Herzlich willkommen zu unserem Wortreich-Podcast. Ich bin Jojo, und ich bin Markus. Gemeinsam sprechen wir über christliche Themen, die uns beide bewegen und hoffentlich auch dich interessieren. Viel Freude bei der heutigen Folge!
Markus und ich sagen bei Wortreich immer „Wir“ – oder wie ihr es gerade im Intro gehört habt: Wir wollen die Themen angehen, die euch heute beschäftigen. Ein Thema, das eine Zuhörerin besonders bewegt hat, ist das Thema Geld und Spenden.
Das ist ein sehr spannendes Thema, das uns alle betrifft. Geld ist etwas, mit dem wir alle umgehen müssen. Gleichzeitig ist es ein Thema, bei dem man viel auf einer Metaebene sagen kann. Man kann auf einer höheren Ebene darüber sprechen, ohne gleich praktische Tipps zu geben. Denn in der Bibel steckt sehr viel dahinter – sogar eine ganze Theologie. Es gibt also viel, was man dazu sagen kann.
Das wollen wir mit dieser Folge und auch mit den nächsten Folgen aufgreifen. Geld ist vielleicht nicht das beliebteste Thema bei allen, aber es ist sehr praktisch und sehr wichtig.
Also, heute: Wohlstand oder Askese – der Titel, Markus?
Ja, einfach das Thema Geld. Inwiefern hat es dich mal betroffen oder hast du vielleicht gemerkt, dass da mehr dahintersteckt, als du zuerst gedacht hast?
Ich bin eigentlich früh mit dem Thema Geld und Finanzen in Berührung gekommen, weil mein Vater bei einer Bank gearbeitet hat. Er hatte eine leitende Stelle bei der Bank. Nein, nicht bei der EZB, wir kommen aus Hamburg. Es war eine schwedische Bank, und er hat immer spannende Geschichten erzählt. Außerdem war er auch lange Gemeindekassierer.
Schon in ganz frühen Jahren habe ich so mit Geld zu tun gehabt. Ich erinnere mich, dass immer, wenn Allianz-Gebetswoche war, eine große Abschlussveranstaltung im Michel stattfand, der Hamburger Hauptkirche. Damals war natürlich alles noch Barkollekte. Der Pastor oder Küster brachte meinem Vater die Kollekte, und wir haben das Geld dann gemeinsam auf den Tisch ausgekippt und gezählt. Es war ein riesiger Berg von Geld, vor allem viele kleine Pfennigbeträge. Damals gab es ja noch Pfennig und Mark.
Als Sohn einer Landeskirche erlebte ich, dass auch kleine Spenden reinkamen. So früh bin ich also mit der Verbindung zwischen Gemeinde und Geld in Berührung gekommen. Für mich war das nie ein Widerspruch. Es war ganz natürlich, dass es immer auch um Geld geht. Das hat uns ja auch das Brot auf den Tisch gebracht – der Umgang mit Geld.
Deshalb habe ich einen eher lockeren Umgang damit und rede gerne über Geld. Das finde ich cool, denn es ist oft ein Thema, über das man nicht gern spricht. In Deutschland redet man ja nicht so gern über Geld. Wir haben vorhin schon kurz darüber gesprochen: Es ist nicht üblich, hier zu fragen: „Wie viel verdienst du?“ Natürlich gibt es das auch, aber in anderen Ländern ist das ganz normal. Dort sagt man einfach: „Wie viel verdienst du?“ und geht ganz anders damit um.
Ich bin also so mit dem Thema Geld in Berührung gekommen, dass es, wie du im Intro gesagt hast, eine ganz praktische Komponente gibt. Und gerade in dieser praktischen Komponente wollen wir ja nach Gottes Willen fragen. Was sagt die Bibel darüber, ob ich ein monatliches Budget machen soll? Wofür soll ich mein Geld ausgeben – für Wohnung, Essen oder wie viel darf ich für Luxusartikel verwenden? Ich glaube, die Bibel sagt einiges dazu.
Dann gibt es aber auch noch die Metaebene, die du meintest. Es gibt tatsächlich viele Bibelstellen und eine Menge Theologie darüber, wie das Thema Geld dein geistliches Leben grundsätzlich beeinflusst – vielleicht ohne dass du dir dessen bewusst bist. Es geht nicht nur um konkrete Fragen wie „Soll ich jetzt Geld ausgeben oder nicht?“, sondern darum, wie wichtig dir Geld in deinem Leben ist, woran du dein Herz hängst.
Das hat starke Auswirkungen darauf, wie du mit Jesus gehst. Es beeinflusst auch, wie du generell durchs Leben gehst. Siehst du Geld als etwas an, das zu diesem Leben dazugehört? Oder strebst du nach etwas ganz anderem und betrachtest dieses Leben nur als Durchgangsstadium, als Zwischenstation?
Wenn dir klar ist, dass „das letzte Hemd keine Taschen hat“ – also dass du nichts in deinen Sarg mitnehmen kannst –, und wenn du an das ewige Leben glaubst, dann wird dir bewusst, dass Geld zu diesem Leben gehört. Aber wenn du einmal gestorben bist, ob das in zehn oder in fünfzig Jahren passiert, wird dir dein Geld nicht weiterhelfen.
Das wirkt sich darauf aus, wie du als Christ durchs Leben gehst. Die Perspektive auf die Ewigkeit ist ganz entscheidend, wenn es um den Umgang mit Geld geht.
Vielleicht fangen wir mal damit an: Was denkst du, ist Geld etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Ich glaube, dass Geld an sich etwas ganz Neutrales ist.
Ich erzähle dir gerne diese Geschichte, wie das überhaupt angefangen hat, wie es zu Geld gekommen ist. Früher haben die Menschen einfach Waren getauscht. Da kommt zum Beispiel der Bauer zum Müller und sagt: „Hier, ich habe zehn Säcke Korn für dich. Kannst du die für mich mahlen?“ Und der Müller sagt: „Ja, okay, als Gehalt musst du mir aber einen Sack abgeben.“ So sagt der Bauer: „Okay.“
Nur wenn jetzt der Müller sagt: „Korn habe ich schon genug, das hat mir schon der Bauer vor dir gegeben. Ich bräuchte aber neue Schuhe“, dann sagt der Bauer: „Tut mir leid, ich bin Bauer, ich habe keine Schuhe.“ Da bleibt dem Müller nichts anderes übrig, als zu sagen: „Pech, dann mahle ich nicht für dich.“
Dann muss der Bauer losrennen und geht in die Stadt und sagt: „Hier, guck mal, ich könnte ein, zwei Kornsäcke geben. Hast du ein Paar Schuhe?“ Da kommt dann einer und sagt: „Nee, ich habe nur Fische, ich bin Fischer.“ „Okay, gut, machen wir das.“ Der Bauer nimmt die Fische. Dann muss er wieder losrennen und hofft, dass der Schuhmacher vielleicht Fische oder Korn braucht, damit er von einem Paar Schuhe hat, die er dann dem Müller bringt, damit der ihm die Säcke mahlt.
Also es wurde total umständlich. Man könnte jetzt noch fünf Zwischenschritte einbauen. Man merkte daran: Diese Problematik hat dazu geführt, dass die Leute sich auf eine Tauschware geeinigt haben – und das ist einfach Geld. Dadurch hat jede Ware einen bestimmten Wert, der irgendwie bestimmt wird, auch durch den Markt. Je nachdem, ob in dem Jahr viel Fisch oder Getreide vorhanden ist, wird bestimmt, wie viel das wert ist.
Aber man kürzt einfach diese Wege ab. Deswegen ist Geld erst einmal etwas ganz Neutrales – weder gut noch schlecht.
Ja, ganz genau. Und das finde ich so wichtig, denn wenn wir uns dem Thema Geld nähern, ist es einfach nicht erst einmal per se schlecht zu nennen. Aber auch nicht per se gut. Die Frage ist vielmehr: Wie gehen wir mit dem Geld um? Und was sagt die Bibel dazu? Welche Umgangsweisen mit Geld gibt es?
Wir haben die Folge ja „Wohlstand oder Askese“ genannt. Ich denke, das sind so die beiden Pole, die man da sehen kann. Das eine ist: Geld ist das Erfüllende im Leben. Ich will unbedingt viel Geld machen, das ist mir so wichtig. Diese Sicht ist die des Wohlstands. Wohlstand ist das Erstrebenswerte, wo ich hinkommen möchte.
Es gibt ja auch das Wohlstandsevangelium, zum Beispiel, wo man sagt: Jesus hat dich doch heute schon geheilt und dir schon alle Anteile an den himmlischen Reichtümern gegeben. Also klar, Gott will, dass du reich wirst in diesem Leben.
Der andere Pol ist aber – und den haben wir ganz oft in der Kirchengeschichte gefunden, zum Beispiel im Mönchtum – die Askese: das komplette Verzichten, sich in freiwillige Armut hineinbegeben und so ein bisschen eigentlich nur noch betteln. Es war nichts Unübliches, dass bettelnde Prediger umhergingen.
Aber die Frage ist: Was sagt die Bibel dazu? Ist das eine richtig und das andere falsch? Oder ist beides falsch? So viel erstmal dazu.
Was würdest du denken: Was sind vielleicht erst einmal gute Umgangsweisen mit Geld als Christ?
Die Bibel spricht sehr viel über Geld. Es ist ein großes Thema. Daher sollte man immer die Gesamtheit der biblischen Aussagen betrachten und sich nicht nur auf einzelne Stellen konzentrieren. Bei anderen Themen gibt es manchmal nur ein oder zwei, drei Stellen. Deshalb ist es wichtig zu schauen, was der Grundtenor ist.
Als Erstes sollte man natürlich auf Jesus achten. Es ist interessant, dass Jesus sehr häufig über Geld spricht. Und fast immer warnt er vor der Gier nach Geld oder vor der Liebe zum Geld.
Vielleicht ist es hilfreich, kurz zu überlegen, woher überhaupt die Vorstellung kommt, dass Wohlstand oder viel Geld zu haben etwas Gutes sei. Das ist nicht grundsätzlich unbiblisch. Viele Menschen schauen sich zum Beispiel das Alte Testament an und sehen, dass diejenigen, die Gott gesegnet hat und mit ihm gegangen sind, wie Abraham oder Jakob, sehr reich wurden, wenn sie ihm treu waren.
Man sieht, wie Abraham im Land Kanaan reich wurde und wie Jakob viele Schafsherden sammeln konnte. Auch Hiob war in seiner Zeit sehr wohlhabend. Gott selbst versprach dem Volk Israel, dass wenn sie ihm im Land treu bleiben, sie reiche Ernten erhalten würden. Sie würden aufblühen, viel ernten und ihre Vorratskammern füllen.
Daher kommt die Vorstellung, dass Menschen, die Gott treu sind, im Alten Testament tatsächlich Segen in Form von Wohlstand erlebt haben. Es gibt aber auch andere Beispiele. Menschen wie Josef, der gottesfürchtig war, gingen durch Zeiten, in denen sie wenig hatten. Auch Daniel erlebte Phasen, in denen er nichts besaß.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Was gilt heute für dich? Daraufhin sollte man genau prüfen, was Jesus zum Thema Wohlstand und Geld gesagt hat.
Vielleicht gibt es dazu eine passende Bibelstelle. Zuerst zum Thema: Wie werden wir in der heutigen Zeit von Gott gesegnet?
In Epheser 1 lesen wir, dass wir mit Christus in die himmlischen Örter versetzt sind, von denen wir alle Segnungen empfangen. Diese Segnungen sind geistlicher Natur. Das ist der entscheidende Unterschied. Natürlich kann Gott auch materiell segnen, und oft ist eine materielle Komponente dabei. Aber wenn es heißt, dass wir bereits alle Segnungen mit Christus haben, dann sind diese vor allem geistlicher Art.
Das bedeutet nicht, dass wir als Christen reich werden müssen. Wenn wir Jesus anschauen, sehen wir, dass er einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat als den Weg des Reichtums. Ein guter Umgang mit Geld ist in der Bergpredigt ein wichtiges Thema. Dort wird deutlich, dass wir in das Himmelreich investieren sollen. Das ist zunächst ein Mindset, eine Ewigkeitsperspektive, die wir einnehmen sollten.
Du hast vorhin gesagt, wir haben keine Taschen im letzten Hemd. Alles, was wir hier auf Erden investieren, wird nicht mit ins Himmelreich genommen. Natürlich müssen wir auch in irdische Dinge investieren: Mieten bezahlen, Essen kaufen und so weiter. Das sind Dinge, die Gott im Blick hat. Aber Luxus und ähnliches sind keine Investitionen, die wir mit ins Himmelreich nehmen können.
Jesus spricht davon, dass wir unser Geld im Himmel anlegen sollen. Das ist die Perspektive, die wir haben sollten – Reichtümer im Himmel zu sammeln. Diese Sichtweise finde ich sehr wichtig, besonders wenn wir über Geld sprechen.
In diesem Zusammenhang spricht Jesus auch über das Sorgen. Wir sollen uns nicht darum sorgen, wie viel Geld wir verdienen oder ob wir immer versorgt sind. Jesus verspricht uns, dass er für uns sorgt. Er sagt, dass er dafür sorgt, was wir essen und welche Kleidung wir haben.
Darüber hinaus gilt das, was du gesagt hast: Wir sollen das Reich Gottes an erste Stelle setzen. Daraus erkennt man, welche Dinge es wert sind, dass man Geld dafür ausgibt. Das bedeutet nicht, dass man zuhause vor einem leeren Kühlschrank sitzen muss, während das Geld daneben liegt und man darauf wartet, dass Gott daraus Brot macht. Es ist völlig normal und gut, Geld für Essen, Kleidung und eine Unterkunft auszugeben.
Dass Gott uns verspricht, für uns zu sorgen, heißt letztlich auch, dass er uns die Fähigkeiten gibt, uns selbst zu versorgen – sofern wir gesund und kräftig sind. Man kann nicht einfach sagen: „Lass es vom Himmel fallen!“ Gleichzeitig gibt es Menschen, die wirklich in Not sind. Sie müssen im Glauben darum bitten, dass sie genug zu essen für den nächsten Tag haben.
Ja, also vielleicht einfach mal der Blick auf Jesus. Das finde ich immer so beeindruckend: Wie hat Jesus es vorgelebt?
Ich muss sagen, ich finde es sehr schade, wenn ich Christen treffe, die sehr auf Wohlstand fokussiert sind und ein teures Auto fahren. Da habe ich schon meine Vorbehalte. Wenn man es wirtschaftlich betrachtet und sich einen guten Mercedes kauft, weil der einen langen Motorlebenszyklus hat und sich das nach einigen Jahren rentiert, kann ich das nachvollziehen. Aber wenn ich mir ein teures Auto kaufe, das einfach nur purer Luxus ist, dann muss ich mich wirklich fragen: Reflektiert das denn Jesus und den Weg, den er gewählt hat?
Wenn ich in die Bibel schaue, sehe ich Folgendes: Jesus wurde nicht in einem Königspalast geboren, sondern in einer Krippe. Er wurde von armen Leuten geboren, die nicht viel hatten. Das sieht man daran, dass sie Turteltauben als Opfer brachten – das war das Opfer der Armen.
Zu seinen Jüngern sagt er, wenn er sie aussendet: „Geht hinaus, verkündet das Evangelium, aber nehmt keine zwei Hemden mit.“ Zwei Hemden waren ein Zeichen von Reichtum. Das heißt, sie sollten das einfache Gewand der Armen tragen und sich mit ihnen gleichmachen. Und so weiter und so weiter.
Dann gibt es diese vielen Warnungen vor Geld. Jesus hat tatsächlich einen radikal anderen Weg gewählt. Er sagt ja auch: Der Menschensohn hat keinen Ort, wo er seinen Kopf hinlegen kann. Er schläft draußen auf dem Feld. Seine Versorgung kam zum Beispiel von Freunden – Menschen, die ihn unterstützten und begleiteten. Dabei war es kein Almosen, sondern sie taten es aus Liebe zu Jesus. Für sie war es eine große Ehre, dass Jesus bei ihnen zu Gast war und bei ihnen blieb.
Man merkt auch, wie freigiebig sie wurden, wenn es um Jesus ging. Dann war das nicht mehr mit Geld zu messen.
Ein gutes Beispiel, wie man mit Geld umgehen kann, ist Zachäus. Er war ein Zöllner, der die Leute betrog und sich viel Reichtum angehäuft hatte. Als er sich bekehrte und Jesus in sein Haus kam, war das für ihn das Größte. Denn er wusste, dass er sich das nicht kaufen konnte. Es war für ihn unvorstellbar, dass ein frommer Jude, ein Rabbi, ein Lehrer, zu ihm nach Hause kommt, weil er unrein war und ein Verräter an seinem eigenen Volk.
Das war das Größte, was ihm passieren konnte. Seine Antwort auf die Bekehrung war, dass er allen, die er betrogen hatte, dreifach oder vierfach zurückzahlte. Man merkt, er hätte es auch einfach zurückzahlen können, vielleicht mit Zinsen. Aber in diesem Moment dachte er nicht mehr wirtschaftlich. Es ging ihm darum, dass das Geld für ihn keinen Wert mehr hatte. Er gab es lieber weg, weil es ihn sonst gefangen gehalten hätte. Er wollte, dass es wegkommt.
Daran sieht man auch, wie es Menschen gehen kann, die sehr viel haben. Viel Geld kann auch ein Ballast sein.
Genau, und was für ein schönes Bild: Jesus kommt in das Haus von Zachäus, und auf einmal ist dieser wie verwandelt. Er will quasi Geld weggeben. Jesus sagt in der Bergpredigt: „Ihr könnt nicht zwei Herren gleichzeitig dienen. Entweder werdet ihr den einen verachten und den anderen lieben, oder ihr werdet den einen anhängen und den anderen von euch stoßen.“ Das steht in Matthäus 6.
Diese Worte sind ernst. Wir können nicht dem Geld dienen. Das heißt nicht, dass wir kein Geld haben dürfen oder uns kein Budget machen und gut haushalten sollen. Aber wir sollen dem Geld nicht dienen. Es geht einfach nicht, beides gleichzeitig zu tun. Wir können nicht den Fokus auf Geld und gleichzeitig auf Jesus haben. Wir werden den Fokus entweder auf das eine oder auf das andere legen.
Vielleicht können wir das noch etwas ausführen. Was lesen wir für Warnungen? Eine Stelle, die mir einfällt, ist das Gleichnis vom ungerechten Verwalter. Ich kann die Bibelstelle gerade nicht genau angeben, aber es geht so: Da ist ein Verwalter, der für einen reichen Mann arbeitet. Irgendwann wird er untreu, und der reiche Mann will ihn nicht mehr als Verwalter behalten. Er will nicht mehr, dass dieser über sein Geld bestimmt.
Das ist eines dieser ungewöhnlichen Gleichnisse von Jesus. Der Verwalter weiß, dass er bald gekündigt wird. Daraufhin ruft er alle Leute zusammen, die Schulden bei seinem Herrn haben, und streicht oder reduziert ihre Schulden. So macht er sich bei ihnen beliebt.
Ja, ich weiß, welches Gleichnis du meinst, aber ich weiß auch nicht genau, wo es steht. Es ist ein verrücktes Gleichnis. Man denkt zuerst: „Boah, das ist ja richtig ungerecht, das ist böse.“ Man erwartet, dass Gott den Verwalter tadelt.
Hier ist es: Lukas 16. Ich habe es gefunden. In Vers 8 heißt es: „Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, dass er klug gehandelt habe; denn die Kinder dieser Welt sind ihrem Geschlecht gegenüber klüger als die Kinder des Lichts. Auch ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn ihr Mangel habt, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.“
Ich finde dieses Gleichnis so interessant, weil Jesus oft einen Plottwist einbaut. Man denkt: „Wow, krass, warum nennt er das jetzt gut? Warum lobt er jemanden, der das Geld eines anderen verschleudert?“ Ich nenne das manchmal ein Ungleichnis oder ein Antigleichnis.
Die Parallele ist: Wir sollen genauso verschwenderisch mit dem Geld unseres Herrn umgehen. Unser Herr ist Jesus, das ist Gott. Er gibt uns Geld, und wir sollen dieses Geld verschwenden – aber nicht, um im Reichtum zu schwelgen. Sondern um uns Freunde zu machen für die ewigen Hütten.
Wir sollen unser Geld in Menschen, in Gottes Reich investieren. Darin sollen wir das Geld sozusagen verschwenden, um uns Freunde zu machen, die uns in die ewigen Hütten aufnehmen. Auch hier zeigt sich wieder dieser Gedanke.
Ich finde das ein krasses Beispiel: Jesus sagt eigentlich, dass er unser Herr ist und möchte, dass wir nicht dem Geld dienen. Sondern dass wir uns wirklich Freunde mit dem Geld machen, dass wir mit unserem Geld so großzügig sind, dass es für andere wie Verschwenden aussieht.
Ein weiteres, meiner Meinung nach sehr wichtiges Beispiel ist der reiche Jüngling. Er war jemand, der Jesus eigentlich folgen wollte. Über ihn wird auch gesagt, dass Jesus ihn schon richtig liebgewonnen hatte. Jesus sagte zu ihm: „Eins fehlt dir noch, um mir zu folgen.“ Und das war: Verschenke einfach alles, was du hast, gib es den Armen und folge mir nach.
Doch der junge Mann ging traurig weg, denn er hatte sehr viele Reichtümer. Jesus sagte daraufhin dieses bekannte Wort: Es ist eher wahrscheinlich, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Hier zeigt sich eine ganz klare Positionierung von Jesus. Er sagt damit, dass Reichtum es dir nicht leicht macht, in den Himmel zu kommen.
Es ist nicht unmöglich, reich zu sein und dennoch in den Himmel zu kommen. An dieser Stelle möchte ich auch betonen, dass es durchaus Geschäftsleute oder Christen gibt, die sehr engagiert sind und mit ihrem Geld viel Gutes tun. Manche werden dadurch sogar richtig reich. Dennoch kann ich es jungen Christen nicht als Vorbild empfehlen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass man dabei eine Liebe zum Geld entwickelt, die den Glauben verdrängt oder in Konkurrenz zu Jesus tritt. Jesus selbst sagt, es ist eher wahrscheinlich, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht – also sehr unwahrscheinlich.
Wenn es solche Menschen gibt, und das sind wenige, dann muss man sie wirklich loben und ehren, wenn sie das schaffen. Viele arbeiten wahrscheinlich einfach an der Freude an der Aufgabe, die Gott ihnen gegeben hat. Oder sie haben vielleicht schon viel bekommen und setzen es einfach nur gut ein – so wie der Verwalter, dem viel gegeben wurde. Das ist auch biblisch: Wenn dir viel gegeben wird, setze es gut ein.
Doch wenn es darum geht, welches Lebensziel man sich als junger Mensch setzt, muss man einfach akzeptieren, dass Jesus davor warnt, reich werden zu wollen. Es ist etwas, das deinen Weg in den Himmel erschwert. Das ist etwas, womit man schon früh anfangen kann. Wenn man früh damit anfängt, ist man dem Geringen schon treu, und Gott wird einen über Größeres setzen, damit man auch über Größeres treu sein kann.
Wenn man also dem Geringen schon jetzt treu ist, entwickelt man einen Lebensstil, bei dem es einem später nicht so schwerfällt, wenn das Einkommen steigt. Man sagt ja auch: Geld verdirbt den Charakter – und das stimmt tatsächlich. Ich habe das im Arbeitsleben schon oft gesehen, sicher auch im Missionswerk, aber auch vorher in anderen Arbeitsbereichen.
Es gibt junge Leute, die kommen direkt von der Uni oder Ausbildung und wollen schnell aufsteigen. Sie bedienen sich dabei Ellenbogenmethoden oder schmeicheln sich ein. Man merkt diesen Wunsch, schnell aufzusteigen, weil es ihnen wichtig ist, viel Geld zu verdienen und großen Einfluss zu haben. Dabei gehen sie oft so vor, dass sie möglichst wenig Einsatz zeigen, aber möglichst viel herausholen wollen. Sie benutzen dabei oft charakterlich bedenkliche Mittel.
Ein guter Chef erkennt das sehr schnell. Er sieht, wer ehrlich und treu gearbeitet hat, wer anderen im Team geholfen hat. Ein guter Chef achtet darauf, dass der Charakter stimmt – nicht darauf, wer am schnellsten aufsteigen will. Das merkt man wirklich schon ganz früh, sogar bei Praktikanten aus dem Studium. Man erkennt, was ihr eigentliches Anliegen ist: Wollen sie wirklich etwas lernen und helfen, oder sichern sie sich nur einen weiteren Karriereschritt?
Das kann man schon in jungen Jahren an einem Menschen sehen. Deshalb, wenn junge Leute hier zuhören und überlegen, bald ins Praktikum oder in den ersten Job zu gehen, dann ist ein wichtiges Werkzeug, um auch über Jesus zu sprechen oder den Glauben sichtbar zu machen, nicht das Streben nach möglichst viel Geld. Vielmehr geht es darum, Charakter zu zeigen und im Umgang mit den Mitmenschen ehrlich und engagiert zu leben.
Vielleicht bist du jetzt auch hier und verdienst nicht viel Geld. Dann denkst du dir vielleicht: „Hä, wir haben doch gerade gesagt, dass man auch mit wenig Geld schon gut etwas einsetzen kann.“
Ich möchte aber noch gern darauf eingehen, welches Lebensbild oft hinter diesem Verhalten steckt – das Bild des Hedonismus.
Kannst du kurz erklären, was Hedonismus bedeutet, für die Leute, die es nicht wissen? Ich glaube, es ist einfach das Streben danach, glücklich zu sein, also das Streben nach eigenem Glück, nach Vergnügen und Lustbefriedigung. Genau, vor allem in weltlichen Dingen.
Ein Beispiel für Hedonismus, das ich bei einer jungen Generation sehe, ist das starke Verlangen zu reisen und viel zu erleben. Vielleicht möchte der eine oder andere mehr Konzerte besuchen, der nächste lieber viele Länder bereisen. Andere wollen viele Sportereignisse sehen oder kaufen sich immer krassere Fahrzeuge oder ähnliches. Und eben darin suchen sie ihr Glück.
Auch da habe ich teilweise meine Bauchschmerzen, weil man sein Glück in dem Moment in irdischen Dingen sucht – und nicht in himmlischen Dingen. Das heißt nicht, dass es nicht schön ist zu reisen. Das ist auch wichtig. Man darf reisen, man darf Urlaub machen. Aber man merkt es schon an Menschen, für die das das Erfüllendste in ihrem Leben ist: Wenn sie das nicht haben, gehen sie komplett ein.
Daher habe ich auch meine Fragen: Wie ist das Bild von Jesus in diesem Zusammenhang? Ist Jesus derjenige, der uns am meisten Freude gibt, der uns am meisten erfüllt? Oder sage ich: „Ich brauche das unbedingt“?
Ich glaube, wir müssen gar nicht so sehr auf andere zeigen, denn wir sind selbst gemeint und Teil davon. Denn man muss einfach sagen: Unsere gesamte Gesellschaft, die ganze Werbung und alles vergöttern letztlich ein hedonistisches Absolut.
Das stimmt. Alles, was in den Medien, im Film und in der Konsumwelt passiert, dreht sich darum: „Du bist es dir wert, gönn dir was, lass es dir gut gehen.“ Es geht immer darum, möglichst glücklich zu sein – auch durch materielle Dinge.
Und selbst als Christen – wir beide und jeder von uns – hat irgendwo einen Bereich, in dem er mehr versucht hat, und bei anderen Bereichen vielleicht weniger. Aber das zieht sich durch alle Gemeinden. Junge Menschen hören das überall und denken, es sei normal.
Da muss man einfach wirklich fragen: Was ist eigentlich das, was für uns als Christen normal ist?
Genau, die Werbung ist ein guter Punkt. Sie sagt einem ja immer: „Das eine brauchst du noch.“ Wenn du das eine noch kaufst, hast du das, was du brauchst. Das ist das Bild, das für uns normal geworden ist.
Und noch eine Sache: Bei den vielen Stellen, an denen Jesus oder das Neue Testament vor Reichtum warnen, denken wir oft schnell, dass das nicht auf uns zutrifft. Vielleicht sind wir noch jung, studieren oder verdienen nicht viel. Vielleicht ist es mein erstes Gehalt, ich bekomme BAföG oder lebe noch bei meinen Eltern – also habe ich ja nicht viel.
Doch wenn du dir die Weltbevölkerung ansiehst und überlegst, was der durchschnittliche Mensch auf dieser Erde verdient, und dann vergleichst, was du verdienst – sei es jetzt schon oder welche Möglichkeiten du hast –, dann sieht das anders aus. Selbst wenn du jetzt Student bist, wirst du in zwei oder drei Jahren, wenn du fertig bist, mit einem normalen Durchschnittsjob schon so viel verdienen, dass du zu den oberen zehn Prozent der Weltbevölkerung gehörst.
Allein deine Aussichten in diesem Land sind gut. Selbst wenn du mal eine Zeit lang arbeitslos bist, wirst du nicht komplett ins Nichts fallen. Wenn du das alles in Relation zu dem setzt, was die Menschen weltweit haben, bist du reich. Das heißt: Immer wenn das Neue Testament vor den Reichen warnt, bist du gemeint.
Wir sind reich, das muss man einfach sagen – zumindest hier in Deutschland. Wir sind bisher an den Punkt des Wohlstands gekommen, haben uns aber als Gesellschaft kaum damit auseinandergesetzt. Vielleicht können wir da einfach noch mal kurz einen Blick drauf werfen.
Man könnte jetzt meinen: „Boah, krass, da muss ich ja alles weggeben.“ Man denkt vielleicht, dass man jeden Cent, den man mehr hat, als man zum Leben braucht, immer in Gottes Reich investieren muss.
Das ist ein Thema, das leicht eine Schlagseite bekommen kann. Wenn man glaubt, dadurch gerecht zu werden, kann das schnell in Stolz umschlagen. Man denkt dann vielleicht: „Hey, schau mal, Gott, wie viel Geld ich in dein Reich investiere. Schau mich an, wie toll ich bin.“
Auch Menschen, die absichtlich in freiwilliger Armut leben, können diesen Stolz entwickeln. Sie sagen dann vielleicht: „Boah, guck mal, ich verzichte auf alles, Gott. Ich bin so ein toller Christ, weil ich mir gar nichts mehr gönne.“
Dazu habe ich auch Gedanken. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Haltung falsch ist – das ist es auf jeden Fall. Wenn ich mir aber unsere Gesellschaft in Deutschland anschaue, vor allem die christlichen Gemeinden und junge Menschen, glaube ich, dass das nur in 0,1 Prozent der Fälle vorkommt.
Das andere Extrem ist viel häufiger: die Liebe zu materiellen Dingen. Dabei muss es gar nicht um Wohlstand gehen, sondern einfach um materielle Dinge. Das trifft auf 99,9 Prozent zu. Das muss man einfach so sagen.
Ich glaube, unsere Gesellschaft läuft nicht Gefahr, zu viel ins Reich Gottes zu geben und sich dadurch Gunst bei Gott erkaufen zu wollen. Tatsächlich gibt es Tausende, ja Hunderttausende Menschen, die vielleicht regelmäßig in den Gottesdienst gehen, aber überhaupt nichts geben.
In jeder Gemeinde ist das so. Das kann dir jeder Gemeindekassierer bestätigen. In Freikirchen zum Beispiel zahlen nur etwa 80 Prozent der Mitglieder überhaupt irgendetwas und spenden. Die restlichen 20 Prozent geben gar nichts. Und dabei reden wir noch nicht einmal von Freunden der Gemeinde, die ebenfalls nichts geben.
Eine Person, die in unseren Augen schon fast am Bettelstab ist, weil sie so viel ins Reich Gottes gibt, habe ich in den Gemeinden bisher nicht getroffen.
Natürlich kann diese Haltung verkehrt sein. Sicherlich war das bei den Mönchen im Mittelalter extrem. Aber in unserer heutigen Zeit in Deutschland sehe ich diese Gefahr kaum.
Genau, das ist ein sehr, sehr guter Punkt. Ich denke tatsächlich, man kann nicht zu viel in Gottes Reich geben. Man kann sich nicht zu viele Reichtümer im Himmel ansammeln.
Dort, wo dein Herz es dir oder Gott es dir aufs Herz legt, da solltest du geben. Aber nicht aus einem falschen Motiv, etwa um den Himmel zu erkaufen.
Das Motiv ist sehr wichtig und sehr spannend. Das werden wir wahrscheinlich in der nächsten Folge vertiefen. Geben muss immer aus einem freiwilligen, freien Herzen geschehen – nicht, weil wir unter Zwang stehen oder denken, wir müssten es tun.
Was es damit auf sich hat und wie man ganz praktisch geben kann, das schauen wir uns dann in der nächsten Folge an.
Das war die heutige Wortreich-Folge. Wenn du diese Folge mit dem Handy auf Spotify angehört hast, kannst du einfach unten an unseren Umfragen teilnehmen.
Bis zum nächsten Mal, ciao!