Einführung: Die Realität von Ehekonflikten
Feuersteine aufeinanderzuschlagen, ohne dass Funken dabei herauskommen, ist genauso unwahrscheinlich wie zwei Sünder zusammenzustecken, ohne Konflikte zu haben. Ich glaube, dieses Zitat trifft es sehr, sehr gut.
Die Ehe ist die engste Form von Gemeinschaft, die man haben kann. Man teilt sich sogar ein Bett. Doch beide Partner sind Sünder und haben aufgrund ihrer fleischlichen Natur immer wieder den Hang zu sündigen. Wenn zwei Sünder auf engstem Raum zusammenleben, wird es früher oder später knallen.
Das Thema Eheprobleme ist für einige heute Abend vielleicht sehr bewegend, weil es die aktuelle Realität widerspiegelt. Das sind schwere Zeiten. Ich spreche aus Erfahrung: Im Jahr 2013 hatten wir eine richtig große Ehekrise. Wir haben damals beschlossen, nicht darüber zu schweigen, sondern offen damit umzugehen, um anderen Menschen zu helfen, die ebenfalls in Ehekrisen stecken.
Es war eines der schlimmsten Jahre meines Lebens, in denen man teilweise nicht wusste, wohin die Reise geht. Diese Zeit hat uns beten gelehrt. Deshalb kann ich jeden, der an der aktuellen Ehesituation leidet, zumindest ein Stück weit verstehen.
Ich möchte hier kein Geheimrezept liefern. Das Thema „Eheprobleme überwinden“ könnte den Eindruck erwecken, dass jetzt ein, zwei oder drei Tipps kommen und dann ist das Problem gelöst. Das ist viel zu kurz gedacht. Man wird das an einem Abend nicht schaffen können, schon gar nicht in einer halben Stunde.
Dennoch möchte ich einige Dinge weitergeben, die hoffentlich hilfreich sind, um Eheprobleme anzugehen.
Bedeutung und Offenheit in der Ehe
Ich glaube, dass die Inhalte, die wir uns heute anschauen, für jedes Ehepaar sehr gewinnbringend sein können. Vielleicht sitzt ihr beide heute hier und denkt: Eigentlich ist das gar nicht unser Thema. Preist dem Herrn, wenn es euch so gut geht. Es ist wirklich ein Segen, die sieben fetten Jahre und nicht die sieben mageren Jahre in der Ehe zu erleben.
Dennoch denke ich, dass auch für alle, denen es aktuell sehr gut in der Ehe geht, einiges dabei sein kann. Ich erinnere mich an ein Paar, das zur Eheberatung kam. Sie schilderten ihr Problem, und ich sagte ihnen: Wisst ihr was, das, woran ihr gerade zu knabbern habt, geht ganz vielen Ehepaaren so. Sie schauten mich erstaunt an und sagten: Wirklich? Damit haben auch andere zu kämpfen? Wir dachten, wir wären die einzigen und besonders schlimm und hoffnungslos.
Nein, nein, nein, hier geht es ganz vielen in der Gemeinde so. Sie dachten, es sieht am Sonntagmorgen immer so glücklich aus bei allen. Ja, es gibt das Phänomen, dass man sich im Auto noch kräftig gestritten hat, sich dann aber ein Lächeln aufsetzt und am Sonntagmorgen in die Gemeinde kommt.
Ich habe sogar manchmal den Eindruck, dass gerade dort, wo es aktuell nicht läuft, man umso mehr versucht, einen schönen Eindruck nach außen zu geben. Die schönsten Profilbilder bei WhatsApp sind oft von Ehepaaren. Man schaut sie an und denkt: Das weiß ich als Pastor und Seelsorger, so ist es nicht immer.
Das steckt wahrscheinlich in uns allen: Wir wollen nicht, dass andere wissen, dass wir Probleme haben. Uns ist es wichtig, deswegen haben wir als Ehepaar gesagt: Wir werden offen reden, auch über Schwächen und Fehler. Diese Transparenz ist so wichtig.
Versteht mich nicht falsch: Ich rede nicht davon, dass man seine Eheprobleme überall hinausposaunt. Das wäre auch töricht, und darüber werden wir gleich sprechen. Aber es ist wichtig, in gewisser Weise offen über Fehler und Kämpfe sprechen zu können. Wo, wenn nicht in der Gemeinde, sollte man darüber reden können – mit Menschen, die ähnliche Probleme haben und für euch beten können?
Häufige Ursachen von Eheproblemen
Ich möchte mal ins Thema einsteigen. Das will irgendwie wieder nicht klappen. Muss der Techniker wieder nach vorne kommen, dann funktioniert es. Willst du oben schalten? Ich bin zu schnell. Okay, mach mal langsam. Gut, ich mache einfach weiter, und du kannst ja von oben klicken und mich da unterstützen.
Häufige Problemthemen – ich habe da mal so eine Auflistung dabei. Ich will nicht sagen, dass das die häufigsten Themen sind, aber all diese Themen kommen in der Regel immer wieder vor. Das ist jetzt keine Reihenfolge.
Ein sehr häufiges Thema ist natürlich die Kommunikation. Wir reden nicht mehr oder: „Wie mein Partner nörgelt“ oder „Mein Ehemann kritisiert mich die ganze Zeit, ich habe den Eindruck, ich mache alles falsch.“ Das ist ein häufiges Thema, das zu Konflikten und Problemen in der Ehe führt.
Das Thema Sexualität ist ein Riesenbereich. Wir werden am Donnerstag darüber sprechen, aber auch von der schönen Seite. Ich finde es wichtig, dass man nicht immer nur die problematischen Seiten von den Rändern her aufzeigt, sondern man muss auch mal Dinge zeigen, wie Gott sie sich gedacht hat.
Aber jedes Problem hat mit Sexualität zu tun, jedes Eheproblem. Wisst ihr warum? Entweder es entsteht auf diesem Gebiet oder es äußert sich, es hat Auswirkungen auf dieses Gebiet. Wenn man beispielsweise über das Thema Finanzen in eine richtige Ehekrise kommt, dann läuft auch nichts mehr im Schlafzimmer.
Bei jeder Ehekrise ist das ein Punkt. Deswegen ist Sexualität immer entweder die Ursache – ein Partner geht fremd, das ist der krasse Fall – oder er flirtet, oder sie flirtet mit anderen Männern. Da entsteht ein Problem. Oder Pornografie, ein häufiges Thema, auch in jungen Ehen, wo Ehen förmlich daran zerbrechen. All das hängt mit dem Thema Sexualität zusammen.
Ich glaube, Segen und Fluch liegen bei keinem Thema näher beieinander als bei diesem Thema.
Geld habe ich gerade erwähnt. Das kann ein großes Problem sein, gerade wenn man ganz unterschiedlich erzogen wurde. Er kommt aus dem Elternhaus, wo das Geld locker ausgegeben wurde. Sie kommt aus dem Elternhaus, wo jeder Cent umgedreht wurde. Schon hast du Konfliktpotenzial. Wie gehen wir mit unserem Geld um?
Eifersucht – hier ist es natürlich sehr, sehr wichtig, einen vorsichtigen Umgang mit dem anderen Geschlecht zu haben. Darüber reden wir am Donnerstag, wenn wir darüber sprechen, wie unsere Ehe affärensicher wird. Aber auch hier kann Eifersucht Ehen zerstören.
Kindererziehung ist ein Riesenthema, und häufig kommt es hier zu Konflikten, weil man ganz unterschiedliche Vorstellungen hat. Überlegt mal: Was war unser letzter Konflikt in unserer Ehe? Das war der Punkt Kindererziehung. Vor ein paar Wochen hatten wir mal einen Konflikt zu diesem Thema.
Dann das Berufsleben im Sinne davon, dass der Mann nur auf der Arbeit ist oder zwar zuhause, aber mit dem Kopf bei der Arbeit. Oder er macht Überstunden oder hat einen zweiten Job, was auch immer. Das Berufsleben und die Anforderungen, die an einen Mann gestellt werden, sowie der Druck können sich auf die Ehe auswirken.
Gewohnheiten ganz allgemein – der Klassiker ist, die Socken liegen zu lassen. Am Anfang ist das kein Problem, aber wenn es sich nach 15 Ehejahren nicht ändert, wird es irgendwann doch ein Thema. Oder einfach unterschiedliche Interessen. Das muss kein Problem werden, aber manchmal wird es zu einem.
Das Aussehen des Partners ist ein ganz, ganz fieser Punkt. Ich sage den Leuten immer in der Ehevorbereitung: Kritisiert nie das Aussehen eures Ehepartners. Wenn er sich völlig gehen lässt, kannst du vielleicht mal eine liebevolle Bemerkung machen: „Schatz, sollen wir zusammen joggen gehen?“ oder so.
Aber es ist etwas anderes, ihn zu kritisieren oder ihn fertigzumachen. Oder andersherum: „Schatz, du bist aber dick geworden.“ Bitte sag das nie deiner Frau. Es setzt deine Frau unter einen ungeheuren Druck, vor allem, wenn man überall Plakate sieht, die mit Photoshop bearbeitet wurden, und deine Frau denkt, sie müsse auch so aussehen. Mach das nie mit deiner Frau.
Verwandte auch, vor allem wenn sich Verwandte, Eltern oder Schwiegereltern in die Ehe einmischen wollen. Das hat so viel Konfliktpotenzial. Da ist es wichtig, auch mal den Eltern klarzumachen: Die Eltern dürfen nicht mehr in die Ehe reinreden, dürfen nicht. Der Mann hat die Verantwortung, seinen Eltern oder auch den Schwiegereltern zu sagen: „Euren Rat hören wir gerne, aber mischt euch bitte nicht ein. Hier müssen wir eine Entscheidung treffen.“ Das kann Ehen kaputtmachen.
Aber damit verbunden ist auch die Frage, welche Eltern man lieber besucht. Wir sind immer nur bei deinen Eltern, können wir nicht auch mal zu meinen Eltern? All das sind Punkte, die zu Eheproblemen führen können.
Faule oder passive Männer – das ist letztendlich das Thema, das wir gerade hatten. Auf der anderen Seite unordentliche Frauen. Ich hatte jetzt in den letzten drei Wochen zwei Männer da, die sagen: Unsere Frau macht uns kein Frühstück, unsere Frau ist unordentlich. Ob das jetzt so ist, weiß ich noch nicht. Man muss ja immer auch mit der anderen Seite sprechen.
Aber dass das ein Thema ist, ist klar.
Medienkonsum – er sitzt nur vorm Fernseher oder sie die ganze Zeit am Handy, am Smartphone. Hobbys, die zu viel Zeit einnehmen. Hier geht es nicht unbedingt um Dinge, die an sich schlecht sind. Ein Hobby ist nicht schlecht, es geht einfach nur darum, dass es zu einem Problem werden kann, wenn es zu viel Raum in der Ehe einnimmt.
Oder Urlaub: Der eine will an den Strand, der andere in die Berge. Schon hast du einen Konflikt. Da muss man sich neu finden. Wir waren immer am Strand mit unserer Familie, aber wir waren in den Bergen, und damit verbinde ich so viel. Ja, was jetzt? Wie geht man damit um?
Falscher Umgang mit Ehekonflikten
Ich möchte zunächst über den falschen Umgang mit Ehekonflikten oder Eheproblemen sprechen. Dabei unterscheide ich nicht stark zwischen Konflikten und Problemen. Es ist nicht ganz dasselbe. Man kann einen Konflikt haben und ihn wunderbar klären, sodass daraus kein Eheproblem entsteht. Dennoch gelten die Prinzipien, die ich weitergeben möchte, sowohl für Konflikte im Sinne einer heftigen Diskussion an einem Abend als auch für Eheprobleme im Sinne einer Krise, in der man seit Monaten steckt. In der Anwendung möchte ich hier nicht so sehr unterscheiden.
Ein falscher Umgang ist es, Probleme zu verdrängen oder zu überspielen, nach dem Motto: „Wir dürfen kein Eheproblem haben, also haben wir auch keins.“ Häufig – und das können eure Ältesten und Pastoren sicherlich bestätigen – sind es die Frauen, die die Initiative ergreifen und sagen: „Wir haben ein Problem, ich melde mich jetzt bei unserem Pastor, ob er uns helfen kann.“ In 80 % der Fälle ist es selten, dass ein Mann die Initiative ergreift. Manchmal denkt man, man redet von zwei unterschiedlichen Situationen: Die Frau kommt und es ist wirklich ernst, sie schüttet ihr Herz aus. Dann sage ich: „Okay, ich muss mit deinem Mann sprechen.“ Wie geht es euch in der Ehe? „Ja, eigentlich gut.“ Moment, da wird verdrängt: „Wir dürfen kein Problem haben, also haben wir auch keins.“ Dahinter steckt Stolz. Wenn ich zugebe, dass wir ein Eheproblem haben, dann habe ich als Ehemann versagt, weil ich verantwortlich bin für die Ehe. Häufig ist es der Stolz der Männer, der sie hindert, Hilfe zu holen.
Ein falscher Umgang mit Ehekonflikten oder Eheproblemen ist auch, gewinnen oder sich durchsetzen zu wollen. Wenn jeder der beiden gewinnen will, verlieren beide. Es geht nicht ums Gewinnen, sondern darum, die Sache zu lösen. Den anderen austricksen – vielleicht gerade, wenn man etwas listig und redegewandt ist – kann man versuchen, den anderen auszutricksen. Das ist falsch.
Eine weitere falsche Tendenz sehe ich eher bei Frauen: immer nachgeben. Das betrifft vor allem Menschen, die sehr harmoniebedürftig sind. Harmonie zu suchen ist an sich eine gute Eigenschaft und biblisch, siehe Philipper 2. Aber manchmal liegt dein Mann wirklich falsch und sündigt dabei. Dann ist es falsch, wenn du sagst: „Okay, okay, Hauptsache, die Sache eskaliert nicht. Ich gebe immer nach, wir machen es so, wie du willst.“ Nein! Vielleicht will der Herr dich als heiligendes Werkzeug gebrauchen, und dann muss man sehen, dass er falsch liegt. Immer nachgeben ist nicht immer richtig. Manchmal muss ein Konflikt im biblischen Sinne ausgetragen werden – lösungsorientiert.
Faule Kompromisse zu schließen, bei denen jeder seinen Willen bekommt, aber das Ego von beiden gefüttert wird, ist ebenfalls falsch. Auch Erpressung ist ein falscher Umgang, zum Beispiel: „Wenn du mich wirklich liebst, dann ...“
Ein weiterer falscher Umgang ist, am falschen Ort Hilfe zu suchen. Was ist ein falscher Ort? Definitiv die Eltern. Wenn ihr ein Eheproblem habt, geht nicht zu euren Eltern oder Schwiegereltern. Sie sind nie unparteiisch, denn Eltern sind immer voreingenommen, weil sie ihr Kind am meisten lieben. Das ist die Regel, vielleicht gibt es Ausnahmen, aber meist nicht.
Auch Bekannte vom anderen Geschlecht sind kein richtiger Ort, um Hilfe zu suchen. Wenn ein Mann sagt: „Ich rede mit meiner Arbeitskollegin über unsere Eheprobleme“, ist das falsch. Rede nie mit dem anderen Geschlecht über deine Eheprobleme.
Ein weiterer falscher Umgang ist, gar keine Hilfe zu holen oder zu spät Hilfe zu suchen. Das können die Ältesten in der Gemeinde sicherlich bestätigen: Meistens ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, wenn das Paar kommt. Man hätte helfen können, wenn sie ein Jahr früher gekommen wären. Warum sind sie nicht früher gekommen? Weil sie es nicht wollten. Deshalb kommen sie erst, wenn es eskaliert ist – wenn er sie geschlagen hat oder die Situation so weit ist. Es gibt ein „zu früh“, aber auch ein „zu spät“. Man muss nicht bei jedem Konflikt sofort Seelsorge suchen. Nein, ihr habt den Herrn, den Heiligen Geist und das Wort, redet miteinander. Aber es gibt definitiv ein „zu spät“. Es sollte einen Punkt geben, an dem man merkt: Wir kommen alleine nicht mehr weiter, wir brauchen jemanden.
Uns hat damals sehr geholfen, dass meine Frau eine Seelsorgerin hatte und ich einen Seelsorger. Das war ein großer Segen für unsere Ehe. Preist dem Herrn! Deshalb möchte ich das gerne weitergeben: Wenn ihr nicht alleine weiterkommt, sucht euch jemanden, der helfen kann.
Weitere falsche Umgangsweisen sind, alte Geschichten aufzuwärmen – Vergebung bedeutet, die Sache nicht mehr gegen den anderen zu verwenden – oder Verallgemeinerungen wie: „Du bist immer so.“ Das stimmt meistens nicht.
Konflikte öffentlich auszutragen ist ebenfalls falsch. Das Schlimmste ist, Konflikte vor den eigenen Kindern auszutragen. Auch vor den Eltern sollten keine Konflikte ausgetragen werden. Ich habe Beispiele vor Augen, in denen in beide Richtungen Gewalt vorkam: Sie hält ein Kind auf dem Arm und er schlägt sie – christliche Ehe. Oder er hält ein Kind auf dem Arm und sie schlägt ihn – auch eine christliche Ehe. Was macht das mit den Kindern? Man sieht die ersten Auswirkungen: Das Kind entwickelt sich nicht gesund.
Nie vor den Kindern streiten! Kinder machen sich Sorgen, auch bei mittelgroßen Konflikten. Wenn die Kinder das sehen, machen sie sich Sorgen. Dann hören sie in der Schule von Klassenkameraden: „Der Papa ist nicht mehr zuhause, sie haben sich scheiden lassen, Mama und Papa haben sich gestern gestritten – werden die sich auch scheiden lassen?“ Nicht die Kinder mit einbeziehen, Konflikte nicht öffentlich austragen. Man muss sich zusammenreißen, auch wenn man verletzt wurde. Sag dann: „Ich sage jetzt noch nichts, wir reden später in Ruhe zuhause.“
Weglaufen ist immer falsch – die Tür zuknallen, noch einen Satz hinterherschicken und rausgehen. Der andere steht dann da und hat keine Chance, das zu lösen. Das ist unfair. Manchmal macht es Sinn, kurz in Absprache zu sagen: „Komm, sonst eskaliert das Ganze, ich gehe mal eine Runde raus beten.“ Aber dann macht man das in Absprache: „Ist das okay? Ich gehe jetzt, weil ich merke, wir kommen nicht weiter, ich werde eine Runde beten und dann komme ich wieder.“ Das kann hilfreich sein, aber nicht weglaufen oder ungeklärt zur Arbeit fahren. Wenn ihr morgens gestritten habt und du jetzt zur Arbeit fährst, ruf deinen Chef an und sag, dass du später kommst, wenn möglich. Lass deine Frau nicht allein zuhause.
Beleidigungen und Schimpfwörter sind ebenfalls falscher Umgang. Ich möchte nicht mit Extrembeispielen schocken, aber ich bin schockiert, wenn ich von Männern aus der Gemeinde höre, die ihre Frauen „Hure“ nennen. Das machen nicht alle Männer. Wie kann ein christlicher Ehemann seine Frau mit solchen Worten beschimpfen, nur weil er sich in Rage redet?
Nie von Scheidung reden! Ich sage das immer wieder in der Ehevorbereitung: Nimm das Wort nie in den Mund. Scheidung ist keine Option. Die Bibel nennt theoretisch Ausnahmen, wenn der nichtchristliche Ehepartner sich scheiden lässt oder wenn Ehebruch im Spiel ist. Aber auch dann muss man sich nicht scheiden lassen. Im Gegenteil: In der Seelsorge arbeiten wir immer auf Versöhnung hin. Das wäre vielleicht ein Extremfall, wenn der Mann oder die Frau immer wieder fremdgeht. Aber sonst: Nimm das Wort Scheidung nie in den Mund. Gott hasst Scheidung.
Verbal oder körperliche Gewalt haben in einer christlichen Ehe keinen Platz. Es gibt nicht nur körperliche Gewalt, sondern auch verbale Gewalt. Besonders Frauen werden zerstört, wenn der Mann sie anschreit. Ein schreiender Mann mit seiner starken Stimme kann eine Frau sehr verängstigen, aber auch andersherum. Verbale und körperliche Gewalt sollten in einer christlichen Ehe nie vorkommen. Leider passiert es immer wieder, und dann wird es umso schwieriger, die Probleme zu lösen.
Ich habe in letzter Zeit leider viel mit dem Thema zu tun, dass Frauen von ihren Männern geschlagen werden. In der Regel ist es so, und oft ist die Ehe nicht mehr zu retten, sie ist kaputtgegangen.
Jetzt möchte ich den Bogen spannen und in die Schrift schauen. Gottes Wort ist wunderbar und gibt uns Anweisungen, wie wir mit diesen Dingen umgehen können.
Ein richtiger und biblischer Umgang mit Ehekonflikten beziehungsweise Eheproblemen fängt vorbeugend mit dem gemeinsamen Gebet an. Das heißt: Auch wenn ihr heute hier sitzt und sagt, wir haben keine Eheprobleme, preist den Herrn! Was ihr jetzt schon tun könnt, damit es nicht dazu kommt, ist gemeinsam zu beten. Versteht mich nicht falsch: Es geht nicht nur darum, gemeinsam zu beten, damit keine Eheprobleme entstehen, sondern weil Gott uns wichtig ist.
In fast jedem Fall, wenn ein Paar vor einem sitzt und Eheprobleme hat, und man fragt: „Betet ihr?“ heißt die Antwort oft: „Nein, wir beten nicht zusammen, wir haben lange nicht mehr zusammen gebetet.“ Das gemeinsame Gebet ist sowohl für die Gottesbeziehung wichtig, als auch für die Beziehung zueinander. Ihr wisst aus euren Ehen, wie wertvoll es ist, zusammen auf den Knien zu sein. Kaum etwas ist intimer als gemeinsames Gebet.
Auch in die Ehe zu investieren ist wichtig. Mein Onkel hat mir auf unserer Hochzeit ein sehr gutes, einfaches Bild gegeben, das so zutreffend ist: Die Ehe ist wie ein Garten. Es ist etwas Wunderschönes, aber man muss ständig daran arbeiten, damit sie schön bleibt. Das trifft genau zu. Wir haben einen Garten, und jetzt im Herbst steht wieder viel Arbeit an, das Laub fällt, man muss investieren. Und genau das ist Ehe: investieren, nicht laufen lassen, regelmäßig Zeit miteinander verbringen, damit es erst gar nicht zu Problemen kommt.
Aber was, wenn die Probleme da sind? Das Allerwichtigste ist, dass jeder seinen eigenen Anteil am Problem erkennt. In der Regel haben beide ihren Anteil daran. Es gibt Ausnahmen, wo es absolut einseitig ist, aber die sind selten.
Jesus sagt dazu etwas Wichtiges: „Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.“ (Matthäus 7,3-5)
Das ist auch auf die Ehe anwendbar. Wir neigen viel zu schnell dazu, nur die Fehler unseres Ehepartners zu sehen. Wenn man ein Paar vor sich hat, ist es meist eine Beschuldigung: „Du machst das, du machst das, du machst das.“ Ich war letzte Woche froh, als ein Mann anrief und um Eheseelsorge bat. Im Gespräch sagte er: „Ich habe auch einen großen Anteil.“ Im Laufe des Gesprächs fing er an, mehr über sich selbst zu reden als über seine Frau. Das ist meistens anders: Meistens beschweren sich Männer über ihre Frauen oder Frauen über ihre Männer. Hier kam ein Mann, der sagte: „Ich sehe wahrscheinlich einiges nicht, aber ich habe einen großen Anteil an unseren Eheproblemen und möchte in die Eheseelsorge, damit mir geholfen wird.“ Ich sagte: „Bruder, es gibt so viel Hoffnung für eure Ehe, weil du an deinem Problem arbeiten willst.“
Es muss damit beginnen, dass man sich bei einem Eheproblem zuerst fragt: „Was ist mein Anteil? Nicht immer der Splitter, sondern mein Balken. Was sehe ich nicht?“ Unser Herz ist trügerisch. In Jeremia 17 heißt es, dass unser Herz trügerisch ist. Wir können glauben, das Problem liegt nicht bei uns, obwohl es absolut bei uns liegt, weil unser eigenes Herz uns betrügt.
Deshalb ist diese Frage am Anfang so wichtig. Wenn ihr gerade in einer schwierigen Situation seid, nehmt sie mit und macht eine „Balkenliste“. Nicht eine Liste der Fehler des Ehepartners, sondern nur deine eigenen Dinge. Das ist ein erster, sehr wichtiger Schritt: Das eigene Herz muss geprüft werden. Es geht nicht nur um das Verhalten, sondern das Problem liegt immer im Herzen.
Wenn die Bibel vom Herzen spricht, meint sie nicht nur Gefühle. Heute unterscheiden wir oft zwischen Kopf und Herz: Im Kopf denken wir, im Herzen fühlen wir. Die Bibel sagt, im Herzen finden Gedanken und Überlegungen statt, dort sind Gefühle, Wünsche, Forderungen, Entscheidungen. Wir glauben im Herzen und beten mit dem Herzen. All das ist im Herzen. Das macht die Bibel sehr deutlich.
Vor einigen Tagen haben wir Sprüche 4 gelesen: „Mehr als alles behüte dein Herz, denn daraus quillt das Leben.“ Wer ein Eheproblem lösen will, muss im Herzen beginnen. Man könnte sich fragen: „Was läuft in meinem Herzen falsch, wenn solche Worte aus meinem Mund kommen?“
In Lukas 6,45 heißt es: „Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der Böse bringt aus dem Bösen das Böse hervor; denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ Manchmal sagen wir: „Das ist mir rausgerutscht, ich meinte das gar nicht.“ Doch, denn was im Herzen ist, redet der Mund.
Wenn man sich gegenseitig anschreit, kann man das auf das Herz zurückführen: Was ist in meinem Herzen?
Unser letzter Konflikt war die Kindererziehung. Meine Frau gab mir einen Hinweis, was hilfreich wäre, weil sie viel mehr Zeit mit unserer Pflegetochter verbringt und sie besser einschätzen kann. Ich wollte ein guter Vater sein und setzte Dinge um. Dann habe ich etwas falsch gemacht in den Augen meiner Frau, was auch falsch war, aber ich sah es nicht direkt so. Meine Frau sagte mir im Nachhinein: „Wenn du das so und so machst, denkst du, das ist gut.“ Sie gab mir einige Hinweise, und ich wurde in meinem Stolz gekränkt. Ich reagierte nicht mit Schreien, aber ziemlich beleidigt.
Ich fragte mich: „Was ist in meinem Herzen passiert? Warum habe ich so reagiert?“ Sie wollte mir helfen, unsere Tochter besser zu erziehen, und ich reagierte kindisch. Ich musste erkennen, dass mein Stolz im Weg war. Sie wurde zum heiligenden Werkzeug Gottes, und ich reagierte aus Stolz. Dinge kamen aus meinem Mund, die in meinem Herzen waren: Stolz, gekränkter Stolz.
Das ist immer der erste Punkt: Was habe ich gerade gemacht, warum? Was ist der Grund in meinem Herzen?
Wenn du beginnst, dir diese Frage regelmäßig zu stellen, wird das sehr wertvoll sein. Gott wird dich heiligen und dir die dunklen Kammern deines Herzens zeigen, damit du weiterkommst.
Eine weitere wichtige Frage ist: Sind die Wünsche in meinem Herzen zu Forderungen geworden? Die Bibel macht deutlich, dass Konflikte immer mit Wünschen in unserem Herzen zusammenhängen.
Ich möchte das kurz illustrieren: Der Mann wünscht sich, den Abend mit Freunden zu verbringen, die Frau möchte einen Abend mit ihrem Mann verbringen. Beide Wünsche sind berechtigt, aber sie kollidieren und können Konflikte auslösen.
Ein Mann kommt abends nach der Arbeit nach Hause und wünscht sich einen schönen, romantischen Abend mit seiner Frau. Die Frau hatte einen harten Tag und will um 21 Uhr schlafen gehen. Solche Situationen kennen wir in unseren Ehen. Konfliktpotenzial durch unterschiedliche Wünsche.
Der Mann möchte den Sonntag mit der Familie verbringen, die Frau möchte ihre Eltern einladen. Unterschiedliche Wünsche.
Der Mann kommt nach Hause und wünscht sich, dass es sauber ist. Die Frau hat es nicht geschafft.
Die Frau wünscht sich, dass der Mann nach der Arbeit den Kopf frei hat. Die Arbeit ist momentan so herausfordernd, dass er nicht abschalten kann.
Die Frau wünscht sich, dass der Mann sportlich aussieht, aber sein Bauch wird größer, und in ihr wächst die Unzufriedenheit.
Konflikte hängen immer mit Wünschen zusammen. Wünsche an sich sind nicht schlecht, aber sie dürfen nicht zur Forderung werden.
Ich möchte Jakobus 4 lesen: „Woher kommen Kriege und Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht daher aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und habt nichts; ihr tötet und neidet und könnt nichts erlangen; ihr streitet und führt Krieg. Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.“
Jakobus stellt die Frage, woher Kriege und Streitigkeiten kommen. Man könnte hier auch fragen: Woher kommen Eheprobleme? Und wie gut, dass die Bibel uns eine Antwort gibt: Die Probleme kommen aus unseren Lüsten. Im Griechischen steht hier „Epithymia“, das sind Wünsche, die zur Forderung geworden sind: „Ich brauche es, ohne das kann ich nicht leben.“
Deshalb müssen wir uns fragen: Ist es noch ein Wunsch oder schon eine Forderung an den Ehepartner?
Ich möchte das illustrieren: Ein Mann kommt nach der Arbeit nach Hause, hat zwölf Stunden auf dem Dach gearbeitet und wünscht sich Ruhe. Ist das falsch? Nein, es ist ein verständlicher Wunsch.
Die Frau war zwölf Stunden allein mit drei Kindern im Alter von eins bis fünf und hat den Wunsch, mit ihrem Mann Zeit zu verbringen, um jemanden auf Augenhöhe zu haben. Ist das ein berechtigter Wunsch? Natürlich!
Jetzt kommen beide zusammen mit ihren Wünschen. Der Wunsch des Mannes ist berechtigt. Wenn er zur Forderung wird, macht der Mann der Frau Vorwürfe: „Warum gibst du mir nicht wenigstens 15 Minuten? Ich habe so hart gearbeitet.“ Die Frau wird, wenn ihr Wunsch zur Forderung wird, sagen: „Du hast keine Zeit, denkst nur an dich, bist nie zu Hause, immer nur Arbeit.“
Bumm! Was ist der Grund für dieses Eheproblem? Wünsche, die berechtigt waren, sind zur Forderung geworden.
Wenn ihr einen Ehekonflikt habt, stellt euch beide die Frage: Wo fordere ich gerade etwas? Einen Wunsch zu haben ist nicht verkehrt, aber wo ist der Wunsch in meinem Herzen zur Forderung geworden?
Das ist meist ein vertikales Problem, denn ich erwarte, dass mein Ehepartner mich glücklich macht. Ich vertraue nicht darauf, dass Gott mich trotzdem glücklich machen kann, auch wenn mein Mann nach zwölf Stunden nicht direkt für mich da ist.
Wünsche sind berechtigt, aber sie dürfen nicht zu Forderungen werden. Dann werden sie zu Lüsten, Begierden, letztlich zu Götzendienst.
Es ist wichtig, den Ehepartner immer wieder um Vergebung zu bitten, besonders wenn der Herr es einem zeigt. Ich bin zu meiner Frau gegangen und habe mich geschämt wegen unseres Konflikts in der Kindererziehung. Der Herr hat mir im Gebet gezeigt: „Andre, du warst kindisch, deine Frau wollte dir helfen, und du warst stolz.“ Ich musste Buße tun vor dem Herrn, denn es ist in erster Linie ein Problem vor Gott. Ich habe mich nicht christusähnlich verhalten – auch nicht vor meiner Frau. Sie hat mir gerne vergeben, und dann war es erledigt.
Es ist immer wieder wichtig, um Vergebung zu bitten. Billy Graham und seine Frau haben gesagt: Das Geheimnis einer guten Ehe besteht aus zwei Personen, die gut vergeben können.
Der letzte Punkt für heute Abend: Es ist wichtig, im Konflikt und in allen Problemen die größere Perspektive beizubehalten. Gott will in dem Konflikt an deinem Charakter arbeiten.
Vielleicht sitzt du heute Abend hier und bist wirklich verzweifelt wegen deiner Ehe. Die größere Perspektive ist: Gott will selbst diese unschöne Situation, die er nicht will, in deinem Leben gebrauchen, um an deinem Charakter zu arbeiten, dich Jesus ähnlicher zu machen, dir Durchhaltevermögen zu schenken und dich jeden Tag näher zu seiner Gegenwart zu bringen.
In diesem Jahr, in dem wir unsere Ehekrise hatten, habe ich wirklich flehen gelernt. Ich war ständig draußen im Gebet, und Gott hat mir in dieser Zeit das Beten beigebracht.
Bitte behalte die größere Perspektive auch in schwierigen Zeiten der Ehe. Gott hat alles in der Hand. Gott entgleitet nie das Ruder in deiner Ehe und deinem Leben. Er hat gute Absichten für dein Leben, siehe Jeremia 29,11. Halte daran fest und lass deinen Charakter von Gott verändern, auch in Schwierigkeiten. Selbst wenn sich äußerlich nichts ändert, arbeitet Gott an dir und macht dich geistlich schöner.
Der letzte Punkt: Im Konflikt die Verherrlichung Gottes suchen. In Epheser 5,31-32 heißt es: „Deshalb wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ Paulus sagt: „Dieses Geheimnis ist groß; ich deute es auf Christus und die Gemeinde.“
In diesem Satz steckt viel drin. Die Ehe ist geheimnisvoll. Paulus macht deutlich: Eigentlich geht es in der Ehe nicht nur um die Ehe selbst, sondern darum, die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde für die sichtbare und unsichtbare Welt darzustellen.
Ihr Lieben, in jedem Ehekonflikt werden wir als Ehepaar beobachtet. Manchmal sieht die sichtbare Welt zu, aber auf jeden Fall die unsichtbare Welt.
Ich versuche mir das immer wieder vor Augen zu führen, wenn wir in einem Konflikt sind. Dann schicke ich oft ein Stoßgebet zum Himmel und denke: „Jetzt geht es darum, die unsichtbare Welt schaut zu. Wie werden Andre und Caro sich verhalten? Werden wir dem Herrn Unehre bereiten, wie wir miteinander reden, oder werden wir ihm Ehre bereiten?“
Das hilft mir sehr, mich bewusst zu machen: Es geht auch jetzt darum, Christus zu verherrlichen. Das hilft mir, nachzugeben. Es geht nicht um mein Recht, sondern um Christus und seine Verherrlichung.
Wenn er groß herauskommt, haben wir das Ziel erreicht. Er kommt groß heraus, wenn wir biblisch miteinander umgehen, füreinander da sind und einander verstehen wollen – auch wenn wir denken, der andere macht alles falsch. Dann sage ich: „Herr, ich mache wahrscheinlich noch viel mehr falsch. Hilf mir zu verstehen, ich will den ersten Schritt auf sie zugehen, ich möchte meinen Stolz brechen.“
Sucht in jedem Ehekonflikt, in jedem Eheproblem immer wieder die Verherrlichung Gottes.
In diesem Sinne wünsche ich uns für unsere Ehe, wünsche ich euch für eure Ehe, dass wir immer wieder die größere Perspektive beibehalten. Der Herr will an unserem Charakter arbeiten. Und wir können ihn in jeder Lebenssituation verherrlichen – auch wenn deine Ehe noch so schwierig ist. Möge er uns dazu die Kraft geben. Amen.
Lasst uns aufstehen, und ich bete noch für uns:
Vater im Himmel, danke, dass du uns deinen Geist gegeben hast und uns helfen möchtest. Herr, ich möchte heute Abend besonders für die Ehen bitten, die vielleicht in einer größeren Krise stecken, die viele Probleme mit sich bringen. Für die Ehepartner, die heute hier sitzen oder den Livestream verfolgen oder den Vortrag nachträglich hören und verzweifelt sind.
Herr, ich bitte dich: Richte sie auf als Helfer in der Not, schenke neuen Mut und Perspektive. Arbeite an ihrem Charakter. Danke, dass du uns nicht loslässt. Danke, dass du alles in unserem Leben im Griff hast, dass du auf dem Thron sitzt.
Ich bitte dich, ermutige besonders die Menschen, die heute Ermutigung und Zuversicht brauchen. Hilf uns, Konflikte anders auszutragen als die Welt, Konflikte zu lösen, nicht die Sonne über unseren Zorn untergehen zu lassen, um Vergebung zu bitten und einander gnädig zu begegnen.
Herr, hilf uns, dass wir in diesen Konflikten die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde widerspiegeln. Wir brauchen dich dabei. Begleite uns auf dem Nachhauseweg, schenke vielen Ehepaaren heute oder morgen Abend gute Gespräche, stärke jede Ehe hier in diesem Raum. Amen.
Ihr könnt euch noch einmal kurz setzen für eine Abschlussansage.
Persönliches Beispiel und die Rolle des Herzens
Unser letzter Konflikt drehte sich um die Kindererziehung. Meine Frau gab mir einen Hinweis bezüglich unserer Tochter, der hilfreich sein sollte, weil sie viel mehr Zeit mit unserer Pflegetochter verbringt und sie besser einschätzen kann.
Ich nahm mir vor: Alles klar, ich möchte ein guter Vater sein, und ich setzte die Dinge um. Doch dann machte ich etwas falsch – zumindest in den Augen meiner Frau. Und tatsächlich war es auch falsch, obwohl ich das nicht sofort so sah.
Im Nachhinein sagte meine Frau zu mir: „Wenn du das so und so machst, denkst du, das ist gut.“ Sie gab mir einige Hinweise, was ich aufhören sollte. Dabei wurde ich in meinem Stolz gekränkt. Ich sagte etwas, ich schrie nicht, aber ich reagierte ziemlich beleidigt.
Ich nutzte diese Situation, um mich selbst zu fragen: „Andre, was ist in deinem Herzen abgelaufen? Warum hast du so reagiert?“ Sie wollte mir helfen, unsere Tochter besser zu erziehen, und ich reagierte so kindisch. Was war passiert?
Ich musste ehrlich mit mir sein. Mein Stolz spielte eine große Rolle. Ich wollte es doch richtig machen, ich wollte der gute Vater sein. Genau hier setzte meine Frau an. Gott gebrauchte sie wieder als heiliges Werkzeug. Ich reagierte aus meinem Stolz, und Dinge kamen aus meinem Mund, die tief in meinem Herzen verankert waren – gekränkter Stolz.
Das ist immer der erste Punkt: Was habe ich gerade gemacht? Warum? Was ist der Grund in meinem Herzen? Wenn du dir diese Frage regelmäßig stellst, wird das sehr wertvoll sein. Gott wird dich heiligen und dir die düsteren Kammern deines Herzens zeigen, damit du weiterkommst.
Eine weitere wichtige Frage ist: Sind die Wünsche in meinem Herzen zu Forderungen geworden? Die Bibel macht deutlich, dass Konflikte immer mit Wünschen in unserem Herzen zusammenhängen.
Wünsche und Forderungen als Konfliktursache
Ich möchte das mal ganz kurz illustrieren. Ein Mann wünscht sich, den Abend mit Freunden zu verbringen, während die Frau sich einen Abend mit ihrem Mann wünscht. Beide haben Wünsche, und weil diese Wünsche kollidieren, kann es zu Konflikten kommen.
Ein Mann kommt abends nach der Arbeit nach Hause und wünscht sich einen schönen, romantischen Abend mit seiner Frau. Seine Frau hatte einen harten Tag und möchte um 21 Uhr schlafen gehen. Solche Situationen kennen wir aus unseren Ehen. Es gibt Konfliktpotenzial durch unterschiedliche Wünsche. Der eine will den Abend mit seiner Frau verbringen – alles inklusive –, sie möchte schlafen. Was machen wir jetzt? Unterschiedliche Wünsche.
Der Mann würde gerne den Sonntag mit der Familie verbringen, die Frau möchte am Sonntag ihre Eltern einladen. Wieder unterschiedliche Wünsche. Der Mann kommt nach Hause und wünscht sich, dass es zu Hause sauber ist, die Frau hat es nicht geschafft. Die Frau wünscht sich, dass der Mann nach der Arbeit den Kopf frei hat, aber die Arbeit ist momentan so herausfordernd, dass er den Kopf nicht frei hat. Ein Wunsch, der nicht erfüllt wird.
Die Frau wünscht sich, dass der Mann sportlich aussieht, aber sein Bäuchlein wird größer, und in ihr wächst die Unzufriedenheit. Konflikte hängen immer mit Wünschen zusammen. Wünsche an sich sind nicht schlecht, sie dürfen aber nicht zur Forderung werden.
An dieser Stelle möchte ich Jakobus 4 lesen. Jakobus 4 stellt die Frage: Woher kommen Probleme und Konflikte? Woher kommen Kriege und Streitigkeiten unter euch? Nicht daher aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und habt nichts, ihr tötet und neidet und könnt nichts erlangen. Ihr streitet und führt Krieg, ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.
Jakobus stellt die Frage: Woher kommen Kriege und Streitigkeiten? Man könnte hier genauso fragen: Woher kommen Eheprobleme? Und wie gut, dass die Bibel uns eine Antwort gibt: Eheprobleme kommen aus unseren Lüsten. Damit meint die Bibel – im Griechischen steht hier „Epithymia“ – Wünsche, die zur Forderung geworden sind. Es ist ein „Ich brauche es, ohne das kann ich nicht leben.“
Deshalb müssen wir uns die Frage stellen: Ist es immer noch nur ein Wunsch, oder fordere ich schon etwas vom Ehepartner?
Ich möchte das noch einmal illustrieren. Ein Mann muss auf die Zeit achten – aber wir sind bald am Ende –: Ein Mann kommt nach der Arbeit nach Hause. Er hat zwölf Stunden gearbeitet, handwerklich, auf dem Dach. Und er hat den Wunsch, sich auszuruhen. Ist das falsch? Nein, das ist ein verständlicher Wunsch.
Die Frau war zwölf Stunden alleine mit drei Kindern im Alter von eins bis fünf Jahren. Sie hat den Wunsch, mit ihrem Ehemann Zeit zu verbringen, damit sie mal jemanden auf Augenhöhe hat. Bisher waren ihre Gesprächspartner nur die Kinder. Ist das ein berechtigter Wunsch? Natürlich!
Jetzt kommen beide zusammen – mit ihren Wünschen. Wenn der Wunsch des Mannes berechtigt ist, aber zur Forderung wird, macht der Mann der Frau eine Anschuldigung: „Warum gibst du mir nicht wenigstens 15 Minuten? Ich habe so hart gearbeitet.“
Die Frau wiederum wird, wenn ihr Wunsch zur Forderung geworden ist – „Ich brauche das, du musst mir das geben“ –, dem Mann vorwerfen: „Du hast keine Zeit, du denkst nur an dich, du bist nie zu Hause, du bist die ganze Zeit auf der Arbeit.“
Bumm! Was ist der Grund für dieses Eheproblem? Wünsche, die an sich berechtigt waren, sind zur Forderung geworden.
Wenn ihr einen Ehekonflikt habt, stellt euch bitte beide selbst, jeder für sich, die Frage: Wo fordere ich jetzt etwas? Einen Wunsch zu haben, ist nicht verkehrt. Aber wo ist der Wunsch in meinem Herzen zur Forderung geworden?
Das ist eigentlich immer ein vertikales Problem, denn ich erwarte, dass mein Ehepartner mich glücklich macht. Ich vertraue nicht darauf, dass Gott mich trotzdem glücklich machen kann – als Ehefrau – auch wenn mein Mann nach zwölf Stunden nicht direkt für mich da ist.
Wünsche sind berechtigt, aber wir sollten immer darauf achten, dass sie nicht zu Forderungen werden. Denn dann sind es Lüste, Begierden – letztendlich Götzendienst.
Vergebung und Charakterentwicklung
Es ist wichtig, den Ehepartner immer wieder um Vergebung zu bitten, besonders wenn der Herr einem die eigene Schuld bewusst gemacht hat. Ich bin zu meiner Frau gegangen, weil ich mich für unseren Konflikt in der Kindererziehung geschämt habe. Der Herr hat mir das oft im Gebet gezeigt.
Andre, du warst so kindisch, deine Frau wollte dir helfen, und du warst so stolz. Doch ich musste Buße tun vor dem Herrn, denn in erster Linie ist es ein Problem vor Gott. Ich habe mich nicht christusähnlich verhalten, auch nicht vor meiner Frau. Sie hat mir gern vergeben, und damit war die Sache erledigt.
Es ist immer wieder wichtig, um Vergebung zu bitten. Billy Graham und seine Frau haben einmal gesagt, das Geheimnis einer guten Ehe besteht aus zwei Personen, die gut vergeben können.
Ein letzter Punkt für heute Abend: Es ist wichtig, im Konflikt und in all den Problemen, in denen man vielleicht steckt, die größere Perspektive nicht aus den Augen zu verlieren. Gott will durch den Konflikt an deinem Charakter arbeiten.
Vielleicht sitzt du heute Abend hier und bist wirklich verzweifelt wegen deiner Ehe. Die größere Perspektive ist: Gott will selbst diese unschöne Situation, die er eigentlich nicht will, in deinem Leben gebrauchen. Er möchte daran arbeiten, dich Jesus ähnlicher zu machen, dir Durchhaltevermögen beizubringen und dich jeden Tag näher zu sich zu führen.
In diesem Jahr, in dem wir unsere Ehekrise hatten, habe ich wirklich das Flehen gelernt. Ich war ständig draußen im Gebet, und Gott hat mir in dieser Zeit das Beten beigebracht. Bitte behalte die größere Perspektive auch in den schwierigen Zeiten der Ehe bei.
Gott hat alles in der Hand. Gott entgleitet nie das Ruder in deiner Ehe und in deinem Leben. Er hat gute Absichten für dein Leben, wie es in Jeremia 29,11 heißt. Halte daran fest und lass deinen Charakter von Gott verändern, auch in diesen Schwierigkeiten. Selbst wenn sich äußerlich nichts ändert, arbeitet Gott an dir und macht dich geistlich immer schöner.
Die Ehe als Spiegel der Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde
Und der letzte Punkt: Im Konflikt die Verherrlichung Gottes suchen.
In Epheser 5,31-32 heißt es: „Deswegen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seine Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ Dann sagt Paulus: „Dieses Geheimnis ist groß, das Geheimnis um die Ehe ist groß, ich deute es auf Christus und die Gemeinde.“
In diesem Satz steckt sehr viel drin. Wir haben die Zeit für heute Abend zwar überschritten, aber ich möchte es ganz kurz erklären. Paulus sagt, in der Ehe zwischen Mann und Frau geht es eigentlich um etwas, das ein Geheimnis ist. Das heißt, die Ehe hat etwas Geheimnisvolles an sich. Der Kontext macht deutlich, worum es geht. Paulus sagt, eigentlich geht es in der Ehe gar nicht nur um die Ehe selbst. Eigentlich geht es in der Ehe darum, die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde darzustellen – für die sichtbare, aber auch für die unsichtbare Welt.
Ihr Lieben, in jedem Ehekonflikt werden wir als Ehepaar beobachtet. Manchmal schaut die sichtbare Welt zu, in jedem Fall aber immer die unsichtbare Welt. Ich will mir das immer wieder vor Augen führen, gerade wenn ich merke: Jetzt sind wir in einem Konflikt drin. In solchen Momenten schicke ich häufig ein Stoßgebet hin und mache mir bewusst: Jetzt geht es darum, die unsichtbare Welt schaut zu, wie sich Andre und Caro in diesem Konflikt verhalten. Werden wir dem Herrn Un-Ehre bereiten, wie wir miteinander reden, oder werden wir ihm Ehre bereiten?
Das hilft mir sehr, mir bewusst zu machen, dass es auch jetzt darum geht, Christus zu verherrlichen. Und das hilft mir so sehr, nachzugeben. Ja, es geht nicht um mein Recht, es geht um Christus, es geht um seine Verherrlichung. Wenn er groß herauskommt, dann haben wir das Ziel erreicht. Und er kommt groß heraus, wenn wir in biblischer Weise miteinander umgehen, wenn wir füreinander da sind, wenn wir einander verstehen wollen – auch wenn wir denken, der andere macht alles falsch.
Dann sage ich: Herr, ich mache wahrscheinlich noch mehr falsch. Hilfst du mir zu verstehen? Ich will den ersten Schritt auf sie zugehen, ich möchte meinen Stolz brechen. Sucht in jedem Ehekonflikt, in jedem Eheproblem immer wieder die Verherrlichung Gottes.
Schlussworte und Gebet
In diesem Sinne wünsche ich uns für unsere Ehe und euch für eure Ehe, dass wir immer wieder die größere Perspektive beibehalten. Der Herr will an unserem Charakter arbeiten. Und wir können ihn in jeder Lebenssituation verherrlichen – auch wenn deine Ehe noch so schwierig ist. Möge er uns dazu die Kraft geben. Amen.
Lass uns aufstehen, und ich bete noch für uns:
Vater im Himmel, danke dafür, dass du uns deinen Geist gegeben hast und dass du uns helfen möchtest, Herr. Ich möchte heute Abend ganz besonders für die Ehen bitten, die vielleicht in einer größeren Krise stecken, Herr. Für die Ehen, die viele Probleme mit sich bringen, wo Ehepartner heute hier sitzen oder vor dem Livestream oder sich den Vortrag nachträglich anhören und verzweifelt sind, Herr.
Ich möchte dich bitten: Richte du auf als Helfer in der Not, schenke du neuen Mut, Herr, schenke du Perspektive. Arbeite du bitte in jedem Fall an unserem Charakter. Herr, danke, dass du uns nicht loslässt. Danke dafür, dass du alles in unserem Leben im Griff hast, Herr, du sitzt auf dem Thron. Dafür danken wir dir, Herr.
Ich möchte dich bitten, dass du besonders die Menschen ermutigst, die heute Ermutigung und Zuversicht brauchen, Herr. Herr, ich möchte dich bitten, dass du uns hilfst, dass wir Konflikte anders austragen als die Welt, dass wir Konflikte lösen, dass wir nicht zulassen, dass die Sonne über unseren Zorn untergeht, dass wir um Vergebung bitten und einander gnädig begegnen.
Bitte hilf uns, auch in diesen Konflikten die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde widerzuspiegeln. Herr, wir brauchen dich dabei. So bitte ich dich: Begleite du uns jetzt auf dem Nachhauseweg. Schenke du vielen Ehepaaren noch heute Abend oder morgen Abend viele gute Gespräche, Herr, und stärke du jede Ehe hier in diesem Raum. Amen.
Ihr könnt euch noch einmal kurz setzen für eine Abschlussansage.