Eröffnung und Einstimmung zum Gebet
Wir wollen beten.
Du großer und wunderbarer Gott, wir versammeln uns in deiner Gegenwart. Dabei wollen wir uns bewusst machen, was es bedeutet, wenn du, Herr aller Herren und König aller Könige, uns heute Morgen suchst und mit uns reden willst.
Du interessierst dich für all die kleinen und großen Sorgen unseres Lebens, für unsere Nöte. Du willst zudecken, was uns belastet – Schuld und Versäumnisse. Dafür haben wir dir zu danken für deine große Liebe.
Wir möchten dich bitten, heute Morgen bei uns einzukehren: bei den Kranken, die nicht unter uns sein können, bei den Alten und bei den Leidenden. Dir dürfen wir alles sagen, was uns bewegt und umtreibt.
Wir dürfen dir alle Sorgen hinlegen, weil du wunderbar für uns sorgst – auch jetzt in der Stille. Wir beten weiter in der Stille.
Herr, wir danken dir, dass du uns mit allem so wunderbar trägst. Amen!
Musik und persönliche Erfahrungen im Gottesdienst
Wir freuen uns, dass der Kinderchor heute singen wird – und zwar mit Begleitung.
Sie haben eine Kinderkassette, und auf zwei Kinderkassetten haben Sie mitgewirkt. Daraus haben wir zwei Lieder ausgesucht, die zur Begleitung dienen. Eines davon ist das Lied, das Sie auch auf der Kassette gesungen haben, nun mit Doppelverstärkung und Instrumentalbegleitung.
Das passt auch zu unserem Thema heute im Gottesdienst: Du musst deinen Lobgesang mit Gipsarm singen. Es ist nämlich so, dass nicht alle Nöte von uns weggenommen werden.
Am Erntedankfest war der Kindergarten nach dem zweiten Gottesdienst noch oben in unserem schönen neuen Dobbelgarten. Dabei bist du so unglücklich gefallen. Das ist auch eine Erntedankgabe.
Jetzt sind wir froh, dass du aus dem Krankenhaus wieder da bist und heute mitsingen kannst. Das ist schon wunderbar, vor allem bei so einem komplizierten Bruch.
Paulus’ Offenheit über seine Schwachheiten (2. Korinther 12,7-10)
Lese als Schriftlesung 2. Korinther 12,7-10. Paulus spricht hier sehr offen über die Nöte, die ihn belasten.
Damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe – das ist ja eine Gefahr bei uns –, dass wir uns durch unsere angeborene Art etwas auf die Dinge einbilden, die Gott uns gnädigerweise anvertraut hat, werden wir stolz. Paulus sagt: Damit ich mich nicht überhebe, ist mir ein Pfahl ins Fleisch gegeben, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.
Es gibt ja Leute, die sagen, Paulus war nicht krank. Doch das war eine so schlimme Krankheit, dass man nicht von jeder Krankheit sagen kann, darin schlägt mich des Satans Engel mit Fäusten. So tief musste er unten durch.
Deswegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche. Doch der Herr hat zu mir gesagt: "Lass dir an meiner Gnade genug sein, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." In der englischen Übersetzung heißt es: "Meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit."
Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Deshalb bin ich guten Mutes in Schwachheit. Es ist nie blamabel, wenn Christen schwach sind.
Ich bin guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.
Musik als Ausdruck göttlicher Gaben und Trost
Es war für unsere Kinder eindrücklich, dass die gesamte Begleitung von einem Mann gemacht wurde, der zudem blind ist. Er hat auch die Aufnahmen angefertigt und die ganze Musikbegleitung übernommen.
So zeigt sich manchmal, wie Gott uns Gaben auf andere Weise schenkt, als wir bitten und erhoffen. Wir wollen nun gemeinsam das Trostlied singen. Gott will bewirken, dass die Dinge so verlaufen, wie es heilsam ist.
Wir singen den ersten Vers und anschließend die Verse 5 bis 9.
Persönliche Erinnerungen und das Vertrauen auf Jesus
Ich habe nur wenige Erinnerungen an meinen Großvater, weil er oft krank war und früh starb. Er war Kaufmann und hat uns Enkeln immer, wenn dieses Lied gesungen wurde, beim ersten Vers das „Rum“ gedreht. Das geht mir bis heute nicht aus dem Kopf.
Es ist sehr schön, wenn man solche Dinge Kindern einprägt. Er hat nicht gesagt: „Wenn du nur bei Jesus bist“, sondern: „Wenn nur du bei Jesus bist.“
Diese Worte haben sich mir schon in frühen Kindertagen eingeprägt. Sie zeigen, dass eine Entscheidung nötig ist, wenn ich diesen Trost und diese Geborgenheit haben möchte.
Das Gebet für die Kranken als biblische Grundlage (Jakobus 5,13-16)
Wir haben heute als Predigttext Jakobus 5,13-16 ausgewählt: Das Gebet für die Kranken.
Leidet jemand unter euch, so bete er. Ist jemand guten Mutes, so singe er Psalmen. Ist jemand krank, der rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich. Sie sollen über ihn beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn.
Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen. Der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.
Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr gesund werdet. Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Herr, hilf uns, dass unsere kranken Zeiten Segenszeiten werden. Amen.
Die Realität von Krankheit und ihre Herausforderungen
Es gibt viele aufregende Nachrichten, die die Menschen bewegen, wenn sie heute eine Sonntagszeitung aufschlagen. Zum Beispiel, dass der VfB Tabellenführer geworden ist oder die FDP eine neue Fraktion und einen neuen Parteivorsitzenden hat. Auch weltweit verfolgen wir die Nachrichten, wenn die Abrüstung voranschreitet oder der Friedensprozess weiterläuft.
Doch unter uns sind heute Morgen viele, die sich für solche Nachrichten überhaupt nicht interessieren, weil sie krank sind. Was es bedeutet, krank zu sein, weiß nur der, der selbst krank ist. Man kann es sich vorher kaum vorstellen.
Man wird krank. Es muss nicht einmal so sein, dass man ermattet zusammensinkt und keine Kraft mehr hat. Es kann schon ausreichen, wenn der Arzt einem eine vernichtende Diagnose gibt. Dann läuft man wie betäubt nach Hause. Man nimmt noch wahr, was um einen herum geschieht, lebt aber eigentlich nicht mehr richtig. Der Boden scheint einem weggezogen. Man fragt sich: Was soll mein Leben?
Wir sollten Krankheiten nicht nur in bestimmte Kategorien einordnen, von denen wir dann sagen, dass es die gefürchteten unheilbaren Krankheiten sind. Gehen Sie einmal in die Sprechzimmer der Ärzte und hören Sie den vielen Wartenden zu. Sie erzählen oft: „Ich bin schon beim fünften Arzt gewesen“, oder „der andere hatte keine Zeit“, als ob es daran liegen würde. Oder: „Der andere hat mir nicht die richtige Medizin verschrieben“, als gäbe es überhaupt eine richtige Medizin.
Das Schlimme an der Krankheit ist, dass man sie oft nicht in den Griff bekommt. Einige Krankheiten sind gut behandelbar, doch es gibt viele rätselhafte Leiden, die unseren Körper heimsuchen. Vielleicht tasten unsere Ärzte oft mehr im Nebel als sie zugeben können.
Krankheit als Störung und die damit verbundene Angst
Was ist eine Krankheit? Wenn man im Brockhaus nachschlägt, findet man dort zwischen den Einträgen „Kranich“ und „Krapfen“ den Begriff „Krankheit“. Dort steht: „Das ist eine Störung der regelmäßigen Abläufe der Lebensvorgänge.“
Das wäre nicht so schlimm, wenn nicht in der Krankheit die ganze Not meines Sterbens mich überfiele. Ich spüre, dass ich verlösche, dass ich schwach bin und dass ich nicht dagegen ankämpfen kann. In der Krankheit umfängt mich Angst um mein Leben.
Ich verstehe gut, dass viele Menschen verbittert sind und immer wieder sagen: „Die Ärzte haben mich auch nicht richtig gesund gemacht.“ Es ist ja interessant, dass in der Deklaration der Menschenrechte in Paragraph 22 formuliert ist: „Jeder Mensch hat Recht auf ärztliche Fürsorge, die seine und die Gesundheit seiner Familie gewährleistet.“
Welche Sozialversicherung kann gewährleisten, dass ich gesund bin? Welche Medizin kann das gewährleisten? Wir haben schon lange ein Recht geschaffen, das ich einklagen kann, und sind dann umso enttäuschter, wenn es in meinem Fall nicht funktioniert. Damit haben wir gar nicht gerechnet.
Wir dachten, das sei alles so gut geregelt: Wenn einmal die Krankheit an mich kommt, dann eine Kur, eine Operation, und danach läuft alles wieder, so wie vorher, und ich kann weitermachen wie zuvor.
Einsamkeit und Ungewissheit in der Krankheit
Die Kranken fühlen sich besonders allein gelassen in ihrer Krankheit. Davon kommt auch das ständige Reden immer wieder her: „Ich weiß gar nicht, was sie machen. Den ganzen Tag zapfen sie mir Blut am Ohr ab, und dann werden ständig andere Untersuchungen gemacht. Was machen die eigentlich? Sie schließen da Apparate an – was machen die denn mit mir? Ich bin allein gelassen und weiß gar nicht, was auf mich zukommt.“
In dieser Lage spricht Jakobus vom Gebet.
Die Bedeutung des Gebets neben der Medizin
Wir wollen das nicht gegeneinander ausspielen: Medizin und Glaube. Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott uns die Medizin als sein Geschenk gegeben hat. Er hat uns auch eine Vielzahl von Medikamenten geschenkt, die wir unter seiner segnenden Hand einsetzen dürfen.
Wir wissen, wie viel Gott durch die Hände von Schwestern, Pflegern und Ärzten wirken kann. Deshalb ist es wichtig, dass wir neu erkennen, welche Bedeutung das Gebet für unsere Kranken hat.
Niemand möchte der Medizin etwas wegnehmen. Aber wir sollen neu entdecken: Beten ist die wichtigste Medizin. Das ist mein erster Punkt.
Praktische und lebensnahe Sicht auf das Gebet
Wenn man den Jakobusbrief liest, fällt immer wieder auf, wie praktisch er ist. Er wehrt sich gegen ein kopflastiges Christentum. Es kommt leicht vor, dass man den Glauben nur noch in seinen gedanklichen Überlegungen lebt. Deshalb betont Jakobus immer wieder eindrücklich, dass unser Glaube im Leben verwurzelt sein, zur Tat werden und sich praktisch auswirken muss.
Wenn er vom Beten spricht, möchte er uns darauf hinweisen, dass das Gebet keinesfalls zu den weltflüchtigen Dingen gehört. Es ist nicht so, dass jemand denkt: „Ach, das ist etwas, das keinen Platz hat, etwa im Operationssaal oder sonst wo, wenn ich ein Medikament einnehme.“ Gerade in solchen Situationen, sagt Jakobus, gehört das Beten hin.
Das Gebet ist etwas Handfestes, etwas Realistisches, etwas, das man greifen kann. Wenn jemand leidet, soll er beten. Aber was ist Beten eigentlich? Beten ist zuerst einmal, eine Tür aufzustoßen. So hat es Halesby in seinem unvergleichlichen Buch über das Beten immer beschrieben. Es bedeutet zu merken: Jesus ist da, ich darf mit ihm Zwiesprache halten.
Oft denken wir gar nicht daran, wenn wir in überfüllten Wartezimmern sitzen und uns über die lange Wartezeit ärgern. Dabei wartet Jesus gerade darauf, mit uns über unsere Nöte zu reden. Er ist da, ich darf „du“ zu ihm sagen. Also stoße die Tür auf und rede mit ihm.
Wichtig ist auch, dass wir das Gebet richtig verstehen. Wir haben hier schon viel über das Gebet gesprochen. Beten ist nicht nur ein Fordern, nicht nur Gott mit Nachdruck bitten und sagen „Jetzt will ich haben“. Beten ist ein Zwiegespräch mit dem himmlischen Vater, bei dem man ganz offen sagen darf: „Herr, du weißt, wie ich mich sehne und wie sehr ich das brauche.“
Dann kommt auch das andere dazu: „Ich will mich führen lassen von deiner mächtigen Hand.“ In diesem Zwiegespräch halten wir inne, wenn wir daran denken, dass unser Herr und Meister auch den Weg des Kreuzes gegangen ist.
Beten ist nicht nur ein Fordern von Wundern, sondern ein Gespräch mit ihm über mein Leben. Ich möchte deinen Willen erkennen. Dabei bleiben wir bei dem Gebet Jesu in Gethsemane stehen. Es fällt uns schwer, auch das für unsere Lieben zu sagen: „Herr, dein Wille geschehe!“
Die Erfahrung von Schwäche und das Rufen zu Gott
Das Große am Gebet, gerade in den schweren Zeiten, ist, dass wir überhaupt wieder anfangen zu merken, wie weit wir von Gott weggekommen sind.
In den guten Tagen, in der Fülle der Arbeit, sind wir oft losgestürmt, im Vollgefühl unserer Kraft. Doch im Beten, in der Krankheit, werden wir wieder Bittende und rufen ihn an: „Herr, jetzt komm du zu mir!“
Alles, was jetzt geschieht, soll er in mir und in meinem Leben wirken.
Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Leidet jemand unter euch, der bete.
Die Verantwortung der Gemeinde für die Kranken
Mein zweiter Punkt: Das fordert uns als Gemeinde heraus. Davon spricht Jakobus, gerade weil die Kranken oft allein sind. Wenn man gesund ist, kann man noch an den Versammlungen der Gemeinde teilnehmen. Man kann zum Gottesdienst gehen und an Hauskreisen teilnehmen. Die Kranken hingegen sind oft ausgegrenzt.
Wer besucht Sie heute? Wer spricht zu Ihnen ein aufmunterndes Wort? Der verstorbene Landesbischof von Bayern, Dietz Felbinger, hat ein wunderbares Büchlein geschrieben mit dem Titel „So der Herr will und wir leben“. Darin erzählt er von seinen Erfahrungen nach einem schweren Herzinfarkt.
Er äußert auch eine kritische Bemerkung über die Seelsorge der Pfarrer in den Krankenhäusern. Ihn hatte ein Pfarrer besucht und gesagt: „Herr Landesbischof, Sie wissen ja, wo Sie Trost zu holen haben.“ Dann verabschiedete er sich. Dietz Felbinger fragt: Warum hat er das nicht gesagt? Warum war er so feige? Warum war er so geniert?
Es ist schön, wenn man Blumen mitbringt und auch teuren Saft kauft und an den Krankenbetten stehen lässt. Aber das Wichtigste darf man nie versäumen: Dem Kranken ein Wort der Ermutigung zu sagen. Denn der Kranke ist oft allein und kann nicht mehr sehen, was Ihnen im Glauben noch gewiss ist. Sie müssen ihm Mut zusprechen.
Darum sagt Jakobus, man soll die Ältesten rufen. Es gab lange Diskussionen, ob nur die Ältesten wirksam beten dürfen. Ich bin überzeugt, dass alle an den Krankenbetten beten sollen. Aus meiner Erfahrung im Dienst weiß ich, dass wir uns allen Widerständen zum Trotz immer wieder durchringen sollen.
Auch wenn der Fernseher läuft, kann man ihn kurz ausschalten, um gemeinsam zu beten. Das sollte ganz natürlich und lebensnah geschehen, so dass die Kranken es verstehen können – nicht mit großen, hohen Worten, sondern so, dass es sie aufrichtet.
Manche fragen: Was ist denn das Besondere am Krankenbeten? Ich sehe das sehr einfach. Die Kranken liegen auf dem Boden, und der Besuchende steht über ihnen. Ich glaube nicht, dass ein besonderes Gebet gefordert ist. Was sollte es auch sein, ein Gebet über dem Kranken?
Doch bei Schwerkranken habe ich nie Schwierigkeiten, ihnen beim Beten die segnende Hand auf die Stirn zu legen. Nicht, weil in meinen Fingern Kräfte wären, sondern weil ich ihm zusprechen will: Der Herr hält dich. Es geht um den, der allein von Krankheiten freimachen kann.
Wir glauben nicht an Wundertäter, aber wir glauben an einen Heiler, der Wunder tut. Nach dem Wort des Jakobus dürfen wir buchstäblich so vorgehen. Wenn Gemeindeglieder darum bitten, dass Älteste kommen, sind wir immer hingegangen und haben diesen Dienst getan.
Manche sind beunruhigt und fragen, was es mit dem Öl auf sich hat. Auch hier habe ich nichts dagegen, wenn man nach biblischer Weisung verfährt. Ich meine, dass Öl immer die Arznei meint. So wie beim barmherzigen Samariter, der Öl in die Wunden rieb. Damals war Öl ein sehr verbreitetes Arzneimittel.
Das heißt nicht viel anderes, als dass du die Medizin nutzen darfst und darüber beten sollst. Und du darfst wissen, dass Gott Wunder tut.
Jakobus 5,14-16.
Der Glaube an Wunder und die Ermutigung durch Gebet
Es geht nicht um ein magisches Geschehen, das wir auf unerwartete Weise herbeiführen können. Wenn Gott Wunder tut, dann tut er es selbst – nicht durch einen Wundertäter. Und wenn er es tut, geschieht dies durch das Gebet des Glaubens.
So heißt es: „So ihr glaubt, werdet ihr empfangen.“ Dieser Zuspruch, der uns hier gegeben ist, ermutigt uns sehr, von Gott Großes zu erwarten – auch gerade in der Krankheit.
Viele von uns könnten jetzt erzählen, wie sie auf wunderbare Weise solche Erfahrungen gemacht haben. Gott verherrlicht sich auch heute noch in unserem Leben und wirkt viele Wunder, selbst dort, wo die Ärzte nicht mehr weiterwissen.
In unserer Gemeinde hatten wir jahrelang ein treues Gemeindeglied, bei dem der operierende Chefarzt einer Stuttgarter Klinik zu mir sagte, dass er den Abend nicht mehr überleben werde. Doch er hat es geschafft. Er saß viele Jahre hier fröhlich und hat den Herrn gepriesen.
Wir erleben Wunder. Dabei wollen wir Gott nicht in Wunder zwingen, sondern wissen, dass das Gebet von Gott Großes erwarten darf – auch gerade im Bereich der Krankheiten.
Kein Gebet ist vergeblich – eine realistische Hoffnung
Darum ein Letztes: Kein Gebet ist vergeblich. Das erste war: Beten ist die wichtigste Medizin. Das zweite: Die ganze Gemeinde ist herausgefordert. Drittens: Kein Gebet ist vergeblich.
Es steht nicht hier, was viele Leute unterschieben, wenn sie sich auf diesen Abschnitt berufen. Es steht einfach nicht da, dass jeder Kranke gesund werden wird. Wissen Sie, warum das auch gar nicht dastehen kann? Weil ich gar nicht weiß, was ganz gesund ist.
Ein bisschen tut es einem ja immer weh, an den Bandscheiben oder am Kopf. Manches funktioniert an den Organen nicht so ganz gesund. Ich glaube nicht einmal, dass unsere jungen Leute so ganz gesund sind. Auch sie haben so manche Leiden.
Es ist ja immer die Frage, wie wir mehr oder weniger mit unseren Krankheiten fertigwerden. Auch das müsste man einmal überlegen.
Und das, was wir immer auch denen sagen wollen, die uns so ungestüm fordern und uns schnell des Unglaubens bezichtigen: Wenn wir so reden, sterben sie einmal oder sterben sie nicht? Wir sterben immer an einer Krankheit, wenn unser Herz aufhört zu schlagen.
Wir wissen auch, dass glaubende Menschen sterben müssen. Es gibt nicht das, dass man immer frei wird von Krankheit.
Warnung vor Missbrauch von Wunderglauben
Ich war Student und ging damals hinauf auf den Killesberg zu einer großen Versammlung eines Pfingstevangelisten, Tommy Hicks. Ich wollte mir das einmal anschauen und war tief betroffen, als eine Heilungskette gebildet wurde.
Eine Mutter mit ihrem mongoloiden Kind wurde hinausgezogen, und er sagte: „Du darfst wissen, du bist jetzt gesund.“ Die Mutter zog mit dem mongoloiden Kind wieder zurück.
Es ist schlimm, wenn die große Gabe der Wundergottes in dieser Weise missbraucht wird. Wir wissen so oft aus dem Mund Jesu, wie er uns beschenken will. An den Wundern wollen wir nichts abbiegen oder abbrechen. Wir wollen vielmehr viel mehr von Gott erwarten, aber wir wollen Gott nicht in unseren Willen zwingen.
Wir haben es auch in unserer Gemeinde erlebt, in einer großen Not, wo es um ein kleines Kind ging. Aus Schottland kam dann ein Brief. Ein Prediger hatte eine Vision: Das Kind wird nicht sterben. Wir sagten jedoch, es ist nicht die Stimme unseres Herrn.
Wir wollen jetzt den schweren Weg gehen und dort die Wunder des Herrn erfahren.
Die Kraft der Gnade in Schwachheit
Denn davon bin ich überzeugt: Wir erfahren Gottes Wirken umso mehr, wenn er gerade das tut, was uns nicht passt. Wenn wir dann die Güte des Herrn auf eine wirklich erfahrbare Weise entdecken – auch in einer Krankheit, die nicht von uns weicht, so wie Paulus es beschreibt: »Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in Schwachen mächtig« – ist es nicht ein noch größeres Wunder, wenn schwache Menschen durchblicken und sagen: »Dennoch bleibe ich stets bei dir, denn du hältst mich«? Sie wissen, dass sie von der Güte Gottes getragen sind.
Wenn ich das bei Schwerleidenden auf den Pflegestationen erlebe, die auf eine solche besondere Weise das Lob Gottes singen, ist das noch größer als ein reparierter oder kraftstrotzender Körper. Wir wollen das eine nicht gegen das andere ausspielen, aber wir wissen, dass Gott seine Macht uns oft hat erfahren lassen.
Segenszeiten im Harren und die Bedeutung der Buße
Wir haben am letzten Sonntag in der Predigt gesagt: Ich habe mich heiser geschrien, weil ich so lange auf meinen Gott warten musste. Und doch waren es Segenszeiten im Warten und Harren.
Jakobus beschreibt, dass auch über Krankheiten etwas ganz Wunderbares geschieht: Menschen entdecken ihre Versäumnisse vor Gott. Dabei soll klar sein, dass Krankheit nicht mit Schuld zusammenhängt – das denken nur Heiden. Ich weiß, dass die meisten Leute, die ich im Krankenhaus besuche, immer glauben, sie seien krank, weil sie früher einmal böse waren. Nein, das Gericht Gottes kommt am Jüngsten Tag und nicht durch die Widerfahrnisse des Lebens. Man kann das nicht aufrechnen.
Jesus hat eindeutig gesagt, dass es nichts mit Schuld zu tun hat, wenn Menschen krank werden – auch nicht mit der Schuld der Eltern. Trotzdem wird uns in einer Krankheit bewusst, wie weit wir von Gott entfernt sind. Das ist doch klar: Bevor wir in den Operationssaal gehen, wollen wir mit Gott noch einiges klären.
Darum sagt Jakobus, es sei ein wichtiger Dienst der Gemeinde, nicht nur für die Kranken zu beten, sondern auch einander Sünden zu bekennen und Vergebung zugesprochen zu bekommen. Mir ist das bei jedem Krankenbesuch sehr wichtig, auch bei ungläubigen Menschen. Ich sage ihnen, dass sie nicht hier liegen, weil Gott als Rächer ihnen hinterherläuft. Der ewige Gott sucht sie in seiner Liebe. Deshalb ist Jesus für sie am Kreuz gestorben.
Er will die Schuld ihres Lebens zudecken – ganz gleich, was kommt, ob er sie in Tiefen führt oder ihnen wunderbare Heilung schenkt. Er will sie in seiner Liebe tragen und sie in seine Gegenwart einhüllen. Und sie sollen wissen: Nichts kann sie von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus, unserem Herrn, ist. Das muss man wissen.
Das ist so wichtig bei den Kranken: Wir sollen ihnen das immer wieder verkünden.
Gebet für den Dienst in Mission und Krankenhäusern
Darum sollten wir beten. Unser Missionsarzt Übele in Mbeza, Südtansania, hat immer, bevor er die Patienten operierte, den einheimischen Prediger gerufen, damit dieser mit den Kranken betete. Manche Moslems sagten dann: „Wir wollen nicht, dass er mit uns betet.“
Er antwortete darauf: „Das kann sein, aber ich will als Arzt nicht die Hand an sie legen, bevor mit mir gebetet wurde.“ Es ist schön, wenn Ärzte noch wissen, dass Gott ihre Hände führen muss. Sie brauchen sich nicht zu sorgen, auch wenn sie sich in die Hände ungläubiger Ärzte legen. Sie dürfen wissen, dass wir beten dürfen, dass Gott durch ihre Hände hindurch wirkt.
Ich denke an jenen ugandischen Arzt, einen Missionsarzt aus Neuseeland, der dort oft unter primitivsten Umständen seine Staroperationen durchführte. In wenigen Minuten erledigte er eine Fülle von Eingriffen, drei Minuten dauerte eine Staroperation. Am nächsten Morgen operierte er 80 bis 90 Patienten.
Als man ihm sagte, das sei ja wunderbar, was er tue, antwortete er: „Nein, das Größte ist, wenn ich morgens mit den Patienten das Wort Gottes auslegen darf und wir dann beten. Denn ich weiß, bei vielen ist meine Hilfe zu spät.“
Er konnte nur vom Wunder des Glaubens sprechen: Dass man aufblicken darf, auch als Blinde, zu dem Herrn, der sich ihrer erbarmt und sie auch als Blinde durch diese Welt führt.
Am Ende steht da: Das gerechte Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist – auch wenn es gar nicht mit unseren Gedanken, Wünschen und Vorstellungen übereinstimmt. Aber es vermag viel. Es wendet die Not. Denn es ist gewiss, dass Gott helfen will, wie auch immer. Er will uns seine Nähe spüren und erfahren lassen.
Wir sollen füreinander Fürbitte tun, füreinander beten. Es ist schlimm, wenn wir das aneinander versäumen. Wir haben so viel Macht durch das Gebet. Amen.
Gemeinsames Singen und Lobpreis
Wir singen nun vom Lied Jesu meine Freude 293 die Verse 1, 2, 4 und 6.
Du treuer und barmherziger Heiland, Du bist uns schon lange nachgegangen, auch dort, wo wir schwer getragen haben, in unseren Krankheiten. Du hast Dich unserer Leiden angenommen und nie einen übersehen. Ob Menschen mit Schmerzen, Aussatz, Blinden oder Lahmen – Du erbarmst Dich der Elenden und weißt um alle Schmerzen, um alles, was uns niederdrückt.
Es tut uns leid, dass wir Dich so oft in den schweren Anfechtungen, die uns heimsuchen, nicht gesucht haben, ebenso wenig Deinen Frieden. Du machst uns jetzt groß, Fürbitte zu tun für die Kranken in unserer Mitte – nicht nur für die körperlich Kranken, sondern auch für die große Zahl der seelisch Kranken, die Depressiven, die Verängstigten und jene, die aus ihrem Leid nicht mehr herauskommen.
Wenn wir zu ihnen gehen, dann bekräftige an uns Dein Wort. Nicht, weil unser Wort etwas sein könnte, sondern weil Du wirken willst, auch durch unseren schwachen Dienst. Wir möchten Dich bitten, dass Wunder und Heilung geschehen – nach Deinem Willen – und dass Du in jeder kranken Zeit groß wirst, ganz gleich, wie Du Deine Gegenwart uns zeigst.
Wir wollen Dich auch bitten für eine leidende Welt und für allen Dienst, der geschieht, auch in unseren Krankenhäusern. Lass dort geschehen, dass nicht nur äußere Heilung gesucht wird, sondern dass Du selbst an Menschen wirken kannst, sodass ihr ganzes Leben vor Dir erneuert wird und sie über ihre Krankheit Dich finden.
Wir bitten auch für den Dienst all derer, die in den Missionen als Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger arbeiten. Segne ihren Dienst auch in den Notgebieten, damit sie trotz fehlender Mittel und Arzneien Deine heilenden Kräfte weitergeben können.
Gemeinsames Vaterunser und Übergang
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nehmt bitte Platz.
Grußworte und Berichte aus dem Missionsdienst
Wir freuen uns, dass heute Isolde und Hugo Honegger unter uns sind. Ich darf den Hugo Honegger bitten, uns noch ein Wort zu sagen. Er war hier bei der Stadt Stuttgart verantwortlich für die Gebäudeversicherung, und die Isolde soll auch erwähnt werden.
Sie reisen diesen Monat wieder aus ans Mikrofonmüster nach Nairobi, um dort Studentenwohnheime am theologischen Seminar aufzubauen. Das kommt etwas unerwartet, aber ganz recht so.
Ich darf Ihnen sagen, dass wir sowohl in Kenia als auch hier während unseres Aufenthalts immer wieder gefragt wurden: „Wie lange wollt ihr eigentlich noch dort bleiben?“ Die Kenianer fragen: „Wie lange wollt ihr noch bei uns bleiben?“
Da sage ich dann immer: Gott hat uns nach Kenia geschickt, um diese Aufgabe zu erfüllen. Er hat uns bis heute die nötige Gesundheit und Kraft gegeben. Nun müssen wir warten, bis Er sagt: „Es ist genug, geht nach Hause.“ So lange werden wir noch dort sein.
Ein anderer Punkt ist: Wir können so lange dort bleiben, wie die Gelder kommen, um unsere Aufgaben zu bewältigen.
Ich darf Ihnen noch eines sagen: In unseren täglichen Gottesdiensten wird sehr oft für Sie gebetet, ganz speziell für die Gemeinde von Bruder Winrich Schäffbuch. Ich nehme an, dass Sie dasselbe tun, wenn Sie Ihre Versammlungen haben. Ich möchte Sie herzlich bitten, dies auch weiterhin zu tun – wir brauchen es.
Wie steht es um unsere Gesundheit? Das ist auch wichtig zum Thema. Ehe wir letztes Jahr nach Afrika gingen, waren wir beide im Krankenhaus, allerdings nacheinander. Anfangs hatte ich in Afrika gesundheitliche Schwierigkeiten, die aber schnell behoben wurden.
Brüder aus drei verschiedenen Kontinenten waren da und haben genau nach Jakobus 5,14 gehandelt. Ich habe sie gerufen. Es wurde noch ein bisschen am Hautkrebs gearbeitet, aber sonst fühlen wir uns pudelwohl.
Ich möchte noch sagen: Ich danke Ihnen herzlich, dass Sie uns mit treuem Gebet begleiten. Bitte tun Sie das weiterhin. Gott segne Sie!
Frau Honegger hatte ein Geschäft, ein Textilgeschäft, das sie einfach aufgelöst hat. Sie hat den Schlüssel herumgedreht, als Gott rief. Das war nicht leicht. Die Kinder sagten, sie dürften nicht mehr raus, sie werden jetzt zum Abwickeln gebraucht. Nach ein paar Wochen gehen sie wieder.
Der Herr segne euch!
Morgen fliegt Frau Doktor Claus aus Schwäbisch Hall. Sie ist eine Studienrätin, die lange in Kamerun gearbeitet hat, sowie im Tschad und in Südschad. Zuerst wird sie für ein Jahr Unterricht an einem Gymnasium geben, an einem Buschgymnasium.
Wir sind sehr glücklich, dass sich Ruheständler rufen lassen. Das sind die Belastbarsten. Frau Doktor Claus hat verschiedene schwere Operationen durchgemacht, aber sie sagt: „Solange es geht, mache ich mit.“ Wenn wir das Opfer für diese wichtige Arbeit bringen können, ist das großartig.
Ein weiterer Mitarbeiter hat sein Visum noch nicht bekommen. Er muss noch einige Wochen warten, was auch eine Geduldsprobe ist.
Vielen Dank, dass Sie diese ganzen Dienste so mittragen.
Wann ist Ihre Ausreise? – Am 31. Oktober.
Ich darf Sie noch einmal zum Altenmittag einladen. Haben Sie alle den Notizzettel? Den müssen Sie jetzt mitnehmen – den orangen Notizzettel, den roten, ich bin farbenblind, also orange oder rot. Dort steht alles drauf: Altenmittag am nächsten Sonntag.
Wir freuen uns, wenn Sie teilnehmen, ganz gleich, wo Sie wohnen. Wenn Sie zu unserem Gottesdienst kommen, gehören Sie dazu – alle ab 65, mit Ehegatten.
Die Kinderkassetten, von denen eine der beiden im Moment nur greifbar ist, sind im Henssler Verlag erschienen. Sie sind am Büchertisch am Ausgang erhältlich. Ich höre sie so gern beim Autofahren. Das reißt einen mit – die Freude der Kinder.
Abschied und Segen
Bestattet wurde in der vergangenen Woche Frau Elisabeth Bischoff, 86 Jahre, im Opern Kienle 98.
Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden. Nun wollen wir zurückgehen an den Ort, wo Gott uns auch Lasten auferlegt.
Wir gehen auch mit unseren Krankheiten und zu den Kranken unter dem Segen des Herrn. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
