I. Der Gott des Friedens
Er aber, der Gott des Friedens möge euch heiligen durch und durch Oft spricht Paulus vom Gott des Friedens (2.Thess.3,16; Rö.15,33; 16,20; 2.Kor.13,11; Phil.4,9). Das Gott ein Gott des Friedens ist, das ist in der damaligen Welt gar nicht selbstverständlich. Gott wurde eher als Bedrohung empfunden, ein Gott vor dem man sich fürchten muss. Aber der Gott der Gemeinde in Thessanlonich ist ein Gott des Friedens. Damit macht Paulus das Wesen und das Ziel Gottes deutlich. Er will Frieden schaffen. Gott sucht den Frieden mit dem Menschen. So ist die Botschaft des Evangeliums eine Friedensbotschaft, wie das schon die Engel den Hirten bei der Geburt Jesu verkündigten: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Lk.2,14.
Dieser Friede ist nicht irgendein Friede. Gott hat keinen Weltfrieden versprochen, den wir uns erarbeiten müssten. Nein, es geht um den Frieden mit Gott dem Schöpfer. Wir Menschen leben in der Auflehnung gegen Gott. Wir haben Gott zu unserem Feind gemacht. Wir setzen ihn auf die Anklagebank und fragen: Warum lässt du dies und jenes zu? Warum verschaffst Du mir nicht recht? Usw.
Wir verachten den wahren Gott und konstruieren uns unsere eigenen Götter und Lebensphilosophien. Damit lässt sich manchmal auch sehr gut leben. Man kann dabei vielleicht auch den Eindruck haben, man lebe in Frieden. Aber das kann ein schlechtes Ende haben, wie in den Sprüchen sehen: Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode. Spr.16,25. Die Frage die uns beschäftigen soll ist nicht, ob wir Frieden empfinden, denn das ist ein sehr schwieriges unterfangen. Entscheidend ist, ob wir Frieden haben. Wie diese Botschaft des Friedens aussieht sehen wir in der Apg.: Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle. Apg.10,36. Jesus Christus ist die Garantie für einen echten Frieden mit Gott. Durch sein Sterben am Kreuz schuf er die Voraussetzung, dass wir uns mit Gott dem Schöpfer versöhnen können und dadurch mit Gott in Frieden leben. So schreibt Paulus: Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. / Um wieviel mehr werden wir nun durch ihn gerettet werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind! / Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wieviel mehr werden wir gerettet werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind. Rö.5,8-10.
Kennst Du diesen Frieden mit Gott? Oder überkommt Dich immer noch ein ausgesprochen mulmiges Gefühl, wenn Du daran denkst, dass Du, wenn Du jetzt sterben würdest, Gott begegnen müsstest. Was würdest Du ihm sagen, warum er Dich aufnehmen sollte? Ich habe viel die Gottesdienste besucht, sogar in einer Freikirche. Ich habe diesem und jenem geholfen usw. Alles schöne Dinge. Gott wird aber vorwiegend eines interessieren, ob Du mit ihm durch Jesus Christus versöhnt bist. So möchte ich Dich mit Paulus auffordern, der sagt: So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! 2.Kor.5,20.
Wenn Du das heute tust, dann wirst Du in den Augen Gottes ein Heiliger. Heute werden in Rom drei Frauen Selig gesprochen. Selig ist für die Kirche eine Vorstufe zur Heiligsprechung. Das ist alles Menschenwerk. Gott spricht Dich heute heilig und dazu braucht er weder Kirche noch Papst. Durch den Glauben an Jesus Christus wirst Du mit Gott dem Schöpfer versöhnt und in seinen Augen heilig und gerecht. Nicht Deine Werke machen Dich gerecht, sondern Jesus durch sein Sterben am Kreuz macht Dich gerecht, wenn Du an ihn glaubst. Was hält Dich noch davon ab, mit Gott Frieden zu machen?
II. Gott möge uns heiligen (V.23)
Er aber, der Gott des Friedens möge euch heiligen durch und durch und er möge euren Geist, Seele und Leib unversehrt bewahren - untadelig bei der Ankunft unsers Herrn Jesus Christus. Dieses Gebet zeigt nochmals das Anliegen des Paulus und seiner Mitarbeiter für die Gemeinde in Thessalonich: Sie möchten, dass die Gemeinde bereit ist, wenn Jesus wiederkommt.
Bewahrung
Zum ersten wünscht er, dass wir vollständig geheiligt werden durch den Gott des Friedens. Und im zweiten Teil des Verses, führt er aus, was diese Heiligung konkret beinhaltet, nämlich: Geist, Seele und Leib sollen auf diesen Tag bewahrt werden, so dass kein Tadel nötig ist.
Mit Geist meint er wohl kaum den heiligen Geist, der in den Gläubigen wohnt, sondern unseren Geist, unsere geistige Fähigkeit. Das beinhaltet unser ganzes Denken. Unser Geist soll völlig im Dienste des Evangeliums stehen, wie Paulus von sich sagt: Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich in meinem Geist diene am Evangelium von seinem Sohn, dass ich ohne Unterlass euer gedenke Röm.1,9. oder wie er es den Korinthern beschreibt: Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus. 2,Kor.10,5.
Mit Seele meint er vermutlich das Leben als ganzes. Dieses Wort ist nicht einfach in seiner Bedeutung zu bestimmen. Wir begegnen ihm aber im Thessalonicherbrief noch einmal und zwar in Kp.2,8: so hatten wir Herzenslust an euch und waren bereit, euch nicht allein am Evangelium Gottes teil zu geben, sondern auch an unserm Leben [psychä = Seele); denn wir hatten euch lieb gewonnen. 1.Thess.2,8. Hier steht dieses Wort mehr im Sinn von Leben, sich als ganzen Menschen in etwas hineingeben. Somit würde hier an unserer Stelle auch Seele für Leben stehen.
Als Drittes erwähnt Paulus den Leib. Der Leib soll auch, wie der Geist und das Leben unversehrt bleiben. Damit ist aber nicht gemeint, dass wir auf die Wiederkunft des Herrn körperlich gesund bleiben. Hier wäre Paulus selbst in Schwierigkeiten geraten, weil er unter Krankheiten litt. Paulus meint hier eher die moralische Unversehrtheit des Leibes. Paulus spricht mit den Korinthern darüber, wie der Leib eben nicht unversehrt bleibt, er sagt: ...Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben ausserhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe. 1.Kor.6,18. und er fährt fort: Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? / Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe. 1.Kor.6,19-20. Der Leib soll nicht von Krankheit unversehrt bleiben, denn Krankheit kann den Leib, wie ihn Paulus hier verstanden haben will, nicht schädigen auf die Wiederkunft des Herrn. Jedoch kann moralische Verfehlung den Leib schädigen auf die Wiederkunft des Herrn, so dass eben Tadel gegen uns vorzubringen ist. Man kann aber diese drei Aspekte des Menschen nicht völlig voneinander trennen, sie sind stets miteinander verknüpf. Paulus bittet hier um umfassenden Schutz.
An einer Erzählung möchte ich deutlich machen, wie wichtig die Bewahrung unseres Lebens ist: Der Afrikaner Daudi erzählt folgende Begebenheit: Eines Tages liess sich ein Geier in der Nähe von Tichis Familienbaum nieder. Tichis Affenaugen verschlangen jede Bewegung dieses Vogels. Niemand war zu sehen. Da warf er dem Geier schnell etwas Gutter hinunter. Aber eine Stimme in ihm warnte ihn laut vor dem Geier. So schrie er ihn barsch an und trieb ihn mit vielen Gesten fort. Am nächsten Tag kamen zwei Geier. Wieder warf er den teuflischen Vögeln Futter zu. Sie kamen näher und schrien, dass Tichi die Ohren weh taten. Bald kamen mehr Geier. Sie kamen bis an den Stamm heran und frassen gierig, was der Affe ihnen heimlich an Futter zuwarf. Er beobachtete sie gebannt, obwohl ihm vor Angst die Knie schlotterten. Über ihm kreisten die Geier, und immer mehr kamen angeflogen. Sie füllten den Baum und rückten näher und näher an Tichi heran. In seiner Furcht schlug Tichi mit einem Kantenstock um sich. Aber es nützte wenig. Die Geier, die er angelockt hatte, überwältigten ihn schnell. Mit ihren hässlichen Schnäbeln bedrängten sie ihn. Sein schriller Hilfeschrei wurde vom Krächzen der Geier verschlungen. [1]
So ist es bei uns. Geben wir unseren Gedanken immer wieder neue Nahrung durch das, was wir sehen, hören, tun oder erzählen, so kreisen sie über uns und unserem Leben. Lassen wir sie doch hungern, so fliegen diese Geier fort. Nur wenn wir sie füttern, kommen sie in immer grösser werdenden Scharen. Viele Herzen sind angenagt von diesen teuflischen Schnäbeln. Paulus wünscht nun, dass Gott die Geschwister in Thessalonich genau vor solcher Entwicklung bewahrt, damit sie nicht ins Verderben rennen.
Bereit für Jesus
Untadelig sollen wir nun sein, wenn der Herr wiederkommt. D.h. es soll gegen uns kein Tadel, keine Klage, vorliegt, deren wir beschuldigt werden könnten. Unsere ganze Existenz - unser Denken, unser Handeln und unser Leib - soll durchdrungen sein von der Heiligkeit Gottes und soll ausgerichtet sein auf die Ankunft unseres Herrn. Wer die Bibel - und im besonderen das NT - aufmerksam liest, der weiss, dass die Blickrichtung des Christen auf die Wiederkunft des Herrn ausgerichtet ist. Ein Christ wartet auf die Ankunft seines Herrn und lebt auf dieses Zeitpunkt hin.
Wie ein Sportler, sollen wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Jeder erfolgreiche Sportler unterwirft sein ganzes Leben dem Ziel erfolgreich zu sein. Um diesen Erfolg zu erreichen ist er bereit sein ganzes Leben mit Geist, Seele und Leib zu investieren. Wissen wir, dass unser Herr jederzeit kommen kann, dann wird die Notwendigkeit viel dringlicher, unsere Beziehungen zu klären. Die Versöhnung untereinander wird uns leichter fallen, weil wir unser Ziel und nicht unsere Ehre im Blickfeld haben Wie Paulus sagt, strecken für uns aus nach dem was vorne liegt.
III. Nicht aus eigener Kraft (24)
Nach diesem Gebet, dieser Bitte, fügt er bestärkend hinzu, so als ob er nach dem Gebet den Kopf heben würde und sagen: Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun. 1.Thess.5,24. Er wird euch beistehen, er wird das Werk vollbringen. Habt keine Angst, dass ihr das nicht schafft, denn Gott selbst wird euch beistehen, seine Kraft ist Eure Stärke. Aber begegneten uns im verlaufe dieses Briefes nicht andere Aussagen, die sich eher an unsere Kraft zu richten scheinen. So lasen wir: Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht. 1.Thess.4,3. oder ermahnt und getröstet und beschworen haben, euer Leben würdig des Gottes zu führen, der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. 1.Thess.2,12. hier in diesen Versen tritt ein klarer Anspruch an die Gemeinde heran, dass sie handeln soll und es wird deutlich, dass sie einen praktischen Beitrag zu leisten haben.
In unserem Abschnitt gewinnt man aber eher den Eindruck, dass Gott allein die Verantwortung dafür trägt, ob wir bei der Wiederkunft des Herrn untadelig dastehen oder nicht, denn er wird es auch tun. Liegt hier nun ein Widerspruch vor? Hat Paulus am Schluss seines Briefes etwa vergessen, was er vorher die Gemeinde lehrte? Natürlich besteht hier kein Widerspruch. Anstatt von Widerspruch sprechen wir besser von einer Spannung zwischen dem, was Gott tut und dem, was der Mensch tun kann und soll.
Dieses Spannungsfeld gab in der Reformation viel Grund zur Diskussion. Es kristallisierte sich an der Frage, ob der Mensch einen freien Willen besitzt oder nicht. Gestritten hatten der grosse humanistisch Gelehrte Erasmus von Rotterdam, der den freien Willen des Menschen betonte mit Luther, welcher den unfreien Willen des Menschen verfocht. Wir versuchen jedoch heute nicht durch Erasmus oder Luther dieses Spannungsfeld zu verstehen, sonst hätte ich ihre Schriften noch gründlich lesen müssen. Wir werden anhand einer Bibelstellen dieses zueinander zu verstehen suchen.
Im Philipperbrief finden wir ein sehr prägnantes Beispiel: Also, meine Lieben, - wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, - schaffet, dass ihr gerettet werdet, mit Furcht und Zittern. Oder noch präziser übersetzt: Mit Furcht und Zittern erarbeitet euch eure eigene Rettung / Denn Gott ist's der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Phil.2,12-13. Zuerst, wenn wir Vers 12 lesen, dann könnte man meinen, wir könnten unsere Rettung erarbeiten. Und Paulus macht tatsächlich deutlich, dass wir uns anstrengen sollen. Praktisch im gleichen Atemzug sagt er, dass Gott der ist, welcher beides in uns wirkt, das Wollen und der das Gelingen schenkt. So soll Gott immer der Ursprung unseres Handelns sein. Wir können nicht aus eigener Kraft etwas dem Reiche Gottes beitragen. Aber wir können Ungehorsam sein. Gott kann in uns etwas wirken, aber wir können ablehnen. Wir werden ja durch den Heiligen Geist geführt, wie wir in Rö. lesen: Denn welche der Geist Gottes führt, die sind Gottes Kinder. Rö.8,14.
Wir können uns aber dieser Führung widersetzen. Wir können Gott widersprechen, denn er hat uns nicht zu Marionetten gemacht. Bsp. Sicherheitsgurt im Volvo - Gurt ist vorhanden, Warnlampe und Warnsignal, aber wir müssen uns selber angurten. Gott wird also dafür sorgen, dass wir zur Ankunft des Herrn untadelig dastehen, aber wir können diesen Bemühungen Gottes entgegentreten und sie ablehnen.
Es ist tröstlich zu wissen, dass Gott für uns sorgt, damit wir bereit sind zur Ankunft des Herrn. Unsere Aufgabe ist nur auf den Herrn zu hören und seinen Wille zu tun. Oder wie Paulus den Ephesern schreibt: Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen. Eph.2,10. Sind wir bereit dazu, oder widersprechen wir dauernd dem Herrn?
Schluss
Eine ganz wichtige Seite unseres Glaubens zeigt Paulus hier auf. Was wir als Kinder Gottes sind, sind wir nicht aus eigener Kraft. Und Gott selbst gibt uns alle Voraussetzungen, die wir brauchen, um ein Leben zu führen, das ihm gefällt. Das ganze Neue Testament lebt von dieser Überzeugung, so sagt auch Petrus das wichtige Wort: Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. 2.Petr.1,3. So wollen wir als beschenkte Menschen in diese Woche hineingehen, dankbar für den Reichtum, den wir von Gott haben. Mit dem Wissen, dass wir nur dann eigene Kraft benötigen, wenn wir gegen Gottes Willen handeln. Ansonsten ist uns alles, wirklich alles geschenkt, was wir zum Glauben und Leben brauchen. Er wird uns bewahren: Gott selbst, der Gott des Friedens, helfe euch, ein durch und durch geheiligtes Leben zu führen. Er bewahre euer ganzes Wesen - Geist, Seele und Leib-, damit, wenn Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt, nichts an euch ist, was Tadel verdeint. / Der, der euch beruft, ist treu; er wird euch ans Ziel bringen. 1.Thess.5,23-24. Amen
_ [1] Bsp.141.