Einführung und persönliche Vorstellung
Wir werden noch nicht begrüßt, dazu ist jetzt nicht die Zeit. Hans-Peter Reuer steht schon neben mir. Deinen Namen haben viele schon gehört, du bist kein Unbekannter – zu Recht. Wir sind sehr dankbar für die Impulse, die immer wieder auch von den Fackelträgern und aus deiner Arbeit in unsere Gemeinden hineinkommen. Dafür wollen wir auch mal Danke sagen.
Deinen Namen kennen viele, dich selbst wohl hier nicht so sehr. Daran wird sich heute auch nichts ändern, das können wir auch so schnell nicht ändern. Und doch wollen wir ein bisschen mehr über dich erfahren.
Auf eurer Homepage kann man lesen – das lese ich schön vor: Du bist seit 1987 verheiratet mit Hannelore. Bei Dünemis hast du schon öfter darüber erzählt. Ihr habt drei Kinder und eine Frühstückspension, aber nur nebenher. Du warst Automechaniker, dann Skilehrer, Bergführer, und seit 1990 bist du zum Tauernhof gekommen und bist dort Direktor.
Ich muss schon zugeben, ich erstarre immer wieder vor euren Titeln, die ihr bei den Fackelträgern habt. Inzwischen bist du sogar stellvertretender Generaldirektor der Fackelträger international. Man kann Karriere machen bei den Frommen.
Aber jetzt wollen wir noch ein bisschen mehr über dich wissen, außer den Fakten, die man so auf der Homepage lesen kann. Ich bin immer, wenn ich irgendwo zu Besuch bin, neugierig und schaue mir die Bücher an, die im Regal stehen. Ich finde, fast nirgends kann man Menschen besser einordnen als daran, welche Bücher sie im Wohnzimmer stehen haben. Vielleicht sieht man dann auch welche, die sie woanders haben, wo es nicht jeder sieht, aber dann weiß man schon ein bisschen, wo man die Leute einordnen muss.
Ich frage mal zuerst: Was liest du lieber oder was machst du lieber – lesen oder wandern?
Ja, Wandern ist zu langweilig, eher Klettern. Aber ich würde sagen: nachts lesen und tags klettern.
Nachts lesen, tags klettern und schlafen?
Ja, die zweite Nachthälfte. Die zwei. Gut.
Welches Buch würdest du jedem empfehlen, also eines, von dem du sagst, das muss jeder gelesen haben? Du sollst jetzt nicht die Bibel sagen, das setzt man voraus, als Frommer muss man das sagen, aber wir wollen es ja auch sagen.
Welches Buch hat dich so geprägt, dass du sagst, jeder sollte es kennen?
Jedes Büchlein, das ich neben meiner Bibel oft lese, ist von Frank Laubach und Bruder Laurence. Das gab es bis jetzt nur auf Englisch: The Presence of God. Aber jetzt gibt es es auch auf Deutsch, ich weiß den Titel jetzt nicht genau – Die Gegenwart Gottes oder so ähnlich. Aber das ist sehr gut, das führt mich immer ins Gebet, darum lese ich es gerne.
Salomo schreibt ja auch schon: „Das Büchermachen ist kein Ende.“ Du hast ja auch ein paar Bücher geschrieben. Das letzte war, ich glaube, das letzte und neueste: Du musst sterben, bevor du lebst, damit du lebst, bevor du stirbst. Was war dir so wichtig, dass du meintest, dieses Buch hat jetzt noch gefehlt bei den vielen, die es eh schon gibt?
Ja, das ist eine gute Frage, das weiß ich auch nicht genau. Aber Leute haben mich gefragt, ob ich mal ein Buch schreibe, und so habe ich halt angefangen. Friedrich Hensel hat mich zuerst mal gefragt. Ich wollte nie ein Buch schreiben, eigentlich, aber so hat es begonnen. Das Buch war einfach ein Herzensbuch, bei dem ich dachte, das sollte jeder wissen, jeder Christ sollte das wissen. So ist das dritte Buch entstanden. Wir hören bestimmt nachher in der Predigt auch noch mehr darüber.
Noch eine Frage: Gibt es ein Erlebnis, bei dem du lachen musst, wenn du dich daran erinnerst?
Ja, dass ich Generaldirektor bin oder so etwas. Da bin ich jetzt direkt überfragt. So spontan – ich lache relativ oft, aber da kann ich jetzt gar nichts Konkretes sagen. Das hätte man vorher sagen müssen.
Dann frage ich noch eine andere Frage: Gibt es etwas, das dich richtig in Rage bringt? Wenn ja, womit? Worüber ärgerst du dich gern?
Ja, das ist auch eine gute Frage. Wenn die Mitarbeiter das dritte Auto kaputt machen, das ist unangenehm, oder?
Ja. So in Rage bin ich eigentlich relativ selten. Da geht es mir relativ gut damit. Andere Probleme, aber da ist eine Spinne oben, die zum Beispiel ein Problem ist.
Hast du Angst vor Spinnen?
Ja, ja.
Hans-Peter, vielen Dank, dass du da bist. Wir freuen uns. Bevor du nachher auf dein Tretenpult darfst, wollen wir jetzt noch gemeinsam ein Lied singen. Das Lied soll uns wirklich einstimmen und vorbereiten auf das, was wir jetzt dann hören.
Im dritten Vers heißt es in diesem Lied: „Wir rechnen, Herr, mit deinem Wort, das wie ein Hammer ist und dass des Teufels Macht zerschlägt, weil du der Sieger bist.“ Das wollen wir jetzt gemeinsam singen.
Begrüßung und Thema der Predigt
So möchte ich mich noch offiziell bei euch allen begrüßen – nicht nur, weil ich heute bei euch sein darf. Ich glaube, ich war schon einmal vor einigen Jahren in dieser Halle, wenn ich mich recht erinnere.
Das Thema für heute lautet „Vergebung leben“. Am Morgen geht es darum, zur Vergebung befreit zu sein – das heißt: „Vergib uns unsere Schuld“ – und um die Vergebung, die uns widerfahren ist. Am Nachmittag werden wir dann darüber sprechen, wie wir anderen vergeben, wie wir unseren Schuldigen vergeben können.
Vergebung ist ein großes Thema in der Christenheit. Ich habe nachgeschaut: In der Bibel kommt das Wort „Vergebung“ ungefähr 160 Mal vor. Vielleicht seid ihr jetzt überrascht, aber das passt schon. Matthias, es sind tatsächlich etwa 160 Stellen, an denen das Wort „Vergebung“ auftaucht.
So stark ist das Thema Vergebung herausgehoben, dass bis heute ein christlicher Geist gleichbedeutend ist mit einem vergebenden Geist. Von einem Christen erwartet man, dass er vergibt. Christsein und Vergebung gehören zusammen – sie sind untrennbar verbunden.
Und wisst ihr, liebe Geschwister, diese Erwartung ist korrekt. Als Christ muss man vergeben. Leider wird Vergebung gerade unter Christen eher selten praktiziert. Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum unser Zeugnis in dieser Welt oft so schwach ist.
Denn Vergebung ist eines der wichtigsten Themen – aber nicht nur, um darüber zu reden, sondern um sie tatsächlich zu leben. Zuhause, in der Gemeinde, in der Familie und am Arbeitsplatz.
„Vergib uns unsere Schuld“ – heute Morgen geht es darum, dass wir zur Vergebung befreit sind. Der Grund, warum wir überhaupt vergeben können, ist, dass wir eine absolute Vergebung erfahren haben – eine Vergebung, die absolut und immerwährend ist.
Was wir dabei manchmal vergessen, ist der Preis, den Gott, der Vater, bezahlen musste, damit wir diese Vergebung haben.
Gottes Problem mit der Sünde und die Notwendigkeit des Kreuzes
Seit der Mensch von Gott abgefallen ist, sehnt sich Gott danach, den Menschen zu sich zurückzuholen. Gott will den Menschen bei sich haben. Aber Gott hat ein Problem – ja, Gott hat Probleme. Und wisst ihr, was ein Problem von Gott war? Gott kann Sünde nicht vergeben. Das ist ein Problem für Gott.
Warum nicht? Das hängt damit zusammen, dass Gott sowohl gerecht als auch barmherzig ist. Mir würde es vollkommen ausreichen, wenn Gott vom Himmel sagt: „Hans Peter, ich sehe, du hast Probleme, aber weißt du was? Ich vergebe dir. Ich nehme dich zu mir.“ Das würde mir genügen. Ich bräuchte weder das Kreuz noch irgendetwas anderes. Ich komme ohne das Kreuz aus, aber Gott nicht.
Der Grund dafür ist, dass Gott gerecht und barmherzig ist. Wenn man über diese beiden Eigenschaften nachdenkt – Gerechtigkeit und Barmherzigkeit – stellt man fest, dass man niemals beides gleichzeitig sein kann. Man kann immer nur gerecht oder barmherzig sein.
Die Definition von Gerechtigkeit lautet: Der Mensch bekommt, was er verdient. Wenn ich also bekomme, was ich verdiene, dann ist das gerecht. Barmherzigkeit bedeutet hingegen, dass ich nicht bekomme, was ich verdiene.
Hier liegt das Problem: Ich kann nicht gleichzeitig bekommen, was ich verdiene, und gleichzeitig bekommen, was ich nicht verdiene. Ich kann nur eins bekommen – entweder das, was ich verdiene, oder das, was ich nicht verdiene.
Als Beispiel: Ich habe drei Kinder, sie sind jetzt etwa 15, 14 und 10 Jahre alt. 1991 wurde Lukas geboren, 1992 kam Lisa zur Welt. Meine Frau war damals ein paar Tage im Krankenhaus – ihr wisst ja, wie das so ist – und ich war alleine mit unserem Sohn zuhause. Das war ein Problem, denn ich hatte kaum Erfahrung mit dem Wickeln; das hat sonst meine Frau immer gemacht, zum Glück. Aber jetzt war ich allein mit Lukas und musste ihn wickeln. Mir blieb nichts anderes übrig.
Dabei geriet ich ein bisschen in Stress. Ich kam zu spät zur Arbeit, schaute auf die Uhr und fuhr dann ziemlich schnell los mit dem Auto. Lukas saß neben mir in der Babyschale. Dort gab es eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h, und ich fuhr glaube ich 95 km/h, also deutlich zu schnell.
Plötzlich stand da ein Polizist – das gibt es auch in Österreich. Er hielt mich an und sagte: „Das sieht nicht gut aus.“ Ich erklärte ihm: „Du musst das verstehen, ich bin gestern wieder Vater geworden, ich musste den Kleinen wickeln und bin einfach zu spät. Echt ein Stress. Und ich muss auch noch ins Krankenhaus.“ Der Polizist war dann wirklich nett. Er gratulierte mir zu meinem zweiten Kind und sagte: „Beim nächsten Mal schaust du ein bisschen besser auf die Schilder. Aber heute kannst du weiterfahren, fahr nur ein bisschen langsamer.“
Ich war sehr dankbar. Dieser Polizist war barmherzig mit mir, und darüber war ich sehr froh. Aber wisst ihr was? Dieser Polizist war nicht gerecht. Er hat den österreichischen Staat betrogen und einen rücksichtslosen Fahrer weiterfahren lassen.
Jetzt stellt sich die Frage: Warum kann Gott Sünde nicht einfach vergeben, so wie dieser Polizist mir vergeben hat? Aus einem einfachen Grund: Gott ist absolut gerecht.
Würde Gott uns vom Himmel alle Vergehen einfach so vergeben, wäre das für dich und mich vielleicht akzeptabel. Aber es wäre niemals akzeptabel für Gott, weil seine Gerechtigkeit auf dem Spiel steht. Das mag für dich nicht sehr gravierend erscheinen, aber für Gott ist es eine Unmöglichkeit.
Darum ist es wichtig zu verstehen: Sünde ist nicht in erster Linie dein und mein Problem. Sünde ist nicht in erster Linie unser Problem. Sünde ist in erster Linie ein Problem für Gott, weil er sie nicht einfach so vergeben kann.
Wenn Sünde nur unser Problem wäre, hätte Gott einen guten Psychiater geschickt, der uns geholfen hätte. Aber weil Sünde Gottes Problem ist, musste er seinen Sohn senden.
Die theologische Erklärung der Sühne im Römerbrief
Dieses Dilemma von Vergebung und Gerechtigkeit hat der Apostel Paulus im dritten Kapitel des Römerbriefs aufgegriffen. Dort finden sich einige Verse, insbesondere Römer 3,25 und 3,26, die ich nie ganz verstanden habe. Da ist immer noch etwas unklar geblieben.
In Römer 3,25-26 lesen wir: „Ihn, das heißt Christus, hat Gott hingestellt zu einem Sühneort durch den Glauben an sein Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, wegen des Hingehenlassens der vorhergeschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes, zum Erweis seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, dass er gerecht sei und den Rechtfertigen, die des Glaubens an Jesus sind.“
Übrigens hätte Paulus diese Verse etwas einfacher formulieren können. Ich habe sie nie wirklich kapiert. Aber eines haben wir verstanden: In diesen beiden Versen geht es um die Gerechtigkeit Gottes. Gott musste seinen Sohn hinstellen zum Erweis seiner eigenen Gerechtigkeit. Gottes Gerechtigkeit stand auf dem Spiel, und deshalb musste Jesus Christus hingestellt werden.
Was war das Problem? Wir lesen es im Vers 25: Das Hingehenlassen der vorher geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes. Was bedeutet das? Im Alten Testament hat Gott Sünde hingehen lassen. Er hat sie vergeben, ohne sie zu bestrafen. Und Freunde, das geht nicht!
Im Psalm 103,10 lesen wir: „Gott hat uns nicht vergolten nach unseren Sünden.“ Das ist ja wunderbar für uns, aber nicht für Gott. Als König David Ehebruch mit Bathseba begeht, sagt der Prophet Nathan: „Der Herr hat deine Sünden vergeben, einfach so.“ Wunderbar für David, aber eine Katastrophe für Gott.
Lassen Sie mich das Problem veranschaulichen. In den vergangenen Jahren haben wir furchtbare Geschichten über Kindesmissbrauch gehört. In Belgien und Russland verging sich ein Mann sexuell an mehreren Kindern, vergewaltigte sie, sperrte sie ein, tötete sie bestialisch, schnitt sie in Stücke und vergrub sie unter der Erde. Das ist fast unglaublich.
Nehmen wir an, dieser Mann wird gefasst und vor Gericht gestellt. Der Richter befragt ihn, und der Mann gesteht seine Untaten. Dann wird er gefragt, warum er so etwas Furchtbares getan hat – zehn Kinder bestialisch ermordet. Der Mörder antwortet: „Ich weiß, ich bin ein böser Mensch. Ich bekenne mich zu diesen Schandtaten, ich erkenne meine Schuld und bereue von Herzen, was ich getan habe. Ich bitte um Verzeihung.“
Darauf antwortet der Richter: „Wenn Sie Ihre Schuld wirklich erkennen und es Ihnen leidtut, dann dürfen Sie jetzt nach Hause gehen. Es ist okay.“ Wäre dieses Urteil für Sie in Ordnung? Wahrscheinlich nicht, besonders nicht, wenn Ihr eigenes Kind betroffen wäre.
Wissen Sie, warum das nicht okay ist? Weil es nicht gerecht ist. Wenn wir als sündhafte Menschen bereits einen solchen Gerechtigkeitssinn haben, wie viel mehr der gerechte Gott, der jede Ungerechtigkeit bestrafen wird und muss, weil er gerecht ist.
Und jetzt kommt das Wichtige: Jesus Christus ist nicht für dich und mich gestorben, er ist für seinen Vater gestorben. Wie kann Gott Sünde vergeben und trotzdem gerecht bleiben? Das ist die Frage.
Es gibt nur eine Möglichkeit: Eine dritte Person kommt ins Spiel – sein eigener sündloser Sohn.
Schauen wir noch einmal auf Römer 3,25. Dort steht: „Christus hat Gott hingestellt zu einem Sühneort.“ Was ist ein Sühneort? Das Wort verwenden wir ja nicht jeden Tag, zumindest nicht in Österreich. Manche Bibelübersetzungen haben eine Fußnote mit der Erklärung: Der Sühneort ist der Ort, an dem der Zorn Gottes abgeleitet wird.
Diesen Vers kann man so lesen: Gott hat seinen Sohn Jesus Christus hingestellt als denjenigen, der den Zorn Gottes abgeleitet hat und damit die Gerechtigkeit Gottes wiederhergestellt hat.
Gott ist zornig über jede Ungerechtigkeit in dieser Welt. Weil er gerecht ist, muss er Sünde bestrafen. Und die gerechte Strafe würde dich und mich treffen. Im Buch Hesekiel lesen wir: „Die Seele, die sündigt, die soll sterben.“
An diesem Punkt kommt der Sohn Gottes ins Bild. Er hat den vollen Zorn Gottes über die ganze Welt auf sich genommen, damit Gott gerecht ist, wenn er dem Sünder vergibt.
Darum lesen wir im Hebräerbrief 9,14: „Christus hat sich durch den Geist Gott dargebracht.“ Christus hat sich nicht Menschen dargebracht, sondern Gott hat sich dargebracht.
Bildhafte Darstellung des Kreuzes und der Zorn Gottes
Eine Geschichte, die mir geholfen hat, dies zu verstehen, handelt von meinem Vorgänger. Der Grund, warum ich heute Direktor und Präsident bin – das klingt natürlich etwas seltsam – ist, dass mein Vorgänger tödlich verunglückt ist. Er hieß Gernot Kunzelmann und ist beim Paragleiten ums Leben gekommen.
Er hatte bereits mit den Bergprogrammen bei uns am Dauernhof in Österreich begonnen. Unser Hausberg ist die Scheichenspitze. Dieser Berg ist 2047 Meter hoch und trägt ein riesiges Kreuz, fast zehn Meter hoch. Das Kreuz ist ungefähr so hoch wie dieser Saal hier.
Als er mit einer Gruppe über diesen Gipfel ging, kam plötzlich ein Gewitter auf. Das passiert bei uns oft und überraschte sie. Ein Lehrer stellte sich neben das Gipfelkreuz und sagte, die Studenten müssten angewiesen werden, weiterzulaufen, und zwar auf der Rückseite des Berges hinunter.
Sie waren hier über ein Stahlseil hochgekommen, was bei Gewitter sehr gefährlich ist. Der Lehrer sagte, man müsse die Gruppe sofort von dort hochholen und sie auf der anderen Seite des Berges hinunterjagen.
Tim, der Gruppenleiter, stand unter dem Kreuz. Dann schlug der Blitz direkt in das Kreuz ein. Das Kreuz hat einen Blitzableiter, denn es ist ein Holzkreuz. Ich habe so etwas schon öfter erlebt: Man sieht den Blitz gelb aufleuchten und wie er einschlägt. Der Dämmstand, nur ein paar Meter unterhalb des Kreuzes, blieb völlig unversehrt. Die Haare standen ihm ein wenig zu Berge, aber ansonsten blieb er unversehrt, weil das Kreuz die volle Wucht des Blitzes aufgenommen hat.
Freunde, das ist eines der schönsten Bilder für Golgatha. Was bei Golgatha geschehen ist: Der volle Zorn Gottes wurde am Kreuz entladen, damit diejenigen, die unter dem Kreuz stehen, vom Zorn Gottes verschont bleiben – vom gerechten Zorn.
Vor zweitausend Jahren hat sich auf dem Kreuz von Golgatha der Zorn Gottes über die Ungerechtigkeit dieser Welt voll entladen. Das Kreuz ist nicht nur ein Ausdruck von Gottes Liebe, sondern auch von seinem Zorn. Der Zorn musste entladen werden, sonst könnte Gott nicht vergeben.
Gottes gerechter Zorn hätte dich und mich treffen müssen. Stattdessen hat es Jesus getroffen, den einzigen Unschuldigen, der für die Schuldigen gestorben ist. Der Fluch Gottes wurde auf seinen Sohn ausgeschüttet.
Wir lesen im Gesetz des Mose: „Ein Aufgehängter ist ein Fluch Gottes.“ Paulus greift das auf in Kolosser 3,13: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.“ Jesus, der einzige Sündlose, ist für uns zum Fluch geworden.
Illustration der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes anhand eines Beispiels
Nochmal zurück zum Polizisten mit meiner Geschwindigkeitsüberschreitung. Angenommen, dieser Polizist ist ein barmherziger Mann, aber er hat auch einen klaren Sinn für Gerechtigkeit. Er will mir vergeben und barmherzig sein, weil ich gerade Vater geworden bin und Stress habe. Gleichzeitig fühlt er sich dem Gesetz verpflichtet, das Raser bestrafen muss.
Wie kann dieser Polizist nun barmherzig und gerecht sein? Es gibt nur eine Lösung, bei der eine dritte Person ins Spiel kommt. Ein guter Freund von mir sieht, wie der Polizist mit mir verhandelt, und erkennt das Dilemma. So nimmt mein guter Freund 400 Euro Strafe, gibt sie dem Polizisten, der daraufhin eine Quittung schreibt. Dem Gesetz ist genüge getan, und der Polizist wünscht mir gute Fahrt und gratuliert mir zum Vaterwerden.
Ich habe keinen Cent bezahlt und bin völlig unschuldig, weil meine Schuld bezahlt ist. Die einzige Möglichkeit – genau das ist auf Golgatha geschehen.
Jetzt habe ich eine Frage, die ich öfter stelle: Wenn Sie im Gebet vor Gott kommen und um Vergebung bitten, appellieren Sie dann an Gottes Barmherzigkeit oder an seine Gerechtigkeit? Wenn Sie zu Gott kommen und um Vergebung bitten, appellieren Sie an seine Barmherzigkeit oder an seine Gerechtigkeit?
Kann ich mal sehen, wie viel Sinn für Barmherzigkeit und wie viel Sinn für Gerechtigkeit Sie haben? Nur wenige. Wisst ihr, was wir im ersten Johannes 1,9 lesen? „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht – nicht barmherzig –, dass er unsere Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.“
Freunde, ich habe heute eine gute Botschaft für euch: Wenn Gott vergibt, dann tut er es nicht, weil er barmherzig ist – obwohl er barmherzig ist. Gott vergibt, weil er gerecht ist.
Bedeutung der Gerechtigkeit Gottes für unser Leben
Jetzt mag der eine oder andere von euch sagen: Ja, Hans Peter ist ja ganz interessant, aber diese theologische Spitzfindigkeit ist mir eigentlich egal. Ich möchte jedoch sagen, dass das dein Leben verändern kann.
Weißt du warum? Warum ist es so wichtig zu verstehen, dass wir wegen Gottes Gerechtigkeit Vergebung haben und nicht wegen seiner Barmherzigkeit? Das hat damit zu tun: Wenn du dich an Gott wendest und um Vergebung bittest und dabei an seine Barmherzigkeit appellierst, dann besteht eine Gefahr, die jede Seelsorge bestätigen kann.
Nämlich: Wenn du an einem gewissen Punkt immer wieder in Sünde fällst – immer und immer wieder, 45 Mal – dann kommst du zu dem Punkt, wo du sagst: Jetzt habe ich die Barmherzigkeit Gottes ausgereizt, jetzt reicht es, Gott ist nicht mehr interessiert, mir noch einmal zu vergeben. Ich erlebe das immer wieder in persönlichen Gesprächen. Dann kommt der Gedanke: Jetzt habe ich es übertrieben, ich habe einmal zu viel gesündigt, ich habe einmal zu arg gesündigt.
Wenn du an die Barmherzigkeit Gottes appellierst, um Vergebung, dann ist es leicht möglich, dass du zu diesem Punkt kommst. Und ich kenne viele Christen, die sind da.
Wenn wir aber zu Gott kommen und um Vergebung bitten und dabei an seine Gerechtigkeit appellieren, dann haben wir eine Zuversicht. Dann können wir sagen: Herr, ich habe die Vergebung nicht verdient, das weiß ich, ich bin unwürdig. Aber ich komme heute zum fünfundvierzigsten Mal mit demselben Problem zu dir, Vater.
Und ich danke dir, dass du auch diesmal wieder vergibst, denn dein Sohn Jesus Christus hat auch für diese Sünde bezahlt. Er hat voll bezahlt, er ist auch für diese Sünde gestorben, auch für das 56. Mal. Darum wage ich es, vor dich zu treten.
Freunde, wir haben heute einen Fürsprecher, einen Beistand, einen Verteidiger im Himmel: den Herrn Jesus Christus. Ein lieber Freund und Pfarrer sagt oft in seinen Predigten: Im Jüngsten Gericht brauchst du einen guten Anwalt, dann kommst du durch. Aber ohne Anwalt ist da nichts zu machen, denn die da oben wissen alles über mich.
Aber Christus ist mein Fürsprecher, und darum geht alles gut. Wenn ich zu Gott gehe und um Vergebung bitte, appelliere ich nicht an seine Barmherzigkeit, sondern an seine Gerechtigkeit. Ich bitte um Vergebung, und Jesus sitzt neben dem Vater und sagt: Vater, dieser Hans-Peter ist so ein Blödsinniger, ist er wahnsinnig! Er hat schon wieder gesündigt, 45. Mal dasselbe. Aber Vater, Hans-Peter beruft sich auf mich.
Und ich als sein Fürsprecher bekenne, dass Hans-Peter Reue zeigt, und dass ich vor 2000 Jahren am Kreuz von Golgatha für ihn gestorben bin. Denn dort bin ich an seiner Stelle gestorben, seine Sünde ist bezahlt, ihm wird vergeben. Jesus hat bezahlt.
Martin Luther hat diese befreiende Wahrheit verstanden und folgendes geschrieben. Es ist eines meiner Lieblingszitate von Luther:
„Mir ist es bisher wegen angeborener Bosheit und Schwachheit unmöglich gewesen, den Forderungen Gottes zu genügen. Wenn ich nicht glauben darf, dass Gott mir um Christi willen dieses täglich beweinte Zurückbleiben vergebe, so ist es aus mit mir. Ich muss verzweifeln, aber das lasse ich bleiben. Wie Judas an den Baum hängen? Nein, das tue ich nicht. Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi wie die Sünderin. Und wenn ich auch noch schlechter bin als die, ich halte mich am Herrn fest. Und dann spricht Christus zum Vater: Dieses Anhängsel muss auch durch. Er hat zwar nichts gehalten, alle deine Gebote übertreten, aber Vater, er hängt sich an mich. Was soll's, ich starb auch für ihn, lass ihn durchschlupfen.“
Das soll mein Glaube sein. Luther hat es verstanden.
Gerechtfertigt und nicht nur vergeben
Der Römerbrief verwendet nicht das Wort „wiedergeboren“, sondern das Wort „gerechtfertigt“. Das ist ganz interessant. Dieses Wort „gerechtfertigt“ bedeutet, dass wir vor Gott gerechtfertigt sind, nicht nur vergeben.
Ich möchte euch bewusst machen, dass gerechtfertigt zu sein viel mehr bedeutet, als nur vergeben zu sein. Ich kann zum Beispiel einem Mörder, der zehn Kinder umgebracht hat, von mir aus vergeben. Aber wisst ihr, was ich nicht kann? Ich kann seine Taten nicht rechtfertigen. Das kann ich nicht.
Aber Gott hat es getan. Gott hat uns nicht nur vergeben, er hat uns gerechtfertigt in seinem Sohn. Wenn du nach dieser Predigt, wenn du sie nicht leiden magst, mir eine auf die Nase haust, kann ich dir vergeben. Aber ich kann dir deine Tat nicht rechtfertigen.
Freunde, keine Religion bietet uns Vergebung an wie Jesus Christus. Aber selbst wenn irgendeine Religion uns Vergebung anbieten könnte, niemand und nichts kann dich rechtfertigen, es sei denn, jemand ist an deiner Stelle gestorben. Es gibt nur ein Kreuz.
Darum gibt es nur einen Platz, an dem du gerechtfertigt werden kannst. Das ist es, was Jesus gemacht hat. Es ist vollbracht, der Teleste voll bezahlt. Das ist das Evangelium, die gute Botschaft.
Und darum, wenn irgendjemand sein Heil woanders sucht, wenn er zu irgendwelchen Religionen mit Ritualen, zu irgendwelchen Gesetzen oder Regeln geht, so kann er gerne gehen. Aber ich gehe nicht mit, denn ich habe den gefunden, der mir voll vergeben und mich gerechtfertigt hat. Mehr kann ich nicht haben.
Alltägliches Beispiel zur Veranschaulichung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
Noch ein Beispiel: Es ist ein blödes Beispiel, aber egal. Leute, die mich gut kennen, wissen zwei Dinge über mich: Ich liebe Country-Musik und muss jeden Tag Busse tun dafür. Und Kaffee – ich weiß auch nicht, ob das Sünde ist, keine Ahnung. Ist egal. Auf jeden Fall sind Country-Musik und Kaffee zwei meiner Lieblingsdinge, die Gott geschaffen hat, damit wir uns daran erfreuen können.
Leute, die mich gut kennen, wissen noch etwas: Ich vergesse dauernd mein Geld. Angenommen, ich komme jetzt nach Böblingen. Ich bin eine Stunde früher da, und sie geben mir keinen Kaffee. Jetzt muss ich halt irgendwo in ein Kaffeehaus gehen. Ich komme in ein Kaffeehaus, und es läuft Country-Musik. Besser kann sie nicht sein. Ich gehe rein und sage: „Ich hätte gern einen Kaffee, aber ich muss etwas gestehen: Ich habe mein Geld vergessen.“ Die Kellnerin sagt: „Ja, das schaut schlecht aus.“ Ich sage: „Ja, ich weiß, ich bin aus Österreich, und ich habe es vergessen. Nur einen Kaffee, bitte!“ Schließlich, mit meinem Charme, macht sie das. Sie sagt: „Okay, du kriegst nur einen Kaffee. Der Chef ist gerade nicht da, aber dann hau ab.“
Am nächsten Tag gehe ich wieder hin. In zehn Tagen bin ich wieder da. Ich gehe wieder ins Kaffeehaus, Country-Musik läuft, ich komme rein, und die Kellnerin kennt mich, ich sie auch. Ich sage: „Na, echt nett, wieder bei dir zu sein. Ich möchte gerne einen Kaffee, aber du wirst nicht glauben, was mir passiert ist: Ich habe mein Geld vergessen.“ Die Kellnerin wird ein bisschen nervös und sagt: „Nein, das geht einfach nicht. In Deutschland machen wir das nicht so.“ Ich sage: „Ja, nein, nur ein einziges Mal, dann siehst du mich nie wieder.“ Sie denkt: „Ja, okay, das ist ein Versprechen.“ Sie gibt mir noch einen Kaffee, und dann gehe ich wieder.
Ich bin aber zwei Tage da. Am nächsten Tag geht es schon wieder. Ich gehe wieder spazieren und gehe dann wieder rein. Beim dritten Mal sage ich: „Hallo, gerne einen Kaffee, aber rate, was mir passiert ist: Ich habe mein Geld vergessen.“ Die Kellnerin sagt zu meinem Freund: „Hau ab!“ Aber es gibt ja ein paar nette Menschen hier. Einer ist Matthias Köhler, der ist auch manchmal nett. Matthias kennt mich und weiß meine Schwächen. Er geht in das Kaffeehaus, bevor ich komme, und gibt der Kellnerin 300 Euro. Er sagt: „Da kommt ein Typ vorbei, der ist eh ganz nett, der ein bisschen ein Problem hat, aber sonst ist alles in Ordnung. Er ist aus Österreich, trinkt so gerne Kaffee, aber vergisst dauernd Geld. Hier sind 300 Euro, gib ihm so viel Kaffee, wie er will, bis er umfällt.“
Ich weiß nichts davon, weil Matthias das mal mit der linken Hand gemacht hat. Ich gehe hin, am ersten Tag, gehe rein und sage: „Ich möchte einen Kaffee, aber ich habe mein Geld vergessen.“ Die Kellnerin sagt: „Du bist aus Österreich?“ „Ja, so heiße ich.“ „Möchtest du einen Kaffee?“ „Ja, gerne.“ „Hier ist ein Kaffee, setz dich hin.“ Ich setze mich hin. Am zweiten Tag gehe ich wieder hin und sage: „Ich habe wieder mal Geld vergessen.“ Kein Problem. „Möchtest du vielleicht einen Kuchen dazu?“ Am dritten Tag wieder und so weiter. Sie gibt mir jeden Tag einen Kaffee.
Freunde, was ist der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Episode? Beim ersten Mal habe ich an die Barmherzigkeit appelliert. Beim zweiten Mal habe ich an die Gerechtigkeit appelliert. Sie musste mir den Kaffee geben. Wisst ihr warum? Er war bereits bezahlt.
Wisste ihr, warum Gott deine Sünden vergibt? Sie sind bezahlt. Wenn Gott deine Sünden vergibt, dann ist er gerecht, weil jede Sünde der ganzen Welt (1. Johannes 2,2) voll bezahlt wurde auf Golgatha. Darum, Freunde, habe ich Zuversicht. Gott wäre ungerecht, wenn er dir nicht vergeben würde, wenn du darum bittest.
Und eins weiß ich von meinem Gott: Er ist nicht ungerecht. Ich weiß, mein Gott ist gerecht, und darum wird er mir vergeben. Es ist nämlich voll bezahlt. Freunde, das ist das Evangelium. Das ist die gute Botschaft, die dir nur Christus bieten kann, sonst nichts und niemand.
Die Realität vieler Christen und die Einladung zur Freiheit
Aber weißt du, was ich feststelle? Viele Christen reden über Vergebung, sie predigen sogar darüber, aber sie glauben es nicht wirklich selbst. Sie laufen immer noch mit einem schweren Gewissen herum, sind deprimiert, nicht fröhlich und freudlos.
Denn sie haben etwas in ihrem Leben getan, mit dem sie nicht fertigwerden. Sie können nicht glauben, dass Gott so etwas vergeben kann. Ich kenne viele, die so fühlen.
Ich möchte dir etwas sagen: Wenn du zu Gott kommst, musst du nicht um Vergebung betteln. Du brauchst nicht einmal zu betteln. Du kannst ihm einfach danken, dass er dir bereits vergeben hat. Es ist vergeben, denn es ist bezahlt.
Du darfst etwas wissen: Wenn du im Namen Jesu zum Vater kommst, vergibt er dir hundert Prozent. Er ist ein hundertprozentig gerechter Gott, und er hat es bezahlt.
Einmal, in Matthäus 18, hat Petrus zu Jesus gesagt: „Herr, wie oft soll ich vergeben? Siebenmal?“ Und Jesus antwortete: „Petrus, du hast keine Ahnung, wie Gott denkt. Du sollst pro Tag siebenmal siebzigmal vergeben.“ Das heißt unendlich oft.
Wir glauben das oft nicht, weil menschlich gesehen schafft das niemand. Aber das ist Gottes Perspektive. Wir müssen lernen, so zu denken, wie Gott denkt.
Darum lese ich die Bibel. Ich möchte lernen, so zu denken, wie Gott denkt, damit ich lerne, so zu leben, wie Christus in mir leben möchte. Weil Jesus alles voll bezahlt hat, ist die Vergebung Gottes absolut und ewig.
Aufruf zur einmaligen Beichte und zur Freiheit in Christus
Noch ein letztes Mal, dann bin ich heute Morgen fertig. Wenn du mit derselben Sünde zweimal zu Gott gehst, ist das Zeitverschwendung.
Wenn du mit einer Sünde vor Gott trittst und sagst: „Vater, ich habe gestern meine Mutter belogen, es tut mir wirklich leid, ich bitte um Vergebung“, dann sagt Gott: „Ich habe dir vergeben.“
Aber am nächsten Tag plagt dich das Gewissen immer noch, und du sagst: „Vater, du weißt, vor zwei Tagen habe ich meine Mutter belogen, bitte vergib mir.“ Weißt du, was Gott dann zu dir sagt? Er fragt: „Hast du deine Mutter wirklich belogen?“ Du antwortest: „Ja, vor zwei Tagen.“ Gott weiß nur: „Na, ich weiß nicht mehr.“
Wenn du ein zweites Mal mit derselben Sünde vor Gott kommst, weiß Gott nicht mehr, wovon du redest. Weißt du, warum? In Psalm 103, Vers 12 heißt es: „So fern der Osten ist vom Westen, so weit hat er unsere Vergehen von uns entfernt.“ Osten und Westen haben kein Ende. So weit sind deine Vergehen weg – Gott findet sie nicht mehr.
Im Jesaja 43, Vers 25 sagt Gott: „Ich bin es, der deine Verbrechen auslöscht um meines Willen, und deine Sünden will ich nicht mehr gedenken.“ Wenn du vor Gott kommst und deine Sünde bekennst, dann vergisst Gott sie. Was ihn betrifft, weiß er nicht mehr, wovon du sprichst, wenn du wieder zu ihm kommst.
Darum hör auf damit: Bekenne deine Sünde einmal und danke Gott, dass er vergeben hat. Denn wenn du wieder zu ihm kommst, hat er keine Ahnung, wovon du redest. Er freut sich am Evangelium.
Wir sind aufgerufen, freie Menschen zu sein – nicht schuldbeladene Menschen. Wenn sich Menschen nach einer Predigt schuldig fühlen, sagen sie meistens: „Es war eine gute Predigt.“ Nein, das ist Unsinn. Das ist meine schlechte Predigt.
Gott überführt uns, ja, aber wisst ihr wozu? Damit wir frei sind und nicht mit schuldbeladenen Gesichtern herumlaufen. Das sind keine Christen. Christen haben volle Vergebung.
Das ist das Evangelium. Das hat mein Jesus getan und deiner auch. Und darum möchten wir leben: „Vergib uns unsere Schuld.“ Er hat sie voll vergeben.
Schlussgebet und Danksagung
Beten wir noch, lieber Vater!
Ich danke dir für dein gutes Wort. Vielmehr danke ich dir nicht nur für das geschriebene Wort, sondern vor allem für das lebendige Wort – für Jesus Christus. Er ist um deiner Gerechtigkeit willen ans Kreuz gegangen. Dort hat sich dein Zorn über die Ungerechtigkeit, die deine Schöpfung zerstört, voll entladen. So kannst du uns, Vater, frei vergeben und dennoch gerecht bleiben. Ich danke dir dafür!
Danke, Herr Jesus, dass du ans Kreuz gegangen bist, damit ich frei sein kann. Nur in dir finde ich diese Freiheit; sie gibt es sonst nirgends.
Danke, Herr, dass Christsein nicht aus Ritualen, aus Glaubensbekenntnissen oder Ähnlichem besteht, sondern aus einem lebendigen Gott, in dem ich frei und fröhlich leben kann.
Dafür danke ich dir im Namen unseres lieben Herrn Jesus Christus. Amen.