Wir kommen zum 2. Teil unserer Habakuk-Serie.
Rückblick
Habakuk – ein Prophet im AT – prophezeit etwa ums Jahr 600 v. Chr. – auf der Bühne der Weltgeschichte erscheint eine neue Supermacht: Die Babylonier. Und Habakuk, der Gott eigentlich darum bittet, dass er das innenpolitische Tohuwabohu in Israel richtet – Recht und Ordnung wieder herstellt – muss hören, dass Gott nicht nur das Gebet nicht erhören wird, sondern, dass es noch viel, viel schlimmer kommen wird.
Ein bisschen Gesetzlosigkeit, Gewalt, Erpressung oder Machmissbrauch in Israel sind nur der Auftakt für die Begegnung mit einer zutiefst gesetzlosen, blutrünstigen, Menschen verachtenden, sich selbst vergötzenden Kriegsmaschinerie – den Babyloniern oder Chaldäern.
Der Prophet schreit: „Gott hilf mir!“ – Und Gott antwortet: „Nein! Und weil wir gerade dabei sein: Es wird schlimmer. Viel schlimmer!“
Die geistliche Lektion vom letzten Mal war irgendwie doppelt:
- Gott ist Gott. Er rettet, aber zu einer Zeit und auf seine Weise. Im Fall von Habakuk dauert die Rettung aus der Hand der Babylonier noch 70 Jahre und bis es dazu kommt, wird das Volk verschleppt und Jerusalem inkl. Tempel in Schutt und Asche gelegt.
- Gott verspricht uns nicht, dass er uns sofort aus jeder Notlage rettet, aber er verspricht uns seinen Trost. „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Für den Gerechten gibt es eine Zukunft, weil er Gott mehr vertraut als seiner eigenen Vorstellungskraft, seinen Erfahrungen oder seinen Ängsten. Glaube wagt das Unglaubliche. In Habakuks Fall: Glaube wagt es, auf Gott zu vertrauen im Angesicht von Vergewaltigungen, Todesmärschen, Kriegsgräueln, Enteignung, Vertreibung und Mord... zu vertrauen und zu wissen, dass Gott, weiß, was er tut, und dass er sein Volk retten und zurück bringen wird... dass es Hoffnung gibt... Zukunft gibt... ewiges Leben gibt – egal was dieses Leben für uns bereit hält. Das letzte Bild vom letzten Mal: Wir dürfen uns hinter dem Schild des Glaubens bergen... verstecken vor den feurigen Pfeilen des Bösen.
Auf der Grafik zum Buch Habakuk seht ihr den chiastischen Aufbau - und als Höhepunkt und Schwerpunkt den Vers 2,4b: "Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben."
Wie bedeutungsschwanger und komplex der Vers ist, zeigen die drei Stellen, an denen er im NT vorkommt:
- Römer 1,16.17: Im Evangelium wird „Gottes Gerechtigkeit“ offenbart. Und zwar auf mehrfache Weise. Gott zeigt seine Gerechtigkeit darin, dass er Sünde richtet und den Gläubigen rechtfertigt. Es fängt mit dem Glauben des Messias an („aus Glauben“), der für uns ans Kreuz geht, Sünde bezahlt, und führt zum Glauben der Gläubigen, an den Messias, der gerecht macht. Der Gerechte glaubt und der Glaube macht gerecht.
- Galater 3,11.12: Ich muss mich entscheiden. Wenn es um meine Errettung geht: Wem vertraue ich? Jesus – dann Glauben, oder mir – dann Gesetz. Seine Leistung oder meine Leistung. Welchen Tipp bekommt Habakuk: Vertraue ganz Gott, weil er auf seine Weise seine Rettung bringen wird. Dasselbe gilt fürs Evangelium: Gott rettet vollständig, aber zuerst schüttet er sein Gericht und seinen Zorn über Jesus aus und er muss ihn für uns tragen.
- Hebräer 10,35-39: Aufruf zum Ausharren in größter Verfolgung. Betonung hier auf „leben“ i.S.v. wer „glaubt zur Errettung der Seele“, der weicht nicht zurück – er lebt ein Glaubensleben. Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.
Zurück zu unserem Text. Heute Habakuk 2,6-20: „Weherufe gegen Babylon bestätigen Gottes Gerechtigkeit“.
Gott sorgt für Gerechtigkeit - zu seiner Zeit
In Hab 2,12-17 hinterfragt Habakuk Gottes Gerechtigkeit. Wie kann das sein, dass Gott als Richter der Welt gerade die Babylonier benutzt? Müssten die nicht selber gerichtet werden, statt auf eine so schonungslose Weise ganze Völker auszuradieren? (Hab 2,13): Warum schaust du Räubern zu, schweigst, wenn der Gesetzlose den verschlingt, der gerechter ist als er...? Antwort: Ich schaue zu, aber nicht auf ewig. Für alles Böse gibt es ein Gericht. Nicht immer dann, wenn wir es erwarten, aber zu der Zeit, die Gott fest gesetzt hat. Dann wird das Gelächter über die Babylonier groß sein (Hab 2,6a).
5x „Wehe“. Gott spricht die Themen Streben nach Wohlstand, Sicherheit, Anerkennung, Lust und Götzendienst an. Fünf Einstellungen, die für die Babylonier zum Verhängnis wurden. Fünf ethische Bereiche, bei denen wir in unserem Leben genau aufpassen müssen, weil Gott gar keinen Spaß versteht.
Das AT mag uns manchmal weit weg vorkommen und trotzdem haben wir es mit demselben Gott zu tun. Gott hat sich nicht geändert und wenn Gott im AT sagt, dass er etwas nicht mag, dann ist das heute auch noch so.
5x "Wehe" - die 5 Fehler der Babylonier
1. Fehler der Chaldäer:
Streben nach Wohlstand, egal um welchen Preis
Hab 2,6b-8: Der Jäger wird zur Beute; Pfandlast - Ein Pfand diente dazu, ein Darlehen oder einen Vertrag abzusichern. Er
hat es entweder behalten oder auch von Armen genommen.
Die Babylonier wollen so viel haben wie möglich und ihnen ist jedes Mittel recht
auch Betrug, Diebstahl und jede Form von Gewalt.
Die Frage muss erlaubt sein: Wo sind wie Betrüger oder Diebe? Das fängt mit
illegalen Downloads an, geht über Steuererklärungen, die fast richtig sind... lasst
uns Gott darum bitten, dass er uns zeigt, wo wir ähnlich ticken wie die Chaldäer...
2. Fehler der Chaldäer:
Streben nach Sicherheit, egal um welchen Preis
Hab 2,9-11: Das Haus ist ein Bild für Familie, für die Dynastie, das "hohe Nest" ein Bild für Sicherheit.
Die Folgen: Statt Sicherheit nur Schande, Sünde gegen die eigene Seele/Leben,
„Stein“ und „Sparren“ = Bestandteile des Hauses = Familienmitglieder müssen
leiden unter den falschen Ratschlägen der Eltern.
Frage an uns: Woher nehmen wir unsere Sicherheit? Idee der Babylonier: Viel
Geld = viel Sicherheit. „Geld regiert die Welt“ und wenn ich viel davon habe, dann
regiere ich! An die Armen unter uns: Sehnst du dich manchmal nach einem gut
gefüllten Sparbuch, weil es dir mehr Sicherheit gibt als Gott? An die Reichen:
Verführt dich dein gut gefülltes Sparbuch manchmal dazu, weniger zu beten und
weniger abhängig zu leben, weil deine Hoffnung mehr auf dem Geld als auf Gott
liegt?
3. Fehler der Chaldäer:
Streben nach Anerkennung, egal um welchen Preis
Hab 2,12-14: Städte sind der Stolz des Menschen. Schon Kain beginnt damit, eine Stadt zu bauen,
die er nach seinem Sohn Henoch benennt. Städte sind von Anfang an ein Ausdruck
für die Größe, die Leistungsfähigkeit und die Unabhängigkeit des Menschen. Eine
Stadt ist ein Beleg für meine Bedeutung. Alle wahren Machtmenschen, wollen sich in Form von Monumenten verewigen. Wer eine Stadt gründet, der verschafft sich Ansehen.
Einsatz, Disziplin und Hingabe haben manches Volk dazu gebracht, „Großes“ zu
erreichen, aber die damit gegen Menschen gerichtete Gewalt – oft genug im Namen des (kulturellen oder technischen) Fortschritts oder der eigenen Vorstellung von Utopia – führt dazu, dass alles Erreichte fürs Feuer und vergebens
ist.
Der Grund ist nicht der, dass Großmächte halt kommen und gehen! Habakuk
argumentiert nicht über die „logischen“, weil gängigen Abläufe der Geschichte!
Vielmehr argumentiert er über Gottes Verheißung (vgl. 4Mose 14,21).
Die Zukunft
ist eine, in der die Erde voll sein wird von der Erkenntnis Gottes. Und auf einer
solchen Erde ist kein Platz für das Böse und seine Machwerke.
Frage an uns: Wir bauen keine Metropolen, aber gibt es in unserem Leben
Statussymbole? Dinge, die uns „Wert“ geben? Die uns deshalb „wertvoll“ sind und
unseren Blick mehr gefangen nehmen als die Herrlichkeit des Herrn? Wenn ich mir
mein Leben und meinen Besitz anschaue – wenn verherrliche ich damit? Lebe ich,
um Gottes Herrlichkeit zu vermehren oder meine eigene? Ganz subtile
Angelegenheit: ich schäme mich dafür, ein paar Dinge gekauft zu haben. Zum Beispiel dieses besonders teure
Feuerzeug...
4. Fehler der Chaldäer:
Streben nach Lustgewinn auf Kosten anderer
Hab 2,15.16: Gift = KO-Tropfen, Betäubungsmittel, degradiert Menschen zu Lustobjekten
„Becher der Rechten“ Mit dem Becher in der Rechten des HERRN, ist der „Becher
Zornwein“ gemeint, von dem Gott durch den Propheten Jeremia spricht (Jeremia
25,15-29). Das Bild vom Becher, der mit dem Zorn Gottes gefüllt ist, steht für das
Unglück, das über die hereinbricht, die aus dem Becher trinken müssen (Jeremia
25,29). Der HERR beginnt sein Gericht bei Jerusalem, aber der Becher wird sich zu
den Angreifern wenden.
Das ist mein Vers gegen Pornographie. Wenn das Christentum für eine Sache
bekannt ist, dann für Sexualethik. Daran stoßen sich alle!
Das Anschauen des Schambereichs – außer bei meinem Ehepartner – ist Sünde. In
einer Gesellschaft, die völlig versaut ist, in der alle Formen von Perversionen einen
Mausklick entfernt sind, in der FKK-Strände, gemischte Saunen oder Thai-Massagen
mit Extraprogramm völlig normal sind... müssen wir uns klar sein, dass für Gott das
Anschauen des Schambereichs einer erwachsenen Person eine Gräuelsünde
darstellt.
Egal ob ich das in einem Herrenmagazin tue, in einer Umkleidekabine, in
einem Computerspiel oder einer Serie wie "Game of Thrones" oder "Spartacus".
Wer das tut, steht unter Gottes „Wehe“ und sein Leben wird von Zorn und Schande
bestimmt sein. Punkt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir den Standard hoch halten.
Einzige Chance: Bekennen, Vergebung bitten... Abstand halten...
Jesus ist da knallhart: Wenn dein Auge dir Anlass zur Sünde gibt, reiß es aus – bitte
nicht wörtlich, aber wenn du merkst, ich habe ein Problem mit meinen Augen – ich
sehe Dinge, die ich nicht sehen sollte... kämpfe und jeder Einsatz ist recht – suche
dir Mitstreiter, schmeiße alles weg, was dich verführt, begrenze deinen
Internetzugang, ändere dein Leben, wo es nötig ist, aber spiel mit dieser Sünde
nicht rum.
Am Ende steht immer Zorn und Schande! Das willst du nicht – glaub mir!
Halte mich ruhig für ein bisschen verklemmt, aber schau dir das Thema von der
Bibel her an. (Wenn du Hilfe brauchst: Praxishandbuch Kindererziehung, Lektion
77 – Pornographie, Nacktheit, Voyeurismus 1Mose 9,20-25a: ... verflucht sei
Kanaan! Wenn dir das nicht reicht, kann ich dir nicht helfen.)
Ich werde weiterhin im Fitnesstudio nicht duschen, einmal die Woche meinem geistlichen Bruder eine Mail schreiben, ob ich
sauber bin bei Erotik/Pornographie und regelmäßig Habakuk 2,15.16 wiederholen, um das Thema nicht zu vergessen.
Hab 2,17
Hier lugt ein Thema hervor, dass kein eigenes „Wehe“ bekommt, aber
trotzdem interessant ist und kurz erwähnt werden soll: Gott ist nicht nur an
Menschen interessiert, sondern auch daran, wie wir mit der Schöpfung – den
Pflanzen und Tieren – umgehen (Lektion 105 im Jüngerschaftskurs „Vollgas“ auf www.frogwords.de).
5. Fehler der Chaldäer:
Götzendienst oder Anbetung – egal wen, nur nicht den Schöpfer
Hab 2,18: Antwort: Nichts!
Hab 2,19: An der Stelle lachen wir vielleicht – stellen uns vor wie sich der Heide vor einem
Totempfahl niederwirft „erwache, erwache...“, haben die Steinköpfe von den
Osterinseln vor Augen oder einen Tempelschatz aus dem Griechenlandurlaub...
Ja, wir ziehen nicht mehr los und schnitzen uns ein Götzenbild oder hauen uns
einen Steinblock zurecht: Trotzdem die Frage an uns:
Was beten wir an? Wem opfern wir unsere Kinder? Wenn uns jemand fragt: Welche
Macht steht hinter der Welt – was antworten wir?
Mein Gebet ist, dass wir mit Habakuk auf den einen, wahren Gott verweisen
können: Hab 2,20
Ein Gott, der wirklich ist, der kein Abbild braucht und vor dem alles schweigen muss.
Vor diesem Gott muss die ganze Erde als Ausdruck ihrer Ehrfurcht schweigen (vgl. Zephanja 1,7; Sacharja 2,17). Niemand muss ihn wie einen stummen Götzen aufwecken (Habakuk 1,19; vgl. 1Könige 18,26.27). Gott hört (Psalm 94,9) und sieht (Sprüche 15,3) alles. Er ist der lebendige Gott, der unsere Achtung und Anbetung und unser Leben verdient.
Die Chaldäer haben sich geweigert, ihn anzubeten. Sie hatten Daniel in ihren Reihen und doch waren sie nicht bereit, vor Gott aufrichtig Buße zu tun.
Beten wir darum, dass wo sich in unserem Leben Falschheit einschleicht, wo es uns ums Geld geht, um falsche Sicherheit, um menschliche Anerkennung oder um böse Lust – beten wir, dass Gott uns seinen Maßstab offenbart und uns züchtigt und zurecht bringt, damit wir heilig sind, wie er heilig ist.