Einführung in die Dringlichkeit des Sendschreibens
Ich beginne jetzt ohne große Einleitung. Wir sind gestern nicht ganz fertig geworden, daher ist doch eine Einleitung notwendig. Wir haben einen Brief vor uns, der 22 Kapitel umfasst. Es handelt sich um ein Sendschreiben, einen Brief an sieben Gemeinden.
Die Einleitung erstreckt sich von Kapitel 1 bis Kapitel 3. Die Hauptbotschaft des Briefes findet sich dann in den Kapiteln 4 bis zum Schluss. Der Brief ist sehr, sehr dringlich. Man merkt das sowohl beim Lesen der Einleitung als auch beim Lesen des Schlusses. Die Botschaft dieses Briefes ist von höchster Bedeutung für die Empfänger.
In Vers 1 lesen wir: „Das ist die Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen wird.“ Das Wort „in Kürze“ wird hier betont. In Vers 3 heißt es: „Selig sind die, die bewahren, was in diesem Buch geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe.“
Warum sind die Menschen glücklich, die das beherzigen, was darin steht? Sie sind glücklich zu preisen, weil sie das verstanden haben, was in nächster Zukunft auf sie zukommt. Es geht also um etwas, das sehr bald geschehen wird. Die Empfänger des Briefes sind deshalb höchst gefordert.
Derjenige, der den Brief damals in den Gemeinden vorlas, war glücklich zu preisen, weil er seinen Auftrag wahrnahm und diese dringende Botschaft weitergab. Auch die, die diese Botschaft beherzigen, sind glücklich zu preisen, weil sie dann ihr Ziel erreichen werden.
Am Ende ist es dasselbe. Ich lese es jetzt nicht vor, aber in Kapitel 22 heißt es, dass die Worte der Weissagung dieses Buches nicht verschlossen oder versiegelt werden sollen. Sie sollen nicht irgendwo aufbewahrt, sondern weitergegeben werden, denn die Zeit ist nahe.
Es geht also um eine große Dringlichkeit. Die Situation, in die der Brief hineingeschrieben wurde, war äußerst wichtig und sehr nah. Die Botschaft ist von größter Wichtigkeit.
Das war einmal die Einleitung.
Die sieben Gemeinden und ihre Herausforderungen
Die zweite Einleitung besteht darin, dass er sich Zeit nimmt, um jeder der sieben Gemeinden eine gesonderte Einleitungsbotschaft zu übermitteln. Diese endet jeweils mit dem Aufruf: „Wer überwindet“.
Wir haben uns gestern ausführlich die erste Botschaft an die Gemeinde in Ephesus angeschaut. Diese Gemeinde hatte das Problem, beziehungsweise den Vorzug, dass sie einerseits etwas Gutes besaß: Sie waren sehr hingebungsvoll und wirklich echte Christen. Sie waren für den Herrn Jesus ein Leuchter, sogar ein goldener Leuchter.
Gold ist das Metall von größtem Wert. Im Alten Testament steht es stets für Göttlichkeit. Im Tempel war vieles mit Gold bedeckt, nicht alles, aber sehr viel, und das spricht von Gott. Wenn hier gesagt wird, dass die Gemeinden goldene Leuchter sind, bedeutet das, dass sie göttliche Gemeinden sind – also echte Christen.
Ich habe festgestellt, dass manche Christen nicht genau wissen, was eine Gemeinde ist. Eine Gemeinde ist die Schar derer, die wiedergeboren sind. Es ist nicht einfach irgendeine Gruppe, die sich irgendwo trifft, einen Verein gründet und etwas unternimmt. Das ist keine Gemeinde. In der Bibel ist eine Gemeinde die Schar derer, die Kinder Gottes sind.
Das bedeutet: Wenn am Sonntag Menschen zur Versammlung kommen, die nicht Kinder Gottes sind, dann gehören diese nicht zur Gemeinde. Alle, die Gottes Kinder sind in Ephesus, gehören zu dem goldenen Leuchter in Ephesus. Die gesamte Schar aller wiedergeborenen Christen von Ephesus bildet die Gemeinde in Ephesus, an die der Brief gerichtet ist.
Dasselbe gilt für Smyrna und Laodizea. Das sind alles wiedergeborene Christen. Vielleicht wundert ihr euch, dass ich das von Laodizea sage, aber das ist es, was der Text aussagt: wiedergeborene Christen, die der Herr Jesus seine Kinder nennt beziehungsweise so behandelt, wie man Kinder behandelt. Er sagt: „Die, die ich liebe, die züchtige ich.“ Man züchtigt nicht fremde Kinder, sondern nur die eigenen. Ich habe auch fremde Kinder im Haus gehabt, die habe ich nie gezüchtigt, aber die eigenen schon. So hat der Herr Jesus die Geschwister in Laodizea geliebt.
Also sind Laodizea, Smyrna oder wer auch immer seine Kinder. Sie sind goldene Leuchter. Es geht um Menschen, von denen es in Kapitel 1, Vers 5 heißt: „Er machte uns zu Königen und zu Priestern für seinen Gott und Vater.“ Das konnten die Epheser sagen, das konnten die Smyrna sagen, das konnten die Laodizea sagen, das konnten alle sagen, sogar die in Sardes. Sie alle konnten sagen, dass er uns zu Priestern und zu Königen seinem Gott und Vater gemacht hat. Das ist die Ausgangsposition.
Die erste Gemeinde: Ephesus und das Problem des Liebesmangels
Die erste Gemeinde, also die goldene Leuchte in Ephesus, hatte das Problem, dass sie in der Liebe mangelhaft waren. In der Hingabe und im Hass hingegen waren sie gut, also im Hass gegen etwas Böses (Vers 6).
Es heißt: „Das hasst du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse.“ Das bedeutet, dass das Böse, in diesem Fall die falsche Lehre der Nikolaiten sowie ihr Wandel und ihre Werke, vom Herrn Jesus gehasst wurden. Auch die Epheser hassten sie, und das ist gut so.
In Sprüche 8,13 heißt es: „Die Furcht Jachwes ist das Böse hassen.“ Das bedeutet, dass die Furcht Jachwes darin besteht, das Böse zu hassen. Die Weisheit sagt: „Stolz und Hochmut und den Weg des Bösen und den Mund der Verkehrtheit hasse ich.“
Es gilt jedoch zu bedenken, dass das Hassen dessen, was Christus hasst, noch nicht unbedingt ein Anzeichen dafür ist, dass man Christus über alles liebt. Gerade hier hatten diejenigen, die den Mangel hatten und die Schwierigkeit oder den Tadel erhielten, weil sie in der Liebe nachgelassen hatten, ihre erste Liebe verlassen.
Sie hatten den Herrn Jesus zwar noch lieb, aber die erste Liebe hatten sie verlassen. Wie es oft ist, hält der Hass gegen das Böse offensichtlich länger an als die erste Liebe zu Christus. Andererseits gilt: Wer die erste Liebe zu Christus bewahrt, wird auch das Böse hassen. Das ist ganz sicher so.
Wer in der ersten Liebe zu Jesus Christus steht, wird auch das hassen, was Christus hasst. Wer die Nikolaiten sind, wollen wir in der nächsten Botschaft, in der übernächsten an Pergamos, noch einmal betrachten. Dort werden die Nikolaiten erneut erwähnt.
Der Aufruf zum Hören und Überwinden
Aber jetzt wollen wir uns den siebten Vers anschauen. Das ist der Abschluss hier: Wer überwindet, wer ein Ohr hat, der höre. Wir haben heute schon am Vormittag über Ohren und Augen gesprochen. Das Ohr ist die Tür zum Kopf und zum Denken. Aber eigentlich genügt nur eines.
Gott hat uns zwei Ohren gegeben für den Fall, dass eines ausfällt und wir immer noch hören können. Ihr kennt ja die Geschichte von Malchus. Er hatte plötzlich nur noch ein Ohr zum Hören. Und der Herr Jesus dachte sich: An diesem Abend sollte er aber noch vieles hören. Vielleicht ist es doch besser, er hat zwei und hat ihm das eine wieder angeklebt, dann hat er wieder zwei.
Aber eigentlich genügt ein Ohr schon, um zu hören. Gott möchte, dass sich jeder fragt: Wofür habe ich ein Ohr? Das heißt, wohin neige ich es, worauf höre ich? Wer ein Ohr hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Der Heilige Geist ist hier gemeint.
Es gibt viele Christen, die sich Gedanken machen und sich denken: Ach, das wäre schön, wenn man mal den Heiligen Geist hören könnte, was er sagt, wie er denkt und was er alles zu sagen hat. Nun, dem kann ich beruhigen: Das, was der Heilige Geist sagt, ist genau das, was er damals gesagt hat.
Das, was der Heilige Geist heute sagt, ist dasselbe, was er damals gesagt hat, nämlich das, was der Herr Jesus Christus gesagt hat. Wer also den Heiligen Geist reden hören will, der muss auf das hören, was Gott in der Bibel gesagt hat. Dann hört er den Heiligen Geist reden.
Deshalb lesen wir jetzt auch die Bibel und studieren sie. Es ist nicht so, dass das, was früher gesagt wurde, ja, das ist halt einmal irgendwann gesagt worden, und jetzt haben wir etwas anderes. Nein, es ist so, dass das Wort, das Gott damals gesprochen hat, dasselbe Wort ist, das Gott heute spricht.
In Hebräer 3, Vers 7, wenn das interessiert: Da steht die Gegenwartsform. Dort heißt es: Darum, so wie der Heilige Geist spricht: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“ Der Verfasser des Hebräerbriefes zitiert Psalm 95, der zu seiner Zeit schon etwa tausend Jahre alt war.
Als der Schreiber diesen Vers zitierte – „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht“ – war der Psalm schon tausend Jahre alt. Doch er sagte: So wie der Heilige Geist spricht, nicht sprach, sondern spricht. Das heißt, das, was der Heilige Geist vor tausend Jahren gesprochen hat, spricht er auch jetzt.
Und so spricht Gott heute nach zweitausend Jahren auch. Natürlich beachten wir dabei den Zusammenhang, das ist klar.
Also, was ist der Überwinderspruch? Dem, der überwindet, werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der in der Mitte des Paradieses Gottes ist.
Ich erinnere an den ersten Abend: Ich habe damals begonnen und erklärt, dass siebenmal „wer überwindet“ in der Einleitung steht. Und einmal, fast ganz am Ende, steht es noch einmal, das achte Mal: „Wer überwindet“.
Der, der überwindet, der wird alles erben (Offenbarung 21,7). Das heißt, wir haben hier achtmal den Überwinder-Spruch. Der letzte ist die Zusammenfassung: Der, der überwindet, wird das alles bekommen. Danach wird das neue Jerusalem in Kapitel 21 beschrieben.
Die Bedeutung des Überwindens und das Beispiel Jesu
Und die Frage erhebt sich, wie ich am ersten Abend schon gesagt habe: Was soll denn überwunden werden? Der Herr Jesus sagt es nicht konkret. Er sagt nur, wer überwindet. Er nennt nicht genau, was zu überwinden ist.
Man könnte sagen, die Christen müssten nur das überwinden, dass sie zu wenig erste Liebe haben, und sie müssten wieder erste Liebe finden. Dann hätten sie überwunden. Aber so sagt es das Buch nicht. Das Fehlen der ersten Liebe ist der Tadel, den er ihnen ankreidet. Doch diesen Christen steht noch ein Lauf bevor, ein Weg, den sie gehen müssen. Sie müssen da hindurch. Wenn sie das überwunden haben, dann bekommen sie die herrlichen Dinge vom neuen Jerusalem, die hier angeführt werden. Zum Beispiel das Essen vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.
Ihr könnt euch vorstellen, wie die Spannung bei den Christen damals wuchs. Der Herr spricht immer wieder vom Überwinden. Doch was sollen sie denn überwinden? In Kapitel 5, mit dem ich am ersten Abend abgeschlossen habe, lesen wir: „Es hat überwunden“ (Vers 5). Einer von den Ältesten sagte zu mir: „Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamme Juda ist, die Wurzel Davids.“ Der Löwe hat überwunden.
Es wird uns gesagt, wie er überwunden hat: indem er sich hingegeben hat als Lamm, indem er sich schlachten ließ. Man denkt, das ist irgendwie eigenartig. Wie kann man überwinden, indem man sich töten lässt? Das ist das Geheimnis dieses Buches und die Grundbotschaft.
Das Wort „überwinden“ kommt noch mehrmals vor. In Kapitel 12, Vers 11 lesen wir das nächste Mal „überwinden“: „Und sie haben ihn überwunden durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses. Und sie liebten nicht ihr Leben, ihre Seele, ihr irdisches Leben bis zum Tod.“
Hier ist die Rede von einer Gruppe. Wer genau diese Gruppe ist, ist im Moment nicht wichtig. Es sind Menschen, die jemanden überwunden haben, indem sie denselben Weg wie das Lamm gegangen sind – indem sie sich töten ließen.
Zuerst einmal haben sie überwunden wegen des Blutes des Lammes, weil das Blut des Lammes für sie geflossen ist. Aber nicht nur deswegen, sondern auch durch das Wort ihres Zeugnisses. Das heißt, sie waren bereit, treue Zeugen der Botschaft zu sein, die Jesus Christus ihnen gegeben hat. Sie waren bereit, das Zeugnis so lange abzulegen, bis sie selbst getötet wurden.
Sie liebten ihr Leben nicht bis zum Tod, genau wie der Herr Jesus sein Leben nicht geliebt hat bis zum Tod. Das heißt, er hat es hingegeben. In Kapitel 1, Vers 5 wird er der treue Zeuge genannt. Auf Griechisch heißt das „Martys“, wovon das Wort „Märtyrer“ stammt. Märtyrer sind Menschen, die treue Zeugen bis zum Tod sind.
So wie der Herr Jesus ein treuer Zeuge bis zum Tod war, so waren diese Christen treue Zeugen bis zum Tod. Sie wurden fähig dazu durch das Blut des Lammes. Sie wurden fähig, weil Jesus ihnen den Weg vorangegangen ist und diesen Tod auf sich genommen hat.
Dann waren sie befähigt, ihr Zeugnis weiterzugeben. Sie haben den Mund nicht zugemacht, wenn es gefährlich wurde, sondern den Mund aufgemacht, auch wenn die Feinde sie dann getötet haben. Das ist das Geheimnis ihres Sieges.
Ich habe schon gesagt, dass das Wort „überwinden“ dasselbe Wort ist wie „siegen“, den Sieg davontragen. Den Sieg haben sie deshalb davongetragen, weil sie bereit waren, den Weg zu gehen, den der Herr Jesus ihnen durch sein Sterben geöffnet hat.
Das Lamm als Vorbild und die Nachfolge der Gläubigen
In Kapitel 14, Vers 5, ist die Rede von dem Lamm. Dort steht, dass eine Gruppe von Zeugen mit ihm auf dem Berg steht. Diese Zeugen singen ein Lied. In Offenbarung 14, Vers 4 heißt es: „Diese sind es, die mit Frauen nicht befleckt wurden, denn sie sind jungfräulich.“ Was genau das bedeutet, kann ich jetzt nicht erklären.
Dann folgt der Satz: „Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht.“ Das bedeutet, dass diese Zeugen genau den Weg gehen, den das Lamm geht. Aber wohin ist das Lamm gegangen?
Zuerst ist das Lamm in den Tod gegangen, in den wehrlosen Tod. Könnt ihr euch an das Gespräch des Herrn Jesus mit seinen Jüngern an jenem Abend erinnern? Es war Donnerstagabend, und es steht im Johannes Kapitel 16. Jesus sagte ihnen, dass er jetzt gehen müsse. Die Jünger verstanden das nicht richtig. Thomas fragte: „Herr, wohin gehst du?“ Sie waren innerlich aufgewühlt.
Was sagte der Herr zu ihnen? In Johannes 16, Vers 28 sagt Jesus: „Ich bin vom Vater in die Welt gekommen und verlasse wieder die Welt. Ich gehe hin zum Vater.“
In Vers 33 heißt es weiter: „Diese Dinge habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis, Trübsal oder Drangsal. Seid jedoch guten Mutes, ich habe die Welt überwunden.“
Wie hat Jesus die Welt überwunden? Und warum ist das eine Hilfe für die Jünger, damit sie guten Mutes sein können? Jesus hat die Welt durchschaut, so wie sie ist. Er wusste, wie sie gestaltet ist. Und dann war er bereit, sein Leben zu geben. Er war bereit, sich töten zu lassen.
Lasst die Welt das Schlimmste tun, was sie ihm antun kann – lasst sie ihm das Leben nehmen. Er war bereit dazu. Diesen Weg ist er gegangen. Das soll eine Hilfe für die Jünger sein. Jesus hat die Welt überwunden, indem er sich hingegeben und sich schlachten ließ.
Der Feind und der Kampf der Gläubigen
Und wie werden die Gläubigen in diesem furchtbaren Kampf überwinden? Wer ist denn der Feind?
In Offenbarung Kapitel 12 heißt es: „Sie haben ihn überwunden“ (12,11). Doch wer ist „ihn“? Um das zu verstehen, muss man einen Vers früher lesen. Dort steht: „Weil der Verkläger unserer Brüder niedergeworfen ist, der sie vor unserem Gott Tag und Nacht verklagte“ (12,10).
Wer ist dieser Verkläger? Wenn man noch zwei Verse weiter zurückgeht, findet man die Antwort in Vers 9: „Es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, genannt Teufel und Satan, der das ganze Weltreich in die Irre leitet. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Boten wurden mit ihm geworfen.“
Der Feind ist also der Drache, der Teufel, Satan. Er erhebt sich nach oben, doch Gott – beziehungsweise der Erzengel Michael – wirft ihn zusammen mit seinen Helfershelfern auf die Erde zurück.
Dieser Drache ist deshalb so gefährlich, weil er unsichtbar ist und sehr stark. Deshalb wird er auch als Drache dargestellt – als ein sehr, sehr starker Gegner. Außerdem hat er viele Helfershelfer auf seiner Seite. Gegen so einen mächtigen Feind haben wir keine Chance.
Aber wie konnten die Gläubigen ihn überwinden? Sie haben ihn überwunden durch das Blut des Lammes. Jesus ist ihnen vorausgegangen, ist für sie gestorben und hat den Weg des Todes selbst gegangen. Dann waren sie bereit, das Wort Gottes zu verkündigen und haben das Leben nicht geliebt bis zum Tod. Auf diese Weise haben sie den Feind überwunden.
In Kapitel 13 wird von einem Tier gesprochen. Heute will ich nicht erklären, wer dieses Tier ist; das ist im Moment nicht so wichtig. Wichtig ist, dass dieses Tier die Heiligen bekämpft. In Vers 7 heißt es: „Es wurde ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu überwinden“ (13,7).
Hier scheint die andere Seite zu gewinnen: Das Tier kämpft gegen die Heiligen und überwindet sie.
Doch dann lesen wir in Kapitel 15, Vers 2: „Und ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermischt, und ich sah die Überwinder vom Tier, also die, die das Tier, sein Bild und das Malzeichen überwunden hatten.“
Diese Überwinder stehen am Meeresstrand und singen das Lied des Mose.
Wo findet man das Lied des Mose in der Bibel? Es steht im Alten Testament, im 5. Buch Mose, Kapitel 32. Die Israeliten sangen es, als sie durch das Meer gezogen waren und am Ufer standen.
Miriam hatte gesungen, aber nicht nur sie – alle sangen. Frauen und Männer sangen im Wechselgesang. Sie sangen vom Sieg des Gottesvolkes über den Feind. Der Feind war der Pharao, der mit seinen Heeren im Meer versank.
Dieses Bild wird hier übernommen: Das siegreiche Gottesvolk singt den Sieg, sie sagen: „Wir haben ihn überwunden.“ Sie sind die Überwinder über das Tier.
Wir haben also zweimal gelesen: In Kapitel 12 haben sie den Drachen überwunden, und in Kapitel 15 haben sie das Tier überwunden.
Der Weg, das zu erreichen, war der Tod. Sie haben sich hingegeben und ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod. Das war der Weg, und genau dieser Weg ist der des Lammes.
Sie folgen dem Lamm überall hin, wohin es auch geht.
Die geistliche Botschaft der Offenbarung verstehen
Gehen Sie mit! Es ist gar nicht wichtig, die Offenbarung vollständig ausdeuten zu müssen. Das brauchen wir gar nicht. Wir lassen das den Theologen, und die sollen darüber streiten. Für uns ist es wichtig, die eigentliche Botschaft zu verstehen. Nämlich das, was die Christen in Ephesus verstanden haben, als ihnen das vorgelesen wurde, ebenso wie die Christen in Pergamos, Smyrna, Thyatira, Sardis, Laodizea und Philadelphia.
Darum geht es uns: Wir wollen die geistliche Botschaft verstehen, die dahintersteht. Und die ist überhaupt nicht schwer. Dazu brauche ich keine Theologen. Es geht um das Überwinden. Der einzige Weg zu überwinden ist: Bleib ein Zeuge Jesu Christi.
Ah ja, ich habe noch zwei Verse vergessen zu lesen: Kapitel 12, Vers 17. Dort steht: „Der Drache war zornig über die Frau, und er ging hin, Krieg zu führen mit den Übrigen ihres Samens, denen, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu Christi haben.“
Es ist egal, wer die Frau ist und wer die Leute sind – das ist alles nicht wichtig. Aber was steht da? Hier sind Menschen, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu Christi haben. Zwei Dinge: Sie halten sich an das Wort Gottes, an die Gebote Gottes. Und sie halten sich an das Zeugnis, das heißt, sie verkündigen die Botschaft. Sie bezeugen, was Jesus Christus an ihnen getan hat. So wie heute der Bruder dort in Herrenberg, der hat sich offensichtlich geoutet, oder? Er hat klargestellt, auf welcher Seite er steht.
Und in Kapitel 14, Vers 12 steht noch einmal: Hier ist die Ausdauer oder Standhaftigkeit, das Ausharren. Hier ist die Ausdauer der Heiligen. Hier sind die, die die Gebote Gottes halten und den Glauben an Jesus haben. Zwei Dinge: Sie halten die Gebote Gottes und glauben an Jesus. Man kann auch sagen: Sie sind treu zu Jesus.
Das Wort „Glaube“ heißt, wie einige von euch im Griechischen wissen, je nach Zusammenhang „Treue“ oder „Glaube“. Hier ist beides gemeint: Sie glauben an den Herrn Jesus und sind ihm treu. Sie halten die Gebote Gottes.
Das heißt, diese Menschen sind geprägt von zwei Sachen: den Geboten Gottes, also dem Wort Gottes, und dem Glauben beziehungsweise der Treue zu Jesus Christus, zum Zeugnis.
Jesus als treuer Zeuge und das Beispiel Antipas
Und jetzt gehen wir wieder zurück. In der Einleitung wurde Jesus so vorgestellt: Er ist der treue Zeuge. In Kapitel 1, Vers 5 heißt es: Jesus Christus, der treue Zeuge, der uns liebte und durch sein Blut von unseren Sünden gewaschen hat.
In Kapitel 2, Vers 13, ist die Rede von einem Mann namens Antipas. Was wird über Antipas gesagt? Wie wird er genannt? Offenbarung 2,13 bezeichnet ihn als einen treuen Zeugen, genau wie Jesus Christus. Er ist getötet worden, dort, wo der Satan wohnt.
Der Satan wohnt in dieser Welt. Er ist der Fürst dieser Welt, der Gott dieser Welt. Habt ihr schon bemerkt, wie oft der Satan in diesen Kapiteln vorkommt? In Kapitel 2 und 3 wird der Satan mehrfach erwähnt.
In Kapitel 2, Vers 9, ist die Rede von der Synagoge Satans. In Vers 10 wird gesagt, dass der Teufel einige von euch ins Gefängnis werfen will. Auch in Kapitel 2, Vers 13, steht: „Ich weiß, wo du wohnst, dort, wo der Thron des Satans ist.“ Am Ende von Vers 13 heißt es: „Dort, wo der Satan wohnt.“
In Vers 24 werden gewisse Leute erwähnt, die diese Lehre nicht haben und die Tiefen des Satans nicht kennen. Dann kommt der Satan erneut in Kapitel 3, Vers 9, vor, wieder in Verbindung mit der Synagoge Satans.
Der Satan ist der Feind, gegen den die Christen in Ephesus, Smyrna, Thyatira und Pergamos zu kämpfen haben. Der Satan ist der Feind.
Die Botschaft, die diese Christen brauchten, ist die Botschaft von Kapitel 4 bis Kapitel 22. Darum geht es in der Offenbarung. Und ich sage: Es ist ein Geheimnis, aber wir brauchen diese Botschaft genauso.
Die Offenbarung ist kein Buch, das für irgendwelche Christen geschrieben wurde, die weit entfernt in der Zukunft leben werden. Es ist noch lange hin, bis dorthin. Nein, so hat es der Autor nicht gesagt. Er sagt, die Botschaft ist ganz dringend. Die Botschaft ist von größter Bedeutung.
Ihr könnt euch vorstellen, dass der Satan ein Anliegen hat, dass die Christen die Offenbarung nicht lesen. Er möchte, dass sie über die Offenbarung streiten, sich die Köpfe einschlagen und diskutieren. So verpassen sie die eigentliche Botschaft, die darin enthalten ist.
Das will ich nicht, und das will niemand von uns.
Die Verheissung des Lebensbaumes für Überwinder
Also, wer überwindet, dem werde ich zu essen geben. Wir sind in Kapitel 2, Vers 7: Dem werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens. Das ist das, was wir am Ende des Briefes lesen. Dort ist die Rede vom neuen Jerusalem, und dort gibt es einen Baum, den Baum des Lebens. Vom Thron Gottes geht ein Wasser aus, das Wasser des Lebens, und dort essen die Bewohner dieser Stadt, des neuen Jerusalems, vom Baum des Lebens.
Das erinnert natürlich an das Alte Testament. Wir müssen immer daran denken: Wo finden wir im Alten Testament einen Baum des Lebens? Nur einen Baum des Lebens gibt es, und zwar im Paradies. Dort im Paradies auf der Erde steht er. Hier steht er im Paradies Gottes, wo auch immer das sein mag. Wichtig ist die Botschaft: Was will der Herr Jesus übermitteln? Wer von dem Baum des Lebens isst, der wird leben.
Wer vom Apfelbaum isst, der isst Äpfel; wer vom Lebensbaum isst, der isst das Leben. Essen mit zwei S – er isst das Leben. Das muss man essen. Das Leben, das ewige Leben, muss man essen. In 1. Mose 3 heißt es, dass sie jetzt aus dem Paradies hinaus müssen, damit sie nicht weiterhin vom Baum des Lebens essen. Wenn sie weiter davon essen würden, müssten sie ewig in diesem Zustand im Paradies leben.
Das wollte Gott nicht, denn sie waren jetzt Wesen, gefallene Wesen, in denen die Sünde regiert. Es war eine furchtbare Misere, diese Menschen nach dem Sündenfall. Gott wollte nicht, dass dieser Zustand ewig bleibt und sie ewig vom Baum des Lebens essen, jeden Tag. Ich weiß nicht, wie oft sie gegessen haben, aber sie haben gegessen – das darf man annehmen.
Die Tatsache ist: Sie dürfen jetzt nicht essen, denn wenn sie weiterhin vom Baum des Lebens essen, dann leben sie ewig. Aber hier, hier dürfen sie essen und leben ewig – das Göttliche, bitte! So habe ich es gemeint: Sie gehen ins neue Jerusalem, und dort dürfen sie essen. Im Satz habe ich es verkehrt gesagt, aber hier wird ihnen versprochen: Wenn sie dort ankommen, dann dürfen sie essen. Ja, das ist gemeint.
Essen hat mit Gemeinschaft zu tun. Essen hier bedeutet, dass das, was man isst, ewiges Leben ist – die Frucht. Zum Beispiel gibt es genügend Stellen, die sagen, dass Jesus Christus das Leben ist, das Leben selbst. Jesus sagt einmal, er sei das Wasser des Lebens, einmal das Brot des Lebens, aber er ist dieses Leben, von dem gegessen wird.
Das heißt, es geht letztlich um ihn selbst, um Jesus Christus. Wie wir gestern gesehen haben, hatte der Herr Jesus ein großes Anliegen, diesen Christen in Ephesus zu sagen: Liebe ist das Wichtigste. Ihr dürft die erste Liebe nicht verlassen. Echte Liebe bleibt treu, und echte Liebe ist bereit, für den Geliebten zu sterben.
Wenn ihr also überwindet – wenn ihr bis zum Tod oder bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich euch holen werde, wann auch immer das ist, weiter diesen Weg in echter Liebe geht und im Kampf dem Feind widersteht, dann werdet ihr das Ziel erreichen. Der Baum steht in der Mitte des Paradieses Gottes. Paradies heißt Wonnegarten.
Die Lektion, die ich hier mitnehme, ist: Lehrmäßige Gesundheit und Hass gegen falsche Lehre waren alles vorhanden, aber das allein genügt nicht, um zu überwinden. Es braucht die erste Liebe. Die treibende Kraft für alles ist die Liebe zum Herrn Jesus Christus – die muss man pflegen.
Die zweite Botschaft an die Gemeinde Smyrna
Und dann – das war die erste Botschaft. Die zweite Botschaft geht an die Gemeinde in Smyrna.
Wiederum handelt es sich um die Gemeinde von Smyrna, das heißt nur die Schar der Wiedergeborenen. Sonst würde er nicht „Gemeinde“ sagen. Die Gemeinde besteht aus dem Leib Christi. Die Gemeinde ist der Leib Christi in Smyrna, und der Leib Christi sind alle, die wiedergeboren sind in Smyrna.
Dem Boten der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und lebendig geworden ist, der lebte oder lebt. Also Smyrna – das war die nächste Stadt. Der Name bedeutet Bitterkeit. Smyrna, Myrrhe kommt davon. Die Stadt liegt 55 Kilometer von Ephesus entfernt. Früher wurde sie völlig zerstört, dann wieder aufgebaut und war eine wichtige Stadt. Heute heißt sie Izmir und ist die zweitgrößte Stadt der Türkei.
Smyrna wurde von Ephesus aus evangelisiert, dort gab es also Christen. Von Ephesus aus kamen Leute dorthin und verkündigten das Evangelium. Dort gab es auch treue Leute. Polykarp starb im Jahr 155. Er kam aus Smyrna. Polykarp war ein alter Christ, wurde ungefähr 95 Jahre alt und wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt für Christus.
Polykarp sollte den Glauben abschwören. Er sagte: „85 Jahre diene ich meinem Herrn. Sollte ich dem, der mich so geliebt hat, so etwas antun und ihm abschwören?“ Dann ließen sie ihn verbrennen. Das war Polykarp.
Also: An die Gemeinde in Smyrna schreibe das, sagt der Erste und der Letzte. Nun, in Smyrna dachten die Leute, der Erste und der Letzte sei der Kaiser. Der Kaiser von Rom ist der Erste und der Letzte. Aber der Herr Jesus sagt, er ist der Erste und der Letzte. Und wir selbst wollen das auch sagen: „Herr Jesus, du sollst der Erste und der Letzte in meinem Leben sein, du sollst alles bestimmen, von Anfang bis zum Schluss.“
So stellt er sich hier vor – der, der gestorben ist und wieder auferstanden ist. Warum sagt er das den Smyrnern? Weil sie das brauchen. „Ich spreche zu euch als einer, der bereit ist, in den Tod zu gehen, der bereit war, in den Tod zu gehen, und ich bin aus dem Tod wieder hervorgekommen. Und euch geht es genauso. Ihr müsst bereit sein, in den Tod zu gehen, und ihr werdet aus dem Tod wieder hervorkommen. Es gibt eine Auferstehung. Bei dem Herrn Jesus hat der Tod nicht das letzte Wort.“
Die Lage der Gemeinde Smyrna und die Ermutigung zur Treue
Also stellt er sich hier vor, Vers 9: „Ich weiß um deine Werke.“ Ist euch das aufgefallen? Er sagt: „Ich weiß um deine Werke“, aber er zählt keine Werke auf. Er erwähnt nur deine Bedrängnis und deine Armut. Das sind ja keine Werke – Bedrängnis und Armut. Ja, er sagt: „Ich weiß um deine Werke“, das genügt, zählt aber nichts auf.
Es gab Werke, viele Werke, aber was diese Gemeinde kennzeichnet, ist, dass sie in starker Bedrängnis sind, also in einer Drangsal, Trübsal. Der Herr fühlt mit ihnen. Sie sind auch arm, äußerlich gesehen sind sie arm. Dann sagt er ihnen in Klammern: „Du bist aber reich.“ Also vergiss nicht, es geht nicht um die äußerliche Armut, sondern um den inneren Reichtum. Du bist aber reich.
Warum sind sie reich? Weil sie alles haben, was sie in Christus brauchen. Sie sind gesegnet mit jedem geistlichen Segen in der himmlischen Welt. Wenn man Jesus Christus hat, dann hat man alles, was man wirklich braucht im Leben in geistlicher Hinsicht. Ich meine, manche Männer brauchen eine Frau oder ja, die hat man nicht in Christus, ja, und umgekehrt. Aber das, was ich wirklich wesentlich für das geistliche Leben brauche, das habe ich alles in Christus.
Und wenn ich eine Frau brauche, dann darf ich es dem Herrn sagen. Dann gibt er mir sicher auch noch eine Frau dazu oder ein Auto. Uns ist das Auto kaputtgegangen. Da habe ich gesagt: Herr, ich bräuchte ein Auto. Bitte, ich sollte schnell gehen, weil ich es fast jeden Tag brauche. So in zwei, drei Tagen bräuchte ich ein Auto. Herr, kannst du mir nicht ein Auto geben und das Kleingeld dazu?
Da bin ich hingegangen, habe geschaut, was auf dem Konto ist. Und dann habe ich gesehen, dass an diesem Vormittag 5000 Euro aufs Konto überwiesen wurden. Da habe ich gesagt: Jetzt kann ich ins Internet gehen und schauen, ob es ein Auto für 5000 Euro gibt. Der Herr hat für ein Auto gesorgt. Der Herr sorgt für uns.
Aber auch wenn wir jetzt arm sind oder die Smyrner arm waren, der Herr sagt ihnen: Der geistliche Reichtum ist das Wichtige.
Dann sagt er: „Ich weiß um die Lästerung von denen, die von sich selbst behaupten, sie seien Juden, und sie sind es nicht, sondern sie sind eine Synagoge des Satans.“ Der Herr Jesus Christus kennt die Feinde der Gläubigen ganz genau. Er kennt die Synagoge des Satans.
Dort in Smyrna gab es offensichtlich eine Synagoge, das heißt eine Judenversammlung. Diese behauptete von sich, sie seien Juden, also das Gottesvolk. Aber Paulus hat gesagt: Nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, sondern der Jude ist ein Jude, der es innerlich ist. Und nicht die Beschneidung, die nur äußerlich geschieht, sondern die Beschneidung, die innerlich am Herzen geschieht.
Das heißt, äußerlich Jude zu sein, allein hilft dir gar nichts. Sie werden hier „Synagoge des Satans“ genannt – Juden nach dem Fleisch, die den Messias ablehnen. Früher waren sie die Synagoge des Herrn, die Synagoge Jachwels, jetzt sind sie die Synagoge Satans.
Der Satan ist übrigens kein Eigenname. Satan ist eine Bezeichnung. Man müsste sagen: Der Satan. Satan heißt nicht Satan, der Teufel heißt nicht Satan. Der Teufel ist ein Satan. Satan ist nämlich ein hebräisches Wort und bedeutet nichts anderes als Feind, ein Gegner.
Auf Griechisch heißt es Diabolos, das heißt: einer, der immer dagegen schießt, quer schießt. Also der eine schießt so, und der andere schießt quer – ein Querschießer. Das heißt: sein Gegner. Auf Griechisch heißt der Gegner Diabolos, und auf Hebräisch heißt der Gegner Satan.
Er hat eine Synagoge, er hat eine Versammlung. Diese Versammlung war eine jüdische Versammlung, und dies waren die Widersacher der Christen dort in Smyrna. Sie wurden geplagt und verfolgt von dieser jüdischen Versammlung, nämlich der Versammlung Satans.
Was sagt er ihnen? Übrigens, das ist für mich ein Beweis, dass das Buch Offenbarung vor dem Jahr 70 nach Christus geschrieben wurde, denn nach dem Jahr 70 nach Christus war das unmöglich. Das Judentum war total zerschlagen.
Nach dem Jahr 70 nach Christus gab es natürlich ein paar zerstreute Juden, keine Frage, aber sie waren nicht stark genug, um eine ganze Gemeinde in Smyrna zu verfolgen. Das hätten sie nicht gewagt im Jahr 90. Aber im Jahr 66 oder 65 oder 62 waren sie stark.
Deshalb meine ich, dass dieser Brief im Jahr 62 oder 63 geschrieben wurde. Aber das ist auch nicht so wichtig im Moment.
Ermutigung zur Treue trotz Bedrängnis
Fürchte dich nicht vor den Leiden, die auf dich zukommen. Wörtlich heißt es: Fürchte dich nicht vor den Leiden oder fürchte dich nicht davor, was du zu leiden hast – also das, was in nächster Zeit auf dich zukommt.
Siehe, der Teufel ist dabei, in nächster Zeit einige von euch ins Gefängnis zu werfen. Derselbe Satan, der hier eine Synagoge hat, ist darauf aus, hier Christen ins Gefängnis zu bringen, damit ihr geprüft werdet. Ihr werdet Bedrängnis haben. Zehn Tage lang ist klar, dass man sich fürchtet. Ich würde mich auch fürchten, wenn mir jemand sagt: „Du wirst jetzt viel leiden müssen, sie werden dich quälen und ins Gefängnis werfen.“ Das liegt in der Natur der Sache, dass man sich fürchtet. Aber der Herr Jesus sagt: Fürchte dich nicht.
Der Herr Jesus weiß, dass die Leiden ein Ende haben werden – nach zehn Tagen. Das ist nicht so lange, dann nehmen die Leiden ein Ende. Wie denn? Dann ist es vorbei mit dem Leiden. Warum? In der damaligen Zeit, so habe ich gelesen, wurden Menschen ins Gefängnis geworfen bis zur Hinrichtung. Zehn Tage dauerte die Zeit bis zur Hinrichtung, dann kam die Hinrichtung und das Leiden war vorbei.
Aber diese zehn Tage sind ein großes Leiden, oder? Denn in dieser Zeit stellt sich die Frage: Willst du nicht abschwören? Willst du nicht Jude werden oder irgendetwas anderes? Das war eine große Versuchung. Und er sagt: Bleib treu. Wörtlich heißt es: Werde treu bis zum Tod, werde treu bis zum Hinrichtungstod, der nach den zehn Tagen auf dich wartet. Das war eine harte Zeit.
Es gehört zum Los der Heiligen, dass sie Bedrängnis leiden. Johannes selbst sagt in Kapitel 1, Vers 9: „Ich, Johannes, euer Bruder und Teilhaber an der Drangsal, an der Bedrängnis.“ Das heißt, Johannes betrachtet sich selbst auch als Teil dieser leidenden Christenschau.
Paulus hat gesagt, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Königreich Gottes eingehen müssen (Apostelgeschichte 14,22). Und an die Thessalonicher, die ebenfalls von den Juden bedrängt wurden, schrieb er: „Damit niemand wankend gemacht werde in dieser Bedrängnis. Denn ihr wisst, dass wir dazu bestimmt sind, denn auch als wir bei euch waren, sagten wir euch zuvor, dass wir Bedrängnis erfahren würden, so wie es auch geschehen ist, und ihr wisst es.“
Ihr wisst, dass die Gläubigen leiden müssen und in Bedrängnis kommen. Aber wisst ihr, was mich hier so ermutigt? Der Herr Jesus sagt ihnen: „Schaut, das ist nur kurz, es ist nur kurz.“ Ich habe die Zeit abgemessen, in der ihr leiden müsst. Während dieser Zeit müsst ihr treu sein, dann ist alles überstanden.
Wer überwindet, dem wartet das neue Jerusalem, wo es keinen Tod mehr geben wird. Und eines Tages wird der Satan ins Gefängnis geworfen werden – nicht für zehn Tage, sondern für zehnmal zehnmal zehn. Nicht Tage, nicht tausend Tage, sondern tausend Jahre (Offenbarung Kapitel 20). Dann wird der Spieß umgedreht: Der Satan kommt ins Gefängnis, aber seine Hinrichtung dauert nicht mehr lange.
Noch etwas: In Kapitel 2, Vers 13 lesen wir, dass der Satan einen Thron hat. Der Thron des Satans ist im Pergamos. Aber nicht nur dort, sondern auch in Smyrna und überall. Er ist auch in Rom und an vielen Orten. Der Satan ist der Fürst dieser Welt, der Gott dieser Welt, der Herrscher auf einem Thron. Die Gläubigen sind im Gefängnis.
Eines Tages wird der Spieß umgedreht: Der Satan wird im Gefängnis sein, und die Gläubigen werden am Thron Jesu Christi sein. Eines Tages wird der Spieß umgedreht. Was für eine Ermutigung für diese Christen, das zu lesen! Das erfahren sie erst in Kapitel 20, aber wir dürfen hier schon ein wenig vorgreifen.
Zurück zu Vers 10: In der Mitte oder am Ende steht: „Werdet treu bis zum Tode.“ Vielleicht steht bei euch „Seid treu“. Das Griechische sagt: „Werdet treu.“ Treue ist etwas, das man nicht von heute auf morgen einfach so hat oder eingepflanzt bekommt. Treue ist etwas, das man lernt. Das lernt man nicht im Schnellkurs. Es ist ein lebenslanger Prozess.
Aber er sagt: Werde treu – und werde gerade in diesen nächsten Tagen, wenn die Prüfung kommt, ein solcher, von dem man am Ende sagen kann: Das war ein treuer Zeuge. Bis zum Tod, die ihr euer Leben nicht geliebt habt, bis zum Tod – werdet treu!
Wenn wir für Jesus Christus leiden müssen, dann stehen wir in Gefahr, Kompromisse einzugehen oder den Leiden irgendwie auszuweichen. Das liegt fast in der Natur der Sache: Man will einfach den Leiden ausweichen. Der Herr weiß um diese Gefahr für die Smyrner, die untreu werden könnten. Deshalb ermutigt er sie hier so stark: Werde treu bis zum Tod.
Er sagt nicht „bis ich komme“, sondern er weiß, dass sie bis zum Tod leiden müssen. Für diese leidenden Christen ist klar, dass sie dem Tod nicht entgehen werden – jedenfalls die, die ins Gefängnis kommen. Und die anderen sollen auch bereit sein, zu sterben. Bei allen Christen möchte der Herr Jesus diese Bereitschaft sehen.
Man könnte sagen: „Aber wir sind doch keine Märtyrer, und man muss nicht gleich das Schlimmste vor Augen haben.“ Es geht ja nicht darum, dass alle Christen getötet werden – das steht ja nicht. Es geht darum, dass alle Christen bereit sein sollen zu sterben. Das ist ein Unterschied.
Diese innere Bereitschaft hat Petrus gelehrt in 1. Petrus 4,1. Petrus hat genau dieselbe Botschaft wie Johannes. Er sagt: „Nachdem Christus für uns im Fleisch gelitten hat, wappnet euch mit derselben Gesinnung.“
Jesus hat gelitten. Wie hat er gelitten? Wie lange hat er gelitten? Bis zum Tod hat er gelitten. Er hat es ausgehalten, aber er hat gelitten. Leiden heißt immer Leiden bis zum Tod. Wappnet euch mit derselben Gesinnung: Seid bereit, bis zum Tod zu leiden. Diese Gesinnung muss da sein.
Das ist die Hauptbotschaft des Briefes – so kommt es mir vor – oder jedenfalls einer der Hauptstränge dieser Botschaft in der Offenbarung: Die Gläubigen werden aufgerufen, zu leiden – und wenn es sein muss, bis zum Tod.
Die Märtyrer und das Zeugnis der Heiligen
Kapitel 6: Darf ich euch ein paar Verse zeigen? Offenbarung 6, Vers 9 spricht von solchen, die schon gestorben sind. Sie liegen am Fuß des Altars – die Seelen derer, die hingeschlachtet wurden wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie hatten.
Dann heißt es: Sie rufen, Herr, Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange noch, bis du unser Blut rächst an denen, die auf der Erde wohnen? Ihnen wird gesagt: Noch eine kurze Zeit, noch eine kurze Zeit warten (Vers 11). Es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder, die im Begriff sind, getötet zu werden – ebenso wie sie – vollzählig werden.
Ich weiß nicht, ob das bei euch so steht, aber im Griechischen steht es so. Vielleicht habt ihr eine Fußnote, die erklärt, dass „im Begriff sind zu sterben“ heißt, dass sie bald sterben werden. Eure Brüder, die im Begriff sind, das ist doch nichts, was in zweitausend oder dreitausend Jahren geschieht. Die sind auch drauf und dran, jetzt zu sterben. Sie gehen denselben Weg wie ihr. Wartet noch ein bisschen, haltet noch ein bisschen durch, sie kommen jetzt auch alle dran.
Kapitel 7, Vers 14 spricht von einer Gruppe. Ich diskutiere nicht, welche Gruppe das genau ist, aber es heißt, diese sind aus der großen Bedrängnis gekommen. Sie wuschen ihre Gewänder und machten sie weiß durch das Blut des Lammes. Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes. Das sind Märtyrer, die durch eine furchtbar große Bedrängnis gegangen sind.
Andere Stellen haben wir schon gelesen, zum Beispiel Kapitel 18. Dort, in Vers 24, ist die Rede von einer Hure, die Babylon heißt. Von ihr heißt es, dass die Hure eine Stadt ist, sagt der Engel. Die Hure ist gleichzeitig eine Stadt. Ich will das jetzt nicht weiter erklären, sondern nur den Punkt betonen: In dieser Hure, also in dieser Stadt, wurde das Blut von Propheten und Heiligen gefunden. Und zwar von all denen, die auf der Erde hingeschlachtet wurden.
Das erinnert an das Wort Jesu, der sagte: „Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die zu dir Gesandten. Wie oft wollte ich deine Kinder versammeln wie eine Henne ihre Küken.“ In dieser Stadt wurde das Blut aller Getöteten gefunden – von Abel bis zum Blut des Zacharias, den ihr zwischen Tempel und Altar ermordet habt. Davon hat Jesus in Matthäus 23 gesprochen.
Hier ist also die Rede von Märtyrern. In dieser Stadt wurde das Blut von Propheten und Heiligen gefunden und von all denen, die hingeschlachtet wurden. Merkt ihr, das ist eine blutige Geschichte in der Offenbarung. Es geht immer darum, dass die Zeugen Jesu getötet werden.
Zum Schluss sieht man in Offenbarung 20 eine Schar, die auf Thronen sitzt. Dort heißt es: Das sind die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses Jesu und wegen des Wortes Gottes enthauptet wurden, getötet wurden. Wegen des Zeugnisses Jesu und wegen des Wortes Gottes – wieder die zwei Dinge: Wort Gottes und Zeugnis. Das kennen wir schon aus der Offenbarung.
Es ist nicht wichtig, jetzt die Theologie und was die Theologen zu den verschiedenen Stellen sagen. Mir geht es um den Punkt, worum es geht, was die Christen in Ephesus, Pergamos und Thyatira verstanden haben. Die Botschaft kam rüber, sie war nicht so kompliziert oder schwierig.
Aber zurück: Wir haben noch ein paar Minuten, oder? Ich kann es nicht sehen. Haben wir schon so spät? Ja, aber er hat gesagt: Gut, ich habe schon überzogen, aber gebt mir noch eine Minute.
Kapitel 2, Vers 10: „Werde treu bis zum Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben.“ Wenn du treu bist und nicht abschwörst, in diesen zehn Tagen bekommst du das Leben. Die Krone ist das Leben. Das ist ein Genitiv der Gleichsetzung, sagt man in der griechischen Grammatik. Das heißt: Ich werde dir die Krone geben, das Leben.
Die Krone ist also das Leben, so wie das Bad der Wiedergeburt das Bad der Wiedergeburt ist. Die Krone des Lebens – die Krone ist das Leben. Im Jakobus steht das Gleiche, Jakobus 1, Vers 12: Wer ausharrt, bekommt die Krone des Lebens. Das heißt, das ewige Leben wird ihm als Belohnung gegeben, weil er treu geblieben ist.
Man sagt ja: „Aber das ewige Leben ist ein Geschenk.“ Natürlich ist es ein Geschenk. Niemand hat gesagt, dass man es sich erarbeitet. Es geht nur darum, einfach gläubig zu bleiben, nicht Christus abzuschwören – auch dann nicht, wenn man dazu gezwungen wird.
Zum Schluss: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“ Der, der überwindet, wird nicht vom zweiten Tod berührt werden. Der erste Tod ist natürlich der physische Tod, der zweite Tod ist der ewige.
Aber der ewige Tod wird dich nicht packen. Du wirst aus dem Tod hervorgehen und im Neuen Jerusalem sein. Das ist die Belohnung, das Herrliche, das, was ihnen vor Augen steht.
Die entscheidende Frage für jeden Gläubigen
Was fragen wir uns? Jeder von Ephesus, jeder von Smyrna und alle, die diese Briefe erhalten haben, mussten sich diese Frage stellen: Bin ich bereit, für den Herrn Jesus zu sterben? Bin ich bereit, für den Herrn Jesus zu leben?
Wenn ich bereit bin, für den Herrn Jesus zu sterben, dann bin ich auch bereit, für ihn zu leben – egal, wie lange unser Leben dauert und egal, was auf uns zukommt.
Die meisten Menschen werden eines natürlichen Todes sterben, so nehme ich an, das ist der Durchschnitt. Aber es gibt immer wieder Menschen, die wegen ihres Glaubens getötet werden oder Nachteile erleiden. Darum geht es hier: Dieser Aufruf richtet sich an die Christen.
Auf diese Weise kann der Herr sich mächtig verherrlichen. So wird der Satan überwunden. Er kann nichts ausrichten, wenn Christen bereit sind, ihr Leben für Christus hinzugeben. Was will der Satan dann tun? Lasst die Welt das Schlimmste tun, was sie kann. Lasst sie mich töten. Sollen sie mich töten.
Viele haben genau das gesagt: Tötet mich, ihr könnt mir nichts tun. Sie waren voller Wut und Zorn, wie Nebukadnezar, nicht wahr? Tötet mich, werft mich ins Feuer! Er war voller Wut, weil er merkte, dass er nichts gegen Menschen ausrichten konnte, die bereit waren zu sterben. Über diese Menschen hatte er keine Macht.
Der Satan hat keine Macht über Menschen, die bereit sind, mit Christus in den Tod zu gehen und für ihn zu sterben.
Wir wollen jetzt zum Gebet aufstehen. Wenn jemand noch beten möchte, kann ich Ihnen noch eine Frage stellen, die ich vorbereitet habe.
