
Ich wünsche euch allen einen wunderschönen guten Morgen. Wir befinden uns immer noch in der Reihe „Die Konter-Predigt“. Anlass ist die Tatsache, dass wir eigentlich jede Woche, am 24.07., von der Predigt dieser Welt beeinflusst werden. Das prägt unser Denken, ob wir wollen oder nicht.
Umso wichtiger ist es, dass wir immer wieder ein Korrektiv haben. In reformierten Kreisen würde man dazu Gegenkatechese sagen. Wir brauchen die Konter-Predigt.
Ein Konter ist im Sport, gerade auch im Fußball, ein Gegenangriff. Die Konter-Predigt ist eine entgegengesetzte Predigt zu dem, was uns die Welt predigt.
Heute geht es um das Thema „Ein klares Profil statt neuer Toleranz“. Warum spreche ich von neuer Toleranz? Früher wurde der Begriff Toleranz folgendermaßen verstanden: „Ich ertrage dich, obwohl du anderer Meinung bist.“
Doch heute versteht die Welt unter Toleranz etwas anderes. Heute bedeutet Toleranz oft: „Du musst das gutfinden, wie ich lebe. Wenn nicht, bist du völlig intolerant.“ Der Begriff Toleranz hat sich also schon vor einigen Jahren verändert. Deshalb lautet mein Thema „Klares Profil statt neuer Toleranz“.
Johannes der Täufer ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Besonders bemerkenswert ist sein Verhalten kurz vor seinem Tod, das Verhalten, das zu seiner Verhaftung geführt hat.
In Matthäus 14 lesen wir Folgendes über Johannes den Täufer, ab Vers 1: 1. Matthäus 14,1-...
Zu jener Zeit hörte Herodes, der Vierfürst, die Kunde von Jesus und sprach zu seinen Dienern: „Dieser ist Johannes der Täufer. Er ist von den Toten auferweckt worden, und darum wirken solche Wunderkräfte in ihm.“
Denn Herodes hatte Johannes ergriffen, ihn gebunden und ins Gefängnis gesetzt – um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus.
Und jetzt kommt der Satz, auf den ich hinaus will: Vers 4. Denn Johannes hatte ihm gesagt: „Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben.“
Stellen Sie sich einmal die Situation vor: Johannes tritt vor den König, vor den Machthaber der damaligen Zeit. Johannes weiß, dass dieser Herodes gerade eine Affäre mit der Frau seines Bruders, also mit seiner Schwägerin, hat.
Und Johannes hat den Mut, Herodes in die Augen zu schauen, wohl wissend, dass Herodes die Macht hat, ihn ins Gefängnis zu werfen oder zu töten. Und er sagt ihm: „Du handelst falsch. So, wie du lebst, ist es falsch. Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.“
Wo finden wir diese Deutlichkeit heute noch? Ich möchte von Johannes lernen. Johannes hatte wirklich keine Menschenfurcht, das sehen wir durchweg. Ihm geht es nicht um sein eigenes Ansehen. Er sagt sogar, es sei gut, dass Jesus mehr Leute mit sich zieht als er.
Er hat sein Leben nicht für wertvoll gehalten, auch nicht kurz vor seinem Tod. Ihm war es wichtig, Gottes Wahrheit hochzuhalten. Eigentlich ist das ein Zeichen purer Liebe gegenüber Herodes. Johannes ist sich selbst nicht zu schade, riskiert Leib und Leben. Letztendlich hat ihm diese Haltung auch seinen eigenen Kopf gekostet.
Aber Johannes hat ein klares Profil. Man weiß, wo Johannes steht, und er sagt es Herodes ins Gesicht.
Wir leben in einer Zeit, in der Christen dringend ein klares Profil brauchen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass wir uns vom Wahrheitsrelativismus, auch in moralischer Hinsicht, prägen lassen. Dadurch neigen wir dazu, in Diskussionen oder wenn wir nach unserer Meinung gefragt werden, zu zögern und Dinge zu verwässern. Oft wollen wir den Menschen gefallen oder sie nicht vor den Kopf stoßen. Deshalb nennen wir Dinge nicht einfach Sünde, obwohl die Bibel sie als solche bezeichnet.
Ich habe das wirklich gefeiert. Vor einiger Zeit war ich auf einer Konferenz und nahm an einem Seminar teil. Der Vortragende erzählte von seiner Tochter. In der Schule fragte die Lehrerin die ganze Klasse: Wer ist für Abtreibung und wer ist dagegen?
Dann machte die Lehrerin Folgendes: Alle, die für Abtreibung sind, sollten sich auf diese Seite des Klassenraums stellen, und diejenigen, die dagegen sind, auf die andere Seite. Seine Tochter war die einzige, die zunächst auf der Seite der Gegenseite stand. Alle anderen waren dafür. Ein Mädchen stand in der Mitte, weil sie sich unsicher war. Die Lehrerin sagte zu ihr, dass sie sich entscheiden müsse. Daraufhin stellte sie sich auf die Seite der Befürworter von Abtreibung.
Was ich daran so gefeiert habe und was mich so gefreut hat, ist, dass dieses Mädchen in ihren jungen Jahren den Mut hatte, vor der ganzen Klasse anders zu sein. Sie hat sich auf eine Seite gestellt und stand dort völlig allein.
Meine Frage ist: Sind unsere Kinder auf so etwas vorbereitet? Sind wir darauf vorbereitet, wenn wir Stellung beziehen müssen?
Nein, es geht uns nicht einfach darum, immer nur dagegen zu sein. Das ist nicht unsere Position. Wir stehen für das Evangelium und für die Rettung der Menschen. Damit sind wir aber auch immer gegen die Sünde.
Ich möchte uns ermutigen und dazu anregen, um viel Weisheit zu beten, damit wir ein klares Profil haben.
Wir brauchen ein klares Profil. Niemand sagt – und kein Vers in der Bibel sagt –, dass wir bei allen Menschen beliebt sein müssen oder überall ankommen sollen. Im Gegenteil: Wir werden verfolgt werden, weil wir andere Positionen vertreten.
Christen im ersten Jahrhundert wurden als gefährlich angesehen, weil sie so leidenschaftlich für Jesus eintraten. Ich möchte uns wirklich ermutigen: Es ist an der Zeit, liebe Christen, dass wir ein klares Profil haben. Und das sage ich in erster Linie mir selbst. Ich möchte ein klares Profil haben.
Nein, ich möchte nicht einfach nur immer dagegen sein. Auch das kann aus einer Anerkennungssucht heraus entstehen. Wenn du auf YouTube oder auf deinem Kanal immer krasse Sachen gegen den politischen Zeitgeist oder gegen den Geist dieser Welt postest, bekommst du viele Klicks. Uns geht es aber nicht einfach nur darum, immer dagegen zu sein und damit beliebt zu werden.
Wir wollen Jesus groß machen, wir wollen seine Wahrheit hochhalten. Gott gebe uns die Weisheit, ein klares Profil an den Tag zu legen und uns nicht von der neuen Toleranz prägen zu lassen.
In diesem Sinne wünsche ich dir persönlich eine gesegnete neue Woche. Gott gebe dir ein klares Profil.