Einführung und biblischer Ausgangspunkt
Im Johannes-Evangelium, Kapitel 1, steht unser Predigttext. Er befindet sich auf Seite 98 im Neuen Testament der ausgelegten Bibeln. Es handelt sich um Johannes 1,29-34.
Noch einmal bleiben wir bei Johannes dem Täufer stehen, der uns in der Adventszeit besonders wichtig ist. Am nächsten Tag sieht Johannes, wie Jesus zu ihm kommt, und spricht: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt. Der ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt jemand, der mehr ist als ich, denn er ist vor mir gewesen.“
Johannes fährt fort: „Ich kannte ihn nicht, aber ich bin gekommen, um mit Wasser zu taufen, damit er Israel offenbar wird.“ Dann legt Johannes dieses Zeugnis ab: „Ich sah, dass der Geist wie eine Taube vom Himmel herabkam und auf ihm blieb. Ich kannte ihn nicht, aber der mich gesandt hat, um mit Wasser zu taufen, sagte zu mir: ‚Auf wen du den Geist herabkommen und auf wem du ihn bleiben siehst, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.‘“
Schließlich sagt Johannes: „Und ich habe es gesehen und bezeugt, dass dieser Gottes Sohn ist.“
Herr, segne dieses Wort an unser aller Herzen. Amen!
Persönliche Erfahrungen und die Bedeutung von Weltmission
Manche von Ihnen haben schöne Ferienerlebnisse hinter sich. Diese könnten erzählen, wie sie Skifahren waren. Andere haben vielleicht nur schöne, stille Tage zu Hause verbracht. Das war in diesem Jahr gar nicht schlecht, da man sonst nicht viel unternehmen konnte.
Ich möchte Ihnen auch von meiner großen Gelegenheit berichten, an der Jugendkonferenz in Lausanne für Weltmission teilzunehmen. Diese dauerte fünf Tage und fand am Übergang vom alten zum neuen Jahr statt. Es war ein großes Ereignis, wenn sieben junge Leute aus 30 europäischen Staaten zusammenkommen.
Ich musste immer wieder daran denken, ob man vor Jahren hätte ahnen können, dass unter der christlichen Jugend Europas wieder eine solche Leidenschaft für Weltmission entflammt. Diese Leidenschaft ist bei den älteren Generationen oft verschüttet.
Schon morgens saßen sie an allen möglichen und unmöglichen Orten, um ihre stille Zeit zu halten und im Wort Gottes zu lesen. Danach hörten sie aufmerksam den Problemen der Länder und Kontinente zu. In der Silvesternacht meldeten sich 800 junge Leute, nach langem Überlegen und Raten. Dieser Entschluss war kein leichtfertiger: Sie wollten vollzeitlich und als Lebensaufgabe in den Missionsdienst gehen.
800 junge Menschen, die das als ihre Aufgabe erkannt haben – das ist bemerkenswert. Heute hat man viele Weltnöte klar vor Augen. Das bewegt jeden, wenn man daran denkt, wie viel Hunger in der Welt herrscht, wie Unterdrückung geschieht und Menschen entrechtet sind, wie wirtschaftliche Nöte bestehen oder wie Unbildung Menschen unfrei hält. All das wurde auf der Konferenz deutlich gesehen.
Doch die jungen Menschen auf diesem Kongress sahen noch klarer, dass Menschen hoffnungslos verloren sind, wenn ihnen niemand das Evangelium von Jesus verkündet. Wenn niemand ihnen den Weg zum Vaterherzen Gottes weist, bleiben sie in der dunklen Nacht, solange nicht das Licht des Evangeliums in ihr Leben leuchtet.
Weltmission ist eine Aufgabe, die auch bei uns geschieht. Wenn wir uns heute Morgen nur bewusst machen, wie viele Menschen um uns herum leben, die nichts mehr von Jesus wissen – und das betrifft nicht nur die eine Million Türken, von denen der größte Teil noch nie etwas von Jesus, dem Heil der Welt, gehört hat.
Schon unter den vielen Menschen, mit denen wir aufwachsen und zusammenleben, wurde mir die Aufgabe der Weltmission wieder ganz neu groß. Ich möchte deshalb diesen Abschnitt von Johannes dem Täufer benutzen, um Ihnen dazu einiges zu sagen.
Der Dienst des Johannes als Vorbild für die Verkündigung
Es ist der wichtigste Dienst, wenn wir von Jesus sprechen. Johannes ist uns hier ein Vorbild. Er hatte eine große, reiche Predigertätigkeit und war ein erfolgreicher Prediger, wie wohl wenige andere. Große Scharen von Menschen liefen zu ihm hinaus, hörten seinen Worten ergriffen zu und folgten auch seinem Aufruf, sich im Jordan taufen zu lassen.
Aber all das war nicht der Höhepunkt seiner Wirksamkeit. Der Höhepunkt seines Dienstes war, als er auf Jesus hinwies. Ich möchte Ihnen heute Morgen diesen Dienst als Ihre wichtige und große Aufgabe nahebringen.
Natürlich hätte Johannes auch denken können: „Ich wollte den Menschen in ihren Nöten helfen.“ Es fiel ihm sicher genauso schwer wie Ihnen, dass er die großen Weltprobleme nicht lösen konnte – weder den Unfrieden noch die Krankheiten, Leiden oder Unterdrückung. Johannes hätte sicher auch gerne Frieden zwischen den Weltvölkern geschaffen, doch das vermochte er nicht.
Aber eines hat er vermocht, und dazu hat Gott ihn bestimmt: dass er Menschen auf Jesus hinweist. Das war der Predigerdienst, den er tun konnte. In dem Moment hörte er mit allem anderen auf. Das war der Höhepunkt seiner ganzen Tätigkeit: Da ist Jesus.
Er beginnt mit dem schlichten Wort, das man so gern überliest: „Siehe“. Warum? Weil man sonst nichts merkt. So wie der moderne Mensch davorsteht und sagt: „Von was redest du?“ Wir kommen erfüllt von diesem Gottesdienst und wollen anderen daran teilhaben lassen, indem wir sagen: „Du müsstest Augen haben, um das zu sehen. Siehe, da ist Jesus.“
Damals war es nicht leichter als heute. Die Menschen standen um die irdische Gestalt Jesu herum und entdeckten nichts Besonderes. Johannes sagte: „In Jesus, da ist es.“ Wie er später sagt, ist Jesus der Sohn Gottes. In ihm ist die ganze Fülle Gottes. In ihm ist das Leben, und das Leben ist erschienen. Du musst zu ihm kommen.
Die Herausforderung des Zeugendienstes und die Botschaft vom Lamm Gottes
So viele Menschen lassen sich von diesem Dienst abhalten. Heute verunsichert es viele Christen, dass sie denken: Was kann ich mit meinem Leben schon sagen? Was kann ich schon bringen? Manche setzen sogar ihre ganze Kraft darauf, mit ihrem Leben etwas darzustellen.
Ich weiß nicht, ob Johannes das, was er predigte, selbst darstellen konnte. Er kleidete sich äußerst schlicht. Das Fell, das er sich umlegte, war kein schöner Anzug. Freimütig sagte er, dass er von seiner Person nicht viel hält. Ich bitte Sie, machen Sie es genauso für Ihren Zeugendienst, zu dem uns Gott bestimmt hat. Als Christen sollten wir nicht viel von uns reden und nicht glauben, wir könnten so viel Licht in die Welt tragen. Vielmehr sagen wir allen Menschen: Da ist Jesus! Er kann dir den Frieden Gottes bringen, dir den Weg zu Gott zeigen, deine Fragen lösen und Licht in deine Dunkelheit bringen.
Ich sage Ihnen für diesen Gottesdienst: Wir wollen nichts anderes tun, als zu Jesus führen, auf ihn hinweisen und sagen: Da musst du hingehen – heute mit deiner Not, heute mit dem, was dich bewegt.
Aber jetzt fragen Sie vielleicht: Ist dieser Dienst so wichtig? Ist das, was Johannes verkündigt, wirklich bedeutend? Ich las in einem christlichen Blatt einen Satz, der mir tief unter die Haut ging. Dort stand: Das, was Johannes mit dem Lamm Gottes predigt, ist nichts mehr für unsere Zeit, denn das spricht unsere Zeit nicht an.
Der Mann hat gut beobachtet: Das spricht unsere Zeit wirklich nicht an. Wenn man sagen könnte: Sieh, da ist ein Diplomat, der die Weltvölker versöhnen kann. Da ist ein Mann, der einen Ausgleich zwischen den großen Machtblöcken West und Ost schafft. Da ist ein Mann mit einem Rezept für den Frieden – das wäre eine Botschaft.
Oder wenn man sagen könnte: Da ist ein Arzt, der alle Krankheiten heilen kann, da würden die Menschen herbeiströmen. Das wäre eine Botschaft für uns heute.
Oder da ist ein Wirtschaftspolitiker, der unsere Wirtschaftsnöte lösen kann und uns den Weg aus der Talsohle zeigt, wie Investitionen gelingen. Das wäre doch eine Predigt, wenn Johannes gerufen hätte: Da ist er, sieh, jetzt kommt er!
Glauben Sie wirklich, dass es vor zweitausend Jahren anders war? Was war denn mit dem Lamm Gottes damals so attraktiv? Glauben Sie wirklich, dass das damals eine Parole war, die von Mund zu Mund ging?
Damals standen die großen Pyramiden in Ägypten schon. Dort liebte man das Große. Schauen Sie sich die Triumphbögen in Rom an! Hätte man damals gesagt: Da ist ein großer Feldherr, siehe, mach die Augen auf, jetzt kommt er! Johannes wählte eine Formulierung, die zu allen Zeiten für die Menschen schockierend war und sie zum Lächeln reizte: Das ist Gottes Lamm. Was denn? Was will der mir bringen?
Das Lamm kannte man, aber so, wie wir es heute kennen, als ein schwaches, kleines Tier. Damals war es noch ein erbärmlicher, etwas grausiger Anblick, wenn es geschlachtet wurde und beim Passafest auf den Tisch kam. Das erschütterte die Menschen, denn dieses Lämmchen musste sterben – als ein unschuldiges Lamm. Es konnte nichts dafür, dass wir schuldige Menschen sind.
Ich will Sie heute Morgen an dieser Stelle festhalten und sagen: Lassen Sie sich nicht weiter irreführen, wie es in der Christenheit immer wieder geschieht, als hätten wir ein anderes Thema oder könnten Jesus umgestalten.
Jesus konnte nicht die Hungerprobleme der Welt lösen. Nach allem, was in der Bibel steht, war es ihm nur zweimal vergönnt, Hungernde zu speisen. Wenn wir heute aus Jesus etwas anderes machen, verfälschen wir das Evangelium. Sein erstes und wichtigstes Anliegen war es, Schuld zu tragen und Sünden zu vergeben.
Manche lachen und sagen: Was soll mich das bewegen? Sicher ist keiner vollkommen. Doch Jesus legt den Finger darauf und sagt: Solange ihr nicht die Vergebung aller eurer Schuld habt, liegt euer Leben unter dem Fluch Gottes. Ihr könnt noch so viel planen und beginnen, es wird kein Segen Gottes darauf liegen. Wenn ihr in euren Sünden sterbt, habt ihr keine Hoffnung auf ewiges Leben.
Wir hatten noch im alten Jahr am zweiten Christfeiertag die Predigt von Johannes, wo über der ganzen Fülle dieses Schriftabschnitts das letzte Wort nicht ausgelegt wurde: Wer nicht glaubt an Jesus, über dem bleibt der Zorn Gottes.
Wenn Sie etwas vom Zorn Gottes sehen wollen, schauen Sie heute nur in die heillose Welt. Eine Welt, die keinen Frieden findet, obwohl sie ihn will. Eine Welt, die die einfachsten Bedürfnisse der Menschen nicht lösen kann: dass Menschen satt werden und Arbeit haben. Eine Welt, die an allem leidet – an Hoffnungslosigkeit, an Leere, die nicht mehr weiß, wozu.
An dieser Stelle legt Jesus den Finger darauf und sagt: Hier entscheidet sich, ob wir Vergebung unserer Schuld haben. Wir können das immer wieder wegschieben und leugnen. Doch dann liegt es, wie im Lied zuvor besungen, vor dem verwundeten Gewissen, das immer wieder herausbricht, uns Kummer macht, uns niederdrückt und daran erinnert, was versäumt wurde.
Seit den Tagen, als das unschuldige Blut Abels vergossen wurde, spricht Gott von dem einen, was über dieser Welt als große Anklage steht: Schuld. Und die Sünde – im Singular, als Einheit. Die ganze Macht, die uns von Gott trennt und unser Leben prägt, ist das einsame Ich, das sich vor Gott behaupten will.
Darum sagt Johannes: Sieh, das ist Gottes Lamm. Und es gibt auch für unser zu Ende gehendes zwanzigstes Jahrhundert keine andere Jesuserkenntnis, in der er uns wunderbarer und größer wird als eben dieses Lamm, das meine Sünde wegträgt.
Jetzt wird mir so groß, dass wir uns heute Morgen versammeln und wieder diese frohe Botschaft hören können: Gott hat heute Morgen kein größeres Ziel, als die ganzen dunklen Dinge unseres Lebens wegzutragen und zu beseitigen, damit wir frei und fröhlich sein können.
Mich beeindrucken die starken Kräne, die an den Hafenkästen stehen. Sie heben die großen Container aus den Schiffen und stellen sie zur Seite. Dieses Bild gebraucht Johannes der Täufer. So ein mächtiger Hebekran ist Jesus. Die schwerste Last trägt er weg und stellt sie beiseite.
Es ist ja nicht anders möglich bei uns, als dass wir dauernd versuchen, mit der alten Schuld fertigzuwerden. Aber wir bekommen sie nie ganz aus dem Weg. Nur wenn Jesus sie vergeben hat, ist sie weggetragen und beiseitegelegt.
Ich will Ihnen heute Morgen zusprechen, dass Jesus Ihnen heute Vergebung aller Schuld schenken will, wenn Sie Ihre Schuld auf das Lamm Gottes legen, das für uns geschlachtet wurde. Dann können Sie froh sein und wissen: Jetzt ist alles weg, alles beseitigt. Ich darf mich freuen, dass Gott mich liebt, bei mir ist, dass über mir der Himmel aufgeht und sein Segen mir geschenkt ist.
Das Lamm Gottes im alttestamentlichen Kontext und die Bedeutung des Friedens mit Gott
Als Johannes das Wort „Lamm Gottes“ wählte, mussten die Hörer sofort nachdenken. Das war kein Wort aus der Zeitung oder aus den damaligen Tagesnachrichten. Die Bibelleser kannten es jedoch, weil es aus Jesaja 53 stammt: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Er ist um unserer Missetat willen verwundet.“ Warum? Damit wir Frieden hätten!
Für das christliche Leben heute ist das die Kernfrage: Haben wir Frieden mit Gott? Wann beginnt das neue Leben? Diese Botschaft schulden wir der Welt.
Man sollte dann nicht sagen: „Aber die Welt hat doch auch andere Nöte.“ Gerade die Welt, die hungert, leidet und an Krankheiten zugrunde geht, braucht die ausgestreckte Hand der Liebe Gottes. Wollen wir wirklich, dass den Menschen vorenthalten wird, dass Gott sich dieser schrecklichen und unheimlichen Welt erbarmt? Dass er seinen Sohn geopfert hat, damit die Welt Frieden findet und Menschen Hoffnung haben – im Leben und im Sterben?
Dass wir Frieden hätten, ist die wichtigste Botschaft. Das schließt andere Dienste natürlich nicht aus, aber die wichtigste Botschaft bleibt: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt wegträgt.“
Die Erkenntnis Jesu durch Johannes und die Bedeutung der Geisttaufe
Aber jetzt muss ich Ihnen zum Schluss noch etwas sagen, was Jesus kann. Johannes sagt in einem Satz, dass er Jesus nicht kannte. Stimmt das überhaupt? Johannes möchte man fragen: Hast du Jesus wirklich nicht gekannt? Eure Mütter waren doch verwandt und kannten sich schon. Wahrscheinlich hat Johannes der Täufer Jesus doch gekannt, als er in der Vaterwerkstatt in Nazareth geholfen hat.
Ich glaube, dass es nicht um das äußere Kennen geht, sondern dass er sagen will: Ich habe Jesus nicht gekannt, so wie ich ihn jetzt kenne. Jetzt hat mir Gott ein Zeichen gegeben. In dem Augenblick, als ich den Himmel geöffnet sah – das sah nur Johannes der Täufer, offenbar nicht die Umstehenden – als der Heilige Geist auf Jesus herunterschwebte und auf ihm ruhen blieb. Es lässt sich schwer beschreiben, vielleicht wie eine Taube. Nur Johannes sieht das, und in diesem Moment ist ihm klar: Jetzt weiß ich, was Jesus bringt.
Denn das hat er schon vorher immer wieder verkündet. Das war das Thema, das er oft angeschnitten hat: Wenn der Eine kommt, den Gott bestimmt hat, dann wird ihm geschenkt werden, dass er mit dem Heiligen Geist taufen wird. Was bedeutet das?
Die Taufe spielt ja eine wichtige Rolle, und viele, die bewusst Christen werden, beschäftigt das immer wieder. Sie sagen: Ich war damals ein kleines Baby, als ich getauft wurde, muss ich mich noch einmal taufen lassen? Das Wasser macht es ja nicht. Wenn es am Wasser liegen würde, könnte man ja mit Wasser alle Menschen immer und immer wieder taufen lassen, wenn das unserem Heil förderlich und dienlich wäre. Am Wasser hängt es doch nicht.
Aber Jesus legt so großen Wert darauf, dass wir mit dem Heiligen Geist getauft sind. Ohne den Heiligen Geist geht dann gar nichts mehr. Unser Christenleben ist leer, unnütz und vergeblich ohne diese Taufe mit dem Heiligen Geist.
Ja, aber was ist denn damit gemeint? Genau das, was Paulus im Römerbrief beschrieben hat, was wir vorhin gelesen haben: Dass jetzt eine Veränderung geschieht, dass an die Stelle meines eigenen Ichs, das mich bestimmt, der Geist Gottes tritt – der Jesusgeist, der mich erfüllt und meine Taten prägt.
Da ist eine völlige Verwandlung der Persönlichkeit gemeint. Und das ist möglich. Ja, da, wo Sünde vergeben ist, wo Jesus in einem Menschenleben wohnt, wo sein Geist uns ergreift – und das meint ja dieses Bild der Taufe –, da ist eine völlig neue Persönlichkeit geschaffen. Wer in Christus ist, der ist ein total neuer Mensch.
Das ist eine aufregende Botschaft für diese Welt, dass das geschehen kann.
Die Suche nach der Geisttaufe und die Kraft des Heiligen Geistes
Jetzt sagen Sie: Wie bekomme ich das? In unseren Tagen herrscht große Verunsicherung. Wie erhalte ich die Taufe mit dem Heiligen Geist? Manche meinen, es käme vielleicht auf eine Stimmung an. Sie sagen, das sei vielleicht nur in bestimmten Gruppen zu finden. Nein, nein! Wie hat Jesus es denn gesagt? Man muss im Wort der Bibel immer wieder suchen, dann erhält man Klarheit.
Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, bei dem werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Und das sagte Jesus vom Heiligen Geist, den diejenigen empfangen sollen, die an ihn gläubig werden. Es ist so wichtig, dass man an Jesus gläubig wird. Johannes hat das Große des Evangeliums hier in wenigen Worten schon umschrieben: Vergebung deiner Schuld, Glaube an Jesus, Empfang des Geistes Gottes.
Jesus hat einmal ein Bild gebraucht, das man nicht oft genug wiederholen kann. Er sagte: Wenn ein Vater sein Kind hungern lässt? Wir Väter sind rührselige Leute. Wir wissen, wie wir unsere Kinder treu versorgen, auch wenn die Kinder das manchmal nicht merken. So wie die Eltern ihre Kinder versorgen, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
Da kommt das Licht in dein Leben hinein, und das verwandelt dich. Paul Gerhard hat einen schönen Vers gedichtet im Lied „Soll dich mein Gott nicht singen“, wo es heißt: „Seinen Geist, den edlen Führer, gibt er mir in seinem Wort, dass er werde mein Regierer durch die Welt zur Himmelsfort, dass er mir mein Herz erfülle mit dem hellen Glaubenslicht, das des Todes Macht zerbricht und die Hölle Selbstmacht stille.“
Leute, die den Geist Gottes haben, können fröhlich durch die Welt gehen. Was ist denn plötzlich mit den Zweifeln? Was ist mit der Angst? Du ignorierst das einfach! Nein, da, wo ein Mensch den Geist Gottes geschenkt bekommt, ist der Zweifel überwunden. Man kann glauben. Ohne den Geist Gottes kann man nicht einmal zu Jesus Christus „Herr“ sagen, sagt Paulus.
Da sind die Anfechtungen überwunden, da weicht die Todesangst. Da kann man fröhlich bekennen. Das war doch das Geschenk, als die ersten Jünger, als schwache Leute, hinausgezogen sind in die Welt und das Evangelium gepredigt haben. Man hat sie nicht mehr erkannt. Ihre Nachbarn und Schulfreunde sagten: Wir wussten doch, was das für Leute waren. Und plötzlich reden sie in Vollmacht, und das Wort war ihnen geschenkt.
Dies will Jesus ihnen heute geben, nicht übermorgen, heute. Und sie brauchen nichts weiter dazu, als jetzt zu Jesus zu sagen: Ich glaube dir, ich will deine Gaben haben, komm du in mich!
Warnung vor Missverständnissen und Aufruf zur erneuten Öffnung für Jesus
Es gibt auch heute Menschen, die die Geisttaufe als ein einmaliges Ereignis betrachten. Sie begehen denselben Fehler, den man in landeskirchlichen Kreisen oft bei der Kindertaufe sieht: Man sagt, ich habe einen Taufschein.
Ähnlich verfahren sie mit der Geisttaufe und behaupten, irgendwo in einer Versammlung etwas Merkwürdiges oder Übernatürliches erlebt zu haben. Für sie war das die Geisttaufe. Dabei vergessen sie, dass der Geist Gottes so zart ist, dass er sich von uns abwenden kann, wenn wir sündigen. Er weicht von uns.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns immer wieder neu für den Herrn Jesus Christus öffnen. Er will uns die Fülle seines Geistes schenken – durch sein Wort, wie er es verheißen hat, und durch den Glauben. Er möchte diesen Glauben fest und gewiss machen und uns zu Zeugen berufen, die sein Evangelium in der Welt verkünden können.
Dann können sie auch den schweren Weg, den er mit ihnen geht, fröhlich beschreiten – mit Dank und Lob. Denn durch den Geist Gottes können sie hindurchblicken, auch durch all das, was sie beunruhigt oder traurig macht.
Wir können uns heute nicht allein an eine äußere Kirchlichkeit halten. Es genügt nicht, nur ein formales Christentum zu haben. Wir brauchen heute Jesus, das Lamm Gottes, das unsere Sünde wegträgt. Bei ihm dürfen wir heute niederliegen und seinen Geist empfangen. Er will uns zu bevollmächtigten Zeugen seiner Macht gebrauchen.
Er segne sie zu diesem Dienst. Amen.