Einführung in die geistlichen Segnungen in Christus
Verse 3 bis 14. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus!
Er hat uns mit jeder geistlichen Segnung in den Himmelswelten in Christus gesegnet, wie er uns in ihm vor Grundlegung der Welt auserwählt hat, damit wir heilig und untadelig vor ihm seien in Liebe.
Er hat uns auch vorherbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade. Mit dieser Gnade hat er uns im Geliebten reich begnadigt.
In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich gegeben hat in aller Weisheit und Einsicht.
Er hat uns das Geheimnis seines Willens erkennen lassen, nach seinem Wohlgefallen. Er hat sich vorgenommen, in Christus alles zusammenzufassen, was in den Himmeln und auf der Erde ist, zur Verwaltung bei der Erfüllung der Zeiten.
In ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, denn wir wurden vorherbestimmt nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt.
Das geschieht, damit wir zum Preis seiner Herrlichkeit werden, die wir zuvor schon auf Christus gehofft haben.
In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt worden.
Dieser Geist ist das Unterpfand unseres Erbes, auf die Erlösung seines Eigentums, zum Preis seiner Herrlichkeit.
Der Epheserbrief als Lobpreis und geistliche Bühne
Das ist, wie schon gesagt, der Einstieg in den Epheserbrief. Die Verse eins und zwei heben wir uns für morgen auf, ebenso die Einleitung. Wir beginnen heute bei Vers drei.
Das, was wir gerade gehört haben, das Michael vorgelesen hat, ist im original griechischen Text ein einziger Satz. William Barclay, der Ausleger, nennt ihn den längsten oder einen der längsten Psalmen im Neuen Testament. Von der Form her ist es eigentlich ein Lobpreis.
Das sind, ich weiß nicht, ob ihr es noch so im Ohr habt, ganz gewaltige Aussagen, die Paulus hier macht. Es ist wie eine Bühne, auf der die großen, gewaltigen Heilswahrheiten dargestellt werden. Paulus zieht sozusagen den Vorhang auf, und nach und nach gehen die Scheinwerfer an.
Spot eins: Erwählt vor Grundlegung der Welt – und dann unsere Erlösung in Christus. Ich stelle mir eine Szene auf dem römischen Sklavenmarkt vor. Dann geht es weiter, Paulus spricht von unserer Erbschaft, von dem, was uns in der Zukunft im Himmel erwarten wird, von der Herrlichkeit bei Christus.
Also ganz gewaltige Heilswahrheiten, der Heilsplan, der hier in kompakter Form zusammengefasst und dann auch im Einzelnen entfaltet wird.
Geistlicher Reichtum und himmlische Perspektive
Reich beschenkt – so könnte man diesen Abschnitt überschreiben: reich beschenkt mit geistlichem Segen. Mein Wunsch heute Morgen ist es, dass wir begreifen, was wir in Christus haben und wie sehr wir mit geistlichem Segen, mit himmlischem Reichtum, sozusagen beschenkt sind.
Als Christen sollten wir einerseits natürlich nicht entrückt und weltfremd leben. Andererseits glaube ich, dass wir als Christen auch den Durchblick für die Realitäten der unsichtbaren Welt brauchen. Es geht darum, den Blick für den Reichtum zu entwickeln, den wir in der unsichtbaren Realität besitzen – die Schätze, die wir als Christen haben.
Ich hoffe, dass auch jeder von euch in dieser Freizeit ein Stück weit aus der Wirklichkeit des Alltags herausgehoben wird und mit dem inneren Auge einen Blick in die unsichtbare Wirklichkeit werfen darf, in die geistlichen Realitäten bei dem Herrn.
Man hat den Epheserbrief auch die Alpen des Neuen Testaments genannt, weil er uns auffordert, Stufe für Stufe höher zu steigen – bis zu einem Punkt, der als höchstmöglicher gilt: die Gegenwart Gottes. Ein anderer Ausleger hat diesen Brief den Paulusbrief des dritten Himmels genannt.
Das wünsche ich mir auch: dass wir in diesem Sinne, wie Paulus, ein wenig entrückt werden – bei aller Bodenhaftung, die dabei natürlich nicht verloren gehen darf.
Dreifache Gliederung der Segnungen
Immer wieder taucht in dem Text, den wir gelesen haben, eine dreifache Gliederung auf. Bereits in Vers 3 wird eine dreifache Segnung angesprochen: Wir sind mit allem geistlichen Segen gesegnet, wir sind im Himmel gesegnet und wir sind in ihm gesegnet.
Außerdem finden wir in diesem Text drei Zeitangaben. Die erste bezieht sich auf die Vorzeit, sozusagen die äußerste Vergangenheit, nämlich die Vorgründlegung der Welt. Die zweite Zeit ist die Gegenwart, in der wir die Erlösung erleben. Die dritte Zeit betrifft die Zukunft, unsere Erbschaft.
Darüber hinaus gibt es drei Zweckangaben, die sich jedes Mal ähnlich sind. In Vers 6 lesen wir „zum Lob seiner herrlichen Gnade“, in Vers 12 heißt es „damit wir etwas sein zum Lob seiner Herrlichkeit“ und noch einmal in Vers 14, dass wir sein Eigentum würden „zum Lob seiner Herrlichkeit“. Das zeigt die Zielrichtung und Perspektive: Lob Gottes und die Anbetung seiner Herrlichkeit.
Schließlich finden wir auch eine dreifache Gliederung in Bezug auf die Personen Gottes. Einmal ist die Rede vom Vater, der uns gesegnet hat, dann sind wir gesegnet in dem Sohn und schließlich sind wir auch durch den Geist Gottes gesegnet. Der Geist versiegelt uns und gibt uns eine Anzahlung.
Gliederung der Predigt: Erwählung, Erlösung, Erbschaft
Und deshalb habe ich für meine Predigt heute Morgen eine dreifache Gliederung gewählt.
Ich habe drei Stichworte, die jeweils eine dieser vielen Segnungen enthalten. Das erste Stichwort lautet Erwählung. Diese Erwählung hat bereits vor der Grundlegung der Welt stattgefunden. Wir werden das gleich noch etwas näher erläutern, insbesondere durch den Vater.
Das zweite Stichwort ist Erlösung durch den Sohn.
Das dritte Stichwort schließlich lautet Erbschaft.
Erwählung vor Grundlegung der Welt
Zunächst einmal: Wir sind erwählt vor Grundlegung der Welt. Jedes Mal, wenn ich das lese, finde ich diesen Gedanken einfach überwältigend stark. Es ist, als ob dieser Gedanke, dass ich erwählt bin vor Grundlegung der Welt, ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.
Auf der anderen Seite ist der Gedanke der Erwählung unter Christen und auch unter Theologen immer wieder Gegenstand von Diskussionen, Dissertationen und unterschiedlichen Auffassungen gewesen. Das ist nicht ganz einfach.
Eines kann man auf jeden Fall sagen: Jemand, der nicht an die Erwählung glaubt, wird mit Sicherheit kein Calvinist sein.
Ich kann noch etwas mehr über die Erwählung sagen und werde auch gleich auf die damit verbundenen Problematiken eingehen. Zunächst einmal macht unser Text drei Aussagen: Er nennt das Wie, das Wann und das Wozu der Erwählung.
Zunächst das Wie: Wir sind erwählt in ihm, in Christus. Gott konnte uns nicht einfach so als Christen erwählen, weil eine Barriere zwischen uns und Gott besteht. Die Bibel nennt diese Barriere Sünde, die uns von Gott trennt. Deshalb konnte Gott uns nur in Christus erwählen.
Im ersten Petrusbrief heißt es, dass Christus von Gott vor Grundlegung der Welt erwählt war. Er war erwählt, sein Leben als Opfer zu geben und als Lösegeld für uns zu bezahlen. Nur deshalb konnte Gott auch uns erwählen. Auf diesen Aspekt des Lösegelds werde ich gleich noch einmal eingehen.
Dann wird gesagt, wann er uns erwählt hat. Ich habe es bereits genannt: vor Grundlegung der Welt. Das heißt, lange bevor wir uns für ihn entscheiden konnten, hat er sich für uns entschieden.
Als evangelikale Christen sprechen wir viel von der Entscheidung und fordern dazu auf. Das ist auch richtig und gut so. Aber dieser eine Aspekt wird manchmal außer Acht gelassen: Gott hat sich für uns entschieden, und zwar lange bevor wir uns für ihn entschieden haben, lange bevor wir überhaupt geboren waren, ja sogar bevor die Welt geschaffen wurde.
Manchmal habe ich gedacht: Es ist auch gut so, wenn er länger gewartet hätte und sich vielleicht noch einmal anders überlegt hätte – in meinem Fall.
Vers sechs sagt: Zum Lob seiner herrlichen Gnade. Gnade hat immer mit Gott zu tun, nicht mit uns. Gott hat uns erwählt, nicht aufgrund von etwas, das wir getan haben oder was wir sind, sondern allein aufgrund seiner Entscheidung.
In Korinth zum Beispiel sagt Paulus den Korinthern: Schaut euch in euren Reihen um, da sind nicht viele, die in dieser Welt etwas gelten. Es ist das Nichtige, das in der Welt nichts gilt, das Gott oft erwählt hat. Das ist auch ein faszinierender Gedanke.
Schließlich wird noch gesagt, wozu wir erwählt sind: nämlich dass wir heilig und untadelig vor ihm sind. Das wird einmal positiv und einmal eher negativ ausgedrückt.
Heilig zu sein bedeutet, abgesondert zu sein für Gott, ihm zu gehören und etwas zu sein zum Lob seiner Herrlichkeit.
Ein wichtiger Gedanke ist hier, dass Heiligkeit nicht die Grundlage oder Voraussetzung unserer Erwählung ist. Wir sind nicht erwählt, weil wir so gut oder so heilig sind, sondern Heiligkeit ist das Ziel und der Zweck unserer Erwählung.
Fragen und Herausforderungen zur Erwählung
Und nun noch ein paar Gedanken zu diesen Fragen, die sich irgendwie doch daraus ergeben für uns. Wenn Gott einige erwählt, ist dann der menschliche Wille ausgeschaltet? Können wir dann gar nichts dafür, wenn wir verurteilt werden, weil er uns in diesem Fall ja nicht erwählt hat? Oder wie passen die göttliche Souveränität auf der einen Seite und die menschliche Verantwortung, die wir ja auch in der Bibel finden, zusammen?
Das sind Fragen, die im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder heiß und leidenschaftlich diskutiert wurden und noch immer diskutiert werden. Ich denke, wir können vieles nicht vollständig verstehen. Letzte Woche habe ich irgendwo ein Zitat von Albert Einstein gelesen. Ich bekomme es nicht mehr so wörtlich zusammen, aber sinngemäß hat er gesagt: Falls es einen Schöpfer gibt, dann war es sicherlich nicht sein Hauptinteresse, dafür zu sorgen, dass wir alles verstehen.
Wenn das sogar ein Genie wie Albert Einstein sagt, dann gilt das nicht nur für den naturwissenschaftlichen Bereich, sondern auch für den geistlichen Bereich. Dort können wir nicht alles verstehen. Bestimmte Dinge können wir als begrenzte Menschen nicht denken oder zusammenbringen. So meine ich, gilt das auch für die Wahrheit der Erwählung, die wir in der Bibel finden.
Es ist jedoch wichtig, dass wir festhalten, dass wir eben beides in der Bibel finden: Einerseits die Souveränität Gottes und andererseits die Verantwortung des Menschen. Gottes Souveränität zeigt sich darin, dass er uns erwählt hat; vor Grundlegung der Welt war seine Entscheidung, sein Wille. Und doch haben wir eine Verantwortung als Menschen. Wir sind aufgefordert, uns zu entscheiden. Immer wieder werden wir in der Bibel angesprochen und aufgefordert, umzukehren und Buße zu tun – selbst als Christen. In der Offenbarung lesen wir davon.
Nur bringen wir beides oft nicht zusammen. Wir können das nicht so denken. Für uns schließt das eine oft das andere aus. Vielleicht liegt das auch ein bisschen an unserer westlichen, systematisch geprägten und analytischen Denkweise. Das hebräische Denken beispielsweise oder das nicht-westliche Denken in anderen Kulturen ist oft viel mehr ganzheitlich. Dort kann man anscheinend widersprüchliche Wahrheiten nebeneinanderstehen lassen, ohne dass man große Probleme damit hat. Aber das nur so nebenbei.
Ich denke, wir tun gut daran, das einfach mal für die Ewigkeit aufzuheben. Dort werden wir diese beiden Dinge zusammenbringen.
Vielleicht noch eine Illustration dazu, die sicherlich manchen bekannt ist und die ich persönlich hilfreich finde: Stellen wir uns vor, da ist so ein breiter Weg. Die Bibel spricht ja auch vom breiten Weg, der ins Verderben führt. Auf diesem Weg gehen viele Menschen in ihr eigenes Verderben. Dann geht von diesem breiten Weg ein schmaler Weg ab, und es gibt eine schmale Tür. Auf dieser Tür steht ein Schild: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“
Einige Leute rufen und laden von diesem breiten Weg, der in die Verdammnis führt, ab. Sie fordern auf, den schmalen Weg zu gehen und durch die schmale Tür, durch die schmale Pforte zu treten. Diese Leute rufen: „Komm! Der Geist und die Braut sprechen: Kommt! Und wer es hört, der spreche: Kommt! Und wer da dürstet, der komme herzu und nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Einige lassen sich einladen, verlassen den breiten Weg und gehen auf den schmalen Weg.
Sie gehen durch die schmale Tür, auf der vorne das Schild „Kommet her zu mir“ steht. Die Tür fällt hinter ihnen zu, und sie drehen sich um. Auf der Rückseite der Tür steht das Schild: „Er wählt vor Grundlegung der Welt.“ Etwas, was sie vorher nicht gewusst hätten, wenn sie nicht durch diese Tür gegangen wären.
Sozusagen ist auch der Gedanke der Erwählung ein Familiengeheimnis, das den Christen vorbehalten ist. Mit Nichtchristen können wir darüber gar nicht wirklich diskutieren. Die Erwählung ist ein Geheimnis, das uns nicht ins Grübeln oder Theologisieren führen soll, sondern zu Lob und Anbetung.
Das ist auch, was Paulus hier tut – in den Versen, die wir gelesen haben, dann auch am Ende des dritten Kapitels und im Römerbrief Kapitel 11. Nachdem er über die Erwählung Israels schreibt, kommt er zum Lobpreis und zur Anbetung Gottes.
Ein Ausleger sagte einmal, dieser Lobpreis hier sei von Paulus in einem Zustand kontrollierter Ekstase geschrieben. Das gefällt mir eigentlich – diese Art der kontrollierten Ekstase, also diese Anbetung. Die sollten wir dem Streit über die Lehre der Erwählung vorziehen.
Ich möchte diesen Punkt mit einem Gebet von Dwight Moody abschließen, dem bekannten Erweckungsprediger, der die Sache auf seine Weise gelöst hat. Er betete: „Lord, save the elect and then elect some more.“ Also: Herr, errette die Erwählten und dann erwähle noch ein paar mehr.
Erlösung durch den Sohn
Das erste Stichwort ist Erwählung, das zweite Stichwort, das wir in diesem Text finden, ist Erlösung. Wir sind reich beschenkt durch den Sohn. In ihm haben wir die Erlösung, Gegenwart. Das Wort „lösen“ steckt darin, und das ist auch tatsächlich das Bild, das dahintersteht.
Der Begriff war allgemein gebräuchlich, wenn von der Befreiung von Sklaven oder Kriegsgefangenen gesprochen wurde. Wenn man so jemanden freikaufte, dann löste man ihn von seinen Ketten, man erlöste ihn. Im Römischen Reich gab es, wie ich gelesen habe, 60 Millionen Sklaven, die oft wie Möbelstücke ihren Besitzer wechselten. Es war aber auch möglich, dass jemand einen Sklaven kaufte und ihn dann freiließ. Genau das hat Jesus getan.
Dann ist von der Vergebung der Sünden die Rede, und das ist eine gute Frage: Wie geht man mit Sünden um? Es gab vor einiger Zeit eine Pressemeldung aus Amerika. Dort wurde ein neues Produkt vorgestellt, das „Disposable Gilt Bags“ genannt wurde, also Einweg-Schuldbeutel. Dieses Set bestand aus zehn normalen braunen Beuteln. Ich weiß nicht, ob sie so groß waren wie die hier, sicherlich stand da auch nicht „Marktkauf“ drauf, aber auf diesen Schuldbeuteln war eine Bedienungsanleitung angebracht.
Die Bedienungsanleitung lautete folgendermaßen: Setzen Sie den Beutel sicher auf Ihren Mund. Mit dieser großen Tüte ist das ein bisschen schwierig – so etwas probiere ich gleich mal aus. Holen Sie tief Luft – ich hole gleich noch mal Luft zum Reden – blasen Sie alle Schuld heraus und werfen Sie den Beutel anschließend sofort in den Müll!
Diese Pressemeldung besagte, dass innerhalb kurzer Zeit 2.500 dieser Sets verkauft wurden, zum Preis von umgerechnet 5 D-Mark. Es wäre doch schön, wenn man die persönliche Schuld so leicht entsorgen könnte, indem man sie einfach in den Müll wirft. Aber erstens geht das nicht so billig, und zweitens geht das überhaupt nicht.
Wie soll man mit der Schuld umgehen? Ignorieren? Übertünchen? Ich habe manchmal Wohnungen von Leuten gesehen, die ich besucht habe – katastrophal. Die haben den Müll irgendwann nicht mehr entsorgt. Ich nenne das ein älteres Ehepaar, bei dem alles voll war, sogar Essensreste und so weiter. Man kann das zwar verstecken, zum Beispiel unter das Bett schieben, aber irgendwann fängt es an zu stinken. Dann kann man vielleicht Deodorant sprühen, aber das löst das Problem nicht.
Auch in unserem Leben ist das so: Wenn sich da Müll angesammelt hat – Schuld, Sünde – fängt es irgendwann an zu stinken, auch im geistlichen Bereich. Jesus hat diese Sache entsorgt, die Schuld beiseite geschafft – durch sein Blut, heißt es hier. Im Hebräischen wurde Blut verstanden als Blutvergießen, also im Sinne eines gewaltsamen Todes.
Genau das ist hier auch gemeint: Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz den Preis bezahlt, um uns aus der Sklaverei zu befreien, aus der Sklaverei freizukaufen – aus der Sklaverei der Sünde, aus der Sklaverei des Todes, aus der Sklaverei des Gesetzes, aus der Sklaverei dieser Welt. Das geschieht nach dem Reichtum seiner Gnade – das ist Erlösung.
Der erste Gedanke, das erste Geschenk, die erste Segnung, über die wir gesprochen haben, war die Erwählung. Das zweite Geschenk ist die Erlösung durch den Sohn, durch Jesus Christus.
Erbschaft durch den Heiligen Geist
Und nun noch ein drittes Geschenk: Wir sind auch reich beschenkt durch die Erbschaft, die wir bekommen. Es hat mit dem Geist zu tun. Von ihm heißt es hier, dass er dafür die Anzahlung ist.
Ephesus war damals für Kleinasien das, was heute für Deutschland Frankfurt ist – eine Finanzstadt mit Börsen, Banken usw. Eine Börse gab es damals vielleicht noch nicht, aber etwas wie eine Bank – der Tempel der Diana. Über ihn werden wir wahrscheinlich noch irgendwann in den nächsten Tagen sprechen. Ich habe auch ein Bild davon auf Folie oder eine Rekonstruktion.
Dieser Tempel der Diana war nicht nur ein Zentrum des Götzendienstes in der damaligen Welt Kleinasien, sondern auch ein Finanzzentrum. Die Leute in Ephesus, an die Paulus geschrieben hat, konnten sicherlich etwas damit anfangen, wenn Paulus von Reichtum sprach. Nun sprach er ja von himmlischen Reichtümern und von dem Erbe, von dem wir bereits die Anzahlung haben – nämlich durch den Heiligen Geist.
Das ist eines der beiden Symbole, die hier im Text genannt werden. Das andere Symbol ist das des Siegels. Das bedeutet, dass es sich um eine abgeschlossene Transaktion handelt. Ein Siegel wird aufgedrückt, und damit sind die Eigentumsrechte geklärt. Das ist auch ein Zeichen von Sicherheit, Schutz und Echtheit.
Darüber möchte ich jetzt nicht weiter nachdenken, sondern über diesen zweiten Gedanken, nämlich den der Anzahlung. Bei Luther steht hier in Vers 14, dass er das Unterpfand unseres Erbes ist. Bei Unterpfand denkt man an Pfand – das gibt man und bekommt es dann wieder, so wie ihr jetzt für den Schlüssel, den ihr bekommen könnt, Pfand abgeben müsst und ihn dann wiederholt abholt.
Das ist eigentlich ein bisschen irreführend, denn so ist es mit dem Heiligen Geist nicht. Er wird uns nicht wieder von Gott genommen, sondern wir haben den Heiligen Geist als Anzahlung. Damals war es so, dass durch diese Anzahlung ein Rechtsanspruch begründet wurde, also ein rechtmäßiger Vertrag zustande kam, der den Zahlenden zu weiteren Leistungen verpflichtete.
Gott hat uns durch den Heiligen Geist diese Anzahlung gegeben und sich damit auch verpflichtet, uns eines Tages mehr zu geben – das Erbe. Ich weiß nicht, wie es euch geht, ich träume manchmal so ein bisschen. Eigentlich von der Erbschaft nicht so sehr, weil meine Verwandten nicht in der Lage sind, mir irgendetwas zu vererben. Sonst würde ich vielleicht manchmal darüber nachdenken und mir ausmalen, wie das dann sein wird, wenn ich irgendetwas erbe – viel Geld, ein Haus oder was auch immer.
Aber manchmal träume ich trotzdem und denke so: Na ja, irgendeine Lotterie gewinnen. Ich spiele zwar kein Lotto, aber es gibt ja manchmal Preisausschreiben hier und da. Wenn da eine Million käme – eine halbe würde auch reichen. Das wäre ja eine feine Sache, was man mit dem Geld alles machen könnte.
Meine Frau war neulich zur Müttergenesungskur in Bad Zwischenahn. Dort gab es ein Casino in der Nähe, und sie sind dann mal ins Casino gegangen. Sie hat dort nichts ausgegeben, leider vielleicht. Sie sind nur zusammen hingegangen, und sie erzählte mir, dass sie ein bisschen geführt wurde. Jemand sagte, dass vor einiger Zeit jemand für 3,50 Mark Chips gekauft hat und an einem einarmigen Banditen viereinhalb Millionen Mark gewonnen hat.
Da habe ich zu ihr gesagt: Hast du nicht 3,50 Mark dabei gehabt? Oder so 10 Mark hätte ich schon mal investiert. Na gut, es ist nichts daraus geworden. Aber es ist doch schön, wenn wir uns mal vorstellen, so irgendwie Reichtum.
Ich habe die Geschichte schon hier und da mal erzählt, aber ich finde sie interessant. Sie hat sich offensichtlich auch tatsächlich so zugetragen von einem gewissen Mr. Jack Wurm. 1949 ging er entlang des Strandes von San Francisco und stolperte sozusagen über eine Flasche, die vor seinen Füßen landete – quasi eine Flaschenpost. Darin war ein Zettel.
Er holte den Zettel heraus und las. Es handelte sich dabei um das Testament einer gewissen Daisy Singer Alexander, Erbin des Singer-Nähmaschinen-Vermögens. Auf dieser Notiz stand – ich übersetze mal: „Ich überlasse mein gesamtes Vermögen der glücklichen Person, die diese Flasche findet, und meinem Rechtsanwalt Barry Cohen zu gleichen Anteilen.“
Es wurde dann durch die Gerichte festgestellt, dass es tatsächlich eine authentische, echte Notiz von dieser Frau Singer war. Sie hatte zwölf Jahre vorher diese Flasche in die Themse in London geworfen. Diese Flasche fand ihren Weg über den großen Teich nach Amerika, nach San Francisco, wo sie direkt vor den Füßen von Jack Wurm landete.
Dieser Zufall brachte ihm sechs Millionen Dollar Bargeld ein und eine ganze Menge Singer-Nähmaschinen. Als ich das so gelesen habe, dachte ich, es wäre doch schön, wenn du derjenige gewesen wärst. Gut, mit den Nähmaschinen kann ich jetzt nicht so viel anfangen, aber sechs Millionen Dollar – das wäre doch eine feine Sache.
Doch unser himmlisches Erbe ist verglichen mit sechs Millionen Mark weitaus mehr. Sechs Millionen Mark sind geradezu lächerlich dagegen. Und manchmal sehen wir das nicht. Deshalb betet Paulus dann auch im Anschluss ab Vers 15 darum, dass die Epheser einen Blick dafür bekommen, wie groß die Segnungen sind.
Es ist wie bei einem Witz, den ich letzte Woche gelesen habe. Ich weiß nicht, ob man Witze erzählen darf, aber: Ein Ehepaar kommt in den Himmel, alles sehr luxuriös. Dann taucht Petrus auf, wie das bei solchen Witzen oft ist, und begrüßt sie in einer schneeweißen Villa – Traumvilla, direkt am Meer, Swimmingpool, Rolls-Royce steht vor der Tür.
Petrus verabschiedet sich mit den Worten: „Wenn Sie noch irgendeinen Wunsch haben, melden Sie sich einfach.“ Das Ehepaar steht im riesigen Wohnzimmer. Die Frau stößt den Mann an die Seite und sagt ein bisschen ärgerlich: „Mensch, ohne deine blöden Pillen hätten wir das ganze schon zehn Jahre Ehe haben können.“
Wenn wir wüssten, wie herrlich unser Erbe ist, würden wir nicht so fixiert sein auf das Hier und Jetzt. Aber bitte, falls jemand irgendwelche Tabletten nimmt, diese nicht während der Freizeit absetzen.
Wir persönlich haben keinerlei Aussicht auf irgendeine Erbschaft. Deshalb war für uns lange Zeit der Gedanke an Hausbau oder Hauskauf völlig absurd. Der Herr hat es so geschenkt, dass wir ganz ohne Eigenkapital etwas bekommen haben – sozusagen nicht geschenkt, wir müssen bezahlen, aber es ist schön.
Verglichen mit all dem, was wir haben und jemals auf dieser Welt erben könnten, ist das geradezu lächerlich im Vergleich zu dem, was auf uns wartet: das himmlische Erbe.
Das ist mein Wunsch für mich persönlich: Dass uns der Blick dafür oft verstellt ist durch die Probleme und Sorgen, die wir uns in dieser Welt machen. Dass wir diesen Blick frei bekommen und klarer sehen.
In früheren Zeiten war es so, dass, wenn ein Haus verkauft wurde, der Verkäufer dem Eigentümer den Schlüssel übersandte und auch ein Büschel Stroh, das er vom Dach des Hauses zupfte. Das bedeutete, dass das Haus in den Besitz des Käufers übergegangen war.
Auch wir haben bereits den Schlüssel zu unserer Heimat im Himmel. Davon spricht die Bibel, wenn sie von der Wohnung spricht, die Jesus uns bereitet hat. Und wir haben den Geist als Anzahlung.
Was wir jetzt vom Haus sehen, ist nicht sehr viel – so ein Büschel Stroh vom Dach. Das sagt nicht viel über das Haus aus. Aber wir dürfen wissen, dass wir ein herrliches Erbe zu erwarten haben.
Durch den Heiligen Geist, der uns als Anzahlung gegeben ist, haben wir das Besitzrecht am Himmel erhalten. Dieses Recht kann uns niemand mehr streitig machen.
Das ist eine dieser großartigen Segnungen, von denen wir hier lesen: von der Erwählung, der Vorgrundlegung der Welt – der Vater hat uns erwählt; von der Erlösung – wir sind freigekauft; unsere Sünden sind vergeben, die Rechnung ist bezahlt. Das hat Jesus sehr viel gekostet.
Wir sind freigekauft, keine Sklaven mehr. Und wir haben in der Zukunft ein ganz fantastisches Erbe zu erwarten.
Schluss und Lobpreis
Und ich komme zum Schluss und denke: Als Fazit kann man eigentlich nur das tun, was Paulus hier tut, nämlich Gott loben und preisen.
Gelobt sei Gott, so heißt es am Anfang in Vers 3. Die Grundbedeutung steckt eigentlich im Wort „segnen“. Man könnte es auch übersetzen mit „gesegnet sei Gott“. Das bedeutet so viel wie Gutes sagen – auch bezogen auf Gott, Gutes sagen, Gott groß machen. Und das sollten wir angesichts dieser Wahrheiten tun.
Ich schlage einfach mal vor, dass wir – wir hatten zwar vorhin schon eine Gebetsgemeinschaft – ich will jetzt nicht ins Programm funken, aber vielleicht haben wir doch noch eine kurze Zeit, in der wir Gott loben und unseren Dank sowie unseren Lobpreis mit Worten ausdrücken. Vielleicht eine kleine Runde so. Und dann werde ich das Amen sprechen.