Es gibt so viel, was mich an diesem Morgen mit Freude erfüllt. Doch das Größte und Schönste ist, wenn wir miteinander zusammenkommen, um unseren Herrn Jesus zu loben, in dessen Namen wir hier sind.
Es ist ein köstliches Ding, dem Herrn zu danken und ihn zu loben. Singt deinem Namen, du Höchster! Gemeinsam wollen wir das Lied singen: „Es geht der Herr des Tages Schein“. Wir singen die ersten vier Verse aus Lied 334.
Lieber Gott und Herr, wir haben dir so viel zu danken. Doch wenn wir dir das Lob singen, kommt es manchmal auch aus einem klagenden und undankbaren Herzen. Vergib uns diese Schuld, lieber Herr. Heute Morgen wollen wir zu dir kommen, weil wir erst neu entdecken müssen, wie deine Güte uns unser ganzes Leben lang begleitet.
Wir erkennen, wie du uns suchst und mit deiner Liebe überschüttest. Öffne auch heute Morgen unser Verständnis, damit wir merken, wie du jedem von uns nachgehst.
Viele unter uns sind bedrückt, beschwert und belastet mit Leid und Sorgen. Doch auch da willst du reden, trösten und heilen. Vielen Dank, Herr, dass wir still werden dürfen vor dir und dir jetzt in der Stille all das sagen können, was uns persönlich bewegt und bedrückt. Und du hörst es.
Wir beten in der Stille.
„Welche auf dich sehen, die werden erquickt.“ Amen!
Nehmt Platz!
Begrüßung und geistliche Einstimmung
Nun bitten wir Jochen Müller, dass er auch ein Wort zu uns spricht. Wir freuen uns sehr, denn dies ist eine lebendige Gemeinde seit vielen Jahren in Bremen-Huchting. Es gibt eine lebendige Jugendarbeit und zahlreiche Aktivitäten in der Mission. Das ist ein schönes Grüßen vom hohen Norden in den tiefen Süden.
Für mich kam dieses Grüßen etwas überraschend. Ich wollte heute Morgen unter Ihnen sitzen und einfach an dem teilnehmen, was hier in dieser Kirche geschieht. Dass die Ludwig-Hofacker-Gemeinde eine Gemeinde ist, die mit uns verwandt ist, wissen wir schon lange. Winrich Schäffbuch war auch schon als Gast in unserer Gemeinde, hat dort gepredigt, und wir haben miteinander teilgehabt an dem, was Gott ihm anvertraut hat.
Ähnlich geht es uns, wenn wir vom Norden nach Süden denken. Dann schätzen wir sehr die tiefe innere Verbundenheit des Glaubens, die wir alle empfangen haben, als wir an Jesus Christus gläubig geworden sind. Da uns heute mehr oder weniger der Wind ins Gesicht weht und wir hier und da ganz schöne Diffamierungen erfahren, ist es natürlich schön zu sehen, wie die Brüder im Württembergischen arbeiten und vorangehen und uns auch im Norden stärken.
Ich stamme aus einer landeskirchlichen Gemeinde, in der ich seit 1961 Pfarrer bin. Dort haben wir so etwas wie einen erwecklichen Aufbruch erlebt, weil uns geistliche Väter begegneten, die uns die Augen öffneten für das, was in der Heiligen Schrift offenbart ist über Wiedergeburt, Bekehrung und überhaupt geistliches Leben. Das sind ja alles Dinge, die man nicht unmittelbar auf der Universität lernt, sondern die man wahrscheinlich erst richtig begreift, wenn man Menschen begegnet, die selbst vom Geist Gottes erfüllt sind und daher auch die Vollmacht haben, das Wort Gottes so auszulegen, dass es zu uns spricht.
Damit hat sich bei uns zu Hause eine tiefe Wertschätzung des Wortes Gottes entwickelt. Es entstand auch der Versuch, von diesem Wort her selbst Gemeinde Jesu zu bauen. Das ist etwas, das genau gelernt werden muss in der Schule unseres Herrn.
Gott hatte mir sehr früh die Mission aufs Herz gelegt. Ich hatte das Glück, als Prediger Seminar an der Missionsakademie in Hamburg sein zu können und auf diese Weise manchen Bruder kennenzulernen, der später in der Dritten Welt leitender Kirchenmann wurde. Unter anderem zum Beispiel Josia Kivira aus Tansania, der später Präsident des Lutherischen Weltbundes war.
Wir haben zusammen Teller abgetrocknet und die Küche aufgeräumt, als wir quasi als Studenten zusammen in der Akademie waren. Dieser Blick hinaus in die Dritte Welt wurde dadurch sehr verstärkt. Als ich dann als junger Pfarrer in unserer Gemeinde anfangen konnte, war das eigentlich mein Hauptanliegen: Wie können wir den Missionsgedanken in unseren Gemeinden verpflanzen und so einpflanzen, dass die Gemeinde sich mit der Mission identifiziert?
Mission als Herzstück der Gemeinde
Das ist etwas, was wahrscheinlich auch hier in der Gemeinde immer wieder aktuell ist: die Frage, wie wir, die wir in Stuttgart oder anderswo in dieser Region leben, über unseren Schrebergarten hinaus die ganze Welt im Blick behalten können. Diese Welt ist von Gott geliebt, und er gab seinen Sohn für sie.
Dieses Ziel ist in unserer Gemeinde ein Stück weit Realität geworden, weil manche Missionare sich bei uns auf den Weg machten oder zu uns kamen. Sie inspirierten uns und trugen dadurch ein tiefes Missionsbewusstsein in die Gemeinde hinein, das auch verankert wurde.
So ist es für uns inzwischen eine große Freude, dass allein aus unserer Gemeinde vier Geschäftsführer von Missionswerken hervorgegangen sind. Unter anderem einer, der hier in Stuttgart-Gerlingen lebt und einer Missionsgesellschaft vorsteht, wo er das Werk tut. Ein anderer ist bei Diguna tätig, das ist die „Gute Nachricht für Afrika“. Ein weiterer ist Geschäftsführer der Bibelschule Brake. Außerdem stammt der Direktor der Wycliffe-Bibelübersetzer aus unserer Gemeinde.
So sind wir recht eingebunden in dieses weltweite Werk und freuen uns natürlich darüber, dass uns diese Brüder auch am Laufen halten. Wenn man schon mit solchen Leuten Kontakt hat, kommt viel zurück in unseren Bereich des Nachdenkens, Betens und auch des Eintretens für die Menschen, die zum Dienst am Evangelium ausgesandt worden sind.
Wir haben uns also immer wieder gefreut, wenn Befruchtung geschieht. Das ist ja immer eine Wechselwirkung: einmal die Befruchtung, die bei uns zu Frucht führt, und dann wiederum umgekehrt Früchte, die von draußen zu uns kommen und uns unsererseits wieder motivieren, auch bei uns zu Hause Mission zu treiben.
Das andere Standbein ist die Evangelisation bei uns in Bremen, sowohl in der Gemeinde als auch stadtweit im Rahmen der Evangelischen Allianz. So sind das eigentlich die beiden Hauptstandbeine unserer Gemeinde: Evangelisation zu Hause, Mission vor der Haustür, und dann Mission draußen in der Welt.
Das Ganze lässt uns teilhaben an dem Geheimnis der Gemeinde Jesu, wie es Paulus im Epheserbrief beschreibt. Dort heißt es, dass sich dieses Wort an die Heiden, also an die Nationen richtet: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste oder Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.“ (Epheser 2,19-20)
Dieses Geheimnis der Gemeinde Jesu ist weltweit gültig und verbindet uns deshalb auch tief mit den Geschwistern in Übersee. Es ist ein Geheimnis, über das man immer wieder zutiefst froh werden kann – und an dem wir teilhaben, indem wir heute bei euch im Gottesdienst sitzen und an dem partizipieren, was hier am Morgen an Verkündigung, Gemeinschaft, Gebet und geistlichem Leben geschieht.
Wir freuen uns, einmal hier bei euch in der Ludwig-Hofacker-Gemeinde sein zu können. Ich bin das erste Mal hier, meine Frau auch. Wir sind also ganz neu hier und gespannt darauf, was unser Herr uns heute aufs Herz legt, damit wir es mitnehmen können, auch in unseren Urlaub.
Wir wollen nach Österreich weiterreisen und dort wieder bei Geschwistern sein, wo wir schon einmal evangelisiert haben. Dort wollen wir nicht nur wandern und die Herrlichkeiten der Schöpfung Gottes genießen, sondern auch die geistliche Gemeinschaft wieder erleben und dadurch sehen, wie freundlich unser Herr ist.
Wir erbitten den Segen unseres Herrn für euch hier in der Ludwig-Hofacker-Gemeinde. Vielen Dank.
Trost und Ermutigung in schweren Zeiten
Das Schöne an einer Gemeinschaft ist, dass man mitfühlt und mitempfindet mit anderen. Ich denke immer wieder daran, dass in einem solchen Gottesdienst sicher auch manche heute Morgen traurig und belastet sind. Sie sehen vor Sorgen nicht mehr weiter. Trotzdem singen wir miteinander das Lied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (Nr. 298). Wir singen die ersten beiden Verse und dann die Verse fünf und sechs.
Als Predigttext lesen wir Psalm 37. Ich hoffe, dass Sie die Psalmen fortwährend lesen. Man soll ja in der Bibel nicht zu viel werten und unterscheiden, aber das darf man doch sagen: Die Psalmen sind so unmittelbar hilfreich in allen Nöten. Was auch immer Sie bedrängt, schlagen Sie die Psalmen auf und beten Sie sie!
Psalm 37 möchte ich mit einer Vorbemerkung einleiten. Gerade war ich in Ostasien, und die erste Zeitung, die ich im Flugzeug aufschlug, berichtete vom Tod eines Prominenten in Deutschland. Wie es Zeitungen oft tun, schilderten sie alle Details aus dem Privatleben. Dort stand ein interessanter Satz: Im Sterben haderte er mit Gott. Nun, wenn das ein armer Mensch ohne irgendwelche Versorgung gewesen wäre – er hinterließ 500 Millionen –, also nicht gerade arm, und auch nicht ohne Ruhm und Ehre. Aber vielleicht ist das ein Kennzeichen unserer Welt.
Vergleichen Sie sich einmal selbst. Wir wollen jetzt nicht zum Fenster hinausschauen, sondern uns selbst einen Spiegel vorhalten. Wie oft hadern wir mit Gott! Wir kommen zum Gottesdienst, und dann reden wir, obwohl wir Gott doch kennen müssten, darüber, dass es den anderen so gut geht und uns so schlecht. Wir fragen: Warum geht es mir so schlecht?
Wir wollen nun Psalm 37 lesen, nur die ersten elf Verse. Ich hoffe aber, dass Sie ihn dann zu Hause auch in Ruhe weiterlesen.
Entrüste dich nicht über die Bösen, sei nicht neidisch auf die Übeltäter! Denn wie das Gras werden sie bald verdorren und wie das grüne Kraut verwelken. Hoffe auf den Herrn und tue Gutes. Bleibe im Lande und nähere dich redlich. Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht.
Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn! Er wird es wohl machen und deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht, dein Recht wie den Mittag. Sei still dem Herrn und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, dem es gut geht, der seinen Mutwillen treibt. Steh ab vom Zorn und lass den Grimm! Entrüste dich nicht, damit du nicht Unrecht tust.
Ich bin so froh, dass wir auch die Verse hören, die um das bekannte Wort „Befiehl dem Herrn deine Wege“ stehen und zeigen, wo es hineingehört. Denn die Bösen werden ausgerottet, die aber des Herrn harren, werden das Land erben. Noch eine kleine Zeit, so ist der Gottlose nicht mehr da. Und wenn du nach seiner Stätte siehst, ist er weg.
Aber die Elenden sind die Bedrängten, die Kranken, die Schwachen, die Hilflosen, die Ohnmächtigen. Sie werden das Land erben und ihre Freude haben an großem Frieden.
Lebensversicherung durch Glauben und Vertrauen
Also, liebe Freunde, es ist wirklich gut, dass es Versicherungen gibt. Wenn Sie in den Urlaub fahren und Ihr Koffer wird gestohlen, hoffen Sie, die richtige Versicherung zu haben. Man kann ja heute nicht mehr einfach Buben im Hof kicken lassen, das ist viel zu riskant. Dafür braucht man eine gute Haftpflichtversicherung, um all den Schaden abzudecken, den sie anrichten können. Und dann ist es gut, dass jemand da ist, der für den Schaden aufkommt.
Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie es wäre, wenn man sich heute in den Straßenverkehr wagen müsste, ohne eine Haftpflichtversicherung zu haben. Wer wollte denn das überhaupt übernehmen können?
Nur einen Nachteil haben die Versicherungen: Sie schützen uns nicht vor den Ereignissen selbst, sondern helfen nur bei der Finanzierung der Schäden. Das klingt fast wie ein blöder Satz, aber auch jemand, der eine Lebensversicherung hat, stirbt. Das einzige Trostpflaster ist, dass die Erben noch etwas Geld bekommen. Aber eigentlich wollte man ja sein Leben versichern. Man kann sein Leben nicht versichern, man kann nur dafür sorgen, dass die Ehefrau noch gutes Geld bekommt.
Oder die Krankenversicherung: Ich kann mich nicht durch eine Versicherung davor schützen, krank zu werden. Die Versicherung zahlt nur die Medikamente und die Arztrechnung. Wir suchen eigentlich Schutz vor den bösen Ereignissen. Wenn wir eine Unfallversicherung haben, hoffen wir, dass keine Unfälle passieren. Aber wir können uns gar nicht wirklich absichern.
Auch wer eine Feuerversicherung hat, kann trotzdem erleben, dass es brennt. Nur der Schaden ist dann abgedeckt, natürlich. Es ist gut, sich das einmal wieder klarzumachen, weil uns diese Ereignisse immer wieder so hart treffen.
Ich habe den Eindruck, dass bei uns, in unserem Landeswohlstand, im reichsten Land der Erde, in der Bundesrepublik, die schweren Ereignisse eine Rolle spielen wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Vor ein paar Tagen war ich in Manila mit Leuten der deutschen Gruppe bei der dortigen Lausanner Konferenz für Weltevangelisation. Wir sind hinausgefahren zum Smoky Mountain, einem Trümmerberg, auf dem die Abfälle nur rauchen und ein Verwesungsduft liegt. Über zwanzigtausend Menschen haben dort ihre Hütten aufgeschlagen, weil sie in diesem Dreck wühlen und versuchen, etwas zu finden, das sie verkaufen oder womit sie leben können.
So leben andere Menschen. Wenn wir das sehen, fragen wir uns, ob es wirklich sein kann, dass wir hier so betroffen sind von den Ereignissen. Wie geht es uns wirtschaftlich, gesundheitlich und sonst mit all dem, was passieren kann?
Das ist jetzt die Kernfrage: Wie kann ich mich mit meinem Leben sichern? Ich möchte doch geborgen leben, in Frieden leben. Ich möchte, dass mich schwierige und schlimme Ereignisse nicht gleich aus der Bahn werfen. Was kann ich tun?
Es ist eine Frage an unseren Glauben, an die Geborgenheit in Gott. In unserem Land und bei den Christen unter uns gibt es eine große Glaubenslosigkeit, wie man sein Leben richtig versichern kann – für Notfälle wie Sterben, Krankheit oder geschäftlichen Misserfolg. Wie kann ich mich da sichern?
Dieser Psalm gibt uns viele praktische Tipps. David hat das wunderbar gemacht, nicht so einfältig wie ich mit meinen drei Teilen. David macht 24 Teile, oder im Hebräischen 27, genau nach dem Alphabet, und jeder Vers fängt mit einem neuen Buchstaben an.
Jetzt möchte ich David nicht nachahmen, sondern lieber bei meiner Einfachheit bleiben und nur drei Notfälle herausgreifen, die wir betrachten. Er sagt, wie man sich des Lebens versichern kann – auch unter aufreibenden Erlebnissen.
Unter aufreibenden Erlebnissen
Unter aufreibenden Erlebnissen. Das Leben wäre so schön, wenn man sich nicht maßlos ärgern könnte. Es sind immer wieder alberne und blöde Dinge. Ich habe heute Nacht so selig geschlafen, und um halb vier hat ein Gast aus dem Nachbarhaus fünfmal so laut gehoben. Kennen Sie das? So lächerlich.
Um halb fünf bin ich aufgestanden und habe an der Predigt gearbeitet, denn ich konnte nicht mehr schlafen. Wir ärgern uns ja so maßlos über Menschen. Sicher war das ein Mensch, der sich auch dafür einsetzt, dass unsere Umwelt erträglicher wird und der seine Freude über die Gäste noch einmal in seinem schönen Wagen zum Ausdruck gebracht hat. Aber Sie könnten auch Erlebnisse mit Menschen erzählen, die viel tiefer reichen.
Wenn man plötzlich in der eigenen Ehe gehöhnt und geschändet wird, wenn man nach Jahren der Treue und harter Arbeit weggeschickt wird und Undank erntet – was kann einem Menschen da zusetzen? Das ist so schwer, dass man sich zerreiben kann. Ich habe mit vielen gesprochen, und es ist gut, dass wir dann miteinander darüber reden. Aber das möchte ich hier noch einmal aufgreifen: Die sagen, ich werde damit nicht fertig, mir ist so maßloses Leid widerfahren, Unrecht ist mir angetan worden, ich bin betrogen worden in meinem Leben, die Jahre wurden mir gestohlen.
Und man weiß, woher das kommt: von bösen Menschen. Ja, es gibt das, furchtbar böse Menschen, die einem die Hölle bereiten können. Und von denen will ich jetzt reden. David kannte sich da aus, von denen redete er. Er hatte ja das erlebt, und es hat von ihnen noch niemand erlebt, dass jemand sie umbringen will, als Saul die Lanze nach ihm warf. Wie kann man da überhaupt noch leben, wenn neben einem einer steht, der einen umbringen will? Und David sagt, ich kann geborgen und im Frieden leben.
Wie hat ihn Saul, der König, gejagt? Sie stöhnen über diese Hitze, ich freue mich an dieser Hitze und wünsche Ihnen auch noch einmal, dass Sie solche Jugendkraft haben wie ich. Also, wissen Sie, wenn er dann in der Wüste Juda unten war und kein Wasser da war und sich in die Höhle bei den Steinbockfelsen flüchtete, und Saul ihm nur nachging und ihn umbringen wollte – was macht David? Genau das, was er hier in dem Psalm spricht. Er rächt sich nicht, er entrüstet sich nicht.
Das ist so gefährlich, dass wir heute in die Melodie unserer Zeit einstimmen, das Böse beklagen und anklagen und sagen: Das ist so unrecht, und das ist so schlimm. Es ist alles richtig. Gottes Wort sagt dir: Entrüste dich nicht! David war in dieser großen Ruhe, und das lag nicht an seinen Nerven. Nehmen Sie es mir ab, weil ich auch so ein Zappelphilipp bin. David, weiß ich nicht, der war nicht von der Sorte, es gibt ja so ganz ruhige Leute, die wirft keiner aus dem Gleis. Es war David sicher nicht, sondern es war eine Frucht seines Glaubens: Entrüste dich nicht über die Bösen!
Er wusste, dass das alles vergeht wie das Gras (Psalm 37,2), wie das grüne Kraut werden sie verwelken. Wir kennen das ja bei David, wie er Mitleid hat mit Saul, von dem er doch weiß, dass schon Gott die Hand abgezogen hat. Er wollte ihn evangelisieren, er wollte ihn seelsorgerlich zurückführen, er ruft ihm zu und sagt: Wie kannst du sowas machen?
Dazu hat Gott uns in diese Welt gestellt, dass wir uns nicht über das Böse erregen, sondern für die Übeltäter beten. Und genau das hat Jesus uns so eindrücklich vorgelebt, als man ihm ins Gesicht spuckte und ihn schlug: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Wir leben heute in einer Zeit, in der unser Ich die wichtigste Position eingenommen hat. Es war mir eindrücklich bei dem großen Kongress für Weltevangelisation, wie einer der Redner ausgeführt hat und sagte: Die ganze Sünde manifestiert sich heute in einem Wort – für uns selbst. Die schlimmste Not unseres Lebens kommt von meinem Selbst, dem Ich. „Mein Ich“ und „ich brauche mein Recht“ und „ich will“. Wenn Sie Ihr Ich nicht unter Gottes starke Hand geben können, werden Sie sich zerreiben und daran zugrunde gehen.
David trägt das Unrecht und stellt es dem Herrn anheim, auch als sein eigener Sohn Absalom, der geliebte Sohn, für den der Vater eine Schwäche hat – das ist ja immer so gefährlich für uns weiche Väter – ihn vom Thron jagt. Barfuß läuft David den Ölberg hinauf auf der Flucht und entrüstet sich nicht über das Böse.
Entrüsten Sie sich nicht über das Böse! Unsere ganzen Nachrichtensendungen sind darauf angelegt, dass wir uns dauernd entrüsten: Sieh mal das Unrecht an, sieh mal die Ausbeuter, sieh mal, wie das ist mit den transnationalen Konzernen, sieh mal da, da sind sie alle! Dann kann das Selbst sich entfalten.
Sie können weiterverfolgen, wie Paulus im Gefängnis war, wenn man ihm Unrecht tat, und er sich nicht entrüstete, sondern betete, dass diese Zeit, in der er gefangen gehalten wird, umso mehr Frucht bringt. Haben Sie das schon einmal gebetet? „Herr, lass jetzt Frucht entstehen aus dieser Krisenzeit meines Lebens!“
Es wird alles vergehen wie das Kraut auf dem Felde, das abgeschnitten wird und verdorrt. Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Freue dich, dass es einen lebendigen Gott und Herrn gibt, vertraue dich ihm ganz an.
Freue dich daran, dass er dein Leben führt, auch durch dunkle Perioden. Das hat er so bemessen, und das weiß er, warum das sein muss. Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Uns ist nie verheißen, dass uns der Herr in einem Nu alle Nöte wegnimmt, aber dass er uns in den Leidenszeiten besonders nahekommt – das ist uns verheißen.
Und das zur Reife unseres Glaubens gehört dazu, nicht nur als Wundererlebnis. Die schenkt er uns auch, aber es gibt die nötigen Zeiten der Reife, in denen uns Gott durch so viel Not gehen lässt und uns dann erfahren lässt, wie er uns nahe ist.
Hoffe auf den Herrn und tue Gutes! Der alte Kirchenvater Tertullian hat das Wort gesagt, das man im Deutschen gar nicht so knapp wiedergeben kann wie im Lateinischen, als damals die großen Christenverfolgungen begannen und so viele Christen abgeführt wurden, Löwen vorgeworfen wurden.
Dann erregten sich viele, es war doch schlimm, da muss man sich doch erregen. Dann sagt er nur: „Nubicula fugit“ – das ist so ein ganz kleines Wölkchen am Himmel, das bald wieder verschwindet. Sagen Sie doch das über das Leid, das Sie so bewegt: Es ist nur ein Wölkchen, das der Herr verdampfen lässt, wann immer er die Stunde für gekommen hält.
Wir müssten eigentlich heute in diesem Gottesdienst das Lied singen: „Befiehl du deine Wege“. Das hat so viele Verse, dass Sie es zuhause singen können: „Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt! Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken. Erwarte nur die Zeit!“
Jetzt machen Sie es doch auch so, dass Sie durchblicken und sagen: Ich will mich freuen, dass Du da bist, Herr! Ich will nicht auf die Menschen starren, die mir so Böses tun. Das darf doch nicht mehr das Thema bei uns sein. Wir wollen nicht bloß erzählen von den aufregenden Erlebnissen. Es ist ja manchmal nicht zu begreifen, wie uns Unrecht widerfährt.
Unter schweren Sorgen
Jetzt das Zweite: Wie man sich des Lebens versichert unter schweren Sorgen.
„Befiehl dem Herrn deine Wege“, steht hier in Vers 5, „und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen.“ Vielleicht eines der bekanntesten Worte in der Bibel. Und doch ist es so schwierig, gerade in Krisenzeiten unseres Lebens, unter Sorgen und Leid, das plötzlich umzusetzen: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn.“ Das stellt sich ja nicht automatisch ein.
Was heißt denn „Befiehl dem Herrn deine Wege“? Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir etwas versäumt haben, was wir hätten tun sollen. Es gibt eine andere Übersetzung, die ich hier gerne verwende, weil sie uns etwas klarer macht: „Wälze die Last deines Weges auf den Herrn.“ Also wälze sie mal weg von dir! Die Last liegt ja wie ein schwerer Felsbrocken auf deinem Herzen. Sie drückt dich. Wälze das nun auf den Herrn.
Haben Sie das wirklich getan? Ich bin auch so ein Typ, der mit aller Energie kämpfen will. Wenn bei mir Widerstände auftauchen, dann kämpfe ich erst recht, durch bis zum Letzten. Aber das ist ein falscher Weg in Glaubensdingen.
Ich habe in meinem Leben schon durch große Tiefen gehen müssen, bis ich gemerkt habe: Der Herr will es mir allein durchs Gebet schenken. Und zwar dann fast – für mich selbst – peinlich. Vor mir war es fast peinlich: Soll ich wirklich die Hände bloß in den Schoß legen?
Wissen Sie, da wachsen einem nicht einmal die grauen Haare, wenn man weiß, wie viele Entwicklungshelfer draußen sind und im letzten Monat die Spenden um 40 Prozent zurückgehen. Wie soll das alles weitergehen? Die Aufgaben liegen da. Aber es ist doch der Herr, der es tut.
Sie haben ähnliche Sorgen und Nöte. Legen Sie es doch dem Herrn hin! Wälzen Sie es auf den Herrn. So haben wir doch angefangen im Glauben: in Prüfungsängsten, in Nöten mit Menschen, mit denen wir nicht zusammenleben konnten. Und dann haben wir erlebt, wie Gott in diese unlösbaren Zusammenhänge hineingreift und sie plötzlich wunderbar löst. Wir können nur staunen.
Wälze das auf den Herrn! Du musst es aber von dir wegwälzen. Du kannst es nicht dauernd in deinen Händen halten. Leg es weg und dann warte.
Es ist ganz wichtig, dass wir es auch wirklich nicht als unsere Sache behalten. Oft sind das ja Lieblingswünsche von uns, die wir uns so behalten: Wunschträume, ich brauche das, ich will das haben. Wenn wir darüber beten: „Herr, dein Wille geschehe“, ist das wirklich deine Sache, um die wir da kämpfen und die wir erbitten? Herr, es ist doch dein Werk. Du darfst es auch zusammenstreichen, du darfst es auch wegnehmen. Da bekommen wir auf einmal die richtige Distanz.
Mich hat es immer wieder beeindruckt, wie leicht das die Kinder machen, wenn sie vor Schwierigkeiten stehen. Wenn Spielzeug kaputt ist oder sie Angst haben, dann laufen sie zu den Eltern und sagen: „Komm, hilf mir!“ Wollen wir im Glauben überhaupt je weiterkommen als die Kinder, die einen großen Vater im Himmel haben?
Wälze auf ihn deine Last und ruhe im Vertrauen auf ihn!
Jetzt machen Sie einmal das mit Ihren Sorgen: Legen Sie sie ganz aus der Hand. Dann können Sie sagen: Herr, es ist dein Weg, und ich nehme es so, wie du willst.
Neulich gab es so einen schrecklichen Terrorangriff auf einen Bus. Auf der Strecke, die wir kurz vorher gefahren waren, bei Male Hamalisha in Kirgisadea, riefen bei Jerusalem, griff ein Terrorist dem Busfahrer ins Steuer. Da genügt ja nur ein Griff, um einen ganzen Bus aus der Bahn zu werfen und in einen tiefen Abgrund zu reißen.
Da dachte ich: So geschieht es ja dauernd bei uns, in unserer eigenen Lebensführung. Wir haben uns einmal entschlossen, Gott soll das Steuer in unserem Leben führen. Dann lassen wir ihn fahren. Aber plötzlich greifen wir in unserer Art ihm ins Steuer und reißen das Steuer herum.
Nein, das geht nicht gut. Du musst jetzt auch ruhen in Gott.
Gott hat das Steuer deines Lebens in der Hand. Haben Sie es Gott schon übergeben? Ist er Ihr Herr?
Das müssen Sie wissen: Sind Sie Ihr eigener Chef oder ist Gott Ihr Chef? Wer führt das?
Dann können Sie sagen: Ich kann meine Berufsnöte, meine Sorgen um die Kinder und die Fragen meiner Gesundheit Gott in die Hand legen. Er ist der, der mich geschaffen hat und dem ich gehöre. Er ist mein Heiland und mein Erretter. Ihm will ich ganz blind vertrauen, meinem Vater, dem ich gehöre und der alles wunderbar hinausführt.
Unter gefährlichen Versuchungen
Und noch das Letzte: Unter gefährlichen Versuchungen spricht David auch davon. Die Versuchungen kommen ja nicht von irgendwo her. Man könnte sagen: Was sind das für gefährliche Versuchungen? Es war immer so leicht, wenn man den Fernseher einfach ausknipst und die Zeitung nicht aus dem Briefkasten holt, damit die Versuchungen uns nicht erreichen. Oder wenn man ein paar böse Bücher nicht liest.
Das Schlimmste an der Versuchung kommt ja aus meinem eigenen Herzen. Dort hat der Teufel die beste Angriffsfläche, durch die er mich dauernd wieder versuchen kann. Und da gibt uns David einen Rat: Sei stille, warte dem Herrn und warte auf ihn.
Das Stillsein – jetzt, das nehmen Sie mir ab – das fällt mir noch schwerer als Ihnen. Darum darf ich Ihnen heute predigen: Still sein, warte auf ihn. Das können oft lange Zeiten des Wartens sein.
Während ich jetzt weg war, hatten wir in unserem Werk einen Gast, einen Äthiopier. Ich habe den Anfang der Geschichte noch aus der Ferne miterlebt. Er hatte ein wichtiges Gespräch bei Bonner Entwicklungshilfestellen und hat deshalb ein Visum von der deutschen Botschaft bekommen. Aber als er in Rom eintraf, sagten die italienischen Zöllner: Das Datum stimmt nicht. Die Einreise darf erst drei Tage später sein.
Sie haben ihn auf dem römischen Flughafen festgehalten. Als wir davon erfuhren, haben wir uns sofort mit dem Bundesgrenzschutz in Verbindung gesetzt. Da gab es kein Problem, und die Telegramme wechselten zwischen Bonn und Rom. Alles wurde klar, und wir meinten schon: Er ist ja lange auf dem Weg.
Unser lieber Freund Worku war drei Tage und drei Nächte auf dem römischen Flughafen, ohne etwas zu essen und hat nur auf dem Klo Wasser getrunken, auf einem Sitz sitzend. Meine Frau und ich erzählten uns, es kam kein bitteres Wort, kein einziges bitteres Wort.
Da dachte ich: Haben wir nicht etwas verloren von dieser Ruhe? Wenn Gott das zulässt, dann nehme ich seine Hand. Aber als wir uns dann ein wenig mit diesem Mann unterhielten, erzählte er, dass er dreizehn Monate in einem äthiopischen Gefängnis war. Dort waren sechzig Leute in einem Zimmer, kein Platz, um auf dem Boden zu liegen, furchtbar schlecht versorgt.
Und er sagt: Es war doch gut, unter lauter Dieben und Mördern, da hat mich Jesus gebraucht.
Wenn Sie in Ihrem Leben auch so denken können wie dieser äthiopische Mann, der zu den Großen gehört – er hat auch Theologie studiert –, dann haben Sie das nicht verloren: dass man still sein muss und dann suchen muss, welche Absicht Gott hat, wenn er mich den dunklen Weg führt. Dann muss da ein Sinn dahinter sein.
Unser Jesus hat so viel Liebe an uns gewandt, so viel Gutes uns getan. Er hat sein Leben für uns gegeben. Sie können sich ihm jetzt ganz blind anvertrauen. Sie brauchen sich nicht mit anderen in Ihrer Nähe zu vergleichen, denen es gut geht.
Davon spricht der Psalm so viel: Dieses scheinbar blühende Leben des Wohlstands um uns herum wird vergehen und im Nu weg sein. Es wird verdampfen, wenn das Lüftlein des Todes darüber geht.
Ich habe große Sorge, ob Sie den Frieden Gottes haben, ob Sie in den Ordnungen Gottes leben. Hadern Sie nicht mit Gott! Sondern danken Sie und lobpreisen Sie ihn. Freuen Sie sich, solange sich noch der Atem in Ihnen regt.
Warum sprichst du denn: Mein Weg ist dem Herrn verborgen, mein Recht geht meinem Gott vorüber? Sprechen Sie auch so klagend: Gott hat mich vergessen, Gott hat mich verlassen?
Gott wird nicht müde noch matt. Er will Sie überschütten mit Gutem, und Sie dürfen staunend erfahren, dass jeden Tag tausend und abertausend Wunder Ihnen Gott in Ihr Leben hineinlegt – auch gerade dann, wenn es ganz dunkel scheint.
Er geht vor Ihnen her und macht es Ihnen ganz hell, auch in der Dunkelheit. Dann können Sie nur danken und sich freuen. Die Elenden werden das Land erben und ihre Freude haben. Das können Sie erleben.
Amen!
Gebet und Lobpreis als Ausdruck des Glaubens
Wir wollen auch ein Lied des Gottvertrauens und des Glaubens singen: „Harre meine Seele, harre des Herrn“, die beiden Verse aus Lied 558.
Herr Jesus Christus, deine Güte ist so groß, die du uns schon in vielen Nöten hast erfahren lassen. Es tut uns leid, dass wir uns so oft an dir versündigen – mit unserem Kleinglauben, mit unseren Sorgen, mit dem langen Reden und auch dem Wachen in der Nacht. Wir planen und überlegen, statt alles auf dich abzuwälzen.
Vielen Dank, dass nichts in unserem Leben so klein oder unwichtig ist, dass wir es dir nicht sagen dürften. Wir wollen dich herzlich bitten, dass es nicht um uns geht, sondern um dich. Nicht unser Wille soll siegen, sondern dein Wille. Du weißt, was gut für uns ist und was uns zum Segen wird.
Darum wollen wir auch das Schwere aus deiner Hand annehmen und dir danken, dass du uns darin wunderbar segnen willst. Vielen Dank für dieses Lebenszeugnis von David, das so praktisch in unsere Schwierigkeiten, Berufsnöte und Spannungen mit Menschen hineinredet.
Wir möchten dich bitten für unsere Familien, in denen wir leben, für unsere Ehen, für unsere Arbeitsverhältnisse und für unseren Platz, den wir unter unserem Volk und in unserer Gesellschaft haben. Hilf uns, dass wir dort Licht und Salz sein können, indem wir beten und Menschen von deiner Güte und Barmherzigkeit weitersagen.
Wir wollen an diesem Tag auch Fürbitte tun – für so viele Menschen, die leiden, die in den Spannungsgebieten leben und die in großer Armut sind. Erbarme dich ihrer. Wir bitten dich für alle, die in deinem Dienst stehen – hier in Diensten der Liebe, der Evangelisation und der praktischen Nächstenliebe. Besonders denken wir an viele Länder der Welt, in denen so viel Dunkelheit herrscht.
Lass es geschehen, dass durch diesen Dienst Menschen dich finden und Hoffnung für ihr Leben bekommen, weil sie an dich glauben.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Wir nehmen noch einmal Platz. Wir haben ein paar Dinge bekannt zu geben.
Bericht aus der Mission in Peru
Ich sehe da eben den Bernhard Mück aus Peru. Sagst du ein Wort? Weißt du, komm, ex holo barucho.
Bernhard Mück war bei den Indianern in Peru. Ich frage dich bloß ein paar Sachen, du musst nur antworten.
Wie lange warst du jetzt draußen?
Ja, drei Jahre, und letztes Jahr war ich kurz hier.
Und was hast du jetzt draußen in den drei Jahren gemacht?
Ja, ich habe mit der Schweizer Indianermission den Indianern geholfen, dass sie Viehzucht lernen und selber Vieh züchten. Wir haben in vier Dörfern jeweils sechs Tiere geliefert. Jetzt haben sie sich zum Teil schon vermehrt. Das war die Hauptaufgabe.
Nebenher habe ich der Schweizer Indianermission auf der Station in der Landwirtschaft mitgeholfen. Außerdem habe ich Ziegen gezüchtet und zum Schluss noch mit Meerschweinchen angefangen und mit Fischen.
Wie sieht es denn aus mit der allgemeinen Lage, mit der Unsicherheit in Peru gegenwärtig?
Ich bin froh, dass ich jetzt hier bin. Ich möchte nicht direkt darauf eingehen, aber es sieht nicht gut aus. Manche Missionen sind schon abgereist, die Adventisten aus Amerika sind schon zurück.
Es ist sehr kritisch in den letzten zwei Monaten. Wir haben jetzt dort Notstand in Peru. Fast jede Nacht hört man Maschinenpistolen und Maschinengewehre. Es sieht also nicht gut aus.
Hast du Angst gehabt?
Ja, als ich das letzte Mal bei den Chipibus war, in einem Dorf, wo ich früher nie Angst gehabt hatte, wenn ich mit dem Boot unterwegs war, und die Mission wollte mich schon gar nicht ziehen lassen. Wir waren da draußen im Dorf und blieben drei, vier Tage. Eigentlich war alles normal und ruhig, und wir haben dort Gottesdienste gemacht.
Dann, an dem Abend so um acht, neun Uhr, fing plötzlich so ein Geratter an. Es klang, als würde die Nachbarsiedlung überfallen. Wir wussten nicht, wer das ist. Wenn man eine Maschinenpistole so hört, dann bekommt man schon Angst.
Das ganze Dorf versammelte sich, wir machten eine Gebetsgemeinschaft, sind dann wieder ins Bett gegangen. Um ein Uhr nachts hörte es sich wieder so an, als kämen sie jetzt und überfallen uns. Als Weißer wird einfach sehr viel Kokain angebaut. Da ist es oft so, dass sie nicht unterscheiden. Wenn sie jemanden umknallen, ist das möglich.
Wir hatten schon ein bisschen Angst. Die Indianer sind dann alle in den Urwald geflüchtet, mit ihren Kanus. Da war alles überschwemmt, da haben sie sich versteckt. Ich habe dann einfach gebetet und war ruhig. Ich konnte wieder schlafen. Am nächsten Tag sind wir dann heimgereist und wussten dann genau, was es war.
Es gibt viele Gerüchte, aber es ist für die Menschen dort sehr schwer zu leben. Viele Pfarrer haben jetzt von den Terroristen Todesanzeigen bekommen. Das heißt also: Wenn ihr weiter predigt, dann knallen wir euch um oder haut ab.
Es ist für die Pfarrer dort sehr schwer, zu bleiben und treu zu bleiben. Aber das Schöne ist: Die Gemeinde wächst. Es kommen viele zum Glauben. Diese Situation benutzt eigentlich Gott so, dass auch die Mission sagt, wir möchten bleiben, solange es geht.
Denn wir haben jetzt gerade noch nie so offene Türen getreten und so viele offene Herzen gesehen, die wirklich Gott suchen.
Zeugnis von Miguel und der Kraft des Glaubens
Und das Zeugnis der Indianer ist wirklich beeindruckend. Darf ich kurz etwas erzählen? Sehr gern.
Sonst lassen wir die zwei Leadfairs weg. Ach so, nein, nein, ich kann auch noch singen.
Also, Miguel ist einer, der immer fest mit an dem Projekt mitgearbeitet hat. Er wurde dreimal bewahrt.
Er bekam Tuberkulose und war fast an der Krankheit gestorben. Danach ging er zum Arzt flussabwärts. Auf der Heimreise riss im Boot ein Benzinfass, und das ganze Boot ging unter. Er war durch die Krankheit so geschwächt, dass er fast ertrank. Im letzten Moment hat ihn jemand gepackt und ihm eine Holzbohle gegeben. Er verlor alles.
Seine sieben Kinder, die Frauen und das kleine Kind, die dabei waren, überlebten alle. Niemand kam ums Leben.
Das dritte Mal, als er bewahrt wurde, ist besonders schön. Er gab Zeugnis davon: Er baute ein Maisfeld an, verkaufte den Mais und bekam dafür Geld. An dem Ort, wo er das Geld erhielt, wollte er für die Kirche noch eine Lampe kaufen, eine Gaslampe oder so etwas.
Als er im Dorf war, wurde genau dieses Dorf von etwa zweihundert Terroristen überfallen. Es wurde wild geschossen, und er konnte nur flüchten. Viele flohen in die Kirche, obwohl in dem Ort niemand etwas von der Kirche wissen wollte.
Der Pfarrer nutzte die Zeit, in der draußen geschossen wurde, um eine feste Predigt zu halten. Miguel sagte der Frau, die dort war und große Angst um ihren Sohn hatte, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Jetzt würden sie beten, und ihr Sohn würde bei dem Gefecht nicht sterben.
Die Terroristen plünderten alles und zogen dann ab. Am nächsten Tag fuhr Miguel mit dem Boot nach Hause. Die Leute sprachen natürlich darüber, wie es weitergehen würde und wie die Lage aussah.
Er gab dann Zeugnis und sagte: „Das ist noch gar nichts. In der Bibel steht, dass all das kommen muss und dass es noch viel schlimmer wird.“
Er betonte, wie wichtig es sei, jetzt vorbereitet zu sein und sterben zu können. Ihm sei egal, ob er dort oder anderswo bei einer Schießerei stirbt. Man müsse vorbereitet sein, um Gott zu begegnen, und man müsse jetzt sein Leben Jesus übergeben.
Die Leute waren ganz offen und sagten, dass sie mehr die Bibel lesen müssten, um zu verstehen, was Miguel ihnen erzählt. So konnte er als Indianer auch unter Mischlingen Zeugnis geben.
Heute sieht es also nicht gut aus, aber viele Menschen kommen dennoch zum Glauben.
Dankeschön. Wir hoffen, eines Tages noch mehr zu hören.
Eindrücke von der Weltkonferenz für Evangelisation
Am letzten Sonntag war bei uns in Manila, während der Weltkonferenz für Evangelisation, ein freier Tag. Ich habe einen Bus gemietet und die Leute aus der deutschen Delegation eingeladen, mitzufahren nach Batang. Das war genau zu der Zeit, als der Taifun über die Philippinen hinwegzog und dort fünf Menschen obdachlos wurden.
Bei starkem Regen sind wir acht Stunden gefahren. Dort arbeiten vier christliche Fachkräfte, auch Mitarbeiter von CFI (Christliche Fachkräfte International). Für uns alle war das ein großer Eindruck.
In Batang leben 17.500 vietnamesische Bootsflüchtlinge. Wenn sie erzählen, was sie erlebt haben, kann man sich das kaum vorstellen. Dann sitzen wir im Gottesdienst der überfüllten Kirche, in der diese Vietnamesen Gott preisen. Die Türen der Mission nach Vietnam sind verschlossen, aber hier sind sie offen. Dort leisten vier Krankenschwestern einen wunderbaren Dienst.
Wir berichten, welche Möglichkeiten zum persönlichen Zeugnis es gibt. Dabei wurde ich sehr glücklich, dass wir diesen Dienst tun dürfen. Ich danke all denen, die im Einsatz sind, und auch all denen, die über die Kassette mithören.
Heute geben wir unsere Opfer für diese Arbeit. Dafür sind wir immer sehr dankbar, denn die Arbeit wächst. Besonders freut mich eine kleine Sache: Wir vermitteln sonst immer nur Langzeitleute. Aber nun kam ein Brief von Stimme der Anden, dem ältesten Rundfunksender in Südamerika. Das ist ein riesiger Evangeliumssender. Dort möchte man ein deutsches Studio aufbauen, mit deutschen Maschinen. Gesucht wird ein Elektroingenieur, der in etwa drei Monaten dorthin gehen und das Studio aufbauen kann. Vielleicht gibt es hier einen Ruheständler oder jemanden mit entsprechender Erfahrung.
Die Aufgabe ist lohnend, das Klima in Quito ist nicht schwierig. Wichtig ist, dass derjenige die deutschen Anleitungen lesen kann. Die Verantwortlichen dort haben Schwierigkeiten, das mit ihren Fachleuten zu bewerkstelligen. Es sollte also jemand sein, der von Studios und Elektroanlagen etwas versteht. Das ist eine dringende Angelegenheit, vielleicht findet sich jemand durch den Gottesdienst.
Herr segne uns und behüte uns! Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig! Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!