Einführung und Kontext des Osterabends
Ich habe heute als Abschnitt für das Wort an uns Johannes 20, Verse 19 bis 23 ausgesucht. Morgen, am Ostermontag, möchte ich noch etwas zu den Zweifeln an der Auferstehung Jesu sagen.
Heute steht auch im Lehrtext der Losungen die Frage im Raum: Was wäre eigentlich, wenn Jesus nicht auferstanden wäre? Wenn das bloß ein Geschwätz der Pastoren wäre? Das werde ich morgen behandeln.
In dem Abschnitt, der am Abend des Ostertages spielt, kommt Jesus noch einmal zu seinen Jüngern und gibt ihnen Vollmacht. Diese Vollmacht umfasst den gesamten Machtbereich der Gemeinde Jesu.
Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt waren und die Türen aus Furcht vor den Juden verschlossen hatten, kam Jesus und trat mitten unter sie. Er sprach zu ihnen: „Friede sei mit euch!“
Nachdem er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite, seine Wundmale. Das war das Erkennungszeichen. Es geht nicht um eine Vision oder eine Lügengeschichte, die ein paar Leute erzählen. Es geht um eine reale Erscheinung des auferstandenen Christus.
Die Jünger wurden froh, dass sie den Herrn sahen. Jesus sprach abermals zu ihnen: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“
Als er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: „Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“
Die Herausforderung des Unglaubens in der Gemeinde
Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war in Bayern im Amt der bekannte Kirchenpräsident Hermann Betzel. Wohl wie kein anderer hat er später die Not der modernen Christenheit immer beim Namen genannt: den Unglauben und den Zweifel in der Gemeinde.
Er hat einmal gesagt, es sei schändlich, was die Gemeinde Jesu tue. Schändlich sei, dass sie so wenig die Herrlichkeit des Auferstandenen predigen könne. Es sei wie ein kleines Rinnsal, das sich durch eine Trümmerwüste quält. So schmählich sei das Jesusbekenntnis in der Gemeinde.
Ihm war es wichtig, dass man die großen biblischen Tatbestände wieder ausrufe in einer ungläubigen Welt. Aber wie hätte wohl Hermann Betzel heute gestaunt, wo es Land auf Land ab erzählt wird: Natürlich sei Jesus nicht auferstanden. Das hätte ihm die Gemeinde nur angedichtet. Das sei nur eine Vorstellung der Jünger gewesen.
Nein, das kann aus einem Grund nicht sein. Da hat Hermann Betzel Recht: Die Gemeinde, die Glaubenden, die waren durch die Jahrhunderte schrecklich ungläubig. Sie haben nichts angedichtet, sondern immer nur das große Evangelium verwässert und harmlos gemacht. Mit ihrem Unglauben und ihrem Zweifel haben sie alles vergiftet.
Und genau so, wie es in den Osterberichten drinsteht, genau so war es durch die Jahrhunderte. Da ähnelt der Jüngerkreis mehr einem Trauerhaufen. Da sitzt man zusammen, ist ratlos und weiß nicht mehr, was man tun soll. Man fühlt sich eingeschnürt von der gottlosen Welt umher.
Und dann war es immer der auferstandene Christus selbst, der mitten in seine Gemeinde trat.
Die Kraft der Auferstehung in schweren Zeiten
Es waren ganz große Zeiten der Erweckung und des Wachwerdens, in denen Christen plötzlich erkannten: Ja, Jesus lebt! Und das ist viel größer, als ich es bisher begriffen habe. Wer das wirklich verstanden hat, der weiß, dass die Ordnung dieser alten Welt gebrochen ist. Ich brauche mein Sterben nicht mehr zu fürchten, ich muss mich nicht mehr vor den Mächten der Welt beugen. Mein ganzes Weltbild muss ich verändern – von Christus her und von seiner Auferstehungskraft her denken.
Wenn das manchmal so durchbricht in einer müden Zeit, würde ich am liebsten immer Geschichten erzählen. Denn da wird es zum Tollsten deutlich. Sie müssen mal ins KZ Buchenwald gehen, vor den Toren Weimars. Als wir mit dem Bus dort waren, hatten viele im Bus gesagt: „Ich glaube, wir bleiben lieber draußen.“ Versteht das? Ich kann auch so sprechen, weil diese furchtbare Not des Sterbens und des Unrechts in der Gemeinheit so auf einem Feld liegt.
Dann stehen Sie an dieser Bunkerzelle, wo die Tafel angebracht ist. Dort war Paul Schneider, dieser Pfarrer von Dickenschied, der sich nicht vor den falschen Mächten der Zeit beugen wollte. Als die Häftlinge am Sonntagmorgen angetreten waren – Tausende und Abertausende – zog er sich an den Gitterstäben hoch und rief am Ostermorgen hinaus: „Christus spricht: Ich bin die Auferstehung des Lebens!“
Da war ein gottloser Mann, ein Kommunist, der sagte: „Seitdem sieht mein Leben anders aus.“ Schneider kam nicht mehr weit, denn die Wachposten prügelten ihn bewusstlos. Er tat es noch ein anderes Mal, als er oben an den Stäben hing und rief: „Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Tausende spürten plötzlich: Das ist wahrer als die Fahne, vor der sie die Mütze abnehmen müssen. Und das ist mächtiger als all die Maschinenpistolen, die dort aufmarschiert sind, und der Stacheldraht.
Die Bedeutung des Glaubens an die Auferstehung
Sie müssen sich die Frage stellen, ob wir es als feierliche Ostergemeinde begreifen. Wenn Sie es so erleben, wie es ein zweifelnder und distanzierter Rudolf Alexander Schröder am Sarg seines Freundes erlebte, als er plötzlich das Wort Gottes ganz neu las.
Der Schlüsselpunkt unseres Glaubens ist das, was wirklich geschehen ist: Jesus hat den Tod zerbrochen. Der Tod ist nicht nur ein Gedanke, kein Symbol und kein Bild, sondern die Realität meines Lebens, die mich heute schon umgibt. Darum ist es eine Schande, wie wenig wir Christen Jesus Ehre machen.
Jesus war es wichtig, dass wir nach seiner Auferstehung dies in der Welt bekannt machen, weitersagen und hineinrufen. Wir sollen zu denen gehen, die heute unter der Last, der Traurigkeit und der Schwermut zusammengebrochen sind, und ihnen nur eines sagen: das Bekenntnis „Jesus lebt, er ist der Herr, er ist auferstanden und er ist dein Herr.“
Dazu will ich zuerst einmal etwas sagen: Jesus ist wahrhaftig auferstanden. Ich bin nicht einmal sicher, ob wir das in den Berichten der Evangelien so ehrlich geschrieben hätten, wenn wir die Reports hätten abfassen müssen, so ehrlich wie die Jünger es getan haben. Normalerweise beschönigt man ja manches, und das ist besonders schlimm in der eigenen Glaubensgeschichte. Da hört man oft Geschichten, wie früher alles so wunderbar war. Aber diese Evangelisten haben das ganz wortwörtlich festgehalten, ganz realistisch, weil sie die Worte der Auferstehung gar nicht fassen konnten.
Ja, warum eigentlich nicht? Sie dachten doch wie wir! Zunächst haben sie ja immer zugehört, wenn Jesus etwas über sein Sterben und sein Auferstehen ankündigte. Aber sie haben das ganz automatisch, wie wir das tun, von unserer ganzen Denkart und unserem Denkvermögen her umgedeutet. „Ach, das meint er sicher symbolisch“ oder „Jesus meint sicher, die Liebe geht weiter“ oder so etwas. Es sind ja alles Umdeutungen, die man immer wieder versucht. Aber das hat doch mit der Auferstehung Jesu nichts zu tun.
Niemand konnte das vom Kopf her denken. Es geht ja auch um etwas völlig anderes als um die Auferweckung der Tochter des Jairus oder des Lazarus, der gestorben war. Es geht um eine ganz andere Überwindung des Todes, bei der Jesus schon in der neuen himmlischen Lebensweise auferstanden ist, mit dem vollkommenen Leib, in dem es kein Sterben mehr gibt.
So kommen die Jünger zusammen. Nehmen Sie aus der Kirche den auferstandenen Jesus weg – was für ein jämmerliches Bild bleibt dann übrig! Da sitzen ein paar Leute, den Kopf tief gesunken, und wissen nicht mehr, was sie tun sollen; sie sind ratlos. Und da trat Jesus zu ihnen.
Die Erscheinung Jesu und die Veränderung der Jünger
Bei uns ist das anders. Wir können Jesus nicht mehr so sehen, wie die Jünger ihn sahen. Das waren keine Visionen oder Träume, sondern tatsächliche Erscheinungen, so wie Jesus es nach seiner Auferstehung getan hat.
Und auf einmal geschieht dieses Große, wie Sie an den Wundmalen erkennen können. Thomas durfte sogar noch hinfassen und sie berühren. Obwohl Jesus ihm gleich sagte, dass das Berühren und Sehen nicht das Entscheidende sei, sondern der Glaube und das Vertrauen.
Da war ihr ganzes Denken plötzlich völlig verändert. Die Jünger wurden froh, weil sie den Herrn sahen. Auf einmal war die Traurigkeit weg, die Mutlosigkeit, die Verzweiflung, die Ausweglosigkeit und der Druck, der auf ihnen lastete.
Glauben ist anders. Man kann kein Christ sein ohne das Wissen, dass der Herr wirklich lebt – von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er ist mit seiner Liebe bei mir.
Da wurden die Jünger froh, weil sie den Herrn sahen. Ich wollte immer nur, dass das auch bei Ihnen geschieht: dass Sie in Ihrem Leben voller Vertrauen auf Christus blicken und ihn in seiner großen Macht und Herrlichkeit entdecken.
Er ist wahrhaftig und wirklich auferstanden.
Die Bedeutung des lebendigen Glaubens im Alltag
Ich möchte das immer ganz deutlich sagen, weil wir in unserem Glaubensleben oft großen Wert auf bestimmte Dinge legen: unsere Hauskreise, unsere Jugendwerke, die wir aufbauen, unsere Organisationsformen und oft auch die Kirchennamen, in denen wir aufgewachsen sind. Ebenso schätzen wir unsere Gottesdienstformen, die uns lieb und wert sind. Das ist alles schön, und wir dürfen uns daran freuen.
Doch in den entscheidenden, schweren Glaubensproben – zum Beispiel am Grab eines lieben Menschen oder in der Verzweiflung über die Fehler des Lebens, wenn einem plötzlich bewusst wird, was alles falsch gelaufen ist – da helfen diese Formen nicht mehr weiter. Dann kann man sich nicht an irgendwelche Riten halten, die man gewohnt ist. In solchen Momenten muss man aufblicken und die Erfahrung machen, dass Jesus da ist.
So, wie es Paul Schneider über den Appellplatz von Buchenwald gerufen hat: Christus bringt Licht in deine Finsternis. Er ist dein Herr, er geht dir voran, und du darfst ihm nachfolgen. Er löst dich aus deiner Schuld und lebt wirklich. Du kannst ihn erfahren.
Wenn du vor einer Operation stehst, ist er so real wie die Hände der Ärzte, die an deinem Körper arbeiten. Er hält dich in seinen Händen. Er führt dein Leben, und du darfst ihm vertrauen, dem lebendigen Herrn. Selbst wenn du vor der Dunkelheit des Todes nicht mehr weiterblickst, darfst du in diese Hände Jesu fallen. Das ist wahr: Er ist da.
Friede sei mit euch – und damit ist nicht nur der orientalische Gruß „Groß Schalom“ gemeint, sondern viel, viel mehr. Jesus sagt: „Ich gebe euch nicht, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Er ist unser Friede, der Friede, der selbst die Anklagen des Teufels zum Schweigen bringt. Der Teufel kann nichts mehr melden, weil mein Leben gebüßt und mit Gott versöhnt ist.
Und selbst wenn Menschen mich verklagen, habe ich Frieden mit Gott. Ich bin geborgen in Zeit und Ewigkeit, weil der auferstandene Jesus mir dies gibt.
Die Freude und Zuversicht der ersten Christen
Wir haben vorhin ein Lied von tanzanischen Christen gesungen. Wahrscheinlich können wir es nie so leben wie diese Menschen, die im täglichen Bewusstsein ihres bevorstehenden Todes ein so fröhliches christliches Leben führen.
Dabei fällt auf, dass die Todesstunde für sie plötzlich gar kein wichtiges Thema mehr ist. Mein Sterben ist kein Thema mehr.
Im Neuen Testament fällt mir immer wieder auf, dass wenig über die Sterbestunden und die letzten Wochen der Apostel erzählt wird. Auch über das Leidenslager wird kaum berichtet. Die Apostel lebten vielmehr in der Vorfreude auf die neue, große Ewigkeit, in der sie Jesus in der Herrlichkeit dienen würden.
„Friede sei mit euch“ – da wurden die Jünger froh, weil sie den Herrn sahen.
Das Beste an einer Kirche, an einer Christengemeinde, ist der auferstandene Jesus. Man kann gar nicht genug darüber reden.
Ich wünsche mir, dass in jedem Hauskreis und in jeder Jugendgruppe jeder, der dort eintritt, weiß: Das ist der Mittelpunkt. Jesus lebt wirklich, und er ist der Herr meines Lebens.
Der Auftrag zur Sendung in die Welt
Jesus sendet seine Jünger in die Welt. Aber was war das für eine Welt? Es war eine Welt, vor der sie Angst hatten, eine Welt, die sie verfolgte und in der ihr Leben bedroht war. Es waren klare Missionsbefehle. So eindeutig wie dieser Missionsbefehl ist wohl nichts in der Schrift.
Beim auferstandenen Jesus findet sich dieser Auftrag an vielen Stellen, doch er zieht sich bereits vom Alten Testament durch die ganze Schrift hindurch. Es war das Erste, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat: „Ich sende euch in die Welt, so wie mich der Vater gesandt hat.“ Im alten Luthertext stand dazu ein schönes Wort: „gleichwie“, also genau so, identisch, wie Jesus vom Vater in die Welt gesandt wurde – als sein Zeuge, als sein Bote. Ihr sollt meine Missionare sein.
Jeder soll in die Welt hinausgehen. Es ist nicht nötig, nur in die sogenannte „dritte Welt“ zu gehen. Auch in Deutschland braucht man missionarisch tätige Menschen, vielleicht sogar genauso dringend wie in der dritten Welt. Sie müssen nur begreifen, dass, wenn sie Jesus, den Auferstandenen, kennen, dies am Ende des Gottesdienstes wie eine Aussendung verstanden wird.
Ich würde am liebsten, so wie wir es bei unseren Missionaren machen, die Hände auflegen und sagen: „Jetzt sendet Sie der auferstandene Herr Jesus an Ihren Arbeitsplatz, ins Finanzamt oder in die Schule, oder die Mutter wieder in die Familie – wo immer Sie tätig sind.“ Seien Sie dort ein Zeuge Jesu! Das ist eine ganz normale Lebensaufgabe.
Der Missionar redet auch nicht dauernd und ohne Ende. Er wartet auf die Gelegenheit, auf den passenden Moment, um jemandem etwas von seinem herrlichen Evangelium, vom auferstandenen Jesus, weiterzusagen. Wo ist diese Gelegenheit?
Tatsächlich sind die wirkungsvollsten Evangelisationen in der Welt immer durch lebendige Gemeinden geschehen. Gemeindeglieder tragen das Evangelium in ihren alltäglichen Beziehungen weiter, in ihrer Umgebung. Neun Zehntel der Menschen, die zum Glauben kamen, sind nicht durch große Evangelisationsveranstaltungen zum Glauben gekommen, sondern durch Mund-zu-Mund-Weitergabe – durch ganz normale gläubige Christen.
So war es auch in der Urchristengemeinde: Am Arbeitsplatz, in der Freizeit, im Urlaub – wo immer man war, kam das Evangelium echt aus dem Leben. Es war überzeugend, ohne Pathos, natürlich und doch ein Bekenntnis des Lebens.
Das ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied: Die Sendung Jesu war vollkommen, er war heilig, während wir voller Fehler sind. Doch das Entscheidende bleibt: Wenn wir in dieser Aufgabe bleiben, kann Jesus durch unser Leben sehr viel bewirken.
Oft bleibt unserem Auge verborgen, welche Frucht aus unserem Dienst hervorgeht. Manchmal schenkt uns der Herr überwältigende Erlebnisse. Es ist schön, wenn ich Geschichten höre, wie jemand zum Glauben kam und wie es dazu gekommen ist.
Erzählen Sie solche Geschichten auch aus Ihrem Leben! Es ist merkwürdig, denn Jesus selbst ist der Herr. Er kann nur Menschen überführen, denn er hat den Schlüssel zu den Herzen der Menschen. Er tut das so, wie ihn der Vater gesandt hat, so sendet er auch uns.
Wir wollen die Königsherrschaft Jesu in der Welt verkünden. Dabei ist es wichtig, dass wir uns selbst nicht anpassen an den falschen Geist der Zeit, an den gottlosen Geist der Zeit. Denn dieser Geist ist ein Geist des Ungehorsams.
Wir wollen Jesu Boten sein und seinen Namen verkünden. Wir wollen allen Menschen von ihm erzählen.
Aktuelle Herausforderungen und Ermutigung zur Treue
Einer unserer Mitarbeiter war in den letzten Tagen in Nepal. Er berichtete, dass es schon merkwürdig sei: Vor acht oder zehn Jahren, als ich das erste Mal in Nepal war, gab es gerade einmal ein paar Tausend Christen.
Bis zum Jahr 1950 gab es in Nepal überhaupt keine Christen. Der Hinduismus ist dort dem Evangelium gegenüber sehr feindlich eingestellt. Noch heute ist es allen Missionaren strikt verboten, überhaupt irgendein missionarisches Zeugnis zu verbreiten. Die Missionare arbeiten meist in Diensten und unterstützen die Gemeinden vor Ort.
Es ist bis heute so, dass die Gesetze gültig sind, die den Übertritt vom Hinduismus schwer bestrafen. Viele Christen waren deshalb im Gefängnis. Unsere Mitarbeiter erzählten, dass der Leiter der Allianz sagte: „Wir sind heute über 300 bekennende Christen.“
Wissen Sie, die Drohungen der Welt sind nie das Entscheidende. Die Glaubenslosigkeit der Gemeinde ist der wahre Schaden. Daran leiden wir besonders in Deutschland.
Wo Sie Zeugen Jesu sind, kann Gott in diesen Tagen eine große, reiche Ernte einbringen. Seien Sie sein Zeuge und verkünden Sie seine Herrlichkeit!
Der Auftrag zur Verkündigung der Vergebung
Jetzt, was sollen wir verkünden? Das ist noch das Letzte. Welchen Auftrag gibt Jesus seinen Jüngern mit? Er gibt ihnen den Auftrag, Sünden zu vergeben.
Das kenne ich schon seit meiner Kindheit. Schon als Schüler hörte man das überall in der Kirche: Der moderne Mensch interessiert sich nicht mehr für seine Sünden. Ich glaube, dass sich der Mensch überhaupt noch nie wirklich für seine Sünden interessiert hat. Niemand hat sich für seine Sünden interessiert. Adam hat sich nicht für seine Sünden interessiert, David hat sein Tun gerechtfertigt. Wo man auch hinsieht, Menschen, die Böses tun, verteidigen es nur. Das ist eigentlich eine uralte Sache.
Für mich war es erstaunlich zu erkennen, dass es immer gegen den Geist der Zeit ist, wenn man so etwas sagt. Nichts trifft den Nagel so auf den Kopf wie die Botschaft, die Vergebung der Sünden zu verkünden. Sie wissen genau, wie weltfremd das heute wirkt, wenn das im Mittelpunkt einer Predigt steht.
Doch in der Verborgenheit zerbrechen Menschen an ihrem schuldbeladenen Leben und können es niemandem zugestehen. Es ist die große Last, die Menschen drückt und zerbricht. Und bei uns verläuft es dann ähnlich wie in der Zeit der Reformation, als Martin Luther begann, die Freudenbotschaft der Vergebung in die Welt zu rufen. Damals wurde ganz Europa erschüttert.
So war es auch in der Erweckungsbewegung. Wir singen später das Lied von Lorenz Lorenzen, der aus Husum stammt und aus einer Patrizierfamilie kam. Mit 24 Jahren holte ihn der Prediger Untereick nach Bremen. Sie müssen wissen, niemand wurde in Bremen so sehr verlacht wie Untereick.
Damals ging ein junger Mann mit seinen Kameraden auf die Empore, um den Gottesdienst zu stören, weil Untereick immer so ins Gewissen redete – von Schuld und so. Doch mitten in der Predigt wurde dieser junge Mann von einem Wort getroffen. Er war Joachim Neander, der große Liederdichter.
„Glauben, Herr, den mächtigen König der Ehren!“ Untereick wusste genau, worum es ging. Er sagte: Es gibt ein Wort, um das es hier geht. Dazu hat uns Jesus gesandt: Vergebung der Sünden zu verkünden. Und wer das ausschlägt, der muss seine Sünden selbst tragen vor dem Gericht Gottes.
Die Vollmacht zur Vergebung in der Gemeinde
Es hat sich in unserem Märchenglauben oft das Bild festgesetzt, als ob Petrus die Himmelsschlüssel verwalten würde.
Ich habe das schon in jedem Konfirmandenkurs durchgenommen, aber wahrscheinlich sind Konfirmanden doch zu jung, um das wirklich zu verstehen. Die Himmelsschlüssel verwaltet nicht Petrus oder seine Nachfolger, sondern jeder gläubige Jesusjünger hat Schlüsselgewalt über die Himmelsschlüssel. Jesus hat jedem diese Vollmacht gegeben – nicht nur dem Talarträger beim Abendmahl.
Deshalb sage ich beim Abendmahl immer: Wie Christus es geordnet hat, so sollen wir einander die Sünden vergeben. Sie dürfen Menschen, die Ihnen begegnen und bei denen eine Beichte vor Gott abgelegt wird, die Vergebung der Sünden zusprechen. In dem Augenblick sind die Sünden vergeben, und Gott wird sie nicht mehr vorhalten.
Das größte Amt, das die Gemeinde Jesu hat, ist es, dass Menschen Befreiung erfahren. Das ist der Schlüssel zum Himmel, der Schlüssel zum Glauben. Man wundert sich, warum heute so wenige Menschen zum Glauben kommen. Es liegt daran, dass nur über die Vergebung unseres versäumten und falschen Lebens, über das Erkennen der Gnade Gottes in Jesus, die Offenbarung kommt: Jesus starb für mich.
Menschen können glauben und dann wissen: Ja, Jesus lebt, und jetzt beginnt etwas Neues, Herrliches. Zu diesem Dienst sendet Jesus uns. Ich bin überzeugt, dass viele von Ihnen in der kommenden Woche mit Ihren Freunden, Familien und Angehörigen darüber sprechen dürfen. Sie werden Menschen begegnen, denen sie das sagen können.
Beim Krankenbesuch brauchen Sie nicht nur über die Kunst der Ärzte oder die Behandlung im Krankenhaus zu reden. Sprechen Sie darüber, ob die Menschen wirklich Befreiung von allem haben, was sie belastet. Sind sie wirklich in die Freude gekommen, dass Jesus bei ihnen ist? Sind sie sicher und gewiss?
Dazu sendet uns Jesus. So baut der Herr sein Reich heute auf. In unseren Tagen brechen Erweckungen auf, dort, wo Jesusjünger hingehen, auf Jesus blicken, fröhlich sind und anderen weitererzählen, was sie selbst so befreiend in ihrem Leben erfahren haben. Amen.