Ein Leben in völliger Hingabe: Das Beispiel von Jim Elliot
Wenn wir an Christen denken, die dem Herrn wirklich völlig hingegeben waren, kommen wir an Jim Elliot nicht vorbei. Ich weiß nicht, wer von euch Jim Elliot kennt, aber er ist einer der Menschen, die mein Glaubensleben stark geprägt haben – vor allem durch sein veröffentlichtes Tagebuch „Im Schatten des Allmächtigen“.
In seinem Tagebuch formuliert er beispielsweise folgendes Gebet: „Herr, zünde an den toten Reisighaufen meines Lebens, gib, dass ich aufflamme und für dich verbrenne. Verzehre mein Leben, denn es ist dein. Ich trachte nicht nach einem langen Leben, sondern nach einem erfüllten, gleich dir, Herr Jesus!“
Jim Elliot ist ein Mann, dessen Hingabe an Jesus mich unglaublich fasziniert. Für diejenigen, die Jim Elliot vielleicht nicht kennen: Er ist mit 29 Jahren den Märtyrertod gestorben, als er unerreichten Indianern in Ecuador die frohe Botschaft von Jesus Christus bringen wollte.
Doch was mich an ihm fasziniert, ist nicht nur sein Märtyrertod, sondern auch sein Leben davor. Besonders in seinem Tagebuch kommt seine Hingabe so unglaublich ergreifend zum Ausdruck.
Das Gebet, das ich euch mitgebracht habe, betet er im Alter von einundzwanzig Jahren. Nicht als jemand, der frustriert oder verzweifelt ist, sondern als jemand, der am Anfang seines Lebens steht – in der Blüte seines Lebens, unglaublich beliebt auf dem College, sehr intelligent, aber wissend: Mein Leben gehört Jesus und Jesus allein.
Die Aufforderung zur völligen Hingabe im Römerbrief
Das Thema meiner heutigen Predigt lautet „völlige Hingabe“. Der Predigttext stammt aus Römer 12, Vers 1. Diesen möchte ich am Anfang einmal vorlesen.
In Römer 12, Vers 1 schreibt der Apostel Paulus an die Christen in Rom: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.“
Mit diesem Vers starten wir in den sogenannten praktischen Teil des Römerbriefs. In den Kapiteln 1 bis 11 hatten wir den lehrhaften Teil, den wir uns in 20 Predigten angeschaut haben. Heute beginnen wir mit dem praktischen Teil.
In den Kapiteln 1 bis 11 legt Paulus das Evangelium, die gute Botschaft, dar und verteidigt es. Ab Kapitel 12 bis Kapitel 16 beschreibt Paulus nun das christliche Leben, das aus dem Evangelium entspringt.
Die Frage „Wie sieht christliches Leben praktisch aus?“ wird in den Kapiteln 12 bis 16 beantwortet. Die Verse 1 und 2 in Kapitel 12 bilden sozusagen die Einleitung für alles, was in den nächsten Predigten kommt.
Heute wollen wir uns nur mit Vers 1 beschäftigen. Zunächst geht es hier um die Aufforderung zur völligen Hingabe: „Ich ermahne euch nun, Brüder, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer.“
Das Wort „ermahnen“ im Griechischen, Parakaleo, hat eigentlich ein sehr großes Bedeutungsspektrum. Es kann manchmal „ermutigen“ bedeuten, manchmal „herausfordern“ oder eben auch „ermahnen“. Hier hat es definitiv einen auffordernden Charakter.
Das heißt, die Aufforderung zur Hingabe ist keine Option. Die heutige Predigt – und ich kann sagen, sie wird für dich herausfordernd sein. Wenn du ein bequemes Christsein leben willst, wäre jetzt der Zeitpunkt, rauszugehen oder den Computer auszuschalten.
Diese Predigt wird herausfordernd, weil wir hier im Text keine Gesprächsgrundlage finden, über die wir mal nachdenken könnten. Dieser Text möchte uns keine Vorschläge geben, wie wir unser Christsein leben könnten. Es ist eine Ermahnung, eine dringliche Ermahnung.
An Christen ist sie gerichtet: „Ich ermahne euch nun, Brüder!“ Das heißt, im Text geht es nicht um das erstmalige Sich-an-Jesus-wenden im Glauben. Der heutige Text richtet sich an die Hingabe der Gläubigen, die bereits zum Glauben gekommen sind.
Das Opfer der Hingabe: Lebendig, heilig und gottwohlgefällig
Was ist der Inhalt dieser Aufforderung?
Ich ermahne euch nun, Brüder, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer. Paulus fordert die Christen auf, Opfer zu bringen. Ein Opfer hat immer mit Hingabe zu tun. Ich gebe etwas weg; es gehört dann nicht mehr mir.
Für uns ist der Begriff des Opfers als Christen im einundzwanzigsten Jahrhundert vielleicht recht weit hergeholt. Aber Paulus schreibt das hier ursprünglich an Heiden und Judenchristen im ersten Jahrhundert. Heiden, die Griechen und Römer, haben ihren Gottheiten Nahrungsmittel und Speisen geopfert. Die Juden haben ebenfalls Opfer gebracht.
Wenn Paulus das jetzt den Heiden und Judenchristen schreibt, dann wissen sie sehr wohl, was mit dem Begriff „Opfern“ gemeint ist. Paulus sagt jedoch: Jetzt, wo Jesus in euer Leben gekommen ist, geht es um ein anderes Opfer. Es geht nicht darum, dass ihr etwas Gott gebt, sondern darum, dass ihr euch Gott gebt – eure Leiber.
Bevor die Christen das Wort wörtlich verstehen und sich auf einem Altar körperlich schlachten lassen, definiert Paulus das Opfer hier mit drei Adjektiven. Wie soll dieses Opfer des Leibes aussehen?
Erstens soll es lebendig sein. Die Opfer im Alten Testament waren immer tot; sie waren Leichen. Unser Opfer als Christen soll ein lebendiges Opfer sein. Natürlich kann Hingabe bedeuten, dass wir unser Leben für Jesus lassen, wortwörtlich, und das hat beispielsweise ein Jim Elliot getan. Aber Paulus möchte hier einen anderen Aspekt betonen.
Er sagt, es geht nicht nur darum, einmal bereit zu sein, für Jesus zu sterben. Es geht darum, für Jesus zu leben – fortwährend. Das christliche Leben soll ein fortwährendes Leben, ein fortwährendes Opfer in Hingabe sein.
Weiter soll das Opfer heilig sein. Die Opfer im Alten Testament mussten immer heilig sein, und das ändert sich im Neuen Testament nicht. Die Logik hier ist: Wenn ein Christ sich opfert, dann ist das ein heiliges Opfer, weil gemäß Römer 1,7 die Gläubigen geheiligt sind.
Daraus ergibt sich das dritte Adjektiv: Dieses Opfer des Leibes soll Gott wohlgefällig sein. Gott wohlgefällig zu sein bedeutet, dass es dem entspricht, was Gott will. Es ist ein Opfer, das ihn erfreut.
Und schaut mal: Wenn ein Christ sich lebendig hingibt, seinen Leib hingibt und es ein heiliges Opfer ist, dann ist es logischerweise auch gottwohlgefällig.
Die konkrete und vollständige Hingabe des Leibes
Ich möchte noch einmal auf den Begriff des Leibes zurückkommen. Warum sagt Paulus hier: „Ihr sollt eure Leiber darstellen“? Wahrscheinlich hat er dabei zwei Aspekte im Blick: zum einen den Aspekt der konkreten Hingabe und zum anderen den der vollständigen Hingabe.
Zunächst zum Aspekt der konkreten Hingabe. In der griechisch-römischen Welt damals gab es eine ungesunde Tendenz, Leib und Geist voneinander zu trennen. Es galt als wichtig, was im Geist passiert, während der Leib als zweitrangig angesehen wurde. Paulus spricht das auch in 1. Korinther 6 an und sagt in Vers 20: „Verherrlicht Gott mit eurem Leib!“
Gott will unseren Leib! Er will nicht nur unseren Geist. Hingabe muss konkret werden. Hingabe ist nicht etwas Abstraktes. Gott sagt dir heute: Ich will von dir, was du mit deinen Händen machst, ich will von dir, was du mit deinen Füßen machst, was du mit deinen Lippen machst, was du mit deinen Augen machst, was du mit deinen Ohren machst, deine Sexualität. Ich will dein gesamtes Verhalten völlig regieren. Das ist es, was der Text sagt.
Ein Verhalten entspringt natürlich immer aus einem veränderten Denken. Hingabe beginnt im Denken, Hingabe beginnt im Herzen. Aber der Punkt, den Paulus hier verdeutlichen möchte, ist: Es bleibt nicht dabei. Hingabe ist eben nicht nur eine Gesinnung – Hingabe ist konkret.
Schaut mal: Es genügt nicht einfach nur, dass wir Evangelisation gut finden. Das Team von Hoffnungsvoll geht samstags mit dem Leib auf die Straße. Sie sind so wunderbar hingegeben, aber dazu benötigen sie einen Leib. Es geht nicht nur darum, am Sonntag hier warme Gefühle für Jesus zu haben. Es geht darum, dass du am Montag auf dem Weg zur Arbeit sagst: Herr, auch heute gehöre ich dir. Nimm du mich, nimm du meinen Körper. Ich möchte ihn ganz in deinen Dienst stellen – auf der Arbeit, am Fließband, im Büro. Ich gehöre dir.
Es geht nicht nur darum, anzuerkennen, dass Spenden wichtig sind. Es geht darum, dass du mit der Hand in dein Portemonnaie greifst und Jesus zeigst, dass du ihn liebst. Es geht nicht nur darum, Missionen theoretisch gutzufinden. Athenes und Melanie gehen nicht nur im Geist nach Papua-Neuguinea, sie verlassen Gemeinde, sie verlassen Familie, sie geben sich hin mit ihrem Leib.
John Piper sagt: „Wir haben einen lebendigen Körper“, um damit deutlich zu machen, dass Jesus wertvoller ist als Nahrung, Kleidung, Familie, Sicherheit, Wohlstand, Dienst und Leben. Weißt du was? Gott hat dir deinen Körper nicht gegeben, damit du ihn zur Schau stellst. Gott hat dir deinen Körper gegeben, damit du ihn auf einen Altar legst und sagst: Nimm ihn her und gebrauche du ihn, mach damit, was du willst. Das ist Hingabe des Leibes – es ist konkret.
Paulus betont hier aber auch einen zweiten Aspekt, den der vollständigen Hingabe. Wenn Paulus sagt „Gebt eure Leiber hin“, dann will er damit deutlich machen: Gebt nicht nur einen Teil von euch hin, sondern gebt euch ganz, mit Haut und Haaren.
Schaut mal, wir sehen auch in Römer 6,13, dass das zusammengehört: uns selbst zu geben und unseren Körper zu geben. Dort heißt es: „Stellt auch nicht eure Glieder zur Sünde zur Verfügung als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werken der Gerechtigkeit.“
Wenn wir jetzt nur die unterstrichenen Formulierungen anschauen, dann stellen wir fest: Unsere Glieder, also unseren Körper, ihm zur Verfügung zu stellen, und uns selbst, also unser Ich, unser Wille, alles, was uns ausmacht, unsere Person, ihm zur Verfügung zu stellen – das geht Hand in Hand. Es ist im Prinzip austauschbar.
Und wenn Paulus also in Römer 12,1 sagt: „Gebt eure Leiber hin“, dann möchte er damit auch sagen: Gebt euch selbst hin, mit allem, was ihr habt – eure Denkweise, eure Träume, eure Wünsche, euer ganzes Ich. Gib es hin.
Radikale Hingabe: Ein Vergleich mit weltlichen Ideologien
Jetzt stellt sich vielleicht die Frage: Wie sieht völlige Hingabe aus?
Im Laufe der Predigtvorbereitung bin ich auf den Brief eines Kommunisten gestoßen, in dem er seiner Verlobten schreibt, dass er nicht mehr mit ihr verlobt sein kann – wegen des Kommunismus, weil er den Kommunismus mehr liebt als sie. Ich lese euch den Brief einmal vor:
„Es gibt eine Sache, die ich todernst nehme, und das ist der Kommunismus. Er ist mein Leben. Meine Aufgabe, meine Religion, mein Hobby, mein Schatz, meine Frau, meine Geliebte – er ist mir Speise und Trank. Ich arbeite tagsüber dafür, ich träume nachts davon. Sein Einfluss auf mich wächst und wird mit der Zeit nicht geringer. Ich werde ihm den Rest meines Lebens widmen. Wenn du an mich denkst, musst du notwendigerweise auch an den Kommunismus denken, weil ich untrennbar damit verbunden bin. Aus diesem Grund kann ich keine Freundschaft oder Liebesaffäre unterhalten, noch nicht einmal eine Unterhaltung führen, ohne sie mit dieser Kraft in Verbindung zu bringen, die mein Leben antreibt und führt. Ich beurteile Menschen, Bücher, Ideen und Ansichten nach ihrem Einfluss auf die kommunistische Sache und ihre Einstellung dazu. Ich war wegen meiner Meinung bereits im Gefängnis und bin, wenn nötig, bereit, mich von einem Exekutivkommando hinrichten zu lassen. Ein gewisser Prozentsatz unserer Leute wird umgebracht oder inhaftiert. Selbst das Leben derer, die nicht so ein hartes Schicksal ereilt, ist nicht auf Rosen gebettet. Ein echter Radikaler lebt praktisch in Armut, er gibt der Partei jeden Penny, der oberhalb der Grenze dessen liegt, was er dringend zum Leben braucht. Radikale haben weder Zeit noch Geld, um ins Kino oder Konzert zu gehen, um sich Steaks oder ein anständiges Haus oder ein neues Auto zu leisten. Wir werden als Fanatiker bezeichnet? Wir sind es. Unser Leben wird von einem großen, alles überschattenen Faktor beherrscht, dem Kampf für den Kommunismus.“
Ihr Lieben, das ist Hingabe, um klar zu sein – an die komplett falsche Sache. Aber streicht mal aus diesem Brief das Wort „Kommunismus“ und setzt „Christus“ ein. Streicht aus diesem Brief das Wort „Partei“ und setzt „Gemeinde“ oder „Reich Gottes“ ein. Dann habt ihr eine gute Beschreibung dafür, wie christliche Hingabe aussieht.
Ihr Lieben, Christsein ist radikal. Ihr habt es richtig gehört: Christsein ist radikal. Ich glaube, das haben wir manchmal nicht vor Augen. Aber wenn wir die Bibel lesen, wenn wir die Apostelgeschichte lesen, müssen wir eigentlich zu dem Ergebnis kommen: Das ist radikal.
Schaut mal: Wenn wir echte hingegebene Leute sehen, denken wir manchmal: Wow, was für ein Christ er ist! Eigentlich ist es ganz normales Christsein. Die Christen im ersten Jahrhundert waren so ergriffen vom Geist Gottes, sie waren so ergriffen von Jesus, dass sie die Welt auf den Kopf gestellt haben. Sie wurden von der Gesellschaft als gefährlich eingestuft – nicht, weil sie zu Gewalt bereit waren. Christen sind echte Christen niemals gewaltbereit für den Glauben. Aber weil sie so ergriffen waren, dass ihr Leben den Status quo der damaligen Gesellschaft auf den Kopf stellte, wurden sie als Gefahr angesehen.
Ich habe den Eindruck, wir werden nie als Gefahr angesehen. Wir sind immer nur die Netten. Lebst du wirklich in Hingabe? Christsein ist radikal.
Ganz ehrlich: Wenn du glaubst, dass du ein bequemes Christsein führen kannst, wenn du glaubst, es muss mir doch gut gehen, weil ich Christ bin, meine Lebensumstände müssen super sein und ich habe ja die Eintrittskarte in den Himmel – Gott sei Dank – und Jesus ist auch noch bei mir in meinem Leben, aber du nicht bereit bist, Opfer zu bringen, hast du Christsein nicht verstanden.
Ich weiß, dass das harte Worte sind, aber das ist die logische Schlussfolgerung aus unserem Text. Ganz ehrlich, ich habe es lange nicht verstanden. Ich habe mich hier mit 15 taufen lassen in der Gemeinde, aber erst mit 18 verstanden, worum es in der Nachfolge wirklich geht.
Als ich das Buch von William Macdonald gelesen habe, „Wahre Jüngerschaft“, hat der Herr mir so aufgezeigt: André, nicht 80, André, nicht 90, ich will dich ganz. Und ich hatte Angst, mich dem Herrn ganz zur Verfügung zu stellen. Aber es kam der Tag, mit 18, da habe ich meine Knie gebeugt und gesagt: Herr, nimm du mich, mach du mit mir, was du willst. Das war die grundsätzliche Hingabe.
Und dann, weil es ja um alle Lebensbereiche geht, stellt der Herr uns ab und zu ganz gezielte Fragen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, mir hat der Herr im Laufe meines Lebens immer wieder konkrete Fragen gestellt.
Ganz am Anfang hat er mir die Frage gestellt: André, bist du bereit, dass ich entscheide, wo du dienst? Ich muss dazu sagen, meine größte Angst war zu predigen. Meine größte Angst war, dass ich mich ein Jahr lang vor jeder Predigtaufregung übergeben musste. Ich bin auf die Toilette, musste mich übergeben, weil ich so aufgeregt war. Und habe dann gesagt: Ja, Herr, du entscheidest, wo ich diene. Und habe mich hingestellt und gepredigt.
Dann hat der Herr mir mit 18 die Frage gestellt: André, du hängst so an deinem Dreier-BMW. Bist du bereit, ihn für mich aufzugeben? Das war eine große Sache für mich als Achtzehnjähriger. Mein Herz hing da wirklich dran. Ich habe gerungen mit dem Herrn und irgendwann gesagt: Ja, Herr, ich gebe dir meinen BMW.
Dann hat der Herr mir folgende Frage gestellt: André, du bist damals Single. Bist du bereit, für mich Single zu bleiben? Boah, die Frage hat reingehauen. Ganzes Leben lang einsam? Und ich habe mit dem Herrn gerungen. Aber ich weiß genau, es war abends in Schweden, da habe ich dem Herrn gesagt: Herr, den Bereich gebe ich dir. Wenn du willst, dass ich Single bleibe, bleibe ich für dich ein Leben lang Single, weil ich dich habe. Ich meine, ich bin dankbar, dass der Herr das Gebet nicht so erhört hat. Aber der Herr wollte diesen Bereich haben.
Kann es sein, dass das der Bereich in deinem Leben ist, den du noch Jesus übergeben musst? Er will alle Bereiche, hundertprozentige Hingabe.
Dann hat der Herr mir 2017 eine Frage gestellt, auf die ich nicht vorbereitet war, durch eine plötzliche Verdachtsdiagnose: André, bist du bereit, eine schlimme Krankheit in Kauf zu nehmen, wenn es mein Plan für dein Leben ist? Da habe ich am längsten gebraucht zu antworten: Wochen, Monate im Gebet. Und ich kam nicht zu diesem „Ja, Herr!“. Aber ich weiß ganz genau, es war ein Prayerwalk in Altenrath, ich weiß genau, vor welchem Haus, da habe ich gesagt: Ja, Herr! Wenn mich eine Krebserkrankung näher zu dir bringt, nehme ich sie, ja, Herr!
Dann waren meine Frau und ich in Kiew, wir wollten ein Mädchen adoptieren, und plötzlich wurden uns drei Jungs zur Adoption angeboten, drei Brüder. Ihr wisst, wie die Geschichte weitergegangen ist: Es hat sich dann doch zerschlagen. Aber sowohl meine Frau als auch ich hatten dazu ein „Ja, Herr!“.
Dann hat der Herr mir die Frage gestellt: André, bist du bereit, dass ich dich vorzeitig aus dem Leben nehme, um zu verhindern, dass eine Sünde in deinem Leben zu einem großen Skandal wird, der den Glauben vieler Gläubiger erschüttert? Habe ich auch länger gebraucht und gesagt: Herr, töte mich, bevor ich deinen Namen entehre.
André, bist du bereit, dein Haus in Altenrath aufzugeben und eine Wohnung in Ostheim zu nehmen, wenn ich es will? Boah, das haut rein. Ich habe mit meiner Frau darüber gesprochen. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, wir wüssten nicht, warum wir das machen sollten, weil der Herr das Haus gerade voll gebraucht für sein Reich. Aber wir haben beide ein „Ja“.
Wisst ihr, welche Frage der Herr mir aktuell stellt? Ich rede nicht davon, dass ich seine Stimme hörbar höre, aber im Herzen, durch sein Wort. Momentan stellt er mir die Frage: André, bist du bereit, für mich unbekannt zu sein? Bist du bereit, mir da zu dienen, wo dich keiner kennt?
Versteht das bitte nicht falsch: Ich bleibe gerne bis zu meinem Lebensende hier in Ostheim. Ich habe nicht vor, wegzugehen. Aber der Herr will diesen Bereich in meinem Leben haben.
Welche Frage stellt der Herr dir? Lebst du in völliger Hingabe an Christus oder führst du ein 08/15-Christsein? Kann es sein, dass du in deinem Leben, ob bewusst oder unbewusst, eine Preisobergrenze der Nachfolge formuliert hast? Bis dahin bin ich bereit, dir zu folgen, Jesus, aber wenn du das von mir willst, das ist zu viel, da gehe ich nicht mehr mit.
Ich glaube, diese Preisobergrenze haben viele Christen, die einsam sind und sich irgendwann auf die Beziehung zu einem Nichtchristen einlassen und Jesus für eine Liebesbeziehung verkaufen. Sie hatten eine Preisobergrenze in ihrem Leben. Und Jesus, du erfüllst meinen Wunsch nicht, du hörst mein Gebet nicht, ich bin weg.
Hast du eine Preisobergrenze in deiner Nachfolge oder sagst du Jesus: Koste es, was es wolle, ich bleibe bei dir, ich gebe mich dir ganz hin?
Hingabe fordert uns ganz. Hingabe fordert deine Zeit. Sag mal, gibst du Gott nur deine Freizeit oder deine ganze Zeit?
Hingabe meint deinen Besitz. Kann es sein, dass du nur kleckerweise spendest aus deinem absoluten Überfluss? Die eigentliche Frage lautet nicht, wie viel spenden wir, die eigentliche Frage lautet, wie viel behalten wir zurück? Es gehört alles dem Herrn.
Gott erhebt Anspruch auf deinen Besitz. Gott erhebt Anspruch auf deine Wünsche, auf deine Beziehungen, auf deine Zeit, auf deine Träume, auf deine Ziele, auf deine Lebensplanung.
Hingabe ist radikal.
Georg Müller war so ein Mann, der dem Herrn absolut hingegeben war. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er fünf Waisenhäuser in England gegründet hat.
Irgendwann wurde Georg Müller von einem Mann gefragt, was das Geheimnis ihrer großen Arbeit ist, die so gewaltig gebraucht wurde. Und in dem Moment schaut Müller auf und senkt dann seinen Kopf immer tiefer, bis er fast zwischen seinen Knien ist. Dann schweigt er einige Momente und sagt schließlich Folgendes:
„Vor vielen Jahren gab es einen Tag in meinem Leben, an dem Georg Müller starb. Als junger Mann hatte ich viele Ambitionen, aber es kam ein Tag, an dem ich all diesen Dingen starb und sagte: Von nun an, Herr Jesus, dein Wille! Nicht der meine! Und von diesem Tag an begann Gott in mir und durch mich zu arbeiten.“
Und dazu lade ich dich heute ein: Ich lade dich heute ein zu sterben. Ich lade dich heute ein, für dich zu sterben.
Hingabe kann man vergleichen mit einem weißen Blatt Papier, auf dem du schon unten drunter deine Unterschrift setzt und sagst: Gott, schreib auf, was du willst, du hast mein Ja, Herr. Ich will dir folgen.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Predigt unglaublich herausfordernd für dich ist. Und vielleicht kommst du zu dem Ergebnis und sagst: André, das ist zu krass. André, ich schaffe das nicht. André, ich brauche Hilfe.
Wisst ihr, was das Gute ist? Paulus belässt es hier nicht bei einer Aufforderung, sondern er gibt uns auch die Motivation zur Hingabe. Und das ist mein zweiter Punkt.
Hingabe braucht ja immer eine Motivation. Aus welchem Beweggrund gebe ich mich hin?
In unserem Predigttext gibt es relativ am Anfang ein kleines, aber sehr bedeutendes Wort, und das ist das Wort „nun“. Ich ermahne euch nun, Brüder.
Wisst ihr, was das Wort „nun“ signalisiert? Das Wort „nun“ ist eine Schlussfolgerung aus dem Vorhergesagten. Das heißt, die Aufforderung zur Hingabe steht nicht im luftleeren Raum, sondern sie ist die Folge aus dem, was Paulus davor gesagt hat.
Er hat davor in elf Kapiteln deutlich gemacht, dass Gott für uns ist. Er hat deutlich gemacht, dass Gott alles gegeben hat. Das Evangelium ist die Motivation für unsere Hingabe.
Es gibt noch einen weiteren Hinweis für unsere Motivation im Text. Paulus schreibt: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes.“
Ihr Lieben, unsere Motivation zur völligen Hingabe sind die Erbarmungen Gottes.
Ich bereite meine Predigt immer in Microsoft Word vor, und das Wort „Erbarmungen“ war bei mir rot unterstrichen. Kennt ihr das, wenn Word euch das anzeigt? Das heißt, es ist nicht richtig geschrieben.
Da musste ich erst mal googeln, denn in meiner Elberfelder Übersetzung steht auch „Erbarmen“. Ich musste googeln und habe festgestellt, es gibt in der deutschen Grammatik keinen Plural von dem Wort „Erbarmen“.
Wisst ihr, was das Besondere ist? Im Griechischen steht hier der Plural von „Erbarmen“, um deutlich zu machen, wie groß, wie unermesslich das Erbarmen Gottes ist.
Gottes Erbarmungen sprengen die deutsche Grammatik. Das ist das Wunderbare: Es geht über unser Verstehen hinaus, wie Paulus sagt: „Oh Tiefe des Reichtums!“ Das sind die Erbarmungen Gottes.
Sie werden deutlich in Römer 1 bis 11. Ich möchte auszugsweise einige Verse lesen.
In Römer 3 heißt es: „Jetzt aber ist ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit geoffenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Gottes Gerechtigkeit aber durch den Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben. Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“
Ihr Lieben, wir waren völlig verloren in den Sünden, getrennt von Gott, ohne Hoffnung in dieser Welt, unfähig, Gott irgendwie zu gefallen – tot. Und dann greift Gott ein, sendet uns einen Retter, unseren lieben Herrn Jesus Christus, der am Kreuz stirbt für unsere Schuld.
In dem Moment, in dem wir zum Kreuz kommen und erkannt haben, dass wir Sünder sind, dass wir verloren sind, dass wir dich brauchen, Herr, kommt Jesus in unser Leben. Und Gott erklärt uns richterlich für gerecht.
Das haben wir festgehalten in Römer 3 und 4: Er hat uns die Gerechtigkeit Christi angerechnet und uns unsere Sünden nicht mehr zugerechnet.
Ihr Lieben, das sind Erbarmungen. Aber die Liste geht weiter.
Ich habe euch mal einfach die ganze Liste mitgebracht, wobei ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe.
Ab Kapitel 5 sehen wir weitere Erbarmungen. Da heißt es in Römer 5: „Wir haben Frieden mit Gott.“ Das möchte ich dir auch heute zusprechen als Kind Gottes, wenn du hier sitzt: Du hast Frieden mit Gott.
Unabhängig davon, ob du es fühlst oder nicht – der Friede ist nicht etwas Subjektives, hier ist objektiver Frieden gemeint. Der Kriegszustand ist vorbei, du hast Frieden mit Gott.
Paulus sagt, wir haben jetzt Zugang zur Gnade, in der wir stehen. Wir atmen Gnade als Christen, wir stehen im Raum der Gnade.
Wir haben eine reale Hoffnung, wir sind unfassbar geliebt. Gott hat seine Liebe zu uns bewiesen, als wir noch Sünder waren.
Es gibt Gnade im Überfluss. In Römer 5 heißt es: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade mächtiger geworden.“
Wir sind befreit von der Macht der Sünde. Sünde muss dich nicht mehr ketten.
Wir haben eine neue Identität, wir haben ewiges Leben, wir sind befreit vom Gesetz. Wir bekommen Hilfe bei unserem ständigen Versagen.
Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
Wir haben eine innere Befähigung bekommen durch den Heiligen Geist. Vorher konnten wir Gott nicht gefallen, aber durch den Heiligen Geist in uns sind wir fähig gemacht, Gott zu gefallen.
Weiter heißt es, dass wir völlig angenommen sind als Gottes Kinder. Gott hat uns den Geist geschenkt, der in uns sagt: „Abba, Vater.“
Völlige Annahme als Gotteskind.
Wir haben Trost und Hoffnung im Leid. Wir bekommen Hilfe durch den Heiligen Geist im Leid. Es gibt gute Perspektiven im Leid.
Wir haben pure Sicherheit durch die Verteidigung. Wer will verdammen? Christus ist hier. Christus setzt sich für dich ein.
Immer da, wo Satan Pfeile auf dich schießt, gibt es einen Fürsprecher, den du in deinem Leben hast. Und das ist Jesus Christus. Wir sehen es nicht, aber die Bibel sagt es uns beständig.
Beständig verteidigt uns unser Jesus.
Das sind Erbarmungen.
Und dann sagt Römer 8, Verse 35 bis 39, dass wir unendlich geliebt sind. Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes.
Und wir haben pure Sicherheit durch Gottes Treue zu seinem Heil.
Ihr Lieben, all das und noch viel mehr ist gemeint, wenn es in unserem Bibeltext heißt: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes.“
Wisst ihr, das christliche Leben ergibt sich komplett aus dem Evangelium. Wir dürfen Gottes Anspruch nicht gesondert sehen von seinem Zuspruch.
Wir dürfen seine Aufforderung, dass wir uns hingeben, nicht losgelöst sehen von der Tatsache, dass er sich für uns hingegeben hat.
Die Hingabe eines Christen ist kein Werk, um von Gott angenommen zu werden.
Die Hingabe von uns Christen ist keine Leistung, um von Gott angenommen zu werden.
Die Hingabe eines Christen ist die Antwort auf Gottes bereits vollzogene Annahme.
Die Reihenfolge ist so wichtig, sonst landen wir bei Gesetzlichkeit oder Moralismus.
Die Motivation unserer Hingabe kommt aus dem Evangelium.
Das, was uns Christen zur Hingabe motiviert, ist nicht Erfolg.
Das, was uns Christen zur Hingabe motiviert, ist nicht Ruhm, sondern ein schlichtes, altes Kreuz.
Das ist das, was uns Christen zur Hingabe motiviert, denn das Kreuz steht für Gottes Erbarmungen in unserem Leben.
Das, was uns zur Hingabe motiviert, ist keine Sache.
Das, was uns zur Hingabe motiviert, ist keine Ideologie.
Das, was uns letztendlich zur Hingabe motiviert, ist eine Person: Jesus Christus, der sein Leben für dich gab.
Das ist unsere Motivation.
Von dieser Motivation schreibt Paulus in Galater 2, Vers 20, und hier geht es um pure Hingabe.
Er sagt: „Nicht mehr lebe ich“, das heißt, Paulus ist gestorben. „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben. Und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“
Wir lieben, unsere Motivation zur Hingabe an Christus ist seine Hingabe an uns. Und das müssen wir immer sehen.
Das hat auch Charles Studd bewegt.
Charles Studd kommt im 19. Jahrhundert in einer wohlhabenden englischen Familie zum Glauben. Er wird durch die Predigten von Dwight L. Moody gerettet.
Studd führt zunächst ein sehr komfortables Leben. Ich kann euch seine Biografie sehr empfehlen.
Er ist nicht nur Jurist, er ist auch ein berühmter Cricketspieler und spielt für die englische Nationalmannschaft.
Heute ist Cricket kein großes Ding mehr. Es gibt populärere Sportarten. Aber damals war das die Sportart in England, und er war Nationalspieler für die englische Nationalmannschaft.
Das heißt, er hatte wahrscheinlich einen Ruhmgenossen wie Thomas Müller hier in Deutschland.
Charles Studd war jemand.
Zudem erbt er als Sohn reicher Eltern Millionen, als diese sterben. Er ist auf einen Schlag Multimillionär.
Man könnte sagen, aus weltlicher Perspektive meint das Leben es gut mit ihm.
Aber dann liest Charles Studd irgendwann eine Kampfschrift eines Atheisten, und dieser Atheist stellt in dieser Kampfschrift die These auf, dass Christen nicht konsequent leben.
Das bewegt Charles Studd so sehr, dass er die Entscheidung trifft: Ich werde alle Inkonsequenz hinter mir lassen.
Charles Studd gibt seine Karriere als Profisportler auf, er gibt sein ganzes Geld, alle Millionen, komplett in das Reich Gottes und geht nach Afrika, um Kannibalen zu evangelisieren.
Ich will gar nicht in erster Linie darauf hinaus, was er alles getan hat.
Ich will an dieser Stelle den Schwerpunkt legen: Was hat diesen Mann angetrieben zu so einer radikalen Hingabe?
Bekannt ist von Charles Studd der Satz: „Wenn Jesus Christus für mich gestorben ist, kann mir kein Opfer für ihn zu groß sein.“
Das ist die Motivation. Das darf auch die Motivation in deinem Leben sein. Das soll die Motivation in deinem Leben sein, dich Jesus ganz hinzugeben.
Weißt du was? Niemand liebt dich so sehr wie Jesus. Niemand hat so etwas Großes für dich getan und wird es jemals tun, wie Jesus am Kreuz, als er gesagt hat: „Es ist vollbracht!“
Niemand. Niemand hat je ein größeres Opfer für dich gebracht, niemand hat so gute Absichten für dein Leben wie Jesus.
Er sollte Beweggrund genug sein, für uns unser Leben hinzugeben.
Wir schauen auf das Kreuz. Das Kreuz ist eine Aufforderung an uns, aber auch ein Zuspruch an uns. Es ist unsere Motivation.
Und das führt uns zum letzten Punkt: die Vernunft der völligen Hingabe.
Ich lese nochmal unseren Predigttext:
„Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges und gottwohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.“
Interessant: Der Begriff „Gottesdienst“ hier kommt aus der Priestersprache. Er wird im Neuen Testament verwendet, wenn es um die Gottesdienste im Alten Testament geht, und das waren Gottesdienste, bei denen geopfert wurde.
Deswegen passt das hier super in den Zusammenhang.
Paulus sagt: Sich selbst als Opfer zu geben, ist der vernünftige Gottesdienst.
Das ist der Gottesdienst, den Gott sehen will, der Gottesdienst, der Gott interessiert, der Gottesdienst, den Gott von uns möchte: das hingegebene Leben.
Und dann sagt Paulus, das hat sehr viel mit Vernunft zu tun.
Irgendwie interessant, oder?
Wisst ihr, welches griechische Wort hier für „vernünftig“ steht? „Logikos“. Daher haben wir das Wort „Logik“.
Zugegebenermaßen sind die Ausleger hier etwas hin- und hergerissen. Einige Bibelübersetzungen übersetzen das griechische Wort auch anders.
Aber selbst die, die anders übersetzen, sagen, man kommt nicht drum herum, hier in diesem Wort den Aspekt des Rationalen zu sehen.
Weißt du, bei Hingabe geht es nicht um eine kurze emotionale Entscheidung. Es geht darum, dass du deinen Verstand einsetzt, eine vernünftige, überlegte Entscheidung triffst.
Dieser Vernunftsaspekt kommt auch bei Jim Elliot im Tagebuch wunderbar zum Vorschein.
Am 28. Oktober 1949 schreibt Jim Elliot den Satz, der vielen von uns bekannt geworden ist:
„Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“
Der ist kein Narr. Wenn wir das mal positiv formulieren, müssten wir sagen: Der ist vernünftig, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.
Ihr Lieben, ich bin manchmal traurig über die Reaktion einiger langjähriger Christen.
Wisst ihr, was ich beobachtet habe an mir selbst und an Äußerungen, die an andere Menschen weitergegeben wurden?
Sobald jemand anfängt, krasse Glaubensentscheidungen zu treffen und so zu leben, dass man sagen könnte: Der führt ein ziemlich konsequentes Christsein, kein 08/15-Christsein, der ist wirklich sowas von hingegeben – weißt du, was man da für Reaktionen bekommt von Christen?
„Du bist ein bisschen radikal geworden. Was, diese Entscheidung hast du getroffen? Ich meine, das ist so ein bisschen unvernünftig, oder? Gott hat uns doch auch einen Verstand gegeben.“
Mal ganz ehrlich, machen wir es mal konkret: Als Mel und Athen die Nachricht bekommen haben, dass sie Zwillinge kriegen, standen die Missionspläne alle fest.
Wie viele von uns haben gedacht: Jetzt sind die Pläne erst mal auf Eis gelegt, weil wie kannst du, wenn du vernünftig bist, mit zwei kleinen Zwillingen zu Unerreichten in einen Stamm gehen? Das geht doch nicht, das ist unvernünftig. Gott hat uns doch auch einen Verstand gegeben.
Ich bin traurig, wenn Jugendliche so tolle Glaubensentscheidungen treffen und dann von langjährigen Christen gesagt bekommen: „Du übertreibst ein bisschen. Immer muss der Verstand herhalten. Gott hat uns doch auch einen Verstand gegeben. Handle doch vernünftig.“
Wisst ihr, was unsere Antwort heute vom Text ist? Ja, genau, Gott hat uns einen Verstand gegeben, und Hingabe ist absolut vernünftig.
Ich möchte dich einladen, dich wirklich dem Herrn völlig hinzugeben heute.
Ich meine die Frage, die uns doch noch am Ende beschäftigen muss: Wenn Hingabe so logisch ist, wieso tun wir uns alle – und ich nehme mich damit rein – wieso tun wir uns häufig schwer damit, uns dem Herrn völlig auszuliefern?
Weil uns häufig Ängste und Gedanken kommen, weil unsere Gedanken eben oft nicht logisch sind, sie sind von der Sünde getrübt worden.
Und wir stellen uns die Frage: Herr, wenn ich mich dir so ganz hingebe, willst du mir vielleicht etwas wegnehmen, was mir so viel Wert ist?
Herr, wenn ich mich dir ganz hingebe, dann bedeutet das vielleicht, dass du mich irgendwo ans Ende der Welt schickst. Da will ich nicht hin, richtig?
Das sind doch die Gedanken, die uns oft abhalten – Ängste und Lügen, die wir glauben.
Ich möchte dir heute einen Vers mitgeben, einen Vers, der die Logik der Hingabe noch mal wirklich zementieren soll.
Bitte nimm diesen Vers und schmetter ihn gegen deine gedanklichen Lügen.
In Römer 8, Vers 32 sagt Paulus: „Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat, wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“
Das ist doch logisch.
Schaut mal: Wenn Gott das Beste gegeben hat, was er geben konnte – und das war Jesus –, er hat ihn für dich gegeben.
Wenn er dir das Beste gegeben hat, was er dir geben konnte, glaubst du wirklich, er wird dir irgendetwas jetzt im Leben vorenthalten, was gut für dich ist?
Es ist doch eigentlich anhand dieses Verses logisch zu sagen: Herr, dann nimm mich, dann gebe ich mich dir hin.
Und genau dazu möchte ich dich heute einladen.
William Macdonald hat Hingabe abschließend wunderbar zusammengefasst.
Er sagt: „Hingabe ist eine eindeutige, wohlüberlegte Handlung, bei der ein Mensch sein Leben dem Herrn ausliefert, so dass er nach seinem Willen darüber verfügen kann. Unser eigener Wille wird mit dem Seinen getauscht. Wir geben unsere Rechte auf und erkennen sein Thronrecht an. Hingabe bedeutet, alles für den einen aufzugeben, der alles für uns aufgegeben hat.“
Genau dazu möchte ich dich einladen, zunächst einmal, dass du es betest und sagst: Herr, nimm mich.
Es bedeutet nicht, dass jeder heute seine Arbeit kündigen muss. Das bedeutet es nicht.
Aber es beginnt damit, dass du sagst: Herr, hier, meine Unterschrift steht. Schreib drauf, was du willst.
Ich möchte dich heute einladen, das auch symbolisch zum Ausdruck zu bringen, indem du gleich, wenn wir drei Lieder singen, ans Kreuz kommst.
Und ich meine dich als Christ.
Vielleicht hast du angefangen, ein absolut bequemes Christsein zu leben. Du hast das Geld liebgewonnen, deinen Besitz. Du hast dich gewöhnt, in einer Komfortzone zu leben.
Ich möchte dich heute einladen: Komm raus! Jesus ruft dich aufs Wasser, wie er Petrus aufs Wasser gerufen hat, beziehungsweise Petrus wollte es selbst.
Vielleicht ist dieser Schritt heute dran, dass du aus diesem Boot der Bequemlichkeit aussteigst und sagst: Jesus, ich will auf dich schauen.
Vielleicht lebst du gerade ein Doppelleben. Du willst den Anschein wahren, ein anständiger Christ zu sein, und hast in deinem Leben dreckige Geheimnisse.
Da möchte ich dich heute auffordern: Mach heute Schluss damit, am Anfang des Jahres 2023, mach reinen Tisch und komm gerne nach vorne zum Kreuz.
Vielleicht hast du so sehr mit Kontrolle zu kämpfen, du willst alles in deinem Leben kontrollieren.
Ich möchte dich heute einladen: Gib das Steuer deines Lebens Jesus. Sag Jesus, bestimme du mein Leben.
Die Musiker können nach vorne kommen. Wir werden jetzt drei Lieder über Hingabe singen.
Ich möchte dich einladen, das symbolisch zum Ausdruck zu bringen, indem du während der Lieder einfach ans Kreuz kommst und da für dich ein Gebet betest.
Mach daraus eine Sache zwischen dir und Jesus, dass du vor das Kreuz kommst und sagst: Ja, Herr, ich gebe mich dir ganz hin.
Danach kannst du dich wieder setzen während dieser drei Lieder.
Wenn du Jesus noch nie dein Leben übergeben hast, dann lade ich dich ein, das heute zum ersten Mal zu tun.
Komm mit deinen Sünden. Er möchte dir gerne vergeben und dich durch dein Leben begleiten.
Amen.
Hingabe fordert alles: Zeit, Besitz und Herz
Hingabe fordert uns ganz. Sie verlangt deine Zeit.
Sag, gibst du Gott nur deine Freizeit oder deine ganze Zeit? Hingabe betrifft auch deinen Besitz. Kann es sein, dass du nur kleckerweise aus deinem absoluten Überfluss spendest?
Die eigentliche Frage lautet nicht, wie viel wir spenden, sondern wie viel wir zurückbehalten. Alles gehört dem Herrn.
Gott erhebt Anspruch auf deinen Besitz, auf deine Wünsche, auf deine Beziehungen, auf deine Zeit, auf deine Träume, auf deine Ziele und auf deine Lebensplanung.
Hingabe ist radikal.
Georg Müller: Ein Leben der Hingabe als Vorbild
Georg Müller war ein Mann, der dem Herrn absolut hingegeben war. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er fünf Waisenhäuser in England gegründet hat.
Irgendwann wurde Georg Müller von einem Mann gefragt, was das Geheimnis seiner großen Arbeit sei. Müller schaute in diesem Moment auf, senkte dann seinen Kopf immer tiefer, bis er fast zwischen seinen Knien war. Nach einer kurzen Pause sagte er Folgendes:
„Vor vielen Jahren gab es einen Tag in meinem Leben, an dem Georg Müller starb. Als junger Mann hatte ich viele Ambitionen. Aber es kam ein Tag, an dem ich all diesen Dingen starb und sagte: ‚Von nun an, Herr Jesus, dein Wille! Nicht der meine!‘
Von diesem Tag an begann Gott in mir und durch mich zu wirken. Und dazu lade ich dich heute ein: Ich lade dich ein, für dich selbst zu sterben.“
Hingabe kann man mit einem weißen Blatt Papier vergleichen, auf dem du bereits unten deine Unterschrift setzt und sagst: „Gott, schreibe auf, was du willst. Du hast mein Ja, Herr. Ich will dir folgen.“
Die Motivation zur Hingabe: Gottes Erbarmungen
Ich kann mir vorstellen, dass diese Predigt für dich unglaublich herausfordernd ist. Vielleicht kommst du zu dem Ergebnis und sagst: „Andre, das ist zu krass.“ Oder: „Andre, ich schaffe das nicht.“ Vielleicht auch: „Andre, ich brauche Hilfe.“
Wisst ihr, was das Gute daran ist? Paulus belässt es hier nicht nur bei einer Aufforderung, sondern gibt uns auch die Motivation zur Hingabe. Und das ist mein zweiter Punkt: Hingabe braucht immer eine Motivation. Aus welchem Beweggrund gebe ich mich hin?
In unserem Predigttext gibt es relativ am Anfang ein kleines, aber sehr bedeutendes Wort, und das ist das Wort „nun“. Paulus schreibt: „Ich ermahne euch nun, Brüder.“ Wisst ihr, was das Wort „nun“ signalisiert? Es ist eine Schlussfolgerung aus dem Vorhergesagten. Das heißt, die Aufforderung zur Hingabe steht nicht im luftleeren Raum, sondern ist die Folge dessen, was Paulus davor gesagt hat.
Er hat in den elf Kapiteln deutlich gemacht, dass Gott für uns ist. Er hat gezeigt, dass Gott alles gegeben hat. Das Evangelium ist die Motivation für unsere Hingabe.
Es gibt noch einen weiteren Hinweis für unsere Motivation im Text. Paulus schreibt: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes.“
Ihr Lieben, unsere Motivation zur völligen Hingabe sind die Erbarmungen Gottes. Ich bereite meine Predigt immer in Microsoft Word vor, und das Wort „Erbarmungen“ war bei mir rot unterstrichen. Kennt ihr das, wenn Word euch anzeigt, dass ein Wort falsch geschrieben ist? Das heißt, es ist nicht richtig geschrieben.
Da musste ich erst mal googeln, denn in meiner Elberfelder Übersetzung steht auch „Erbarmen“. Ich habe festgestellt, dass es in der deutschen Grammatik keinen Plural von dem Wort „Erbarmen“ gibt. Wisst ihr, was das Besondere ist? Im Griechischen steht hier der Plural von „Erbarmen“, um deutlich zu machen, wie groß, wie unermesslich das Erbarmen Gottes ist. Gottes Erbarmungen sprengen die deutsche Grammatik.
Das ist das Wunderbare: Es geht über unser Verstehen hinaus, wie Paulus sagt: „Oh Tiefe des Reichtums!“ Das sind die Erbarmungen Gottes, die sich besonders in Römer 1 bis 11 zeigen.
Ich möchte auszugsweise einige Verse lesen. In Römer 3 heißt es: „Jetzt aber ist ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit geoffenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Gottes Gerechtigkeit aber durch den Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben; denn es ist kein Unterschied. Alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes, werden aber umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“
Ihr Lieben, wir waren völlig verloren in den Sünden, getrennt von Gott, ohne Hoffnung in dieser Welt, unfähig, Gott irgendwie zu gefallen – tot. Und dann greift Gott ein und sendet uns einen Retter: unseren lieben Herrn Jesus Christus, der am Kreuz für unsere Schuld stirbt.
In dem Moment, in dem wir zum Kreuz kommen und erkennen: „Wir sind Sünder, wir sind verloren, wir brauchen dich, Herr“, da ist Jesus in unser Leben gekommen. Gott erklärt uns richterlich für gerecht. Das haben wir in Römer 3 und 4 festgehalten: Er hat uns die Gerechtigkeit Christi angerechnet und unsere Sünden uns nicht mehr zugerechnet.
Ihr Lieben, das sind Erbarmungen – große Erbarmungen. Aber die Liste geht weiter. Ich habe euch mal einfach die ganze Liste mitgebracht, wobei ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe.
Ab Kapitel 5 sehen wir weitere Erbarmungen. Da heißt es in Römer 5: Wir haben Frieden mit Gott. Das möchte ich dir auch heute zusprechen, als Kind Gottes, wenn du hier sitzt: Du hast Frieden mit Gott. Unabhängig davon, ob du es fühlst oder nicht. Der Friede ist nicht etwas Subjektives, hier ist objektiver Frieden gemeint. Der Kriegszustand ist vorbei, du hast Frieden mit Gott.
Paulus sagt, wir haben jetzt Zugang zur Gnade, in der wir stehen. Wir atmen Gnade als Christen, wir stehen im Raum der Gnade. Wir haben eine reale Hoffnung, wir sind unfassbar geliebt. Gott hat seine Liebe zu uns bewiesen, als wir noch Sünder waren.
Es gibt Gnade im Überfluss. In Römer 5 heißt es: „Wo die Sünde mächtig geworden ist, ist die Gnade mächtiger geworden.“ Wir sind befreit von der Macht der Sünde. Sünde muss dich nicht mehr ketten.
Wir haben eine neue Identität, wir haben ewiges Leben, wir sind befreit vom Gesetz. Wir bekommen Hilfe bei unserem ständigen Versagen. Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
Wir haben eine innere Befähigung bekommen durch den Heiligen Geist. Vorher konnten wir Gott nicht gefallen, aber durch den Heiligen Geist in uns sind wir fähig gemacht, Gott zu gefallen.
Weiter heißt es, dass wir völlig angenommen sind als Gottes Kinder. Gott hat uns den Geist geschenkt, der in uns sagt: „Abba, Vater.“ Völlige Annahme als Gotteskind.
Wir haben Trost und Hoffnung im Leid. Wir bekommen Hilfe durch den Heiligen Geist im Leid. Es gibt gute Perspektiven im Leid. Wir haben pure Sicherheit durch die Verteidigung. Wer will verdammen? Christus ist hier. Christus setzt sich für dich ein.
Immer da, wo Satan Pfeile auf dich schießt, gibt es einen Fürsprecher, den du in deinem Leben hast. Und das ist Jesus Christus. Wir sehen es nicht, aber die Bibel sagt es uns beständig: Beständig verteidigt uns unser Jesus.
Das sind Erbarmungen. Und dann sagt Römer 8, Verse 35 bis 39, dass wir unendlich geliebt sind. Nichts kann uns trennen von der Liebe Gottes. Und wir haben pure Sicherheit durch Gottes Treue zu seinem Heil.
Ihr Lieben, all das und noch viel mehr ist gemeint, wenn es in unserem Bibeltext heißt: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes.“
Wisst ihr, das christliche Leben ergibt sich komplett aus dem Evangelium. Wir dürfen Gottes Anspruch nicht gesondert sehen von seinem Zuspruch. Wir dürfen seine Aufforderung, dass wir uns hingeben, nicht losgelöst sehen von der Tatsache, dass er sich für uns hingegeben hat.
Die Hingabe eines Christen ist kein Werk, um von Gott angenommen zu werden. Die Hingabe von uns Christen ist kein Werk, um von Gott angenommen zu werden. Die Hingabe eines Christen ist die Antwort auf Gottes bereits vollzogene Annahme.
Die Reihenfolge ist so wichtig, sonst landen wir bei Gesetzlichkeit oder bei Moralismus. Die Motivation unserer Hingabe kommt aus dem Evangelium.
Das, was uns Christen zur Hingabe motiviert, ist nicht Erfolg. Das, was uns Christen zur Hingabe motiviert, ist nicht Ruhm, sondern ein schlichtes, altes Kreuz. Das ist das, was uns Christen zur Hingabe motiviert, denn das Kreuz steht für Gottes Erbarmungen in unserem Leben.
Das, was uns zur Hingabe motiviert, ist keine Sache. Das, was uns zur Hingabe motiviert, ist keine Ideologie. Das, was uns letztendlich zur Hingabe motiviert, ist eine Person: Jesus Christus, der sein Leben für dich gab. Das ist unsere Motivation.
Von dieser Motivation schreibt Paulus in Galater 2, Vers 20, und hier geht es um pure Hingabe. Er sagt: „Nicht mehr lebe ich“, das heißt, Paulus ist gestorben. „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben. Und zwar im Glauben an den Sohn Gottes.“
Jetzt hört zu: Das ist die Motivation, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat. Wir lieben. Unsere Motivation zur Hingabe an Christus ist seine Hingabe an uns. Und das müssen wir immer sehen.
Charles Dutt: Ein Leben aus der Motivation der Hingabe
Das hat auch Charles Dutt bewegt. Charles Dutt kam im neunzehnten Jahrhundert in einer wohlhabenden englischen Familie zum Glauben. Er wurde durch die Predigten von Dwight L. Moody gerettet. Studd führte zunächst ein sehr komfortables Leben. Ich kann euch seine Biografie sehr empfehlen.
Er war nicht nur Jurist, sondern auch ein berühmter Cricketspieler und spielte für die englische Nationalmannschaft. Heute ist Cricket keine große Sache mehr. Es gibt populärere Sportarten. Aber damals war Cricket die führende Sportart in England. Er war Nationalspieler, also hatte er wahrscheinlich einen Ruhm, vergleichbar mit Thomas Müller hier in Deutschland. Charles Dutt war jemand.
Zudem erbte er, als seine Eltern starben, Millionen. Er wurde auf einen Schlag Multimillionär. Man könnte sagen, aus weltlicher Perspektive meinte das Leben es gut mit ihm.
Doch dann las Charles Dutt irgendwann eine Kampfschrift eines Atheisten. Dieser Atheist stellte in seiner Schrift die These auf, dass Christen nicht konsequent leben. Das bewegte Charles Dutt so sehr, dass er in diesem Moment die Entscheidung traf: Ich werde alle Inkonsequenz hinter mir lassen.
Charles Dutt gab seine Karriere als Profisportler auf. Er gab sein ganzes Geld, alle Millionen, komplett in das Reich Gottes und ging nach Afrika, um Kannibalen zu evangelisieren.
Ich möchte an dieser Stelle nicht in erster Linie darauf hinaus, was er alles getan hat. Vielmehr will ich den Schwerpunkt darauf legen, was diesen Mann zu so einer radikalen Hingabe antrieb.
Bekannt ist von Charles Dutt der Satz: „Wenn Jesus Christus für mich gestorben ist, kann mir kein Opfer für ihn zu groß sein.“ Das ist seine Motivation. Diese Motivation darf auch die Motivation in deinem Leben sein. Sie soll es sein, dich Jesus ganz hinzugeben.
Weißt du was? Niemand liebt dich so sehr wie Jesus. Niemand hat so etwas Großes für dich getan und wird es jemals tun wie Jesus am Kreuz, als er sagte: „Es ist vollbracht.“ Niemand. Niemand hat je ein größeres Opfer für dich gebracht. Niemand hat so gute Absichten für dein Leben wie Jesus. Er sollte Beweggrund genug sein, unser Leben für ihn hinzugeben.
Wir schauen auf das Kreuz. Das Kreuz ist eine Aufforderung an uns, aber auch ein Zuspruch an uns. Es ist unsere Motivation.
Die Vernunft der völligen Hingabe
Und das führt uns zum letzten Punkt: die Vernunft der völligen Hingabe. Ich lese noch einmal unseren Predigttext:
„Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges und gottwohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.“
Interessant ist der Begriff „Gottesdienst“ hier. Er stammt aus der Priestersprache und wird im Neuen Testament verwendet, wenn über die Gottesdienste im Alten Testament gesprochen wird. Diese Gottesdienste waren solche, bei denen geopfert wurde. Deshalb passt der Begriff hier eigentlich sehr gut in den Zusammenhang.
Paulus sagt, sich selbst als Opfer hinzugeben, ist der vernünftige Gottesdienst. Das ist der Gottesdienst, den Gott sehen will, der Gott interessiert und den Gott von uns möchte – ein hingegebenes Leben. Paulus betont, dass das viel mit Vernunft zu tun hat. Irgendwie interessant, oder?
Wisst ihr, welches griechische Wort hier für „vernünftig“ steht? Es ist „logikos“. Daher haben wir auch das Wort „Logik“. Zugegebenermaßen sind die Ausleger hier etwas hin- und hergerissen. Einige Bibelübersetzungen geben das griechische Wort anders wieder. Doch selbst diejenigen, die es anders übersetzen, sagen, dass man den Aspekt des Rationalen hier nicht außer Acht lassen kann.
Bei Hingabe geht es nicht um eine kurze, emotionale Entscheidung. Es geht darum, den Verstand einzusetzen und eine vernünftige, überlegte Entscheidung zu treffen. Dieser Vernunftsaspekt kommt auch in Jim Elliots Tagebuch wunderbar zum Ausdruck.
Am 28. Oktober 1949 schreibt Jim Elliot den Satz, der vielen von uns bekannt geworden ist: „Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“
Wenn wir das mal positiv formulieren, müssten wir sagen: Der ist vernünftig, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.
Ihr Lieben, manchmal bin ich traurig über die Reaktion mancher langjähriger Christen. Wisst ihr, was ich an mir selbst und an Äußerungen beobachtet habe, die an andere weitergegeben wurden? Sobald jemand anfängt, krasse Glaubensentscheidungen zu treffen und so zu leben, dass man sagen könnte, er führt ein ziemlich konsequentes Christsein – kein 08/15-Christsein –, sondern wirklich eine sehr starke Hingabe zeigt, wisst ihr, was man da von anderen Christen zu hören bekommt?
„Du bist ein bisschen radikal geworden.“
„Was, diese Entscheidung hast du getroffen? Das ist doch ein bisschen unvernünftig, oder? Gott hat uns doch auch einen Verstand gegeben.“
Mal ganz ehrlich: Machen wir es mal konkret. Als Mel und Athen die Nachricht bekamen, dass sie Zwillinge bekommen würden, standen die Missionspläne bereits fest. Wie viele von uns haben wohl gedacht, dass die Pläne erst einmal auf Eis gelegt werden müssten? Denn wie kann man vernünftig mit zwei kleinen Zwillingen zu Unerreichten in einen Stamm gehen? Das geht doch nicht, das ist unvernünftig. Gott hat uns doch auch einen Verstand gegeben.
Ich bin traurig, wenn Jugendliche so tolle Glaubensentscheidungen treffen und dann von langjährigen Christen hören: „Du übertreibst ein bisschen. Immer muss der Verstand herhalten. Gott hat uns doch auch einen Verstand gegeben. Handle doch vernünftig.“
Wisst ihr, was unsere Antwort heute aus dem Text ist? Ja, genau: Gott hat uns einen Verstand gegeben, und Hingabe ist absolut vernünftig.
Die Überwindung von Ängsten und Zweifeln bei der Hingabe
Ich möchte dazu einladen, sich heute wirklich dem Herrn völlig hinzugeben. Dabei stellt sich eine entscheidende Frage, die uns am Ende beschäftigen muss: Wenn Hingabe so logisch ist, warum fällt es uns dann oft so schwer, uns dem Herrn völlig auszuliefern? Ich nehme mich da nicht aus.
Oft kommen Ängste und Zweifel auf. Unsere Gedanken sind häufig nicht logisch, sondern von der Sünde getrübt. Wir fragen uns: Herr, wenn ich mich dir ganz hingebe, willst du mir vielleicht etwas wegnehmen, das mir sehr wertvoll ist? Oder: Herr, wenn ich mich dir ganz hingebe, bedeutet das vielleicht, dass du mich irgendwo ans Ende der Welt schickst – und da will ich nicht hin, richtig? Das sind die Gedanken, die uns oft zurückhalten. Es sind Ängste und Lügen, denen wir Glauben schenken.
Heute möchte ich einen Vers mitgeben, der die Logik der Hingabe noch einmal klar macht. Bitte nimm diesen Vers und stelle ihn deinen gedanklichen Lügen entgegen. In Römer 8,32 sagt Paulus: „Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle hingegeben hat, wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“
Das ist doch logisch! Wenn Gott das Beste gegeben hat, was er geben konnte – und das war Jesus –, wenn er ihn für dich gegeben hat, glaubst du wirklich, dass er dir im Leben etwas vorenthalten wird, das gut für dich ist?
Anhand dieses Verses ist es eigentlich klar zu sagen: Herr, dann nimm mich, ich gebe mich dir hin. Genau dazu möchte ich heute einladen.
Die klare Definition von Hingabe
William Macdonald hat Hingabe abschließend wunderbar zusammengefasst. Er sagt, Hingabe ist eine eindeutige, wohlüberlegte Handlung, bei der ein Mensch sein Leben dem Herrn ausliefert, sodass er nach seinem Willen darüber verfügen kann. Unser eigener Wille wird mit dem Seinen getauscht. Wir geben unsere Rechte auf und erkennen sein Thronrecht an.
Hingabe bedeutet, alles für den Einen aufzugeben, der alles für uns aufgegeben hat. Genau dazu möchte ich dich einladen: zunächst einmal, dass du es betest und sagst: „Herr, nimm mich.“ Es bedeutet nicht, dass jeder heute seine Arbeit kündigen muss. Das bedeutet es nicht. Aber es beginnt damit, dass du sagst: „Herr, hier, meine Unterschrift steht, schreib drauf, was du willst.“
Ich möchte dich heute einladen, das auch symbolisch zum Ausdruck zu bringen, indem du gleich, wenn wir drei Lieder singen, ans Kreuz kommst. Und ich meine dich als Christ. Vielleicht hast du angefangen, ein absolut bequemes Christsein zu leben. Du hast das Geld liebgewonnen, deinen Besitz. Du hast dich gewöhnt, in einer Komfortzone zu leben. Ich möchte dich heute einladen: Komm raus!
Jesus ruft dich aufs Wasser, wie er Petrus aufs Wasser gerufen hat beziehungsweise Petrus wollte es selbst. Vielleicht ist dieser Schritt heute dran, dass du aus diesem Boot der Bequemlichkeit aussteigst und sagst: „Jesus, ich will auf dich schauen.“
Vielleicht lebst du gerade ein Doppelleben. Du willst den Anschein wahren, ein anständiger Christ zu sein, und hast in deinem Leben dreckige Geheimnisse. Da möchte ich dich heute auffordern: Mach heute Schluss damit, am Anfang des Jahres 2023. Mach reinen Tisch und komm gerne nach vorne zum Kreuz.
Vielleicht hast du so sehr mit Kontrolle zu kämpfen, dass du alles in deinem Leben kontrollieren willst. Ich möchte dich heute einladen: Gib das Steuer deines Lebens Jesus. Sag Jesus: „Bestimme du mein Leben.“
Die Musiker können nach vorne kommen. Wir werden jetzt drei Lieder über Hingabe singen, und ich möchte dich einladen, das symbolisch zum Ausdruck zu bringen, indem du während der Lieder einfach ans Kreuz kommst und dort für dich ein Gebet betest. Mach daraus eine Sache zwischen dir und Jesus, dass du vor das Kreuz kommst und sagst: „Ja, Herr, ich gebe mich dir ganz hin.“ Danach kannst du dich wieder setzen während dieser drei Lieder.
Wenn du Jesus noch nie dein Leben übergeben hast, dann lade ich dich ein, das heute zum ersten Mal zu tun. Komm mit deinen Sünden, er möchte dir gerne vergeben und dich durch dein Leben begleiten. Amen!