Begrüßung und Einführung in das Thema
Ich möchte Sie alle ganz herzlich begrüßen und willkommen heißen, auch diejenigen, die später zu uns gestoßen sind, nach unserer Führung vorhin.
Wie wir eben gehört haben, geht es heute Abend zunächst um die Entstehungsgeschichte der Bibel. Ich habe hier eine kleine Folie vorbereitet. Darauf sind einige mögliche Antworten zur Frage angegeben: Wie entstand die Bibel?
Ist sie vom Himmel gefallen, so wie zum Beispiel die Glaubensgemeinschaft der Mormonen von ihrem Buch Mormon behauptet? Ist die Bibel einfach so komplett mit ihren sechsundsechzig Büchern und über achthundert Kapiteln vom Himmel gefallen? Oder entspringt sie lediglich menschlichem Geist?
Ist sie ein religiöses Buch, ähnlich wie der Koran, die hinduistischen Veden, die Bhagavadgita des Buddhismus oder andere heilige religiöse Schriften?
Oder ist sie ein Buch, das unter anderem neben vielen menschlichen auch göttliche Offenbarungen enthält? Waren gute Engel die Verfasser? Hat Gott Menschen gebraucht und sie inspiriert, sie mit seinem Heiligen Geist geleitet bei der Abfassung der einzelnen Bücher?
Oder können wir einfach sagen, die Bibel ist ein Buch wie alle anderen auch?
Das sind einige mögliche Antworten. Ich möchte Sie bitten, jetzt im Geist – ohne es laut auszusprechen – nur in Gedanken ein Kreuzchen bei der Antwort zu machen, die Sie für richtig halten. Machen Sie bitte für sich ein Kreuzchen irgendwo. Am Ende werde ich die Folie noch einmal zeigen. Dann wollen wir sehen, ob Sie bei Ihrem Kreuzchen bleiben oder ob vielleicht jemand sein Kreuzchen dann doch noch verrücken möchte. Das könnte ja auch sein.
Die Entstehung des Alten Testaments
Wenn wir über die Entstehungsgeschichte der Bibel sprechen, müssen wir zurück in eine Zeit um 1500 v. Chr. Das sind inzwischen etwa 3500 Jahre. Die ältesten Texte der Bibel stammen aus dieser Zeit, darunter das erste Buch Mose.
Wenn wir andere Bücher aus dieser Zeit betrachten, also irgendwelche Schriftfunde von verschiedenen Teilen der Erde, wirken sie oft sehr alt und antiquiert. Beim Lesen stauben sie förmlich. Man kann mit ihnen meist nicht mehr viel anfangen. Wenn es damals schon Zeitungen gegeben hätte, und wir uns eine Zeitung aus dem Jahr 1500 v. Chr. vorstellen, könnten wir damit sicher nichts anfangen. Es gibt nämlich einen Journalistenspruch: „Nichts ist so alt wie eine Zeitung von gestern.“ Und was könnten wir dann mit einer Zeitung von vor 3500 Jahren anfangen?
Doch wenn wir die Bibel aufschlagen, beispielsweise das erste Buch Mose ganz vorne, und darin lesen, kann es sein, dass wir feststellen: Das ist so lebendig, so taufrisch, als wäre es gestern geschrieben worden. Die allerersten Niederschriften der Bibel liegen 3500 Jahre zurück. Unter Umständen gehen sogar Teile des ersten Buches Mose bis zu einer Zeit vor der Sintflut zurück, die in den Kapiteln 6 bis 8 dieses Buches berichtet wird.
Damals kannte man bereits die Schrift auf Tontafeln. Wir haben vorhin bei der Führung gesehen, dass man entdeckte, wie man in weichen Ton Zeichen eingravieren kann – ob nun Hieroglyphen oder Keilschriftzeichen. Danach wurden die Tafeln in der Sonne getrocknet. So entstanden Platten, die man in einer Bibliothek sammeln konnte. Dort standen dann zentnerschwere Tonplatten nebeneinander. Das war die Form der Bibliothek vor 3500 Jahren: Tonplatten.
Wahrscheinlich haben Mose und schon vor ihm die sogenannten Erzväter Abraham, Isaak und Jakob Berichte über ihr Erleben mit Gott auf solche Tontafeln geschrieben. Diese wurden weitergegeben bis zu Mose. Mose könnte diese Berichte zum ersten Buch Mose, zum Buch Genesis, zusammengefasst und redigiert haben. So entstand wahrscheinlich das erste Buch Mose.
Die anderen vier Bücher Mose – hat Mose sie selbst geschrieben? Das bezeugt er selbst mehrfach in den Mosebüchern. Manche sagen, er habe bestimmt nicht schreiben können. Da täuscht man sich jedoch gewaltig. Mose war einer der gebildetsten Menschen, die je auf dieser Erde gelebt haben. Er wurde am Hof des Pharao von Ägypten erzogen. Ägypten war damals die geistig führende Macht auf der Erde.
Als Mose lebte, standen die ältesten Pyramiden schon seit etwa tausend Jahren. Die Kultur der Ägypter war damals so hoch entwickelt, wie wir es uns kaum vorstellen können. Die Bibel sagt, dass Mose in allen Wissenschaften der Ägypter unterrichtet war. Heute ist Wissenschaft sehr spezialisiert – auf Medizin, Informatik oder andere Gebiete. Damals war die Wissenschaft sehr breit gefächert. Mose war universal gebildet und konnte sehr wohl schreiben.
Er hat die Bücher zwei bis fünf Mose geschrieben. Seinen Tod, der im letzten der fünf Mosebücher berichtet wird, hat wahrscheinlich sein Nachfolger Josua hinzugefügt. Es ist ja nicht plausibel, dass Mose seinen eigenen Tod berichtet hat, es sei denn, er hat das prophetisch vorausgesehen. Wahrscheinlich war es jedoch Josua, der diesen Abschnitt ergänzte.
So entstanden die fünf Bücher Mose, die man die Tora nennt. Sie sind die Gesetzrollen des alten Bundes des Volkes der Juden bis zum heutigen Tag. Allmählich wuchs die Zahl der heiligen Buchrollen weiter. Es kamen weitere Formen der Überlieferung hinzu: Der Papyrus wurde entdeckt. Damit war es leichter, Informationen zu sammeln und zu speichern.
Wenn Sie auf der Folie unten sehen, entstanden also die ersten Mosebücher. Auch das Buch Hiob gehört in diesen Zeitraum und zählt zu den ältesten Büchern der Bibel überhaupt. So entstanden weitere Geschichtsbücher. Dann sind wir etwa bei Samuel und den Königen, etwa im Jahr 1000 vor Christus. Danach entstanden prophetische Bücher vor der Gefangenschaft Israels in Babylon, vor dem Jahr 586.
Während der Gefangenschaft Israels im sechsten Jahrhundert vor Christus, als Israel mehrere Jahrzehnte im heutigen Iran gefangen gehalten wurde, entstanden die Propheten Jeremia, Klagelieder, Hesekiel und Daniel. Da schrieb man schon auf Rollen – das kommt wortwörtlich in diesen Propheten vor.
Nach der Gefangenschaft entstanden die restlichen Bücher Nehemia, Esra und Esther sowie die kleinen Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi. Das Buch Maleachi schließt das Alte Testament ab.
Dann kam eine Zeit von über 400 Jahren, in denen es keine göttliche Offenbarung gab. Gott hat diesen Zeitraum wohl bewusst eingefügt, um einen klaren Bruch zu machen – eine deutliche Unterscheidung hin zu den neutestamentlichen Schriften, die dann mit den Evangelien wieder begannen.
Die Kanonbildung des Alten Testaments
So können wir sagen, dass ein alttestamentliches Buch nach dem anderen entstand. Nun könnten wir fragen: Schön und gut, wenn wirklich diese einzelnen Autoren – Mose, Joshua, David oder die Propheten wie Jeremia – unter Gottes Anleitung Dinge niederschrieben, wer hat dann diese einzelnen Schriften zum Alten Testament zusammengefügt? Wer hat bestimmt, welche dieser religiösen Schriften nun zum Alten Testament gehören, also von Gott inspiriert waren, und welche nicht? Denn es gibt noch viele weitere religiöse Schriften aus diesem Zeitraum, die wir heute nicht in der Bibel haben.
Wer hat letztlich die Verantwortung getragen? Wer hat bestimmt, wie das Alte Testament in seiner heutigen Form zusammengesetzt ist? Man spricht von der Kanonbildung. Das hat nichts mit dem gesungenen Kanon zu tun. Kanon bedeutet einfach eine Buchsammlung, eine Sammlung dieser biblischen alttestamentlichen Bücher – also den alttestamentlichen Kanon mit den neununddreißig Büchern des Alten Testaments.
Denn es wurden nicht alle Schriften aufgenommen. Es gibt sogar Schriften, die im Alten Testament erwähnt werden, aber nicht zum Alten Testament gehören. Im vierten Buch Mose heißt es zum Beispiel: „Im Buch von den Kriegen des Herrn“. Es gab damals ein Buch von den Kriegen des Herrn, das wir heute nicht in der Bibel haben. Oder in Josua 10 steht: „Ist dies nicht alles geschrieben im Buch des Redlichen?“ Das Buch des Redlichen ist ebenfalls nicht im Alten Testament enthalten.
Es gab also weitere religiöse Schriften, die wir heute nicht in unserer Bibel haben. Wer hat bestimmt, was dazugehört und was nicht? Folgendes Kriterium war entscheidend: Wenn jemand ein anerkannter Prophet war, wurden auch seine Schriften als prophetisch, als von Gottes Geist inspiriert, angesehen und angenommen. War er kein Prophet, wurden seine Schriften nicht als inspiriert anerkannt.
Es hing also an der Person, am Leben des Betreffenden. Er musste mit seinem ganzen Leben bezeugen, dass er wirklich ein Mensch war, der mit Gott lebte und dem Gott so etwas anvertrauen konnte. Propheten waren von Gott berührte Menschen, die in seinem Auftrag die Sünden der Könige oder des Volkes beim Namen nannten, Gericht unter bestimmten Voraussetzungen ankündigten oder auch Gnade und manchmal sogar die Zukunft offenbaren konnten.
Das ist ein Prophet: ein von Gott berührter Mann oder eine berührte Frau, die nun im Auftrag Gottes in eine bestimmte Situation Gottes Wort und Gottes Willen hinein deuteten. Und vor diesem Hintergrund müssen wir eine ganz interessante Aussage des Alten Testaments hören.
Die Propheten waren alle nachprüfbar. Sie weissagten nämlich nicht nur in die ferne Zukunft, sondern alle Propheten haben auch in die unmittelbare Gegenwart oder nahe Zukunft geweissagt. Das heißt, man konnte unter Umständen schon wenige Wochen oder Monate nach ihrer Prophezeiung prüfen, ob sie eingetroffen war oder nicht. Und wenn sie nicht eingetroffen war, drohte ihnen der Tod.
Das war also nicht so wie bei den heutigen Wahrsagern. Dort kann man hingehen, und sie lesen einem aus der Handlinie, aus der Kugel oder aus den Karten. Das kann eintreffen oder nicht. Wenn es nicht eintrifft, hat man Pech gehabt. Wenn es eintrifft, vielleicht Glück – in Anführungsstrichen, eine sehr fragwürdige Sache, von der ich hier spreche.
Aber diesen Wahrsagern wird kein Haar gekrümmt, wenn sie daneben lagen. Menschlich gesehen stehen die Chancen fifty-fifty. Ich kann auch jemandem eine Vorhersage machen, bei der die Wahrscheinlichkeit fifty-fifty ist, ob sie eintrifft oder nicht.
Bei den Propheten war das nicht so. Sie waren nachprüfbar. Wenn sich ihre Voraussagen nicht erfüllten, wurden sie mit dem Tod bestraft. Das steht in 5. Mose 18. Dort kann man die sogenannte Prophetenprobe nachlesen. Wenn ihre Aussage nicht eintraf, drohte ihnen der Tod.
Vor diesem Hintergrund müssen wir wissen, dass alle alttestamentlichen Schreiber Propheten waren. Das heißt, sie waren nachprüfbar von Gott autorisierte Menschen, die Gottes Wort in die Gegenwart, in die nahe Zukunft und teilweise auch in die ferne Zukunft sagten. Sie waren nachprüfbar, und darum wurden auch ihre Schriften als prophetisch und von Gott inspiriert anerkannt – andere nicht.
Darum haben wir nur 39 Bücher des Alten Testaments. Eine weitere Bestätigung dafür, dass gerade diese 39 Bücher wirklich von Gott kommen, liegt in der Tatsache, dass sie fast alle im Neuen Testament zitiert werden. Zwei Bücher des Alten Testaments werden nicht zitiert: das Buch Esther und das Hohelied.
Diese beiden werden im Neuen Testament an keiner Stelle zitiert. Das heißt aber nicht, dass sie nicht zur Bibel gehören oder dass sie irgendwie hineingerutscht sind. Sie gehören ganz gewiss dazu. Aber sie werden im Neuen Testament nicht zitiert. Alle anderen 37 alttestamentlichen Bücher werden durch Jesus Christus, Paulus und andere neutestamentliche Apostel zitiert und damit in ihrer Echtheit bestätigt.
Eigentlich war dieser alttestamentliche Kanon schon zur Zeit des Maleachi komplett. Die Qumranfunde, von denen ich vorhin gesprochen habe, zeigen, dass das Alte Testament im Jahr 150 vor Christus schon genau so aussah wie heute. Achtunddreißig dieser neununddreißig alttestamentlichen Bücher wurden in den Qumranfunden entdeckt – wiederum mit Ausnahme des Buchs Esther.
Die Apokryphen und ihre Stellung
Was ist dann mit den sogenannten alttestamentlichen Apokryphen? Apokryphen sind versteckte oder verborgene Schriften. Was ist mit ihnen? In manchen Bibeln, zum Beispiel in katholischen Bibeln, aber auch in einigen Lutherbibeln oder in der Menge-Bibel, sind Apokryphen enthalten. Doch was ist mit diesen Schriften wie Jesus Sirach, Judith, Tobias, dem Ersten und Zweiten Buch der Makkabäer, dem Brief des Jeremias und so weiter? Warum wurden sie nicht als inspiriert anerkannt?
Das liegt daran, dass ihre Verfasser keine Propheten waren, die prophetisch anerkannt wurden. Außerdem werden diese Bücher im Neuen Testament nicht zitiert. Ihre Aussagen widersprechen zum Teil dem übrigen Alten Testament und zum großen Teil auch dem Neuen Testament. Deshalb hat man sie zu keiner Zeit als von Gott inspiriert angesehen.
Ich möchte ein Beispiel geben: Im Zweiten Buch der Makkabäer, einer apokryphen Schrift des Alten Testaments, wird das Gebet für Verstorbene empfohlen. Dort heißt es, dass man für Verstorbene beten soll. Auf diese Aussage stützt sich die römisch-katholische Kirche stark in ihrer Praxis des Gebets für Verstorbene.
Aber diese Schrift ist nicht inspiriert. Darin finden sich zwar manche gute und nützliche Dinge, doch sie wird nicht als alttestamentlich inspirierte Schrift anerkannt. Sie ist nicht bei den Funden von Qumran enthalten, wird im Neuen Testament nicht zitiert und widerspricht eindeutig dem Neuen Testament.
Gottes Leitung über die Bibel
Ich möchte an dieser Stelle ganz deutlich betonen, dass Gott selbst über die Entstehung und auch über die Zusammenstellung der Bibel gewacht hat.
Es gibt eine Aussage im Propheten Jesaja, über die ich mich sehr freue. Er sagt an einer Stelle: „Sucht nun in dem Buch des Herrn und lest, keines von ihnen wird fehlen, denn sein Mund gebietet es, und sein Geist bringt sie zusammen.“
Wenn wir daran glauben, dass der lebendige Gott, der die Welt geschaffen hat, sich offenbaren wollte und uns einen Brief schreiben wollte, damit wir ihn in seiner Liebe verstehen, dann können wir auch ganz gewiss davon ausgehen, dass er darüber gewacht hat, dass in diesem Brief keine menschlichen Zusätze eingefügt werden.
Er hat dafür gesorgt, dass die Bibel genau so in unsere Hände kommt, wie er sie ursprünglich verfasst hat. Niemand konnte unterwegs den Brief öffnen, Teile herausnehmen oder neue Teile hinzufügen. Gott hat darüber gewacht, das bezeugt sein Wort.
Keines von ihnen wird fehlen, sein Geist bringt sie zusammen (Jesaja 34,16).
Das dürfen wir ganz sicher so annehmen und uns dadurch in der Zuverlässigkeit, Autorität und Glaubwürdigkeit der Bibel bestärken lassen.
Die Entstehung des Neuen Testaments
Wir kommen heute Abend zu einem zweiten Schwerpunkt: der Entstehung des Neuen Testaments.
Zuvor haben wir einen Überblick über das Alte Testament erhalten, das in einem Zeitraum von etwa tausend Jahren entstand – von 1500 vor Christus bis etwa 500 vor Christus. Um das Jahr sieben vor Christus oder vier vor Christus, man weiß es nicht genau, wurde Jesus Christus geboren. Er starb, je nach Zeitrechnung, etwa im Jahr 33 nach Christus. Nach seinem Tod, seiner Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten entstand die Gemeinde Jesu Christi.
Diese Gemeinde überlieferte zunächst die Reden und Lehren Jesu Christi mündlich. Dabei sollten wir bedenken, dass die Menschen damals eine viel höhere Memorierfähigkeit hatten als wir heute. Wir leben im visuellen Zeitalter, sind stark auf das Auge fixiert, geprägt durch Medien wie Bücher, Fernsehen und andere visuelle Eindrücke. Damals war man hingegen hauptsächlich auditiv geprägt. Man hörte aufmerksam zu und konnte Gelerntes gut behalten. Die Menschen konnten seitenlange Texte auswendig lernen, ohne von der heutigen Ablenkung und Zerstreuung betroffen zu sein.
Allein durch diese hohe Memorierfähigkeit lässt sich jedoch nicht erklären, warum die Lehren Jesu erst etwa 30 Jahre nach seinem Tod niedergeschrieben wurden. Wer von uns Älteren erinnert sich noch an alles, was er vor 30 Jahren in der Schule oder bei Vorträgen gelernt hat? Meist sind es nur Fragmente, die man zusammenbekommt, selbst nach einem Studium.
Ein weiteres, wichtiges Hilfsmittel war der Heilige Geist. Dadurch können wir zuversichtlich und gewiss sein, dass das, was wir heute im Neuen Testament vorfinden – insbesondere in den Evangelien – tatsächlich so dasteht, wie Jesus Christus es gesagt hat. Denn Jesus selbst sagte am Abend vor seiner Kreuzigung zu seinen Jüngern: „Der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen an Pfingsten, der wird euch alles lehren und euch erinnern an alles, was ich euch gesagt habe.“
Der Heilige Geist wirkte bei den einzelnen Verfassern. Matthäus, der identisch ist mit dem Jünger Levi Matthäus, Johannes und Petrus, der das Markus-Evangelium stark geprägt hat, erinnerten sich an die Lehren Jesu, die sie etwa dreißig Jahre zuvor gehört hatten. Lukas, der nicht zu den Jüngern gehörte, schreibt selbst, dass er mit außergewöhnlicher Sorgfalt und Akribie erforscht hat, wie das Leben Jesu ablief. Auch er verfasste sein Evangelium unter der Leitung des Geistes Gottes.
Diese Aussagen entnehmen wir der Heiligen Schrift, sowohl dem Alten als auch dem Neuen Testament. So entstanden die Evangelien.
Später, als der Apostel Paulus Gemeinden gründete und Missionsreisen unternahm, schrieb er Briefe an die Gemeinden. Aus dieser Zeit stammen die neutestamentlichen Briefe: dreizehn Paulusbriefe sowie acht weitere Briefe, insgesamt also einundzwanzig. Am Schluss steht die Offenbarung des Johannes, die etwa 90 nach Christus auf der Insel Patmos empfangen wurde.
Die mögliche Reihenfolge der Entstehung des Neuen Testaments ist wahrscheinlich folgende: Als älteste Schriftstücke gelten der erste Thessalonicherbrief und das Markus-Evangelium. Es folgen der Galaterbrief, das Matthäus-Evangelium, die Schriften des Lukas sowie die übrigen Paulusbriefe. Die späten Schriften sind der Hebräerbrief, das Johannes-Evangelium, die Johannesbriefe und schließlich die Offenbarung des Johannes.
Die Kanonbildung des Neuen Testaments
Wie kam es zur neutestamentlichen Kanonbildung? Wie wurden die siebenundzwanzig neutestamentlichen Schriften zusammengefügt?
Den Anstoß dazu gab, leider oder Gott sei Dank, ein Irrlehrer. Um das Jahr 140 nach Christus trat ein Mann namens Markion auf. Er verwarf das gesamte Alte Testament mit der Begründung, dass es nicht Gottes Wort sei. Er sagte, dort sei ein grausamer Gott beschrieben, ein Gott der Rache, und diesen Gott erkenne er nicht an. Das sei nicht der neutestamentliche Gott, den Jesus Christus gepredigt habe.
Markion lehnte also das gesamte Alte Testament ab. Aber nicht nur das: Vom Neuen Testament akzeptierte er nur das Lukasevangelium und einige Paulusbriefe – allerdings nicht die ersten und zweiten Timotheus- und Titusbriefe. Es blieb also nicht viel von der Bibel übrig, was er akzeptierte: Lukas und ein paar Paulusbriefe. Das war Markion um das Jahr 140 nach Christus.
Als sich seine Lehren schnell verbreiteten und er viele Anhänger gewann, wurden die Christen jener Zeit wachsam. Sie sagten: „Wir müssen ganz schnell die neutestamentlichen Schriften zusammenfassen und in einer öffentlichen Synode, einer Zusammenkunft, klar bestätigen, welche Schriften wir anerkennen und welchen wir folgen. Andere Schriften lehnen wir ab.“ So sollten die Schriften, die bestätigt werden, zum Neuen Testament gehören, andere nicht.
Dieser Prozess geschah in den folgenden Jahrzehnten. Bereits um das Jahr 150, also zehn Jahre nach Markion, wurden fast alle siebenundzwanzig neutestamentlichen Bücher zum Kanon gezählt. Es fehlten nur noch der Hebräerbrief und die Offenbarung des Johannes. Zehn Jahre später wurden in einer Aufzählung bereits fünfundzwanzig Bücher genannt.
Ein paar Jahrzehnte später, im Jahr 230 nach Christus, nannte der alexandrinische Gelehrte Origenes alle 27 Bücher – exakt so, wie wir sie heute im Neuen Testament haben.
Lange Zeit waren in der frühen Christenheit einige Schriften umstritten. Dazu gehörten der Hebräerbrief – nicht wegen seines Inhalts, sondern weil er keinen Verfasser nennt und einfach ohne Namensnennung beginnt – sowie der Jakobusbrief. Letzterer bereitete auch Martin Luther Schwierigkeiten; er nannte ihn die „Strohende Epistel“. Außerdem waren der zweite Petrusbrief, der zweite und dritte Johannesbrief, der Judasbrief und die Offenbarung des Johannes lange Zeit angefochten.
Auch heute sind diese Schriften in der modernen Theologie teilweise noch umstritten. Dennoch dürfen wir überzeugt sein, dass Gott, wie bei der Entstehung des Alten Testaments, auch über das Neue Testament seine Hand gehalten hat und dass diese Schriften echt sind.
Die Bedeutung der Entdeckung des Codex Sinaiticus
Vorhin in der Führung habe ich berichtet, dass Gott für die Erforschung des Neuen Testaments einen Mann ganz besonders gebraucht hat. Es war der deutsche Gelehrte Konstantin Tischendorf, der 1849 im Katharinenkloster am Fuße des Massivs Sinai einen Kodex fand. Dieser Kodex enthält das gesamte Neue Testament, das im vierten Jahrhundert geschrieben wurde.
Diese Entdeckung stärkte damals die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit der Bibel erheblich.
Hier sehen wir noch einmal das Kloster am Fuße des Sinai, das Katharinenkloster, in dem diese wertvollen Schriften über Jahrhunderte vermutlich verborgen waren.
Das Konzept der Inspiration der Bibel
Wir kommen zum letzten Teil dieses Abends, und zwar zum Stichwort Inspiration.
Ich habe dieses Fremdwort heute Abend schon mehrmals verwendet, ohne es zu erklären. Das sollte man eigentlich nicht tun, aber ich konnte es um des Aufbaus willen nicht anders machen. Die Bibel ist von Gott inspiriert, und das steht wortwörtlich so im Zweiten Timotheusbrief, im letzten Brief, den Paulus kurz vor seinem Tod schrieb.
Da schreibt er an Timotheus in Kapitel 3, Vers 16: „Denn alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Im griechischen Grundtext steht ein Wort, das Theopneustos heißt. Theos bedeutet Gott, Pneuma Geist. Wörtlich übersetzt heißt das also „Gott gegeistet“, die Schrift ist von Gottes Geist eingegeben, lateinisch inspiritus, also vom Geist. Die Bibel sagt, sie ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit.
Wenn Paulus hier schreibt, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist, dann meint er nicht nur das Alte Testament, sondern auch die neutestamentlichen Schriften gehören dazu. Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Das lässt sich klar nachweisen, denn in 1. Timotheus 5,18 zitiert Paulus zwei Bibelstellen: eine aus dem Alten Testament, 5. Mose 25, und eine aus dem gerade entstandenen Neuen Testament, Lukas 10,7.
Dort steht nämlich, man soll dem Ochsen, der da trischt, nicht das Maul verbinden. Das ist ein alttestamentliches Wort. Selbst ein Ochse, der Arbeit tut, soll während der Arbeit gefüttert werden. Damals mussten sie zum Beispiel Brunnenräder drehen. Dem Ochsen sollte man also Heu oder Stroh zu fressen geben, weil er arbeitet.
Lukas schreibt im Neuen Testament: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Das ist die andere Aussage in Lukas 10. Beide Worte werden in 1. Timotheus 5,18 als Schrift zitiert, als heilige Schrift bezeichnet – sowohl das Alte Testament als auch das neutestamentliche Wort von Lukas.
In 2. Petrus 1,21, der Stelle, die Herr Wunschik vorhin zu Beginn unserer Veranstaltung um 18 Uhr gelesen hat, heißt es: „Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern von dem Heiligen Geist getrieben.“ Das bedeutet, dass Menschen im Namen Gottes geredet haben, weil sie vom Heiligen Geist geleitet wurden. Diese Stelle zeigt, dass auch die Briefe des Paulus auf die gleiche Ebene wie die Schriften des Alten Testaments gestellt werden. Auch Petrus erkannte die Inspiration dieser Schriften an.
Zusammenfassend können wir sagen: Inspiration meint den besonderen göttlichen Einfluss auf den Geist der Autoren der Heiligen Schriften. Durch diesen Einfluss wurden ihre Werke – sofern sie frei von Abschreib- und Übersetzungsfehlern sind – zur unfehlbaren Richtschnur des Glaubens und des praktischen Lebens.
Dabei brauchen wir keine Angst zu haben. Wir haben eine solche Fülle von alt- und neutestamentlichen Handschriften, dass man sie heute sehr gut vergleichen kann. Es gibt nur geringfügige Abweichungen. Keine dieser Abweichungen betrifft die Kernaussagen der Bibel.
Manchmal gibt es Unterschiede in Zahlen, zum Beispiel ob in einer Schlacht 120 oder 100.000 Leute gefallen sind. Das spielt für uns keine Rolle. Solche Abweichungen entstehen oft dadurch, dass jemand beim Hören nicht richtig zugehört hat und eine falsche Zahl notierte. Solche Fehler kommen vor, aber niemals solche, die den Hauptinhalt der Bibel betreffen.
Wir haben hier gesehen, dass die Bibel selbst von sich das Zeugnis der Inspiration gibt. Die Bibel bezeichnet sich selbst als von Gott inspiriert.
Meine letzten Gedanken heute Abend möchte ich unter diese Hauptaussage stellen: Weil die Bibel von Gottes Geist inspiriert ist, ist sie einzigartig in ihrer Entstehung.
Einzigartigkeit der Bibel in Entstehung und Inhalt
Die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen, wie das Buch Mormon. Vielmehr hat Gott etwa vierundvierzig verschiedene Menschen über einen Zeitraum von tausendfünfhundert Jahren – das entspricht sechzig Menschengenerationen – gebraucht, um uns seine Botschaft, seinen Brief, zu übermitteln.
Unter diesen Menschen waren Hochgebildete wie Mose oder der Arzt Lukas, aber auch sehr einfache Menschen wie der Bauer Amos oder die Fischer Petrus und Johannes vom See Genezareth. Dabei spielt der Bildungs- und Intelligenzgrad überhaupt keine Rolle. Wenn Gott einen Menschen gebrauchte und ihm seinen Geist schenkte, konnte dieser die inspirierte Schrift weitergeben.
Dass ein Buch über einen so langen Zeitraum entstand wie die Bibel, ist absolut einzigartig in der Weltgeschichte. Die Bibel ist einzigartig in ihrer Entstehung. Weil sie vom Gottesgeist inspiriert ist, ist sie auch einzigartig in ihrer Einheit.
Können Sie sich ein Buch über Medizin vorstellen, das während eines Zeitraums von tausendfünfhundert Jahren von vierzig verschiedenen Ärzten geschrieben wurde? Diese Ärzte kannten einander nicht und lebten auf verschiedenen Erdteilen in unterschiedlichen Kulturen. Die Bibel ist unter solchen Umständen entstanden, und dennoch hat sie eine einheitliche Zielsetzung.
Jeder Schreiber berichtet über den Heilsplan Gottes: dass Gott die Welt geschaffen hat, dass er uns Menschen gemacht hat, dass er uns liebt und dass er uns bei sich haben möchte. Er möchte in Gemeinschaft mit uns leben. Die Bibel zeigt aber auch, dass diese Gemeinschaft mit Gott durch den Ungehorsam der ersten Menschen zerbrochen ist.
Jesus Christus kam auf die Erde, um diese Gemeinschaft wiederherzustellen und jedem Menschen den Rückweg zu Gott zu eröffnen. Die Bibel ist wirklich der Liebesbrief Gottes, der uns die Größe, die Herrlichkeit, die Gerechtigkeit und die Liebe Gottes zeigt. Sie möchte die Menschen zu Gott führen.
Der zentrale Inhalt der Bibel ist die Person Jesu Christi. Die Bibel ist nicht in erster Linie ein geografisches Buch oder ein anderes wissenschaftliches Werk. Sie ist auch kein medizinisches Buch, obwohl sie viele Aussagen zum Bereich Medizin enthält. Sie ist in erster Linie ein Buch, das Jesus Christus offenbart – der zentrale Inhalt der Bibel.
Jesus selbst sagt im Johannesevangelium zu religiösen Juden, den Pharisäern, die vor ihm standen: „Ihr sucht in der Schrift.“ Er meint das Alte Testament. Dieses gibt von ihm Zeugnis. Christus ist auch im Alten Testament schon in wunderbarer Weise prophezeit und prophetisch beschrieben.
Wir können in allen Teilen der Bibel Jesus Christus finden. Die fünf Bücher Mose legen das Fundament für das Kommen Jesu. Die Geschichtsbücher bereiten auf das Kommen Jesu vor. Die poetischen Bücher wie Psalmen, Sprüche und Hiob drücken die Sehnsucht nach dem Kommen Jesu aus. Die prophetischen Bücher verkünden die Erwartung des Kommens Jesu.
Im Propheten Jesaja heißt es zum Beispiel: „Ach, dass du den Himmel zerrissest und herabführtest!“ Die Propheten sehnen sich nach dem Eingreifen Gottes auf dieser Erde, nach dem Senden seines Sohnes – was dann geschah.
Die Evangelien beschreiben das Kommen Jesu. Die Apostelgeschichte verkündet das Kommen Jesu. Die apostolischen Briefe wenden das Kommen Jesu auf unser Leben an. Und die Offenbarung spricht von der Wiederkunft Jesu Christi.
Wir sehen einen großen Zusammenhang zwischen Altem und Neuem Testament – ohne Bruch. Ein roter Faden zieht sich hindurch. Einzigartig ist die Einheit dieses Buches, das über 1500 Jahre entstanden ist und doch wunderbar harmonisch bleibt.
Die Bewahrung und Verbreitung der Bibel
Weil die Bibel inspiriert ist, ist sie auch einzigartig in ihrer Bewahrung. Obwohl viele systematische Versuche unternommen wurden, ist es den Feinden der Bibel nie gelungen, die Heilige Schrift zu zerstören.
Die Bibel wurde gehasst, verboten und unzählige Male verbrannt. Es gab viele Bibelscheiterhaufen, auf denen Berge von Bibeln angezündet wurden, weil sie gehasst wurde. Die Bibel wurde sogar einmal eingemauert. Doch Gott hat sein Wort bewahrt – die Bibel ist unzerstörbar.
Jesus Christus selbst hat gesagt: „Meine Worte werden nicht vergehen.“ Gott hält seine Hand darüber.
Weil die Bibel von Gottes Geist inspiriert ist, ist sie auch einzigartig in ihrer Verbreitung. Die Bibel ist das meistverbreitete Buch der Weltliteratur. Seit 1804 wurden mehr als neunhundert Millionen Bibeln und Bibelteile gedruckt. Fast eine Milliarde Bibeln und Bibelteile ist daher wahrscheinlich.
Jedes Jahr werden weltweit circa zweiundzwanzig Millionen Bibeln und Neue Testamente verkauft. Die Bibel ist auch das meistübersetzte Buch der Welt, und jedes Jahr kommen neue Sprachen hinzu. 1983 war sie in 1763 Sprachen erhältlich, wahrscheinlich inzwischen in über 1800 Sprachen.
Man könnte es so zusammenfassen: Die Bibel wurde von vierzig Menschen geschrieben, von Tausenden gedruckt, von Millionen gelesen – und ich hoffe, auch gelebt.
Die besondere Anziehungskraft der Bibel
Weil die Bibel Gottes Wort ist, besitzt sie eine einzigartige Anziehungskraft. Warum wird die Bibel seit Jahrhunderten von den verschiedensten Menschen auf allen Kontinenten gelesen?
Die Antwort darauf liegt in der einzigartigen Anziehungskraft der Bibel, die sich nur durch ihre göttliche Inspiration erklären lässt.
Hierzu ein Zitat von einem Juden namens Abraham Joshua Heschel. Dieser Mann schreibt Sätze, die sich ausschließlich auf das Alte Testament beziehen. Juden akzeptieren in der Regel nur das Alte Testament als von Gott inspiriert. Heschel schreibt: „Unwiderlegbar, unzerstörbar, nie abgenutzt durch die Zeit wandert die Bibel durch die Zeitalter. Ohne Zögern schenkt sie sich allen Menschen, als ob sie jedermann auf Erden gehörte. Sie spricht in jeder Sprache und zu jedem Lebensalter. In dreitausend Jahren ist sie nicht um einen Tag gealtert, die Bibel ist ein unsterbliches Buch.“
Das sagt der Jude Heschel über das Alte Testament. Wie viel mehr können wir das sagen, wenn wir das ganze Neue Testament kennen und lieben!
In der Bibel redet der lebendige Gott durch seinen Geist zu uns Menschen. Darin liegt letztlich die Anziehungskraft dieses Buches begründet, das äußerlich sehr unscheinbar ist.
Die Prophetie der Bibel
Eine vorletzte Aussage: Weil die Bibel Gottes inspiriertes Wort ist, ist sie einzigartig in ihrer Prophetie. Wir hatten das Stichwort vorhin bereits erwähnt.
Unter Prophetie versteht man sowohl die von Gott bewirkte Deutung der Vergangenheit und Gegenwart als auch die Vorausschau in die Zukunft. Die Bibel enthält sehr viele prophetische Aussagen, von denen heute viele bereits in Erfüllung gegangen sind. Das betrifft zum Beispiel das Kommen Jesu, die Zerstörung verschiedener Städte und die Geschichte des Volkes Israel.
Man kann sagen, dass etwa vier Fünftel der prophetischen Aussagen der Bibel bereits exakt eingetroffen sind. Ist das nicht ein starkes Fundament dafür, dass auch das letzte Fünftel der Prophezeiungen wortwörtlich in Erfüllung gehen wird?
Vom Heiligen Geist geleitet und getrieben haben Menschen im Namen Gottes gesprochen – das ist das Wunder der Prophetie. Kein anderes Buch auf der Erde besitzt diese göttliche Prophetie.
Es gibt natürlich ein Buch, das heißt Die Prophezeiungen des Nostradamus. Ich habe es selbst zu Hause in meinem Giftschrank. Das sind Prophezeiungen, aber ich bin absolut überzeugt, dass diese nicht vom Geist Gottes eingegeben wurden, sondern von einem ganz anderen Geist.
Natürlich existieren solche sogenannten prophetischen Bücher. Sie haben jedoch mit der Prophetie der Bibel absolut nichts zu tun.
Die Wirkung der Bibel auf Menschen und Gesellschaft
Eine letzte Aussage: Weil die Bibel Gottes inspiriertes Wort ist, ist sie auch einzigartig in ihrer Wirkung. Zunächst können wir sagen, dass sie allgemeine Auswirkungen gehabt hat. Die Heilige Schrift hat insbesondere unsere westliche Welt moralisch sehr zum Guten hin beeinflusst.
Die zehn Gebote der Bibel wurden zur Grundlage für die Gesetzgebung der Länder der westlichen Welt. Leider ändert sich dies heute in unserer Generation wieder. Die Gebote werden nach und nach auch durch die öffentliche Gesetzgebung abgeschafft oder außer Kraft gesetzt. Wenn ich nur an das sechste Gebot denke – „Du sollst nicht töten“ – oder den siebten, „Du sollst nicht ehebrechen“ (nach biblischer Zählung), dann wird dies heute durch Gesetzgebung leider wieder stark ausgehöhlt.
Die Achtung des menschlichen Lebens überhaupt und die sogenannten Menschenrechte beruhen auf der biblischen Grundlage. Besonders die atheistische, kommunistische Welt tritt die Menschenrechte bis zum heutigen Tag teilweise mit Füßen.
Wir können also zunächst einmal allgemein positive Auswirkungen der Bibel feststellen, aber auch Auswirkungen bis in das persönliche Leben vieler Menschen hinein. Ich möchte ein Beispiel geben: Ein englischer Prediger wurde von einem Atheisten durch einen Zeitungsartikel herausgefordert, an einer öffentlichen Diskussion über Gott und die Bibel teilzunehmen und den Glauben an Gott und an die Bibel zu verteidigen.
Der gläubige Prediger antwortete ebenfalls durch einen Zeitungsartikel, und zwar folgendermaßen: Er sei bereit, an der vorgeschlagenen öffentlichen Diskussion teilzunehmen. Seine Bedingung war jedoch, dass Herr So und So, der bekannte Atheist, hundert Menschen mitbringt, die gefallen und verkommen waren und dann durch seinen Atheismus zum Guten hin verändert worden sind.
Der Prediger erklärte, dass er an dem betreffenden Abend ebenfalls hundert Menschen mitbringen werde, die gescheitert waren und deren Leben zerstört war, die aber durch den Glauben an Gott und durch die Botschaft der Bibel neues Leben gefunden haben und deren Leben deutlich zum Guten hin verändert wurde.
Sie können sich wahrscheinlich denken, dass diese Diskussion nie stattfand, weil der Atheist die Bedingung nicht erfüllen konnte. Selbst wenn er nur 80, 50, 20, 5 oder gar nur einen Menschen hätte mitbringen müssen, der durch seinen Unglauben positiv verändert worden war, glaube ich, es wäre ihm nicht gelungen.
Der andere Prediger hätte jedoch nicht nur hundert Menschen mitbringen können, die durch die Botschaft der Bibel zum Guten hin verändert wurden, sondern Tausende. Denn die Botschaft der Bibel verändert das Leben der Menschen, die sie lesen und beachten, zum Guten.
Wie funktioniert das? Es geschieht nicht dadurch, dass man biblische Aussagen liest und sagt: „Jetzt muss ich mich hier noch anstrengen, jenes lassen, dies tun, noch mehr beten, noch mehr opfern.“ So verändert sich ein Mensch nicht zum Guten.
Diese Veränderung zum Guten geschieht erst dann, wenn ein Mensch zur Mitte der Bibel kommt, wenn er Jesus Christus selbst als Erretter und Erlöser für seine Schuld sowie als Herrn für seine Zukunft und sein weiteres Leben erkennt und annimmt.
Die zentrale Rolle Jesu Christi
Ich darf Ihnen heute Abend eine letzte Folie zeigen. Wir haben gerade gesagt, dass Jesus Christus die Mitte der Heiligen Schrift ist, insbesondere die Mitte des Neuen Testaments.
Dabei gibt es zwei Alternativen: Er selbst hat behauptet, Gottes Sohn zu sein. Er sagte, dass er Gott ist, dass der lebendige, unsichtbare Gott in ihm zu uns gekommen ist.
Entweder war sein Anspruch falsch. Dann gibt es wiederum zwei Möglichkeiten:
Er wusste, dass dieser Anspruch, Gott zu sein, falsch war. In diesem Fall war es eine willkürliche Täuschung. Dann war er ein Lügner, ein Heuchler, ein Dämon oder der Rattenfänger von Nazareth, der Millionen Menschen hinter seiner Pfeife hergezogen hat. Wenn er wusste, dass er gar nicht Gott ist, dann war er ein größenwahnsinniger Spinner.
Oder er wusste es nicht und bildete sich das nur ein. Dann war er aufrichtig, litt aber an Wahnvorstellungen und war ein Geisteskranker.
Das sind die beiden Möglichkeiten, wenn dieser Anspruch falsch war. Dann hat er bewusst oder unbewusst die Unwahrheit gesagt.
Oder die andere Alternative: Sein Anspruch, Gott zu sein, ist berechtigt. Dann ergeben sich für jeden von uns wiederum zwei Möglichkeiten:
Wir können ihn annehmen, aufnehmen, akzeptieren und unser Leben unter ihn beugen, unter seine Herrschaft bringen. Oder wir können ihn ablehnen.
Gott stellt uns diese Entscheidung völlig frei. Er respektiert den Willen des Menschen. Hier kann sich ein Mensch wirklich entscheiden. In der Stunde, in der ihm diese Botschaft gesagt wird, in der er sie liest oder in der sie ihm nahekommt, steht er in der Situation, Jesus Christus anzunehmen.
Dann wird sein Leben zum Guten verändert, wie es viele von uns, die hier sind, heute Abend bezeugen könnten. Oder er kann ihn ablehnen.
Dann kann er unter Umständen auch ein moralisch integres Leben führen, aber nie in der Qualität, wie es von Gottes Augen her gesehen sein soll.
Somit verändert sich ein Leben erst, wenn Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, in ein Leben hineinkommt.
Abschluss und Einladung zum Gebet
Ich komme zum Schluss. Wir haben heute Abend über die Entstehungsgeschichte und die Einzigartigkeit der Bibel gesprochen. Dabei ging es sowohl um das Alte Testament als auch um das Neue Testament. Wir haben betrachtet, wie die einzelnen Bücher entstanden sind und wie sie zusammengefasst wurden. Außerdem haben wir das Geheimnis der Bibel, die Inspiration, beleuchtet.
Ich möchte nun fragen: Was bedeutet Ihnen persönlich die Bibel bis zum heutigen Tag? Hat sie Ihr Leben schon verändern können, so wie wir es eben gehört haben? Hat die Bibel Ihr Leben verändert, oder befinden Sie sich noch in diesem Prozess der Veränderung?
Ich möchte Sie sehr gerne ermutigen, sich erstmalig oder wieder neu mit der Bibel zu befassen. Das ist unser Hauptziel dieser Ausstellung und dieser Abende. Wir möchten Menschen ermutigen, das Wort Gottes kennenzulernen, es zu lesen, danach zu leben und es mit in den Alltag zu nehmen. Es soll Ihnen wirklich ans Herz wachsen. Dazu möchte ich Sie von ganzem Herzen ermutigen.
Die Bibel ist zuverlässig. Sie ist der Liebesbrief Gottes an uns. Es kann sein, dass wir uns weit vom Vaterhaus entfernt haben und die Bibel zunächst nicht verstehen. Aber je näher wir wieder zurückkommen, indem wir Jesus Christus aufnehmen und ihm folgen, desto mehr werden wir die Bibel verstehen. Sie wird uns zum Kursbuch des Lebens, das uns den Weg nach Hause zum Vater zeigt.
Ich möchte diesen Teil des Abends mit einem Gebet abschließen. Ich lade Sie ein, mitzubeten. Wir bleiben sitzen und wollen uns sammeln, um gemeinsam zu beten.
Herr, unser Gott und Vater, wir danken Dir von ganzem Herzen, dass Du ein lebendiger und redender Gott bist, wirklich ein liebender Vater, der uns einen Brief geschrieben hat – einen Brief seiner Liebe. Herr, wir danken Dir für das Wunder der Bibel, für ihre Entstehung über diesen gewaltigen Zeitraum und für die Zusammenfassung zum Alten und Neuen Testament.
Wir danken Dir für die Funde, die uns die Glaubwürdigkeit der Bibel bestärken – von Qumran, vom Kloster am Sinai und allen weiteren bedeutenden Entdeckungen. Wir danken Dir, dass wir wirklich eine glaubwürdige Bibel in der Hand haben, einen Felsengrund unter unseren Füßen. Dass wir nicht Fabeln und Märchen folgen müssen, keine Vermutungen, sondern Deinem Wort.
Wir preisen Dich, Vater, dass Du willst, dass wir wieder zu Dir zurückkommen. Dein Wort ruft uns an Dein Herz zurück. Und Du bist in Jesus Christus zu uns gekommen, bist gestorben am Kreuz und auferstanden. Du hast so den Rückweg freigemacht, die Brücke geschlagen – die lebendige Brücke selbst – zurück in den Himmel zu Dir.
Ich möchte Dich bitten, dass wir die Botschaft der Bibel kennen und leben lernen, jeder von uns, der jetzt hier ist. Dass wir mit der Bibel leben, sie wirklich so liebgewinnen, dass sie uns das teuerste Buch wird – teurer als alle anderen und auch das meistgebrauchte Buch.
Ich bitte Dich, dass wir Bibelchristen werden, mehr und mehr. Dass unser Leben von Deinem Wort her zum Guten verändert wird, zu Deinem Wohlgefallen und zum Segen für andere Menschen.
Das bitten wir im Namen Jesu. Amen.