sich noch gründen?
Kommen wir zum Zweiten: Nur gewisses hilft, nur gewisses hilft wirklich.
3. Nur Gewisses hilft
Es gibt viele Menschen, die ihre Zweifel im Glauben darauf gründen, dass sie sagen: Der Glaube ist für mich gar nicht fassbar. Er ist irgendwo ein Herumspinnen in der Luft.
Man weiß doch, dass Karl Marx sich nie ernsthaft mit dem Glauben beschäftigt hat. Er hat nie ernsthaft die Wahrheit des Glaubens getestet. Er redet vom Opium, weil er es nie richtig prüfen wollte. Ebenso Jung, Freud und wie sie alle hießen, die die Religion und den Glauben verketzert haben.
Vielleicht kannten sie den Glauben aus der Erscheinung mancher Kranker, die zu ihnen ins Sprechzimmer kamen. Aber haben sie den Glauben wirklich gekannt, so wie Jesus ihn verspricht?
Das sind all die Sprüche, die durch unsere Köpfe gehen. Aldous Huxley, der englische Schriftsteller, hatte den Mut zu großer Ehrlichkeit, als er sagte: „Ich hatte in meinem Leben Motive dafür, die Welt ohne Sinn zu wollen. So folgerte ich, dass sie keinen Sinn hatte, und es fiel mir nicht schwer, befriedigende Antworten für diese Annahme zu finden. Ich wollte ja eigentlich gar keinen Sinn in meinem Leben haben. Ich wollte ja eigentlich nichts Gewisses finden. Es gefiel mir im Leben einfach zu sagen: Es gibt keine Antwort.“
Es war mir eine Freude, alles in Zweifel zu ziehen und alles zu relativieren, zu allem zu sagen: Man weiß eben nichts Genaues. Und das war mein Lebensstil.
Jesus hat eine ganz klare Antwort gegeben. Wer ehrlich sucht im Zweifel und nicht im Zweifel bleiben will – das kann natürlich sein, dass manche im Zweifel bleiben wollen –, wer heraus will aus dem Zweifel und Gewisses sucht, der muss das probieren, was Jesus empfiehlt. Er sagt: An ihn zu glauben, wie die Schrift sagt, wenn man Durst hat.
Das ist ein anderer Zweifel als der Zweifel, an dem man sich gefällt und wo man alles in Frage ziehen kann, wo man sich verkrümmt zu einem großen Fragezeichen. Sondern es ist ein Zweifel, wo man Durst hat, wo man sagt: Ich möchte schließlich leben, ich brauche etwas Gewisses, ich muss wissen, worauf ich mich gründen kann.
Dann sagt Jesus: „Da bitte an mich!“ Was denn? Ströme lebendigen Wassers, Ströme Quellwasser. Was ist dieses Quellwasser? Es ist sein Heiliger Geist.
So hat schon David gebetet: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist.“
Die Zweifel können nur gelöst werden, nachdem wir uns jetzt fünf Sonntage damit beschäftigt haben, indem Jesus sagt: In deinem Leben muss Gottes Geist Neues wirken.
Ich weiß, wie ich mich selbst gewehrt habe und heute noch oft wehre, wenn mein Glaubensleben so von Fragen durchzogen ist, dass ich diese Operationen mir vollziehen lasse. Ich sage immer: Nein, nein, die Bibel ist doch so eine wacklige Sache. Oder: Die christliche Theologie ist so kompliziert. Oder: Die Christen sind so fraglich. Oder: Die Kirche!
Dann sagt Jesus: Nein, nein, in dir liegt das große Rätsel. In dir! Du musst Gottes Geist haben. Ohne Gottes Geist kannst du im Glauben auch nicht gewiss werden.
Der Geist Gottes kann nur in mich kommen, wenn ich selbst darum bitte. Ich kann nicht darum beten: Herr, nimm mir die Zweifel weg, wenn ich nicht bitte: Herr, gib mir deinen Heiligen Geist. Und nimm meinen Geist, mein Denken, mein Planen, mein eigenes Wollen weg und werde du mein Herr!
In dem Augenblick, in dem Menschen so zu Jesus kommen im Vertrauen, gibt er ihnen seinen Geist. Und da, wo sein Geist kommt, verstehen wir plötzlich, was er uns sagt. Wir können ihm vertrauen, wir können ihm glauben.
Nicht nur das: Mein ganzes Leben, das, was ich bin – mein Leib, mein Planen, meine Aufgaben in dieser Welt – wird plötzlich von ihm her erleuchtet und beleuchtet. Es wird hell, er erklärt es mir.
Der Geist Gottes wirkt von innen her und gibt mir einen ganz neuen Sinn. Es gibt Gewissheit, weil er seinen Heiligen Geist in Menschen gibt. Es gibt keine andere Klärung von Fragen.
Ich weiß, dass sich jetzt manche ärgern können und sagen: Das wollte ich nicht hören. Wollten Sie Ihre Zweifel weggenommen haben oder wollten Sie das nicht hören?
Jesus bietet es an und sagt: Ich mache euch gewiss. Wer Durst hat, komme her, probiere es aus. Er sagte Ihnen am Anfang: Jede Fahrt in Ihrem Auto ist risikoreicher als dieser Versuch, mit Ihrem ausgebrannten Leben es zu riskieren und zu sagen: Herr, ich will heute nicht den Gottesdienst haben, mich interessiert heute nicht der Rand, mich interessiert nicht der Mensch, mich interessiert nicht der Prediger, sondern Herr, mich interessierst heute nur du hier in diesem Gottesdienst, Jesus Christus. Ich will von dir deinen guten Geist haben.
In mir ist der Geist der Unreinheit, in mir ist ein Streitgeist, ich bin zerrissen, ich bin fragend, ich bin zweifelnd. Gib du mir deinen Geist! So wie wir letzten Sonntag sagten, wie Kinder, die um Brot schreien: „Ich komme nicht durch mit meinem Leben, ich brauche Gewisses, Herr, komm du zu mir!“
Und Jesus sagt: Ich gebe Quellwasser, ich mache dein Leben neu, ich gebe Befriedigung, ich gebe dir Sinn für deinen Werktag, für deine Familie, für deine Aufgaben, für deine Gedanken, für dein ganzes Leben, für alles, was du als Aufgabe in dieser Welt hast.
4. Warum nehmt ihr nicht?
Ich habe noch den letzten Teil angeschlossen, warum nehmt ihr nicht? Das war ja das Thema, das ich über dieser Predigt angegeben hatte: Warum nehmt ihr nicht? Wir hatten drei Teile. Unsere Fragen mussten durchgestanden werden. Das zweite hilft nur gewisses. Die letzte Frage lautet: Warum nehmt ihr nicht? Warum nehmt ihr eigentlich nicht?
Wir haben wenig Durst hier in unseren Breitengraden, in denen wir leben. Wir leben nicht in Wüstengebieten. Bei uns regnet es mehr, als dass es glühend heiße Sommer gibt. Aber wir wissen, was Durst sein kann, und wir wissen, was dieses Bild in Israel immer wieder bedeutet, wo es in der Bibel vorkommt: Wenn jemand durch die Wüste irrt, die Zunge geschwollen und der Mund trocken ist. Da kann er nicht mehr singen, nicht mehr reden. Die Gedanken kreisen immer nur noch um das eine: Ich brauche Wasser, ich brauche Wasser.
Wir kennen das bei einem kranken Menschen, der vorher voll war von Gedanken, was er alles in dieser Welt leisten will. Dann bricht es urplötzlich herein, und er liegt im Bett und wartet Woche um Woche auf die Genesung. Wie ein Verdurstender, der sagt: Ich brauche das doch. Kann man dann tiefer fragen und sagen: Warum eigentlich? Was steckt hinter meinem Suchen, hinter meinem Durst?
Da ist ein Mensch, der sehr schwer geführt worden ist. Die Ehe ist zerbrochen, er ist enttäuscht von Menschen. Dann sucht er überall hin, trifft fast nur auf dürres Land. Er bekommt keine Befriedigung für seine Sehnsucht nach Leben, obwohl er doch ein Recht darauf hat.
Jesus sagt: Ich habe für dich die Antwort. Nicht indem Menschen geändert werden, nicht indem Wirtschaftsverhältnisse geändert werden, vielleicht auch nicht die Politik. Ich habe heute für dich die Sache, dass ich dir meinen Heiligen Geist geben will. Dir! Warum nimmst du nicht?
Ich will dich umändern, will den bösen Geist aus deinem Herzen wegnehmen, will einen neuen Geist in dich geben. Ich will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun. Es werden viele Dinge auf einmal erledigt. Drei Fliegen werden mit einem Schlag getroffen: Zweifel sind weg, der neue Mensch ist da.
Und was am wichtigsten ist: Wir werden auf einmal Menschen, durch die in diese Welt etwas Neues kommt. Ströme des lebendigen Wassers werden plötzlich nicht nur von Jesus ausgehen, sondern von uns. Ich, der ich für so viele Menschen eine Last bin, an dem sie sich reiben, und wo viele Menschen sagen: Ich kenne doch die Eigenart, das Verletzende, das Unbeherrschte und was alles an mir sichtbar wird.
Und dann sagt Jesus: Und wenn mein Heiliger Geist in dich kommt, geht von deinem Leben etwas aus, sodass Menschen dem lebendigen Herrn Jesus Christus begegnen – in einer Welt, wo man dürstet und hungert.
Ich war am ersten Mai bei einem Jugendtreffen in Brackenheim. Da hat mich beeindruckt, wie bei einer Versammlung vor diesen jungen Menschen ein Landbauingenieur stand und ihnen sagte: Ich habe Angst, dass ihr dauernd in eurem Glaubensleben große Worte über den Glauben macht. Und ihr merkt gar nicht, dass euch Jesus schon längst an eine ganz kleine, alltägliche Stelle gestellt hat. Eure Aufgabe ist es jetzt nur, an dieser Stelle eures Lebens Jesus wirken zu lassen.
Dann hat dieser Landbauingenieur, der sein Leben auch anders hätte gestalten können, gezeigt, was sein Platz ist und wo er den Geist Gottes wirken lassen will. Hinter ihm standen dreißig Menschen, alle krank. Sie haben miteinander gesungen. Es war ein Chor, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Sie sangen nicht bloß vierstimmig, sondern vielleicht dreißigstimmig, weil jeder falsch sang – kranke Menschen von den Gustav-Wernerschen Anstalten.
Der eine hatte die Trommel, der andere das Tamburin. Dann standen sie da und sangen mit verklärten Augen dieses Lied, das sie dort miteinander anstimmen wollten. Ich habe gedacht: Wie groß ist die Freude im Himmel über einen, der nicht nur von der Veränderung der Welt redet und große Worte macht, was alles in der Welt neu werden muss.
Es muss neu werden, aber doch nur durch den Geist Gottes, durch Menschen, die selbst verwandelt sind.
5. Der Auftrag und die Einladung zum Empfang des Heiligen Geistes
Wo ist denn Ihr Platz? Wo lassen Sie diesen Geist Gottes wirken?
Vielleicht sagen Sie jetzt zum Schluss: Ich bin unsicher, bei mir geht gar nichts von meinem Leben aus. Ich spüre gar nichts in der kommenden Woche. Ob Sie es spüren oder ob es die anderen spüren, ist dabei nicht entscheidend. Sie brauchen es gar nicht zu spüren.
Nehmen Sie doch heute seinen Geist mit. Nehmen Sie nichts anderes von diesem Gottesdienst mit. Nehmen Sie nicht Kultus mit, wie damals die im Tempel. Nehmen Sie nicht Festesrausch, Begeisterung oder Religion mit. Nehmen Sie Gottes heiligen Geist mit – nicht weniger, nichts anderes.
Rufen Sie doch nach ihm und lassen Sie sich von ihm füllen. Wer an mich glaubt, sagt Jesus, gibt sein Wort dafür, und es ist kein Risiko: Von Ihrem Leibe, von Ihrem Wirken, von Ihrem Tun werden Taten ausgehen, die nicht Sie tun, sondern die Gottes Geist durch Sie wirkt.
Es werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Amen.
