Eröffnung und Gebet um Gottes Gegenwart und Erneuerung
Wir wollen beten.
Lieber Herr, es ist so groß, dass wir heute Morgen nicht nur zusammen sind, sondern dass du in unserer Mitte bist als der Herr, dem alle Macht gehört – im Himmel und auf Erden.
Es bedrückt uns, dass wir dich so oft vergessen. In den letzten Tagen haben wir Entscheidungen getroffen, ohne dich zu beachten. Wir haben deinen Willen gebrochen und deine Gebote beiseitegeschoben.
Wenn wir jetzt den Lobgesang singen, möchten wir, dass du wieder der Herr und König in unserem Leben bist, der alles bestimmt und in der Hand hat. Dann komm auch in unsere Not und unsere Bedrückung hinein mit deinem Frieden. So kannst du aus unserem Leben etwas Neues machen.
Wir bitten dich, dass heute jeder in unserer Mitte dein Wort hört und dir begegnet als dem Herrn. Dass wir unser Leben, unsere Entscheidungen und alles, was nicht recht ist, vor dir öffnen, damit du es neu machen kannst.
So wollen wir dir jetzt in der Stille all das sagen, was auf uns lastet.
Die auf dich harren, kriegen neue Kraft. Amen.
Gemeinsames Singen und Gedanken an verfolgte Christen
Wir wollen gemeinsam das Lied 470 singen: "Vater, sieh auf deine Brüder" – alle fünf Verse.
Von unseren Brüdern wissen wir bei den meisten gar nichts, besonders von denen, die im Leiden sind. Wir haben keine Ahnung, wo sich die kleinen christlichen Hauskreise heute Morgen versammeln – sei es in Libyen, in Saudi-Arabien oder im Jemen.
Selbst in Mosambik wurde in den meisten Gebieten eine Ausgangssperre verhängt, und kirchliche Fahrzeuge sind erneut beschlagnahmt worden.
Einführung in die biblische Geschichte: Elija und das Gottesurteil auf dem Karmel
Wir lesen heute Morgen weiter aus der Geschichte von Elija, und zwar ab 1. Könige 18,19: Das Gottesurteil auf dem Berg Karmel.
Elija war dem König Ahab gegenübergetreten. Ahab kam voller Zorn auf ihn zu. Elija kündigte ihm an: „Sende nun hin und versammle ganz Israel auf den Berg Karmel, ebenso die 450 Propheten Baals und die 400 Propheten der Aschera, die vom Tisch Isebels essen.“ So sandte Ahab hin zu ganz Israel und versammelte die Propheten auf dem Berg Karmel.
Da trat Elija vor das ganze Volk und sprach: „Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so folgt ihm nach! Ist es Baal, so folgt ihm nach!“ Doch das Volk antwortete ihm kein Wort.
Elija sprach weiter zum Volk: „Ich bin allein übrig geblieben als Prophet des Herrn, aber die Propheten Baals sind 450 Mann. Gebt uns nun zwei junge Stiere! Lasst sie einen Stier wählen, ihn zerstücken und auf das Holz legen, aber legt kein Feuer daran. Ich werde den anderen Stier nehmen, ihn auch aufs Holz legen und ebenfalls kein Feuer anzünden. Dann ruft ihr den Namen eures Gottes an, ich aber will den Namen des Herrn anrufen. Welcher Gott nun mit Feuer antwortet, der ist wahrhaftig Gott.“
Das ganze Volk antwortete und sprach: „Das ist recht!“
Elija sprach zu den Propheten Baals: „Wählt ihr einen Stier und richtet zuerst zu, denn ihr seid viele. Ruft den Namen eures Gottes an, aber legt kein Feuer daran!“ Sie nahmen den Stier, den man ihnen gab, richteten ihn zu und riefen den Namen Baals an, vom Morgen bis zum Mittag. Sie sprachen: „Baal, erhöre uns!“ Doch es war keine Stimme und keine Antwort da. Sie hüpften um den Altar, den sie gemacht hatten.
Als es Mittag wurde, verspottete Elija sie und sprach: „Ruft laut! Denn er ist ja ein Gott. Vielleicht ist er in Gedanken, oder er hat zu schaffen, oder er ist auf Reisen, oder er schläft und muss aufwachen!“ Sie riefen laut und ritzen sich mit Messern und Speeren nach ihrer Weise, bis ihr Blut herabfloss.
Als der Mittag vergangen war, waren sie in Verzückung bis zur Zeit, zu der man das Speisopfer darbringt. Doch es war keine Stimme, keine Antwort und keiner, der aufmerkte.
Elija rief das ganze Volk zu sich: „Kommt her zu mir!“ Als das Volk zu ihm trat, baute er den Altar des Herrn wieder auf, der zerbrochen war. Er nahm zwölf Steine, entsprechend der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, zu denen das Wort des Herrn ergangen war: „Du sollst Israel heißen.“ Mit diesen Steinen baute er den Altar im Namen des Herrn.
Um den Altar grub er einen Graben, so breit wie für zwei Kornmaß Aussaat. Er richtete das Holz her, zerstückte den Stier und legte ihn aufs Holz.
Dann sprach Elija: „Holt vier Eimer voll Wasser und gießt es über das Brandopfer und aufs Holz!“ Sie taten es. Elija sprach: „Tut es noch einmal!“ Sie taten es zum zweiten Mal. Er sprach: „Tut es zum dritten Mal!“ Und sie taten es zum dritten Mal. Das Wasser lief um den Altar herum, und der Graben wurde auch voll Wasser.
Als es Zeit war, das Speisopfer zu opfern, trat Elija herzu und sprach: „Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, lass heute kundwerden, dass du Gott in Israel bist und ich dein Knecht bin und alles nach deinem Wort getan habe. Erhöre mich, Herr, erhöre mich, damit dieses Volk erkenne, dass du, Herr, Gott bist und ihr Herz wieder zu dir kehrt!“
Da fiel das Feuer des Herrn herab und fraß das Brandopfer, das Holz, die Steine und die Erde. Es leckte sogar das Wasser im Graben auf.
Als das ganze Volk das sah, fielen sie auf ihr Angesicht und sprachen: „Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott!“
Elija aber sprach zu ihnen: „Greift die Propheten Baals, dass keiner von ihnen entkomme!“ Sie ergriffen sie, und Elija führte sie an den Bach Kischon und tötete sie dort.
Elija sprach zu Ahab: „Zieh hinauf, iss und trink, denn es rauscht, als wolle es sehr regnen!“
Als Ahab hinaufzog, um zu essen und zu trinken, ging Elija auf den Gipfel des Karmel. Er bückte sich zur Erde, hielt sein Haupt zwischen die Knie und sprach zu seinem Diener: „Geh hinauf und schau zum Meer!“
Der Diener ging hinauf, schaute und sprach: „Es ist nichts da.“
Elija sprach: „Geh wieder hin!“ Der Diener ging sieben Mal hinauf und schaute.
Beim siebten Mal sagte er: „Siehe, es steigt eine kleine Wolke auf aus dem Meer, wie eine Hand eines Mannes!“
Elija sprach: „Geh hin und sage Ahab: Spann an und fahr hinab, damit sich der Regen nicht aufhält!“
Ehe man sich’s versah, wurde der Himmel schwarz von Wolken und Wind, und es kam ein großer Regen.
Ahab fuhr hinab nach Jesreel, und die Hand des Herrn kam über Elija. Er gürtete seine Lenden und lief vor Ahab her bis nach Jesreel.
Die Atmosphäre auf dem Karmel und Elijas herausfordernde Haltung
Es ging so malerisch zu wie vielleicht an einem Sonntag im Grünen. Die Leute hatten ihre Rucksäcke gepackt und Kniebundhosen angezogen. Dann wanderten sie hinauf auf den Karmel. Die Sonne brannte heiß, und es war ein kirchliches Volksfest – so kann man es bezeichnen.
Sie strömten aus allen Orten zusammen. Es war ein schöner Tag mit einem herrlichen Blick, den man von dort oben über die Jesreel-Ebene hat. Dort liegt der Taborberg, und die ganze Landschaft ist von diesem Bergrücken des Karmel aus so schön zu sehen.
Oben hielten sie Picknick und freuten sich. Die Kinder sprangen herum und spielten ein wenig. Es war ein richtig herrlicher Sommertag, wie man ihn sich kaum schöner vorstellen kann – wenn nur Elija nicht gewesen wäre.
Oh, dieser Mann! Da läuft er herum mit seinem finsteren Blick, der gar nicht in die schöne Gesellschaft passt. Warum hat er auch immer wieder solche ernsten Worte zu sagen? Schauen Sie ihn doch mal an, diesen Mann! Da hat doch König Ahab Recht, wenn er sagt: „Du bist ein Kritiker, ein Querulant, Elija. Wie kann man immer bloß so kommen wie du?“
Ich frage mich, ob es Elija manchmal nicht auch gewurmt hat. Er dachte: „Du bist allein übrig geblieben. Musst du denn allein reden? Ist dann niemand mehr da? Wenn da noch siebentausend sind, die sich nicht gebeugt haben, wo sind sie denn?“
Er hätte doch lieber Würstchen gebraten und sich irgendwo am Sonnenschein, an dem Tag und an der Natur gefreut. Muss er denn immer reden? Kennen Sie die Frage: Muss ich denn dieses Wort sagen? Soll ich nicht lieber schweigen?
Da sind ganz, ganz große Nöte. Kann man nicht vielleicht etwas Positiveres sagen? Aber was will man Positives sagen, wenn das Wort des Herrn Elija im Nacken sitzt? Gott hat geredet!
Im Propheten Amos heißt es einmal: „Gott hat geredet.“ Wer will nicht Prophet sein? Für den, der Gottes Wort kennt und es weiß, kann er nicht schweigen, ohne sich sehr schuldig zu machen.
Darum hat Elija keine Angst – und darum schweigt Elija nicht.
Die Herausforderung an die unentschiedene Masse
Zuerst möchte ich unseren Blick auf die unentschiedene Masse von Leuten lenken, die hier beschrieben wird. Diese Menschen sitzen im Gras, wirken fröhlich, und doch greift Elia sie direkt an. Er fragt sie: Warum hinkt ihr denn auf beiden Seiten? Mal so, mal so, immer wieder hin und her schwankend.
Wie Elia diese Leute angreift, hat sie vermutlich denken lassen, dass er verrückt sei. Doch gerade das ist ihre Stärke: Sie sind Menschen, die sich an die Zeit angepasst haben.
Heute, in unseren Tagen, sagen sie, müsse man seinen Glauben so leben, dass auch andere Menschen, die Ungläubigen, ihn verstehen können. Außerdem müsse man schließlich die Beziehungen zum Königshaus pflegen.
Es gibt viele Religionen, und an jeder ist etwas Richtiges dran. Wollen Sie vielleicht bezweifeln, dass an irgendeiner etwas Richtiges ist? Denn das, was im Baalskult verehrt wurde, war die große Kraft, die ihr Leben durchwirkte: die Naturkraft, die Fruchtbarkeit, die Energie eines Menschen. Diese Kraft fanden sie immer wieder in einem Stier, der deshalb zum Symbol dieser Gottesverehrung wurde.
Im Grunde war es eine Naturreligion, die dort angebetet wurde. Sie sagten: Wir wollen uns doch dankbar zeigen für die Kräfte, die unser Leben speisen. Wir sind doch geschickte Leute, die nach allen Seiten offen sind.
Dann sagten sie: Wir sind doch die Mitte. Wir nehmen von hier ein bisschen und von dort ein bisschen. Wir können überall hinhören und von überall etwas Richtiges übernehmen. Wir sind die Mitte.
Genau das war Elias Vorwurf: Warum hinkt ihr auf beiden Seiten?
Die Forderung nach klarer Entscheidung für Gott
Jetzt muss ich noch einmal unterbrechen. Wenn wir das so betrachten, muss man sagen: Das ist unerträglich. Was Elija will, seinen Anspruch, den kann man nur zurückweisen. Elija, was erlaubst du dir überhaupt? Diese Leute haben sich Mühe gemacht, sie haben sich mit den Religionen auseinandergesetzt, sie haben eine Mittelposition eingenommen und sind ehrenwerte Leute.
Es gibt nur einen Grund, dass Elija so unbeugsam auftreten kann: Er fordert sie heraus im Namen Gottes und sagt: Entweder lebt der Gott Israels oder er lebt nicht. Entweder ist man Christ mit Haut und Haar oder man ist überhaupt nichts. Aber man kann nicht bloß so ein bisschen der Spur nachleben. Mit ein wenig äußerlich getünchtem Christentum, mit ein paar Bibelworten, die man sich eben noch zusammenreimt, so wie man gerade will, wo man aus der Bibel herausliest, was einem gefällt.
Das Offen-Sein nach allen Seiten ist heute eine anerkannte Eigenschaft, auch bei Christen. Und es ist immer dort so, wo Menschen sich selbst im Mittelpunkt sehen. Das ist bei uns allen so. Wir sehen unser Leben, das wir zu führen haben, unsere Entscheidungen, die auf uns zukommen.
Aber Elija verlangt ja etwas anderes: Wenn Gott der Herr ist, dann ist er die Mitte und du bist am Rand. Dann stehst du vor dem heiligen Gott. Und er fordert die Leute heraus und sagt: Fragt euch, welchem Gott ihr dient. Einem Gott, den ihr euch zurechtmacht in euren Gedanken – mag das noch so gut gemeint sein – oder ist es der Gott, vor dem wir einmal stehen, der der Richter unseres Lebens ist?
In unseren Tagen ist ja wieder ein Gottesbild verbreitet, auch bei so und so vielen Christen. Ja, bis hinein in unsere Gedanken gibt es ein Bild Gottes, das so harmlos ist, wo Gott an den Rand gedrängt ist unserer Lebensgebiete. Hand aufs Herz: Wenn Sie tagtäglich Ihre Entscheidungen fällen, wo spielt da Gott eine Rolle? Wo ist er denn in der Mitte?
Sie sagen, das sind technische Entscheidungen, die ich zu fällen habe, das sind pragmatische Entscheidungen, gesundheitliche Entscheidungen. Aber wenn Gott der Herr ist, können Sie doch alles, was Sie tun, nur vor ihm unter seiner Herrschaft entscheiden. Dann hat er in Ihrem Leben das erste und das letzte Wort.
Dann kann man das Wort Gottes nicht zurechtbiegen. Sie können heute in unseren Tagen auch widerstehen, weil heute bei uns allen das Finden für Sünde entschwunden ist. Wir reden von Gott, aber wissen nicht mehr, wo wir seinen Willen gebrochen haben. Und es lässt Menschen kalt.
Sie können heute erleben, dass Menschen hinstehen, Pfarrer hinstehen und sagen: Da ist ein Ehebruch dran. Ist doch mal recht. Sie können merken, wie in ihrem eigenen Leben – und prüfen Sie sich doch einmal – wie Sie ganz ruhig und gelassen sind, wenn Sie ein ums andere Mal den heiligen Willen Gottes einfach auf die Seite schieben.
Denn wir haben ein Bild von Gott, selbst wenn wir uns hier versammeln und ihn anbeten und ihm unsere Lieder singen, dass es der heilige Gott ist, der uns anblickt, der Offenbarung heißt mit Feueraugen, der uns prüft bis in die Motive unseres Herzens hinein. Ob wir lauter und ehrlich ihm dienen, ob wir ihn über alle Dinge fürchten und lieben.
Der will, dass wir ihn – und das ist ein Jesuswort, das er zitiert hat, als das Gebot noch einmal auf das alles ankommt – von ganzem Herzen, von ganzem Gemüte ihm dienen und ihn liebhaben. Da brauchen Sie gar keinen Spruch erzählen von der angeblichen Liebe Gottes zu uns, wenn er uns nicht findet bei der Liebe, die wir ihm entgegenbringen, von ganzem Herzen.
Das heißt ungeteilt, dass kein Stückchen davon ausgespart ist.
Die Realität der menschlichen Unvollkommenheit und Gottes Anspruch
In unseren Tagen wird viel über Religion gesprochen. Man hört oft: „Ach, wir haben doch auch noch etwas Gutes.“ Man darf Menschen nicht so schlecht machen. Es trifft mich immer wieder, wenn junge Menschen sagen, dass zuerst die Menschen schlecht gemacht werden. Nein, nein, nein!
In unserem Jahrhundert hat der Mensch erneut gezeigt, dass nichts Gutes in ihm ist, dass er eine Bestie sein kann. Wenn wir uns der Geschichte unseres Jahrhunderts nicht stellen, dann täuschen wir uns selbst. So, als hätten wir unser Leben wirklich in der Hand. Vor dem heiligen Gott muss uns unser Reden vergehen.
Darum fordert Elija die Menschen heraus: „Ist der Herr der lebendige Gott, dann folgt ihm nach! Ist er es nicht, dann könnt ihr anderen Göttern nachfolgen, wenn ihr wollt. Dann könnt ihr euren Gedanken nachhängen.“
Das Bild, das diese Menschen von Gott haben, ist ein interessantes Gottesbild. Sie können nächtelang mit anderen diskutieren, wie sie sich Gott vorstellen. Doch das entscheidende Kennzeichen ist: Wenn sie rufen, gibt es keine Stimme und keine Antwort. Sie haben keine Begegnung mit diesem fremden Götzenbild. Es gibt weder Stimme noch Antwort.
Elija fragt diese Leute: „Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Wie lange wollt ihr dieses Spiel weitertreiben?“ Wenn Gott der Herr eures Lebens ist, dann hat das Konsequenzen. Am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts kann es kein anderes Christentum geben als das, das im Gewissen gefangen ist in Gottes Wort und sich vor dem heiligen Gott beugt.
Das war schon in der Urchristenheit so, bei den ersten Christen. Sie können das in den Briefen des Neuen Testaments nachlesen. Dort wird beschrieben, wie in der klar entschiedenen Christusgemeinde fremde Stimmen und fremde Mächte wieder hineinkamen. Man diente diesen Mächten, und das Glaubensleben wurde lau.
Je nach Treue gab es Jünger, die eng mit Jesus verbunden waren. Johannes zum Beispiel ruft in seinem Brief diese Leute noch einmal auf und sagt: „Wer Gott liebt, der reinigt sich von der Sünde.“
Wenn ich heute Morgen zu Ihnen spreche, dann soll das nicht bedeuten, dass wir nur die Geschichten von damals noch einmal vorüberziehen lassen. Es geht nicht nur darum, wie die Leute das Spektakel auf dem Berg Karmel erlebt haben. Der lebendige Gott will heute von Ihnen, dass Sie sich trennen von allem Ungehorsam in Ihrem Leben, von der Sünde.
Er will, dass Sie die Sünde hassen und lassen. Er will, dass Sie ihm allein dienen. Wenn er Herr ist, dann will er die Mitte Ihres Lebens sein. Er will Ihre Entscheidungen treffen. Er will von Ihnen gefragt werden und Ihnen den Weg vorschreiben, den Sie gehen sollen.
Sie brauchen Ohren, die hören wie ein Jünger hört. Andernfalls brauchen Sie nicht von Gott zu reden.
Elija als Einzelner und sein Gebet als Kraftquelle
Nun sprachen wir von der Masse dort oben, die sich versammelt hatte. Ich möchte jetzt Ihren Blick auf einen Einzelnen lenken, auf Elija, und darauf, was ein Einzelner bewirken kann.
Man fühlt sich komisch, wenn man allein in solch einer Masse steht. Man blickt immer wieder zur Seite und denkt darüber nach, wie die anderen sind, wie sie leben und warum man selbst anders sein soll. Da wird es schwer, wenn man seinen eigenen Weg gehen will.
Elija orientiert sich nicht an seinen Mitmenschen. Es mag sein, dass sie viel frommer sind als ihre Nachbarn und alle in ihrer Familie. Das gefällt ihnen auch, sie sind frommer als die anderen. Doch es geht um die Frage, ob sie den lebendigen Gott als Herrn in ihrem Leben haben – wie Elija, der vor dem Herrn steht.
Elija kommt aus der Stille. Nur dort, im Zwiegespräch mit Gott, können sie ihr Leben ordnen. Er ist einer, der sich nicht dem Zeitgeist anpasst, sondern von Gott seine Wegweisung bekommt.
Was tut er? Er geht zuerst auf die Baalpriester zu und spottet über sie. Man meint, das sei ja nicht gerade ein Zeichen von netter Menschlichkeit, wenn man die Gefühle der anderen so in den Dreck tritt. Aber achten Sie genau darauf: Was tut er nicht? Er fordert sie nicht heraus und sagt nicht: „Was ist denn dran an eurem Feld-, Wald- und Wiesengott?“
Wenn Sie die Sprüche hören, dass Menschen sagen, Gott sei die Tiefe des Daseins und das Zentrum der Existenz, dann fragen Sie sich: Was fängt man denn damit an, wenn man krank ist? Ich verstehe Elija so, dass er sagt: „Was sind das für Worte, mit denen ihr die Menschen irreführt? Wo ist der Gott, der lebt?“
Er baut den Altar wieder auf, der zerbrochen war. Die anderen wussten gar nicht mehr, dass da ein Altar war. Es gibt immer wieder Reformer, auch im Raum der Christenheit, die auftreten und sagen, sie wollten wieder Gott Raum schaffen. Aber sie kommen immer und sagen: „Jetzt komme ich, und jetzt beginnt das Neue in der Kirchengeschichte mit mir.“ Nicht so Elija.
Er ist nicht einer dieser maßlos eingebildeten Menschen. Er knüpft wieder an, wo die Väter standen. Und, liebe Schwestern und Brüder, ich habe mich der Tradition unserer Väter nie geschämt. Das ist etwas Wunderbares, dass wir durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder den Weg sehen dürfen, auch von Elija her, für unsere Zeit.
Wir können sagen: Wenn das bei den Vätern war, dann wollen wir nicht erschrecken, wenn es auch in unseren Zeiten nicht ganz leicht ist, Orientierung in der Verwirrung zu finden. Aber dann ist es wahr, dass Gott doch noch bei den zerbrochenen Altären ist und dass man sie wieder aufbauen kann.
Als Priester haben sie es ihm sicher übel genommen, dass er nicht an ihren Altären gebetet hat. Für sie war das eine Parallelstruktur. Aber Elija sagt: Dort ist mein Platz, wo die Väter standen und wo Gott geredet hat. Dort wird Gott auch weiterhin reden.
Es ist etwas ganz Merkwürdiges, dass Gott selbst an Orten festhält, wenn sie zerbrochen sind, und seinen Segen nicht abzieht.
Wenn Sie fragen, was die Kraft Elijas war: Wir heben so gerne hervor, dass wir durch unser Auftreten Eindruck auf andere machen wollen. Wir wollen irgendwie etwas Leuchtendes haben, etwas Strahlendes. Elija hatte das nicht. Ich wünsche es Ihnen, aber ich weiß nicht, ob Sie es bekommen. Im Himmel werden Sie vielleicht einmal etwas Strahlendes haben, aber nicht heute.
Die Kraft, die Elija hat, ist die Kraft des Gebets. Er kniet nieder dort am Altar und ruft den Namen des Herrn an, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Dieser Gott lebt noch. Dann will er, dass dieser Gott sich in Kraft offenbart an diesen Menschen heute und sichtbar wird, sodass sie es erfahren können.
Elija war ein Mensch wie wir, aber er betete, dass das Geheimnis, der heilige Gott, der uns mit den Feueraugen anschaut, vor dem wir gerichtet sind und vor dem wir vergehen in seiner Heiligkeit, auf die Stimme unseres Flehens hört und uns erhört.
Was ein Einzelner kann: Dann fällt Feuer vom Himmel.
Die Bedeutung des Feuers als Zeichen göttlicher Offenbarung und Gericht
Noch ein letztes: Wie tief geht das?
Wir schauten das Volk an, wir schauten den Einzelnen an und was jeder vermag. Wir wollen noch wissen, wie tief das geht.
Da fällt Feuer vom Himmel herunter und frisst dieses Opfer auf. Spielt das in ihrem Glaubensleben eine Rolle mit dem Feuer? Wenn sie aber einmal eine Bibelkonkurrenz, ein solches Nachschlagewerk, zur Hand nehmen, dann fällt ihnen auf, wie oft Gott im Feuer redet.
Und es spielt wieder eine Rolle in der Offenbarung, wie ich Ihnen schon sagte, wo die Augen Gottes uns durchdringen. Dann steht dort noch einmal vom Gericht Gottes, dass all das weggerissen wird, womit ich mich heute schmücken will und worauf ich so stolz bin. Dann ist alles vor Gott klar: wo ich Versäumnisse habe, wo ich ihm ungehorsam war. Dies ist ein Gerichtsfeuer Gottes.
Das Volk war begeistert und rief: „Hallo, hallo, der Herr ist Gott, der Herr ist Gott.“ Ja, immer etwas gegen ekstatische Gefühle. Diese können auch echt sein, aber sie können auch ein Rausch sein.
Da sehen wir, wie das bei diesen Menschen zu einer jubelnden Begeisterung führte. Aber es ging nicht unter die Haut, geschweige denn ins Herz. Es führte zu keiner Umkehr.
Sie können begeistert Lieder singen, sie können Jesus anrufen, und doch können sie im Herzen alles vor der Herrschaft Gottes verstecken.
Das ernüchternde Ende des Spektakels und der Ruf zum Gehorsam am Kreuz
So erschütternd, wie die Geschichte auf dem Karmel endet, so erschütternd ist es immer wieder, dass man sagen muss: Was kam denn bei dem ganzen Aufwand heraus? Nicht einer hat Buße getan. Nicht einer ließ von seinem bösen Weg ab. Es waren Spektakel und mehr nicht.
Da hat Gott noch einmal ein Gottesurteil vollzogen. Lassen Sie mich zum Schluss einfach noch einmal an dem Punkt stehen bleiben, an dem Gott ein anderes Opfer erwählt hat – kein Ochse, sondern wo er seinen Sohn am Kreuz schlachten lässt.
Die Menschen stehen um das Kreuz herum, genauso wie die Leute auf dem Karmel, und verstehen nicht, was das soll. Das ist für den Menschen am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts genauso ein Rätsel: Warum soll Jesus für meine Sünden sterben müssen? Er weiß ja gar nicht, was Sünde bedeutet. Er weiß nicht, wie heilig Gott ist und wie sehr er um jede einzelne Missetat meines Lebens eifert.
Gott aber, in seinem suchenden, liebenden Eifer, uns zu retten, legt alles sein Gerichtsfeuer auf seinen Sohn und lässt ihn sterben. Durch sein Blut, durch seinen Tod kommt mir Vergebung zu.
Und dann schauen wir das an, und das Kreuz wird für uns zu einem Liebesschmuckstück, das man um den Hals hängen kann, aber das uns nicht bis in die Tiefe unseres Herzens zerbricht. Wenn wir nicht begreifen, will der Herr uns rufen zum Gehorsam: Ich will dein Herr sein, ich will in deinem Leben bestimmen.
Sie können es nur einmal sehen, am Schluss, als Ahab sich von Elija auf dem Karmel verabschiedet und sagt: „Heute Abend gibt es ein Festessen im Palast von Samaria. Ich muss nach Hause, es ist alles angerichtet.“
Ist es möglich, dass Menschen in solchen Stunden, wo Gott sich offenbart, nur das Problem haben, wie sie ihren Leib versorgen? Fleischliche Gedanken, sagt die Bibel. Tatsächlich hat Ahab kein anderes Interesse mehr.
Dann sehen wir Elija in einer ganz ungewöhnlichen Haltung, wie er seinen Kopf zwischen die Knie drückt. Das bringe ich gar nicht mehr fertig, obwohl ich noch immer regelmäßig Sport treibe. Wissen Sie, so kann sich nur ein Mensch demütigen vor Gott: der auf dem Boden liegt, in gekrümmter Gestalt.
Ich weiß, dass jetzt in diesem Augenblick Menschen empört sagen müssen: Willst du denn, dass wir vor Gott mit gekrümmtem Rücken da liegen? Es ist doch das Große, dass wir heute von der Mündigkeit des Menschen sprechen und Gedanken über Gott haben.
Es wird die Entscheidungsfrage unserer Generation sein, ob wir wieder wie Elija auf dem Boden liegen, vor dem heiligen Gott, gebeugt über unsere Sünden. Elija sagt nicht: „Ach Herr, ich bin doch so gut, und ich habe so schön für dich gepredigt.“ Sondern: „Herr, ich bin nicht wert, vor dir zu stehen.“
Und er betet – und da hinten ziehen die Regenwolken auf. Gott hat in seiner Güte seine Hand nicht von dem Volk abgezogen. Aber es braucht einen Mann, der vor Gott leben kann und der ein Eigentum Gottes ist.
Schlussappell zur klaren Entscheidung für Gott und gemeinsames Gebet
Ich möchte, dass euer Leben heute vor Gott geklärt ist. Er soll der Herr und Gott eures Lebens sein, dem ihr dient – wie Elija, ohne Kompromisse, ohne Offensein nach allen Seiten. Einseitig, ganz einseitig. Amen.
Nun singen wir noch die letzten drei Verse von Lied 233.
Du heiliger Gott, du richtest auch heute unsere Gedanken und offenbarst uns, wer wir wirklich sind, wie untreu und ungehorsam wir dir waren und wie wir gesündigt haben – in Gedanken, Worten und Werken.
Herr, verzeih uns, wo wir andere gerichtet haben aus eigenem Stolz und wo wir so getan haben, als ob wir deine Mustermänner wären. Doch wir machen dir so schrecklich viel Not. Erbarme dich unser und ziehe deine Hand nicht von uns ab.
Wir möchten dich bitten, dass du als der Herr auch in unseren Diensten und Aufgaben wirkst, in denen wir stehen. Dass du uns dort gebrauchen kannst als Menschen, die im Gewissen an dein Wort gebunden sind.
Und du kannst es auch tun, dass all das, was du uns gibst, uns zum Segen wird: unsere Familien, unsere Ehen und Ehelosigkeiten, unsere Berufsaufgaben und alles, was wir tun – auch wenn wir in Ferien sind. Dass wir uns reinigen und heiligen vor dir.
Wir möchten dich auch bitten für die ganze Christenheit, dass du immer wieder durch dein Wort Reformationen schenkst, Erneuerung, wo alte Altäre wieder aufgebaut werden, wo du dich verherrlichen kannst. Dass wir immer wieder allein vor deinem Wort stehen und uns allein vor dir beugen.
Erbarme dich unser, wo wir dein Wort umgedeutet haben nach unseren eigenen Gedanken. Wir bitten dich für alle Predigten, wo sie gehalten werden, und für alle Verkündigung, dass nichts gehört wird als allein dein Wort. Dass du die Mitte bist, von der alles herkommt – der Herr.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.