Gesundheit ist ein zentraler Aspekt unseres Lebens und beeinflusst unser Wohlbefinden in vielerlei Hinsicht. Sie umfasst nicht nur das Fehlen von Krankheit, sondern auch das körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden.
Körperliche Gesundheit bedeutet, dass der Körper frei von Krankheiten ist und seine Funktionen normal ausführen kann. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf. Auch Vorsorgeuntersuchungen spielen eine wichtige Rolle, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Geistige Gesundheit ist ebenso wichtig. Sie ermöglicht es, Stress zu bewältigen, produktiv zu arbeiten und einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Psychische Erkrankungen sollten nicht tabuisiert werden, sondern erfordern Aufmerksamkeit und gegebenenfalls professionelle Hilfe.
Soziale Gesundheit bezieht sich auf die Fähigkeit, stabile und unterstützende Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und zu pflegen. Ein gutes soziales Umfeld trägt wesentlich zum allgemeinen Wohlbefinden bei.
Insgesamt ist Gesundheit ein dynamischer Zustand, der durch viele Faktoren beeinflusst wird. Prävention, ein gesundes Lebensumfeld und ein bewusster Umgang mit dem eigenen Körper und Geist sind entscheidend, um langfristig gesund zu bleiben.
Einführung: Das Wort "Gesundheit" und seine Bedeutung
Hier in Berlin, im Goethe-Institut, nieste 1963 jemand im Unterricht, und ich sagte „Gesundheit“. Ich lernte diese herrliche Sprache erst mit neunzehn Jahren und erfuhr erst damals, dass „Gesundheit“ ein deutsches Wort ist. Das wusste ich nicht, ebenso wenig wie „Kindergarten“ und einige andere Wörter, die wir in der englischen Sprache benutzen, wie „Volkswagen“. Man benutzt sie, ohne genau zu wissen, was sie bedeuten.
Nur wusste ich, dass „Gesundheit“ gebraucht wird, wenn man niest. In dieser Klasse sagte ich das, und Frau Jacobi, die Lehrerin, erklärte mir sofort, dass höfliche Menschen das nicht sagen. Sie belehrte mich eines Besseren und korrigierte mich gleich.
Seitdem bin ich etwas schüchtern im Gebrauch dieses Wortes in Deutschland, weil ich immer höflich sein will – natürlich. Und ich möchte auch heute Abend ganz besonders höflich sein. Wenn hier jemand niest, sage ich vielleicht „Gesundheit“, aber ich weiß nicht, ob jemand beleidigt ist, wenn ich das sage oder nicht.
„Gesundheit“ ist etwas ganz Besonderes. Die Schwaben...
Die Bedeutung von Gesundheit in Gemeinde und Familie
Die Schwaben und das Verständnis von Gesundheit
Als meine Frau schwanger war, wurde uns die Frage gestellt: Was erhofft ihr euch? Damals konnte man das Geschlecht des Kindes noch nicht feststellen. Wir sind schon älter, und oft hörten wir: "Hauptsache gesund, gesund, Hauptsache gesund."
Das störte mich ziemlich, denn für mich ist die Hauptsache bei einem Kind nicht nur die physische Gesundheit. Viel wichtiger ist, dass das Kind im Herrn gesund ist, den Herrn liebt und eine gesunde Einstellung zu ihm hat.
Deshalb wehrte ich mich ein wenig, wenn immer wieder von „Hauptsache gesund“ gesprochen wurde. Ich verstand das auch vor dem kulturellen Hintergrund der Schwaben, die dabei vor allem die physische Gesundheit meinten.
Wenn wir jedoch von der Gemeinde, von der Ehe und von der Familie sprechen, ist es äußerst wichtig, dass wir uns bewusst machen, wie bedeutend Gesundheit wirklich ist. Der Herr will auf keinen Fall eine kranke Ehe und auch keine kranken Gemeinden. Gesundheit ist wichtig.
Ich weiß, wenn wir von der Gemeinde kommen, schätzen wir alle sehr, wenn es eine gesunde Gemeinde gibt und wir am Leben einer solchen Gemeinde teilhaben dürfen.
Merkmale gesunder Gemeinden
Ich durfte in den letzten Tagen einige Gemeinden besuchen, die für mich sehr gesund erschienen. Über die Jahre habe ich viele Beobachtungen gemacht – sowohl über ungesunde als auch über gesunde Gemeinden. In diesen Tagen erlebte ich eine besonders gesunde Gemeinde.
Geschwister aus dieser Gemeinde sitzen hier in der vordersten Reihe, und ich bin dankbar für die Möglichkeit, auch einmal Positives über das zu berichten, was ich dort erlebt habe. Es war eine gesunde Gemeinde, in der der Zusammenhalt spürbar war, eine gemeinsame Ausrichtung bestand und man sich gegenseitig wertschätzte.
Das zeigte sich deutlich in der Pause nach dem Gottesdienst im Foyer. Die Menschen tranken Kaffee und blieben lange zusammen, bevor sie nach Hause gingen. Das ist ein Merkmal einer gesunden Gemeinde – nicht das einzige, aber ein wichtiger Teil davon.
Herausforderungen in Ehe und Gemeinde
Es wurde bereits erwähnt, dass es kranke Ehen gibt. Vor einigen Jahren habe ich an einem Kurs über Ehe und Familie teilgenommen, während meiner Doktorarbeit. Ich bin keine Krankenschwester, aber man nennt mich schon Doktor, und ich weiß nicht genau, warum das so ist.
Der Kursleiter ist ein guter Freund von mir. Nachdem der Unterricht vorbei war und alle anderen Studenten gegangen waren, packte der Dozent zusammen. Wir kamen ins Gespräch und blieben etwa eine Stunde sitzen. Unter anderem sagte ich zu ihm – er heißt Tom – dass meine Theorie sei, dass nicht einmal fünf Prozent aller evangelikalen Ehen so glücklich sind, wie Gott es gemeint hat. Er stimmte dem zu.
Meine Hauptkontakte mit Ehen habe ich hier in Deutschland. Ich habe weniger mit bestehenden Ehen zu tun, sondern mache viel voreheliche Vorbereitung mit Studenten. Eheselsorge mache ich weniger. Tom hingegen macht Eheselsorge in den USA, und ich habe hier mehr Erfahrung gesammelt.
Wenn ich das sage, will ich nicht behaupten, dass alle Ehen total unglücklich sind. Aber ich habe bewusst versucht, genau zu formulieren: glücklich so, wie Gott es gemeint hat.
Als ich vor Jahren nach Deutschland kam, war meine Erfahrung in den ersten Tagen nicht so, wie es heute in glücklichen und gesünderen Gemeinden ist. Von Donnerstag bis Montag hatte ich schon von sechs total kranken Gemeinden gehört, die innerhalb von vier oder fünf Tagen zerstritten waren. Diese Gemeinden waren furchtbar krank: gebetslos, voller Zank, Eifersucht und Neid.
In meiner Überlegung und Beobachtung, wo wir hier gedient haben und im Reisedienst bei unterstützenden Gemeinden, habe ich geschätzt, dass vielleicht zehn bis zwanzig gute evangelikale Gemeinden wirklich in der Lage waren, uns Unterstützung zu geben. Die meisten waren so krank, dass sie dankbar waren, wenn wir kamen und Ermutigung brachten.
Ich bin nicht im Reisedienst in vielen Gemeinden in Deutschland unterwegs. Ich bin nicht wie Onkel Ernie, der mal kurz in vielen Gemeinden ist. Aber es wäre interessant, mit einigen zu sprechen, die viel herumkommen in Deutschland, um nur zu fragen: Anhand der Merkmale gesunder Gemeinden – welcher Prozentsatz der evangelikalen Gemeinden in Deutschland ist wirklich gesund? Sind sie wirklich gesund?
Vielleicht ist der Prozentsatz ähnlich wie bei den Ehen. Vielleicht gibt es eine Verbindung zwischen der Krankheit der Ehen und der Krankheit der Gemeinden – oder zumindest genug Verbindung, dass man sich bewusst machen müsste, was wir hier tun können.
Es ist ein großes Problem und ein großes Bedürfnis, auch über Ehe und Familie zu sprechen. Es gibt einen großen Hunger, mehr zu lernen.
Ich kann nur unterstreichen, was Mike gesagt hat: Ich habe nichts Bedeutendes von mir zu sagen, gar nichts. Was wichtig und bedeutend ist – über Ehe und Familie und auch über die Gemeinde – ist, aus diesem Heiligen Buch zu lesen, zu erforschen und weiterzugeben.
Ich bin nicht sehr schlau. Ich bin eigentlich ein Mensch, der auf eine viel höhere Weisheit angewiesen ist, als ich sie besitze – nämlich die Weisheit im Wort Gottes. Deshalb ist es wichtig, dass wir das auch heute Abend tun.
Die biblische Perspektive auf Ehe und Gemeinde
Epheser 5 und die Verbindung von Christus und Gemeinde
Wir wollen heute Abend nicht extra Epheser 5 aufschlagen, aber ich möchte einen Vers kurz erwähnen anhand einer Geschichte.
Ich hörte von einem Mann, der war Ende siebzig. Ich hörte ihn vielleicht in den späten 70er oder Anfang der 80er Jahre, als er noch lebte. Er ist inzwischen beim Herrn. Im Laufe von mehr als 50 Jahren Vollzeitdienst in der Gemeinde hat er bestimmt 300 bis 500 Hochzeiten durchgeführt und Paaren geholfen, die Ehe zu schließen.
Wir trafen uns im Herbst, und er erzählte: „Ich habe den vergangenen Sommer als Sabbatsommer genommen und mich ausschließlich mit einer einzigen Bibelstelle beschäftigt. Es war die Stelle über die Ehe, Epheser 5. Ich habe sie genau studiert, alle möglichen Kommentare gelesen, die ich finden konnte, und bin zu einer erstaunlichen Erkenntnis gekommen.“
Er erklärte weiter: „Diese Bibelstelle in Epheser 5 spricht nicht in erster Linie von Ehe und Familie, sondern von Christus und der Gemeinde.“
Seine Begründung leitete er aus Epheser 5,32 ab: „Dieses Geheimnis ist groß: Mann und Frau, ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde.“
Die Einheit biblischer Themen im Glauben
Meine Beobachtung über viele Jahre, eigentlich seit dem Jahr 1902 beziehungsweise 1983, ist, dass das biblische Wissen vieler Christen in vielen kleinen Schubladen aufbewahrt wird. Hier ist Geld, dort ist Ehe, und Kindererziehung ist in einer anderen Schublade. Dann gibt es noch Gemeinde, Anbetung und viele weitere Themen. All diese Dinge hängen jedoch nirgendwo in ihrem Herzen so zusammen, wie es eigentlich sein sollte.
Das änderte sich bei mir, als ich endlich das gesamte Bild erkannte – im Jahr 1902 oder 1983 – durch die Liebesgebote Jesu in Matthäus 22. Dort heißt es, dass das gesamte Bild ein Liebesbild ist: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. Seitdem habe ich mich gefragt, warum mir das niemand so klar gemacht hat.
Beim Nachdenken über dieses Thema komme ich zu demselben Ergebnis. Viele Menschen haben Gedanken über Kindererziehung, über Sex, über Mann und Frau, über die Beziehung zwischen Ehepaaren und Schwiegereltern. Wir haben all diese Themen, aber wir sehen nicht das Gesamtbild. Wir erkennen nicht, wie alles zusammenhängt und wie Gott ursprünglich darüber gedacht hat.
Heute Abend ist es ein Vorrecht, Gottes Wort zu öffnen. Wahrscheinlich denkt ihr jetzt, ich beginne in Epheser oder einem anderen neutestamentlichen Buch. Doch heute Abend möchte ich in Hesekiel beginnen.
Im Hesekiel Kapitel 16 möchte ich uns hinführen, um vom Alten Testament her den Hintergrund des jüdischen Denkens zu verstehen. Die Offenbarung des Alten Testaments gibt uns diesen Hintergrund, und dieser Hintergrund informiert einen neutestamentlichen Text.
Die allegorische Darstellung Israels als Ehefrau Gottes in Hesekiel 16
Das Wort des Herrn ging an mich folgendermaßen:
Ezechiel 6,1: Menschensohn, halte Jerusalem ihre Gräuel vor und sage: So spricht Gott der Herr zu Jerusalem: Nach Herkunft und Geburt stammst du aus dem Land der Kanaaniter. Dein Vater war ein Amoriter und deine Mutter eine Hethiterin.
Mit deiner Geburt verhielt es sich so: An dem Tag, als du geboren wurdest, ist dein Nabel nicht abgeschnitten worden. Du bist auch nicht im Wasser gebadet worden zur Reinigung. Man hat dich nicht mit Salz abgerieben, noch in Windeln gewickelt. Niemand hat mitleidig auf dich geblickt, um etwas Derartiges für dich zu tun oder sich deiner zu erbarmen. Stattdessen wurdest du auf das Feld hinausgeworfen. So verachtet war dein Leben am Tag deiner Geburt.
Da ging ich an dir vorüber, sagt Gott, und sah dich in deinem Blut zappeln. Ich sprach zu dir, als du da lagst, in deinem Blut: Du sollst leben. Ja, zu dir in deinem Blut sprach ich: Du sollst leben. Ich ließ dich zu vielen Tausenden werden wie das Gewächs des Feldes.
Du bist herangewachsen und groß geworden und gelangtest zur schönsten Blüte. Deine Brüste wölbten sich und dein Haar wuchs. Du warst aber noch nackt und bloß. Offensichtlich spricht er hier von einer Frau.
Als ich nun an dir vorüberging und dich sah, siehe, da war deine Zeit da, die Zeit der Liebe. Da breitete ich meine Decke über dich und bedeckte deine Blöße. „Ich schwor dir auch und machte einen Bund mit dir“, spricht Gott der Herr, „und du wurdest mein, meine Frau.“
Da badete ich dich mit Wasser und wusch dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl. Gott beschreibt hier sein Interesse an Israel und was er getan hat, um seine Liebe für Israel zu offenbaren. Israel befand sich in einer total hilflosen und verachteten Situation, wurde nun aber von Gott geliebt und geachtet. Er nahm Israel heraus aus dieser furchtbaren Lage.
Er beginnt dann die Beschreibung seiner Wertschätzung: Vers neun spricht vom Waschen, und in Vers zehn sagt er: „Ich begann, dich zu bekleiden.“ Da badete ich dich mit Wasser, wusch dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl. Ich bekleidete dich auch mit bunt gewirkten Kleidern und zog dir Schuhe aus Seidenfell an. Ich legte dir weißes Leinen an und hüllte dich in Seide. Ich zierte dich mit köstlichem Schmuck. Ich legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um deinen Hals. Ich legte einen Ring an deine Nase und Ringe in deine Ohren und setzte dir eine Ehrenkrone auf das Haupt.
Für die damalige Zeit ein herrliches Bild der Wertschätzung dieser Braut, die früher in Blut zappelte und weggeworfen wurde, jetzt aber zu Ehren gekommen und hochgebracht wurde.
Offensichtlich redet Gott hier in Bildsprache als Vergleich. Er spricht mit Israel als seiner Frau und gebraucht physische Wörter, damit Israel beginnt zu begreifen. Oft ist es uns nicht klar, wenn wir eine Predigt hören und nach Hause gehen und sagen: „Sie hat mir nicht viel gebracht.“ Wenn man das sagt, wurden biblische Wahrheiten lebensfern übertragen. Aber so etwas ist Gott nicht. Gott redet nicht lebensfern, sondern lebensnah. Er kommt und spricht mit Israel in einem für sie verständlichen Bild. Ein Bild, das nicht nur klar im Kopf ist, sondern tief in die Emotionen geht.
Denn diese Israeliten hatten auch Ehen. Was er jetzt in den folgenden Versen beschreibt, erweckt Zorn und Eifersucht bei jedem Ehemann, der hört, wie Israel mit Gott, ihrem Bräutigam, umging.
Er sagt in Vers zwölf: „Du warst schön, so hast du dich geschmückt.“ Vers dreizehn: „Mit Gold und Silber und dein Kleid war aus weißem Leinen und Seide und Buntwirkerei. Du hast Weißbrot, Honig und Öl gegessen, du wurdest überaus schön und brachtest es zur Königswürde.“ Du kannst also ganz hoch steigen. Dein Ruhm verbreitete sich unter den Heidenvölkern wegen deiner Schönheit, denn sie war vollkommen durch meinen Schmuck, den ich an dir angelegt hatte, spricht Gott der Herr.
Aber in Vers 15 kommt ein Aber: „Du aber hast dich auf deine Schönheit verlassen und auf deine Berühmtheit hin gehurt und hast deine Hurerei über jeden ausgegossen, der vorüberging. Der bekam sie. Du hast auch von deinen Kleidern genommen und dir bunte Höhen gemacht, Höhen, das heißt Anbetungsstätten. Du hast auf ihnen Hurerei getrieben, wie sie niemals vorgekommen ist und nie wieder getrieben wird. Du hast auch deine prächtigen Schmucksachen von meinem Gold und meinem Silber genommen, die ich dir gegeben hatte, und hast dir Bilder von Männern daraus gemacht und mit ihnen Hurerei gemacht.“
Die israelitischen Ehemänner, die das lasen, haben eindeutig verstanden, was Gott redete. Die Eifersucht Gottes über das Weglaufen und die Untreue seiner Braut dürfte jedem hautnah und auch gefühlsmäßig deutlich werden. Das ist nicht nur ein intellektuelles Bild, es ist ein sehr emotionales Bild.
Vers 18: „Du hast auch deine bunt gewirkten Kleider genommen und sie damit bekleidet, und mein Öl und mein Räucherwerk hast du ihnen vorgesetzt, meine Speise, die ich dir gegeben hatte: Weißbrot, Öl und Honig, womit ich dich speiste, hast du ihnen vorgesetzt zum lieblichen Geruch.“ Ja, das ist geschehen, spricht der Herr.
Egoismus bis zum Gehtnichtmehr. Man würde denken, das würde genügen. Aber es wird schlimmer.
Ferner hast du deine Söhne und deine Töchter genommen, die du mir geboren hattest, und hast sie ihnen zum Fraß geopfert. War nicht schon deine Hurerei genug, dass du noch meine Kinder geschlachtet und sie dahingegeben hast, indem du sie für jene durchs Feuer gehen ließest?
Und bei allen deinen Gräueln und deinen Hurereien hast du nicht an die Tage deiner Jugend gedacht, wie du damals nackt und bloß dalagst und in deinem Blut zappeltest. Sie haben die unverdienten Segnungen Gottes am Volk Israel vergessen. Stattdessen nahmen sie diese Segnungen und gaben sie allen fremden Göttern und trieben Hurerei.
Nun, Vers 23: „Es geschah nach all dieser Bosheit: Wehe, wehe dir“, spricht Gott der Herr. „Da hast du dir auch noch Götzenkapellen gebaut und Höhen gemacht an jeder Straße. An allen Weggabelungen hast du deine Höhen gebaut und deine Schönheit geschändet. Die Sprache ist hier sehr sexuell: Du spreiztest deine Beine gegen alle, die vorübergingen, und hast immer schlimme Hurerei getrieben. Du hurtest mit den Söhnen Ägyptens, deinen Nachbarn, die großes Fleisch hatten, und hast immer mehr Hurerei getrieben, um mich zum Zorn zu reizen. Aber siehe, ich streckte meine Hand gegen dich aus und minderte dir deine Kost und gab dich dem Mutwillen deiner Feindinnen und der Töchter Israels preis, die sich vor deinem verruchten Treiben schämten.“
Da hurtest du mit den Söhnen Assyriens, weil du unersättlich warst. Du hurtest mit ihnen und wurdest doch nicht satt. Du triebst auch noch mehr Hurerei bis hin zu den Hinterländern Kadea. Aber auch da wurdest du nicht satt.
Wie schmachtete dein Herz, spricht Gott der Herr, als du dies alles triebst, das Treiben eines zügellosen Hurenweibs, dass du deine Götzenkapellen an jeder Weggabelung bautest und deine Höhen an jeder Straße machtest.
Nur darin warst du nicht wie eine andere Hure, dass du den Hurenlohn verschmältest, oh, du ehebrecherische Frau, die Fremde annimmt anstatt ihres Ehemannes. Sonst gibt man allen Huren Lohn, du aber gibst deinen Liebhabern Lohn und beschenkst sie, damit sie von allen Orten zu dir kommen und Hurerei mit dir treiben.
In Vers 35: „Darum, du Hure, höre das Wort des Herrn.“ So spricht Gott der Herr: „Weil du dein Geld so verschwendet hast und mit deiner Hurerei deine Blöße gegen alle deine Liebhaber aufgedeckt und gegen alle deine gräuelhaften Götzen entblößt hast und wegen des Blutes deiner Kinder, die du ihnen geopfert hast, darum siehe, will ich deine Liebhaber versammeln. Denen zu gefallen hast du alle, die du geliebt und alle, die du gehasst hast. Ja, ich will sie von allen Orten gegen dich versammeln und deine Blöße vor ihnen aufdecken, dass sie deine ganze Blöße sehen sollen. Ich will dir das Urteil sprechen, wie man den Ehebrecherinnen und Mörderinnen das Urteil spricht, und an dir das Blutgericht vollziehen mit Grimm und Eifer.“
Vers 41: „Sie werden deine Häuser mit Feuer verbrennen und an dir das Strafgericht vollziehen, vor den Augen vieler Frauen. So will ich deine Hurerei ein Ende machen, und du wirst künftig keinen Hurenlohn mehr geben.“
Das Kapitel fährt weiter und spricht von diesem Problem. Gott redete in Bildersprache, in einer Allegorie, in einem Vergleich zu Israel. Jeder in Israel hat die Sprache eindeutig und unmissverständlich verstanden.
In Kapitel 23 spricht er eine ähnliche Rede an Ohola und Oholiba, ebenfalls über den Götzendienst Israels und das Hurentreiben, das Israel von Gott wegführte.
Dass Israel dies sowohl physisch als auch geistlich getan hat, liegt auf der Hand. Ebenso liegt auf der Hand, dass die Gemeinde Jesu heute dies sowohl geistlich als auch physisch an dieser Stelle tut.
Aktuelle Herausforderungen in der Gemeinde und moralische Fragen
Ich habe in den letzten Tagen zwei-, dreimal oder sogar viermal Folgendes gesagt: Wenn du mir das in einem Gespräch gesagt hättest – heute mit einem ganz lieben, gläubigen Ehepaar in Köpenick – dann hätte ich es kaum glauben können. Wir haben uns genau vor einem Jahr besucht. An diesem Wochenende war ich zu Besuch, sie kamen aus Brake. Heute Morgen endete der Unterricht um halb zehn, und wir stiegen sofort ins Auto, damit wir gemeinsam einen Teller Suppe essen, uns austauschen und beten konnten.
Ich lernte das Ehepaar am Sonntag, dem 14. Oktober 1969, in der Brüdergemeinde in Oberschöneweide, Ostberlin, kennen. Im Frühjahr 1963 besuchte ich oft den Gottesdienst am Sonntagmorgen dort. Ich ging durch den Checkpoint Charlie, nahm die S-Bahn und lief meistens noch ein paar Kilometer, um zum Gottesdienst zu gelangen. Sehr oft war ich mit diesem Ehepaar zusammen, und so kennen wir uns nun schon seit über vierzig Jahren.
Heute sagte ich auch zu ihnen, was ich anderen ebenfalls gesagt habe: Wenn du mir in meiner Jugendzeit gesagt hättest, dass sich die Moral in den letzten zwanzig Jahren so wenden würde, wie wir es erlebt haben, hätte ich gelacht. Was wir erlebt haben, reicht bis in die Gemeinde hinein. Dort ist sowohl das physische als auch das geistliche Hurentreiben sichtbar – an beiden Stellen, in der Familie und in der Gemeinde.
Ich hörte Geschichten, die hier heute Abend nicht wiederholbar sind, von Dingen, die von bekennenden Christen in Deutschland in diesen Tagen getan werden. Ich denke dann: „Oh Herr!“ Es ist oft so, dass ich vor Jahren einige Jugendliche in Florida gefragt habe: „Wie ist es moralisch an eurer christlichen Schule?“ Ein Junge antwortete: „Tja, in unserer christlichen Schule geht es moralisch genauso zu wie in der öffentlichen Schule. Einige Jugendliche, die vorne stehen und die Gesangsleitung übernehmen, sind abends mit verschiedenen Personen im Bett.“
Ich habe mir fast die Haare ausgerissen – was bei mir wenig ist. Aber ich dachte: Gibt es so etwas wirklich unter bekennenden Christen, die vorne stehen und geistliche Aufgaben übernehmen, aber im moralischen Bereich Hurerei betreiben? Physisch gesprochen.
Nun drehen wir die Münze mal um und fragen: Wäre die Gemeinde Jesu heute schuldig, Hurerei zu treiben? Gibt es heute Gemeinden, die sich mit anderen Göttern abgeben? Wenn du mich fragst, ob wir uns vor einem Buddha-Bild niederknien oder uns mit anderen Dingen abgeben, würden wir alle sagen: „Götzendienst? Nein, das machen wir nicht.“ Aber was ist ein Götze? Es ist das, was zwischen uns und Gott kommt. Zwischen uns und der leidenschaftlichen Beziehung zu Gott.
Ist jeder Christ in jeder Gemeinde in einer total intimen Beziehung mit Gott? Gibt es keine Götzen? Ich fürchte, das ist nicht so. Nehmen wir zum Beispiel den gestrigen Abend: Ich war in Ölinghausen. Am Abend davor war Wilfried da. Die Gemeinde beschäftigt sich intensiv und preisgebend mit dem Gebet. Aber fragen wir in den meisten Gemeinden der westlichen Christenheit: Welcher Prozentsatz der bekennenden Christen nimmt an der intimen Beziehung mit dem Herrn im Gebet teil? Nur ein paar Prozent.
Es gibt Gemeinden, die ich kenne, in denen zigtausend Menschen am Sonntagmorgen da sind. Wenn aber eine Gebetsstunde angesagt wird, kommen nur Dutzende. Und die prozentuale Aufteilung ist überall auf der Welt ähnlich. Warum ist das so? Weil es andere Götzen gibt.
Jakobus 4: Ursachen von Konflikten in der Gemeinde
Woher kommen die Kämpfe und Streitigkeiten unter euch in euren Gemeinden, unter euch Christen? Fragt Jakobus. Kommen diese Kämpfe und Streitigkeiten nicht von den Lüsten, die in euren Gliedern streiten?
Ihr seid begehrlich und habt es nicht. Ihr mordet und neidet und könnt es doch nicht erlangen. Ihr streitet und kämpft, doch ihr habt es nicht, weil ihr nicht bittet.
Wenn Gottes Werk durch Gebet vollendet wird und viele in der Gemeinde zu der Zeit von Jakobus beteiligt waren, handeln sie oft ohne zu bitten und managen ohne zu beten. Was sagt er dazu? Weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und bekommt es nicht, weil ihr in böser Absicht bittet, um es mit euren Lüsten zu vergeuden.
Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der macht sich zum Feind Gottes.
Oder meint ihr, die Schrift rede umsonst? Ein eifersüchtiges Verlangen hat der Geist, der in uns wohnt. Gottes Geist in uns ist eifersüchtig wie ein Ehemann.
„Reicher aber ist die Gnade, die er gibt.“ Darum spricht der Gott: Widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.
So unterwerft euch nun Gott, widersteht dem Teufel, so flieht er von euch.
Hört auf, geistliche Hurerei zu treiben in der Gemeinde, indem andere Dinge euch wichtiger werden als die totale Nähe Gottes. Das darf nicht zwischen uns und Gott stehen.
Die Einheit von Ehe und Gemeinde als geistliche Realität
Nun, es mag für manche ein ungewöhnlicher Anfang sein, aber für mich ist es das keineswegs. Ich sehe in der Schrift zwei Dinge so parallel, dass man das eine Bild für das andere und umgekehrt benutzen kann. Sie sind parallel zueinander.
Ich finde es interessant, dass viele Menschen das gar nicht so sehen oder früher nicht so sahen. Vor vielen Jahren hielt ich im süddeutschen Raum, in den Achtzigerjahren, zusammen mit Ernst Mayr eine Bibelwoche über Ehe und Familie. Dabei sprach ich über den Vergleich zwischen Ehemann, Ehefrau, Christus und Gemeinde.
Ein Mann, der viele Jahre in christlichen Kreisen, auch in Gemeinschaftskreisen in Baden-Württemberg, aktiv war und den ich sehr schätze, kam anschließend auf mich zu. Er sagte: „Zum ersten Mal in meinem christlichen Leben sehe ich diesen Vergleich, und ich wollte weinen.“
Es ist eine Tragik, dass wir das gesamte Bild nicht sehen. Wir sind keine getrennten Teile, sondern eine gesamte Einheit. Unsere Geschlechtlichkeit und unsere Beziehung zu Gott, besonders in der Intimität, hängen alle mit diesem einen Bild zusammen. Gott möchte, dass wir diese Einheit sehen und uns danach sehnen, sowohl in der Gemeinde als auch in der Ehe und Familie Gesundheit zu erleben.
Dabei geht es darum, an beiden Stellen keine Hurerei zu treiben, wie es einst Israel tat und wie auch die Gläubigen zur Zeit von Jakobus.
Abschluss: Gebet um Erkenntnis und Erneuerung
Ich denke, für diesen Einstieg heute Abend wäre es gut, zum Abschluss eine Zeit des Gebets in kleineren Gruppen zu nehmen. Vielleicht vier oder fünf Minuten. Wir werden uns in ein paar Minuten erheben, nicht jetzt, und dann gemeinsam beten.
Wir könnten sagen: „Herr, öffne du mir bitte Augen und Herz für das gesamte Bild in der Bibel. Lass mich erkennen, was du damals im Auge und im Herzen hattest, als du Ehe und Familie gegründet hast. Zeige mir auch, wie du im Alten Testament Israel als deine Braut ausgesucht hast und im Neuen Testament die Gemeinde als deine Braut. Du gehst eifersüchtig dieser Braut nach.
Durch unsere Emotionen willst du uns klar machen, welche Verletzung entsteht, wenn wir dich an zweite Stelle setzen. Wenn wir dich nicht an erster Stelle anbeten und geistliche Hurerei betreiben – durch unsere Geschäftigkeit und Aktivitäten, bei denen Gott nicht im Mittelpunkt steht.
Vater im Himmel, dir sei Lob, Preis und Ehre, dass du unser Bekennen und Flehen hörst. Danke, dass du so geduldig mit uns bist. Wir alle bekennen, dass wir dich nötig haben. Wir leben in einer Gesellschaft, die uns verformen, verbiegen und von deinem Herzen wegtreiben will.
Der Feind setzt alle Hebel in Bewegung, damit wir von dir weglaufen. Wir bekennen, dass wir das auch getan haben. Wir schämen uns. Leider haben wir das nicht nur einmal getan, sondern öfter. Das Glänzen der Dinge dieser Welt war uns oft interessanter und wichtiger, als es hätte sein dürfen.
Wir liebäugelten mit Dingen, die wir hätten liegen lassen sollen. Wir kauften und machten Schulden, ohne in der Situation nach deinem Willen zu fragen. Wir bekennen, dass wir Menschen in großer Not sind. Oft haben wir persönlich gelitten und auch dieses Leiden und diese Probleme in die Gemeinde gebracht.
So bitten wir dich, Herr, hilf uns, ganz neu die Gesamtheit zu sehen, wie du es mit Israel, deiner Braut damals, gemeint hast. Und wie du es mit deiner herrlichen Braut, der Gemeinde im Neuen Testament, meinst.
Hilf uns, uns total von jeglicher Form praktizierter Hurerei und Untreue zu dir zu distanzieren. Zünde du neu ein Feuer in unseren Herzen an – heute Abend und in den folgenden Stunden.
In Jesu Namen, Amen.
