Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 487: Beten lernen, Teil 3
Die Bedeutung des Betens lernen
Beten lernen – für manche mag sich das falsch anhören. Beten muss man doch nicht lernen.
Die Jünger Jesu sehen das jedoch anders. Sie wollen das Beten von dem Herrn Jesus lernen. In Lukas 11,1-4 heißt es:
„Und es geschah, als er an einem Ort war und betete, da sprach, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte. Er sprach aber zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, unser nötiges Brot gib uns täglich, und vergib uns unsere Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig ist, und führe uns nicht in Versuchung.“
Für den Herrn Jesus ist die Frage der Jünger offenbar gerechtfertigt. Wäre das nicht so, hätte er ihnen keine so ausführliche Antwort gegeben. Dieses Modellgebet, das wir „Vater Unser“ nennen, zeigt uns, womit wir uns im Gebet beschäftigen sollen.
Dabei kann die Gewichtung der einzelnen Aspekte natürlich immer wieder unterschiedlich sein. Wenn mich große Sorgen plagen, wird womöglich die Fürbitte in den Hintergrund treten. Wenn ich große Sünden aufgehäuft habe, kann ich vielleicht nicht erst bis nach dem Bitten warten, um sie Gott zu bekennen.
Beim Beten gibt es natürlich eine situationsbezogene Flexibilität. Grundsätzlich sollten wir uns jedoch am Vaterunser orientieren, weil es die Antwort Jesu auf die Bitte der Jünger ist.
Wir sollten uns außerdem mit dem Gedanken anfreunden, dass Gebet etwas ist, das sich verändert. Es wird tiefer, ehrlicher, intelligenter und irgendwie Jesus gemäßer.
„Mehr werden wie Jesus“ bezieht sich eben auch aufs Gebetsleben.
Gebet als Weg zur Weisheit und Bewahrung
Aber schauen wir uns den letzten Bereich an, den wir lernen wollen: den Bereich Führung. Ich habe mir dazu, ihr ahnt es schon, zwei Listen erstellt, die immer weiter wachsen.
Die erste Liste trägt die Überschrift „Wo brauche ich Weisheit?“ Der Name der Liste ist Programm. Hier stehen alle Dinge drauf, die ich entscheiden und verantworten muss. Das reicht von meiner Zeitplanung über den Umgang mit unreinen Gedanken oder technischen Herausforderungen bis hin zum Planen von schönen Enkelnachmittagen.
Wo brauche ich Weisheit? Die Frage ist einfach, und wöchentlich für diese Dinge zu beten, ist an sich schon weise.
Die zweite Liste trägt die Überschrift „Wo brauche ich Bewahrung?“ Es heißt ja bei Matthäus: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns von dem Bösen.“ Es geht also um die Rettung vor dem Bösen.
Die Liste enthält all das, wovor ich Angst habe. Sie reicht von Motivationsproblemen über psychische Erkrankungen oder den Tod meiner Frau bis hin zu dem Thema Altersarmut. Eben alles Dinge, vor denen ich mich fürchte und die es gut ist, als Beter im Blick zu haben – wieder nach dem Motto: Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.
Ich hoffe, ihr versteht, wenn ich das so sage, dass Gebet in gewisser Weise etwas mit Arbeit zu tun hat. Gebet ist immer ein Kampf, weshalb Gott uns für unser Gebet ja auch belohnt. Beten ist tatsächlich eine geistliche Übung, die trainiert werden muss.
Die richtige Form des christlichen Gebets
Lasst mich deshalb noch einen Punkt zum Gebet anfügen, der nicht direkt mit Lukas 11 zu tun hat, mir aber wichtig ist.
Christliches Gebet ist aktives Reden mit Gott. Wir sollen es nicht durch Singen ersetzen und auch nicht durch bloßes Stillwerden. Heute wird leider eine fernöstlich angehauchte Form der Meditation immer populärer. Dabei versucht man, das Denken möglichst auszuschalten – genau das Gegenteil von Gebet, bei dem man ja gerade viel nachdenkt.
Mir ist das nichts, weil ich beim Hören in mich hinein nicht genau weiß, für welche Stimmen ich mich da öffne. Ich habe dämonische Einflüsse oft genug erlebt, um zu wissen, dass sie real sind. Zudem macht mich die geistliche Entwicklung führender christlicher Mystiker beim Thema Meditation sehr vorsichtig.
Mystik, also die Suche nach Gott in der Stille meines Selbst, führt ganz leicht weg vom gesunden Glauben. Das ist jedenfalls, was ich sehe – und was ich nicht will. Warum sollte ich eine Gebetsform praktizieren, die weder Jesus noch die Apostel angewandt haben? Ich will doch Jesus ähnlicher werden und nicht Buddha oder irgendeinem christlichen Mystiker.
Und auch wenn kontemplative Meditation eine lange Tradition im Christentum hat, bin ich da raus.
Die Bedeutung von Stille vor Gott
Aber, und das ist mir jetzt tatsächlich auch noch wichtig: Ich habe den Eindruck, dass Christen sich das Leben zu voll legen und dann mit Meditation herumexperimentieren, weil sich ihre Seele eigentlich nach Ruhe und Stille sehnt. Diese Sehnsucht nach Stille gilt es tatsächlich, als Christ zu bedienen.
Das ist dann zwar kein Gebet, aber es ist ein Stillwerden vor Gott. Wenn ich Gott begegne, geht es eben nicht immer nur darum, etwas zu sagen. Wir brauchen auch Momente der Stille, um seine heilige Gegenwart, seine Souveränität und Rettung zu genießen.
Habakuk 2,20: „Der Herr aber ist in seinem heiligen Palast, schweige vor ihm, ganze Erde.“
Jesaja 30,15: „Denn so spricht der Herr, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe werdet ihr gerettet, in Stillsein und in Vertrauen ist eure Stärke.“
Offenbarung 8,1: „Und als es das siebente Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel, etwa eine halbe Stunde.“
Merkt ihr, hier wird vor Gott geschwiegen. Jesaja kann sogar sagen, dass in der Ruhe und im Stillsein Kraft liegt. Und er hat völlig Recht.
Deshalb mein Tipp: Nimm dir, bevor alles zu viel wird, genug Zeit, um immer wieder vor Gott zur Ruhe zu kommen. Spiel nicht mit esoterischen und mystischen Praktiken herum. Koch dir einfach eine Tasse Tee, mach dir etwas geistliche Musik an und werde still vor Gott.
Meine persönliche Version des Stillwerdens vor Gott hat mit einer guten Zigarre, einem Pott Kaffee und einer ordentlichen Portion Bibelversen zu tun. Ihr merkt, wie wir vor Gott still werden, spielt keine Rolle, solange unsere Seele müßig und genussvoll Gott bestaunt.
Vielfalt der Gottesbegegnung im Leben eines Christen
Ich hatte gesagt, christliches Gebet ist aktives Reden mit Gott. Wir sollen es nicht durch Singen ersetzen und auch nicht durch Schweigen.
Was ich damit eigentlich sagen will, ist Folgendes: Wir sind als Christen dazu berufen, Gott auf unterschiedlichste Weise in unser Leben zu integrieren. Gott soll keine Nebensache sein, sondern der Mittelpunkt.
Deshalb beschreibt die Bibel nicht nur eine Form der Begegnung mit Gott, sondern mindestens diese drei: Lieder, Gebete und Schweigen. Wahrscheinlich gibt es sogar noch mehr.
Mir ist dabei wichtig, dass wir diese drei Formen der Gottesbegegnung nicht gegeneinander ausspielen. Sonst entsteht in unserem Leben ein Mangel.
Als Menschen brauchen wir das gehaltvolle Reden mit Gott, die leidenschaftlichen Gesänge und das staunende Schweigen. Wir brauchen diese drei Aspekte, weil sie Ausdrucksformen von ungeheuchelter Liebe und einer tiefen Beziehung zu Gott sind.
Einladung zur Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Überlege, ob du oft genug vor Gott zur Ruhe kommst. Hast du diese Gewohnheit in deinem Leben?
Das war's für heute. Wenn du einen Fehler in einem Podcast findest, schreibe mir bitte so schnell wie möglich eine E-Mail an kontakt@frogwords.de.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.