Einführung in die Dogmatik und das Thema Gottesexistenz
Wir haben es geschafft: Wir haben den ersten Teil unserer Dogmatik hinter uns. Yes! Es bleiben nur noch sechs Teile, die wir bearbeiten müssen.
Wir sind jetzt in Kapitel neun und beginnen mit dem großen Kapitel „Die Lehre über Gott“. Eine Überschrift, die man kaum fulminanter wählen könnte. Natürlich steckt eine Menge darin, denn das Thema ist ziemlich komplex.
Es beginnt ganz allgemein mit der Existenz Gottes. Vielleicht fragst du dich, wenn du nicht weißt, was heute das Thema ist, warum du dich gerade mit diesem Thema beschäftigst. Es ist ja so eine allgemeine Wahrheit. Was soll ich jetzt schon daraus mitnehmen? Ich bin ja sowieso schon irgendwie davon überzeugt, deswegen bin ich ja auch hier.
Dennoch hoffe ich, dass es für uns persönlich relevant ist, uns mit der Existenz Gottes auseinanderzusetzen. Denn was für uns vielleicht selbstverständlich ist, ist für andere nicht unbedingt so. Jeder von uns hat Menschen um sich, die an der Existenz Gottes zweifeln.
Dann prallen verschiedene Weltbilder aufeinander, und man fragt sich: Wie kann ich kommunizieren und erklären, warum ich von der Existenz Gottes ausgehe? Und warum glaube ich, dass es fatal danebenliegt, nicht an Gott zu glauben? Warum ist es nicht logisch, die Existenz Gottes zu verneinen?
Insofern ist das nicht nur ein theoretisches Glaubensthema für uns. Im Endeffekt ist es auch ein stark evangelistisches Thema. Auch wenn man das am Anfang vielleicht nicht denkt, geht es in Gesprächen mit Atheisten häufig genau um diese Frage: Woher wissen wir überhaupt, dass Gott existiert? Oder anders gesagt: Ob Gott überhaupt ist oder nicht – das ist die Frage.
Die Lektion hier klärt, wie und woher wir wissen, dass Gott existiert.
Persönliche Erfahrungen und Gespräche über Gottes Existenz
Bevor wir zu den einzelnen Punkten kommen, möchte ich gerne mit einer Fragerunde starten. Philipp, du bist gleich dran, meldet euch bitte kräftig.
Wir, die wir hier in Emmendingen und in Laar sitzen, haben die Gewissheit, dass Gott da ist. Vielleicht war das aber nicht immer so in deinem Leben. Meine Frage an uns alle lautet: Wann hast du das erste Mal Gewissheit über Gottes Existenz bekommen? Kannst du dich erinnern, wann du zum ersten Mal wusstest: „Ich bin mir absolut sicher, dass Gottesbewusstsein so präsent ist, dass ich diese Wahrheit nicht leugnen kann“? Wann war das? Und was ist geschehen, dass du zu dieser Überzeugung gekommen bist, dass Gott existiert?
Es gibt einige gläubige Menschen, die daran glauben, dass Gott existiert. Zwei Hände gehen hoch! Wunderbar! Wer möchte mal erzählen, wann er das erste Mal gewiss war über Gottes Existenz und was passiert ist, dass er davon überzeugt wurde?
Was ganz interessant ist: Einige berichten, dass sie angefangen haben zu beten, obwohl sie noch nicht diese absolute Gewissheit hatten. Irgendetwas in einem Menschen drängt und motiviert, in diese Suche zu gehen – in eine betende Suche. Das macht man sonst eigentlich bei keinem anderen Thema. Wenn ich nicht weiß, dass überhaupt etwas existiert, werde ich es auch nicht suchen. Aber beim Thema Gott ist es interessant: Egal, aus welchem Hintergrund jemand kommt, egal ob er religiös aufgewachsen ist oder nicht, egal ob er aus dem Westen, dem Osten, aus arabischen Ländern oder aus Afrika stammt – es ist völlig egal. Jeder Mensch hat in sich diese ganz natürliche Anlage, das Göttliche zu suchen.
Da ist etwas in uns, das uns antreibt, auch wenn wir nicht sagen können: „Ich habe eine vollkommene Gewissheit und habe dieses Gegenüber kennengelernt.“ Trotzdem ist da etwas ganz Tiefes in uns angelegt, das auf der Suche ist nach dem passenden Gegenstück. Wisst ihr, was ich meine? Damit meine ich nicht den Ehepartner, den man sucht, sondern: Wo ist mein Schöpfer? Wo ist der, der mich gemacht hat? Wo ist, in der Kindessprache, auch mein Vater, der mich verantwortet? Wo ist der, dem ich mich anvertrauen kann?
Ich möchte nun zur nächsten Frage übergehen. Wir sind überzeugt davon, dass Gott existiert. Nun gibt es jemanden in unserem Umfeld – in der Familie, bei Kollegen oder Nachbarn –, der überhaupt nicht davon überzeugt ist, dass Gott existiert. Wie argumentierst du in einem Gespräch, damit die Person davon überzeugt sein kann, dass Gott wirklich existiert?
Ich spreche nicht von jemandem, der sagt: „Ja, ich kann es mir schon vorstellen, dass Gott da ist, aber ob es der christliche Gott, der muslimische Gott oder hinduistische Götter sind, da bin ich mir nicht sicher.“ Das ist eine andere Debatte.
Mir geht es um die Diskussion mit jemandem, der komplett atheistisch ist und sagt: „Da gibt es nichts, und nach dem Tod ist einfach das Licht aus, fertig.“ Wie gehst du auf so jemanden zu? Wie begegnest du ihm? Wie kommst du ihm näher, argumentativ? Wie erklärst du ihm: „Schau mal, aus diesem Grund kannst du davon ausgehen, dass Gott existiert“?
Ich sehe euch an, als hättet ihr noch nie mit anderen Menschen gesprochen. So etwas gibt es tatsächlich! Wir werden mit unterschiedlichen Menschen konfrontiert, die auch unterschiedlich ansprechbar sind.
Einige sind sehr stark auf der Suche nach einem veränderten Leben, so wie du es eben beschrieben hast. Sie sind beeindruckt, wenn sie merken, dass es radikale Veränderungen im Leben von Menschen gibt. Dann fragen sie: „Was ist die Ursache für diese Wirkung?“ Das kommt nicht von irgendwoher, sondern hat einen Grund. Dann werden sie aufmerksam und kommen auf die Suche oder entwickeln eine Überzeugung, dass es mehr geben kann.
Ich habe aber auch schon Menschen erlebt, die an dieser subjektiven Erfahrung überhaupt kein Interesse haben. Wirklich gar nicht, weil sie argumentativ Hürden haben, an die Existenz Gottes zu glauben. Das ist, würde ich sagen, in Deutschland oder im deutschsprachigen Raum viel stärker präsent, als uns das manchmal lieb ist.
Ich glaube, die Generation, die jetzt aufwächst, tickt da anders. Aber viele in unseren Breitengraden wollen die Dinge rational verstehen und haben rationale Gründe dagegen.
Ich nehme auch wahr – und das führt jetzt etwas weit, wenn man die Gesellschaftsanalyse betrachtet –, dass die jüngere Generation, die jetzt aufwächst, viel offener ist für religiöse oder spirituelle Ideen als zu meiner Zeit und als die Generationen über mir.
Früher gehörte es eher zum Status quo: Gott existiert nicht, und damit sind wir zufrieden. Wer etwas anderes glaubt, gilt als ein bisschen komisch. Heutzutage nehme ich bei der jüngeren Generation eine große Offenheit wahr, überhaupt über Gott zu sprechen und sich über unterschiedliche Ideen und Religionen auszutauschen.
Jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen, Chancen und auch Ansätze, wie man mit Menschen spricht.
Das innere Gottesbewusstsein und die Offenbarung Gottes in der Schrift
Lasst uns gemeinsam die Dogmatik durchgehen und betrachten, was Wayne Grudem aus der Schrift herausgearbeitet hat, um uns an die Hand zu geben, welche Dinge den Menschen zur Überzeugung bringen, dass Gott existiert. Es geht also um Beweisführungen aus der Schrift.
Das Erste findet sich unter der Überschrift „das innerliche Gottesbewusstsein in der Menschheit“. Schon hier ist angedeutet, dass in jedem Menschen etwas angelegt ist, das ihn überzeugt, dass es etwas Höheres gibt. Grudem verweist auf einen sehr wichtigen Abschnitt in Römer 1,18-25, in dem argumentiert wird, dass alle Menschen im Innern ein Bewusstsein der Existenz Gottes haben.
Wir werden noch darauf eingehen, dass es auch Menschen gibt, die das bestreiten. Doch zunächst schauen wir, was Gottes Wort über den Zustand des Menschen aussagt und was er in sich selbst findet. Es ist hilfreich, diese Verse im Zusammenhang zu lesen und nicht nur einzelne Verse herauszugreifen, denn dieser Text ist zentral für das Verständnis, wie Gott sich offenbart und wie die Menschheit zu dieser Offenbarung steht.
In Römer 1,18 heißt es: „Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.“ Weiter heißt es, dass das, was von Gott erkennbar ist, unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart. Sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung sind.
Weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, verfielen sie in ihren Überlegungen auf Nichtiges, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Indem sie sich für Weise ausgaben, wurden sie zu Narren und verwandelten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in das Gleichnis eines Bildes von vergänglichen Menschen, Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren.
Darum hat Gott sie dahingegeben in die Begierden ihrer Herzen, in die Unreinheit ihrer Leiber, dass sie einander schänden, sie, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben statt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.
Dies ist die Argumentationsfolge von Paulus, die Grudem hervorhebt. Er betont besonders die Verse 19, 21 und 25. Dort heißt es, dass Gott den Menschen, ob bewusst oder unbewusst, etwas offenbart hat. Gott hat sich seiner Schöpfung bekannt gemacht und gezeigt, dass er da ist. Er ist für jeden Menschen offenbar.
Ob eine Person das wahrhaben möchte oder nicht, ist nicht die Debatte. Entscheidend ist, dass Gott sich bekannt gemacht hat. In Vers 21 heißt es, dass sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten. Paulus geht davon aus, dass es ein gewisses Maß an Gotteserkenntnis in jedem Menschen gibt. Auch wenn jemand überzeugter Atheist ist, gegen Gottes Willen lebt oder die Existenz Gottes verneint, ist in ihm eine unverleugbare Gotteserkenntnis angelegt.
Man könnte hier auch auf Prediger 3,11 verweisen, wie Philipp es bereits zitiert hat: Gott hat dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt. Der Mensch ist als Ebenbild Gottes geschaffen und auf Gott hingeschaffen. Auch wenn er das mit aller Kraft verleugnet, ist etwas in ihm angelegt.
In Vers 25 lesen wir, dass sie die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt haben. Statt Gott anzubeten, haben Menschen begonnen, etwas anderes anzubeten. Menschen sind durch und durch religiöse Wesen. Selbst der Atheist ist in seinem Inneren ein religiöses Wesen. Er ist nicht einfach ein instinktgetriebenes Tier, sondern sucht Glück und Erfüllung.
Der Mensch versucht, die Ewigkeit in seinem Herzen mit irgendetwas zu füllen. Er sucht ein Gegenüber, das er anbeten kann. Jeder Mensch ist auf der Suche nach etwas, dem er seine Anbetung schenken kann, denn der Mensch ist genau dazu geschaffen: Anbeter zu sein.
Es ist jedoch nicht so, dass jeder Jahwe, Gott oder Jesus Christus anbetet. Vielmehr werden oft ganz andere Dinge angebetet. Manchmal vermeintlich ganz unreligiöse Dinge. Doch auch diese können den Status eines anbetenden Gegenübers erhalten.
Einige Menschen ergötzen sich zum Beispiel an Hobbys, indem sie sie zelebrieren und viel investieren, etwa wenn sie ihren Sportclub feiern und von Spiel zu Spiel gehen. Daran ist nichts Verwerfliches, doch es bekommt einen besonderen Status im Herzen. Sie versprechen sich dadurch Glück und wollen ihr Herz füllen.
Diese Dynamik beschreibt Paulus hier: Das Ewige wurde gegen vergängliche Dinge eingetauscht. Früher war das vielleicht offensichtlicher, als man Statuen aufstellte. Heute ist es wieder ein Trend, kleine dicke Buddhas als Deko in Wohnungen zu haben. Natürlich bauen wir in unserer Kultur keine Altäre mehr zuhause. Doch das bedeutet nicht, dass nicht jeder irgendwo einen Altar hat, an dem er Opfer bringt, um Glück zu empfangen.
Grudem betont, dass die Sünde so eklatant in unserem Leben wirkt, dass wir nicht nur die Anbetung Gottes verkehren, wie beschrieben, sondern sogar in der Lage sind, Gott zu leugnen. Obwohl Gott sich offenbart hat, obwohl wir ihn kannten und die Wahrheit verkehrt haben, kann die Sünde so stark sein, dass wir der Lüge auf den Leim gehen und sagen: Es gibt keinen Gott.
In Psalm 10,3-4 heißt es: „Denn der Gottlose rühmt sich wegen des Begehrens seiner Seele, und der Habsüchtige lästert, er verachtet den Herrn. Der Gottlose denkt hochnäsig: ‚Er wird nicht nachforschen, es ist kein Gott‘, sind alle seine Gedanken.“ Diese Person ist, obwohl gottlos, zutiefst religiös motiviert. Er ist ein Anbeter – aber nicht des Herrn, sondern der Begierde seiner Seele.
Er manövriert sich in diesen Selbstbetrug, dass es keinen Gott gibt. Er will diese Instanz in seinem Leben nicht akzeptieren, weil sie in Konkurrenz zu seinen Begierden steht.
Wichtig ist zu verstehen, dass Paulus hier beschreibt, dass Menschen, die Gotteserkenntnis verleugnen, dies nicht aus Unschuld tun. Sie sind keine Opfer, die einfach nicht wissen, dass Gott existiert. Es ist nicht so, dass jemand sagt: „Ich habe das nicht erfahren, deswegen glaube ich nicht.“ Sicherlich kann man sich selbst so erleben. Doch nur weil wir uns so erleben, heißt das nicht, dass es auch der Realität entspricht.
Wir Menschen neigen stark dazu, uns als Opfer der Umstände zu sehen, nicht als Täter. Wenn wir biblische Texte lesen, sehen wir oft die harten Pharisäer als negativ und die Jünger als lobenswert. Wir identifizieren uns mit den Guten.
Wenn wir Psalmen lesen, denken wir oft: „Herr, kämpfe du für mich gegen meine Feinde.“ Doch selten denken wir: „Ich bin der Feind meines Nächsten, und er betet diesen Psalm vielleicht wegen mir.“ Auch bei der Kreuzigungsszene sehen wir uns eher als die treuen Frauen am Kreuz, nicht als diejenigen, die Jesus verhöhnen.
Paulus sagt, dass diejenigen, die Gotteserkenntnis verleugnen, dies nicht aus Unwissenheit tun, sondern aktiv dagegen handeln. Vielleicht merken sie es nicht, vielleicht wissen sie es nicht bewusst, aber es ist eine bewusste Gegenhaltung zu dem, was Gott offenbart hat.
Gott hat ihnen die Ewigkeit ins Herz gelegt. Es ist nicht so, dass jemand sagt: „Weil ich Gott anerkenne, ist die Ewigkeit jetzt in meinem Herzen.“ Nein, auch bei denen, die Gott noch nicht erkannt haben, ist die Ewigkeit angelegt. Wir sind gleich geschaffen, beide als Ebenbilder Gottes und als Anbeter.
Es gilt, diesen Fakt zu erkennen, anzuerkennen und zu akzeptieren. Doch in jedem Herzen gibt es Dynamiken, die sich gegen diese Wahrheit stellen und sträuben. Es ist nicht einfach so, dass wir nichts dafür können. Unser Text sagt in Vers 20: „Damit sie ohne Entschuldigung sind.“ Niemand kann am Ende sagen: „Ich konnte ja gar nicht anders, es war mir unmöglich, Gott zu erkennen.“
Es gibt Menschen, die Opfer sind von Gewalt, Drangsal und Betrübnis. Der Herr kümmert sich um sie. Doch hier geht es um die Eigenverantwortlichkeit des Geschöpfes gegenüber seinem Schöpfer.
Grudem beschreibt diese Perspektive sehr treffend mit dem zentralen Satz aus Römer 1: „Die Wahrheit wird durch Ungerechtigkeit niedergehalten.“ Sie sind alle ohne Entschuldigung.
Er gibt einen kurzen Hinweis, dass diese Gotteserkenntnis, die bei Atheisten und Ungläubigen verleugnet wird, bei Christen im Glauben freigesetzt und immer stärker wird. Sie entfaltet sich im Leben, sodass man im besten Fall nicht daran zweifelt, dass jemand da ist.
Natürlich gibt es auch Glaubenszweifel. Du hast davon gesprochen, dass es ein Auf und Ab gibt. Die Jünger hatten viele Zweifel, obwohl sie vieles mit eigenen Augen gesehen hatten. Doch wenn sie verzagt waren, stellten sie alles in Frage.
Wir sind bemitleidenswerte Wesen. Das innere Gottesbewusstsein ist ein wesentliches Argument, weshalb wir Hoffnung haben können, wenn wir mit Menschen sprechen. Was verschüttet ist und gerade keinen Zugang hat, bedeutet nicht, dass es nicht da ist.
Es gibt dieses innere Gottesbewusstsein. So erkläre ich mir auch das Phänomen, das Ronald kürzlich erwähnt hat: Wenn ein Flugzeug abstürzt, gibt es keine Atheisten mehr. In einer solchen Situation werden alle gottesgläubig und rufen um Hilfe.
Warum? Weil etwas in uns ist, das sich nach Gott sehnt. Wir brauchen dazu keine weitere Argumentation, dass Religion in allen Kulturen sprießt. Es gibt kein Volk ohne Religion. Das zeigt, dass es in uns liegt, auf der Suche zu sein.
Wenn wir jedoch keine Offenbarung von Gott haben, verdrehen wir dieses Bedürfnis und füllen es mit unseren eigenen Dingen, Kulte und Sekten.
Glaube an die Beweise in Bibel und Natur
Okay, wir gehen weiter und verlassen jetzt diesen ersten Punkt, das innerliche Gottesbewusstsein der Menschheit. Wir machen uns auf die Suche nach weiteren Belegen oder Beweisgründen, und zwar dem Glauben an die Beweise in Bibel und Natur.
Das finde ich interessant: Grudem verweist auf die Bibel als Beweis dafür, dass Gott existiert. Stell dir vor, du bist im Gespräch und jemand fragt: „Was sind eigentlich deine Beweise dafür, dass es Gott gibt?“ Und dann antwortest du: „Meine Bibel sagt das.“ Wer fühlt sich bei diesem Satz ein bisschen doof? Die Richtiggläubigen schütteln den Kopf, und die Ehrlichen sagen: „Ja, irgendwie ist das komisch.“ Fühlt sich ein bisschen seltsam an, oder?
Ja, gut, ich könnte auch irgendein Buch rausholen, in dem steht, dass es keinen Gott gibt, und das als meinen Beweisgrund angeben. Ich glaube, wir sind so peinlich berührt bei diesem Satz: „In meiner Bibel wird bezeugt, dass es Gott gibt.“ Wenn wir uns zu sehr auf diesen peinlichen Moment einlassen, nehmen wir dem Wort Gottes seine Kraft. Dann vertrauen wir nicht auf die Beweisführung, die Gott selbst häufig verwendet, um Menschen zu überzeugen, dass er da ist.
Wir haben eben gerade ein wunderbares Zeugnis gehört: Ein Bruder, der nicht im Glauben aufgewachsen ist, wurde mit einer biblischen Geschichte konfrontiert. Auf einmal war Gott präsent – das Bewusstsein „Gott ist da“. Wie kann das sein? Es ist doch nur eine Geschichte. Interessant ist: Du wirst sicherlich einige Geschichten in deinem Leben und auch in deiner Kindheit gehört haben. Aber auf einmal, durch diese Bibelgeschichte, wird etwas ins Leben gepflanzt, das nicht mehr weggeht und das ganze Leben verändert.
Das Argument „Eine Bibel ist ein Beweis dafür, dass Gott existiert“ wirkt schwach. Aber die Erfahrung zeigt, dass viele Menschen durch das Lesen der Bibel Gott kennenlernen. Ich weiß, es klingt irgendwie so, als ob du in einem berühmten Zirkelschluss argumentierst: „Du glaubst an Gott, weil deine Bibel das sagt, und deine Bibel sagt, dass es Gott gibt.“ Ja, es klingt so, du bleibst in diesem System.
Das mag so klingen, aber wir hatten es vorne schon: Du hattest deinen Leuten, mit denen du gesprochen hast, auch gesagt: „Geh doch auf die Suche nach Gott, und dann lässt er sich finden. Lies mal die Bibel und schau, was dann passiert.“ Menschen, die komplett weit weg waren von Gott, haben durch das Bibellesen die Wahrheit des Evangeliums kennengelernt.
Anita, dein Ehemann, der berühmt-berüchtigte Bibelraucher – was ist das für eine krasse Story? Da ist ein Typ im Knast, der die Bibel raucht. Das ist komplett verrückt. Er liest, und wenn er fertig ist, wird die Zigarette aus dem Papier gedreht und dann geraucht. Und auf einmal wird ein Zettel oder eine Seite aus der Bibel gelesen – und auf einmal macht es „Beweis: Ich bin hier! Du hast mich gerade die ganze Zeit geraucht.“ Das waren jetzt meine Worte.
Ich möchte, dass wir, wenn wir mit Menschen sprechen und versuchen, sie davon zu überzeugen, dass Gott existiert, die Dinge, die gesagt wurden, nicht als falsch ansehen. Aber wir dürfen die Kraft des Wortes Gottes nicht vernachlässigen. Darin ist wirklich Kraft drin.
Johannes 5,39 sagt: „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen.“
Römer 10,17: „So ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi.“ Also ist das Wort die Quelle dafür, dass jemand hört und zum Glauben kommt.
Psalm 19,9: „Die Vorschriften des Herrn sind richtig, sie erfreuen das Herz; das Gebot des Herrn ist lauter oder rein, es macht die Augen hell.“
Viele Menschen sind blind für die Wahrheit. Wenn sie sich aber mit dem Wort Gottes beschäftigen – das trifft natürlich nicht auf jeden Einzelnen zu – zeigt die Erfahrung, dass das, was die Bibel dazu sagt, häufig zutrifft. Wenn Menschen sich der Wahrheit, dem Licht aussetzen, merken sie: „Mein Blick wird hell, meine Augen werden hell, und ich kann klar sehen, wer Gott ist.“
Jeremia 23,29: „Ist mein Wort nicht brennend wie Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“
Lasst uns dieses peinliche Argument aus der Peinlichkeitsecke holen und wieder neu selbstbewusst sein. Das klingt vielleicht falsch, ja, es geht ja nicht um Stolz auf uns, aber um ein Gottesbewusstsein. Wir haben hier heilige Worte aus dem Himmel für uns. Aber wenn wir so rumdrucksen: „Naja, du liest lieber nicht in der Bibel, das könnte dich nur irritieren“ – lass uns mutig sein. Das hat den ganzen Westen komplett umgekrempelt, weil Menschen die Bibel gelesen haben.
Und wenn wir jetzt hier jemanden von den Gideons hätten – wisst ihr, wer die Gideons sind? Das sind diese Bibelverteiler, die immer kleine Pocketbibeln verteilen. Sie haben Zeugnisse über Zeugnisse, Hunderte, Tausende, wie sie einfach nur Bibeln verteilen und Menschen zum Glauben kommen, weil sie anfangen, in der Bibel zu lesen.
Okay, ich könnte hier noch lange verweilen, aber dann kommen wir nicht zum Schluss. Lasst uns diesen wichtigen Punkt nicht vergessen:
Vater im Himmel, bitte gib uns wieder eine neue Freude darin, dass dein Wort die Herzen erfreut und die Augen hell macht.
Aber das ist ja nur der eine Punkt hier: Glaube an die Beweise in der Bibel. Auf der zweiten Seite, die ich hier habe, geht es um die Natur. Das hatten wir vorhin auch schon, andere haben es auch angedeutet. Da geht es auch schon ein bisschen in das Wissenschaftliche, da werden wir gleich noch einmal tiefer eintauchen. Aber lasst uns erst einmal das biblische Zeugnis anschauen.
Aus biblischer Betrachtung ist die Natur oder die Schöpfung ein mächtiger Beweis für die Existenz Gottes. Dieses Argument sollten wir uns niemals wegnehmen lassen oder anderen überlassen, wie man die Natur oder die Schöpfung anders argumentieren kann.
Glaubt mir, bei aller Wissenschaftlichkeit, die da um die Ecke kommt, in der Schöpfung sind Mysterien verborgen, die nicht erklärbar sind, es sei denn, Gott steckt dahinter.
Römer 1,20 ist die Passage, die wir eben gerade gelesen haben, wo es darum ging, dass die Menschen keine Entschuldigung haben, sondern dass Gott sich bekannt gemacht hat.
Römer 1,20: „Denn sein unsichtbares Wesen“ – ich unterstreiche das mal, weil einige damit strugglen, ja, ich sehe Gott nicht und deswegen kann ich nicht an ihn glauben. Gott kennt das Problem und hat ein Mittel dagegen.
Ich möchte den Vers noch zu Ende lesen: „Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten oder in seinen Werken wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung sind.“
Gott hat sich mir nicht vorgestellt. Er ist nicht in mein Wohnzimmer gekommen und hat gesagt: „Hallo, hier bin ich, jetzt glaub an mich.“ Ja, hat er bei mir auch nicht gemacht. Er weiß, dass er unsichtbar ist. Aber du kannst etwas von ihm sehen, du kannst die Wirkung sehen, du kannst seine Werke sehen. Diese lassen uns Rückschlüsse auf eine Ursache zu, die dies gemacht hat. Im Gemachten kannst du den Macher erkennen.
Im Psalm 19,2-3 wird das etwas poetischer zum Ausdruck gebracht: „Der Himmel erzählt die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Händewerk. Ein Tag sprudelt dem anderen Kunde zu, und eine Nacht meldet der anderen Kenntnis.“
Das ist lustig formuliert, aber was soll das zum Ausdruck bringen? Auf poetische Art und Weise genau das, was wir eben in Römer 1 gelesen haben. Jeden Tag, jede Nacht, 24 Stunden, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr erzählt die Schöpfung von einem wunderbaren Schöpfer. Jemand, der größer ist als wir und der alles gemacht hat. Und nicht nur gemacht hat, sondern auch alles erhält. Er ist nicht einfach nur schöpferisch tätig gewesen.
So, und jetzt überlasse ich das mal dem Ganzen, aber er ist auch derjenige, der das am Laufen hält.
Apostelgeschichte 14,17 ist ein hochinteressanter Vers. Schaut mal: Das war eine evangelistische Beweisführung eines Apostels, obwohl er sich nicht unbezeugt gelassen hat. Er hat Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben – also wieder ein Verweis auf die Schöpfung und auf die Jahreszeiten. Dass alles in seiner Ordnung ist.
Wer sagt eigentlich, dass es immer diese Jahreszeiten gibt? Das passiert einfach? Für mich ist es manchmal seltsam, wenn ich mir unseren Walnussbaum anschaue. Wer sagt dem, dass es jetzt Zeit ist, die Blätter fallen zu lassen, und jetzt Zeit ist, Blätter wachsen zu lassen? Es ist irgendwie verrückt, wenn du dir das alles anschaust, wie das einfach funktioniert.
Und er macht das. Ich werde tot sein, und er wird noch weitermachen.
Aber Paulus geht noch einen Schritt weiter. Es ist nicht einfach nur die Schöpfung, sondern was tut Gott noch? Er tut Gutes und erfüllt eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit.
Das finde ich einen ganz, ganz interessanten Punkt: Paulus erwähnt die Fröhlichkeit. Warum gibt Gott Fröhlichkeit ins Herz?
Schaut, ich habe eine These. Ich habe ja vorhin gesagt, dass jeder Mensch ein Geschöpf ist, um Anbeter zu sein. Und ich habe mal von einem Pastor gehört – das fand ich sehr stark –, was machen eigentlich Menschen, wenn sie Fröhlichkeit empfinden und das Gefühl von Dankbarkeit? Du kennst das Gefühl von Dankbarkeit, und du merkst, es muss irgendwo hin, es muss kanalisiert werden.
Ich habe hier gerade eine Freude, die kann nicht einfach nur bei mir bleiben. Diese Fröhlichkeit möchte das Gegenüber finden.
Aber wenn ich nicht an Gott glaube, wohin gehe ich mit meiner Dankbarkeit? Ich bin dankbar für die Schöpfung, ich bin dankbar für die Musik, ich bin dankbar für richtig gutes Essen – vor allem gutes Fleisch, Amen!
Der Atheist hat keine Möglichkeit, es dorthin zu adressieren, wo es hingehört. Aber es wird irgendwie kanalisiert.
Gott hat uns zu Anbetern gemacht. Er hat uns auch Fröhlichkeit gegeben. Hier steht Speise, aber ganz bestimmt hat Paulus damit Fleisch gemeint.
So lesen wir noch ein Zitat aus Seite 157: „Wenn unsere Herzen und unser Geist nicht so sehr von der Sünde verfinstert wären, wäre es für uns unmöglich, uns ein Blatt eines Baumes näher anzuschauen und zu sagen: ‚Niemand schuf dies, es geschah einfach so.‘ Die Schönheit einer Schneeflocke, die majestätische Gewalt eines Gewitters, das Geschick einer Honigbiene, der erfrischende Geschmack kalten Wassers, die unglaublichen Fähigkeiten des menschlichen Geistes – all diese und tausende von anderen Aspekten der Schöpfung hätten ohne die Aktivität eines allmächtigen und allweisen Schöpfers einfach gar nicht ins Dasein kommen können.“
Wir werden jetzt das Argument der Bibel und der Schöpfung verlassen, denn das sind eigentlich, wenn man es genau nimmt, die einzigen Argumente, die die Bibel selbst anführt oder die einzigen Beweise, die sie anführt.
Einmal diese innere, subjektive Gotteserkenntnis, die in jedem Menschen angelegt ist. Dann, dass Gottes Wort eine Beweisführung ist, aber auch die Schöpfung eine Beweisführung ist.
Damit haben wir, sage ich mal, die Bibel abgegrast, was sie dazu zu sagen hat. Aber da ist noch nicht Schluss mit dem Thema: Wie können wir beweisen, dass es Gott gibt?
Traditionelle philosophische Beweise für die Existenz Gottes
Und da kommen wir zu einer nächsten Überschrift, die Wayne Grudem als die traditionellen Beweise für die Existenz Gottes beschreibt. Damit ist im Prinzip eine philosophische Debatte gemeint: philosophische Schlussfolgerungen und Argumentationsketten, mit denen Menschen versucht haben, unabhängig vom biblischen Zeugnis zu erklären, warum es vernünftig und rational ist, an Gott zu glauben.
Der eine oder andere wird mit diesen Dingen vielleicht nicht so viel anfangen können, für manche ist es vielleicht auch zu hoch. Meine Erfahrung ist jedoch, dass sie durchaus effektiv sein können, um Menschen auf einer anderen Ebene zum Denken anzuregen.
Ich möchte heute drei von vier sogenannten traditionellen philosophischen Beweisen mit euch anschauen. Das vierte, das sogenannte ontologische Argument, werden wir auslassen. Das lassen wir heute weg, weil es zu kompliziert ist und ich glaube auch, dass es in der Praxis, zumindest auf unserem Niveau im Alltag, nicht vorkommt. Es ist ein bisschen komplex, Philosophen können gerne darüber sprechen. Aber diese drei, die wir uns heute anschauen, haben durchaus Relevanz. Einiges haben wir auch schon in den ein oder anderen Statements gestreift. Aber wir werden sie uns noch einmal genauer ansehen.
Ich nenne sie jetzt drei Argumente hintereinander und möchte dann Folgendes mit euch tun: Zu jedem Argument werden wir uns ein Video anschauen, in dem es noch einmal erklärt wird. Denn mit einem Satz ist das vielleicht noch nicht ganz greifbar, was das eigentlich bedeutet. Ich habe drei sehr anschauliche Videos mitgebracht, die uns helfen zu verstehen, wie relevant diese Argumente sein könnten.
Zuerst das kosmologische Argument: Alles im Universum hat eine Ursache. Also muss auch das Universum eine Ursache haben, nämlich Gott. Wir haben das hier schon ein bisschen gestreift. Die Dinge sind nicht einfach so da; irgendetwas geht immer dem voraus. Und für das Ganze braucht es auch eine Ursache – eine Ursache, der nichts mehr vorausgeht. Es braucht so eine absolute Autorität, die in sich selbst ewig ist und einfach sagen kann: „Jetzt beginne ich etwas.“ Ansonsten kann das nicht entstehen. Das ist das kosmologische Argument. Wir werden uns das gleich noch einmal genauer anschauen.
Dann das sogenannte teleologische Argument – man muss genau lesen, es heißt nicht theologisches, sondern teleologisches Argument. Es gehört noch ein bisschen zum kosmologischen Argument, wenn man es kategorisieren wollte, denn es hat zumindest etwas damit zu tun. Worum geht es da? Die Ordnung und Zielgerichtetheit im Universum deuten auf einen intelligenten Schöpfer hin. Beim ersten Argument geht es um die Ursache, die etwas auslöst, damit etwas in Gang kommt. Beim zweiten Argument geht es darum, dass alles so fein abgestimmt ist, alles so exzellent funktioniert, dass es eine intelligente Kraft geben muss, die das alles ins Leben ruft.
Und dann das dritte: Die ersten zwei sind uns vielleicht aus Gesprächen geläufig. Du hattest auch vorhin schon persönlich aus deinem Zeugnis erzählt. Das dritte ist das moralische Argument. Ich meine, dass es im deutschsprachigen Raum nicht so bekannt ist, aber ich finde, es ist ein sehr, sehr kraftvolles Argument. Das menschliche Empfinden für Recht und Unrecht weist auf eine göttliche Quelle moralischer Ordnung hin.
So, wir werden uns das jetzt anschauen. Seid ihr mit mir? Habt ihr noch Lust? Videos gucken ist immer schön. Jetzt hat ein Prediger geredet – lasst uns Bildchen gucken!
Das kosmologische Argument im Detail
Gibt es einen Gott, oder ist das materielle Universum alles, was ist, war oder sein wird? Eine Antwort auf diese Frage liefert das kosmologische Argument. Es lautet wie folgt: Alles, was zu existieren begann, hat eine Ursache. Das Universum begann einmal zu existieren, also hat das Universum eine Ursache.
Stimmt die erste Prämisse? Darüber müssen wir nachdenken. Zu glauben, dass etwas ohne Ursache entsteht, ist absurder als der Glaube an Trickmagie. Diese setzt wenigstens noch einen Magier und einen Hut voraus. Und wenn etwas aus dem Nichts entstehen kann, warum können wir das dann nicht ständig beobachten? Nein, unsere Alltagserfahrung sowie wissenschaftliche Belege bestätigen die erste Prämisse: Wenn etwas einmal zu existieren begann, muss es eine Ursache haben.
Was ist mit der zweiten Prämisse? Hatte das Universum einen Anfang oder existiert es schon immer? Bisher haben Atheisten meistens gesagt, das Universum gebe es schon immer. Das Universum existiert einfach. Punkt.
Betrachten wir zunächst den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Dieser Satz besagt, dass die nutzbare Energie des Universums langsam, aber stetig abnimmt. Und genau das ist der Knackpunkt: Gäbe es das Universum schon immer, dann wäre die nutzbare Energie längst aufgebraucht. Der zweite Hauptsatz lässt auf ein Universum mit einem eindeutigen Anfang schließen.
Einige bemerkenswerte naturwissenschaftliche Entdeckungen bestätigen dies. Im Jahr 1915 stellte Albert Einstein seine allgemeine Relativitätstheorie auf. Zum ersten Mal können wir sinnvoll von der Vergangenheit des Universums sprechen. Dann kommen Alexander Friedmann und Georges Lemaître anhand von Einsteins Gleichungen zum Schluss: Das Universum dehnt sich aus.
1929 misst Edwin Hubble die Rotverschiebung im Licht entfernter Galaxien. Diese empirischen Beweise bestätigen nicht nur, dass sich das Universum ausdehnt, sondern auch, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt in der endlichen Vergangenheit entstanden ist. Das war eine monumentale Entdeckung, die beinahe die Vorstellungskraft sprengte.
Doch nicht jeder ist von der Vorstellung eines endlichen Universums begeistert. Es dauerte daher nicht lange, bis andere Modelle auftauchten. Auf Dauer sollte sich keines dieser Modelle bewähren.
Vor einigen Jahren bewiesen drei führende Kosmologen – Arvin Borde, Alan Guth und Alexander Vilenkin – dass jedes Universum, das sich über seine ganze Existenzdauer hinweg durchschnittlich gesehen ausgedehnt hat, keine endlos zurückreichende Vergangenheit haben kann, sondern einen absoluten Anfang haben muss. Das gilt selbst für das Multiversum, falls es so etwas denn gibt.
Das bedeutet: Naturwissenschaftler können sich nicht mehr hinter einem Universum mit ewiger Vergangenheit verstecken. Es gibt keinen Ausweg, sie müssen sich dem Problem eines kosmischen Anfangs stellen. Wie das Standardmodell muss jedes annehmbare Modell von einem Anfang ausgehen.
Es ist also sehr plausibel, dass beide Prämissen des Arguments stimmen. Das bedeutet, die Schlussfolgerung ist ebenfalls wahr: Das Universum hat eine Ursache. Da sich das Universum nicht selbst verursachen kann, muss seine Ursache jenseits des Raumzeitkontinuums liegen. Diese Ursache muss außerhalb von Raum und Zeit gesucht werden. Sie muss immateriell, unverursacht und unvorstellbar mächtig sein – ganz wie Gott.
Das kosmologische Argument zeigt, dass es sehr vernünftig ist, an die Existenz Gottes zu glauben.
Mitunter ist das ein bisschen komplex, wenn die ganzen Namen genannt werden und manchmal schwierige Begriffe auftauchen. Aber was das Video sehr deutlich aufgezeigt hat, ist unmissverständlich klar und eindeutig für Wissenschaftler: Das Universum muss einen Anfang haben. Es war nicht einfach schon immer da. Es braucht eine Erklärung für diesen Anfang. Es braucht eine Ursache.
Und das ist in diesem kosmologischen Argument die einzige schlüssige Antwort: Gott ist außerhalb von Zeit und Raum. Er ist derjenige, der Zeit und Raum geschaffen hat. Es kann nämlich nicht aus sich selbst heraus entstehen, sondern muss geschaffen werden. Der Raum, der sich ausbreitet, muss erst einmal gemacht werden. Er kommt ja nicht von irgendwo.
Wer ist also derjenige, der Verursacher ist? Natürlich wurde in dem Video gezeigt, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gab, diese Ursache zu erklären. Aber nichts hat sich durchgesetzt oder konnte stichhaltig erklären werden.
Hingegen ist, wenn man sagt, dass außerhalb von Zeit und Raum etwas geschehen muss, per Definition nur Gott möglich. Nur eine göttliche Instanz kann außerhalb von Zeit und Raum sein.
Noch eine Anmerkung: Es gibt eine gewisse Parallele, dass auch wir schöpferisch tätig sind. Der Unterschied zwischen unserer Tätigkeit und Gottes Tätigkeit ist, dass wir immer nur mit Vorhandenem agieren. Gott hingegen braucht nichts Existierendes, damit er daraus etwas macht. Er schafft aus dem Nichts alles.
Ich habe schon einmal erzählt, es gibt so ein nettes Comic von Wissenschaftlern, die sagen, sie wollen jetzt beweisen, dass es Gott nicht gibt. Dann nehmen sie ihre Schaufel und stechen in die Erde. Im nächsten Bild kommt eine Sprechblase aus dem Himmel: „Aber dann nehmt bitte eure eigene Erde.“ Alles, was wir schöpferisch machen, muss vorhanden sein. Wir können nichts aus uns selbst heraus entwickeln.
Genau, also das kosmologische Argument: Alles hat eine Ursache. Bis heute ist die beste Erklärung, dass Gott derjenige ist, der am Anfang steht und die Ursache für sämtliche Wirkungen ist – ähnlich wie Paulus es im Römerbrief 1 formuliert hat.
Das teleologische Argument und die Feinabstimmung des Universums
Jetzt kommen wir zum teleologischen Argument, das besagt, dass es eine Intelligenz braucht, die diese ganze Schöpfung gemacht hat. Das Video dazu schauen wir uns jetzt an.
Von Galaxien und Sternen bis hin zur Ebene der Atome und subatomaren Teilchen wird die Struktur unseres Universums von bestimmten Zahlen bestimmt. Diese Zahlen sind die fundamentalen Konstanten und Größen des Universums. Naturwissenschaftler sind zu einer bahnbrechenden Erkenntnis gelangt: Jede dieser Zahlen ist sehr genau, ja bis zu einem erstaunlich präzisen Wert abgestimmt. Einem Wert, der in einem außerordentlich engen, lebensfreundlichen Bereich liegt.
Wenn eine dieser Größen auch nur um Haaresbreite verändert würde, könnte es nirgendwo physisches, interaktives Leben irgendeiner Art geben. Es gäbe keine Sterne, kein Leben, keine Planeten, keine Chemie.
Nehmen wir beispielsweise die Gravitation. Sie wird von der Gravitationskonstante bestimmt. Wenn diese auch nur um einen Teil von zehn hoch sechzig abweichen würde, dann würde niemand von uns existieren.
Um zu verstehen, wie eng dieser lebensfreundliche Bereich ist, stellen Sie sich ein Ziffernblatt mit zehn hoch sechzig Unterteilungen vor. Um zu erfassen, wie viele kleine Punkte das auf dem Ziffernblatt ergibt, vergleichen Sie es mit der Menge an Zellen, die es in Ihrem Körper gibt, oder der Menge an Sekunden, die seit Beginn der Zeit vergangen sind.
Wenn die Gravitationskonstante auch nur um eine dieser winzig kleinen Unterteilungen abweichen würde, hätte sich das Universum entweder so schnell ausgedehnt und ausgedünnt, dass sich keine Sterne bilden könnten und kein Leben existieren könnte, oder es wäre in sich zusammengesunken. Mit dem gleichen Ergebnis: keine Sterne, keine Planeten, kein Leben.
Oder nehmen wir die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums. Diese hängt maßgeblich von der kosmologischen Konstante ab. Eine Wertabweichung von nur einem Teil von zehn hoch hundertzwanzig würde dazu führen, dass sich das Universum zu schnell oder zu langsam ausdehnt. In beiden Fällen würde das Universum kein Leben zulassen.
Ein weiteres Beispiel für Feinabstimmung: Wenn die Masse und Energie des frühen Universums nicht gleichmäßig und bis auf einen Teil von zehn hoch zehn hoch einhundertdreiundzwanzig genau verteilt wäre, gäbe es im Universum kein Leben irgendeiner Art.
Fest steht: Unser Universum lässt physisches, interaktives Leben nur deshalb zu, weil diese und viele weitere Größen unabhängig voneinander und genauestens auf Messerschneide ausbalanciert sind. Wohin die Physiker auch blicken, sehen sie Beispiele für Feinabstimmung.
Es ist bemerkenswert, dass die Werte dieser Zahlen in hohem Maße fein abgestimmt zu sein scheinen, um die Entwicklung von Leben zu ermöglichen. Wenn irgendjemand behauptet, von den besonderen Eigenschaften des Universums nicht überrascht zu sein, verdrängt er schlichtweg die Realität. Diese besonderen Eigenschaften sind überraschend und unwahrscheinlich.
Was ist die beste Erklärung für dieses erstaunliche Phänomen? Es gibt drei echte Optionen: Die Feinabstimmung des Universums ist entweder auf physikalische Notwendigkeit, Zufall oder Design zurückzuführen.
Welche dieser drei Optionen ist die plausibelste? Laut der ersten Alternative muss das Universum Leben ermöglichen, die genauen Werte der Konstanten und Größen könnten gar nicht anders sein. Doch ist dies plausibel? Ist ein Universum, das kein Leben zulässt, unmöglich? Keineswegs. Es ist nicht nur möglich, es ist weitaus wahrscheinlicher als ein Universum, das Leben zulässt.
Die Konstanten und Größen werden nicht von den Naturgesetzen bestimmt. Es gibt keinen Grund oder Beweis, der nahelegt, dass sich die Feinabstimmung aus physikalischer Notwendigkeit ereignet hat.
Und durch Zufall? Hatten wir nicht vielleicht einfach sehr, sehr, sehr, sehr viel Glück? Nein. Die hier beteiligten Wahrscheinlichkeiten sind so astronomisch gering, dass auch der Zufall als Erklärung der Feinabstimmung nicht in Frage kommt.
Beim Versuch, diese Option am Leben zu erhalten, sind einige über die empirische Naturwissenschaft hinausgegangen und setzen auf eine spekulativere Herangehensweise, genannt Multiversum. Sie stellen sich einen Universumsgenerator vor, der eine enorme Menge an Universen erzeugt, sodass früher oder später auch Universen entstehen, die Leben ermöglichen.
Allerdings gibt es keinerlei naturwissenschaftliche Indizien für die Existenz dieses Multiversums. Man kann das Multiversum weder entdecken, noch beobachten, noch messen, geschweige denn beweisen. Zudem bräuchte es für den Universumsgenerator selbst ein enorm hohes Maß an Feinabstimmung.
Außerdem sind kleine geordnete Bereiche wahrscheinlicher als große. Das wahrscheinlichste beobachtbare Universum wäre also ein kleines Universum, das von einem einzigen, simplen Beobachter bewohnt wird. Was wir tatsächlich beobachten, sollten wir aber am wenigsten erwarten: ein riesiges, spektakulär komplexes, höchstgeordnetes Universum, das von Milliarden anderer Beobachter bewohnt wird.
Selbst wenn das Multiversum also existieren würde – worüber man sich alles andere als einig ist – würde es in keiner Weise die Feinabstimmung erklären.
Aufgrund der Unplausibilität der physikalischen Notwendigkeit und des Zufalls liegt es auf der Hand, dass die beste Erklärung für die Feinabstimmung des Universums die ist, dass es so designt wurde.
Eine naheliegende Interpretation dieser Fakten ergibt, dass ein Superintellekt mit der Physik gespielt hat und dass es in der Natur keine blinden Kräfte gibt, die der Rede wert wären.
Die Zahlen, die man von den Fakten ableitet, erscheinen mir so überwältigend, dass man diese Schlussfolgerung praktisch nicht anzweifeln kann. Für mich gibt es überzeugende Belege, dass sich da im Hintergrund etwas abspielt.
Es scheint, als hätte jemand die Größen der Natur bei der Erschaffung des Universums fein abgestimmt. Der Eindruck, dass Design im Spiel war, ist überwältigend.
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Feste verkündet seiner Händewerk. Ein Tag sagt es dem anderen, und eine Nacht tut es der anderen kund.
Genau, das teleologische Argument – das ist wahrscheinlich etwas, was man häufig auch verwendet, um die Komplexität irgendwie zu erklären.
Ich finde es einfach schön zu sehen, wie Köpfe, die versucht haben, alles zu erforschen – darunter auch einige Atheisten, die nicht an Gott glauben – sagen, dass das irgendwie unerklärlich und absolut unwahrscheinlich ist, dass das alles so haargenau ist.
Wir sollten uns davon nicht ins Bockshorn jagen lassen oder schüchtern werden.
Die biblischen Autoren kannten diese Argumente gar nicht. Sie wussten nichts von einem teleologischen Argument, weil sie gar nicht die Mittel hatten, die Dinge so zu erforschen.
Wir sollten jetzt noch mutiger sein und sagen: Das, was wir lesen, nämlich dass die Schöpfung von der Größe Gottes und seiner Majestät verkündet, das sehen wir ganz eindeutig.
Da hinten eine Meldung, und dann schauen wir uns das letzte Argument an und kommen dann auch zum Ende.
Das moralische Argument für die Existenz Gottes
Kommen wir nun zum moralischen Argument, nämlich der Überlegung, dass wir anhand von Recht und Unrecht darauf schließen können, dass es eine göttliche Instanz für moralische Ordnung gibt.
Kann man ohne Gott gut sein? Finden wir es heraus.
Einfach unglaublich: Da haben Sie ihn, den unwiderlegbaren Beweis, dass man gut sein kann, ohne an Gott zu glauben. Doch Moment, die Frage lautet nicht: Kann man gut sein, ohne an Gott zu glauben? Die Frage lautet: Kann man ohne Gott gut sein?
Hier liegt das Problem. Wenn es keinen Gott gibt, welche Basis bleibt dann für objektiv Gutes oder Schlechtes? Wenn Gott nicht existiert, existieren auch keine objektiven moralischen Werte. Der Grund: Ohne einen objektiven Bezugspunkt können wir keine Aussage darüber treffen, ob etwas gut oder schlecht ist.
Das Gotteswesen stellt einen objektiven Bezugspunkt für moralische Werte dar. Es ist die Norm, nach der alle Handlungen und Entscheidungen gemessen werden. Doch wenn es keinen Gott gibt, gibt es auch keinen objektiven Bezugspunkt. Uns bleibt dann lediglich der persönliche Standpunkt eines Menschen, der nicht mehr Gültigkeit hat als der Standpunkt irgendeines anderen Menschen.
Diese Art von Moral ist subjektiv, nicht objektiv. Sie ist wie die Vorliebe für Erdbeereis: Die Vorliebe liegt im Subjekt, nicht im Objekt. Sie gilt also nicht für andere Menschen. Genauso gilt subjektive Moral nur für das Subjekt. Für andere ist sie nicht gültig oder bindend.
In einer Welt ohne Gott kann es also kein „Böse“ und kein „Gut“ geben, sondern nur blinde, erbarmungslose Gleichgültigkeit.
Gott hat sein moralisches Wesen uns gegenüber in Geboten mitgeteilt. Diese Gebote stellen die Basis für unsere moralischen Pflichten dar. Beispielsweise findet Gottes essentielles Attribut der Liebe seinen Ausdruck in seinem Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Dieses Gebot bildet die Grundlage, auf der wir bestätigen können, dass Großzügigkeit, Selbstaufopferung und Gleichheit objektiv gut sind. Ebenso können wir Missbrauch, Gier und Diskriminierung als objektiv böse verurteilen.
Das führt zu einem weiteren Problem: Ist etwas gut, nur weil Gott es bestimmt, oder bestimmt Gott etwas, weil es gut ist?
Die Antwort lautet: Weder noch. Vielmehr bestimmt Gott etwas, weil er gut ist. Gott ist die Norm für moralische Werte, genauso wie eine musikalische Live-Darbietung die Norm für High-Fidelity-Aufnahmen ist. Je mehr eine Aufnahme wie das Original klingt, desto besser ist sie. Genauso ist eine moralische Handlung umso besser, je mehr sie Gottes Wesen entspricht.
Aber wenn der Atheismus wahr ist, dann gibt es keinen letztgültigen Maßstab. Also kann es keine moralischen Verbindlichkeiten oder Pflichten geben. Wer oder was erlegt uns solche Pflichten auf? Niemand.
Bedenken Sie: Für den Atheisten ist der Mensch nur ein Unfall der Natur, ein hoch entwickeltes Tier. Aber Tiere haben einander gegenüber keine moralischen Verpflichtungen. Wenn eine Katze eine Maus tötet, hat sie nichts moralisch Falsches getan; die Katze verhält sich einfach wie eine Katze. Wenn Gott nicht existiert, sollten wir das Verhalten der Menschen genauso beurteilen. Keine Handlung dürfte als moralisch richtig oder falsch angesehen werden.
Das Problem ist nur: Gut und schlecht, richtig und falsch existieren sehr wohl. So wie uns unsere Sinneserfahrung davon überzeugt, dass die physische Welt objektiv real ist, überzeugt uns unsere moralische Erfahrung, dass moralische Werte objektiv real sind.
Jedes Mal, wenn Sie sagen: „Hey, das ist nicht fair, das ist falsch, das ist ungerecht“, bekräftigen Sie Ihren Glauben an die Existenz objektiver moralischer Werte. Wir wissen ganz genau, dass Kindesmissbrauch, Rassendiskriminierung und Terrorismus falsch sind – für jeden, immer.
Ist das nur eine persönliche Vorliebe oder Meinung? Nein. Wer behauptet, dass es moralisch vertretbar ist, kleine Kinder zu vergewaltigen, liegt genauso falsch wie derjenige, der behauptet, zwei plus zwei sei gleich fünf.
Das Ergebnis hiervon ist das Moralargument für die Existenz Gottes: Wenn Gott nicht existiert, existieren auch keine objektiven moralischen Werte und Pflichten. Doch objektive moralische Werte und Pflichten existieren, also existiert Gott.
Der Atheismus schafft es nicht, ein Fundament für die moralische Realität zu bieten, die jeder von uns Tag für Tag erlebt. Ja, die Existenz objektiver Moral verweist uns direkt auf die Existenz Gottes.
Dieses Argument ist sehr kraftvoll, aber nach meiner Erfahrung nicht sehr bekannt. Man muss sich tatsächlich vergegenwärtigen, dass bei konsequenten Atheisten in Debatten oft ganz unverhohlen gesagt wird: Es gibt kein Richtig und Falsch, sondern das ist immer subjektiv und von der Gesellschaft einfach nur definiert. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass in Diskussionen – man kann das in Online-Debatten sehen, wo hochrangige Philosophen miteinander sprechen – etwa die Frage gestellt wird, ob das Auslöschen der Juden in Nazideutschland falsch war.
Der Atheist wird dann sagen: Es gibt keine Kategorie von falsch oder richtig, es ist einfach passiert.
„Mir persönlich gefällt das nicht“, wird dann gesagt, „aber es ist einfach meine subjektive Moral, es ist nicht falsch.“ Genauso ist Schutz nicht unbedingt richtig.
Das ist dann schon sehr krass. Die allermeisten Menschen werden nicht so denken, dass sie das System zu Ende denken, sondern werden genauso reagieren wie derjenige, der gestolpert ist und sein Handy geklaut bekommen hat: Er sagt, hier passiert Unrecht.
Warum kannst du das sagen? Für den Dieb ist es recht, dass er einfach deins nimmt. Worauf verweist du? Dass das Unrecht ist.
Warum sagen wir heute, dass Judenvergasen schlecht ist und nicht einfach nur: „Na ja, vor einigen Jahrzehnten war es gut, aber heute ist es halt schlecht, aber vor einigen Jahrzehnten war es gut“?
Wenn du das sagst, dann wird jeder sagen, du bist wirklich ein Dummkopf – zu Recht. Aber warum eigentlich?
Dieses moralische Argument kann helfen, Menschen, die einfach sagen: „Natürlich ist es falsch gewesen“, zu fragen: Warum ist das falsch? Sie müssen eine höhere Instanz, eine absolute Instanz finden, die legitimiert, dass das wirklich falsch ist.
Warum war es richtig, dass fremde Mächte nach Deutschland marschiert sind und Deutschland den Garaus gemacht haben? Warum war das moralisch richtig? Warum?
Viele, die Gott leugnen, versuchen sich dann irgendwie herauszureden: „Na ja, wir sind irgendwann zu der Erkenntnis gekommen, dass das irgendwie... ja... aber was ist, wenn wir alle zu einer anderen Erkenntnis kommen irgendwann, dass es doch gut ist, die Juden wieder auszulöschen?“
Ist es dann auf einmal wieder gut? Nein. „Ja, aber warum nicht?“
Man scheut sich, die absolute Instanz anzurufen und zu sagen: „Weil es objektive Moral gibt.“
Insofern ist dieses Argument ziemlich stark.
Zu diesem Argument: Wir sind gerne die Opfer in der Szene, wir möchten immer, dass man mit uns gut umgeht. Aber indem Jesus das sagt, bringt er eine objektive moralische Instanz und nicht einfach nur ein subjektives Gefühl.
Das bedeutet: Wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, weil er ungerecht behandelt wird, dann darf er das auch zu Recht anprangern und mahnen – zu Recht, weil er sich auf eine Instanz beruft, die objektiv für jedermann gilt, zu jeder Zeit.
Jedes politische System, das versucht, Gesellschaft ohne christliche Werte aufzubauen, wird scheitern. Korruption wird groß werden, Betrug. Erst mit christlichen Werten kommen Friede und Ruhe auch in eine Gesellschaft, in eine politische Größe, in eine Nation.
Das ist auch der Erfolg des Westens.
Ich verweise immer wieder auf dieses Buch von Vishal Mangalwadi. Es klingt gut, wenn man solche komplizierten Namen schnell aussprechen kann – das klingt unglaublich klug. Er ist ein indischer Philosoph, der Christ geworden ist. Er beleuchtet aus indischer Perspektive, warum der Westen den muslimischen sowie den hinduistisch-buddhistischen Kulturen überlegen ist.
Warum ist das so? Er erklärt, dass es an der Moralvorstellung liegt, die aus der Bibel abzuleiten ist.
Ein ganz, ganz interessantes, sehr lesenswertes Buch.
Abschluss und Ausblick
Kommen wir zum Schluss. Vielleicht habt ihr bei all den Themen gedacht: „Oh ja, das sind voll gute Videos.“ Vielleicht warst du bei einigen nicht ganz überzeugt, aber hast gedacht, „Das muss ich unbedingt xy schicken, das wird ihn umstimmen.“ Das kann sein.
Ich denke, solche Argumentationen sind gut, um sich selbst zu vergewissern: Ich stehe auf festem Boden. Es ist nicht dumm zu glauben. Es ist sogar begründbar, logisch, nachvollziehbar und vernünftig, das zu glauben. Denn die zitierten Personen sind nicht alles naive Idioten, sondern Menschen mit Sinn und Verstand, die versuchen, rational diesen Dingen auf die Spur zu kommen.
Insofern kann es uns eine Bestätigung geben, und anderen kann es helfen, intellektuelle Einwände zu überwinden. Aber – und das gehört zur Wahrheit dazu – diese ganzen Beweisführungen, so kostbar sie auch sind, führen nicht zum rettenden Glauben. Sie sind nur Hilfestellungen.
Das Kapitel wird dann mit einer Aussage von Wayne Grudem abgeschlossen. Ich projiziere jetzt nicht, sondern lese nur seine Überschrift vor, die eigentlich schon alles sagt: Nur Gott kann unsere Sünde überwinden und uns befähigen, von seiner Existenz überzeugt zu werden.
Dieses vollständige Durchdringen, bei dem ich sage: „Ich baue mein Leben auf die Gewissheit, dass Gott da ist und mit mir ist“, wie du es auch vorhin geschildert hast, ist etwas, das wir nicht konstruieren oder herbeiführen können. Wir können es nicht rein argumentativ in unser Herz bringen. Es sind Hilfestellungen, aber am Ende sind wir abhängig davon, dass Gott sich zeigt – als souveräner Gott, der den Vorhang wegzieht und den Menschen die Erkenntnis schenkt.
Das macht uns bei allem Mut auch demütig, weil wir die Sache nicht in der Hand haben. Amen!
Das nächste Mal werden wir uns damit beschäftigen, wie die Erkennbarkeit Gottes gestaltet ist: wie er sich zeigt, wie man ihn erkennen kann und wie weit diese Erkenntnis reicht.
Lasst uns diesen Abend mit Gebet abschließen – mit der Wahrheit im Gepäck, dass nur Gott das Wunder wirken kann.
Vater im Himmel, vielen Dank für diesen Austausch. Es war eine Freude, die unterschiedlichen Statements zu hören und zu erleben, wie du dich in die einzelnen Leben hineingewirkt hast und Menschen von deiner Existenz überzeugt hast.
Ich danke dir, dass wir heute starke Beweisführungen gehört haben, auf die wir bauen und setzen können. Diese geben uns auch Hoffnung für Menschen, mit denen wir verbunden sind und von denen wir uns wünschen, dass sie dich erkennen.
Ich bitte dich, Herr, dass wir nicht vergessen, dass trotz aller Bemühungen der entscheidende Faktor bleibt: Du wirkst das Wunder.
Darum wollen wir uns in all diesen Dingen bilden und fortbilden. Wir möchten unseren Blick weiten und Hilfsmittel in deiner Hand sein, um deine Wahrheit und dein Licht weiterzugeben.
Wir bitten dich, Herr, dass du schlussendlich das tust, was nur du tun kannst und was nicht in unserer Hand liegt: dass du dich bekannt machst und dass mehr Menschen in unserer Gesellschaft, in unseren Familien, in unserem Umfeld und in unserer Region ein neues Erwachen für deine Existenz erleben.
Dass sie erkennen, dass du da bist und ein heiliger Gott bist, der sich offenbart hat und erkannt werden möchte.
Dass wir das Ziel unserer Existenz erreichen: dich anzubeten, dich zu verherrlichen, mit unserem Schöpfer verbunden zu sein und in Gemeinschaft mit dir zu leben.
Danke, Herr, für das Privileg, dass wir das jetzt schon dürfen – dass wir Anbeter sein dürfen.
Hilf uns, alles aus unserem Leben zu entfernen, was dich nicht ehrt und was du nicht liebst, damit unsere Anbetung vollkommen und rein ist, so wie es dir gefällt.
Amen.
Gute Nacht!