
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Povileit und Jörg Lackmann. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Willst du Kraft und Erfüllung in deinem Leben, dann denke mehr an dich. Ja, das klingt wie eine Botschaft aus dem Wohlstandsevangelium, aber tatsächlich hat Paulus so etwas gesagt – mit einer kleinen Nuance, wie ihr euch schon denken könnt.
Ja, Jörg, bist du sicher, dass du uns heute dazu auffordern willst, mehr an uns selbst zu denken? In der Bibel ist ja eher die Rede von Liebe zu Gott, Nächstenliebe, Selbstverleugnung und so weiter. Und jetzt heißt dieser Podcast: Bete intensiver für dich selbst.
Das andere ist schon die erste Priorität. Wir sollen ja zuerst Gott lieben und dann die Nächsten. Aber interessanterweise habe ich letztens auf einer Freizeit eine Auslegung zu einem bestimmten Gebet von Paulus gehört und dachte: Eigentlich ist das genau die Zusammenfassung. Er hat für uns gebetet, aber wir sollten das Gebet übernehmen. Also eigentlich hat er uns aufgefordert: Bete intensiver für dich selbst.
Ich würde nicht sagen, bete mehr für dich selbst, denn da kann vielleicht der Fokus verrutschen. Aber ich soll durchaus und auch sehr intensiv für mich beten. Mich hat beeindruckt, in welcher Art er das macht.
Ich lese vielleicht die Stelle mal vor, dann wird es deutlicher. Es geht um Epheser 3, da gibt es ja mehrere Gebete. Jetzt das Gebet in den Versen 14 bis 21. Das Überthema ist: Wir beten für unser inneres Wesen, dass wir innerlich wachsen. Das ist wirklich Paulus’ Anliegen.
Guckt auf euch, er betet auch für euch selbst. Deswegen habe ich den Titel gewählt: Bete intensiver für dich selbst.
Er beginnt so: Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, nach dem jede Vaterschaft im Himmel und auf der Erde benannt wird. Ich bete, dass er euch Kraft gebe, stark zu werden durch seinen Geist im inneren Menschen, und zwar nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit.
Ich wünsche, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnt und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. So sollt ihr mit allen Heiligen begreifen können, was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe ist. Außerdem sollt ihr die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Fülle Gottes.
Dem aber, der überschwänglich über alles hinaus tun kann, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde, in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Das war das Gebet des Paulus. Wenn man es genau betrachtet, sagt er: Ich will, dass ihr Kraft habt, ich will, dass ihr die ganze Gottesfülle erlebt. Christus soll in euch wohnen, und ihr sollt ganz tief in der Liebe Christi baden – um es mit einem anderen Bild zu sagen.
Es geht dabei nicht um Dienst oder Evangelisation, wie es in anderen Gebeten oft der Fall ist, sondern wirklich um dich selbst. Du sollst ein erfülltes Leben führen, ein kraftvolles, ein mächtiges Leben. Christus soll in dir sein, und die Liebe soll dich ganz erfüllen.
Manchmal ist es also wichtig, auch an sich selbst zu denken.
Was mir auch auffällt bei dem Gebet, das du vorgelesen hast, ist das Anliegen, für Dinge zu beten, die wir in Christus eigentlich schon haben.
Die Liebe Gottes ist nach Römer 5 an unser Herz ausgegossen, und Christus wohnt nach Galater 2 in uns. Trotzdem betet Paulus genau dafür. Man fragt sich natürlich, warum er das tut. Das ist spannend.
Ich fange vielleicht mit etwas anderem an. Letztens auf der Freizeit gab es so eine zwanglose Runde, in der wir noch nach einer Frage-und-Antwort-Zeit weitergeredet haben. Ich weiß nicht mehr genau, wie es anfing, aber irgendwann kamen wir auf das Vaterunser zu sprechen.
Dort wird gebetet: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern bewahre uns vor dem Bösen.“ Dabei stellte sich die Frage, ob es Versuchungen gibt, die uns nicht treffen würden, wenn wir dafür beten. Das war recht spannend, denn eigentlich ist klar, dass Gott uns in bestimmte Prüfungssituationen führt.
Aber scheinbar ist es so, dass wir manche Versuchungen auch abwenden können, wenn wir darum beten, bewahrt zu werden. Einerseits ist Gott unser Schutz, andererseits sollen wir auch beten.
Ich glaube, wir haben die Liebe durch den Geist in uns, Christus wohnt in uns. Aber um zu dieser ganzen Fülle zu kommen und wirklich die ganze Kraft zu erfahren, sollen wir auch ganz bewusst darum beten.
Es fällt hier auf, wie tiefgründig Paulus darum betet. Er wünscht sich, dass Christus in seinem Leben sichtbar wird.
Das war das, was mich wirklich beeindruckt hat. Wenn ich ein wenig darüber nachdenke, wie ich für mich selbst bete – heute geht es ja erst einmal nur um uns – dann habe ich unheimlich viele Anliegen, mit denen ich Gott bestürme. „Och, Herr, du weißt, heute ist das schwierige Gespräch, und ich habe Probleme. Ich stecke innerlich in einer Blockade, bestimmte Aufgaben zu erledigen. Hilf mir dabei und bei diesem und jenem.“
Aber er betet auf einem ganz anderen Level. Es geht ihm wirklich um das innerste Wesen, um das, worum er betet. Das finde ich sehr beeindruckend. Wenn ich das vergleiche, muss ich sagen, dass ich oft sehr oberflächlich für mich bete – nur so nebenbei, aber nicht um mein eigentliches Wesen. Vielleicht meint der Herr mich liebevoller, aber was er macht, ist ein richtiges „zack, zack, zack, zack“ – ein Gebet nach dem anderen, immer tiefer und noch tiefer hinein. Das hat mich hier beim Lesen wirklich gepackt. Und trotzdem ist es sehr einfach gehalten.
Er ist erst einmal auf Jesus ausgerichtet. Das soll dem, was du sagst, nicht widersprechen, aber ich erinnere mich daran, dass einer meiner Lehrer sagte: Es ist sehr hilfreich, wenn wir nicht nur beten „Herr, ich“, sondern „Herr, du“. Wenn das der Schwerpunkt ist, verändert das die Haltung.
Auch wenn Paulus hier im Grunde vom „Ich“ spricht, geht es ihm letztendlich nicht um Alltagsanliegen. Es geht ihm wirklich um den Herrn, dass er in seinem Leben sichtbarer wird. Wenn man den Text liest, geht es schon um mich als Ziel, würde ich sagen. Aber natürlich nicht um mich im egoistischen Sinn. Er betet ja, dass Christus in ihn kommt. Letztendlich geht es immer um Christus.
Das Ziel der Bitte bin ich selbst, so meine ich das. Ich bete natürlich nicht ständig für mich mit „Herr, hilf mir, dass ich mich selbst optimiere“ oder „Herr, hilf mir, dass ich dies noch mache“ und „Herr, hilf mir das“. Stattdessen sagt Paulus, dass Christus in dir wohnt – und andere Dinge. Das ist schon ein Unterschied. Es geht nicht darum, sich um sich selbst zu drehen, sondern darum, Gott praktisch in mein Leben hereinzuholen.
Das Ziel ist der innere Mensch, so könnte man es ausdrücken. Nicht unabhängig von Gott, sodass ich nur an mich denke, sondern wirklich, dass er in mir Gestalt gewinnt.
Und was ich spannend finde, beginnt schon mit der Gebetshaltung. Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, unserem Herrn, jenem Christus. Er lümmelt also nicht einfach nur so herum, sondern zeigt eine Haltung der Demut und Ergebenheit. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auch im Bett beten darf oder auf andere Weise. Es gibt keine vorgeschriebene Gebetshaltung in der Bibel.
Ich glaube, allein schon das „Ich beuge meine Knie“ zeigt, mit welcher Ehrfurcht und welchem Bewusstsein er sich dem Gegenüber nähert. Man würde eigentlich erwarten, dass er sagt: „Ich beuge meine Knie vor dem König und Schöpfer des Universums.“ Aber er sagt: „vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ Das zeigt eine Beziehung, eine starke Beziehung.
Gleichzeitig ist da Ehrfurcht, aber auch das Bewusstsein: Er ist mein Vater. Ich darf vertrauensvoll zu ihm kommen. Was ich in meiner Übersetzung total spannend finde, ist die Formulierung: „Ich bete zu dem Vater, nachdem jede Vaterschaft im Himmel und auf der Erde benannt wird.“ In einer anderen Übersetzung heißt es „Geschlecht“, bei mir steht „Vaterschaft“.
Man denkt ja manchmal, Gott werde als Vater beschrieben, um uns Menschen das irgendwie nahezubringen, wie er ist, als ein Bild. Das stimmt aber nicht. Das ist kein bloßes Bild, sondern er ist der Ursprung jedes Vaterseins. Er ist der Vater, der sich nicht nur in menschlicher Sprache ausdrückt, sondern das Urbild von allem ist – besser als jeder Vater.
Diese innere Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn besteht von Ewigkeit her. Er ist ewiger Vater, Jesus ist ewiger Sohn. Wenn ich Vater bin in meinem Leben, dann ist das nur ein Abbild dessen, was er schon ist.
Ich bete also wirklich nicht einfach nur so, damit ich es verstehe, zu einem Gott, der mir fern ist. Ich bete wirklich zu meinem Vater – mit entsprechender Ehrfurcht. Nebenbei ist er auch ein reicher Vater. Er soll Hans nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit geben.
Und da habe ich letztendlich eine Geschichte gehört, von der ich glaube, dass sie konstruiert ist. Trotzdem fand ich sie recht nachdenkenswert. Auf jeden Fall ist sie mir im Kopf geblieben. Also eine gute Illustration, sozusagen. Ob sie gut ist, darf jeder für sich entscheiden. Bei mir hat sie sich jedenfalls festgehakt, auch wenn ich sie nicht ganz logisch fand.
Ein Bettler sucht immer wieder in einer Mülltonne vor einem Edelrestaurant nach Essensresten. Irgendwann sieht der Restaurantbesitzer das, kommt heraus, hat Mitleid mit dem Bettler und sagt: „Ich biete Ihnen an, Sie können hier in mein Restaurant kommen. Wir haben gerade Buffet. Sie können alles auswählen, was Sie wollen, und von allem essen. Sie zahlen keinen Cent.“
Der Bettler fragt: „Darf ich wirklich alles essen?“
Der Besitzer antwortet: „Ja.“
Darauf sagt der Bettler: „Nee, eigentlich möchte ich das nicht. Ich möchte lieber bei dem bleiben, was ich kenne. Da fühle ich mich wohler.“
Da habe ich gedacht: Irgendwie sinnlos. Die Geschichte war besser erzählt, muss ich zugeben. Ich habe es irgendwie dorthin gekriegt, aber sie hat auf mich viel besser gewirkt, als ich sie jetzt wiedergebe. Ich habe einfach nicht den Wortschatz, keine Aufnahme.
Aber sind wir manchmal nicht auch so? Wir haben den Reichtum der Herrlichkeit, geben uns aber mit so wenig zufrieden und beten auch gar nicht für unser inneres Wesen. Ich glaube, das ist hier die Argumentation.
„Betet zu eurem Vater, dass er euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit gibt.“ Ihr sollt im Reichtum baden, sagt er praktisch. Dabei geht es hier nicht um Geld, sondern um innere Werte. Dafür betet Paulus hier ja auch, dass wir innerlich reich werden sollen.
Wie sieht das konkret aus? Er betet erst einmal um Kraft, und das finde ich interessant, weil wir ja auch Kraft wollen. Kraft würde ich jetzt mal anders übersetzen. Ich verstehe Kraft als innere Stärke, eine stabile Persönlichkeit, Vollmacht – also die Fähigkeit, etwas bewirken zu können. Wenn du etwas sagst, hat das Gewicht. So würde ich Kraft ausdrücken: als inneres Wachstum und Charakterstärke.
Er betet darum, dass wir am inneren Menschen wirklich diese Kraft empfangen. Das ist ein Thema, das in der Bibel oft vorkommt. Zum Beispiel sagt Jesus in Matthäus 22 zu den Pharisäern: „Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennt.“ Hier geht es also einerseits um die Schriften, aber auch um diese Kraft.
Verschiedene Kirchen handhaben das unterschiedlich. Es gibt Kirchen, in denen die Schrift total wichtig ist, aber die Kraft nicht so sehr im Vordergrund steht. Andere Kirchen legen den Fokus nur auf Power, Kraft und Wunder Gottes, während die Schrift vielleicht weniger Bedeutung hat. In der Bibel sind jedoch immer beides wichtig.
In 1. Korinther 4 heißt es, als Paulus die Korinther ermahnt: „Ich werde nicht nur eure Worte von euch aufgebläht kennenlernen, sondern auch die Kraft. Denn das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft.“ Kraft kommt letztlich durch das Wort, wenn man andere Stellen betrachtet.
Kraft ist also ein großes Thema, und Paulus betet auch wirklich dafür. Wir müssen nicht nur versuchen, alles, was in der Schrift steht, aus eigener Kraft zu befolgen. Wir dürfen auch für uns selbst beten: „Gott, gib mir Kraft, gib mir Vollmacht, gib mir Stärke, gib mir Stabilität.“ Das dürfen wir tun.
Natürlich ist es schwierig, wenn man falsch betet, denn das kann in die falsche Richtung gehen. Aber es ist auf jeden Fall ein legitimes Gebetsanliegen. Paulus betet zu dem Vater, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit.
Die Frage lautete: Was gibt uns diesen inneren Reichtum? Du hast gesagt, dass einer dieser Reichtümer einfach die Kraft ist, die Gott mir innerlich schenkt – auf jeden Fall.
Aber die Frage ist natürlich auch, wie diese Kraft ganz konkret in mein Leben kommt. Paulus betet ja dafür, doch das beschäftigt mich: Wie kommt es in mein Leben, dass ich nicht nur in der Hütte sitze, unter einer riesigen Starkstromleitung, aber kein Licht brennt?
Das erläutert Paulus danach. Denn nur um Kraft zu beten, kann leicht schiefgehen oder in eine völlig falsche Richtung führen. Deshalb sagt er auch, was er genau meint.
Erstens: Wir werden stark durch seinen Geist im inneren Menschen. Es ist also eine Sache des Geistes. Übrigens kommen alle drei Personen der Dreieinigkeit im Gebet vor: der Vater, der Sohn und der Geist. Es wird zum Vater gebetet, im Namen Jesu – also aufgrund der Rettung durch Jesus – und der Geist bewirkt es.
Was soll dieser Geist bewirken? Das wird erklärt: Wie kommt diese Kraft in mein Leben? Erfüllung, Vollmacht, Kraft – das wollen wir alle. Aber wie kommt diese Kraft in der wirklich richtigen Art und Weise an?
Das erklärt Paulus mit der Bitte, dass Christus durch den Glauben in unserem Herzen wohnen soll. Wenn Christus in dir wohnt, wirst du ein Mensch, auf den andere hören.
Früher gab es mal ein schönes kleines Heftchen von den Navigators. Ich habe es im Webshop nicht mehr gefunden; es scheint nicht mehr aufgelegt zu sein. Zu Hause habe ich es auch nicht mehr, weil es so dünn war. Ich weiß nicht mehr genau, zwischen welchen Büchern es eingeklemmt war.
Es war eine ganz einfache Geschichte. In dem Heft wurde das Bild verwendet, dass Christus in uns Wohnung nimmt. Er wohnt ja schon in uns, das hatten wir vorhin festgestellt. Du hast das konkret gemacht, und zwar mit allen Räumen. Es wurde gesagt, Christus ist jetzt dein WG-Partner oder wohnt mit dir zusammen in deiner Wohnung.
Du bist in deinem Wohnzimmer, sitzt vor deinem TV-Gerät oder wie auch immer. Aber Christus siehst du vielleicht gar nie, weil er kein Teil deines Lebens ist. Nach meinem Gedächtnis, es ist schon lange her, fängt das Buch dann an, einfach mal durch die verschiedenen Räume zu gehen.
Was ist denn, wenn du Partys feierst? Was ist mit deinem Lebensunterhalt in der Küche? Was ist im Schlafzimmer? Was ist im Spielzimmer, wenn du dich unterhältst und andere Dinge tust? Schließt du Gott aus bestimmten Räumen deines Lebens aus?
Was ist mit der Abstellkammer, wo die ganzen alten Probleme mit Leuten, das Unvergebene und so weiter, da drin sind? Darf Christus wirklich in jedem Raum deines Herzens wohnen? Das ist eine sehr herausfordernde Frage.
Ein schönes Heft, das mich, wie gesagt, nach dreißig Jahren immer noch im Kopf ist. Das liegt daran, dass es das sehr bildhaft macht, und das prägt sich ein: Ja, er will in mir Wohnung machen.
Diese Kraft kommt nicht durch Äußerlichkeiten, sondern letztendlich durch diese Beziehung. Wenn wir zusammen wohnen, und zwar in allen Zimmern meiner Wohnung, dass ich also ganz nah bei Gott bin und im Gespräch mit ihm bleibe.
Das ist ein sehr persönliches Gebet des Paulus hier.
Ja, betet auch. Läuft das alles zwischen Gott und mir alleine ab? Nein, denn er steht da, damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt. Wir sind also schon in Gemeinschaft. Das ist keine individualistische Angelegenheit, sondern geschieht immer auch in Gemeinschaft.
Obwohl er zunächst für uns alleine betet, kommen die anderen schon in diesem Gebet vor. Sie helfen uns dabei.
Was ich letztlich auch zu der Wohnung noch in Gedanken hörte: Ich weiß nicht, ob ich das theologisch so ganz nachvollziehen würde, aber ich fand es recht bedenkenswert. Jemand sagte, Jesus zieht nicht in eine fertige Wohnung ein, sondern in eine Wohnung, die gerade renoviert wird. Das kennt man ja: Man zieht manchmal in ein Haus ein, obwohl es noch nicht fertig ist.
Richtig, und er zieht in das Gerümpel unseres Lebens ein. Nach und nach werden dann auch die Sachen rausgeschafft, dieses Gerümpel, wenn wir mit ihm zusammenleben.
Wichtig an diesem Bild ist, dass alle Veränderung vom Herzen ausgeht. Die Wohnung steht für mein Herz, für mich als Mensch. Es ist ein Bild für das Herz, in dem er wohnt.
Ich bete oft: Herr, schenke mir mehr Liebe, schenke mir mehr von diesen äußeren Dingen. Aber eigentlich geht es in erster Linie ums Herz, um meine Beziehung zu ihm, dass er in mir wohnt. Von daher werden die Dinge dann nach außen verändert.
So betet eigentlich Paulus. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied. Es ist nicht Kosmetik, sondern es kommt wirklich aus dem Inneren seines Lebens heraus, dass er in der Liebe verwurzelt ist.
Das ist ja auch eine Formulierung. Vielleicht kann man das noch etwas veranschaulichen: Was bedeutet es eigentlich, in der Liebe verwurzelt zu sein? Das wünscht man sich ja.
Ich finde es auch interessant, dass für die beiden Aspekte, die das konkret machen, jeweils ein Bild verwendet wird. Einmal die Wohnung, in der Christus im Zound wohnt, und zum anderen ein Baum oder etwas, das Wurzeln hat.
Mit Bäumen haben wir in der jetzigen Dürrephase ja wirklich erlebt, was es bedeutet, wenn die Wurzeln nicht tief genug reichen. Ich glaube, in der Liebe verwurzelt zu sein heißt, dass wir keine christlichen Flachwurzler mehr sein dürfen. Das ist ein gutes Bild.
Ja, es ist nicht von mir. Den Nachnamen habe ich vergessen, er ist Grieche, deswegen seriös. Er hat gesagt, christliche Flachwurzler haben eine oberflächliche Sicht darauf, wie Christus uns liebt – zum Beispiel in der Liebe. Aber wenn dann die Stürme des Lebens kommen oder eine Dürre herrscht, gibt es nicht mehr genug Wasser.
Da musst du wirklich tief nach unten gehen. Wir sehen es ja: Die Baumspitzen sind teilweise schon braun geworden, weil das Grundwasser weg war. Ohne die oberen Bodenschichten gibt es kein Wasser mehr. Das fehlt ja seit etwa drei Jahren.
Das Bild will uns ermutigen: Auch wenn Trockenheit in unserem Leben herrscht, auch wenn die Hitze um uns herum ist oder vielleicht ein Sturm tobt – wenn du dich tief genug in der Liebe Christi verwurzelst, bist du ein stabiler Baum.
Psalm 1 ist da ja auch ähnlich: Er beschreibt einen Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist.
Er nennt jetzt auch vier Dimensionen dieser Liebe, in die wir praktisch unsere Wurzeln richtig hinein treiben sollen. Ich hoffe, das Bild wird dadurch etwas klarer.
Das muss uns durchdringen – so soll natürlich das Bild heißen. Die Dimensionen sind die Breite, Länge, Tiefe und Höhe.
Ich finde es durchaus herausfordernd, zum Beispiel die Breite der Liebe Gottes zu verstehen. Was soll das eigentlich heißen? Das könnte bedeuten, dass Gott viele Menschen liebt, von denen wir es nicht erwarten würden, Menschen, die wir vielleicht selbst nicht lieben. Mich hat das schon ein wenig schockiert, dass Gott wirklich alle Menschen liebt.
Wenn jemand zum Beispiel ein Bruder oder eine Schwester von mir ist, dann liebt Gott diese Person, auch wenn ich mich gerade wegen ihres Verhaltens furchtbar über sie aufrege. Er liebt sie trotzdem. Da muss ich dann schon denken: Hui, Gottes Liebe ist wohl wesentlich breiter als meine. Das ist ein gutes Beispiel für die Breite der Liebe.
Dann gibt es die Länge der Liebe. Gott liebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Manche denken, Christsein sei so, als wäre Gott ein Arbeitgeber, und man sei erst einmal auf Probezeit im Leben. Kurz vor Ablauf der Probezeit könnte Gott sagen: Pech gehabt, es geht ohne dich weiter.
Aber eigentlich sind wir adoptierte Kinder, so sagt es die Bibel. Und ich würde sogar sagen, wir sind verhaltensgestörte adoptierte Kinder, die der ewige Vater, von dem Gott Paulus hier spricht, adoptiert hat. Das heißt, seine Liebe ist viel länger, als wir denken, und er lässt uns nicht los. Auch hier ist die Länge der Liebe viel größer, als wir es uns vorstellen.
Die Tiefe der Liebe ist ebenfalls enorm. Gott ist bis in die Hölle gegangen, um uns zu erretten. Wenn ich zum Beispiel das Leben von Hiob oder anderen betrachte, sehe ich die größten Tiefen des Lebens. Oder man kann es auch positiv sehen: Die tiefsten Schichten des Menschseins sind von einer viel tieferen Liebe durchdrungen, keine oberflächliche Liebe. So könnte man es auch verstehen.
Und schließlich gibt es die Höhe der Liebe. Sie übertrifft alles, was hoch ist. Klar, Gott ist im Himmel, und das ist eine ganz andere, viel höhere und gewaltigere Art der Liebe – viel herrlicher, als wir uns je vorstellen können.
In all diesen Dimensionen sollten wir verwurzelt sein: in der Breite, der Länge, der Tiefe und der Höhe.
Je mehr wir die Liebe Gottes zu uns verstehen, desto mehr wachsen wir im inneren Menschen. Wenn Christus in uns wohnt und alle Bereiche unseres Lebens sich immer mehr öffnen, dann wachsen wir. Der Effekt ist, dass wir vollmächtige und wirksame Menschen werden, gekräftigt und gestärkt.
Wie hier im Vers 9 steht, werden wir die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnisse übertrifft, damit wir erfüllt werden zur ganzen Gottesfülle. So werden wir voll erfüllte Menschen.
In der Anmoderation war das ein wenig provokant formuliert: Willst du Kraft und Erfüllung in deinem Leben? Oder, ähnlich wie in einem schlechten Werbebeitrag in den sozialen Medien, willst du 3 Euro im Monat nebenher verdienen mit nur vier Stunden Aufwand? Das klingt reißerisch. Aber letztendlich sagt der Text: Willst du Gottesfülle und Kraft, dann bete für dich selbst, dass Christus in dir wohnt und dass du die Liebe in all ihren Dimensionen erfüllst.
Dazu kommt noch eine Verheißung: „Dem aber, der überschwänglich über alles hinaus tun kann, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei die Ehre in der Gemeinde, in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ So bleibst du natürlich nicht bei dir selbst stehen. Wenn Gott dich verändert, Christus in dir wohnt und du die Liebe erfasst, dann kommst du automatisch zu Anbetung, wie es am Ende heißt.
Letztendlich sagt der Text: Bete auch mal intensiver für dich selbst. Bete nicht nur für Anliegen, sondern bete wirklich für deinen inneren Menschen.
Ich bete für den inneren Menschen, wenn ich es zusammenfasse, indem ich sage: Herr, halte mich nah bei dir. Das war der Gedanke der Wohnung.
Lass mich deine Liebe in der Tiefe erkennen. Wenn ich von dieser Liebe erfasst bin, wird diese Liebe auch aus meinem Leben strahlen. Es geht mir also nicht nur darum, Herr, lass mich lieben, sondern vor allem darum, lass mich deine Liebe erkennen. Aus diesem Wissen und aus diesem Überwältigtsein strömt die Liebe auch in meinen Alltag hinein.
Genau das betet er. Vielen Dank. Ich denke, das ist auch eine Motivation, solche Gebete, wie sie uns in der Bibel aufgeschrieben sind, nachzubeten und sie dann auch in unserem persönlichen Leben konkret einzusetzen. Wir können sagen: Darum bete ich, darum bete ich. Von Paulus können wir eine ganze Menge lernen, wie er biblisch betet.
Ja, das war es wieder, der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls fürs Gebet mitnehmen. Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und dass ihr keine christlichen Flachwurzler mehr seid – um diesen Begriff aufzugreifen –, sondern die Liebe Christi in ihrer ganzen Breite, Länge, Tiefe und Höhe immer mehr erfasst.