Ich wünsche euch einen schönen guten Morgen. Bei uns sagt man da eigentlich auch „Guten Morgen“ oder vielleicht „Schön“ – vielleicht noch etwas anderes, ja, schön. Vielen Dank.
Am Beginn möchte ich euch noch zwei Bücher vom Büchertisch vorstellen. Das hängt ein wenig mit dem Thema zusammen, das wir heute Vormittag haben. Heute soll es um einen bestimmten Bibeltext gehen, den ich euch erklären möchte.
Ein Buch habe ich mitgebracht, das heißt „Jakobus und die Urgemeinde in Jerusalem“. Es ist praktisch einerseits eine Biografie von Jakobus, dem wesentlichen Mann in der Gemeinde in Jerusalem, also in der ersten Gemeinde. Gleichzeitig ist es eine kurze Geschichte der Gemeinde Jerusalem von ihren Anfängen, also Pfingsten, bis etwa knapp vor das fünfte Jahrhundert, also ungefähr ins vierte Jahrhundert.
Man kann also einiges nachvollziehen, was damals geschehen ist. Vor allem die erste Zeit ist natürlich ungeheuer interessant und spannend. Manche Dinge haben wir heute noch zu tun, nämlich die Auseinandersetzung zwischen Leuten – zwischen Pharisäern, die sich in Jerusalem bekehrt haben, und Paulus sowie seinen neu entstandenen Gemeinden. Wie sind die überhaupt miteinander klargekommen? Das kann man hier sehr gut nachlesen, wer sich ein wenig für die Geschichte interessiert.
Das ist das Allerneueste, was gerade von mir fertig geworden ist. Ich arbeite eigentlich an einer Chronik. Draußen liegt auch so ein Buch über die Chronik des Lebens Jesu. Dabei habe ich gemerkt, dass ich sehr viel Bibeltext brauche. Deshalb habe ich kurzerhand den Text noch einmal ins heutige Deutsch übertragen.
Dann haben wir einen Versuch gemacht und die ersten Texte zusammengetragen. Das sind also die ältesten Briefe des Christentums, die man hier findet: der Jakobusbrief, der allerälteste mit großer Wahrscheinlichkeit, dann der Galaterbrief, die Thessalonicherbriefe, die Korintherbriefe und der Römerbrief. Diese sind hier mit kurzen geschichtlichen Einleitungen versehen.
Wer sich dafür interessiert, kann sich das gerne einmal anschauen.
Einführung in den Predigttext und Hintergrundinformationen
Nun zum Thema: Der Brief, um den es hier geht, wurde von Paulus im Jahr 60 n. Chr. geschrieben, und zwar von Rom aus. Drei Jahre zuvor war Paulus in Jerusalem verhaftet worden. Zwei Jahre verbrachte er in Caesarea im Gefängnis, obwohl die römischen Statthalter zu dieser Zeit beide von seiner Unschuld überzeugt waren.
Der eine Statthalter wollte Bestechungsgelder erpressen, die Paulus jedoch nicht gab. Der andere war durch eine andere Angelegenheit gebunden und konnte Paulus deshalb nicht freilassen. Schließlich wurde Paulus auf einem sehr abenteuerlichen Gefangenentransport per Schiff nach Italien gebracht und dann nach Rom.
Dort saß er zunächst nicht im Gefängnis, sondern hatte eine Art Hausarrest. Er durfte sich ein Haus mieten, musste aber den Soldaten, der ihn bewachte, mitversorgen. In dieser ersten Zeit schrieb er einen Brief an die Christen in Ephesus und Umgebung.
Dieser Brief war jedoch kein Bettelbrief im Sinne von „Mir geht es schlecht, schickt mir Geld“. Ganz im Gegenteil: Es ist ein Brief, der von der Herrlichkeit Gottes erfüllt ist. Die ersten drei Kapitel handeln davon, was Gott uns geschenkt hat – womit Gott uns förmlich überschüttet hat und was die Gläubigen auch begreifen sollen. Das ist ein wichtiges Anliegen des Briefes.
Die Kapitel vier bis sechs behandeln dann, wie man diese großartigen Dinge, die Gott uns gegeben hat, im Alltag umsetzt. Es geht darum, wie diese Wirklichkeit in unserem Leben werden soll. Der letzte Teil von Kapitel sechs spricht schließlich vom geistlichen Kampf.
Überblick über den Epheserbrief und der Fokus auf Kapitel 5
Der Text, über den ich heute zu euch sprechen möchte, stammt aus dem mittleren Teil des Briefes, dem praktischen Teil, der von unserem Verhalten handelt. Es ist Kapitel fünf. Wer eine Bibel dabei hat, kann gerne nachschlagen: Epheser 5.
Solche Formulierungen finden sich eigentlich schon ab Kapitel vier. Ich lese mal den ersten Vers aus Kapitel vier vor: „Ich ermahne euch nun, ich der Gefangene im Herrn, wandelt würdig, also verhaltet euch entsprechend der Berufung, die an euch ergangen ist.“
Oder aus Kapitel fünf, Vers zwei: „Wandelt in Liebe.“ Es geht also um unser Verhalten, darum, wie wir leben sollen.
In Kapitel fünf, Vers acht heißt es: „Wandelt als Kinder des Lichts.“ Und in Vers fünfzehn: „Wandelt als Weise.“ Damit sind wir schon bei unserem Text angelangt.
Ich habe ihn hier mal neu ins Deutsche übertragen. Er lautet so:
Vers 15: Achtet also genau darauf, wie ihr euer Leben führt – nicht als törichte, sondern als weise Menschen. Nutzt die Gelegenheiten, die Gott euch gibt, denn wir leben in einer bösen Zeit.
Seid also nicht leichtsinnig und gedankenlos, sondern begreift, was der Herr von euch will.
Betrinkt euch nicht, denn das führt zu einem zügellosen und verschwenderischen Leben. Lasst euch stattdessen vom Geist Gottes erfüllen.
Das geschieht, indem ihr einander Psalmen zusprecht, indem ihr Loblieder und andere geistliche Lieder singt, indem ihr mit ganzem Herzen dem Herrn musiziert.
Indem ihr Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus alle Zeit und für alles dankt.
Und indem ihr euch in der Ehrfurcht vor Christus einander unterordnet.
Das kreisförmige Schema der praktischen Ermahnungen
Wenn man den gesamten Text noch einmal betrachtet, treten vielleicht vier wesentliche Stichworte hervor, die man in einem kreisförmigen Schema anordnen könnte. Ich habe das hier auf der Folie einmal dargestellt.
Der Text, also Epheser 5, beginnt mit einer Aufforderung. Es sind Ermahnungen zum praktischen Christenleben, und dennoch spüren wir dabei etwas von der Gegenwart Gottes. Das gehört einfach zusammen und lässt sich nicht trennen. Christsein verwirklicht sich gerade in unserem Alltag.
Paulus richtet hier sozusagen einige Ermahnungen an die Christen. Der Brief wurde damals in Ephesus und der ganzen Umgebung auch an andere Gemeinden weitergereicht. Er sagt, das Erste und Wichtigste ist wirklich ein sorgfältiger Lebensstil. „Achtet auf euer Leben“ – das ist wichtig.
Wie macht man das? Das ist die Frage, und daraus ergibt sich die nächste Anweisung: Wenn man vernünftig leben will, muss man auch etwas mit seiner Zeit anfangen. Man muss die Zeit sinnvoll nutzen. Man kann sein ganzes Leben auch vergammeln oder vertändeln.
Aber wie funktioniert das? Wie nutzt man seine Zeit sinnvoll? Was soll ich jetzt tun? Dazu gehört das Nächste, was Paulus anweist, nämlich dass man den Willen Gottes verstehen muss. Man muss begreifen, was Gott will. Sonst kann man ja nicht das tun, was jetzt dran ist, was zur richtigen Zeit dran ist.
Um den Willen Gottes zu verstehen, brauchen wir vor allem eins – und das wird der Schwerpunkt in der Predigt sein: Wir müssen mit dem Geist Gottes erfüllt sein. Wie funktioniert das überhaupt? Vielleicht haben wir es schon beim Lesen mitbekommen: Das ist eine sehr praktische Sache.
Wenn wir vom Geist Gottes erfüllt sind, wird es auch so sein, dass wir unser Leben so leben, wie es Gott gefällt – also sorgfältig. Es ist also ein richtiges kreisförmiges Schema, in das man diese wichtigsten Aufforderungen hier im Text gut einordnen kann.
Lebensführung als erste zentrale Aufforderung
Das erste Stichwort in unserem Schema, in unserem Text heißt also Lebensführung – eine genaue und sorgfältige Lebensführung. Ich habe es so übersetzt: Achtet genau darauf, wie ihr euer Leben führt. Paulus sagt das sozusagen aus dem Gefängnis heraus. Er schreibt zunächst über wunderschöne Dinge, die Gott uns gegeben hat, und fragt dann: Wie sieht das jetzt bei euch aus? Ihr Christen, ihr wollt Christen sein, und andere werden euch natürlich beobachten.
Deshalb sagt er: Achtet darauf, wie ihr euer Leben führt, achtet genau darauf. Der Gläubige soll also genau hinsehen, damit er bei der Beurteilung der Dinge den Nagel auf den Kopf trifft. Er soll so viel Urteilskraft besitzen, dass er auch bei der geschicktesten Tarnung alles erkennen kann. Er soll den Betrug des Teufels und der Sünde oder auch manchmal der Reklame durchschauen.
Man soll sich nicht einfach von allen möglichen Dingen gängeln lassen. Christen sollen in ihrem Leben die Dinge selbst beurteilen, selbstständig urteilen. Sie sollen sich das weder von Politikern vorschreiben lassen noch von großen Konzernen mit ihrer Reklame oder ähnlichen Dingen. Sie sollen ein eigenständiges Urteil haben.
Das ist übrigens das, was den Machthabern aller Zeiten – also seit es Christen gibt, seit zweitausend Jahren – ein großes Unbehagen bereitet hat. Denn Christen haben sich immer eine innere Unabhängigkeit bewahrt und eben nicht alles gemacht, was andere erzählt haben. Sie haben selbstständig ihr Urteil getroffen und das getan, was sie für richtig hielten und vor Gott verantworten konnten. Darauf kommt es auch an.
Wir leben so, wie Gott es uns gesagt hat: Achtet genau darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Törichte, sondern als weise Menschen. Christen sollen sich also nicht so dumm wie möglich anstellen, sondern weise sein. Wir brauchen sozusagen Durchblick durch die Situation. Dafür hat Gott uns auch Gaben gegeben, selbstverständlich.
Ich fange jetzt mal bei der Aufzählung unten an. Das Erste ist unser Verstand, das Zweite Gottes Wort, das Dritte Gottes Geist. Um all diese Dinge geht es auch in unserem Text immer wieder. Um zu verstehen, um Dinge zu durchschauen, sollen wir überlegen und nicht gedankenlos durch die Welt marschieren. Wir haben die Möglichkeit, die Dinge zu durchschauen.
Ich möchte das vielleicht mal an einem Beispiel deutlich machen. Es stammt aus der alten DDR. Von daher weiß ich nicht, ob sich jemand da unbedingt auf den Schlips getreten fühlen muss. Aber es ist so: Bevor ich eine Sache beginne, bevor ich meinen Arbeitsplatz wechsle, bevor ich dies oder jenes mache oder bevor ich in irgendeine Partei eintrete – damals, in DDR-Zeiten, war das zum Beispiel die Frage der FDJ – für junge Christen war das immer eine spannende Frage: Trete ich da ein oder nicht? Wenn nein, muss ich mit Nachteilen rechnen.
Jetzt wollen wir das einfach mal an diesem einen Punkt durchexerzieren: Soll ich eintreten oder nicht? Mein Verstand sagt mir: Die FDJ ist die Kampfreserve der Partei, so hat man das damals formuliert. Sie hat also eine atheistische Grundkonzeption und will ihre Mitglieder zu Atheisten und Marxisten erziehen. Ganz klar, das ist das eine. Als Christ ist das eigentlich ein Unding. Mein Verstand sagt also: Geht nicht.
Stopp, mein Verstand sagt mir aber noch etwas anderes. Er sagt mir nämlich, dass es ganz gut wäre, einzutreten. Du brauchst ja nicht so genau mitzumachen. Aber wenn du eintrittst, bekommst du eine bessere Lehrstelle, kommst schneller voran, weil du ja immer mitgemacht hast im Sinne des Staates, und der wird dich entsprechend fördern. Vielleicht kannst du sogar studieren. So war das halt damals in der DDR, für die, die es nicht wissen, wie das war.
Okay, das wäre das Erste. Ihr seht also, der Verstand an sich reicht noch nicht aus. Er ist zwar schon eine gute Hilfe. Ich habe immerhin zwei Alternativen. Jetzt müsste ich das, was ich gewonnen habe, an einem zweiten Kriterium prüfen, nämlich an der Schrift, an der Bibel. Was würde denn die Bibel dazu sagen?
Die Bibel gibt mir Maßstäbe für mein Verhalten. Sie sagt mir, was gut ist, was schlecht ist. Sie weiß natürlich noch nichts von der FDJ oder so konkreten Dingen. Das kann ich aber aus den Prinzipien der Bibel sehr gut folgern, wie ich mich verhalten könnte. Gottes Wort sagt mir: Meine Heimat und meine Staatsbürgerschaft ist gar nicht die DDR, sondern eigentlich der Himmel.
Ich habe manchmal gedacht, wenn wir so in einem Heim waren, in Schmiedeberg zum Beispiel damals, mussten wir immer so einen Zettel ausfüllen: Staatsbürgerschaft. Wehe, wenn wir geschrieben haben „Deutsch“, wir mussten immer „DDR“ schreiben. Ich habe mir gesagt: Eigentlich müsste ich ja schreiben „Himmel“, Staatsbürgerschaft Himmel. Aber ich dachte mir, ein Polizist wird das nie verstehen. Also, wo das dann hinging, diese Zettel, haben wir dann doch brav „DDR“ geschrieben.
Aber die Bibel sagt mir, ich bin hier eigentlich ein Fremder in dieser Welt. Ich habe keine Rechte in dieser Welt und sollte eigentlich auch den unteren Weg gehen. Es wäre sinnvoll. Drittens, durch den Heiligen Geist, der auch in mir wohnt, empfange ich die Gewissheit, dass meine Entscheidung, den unteren Weg zu gehen, wirklich die richtige ist. Mein Gewissen bestätigt das meistens.
So könnte es zum Beispiel gewesen sein. Das ist nur ein beliebiges Beispiel, man könnte alle anderen da einsetzen. Achtet also genau darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als törichte, sondern als weise Menschen. Paulus hat hier bewusst gesagt: Weise Menschen, nicht kluge. Denn Klugheit ist sehr zweischneidig.
Ihre Klugheit benutzen die meisten Menschen dazu, andere Menschen zu übertölpeln, manchmal sogar zu betrügen, um Geld zu verdienen. Weisheit ist etwas anderes. Denn in der Bibel steht: Der Anfang der Weisheit besteht in der Furcht Gottes, im Verhältnis zu Gott. Menschen, die ganz andere Lebenszusammenhänge begreifen, die tiefer blicken – das will Gott von uns.
Achtet also genau darauf, wie ihr euer Leben führt. Das ist die eine Seite, sozusagen die Entscheidung vor der Tat – also wie entscheide ich mich richtig. Es sagt aber natürlich noch viel mehr aus. Es geht hier auch um die Lebensführung selbst. Achtet genau darauf, wie ihr euer Leben führt, wie ihr es führt – beides steckt hier drin.
Das wäre jetzt zum Beispiel die korrekte Arbeitsweise in der Firma oder, sagen wir, in der Schule. Wir hatten ja gerade eine ganz ansehnliche Truppe hier vorne stehen. Was muss ich sagen von Faulheit oder so? In der Bibelschule bin ich ja Lehrer, und da ist eine der ersten Abendgestaltungen, die ich dort mache, Abendthemen. Das lautet „Die Sünde der Faulheit“.
Für Bibelschüler ist das ganz heilsam, ganz am Anfang, weil sie doch auch eine Menge Hausaufgaben aufkriegen. Aber versteht ihr, auch für einen normalen Schüler kann Betrug nicht okay sein, als Christ, oder? Also achtet darauf, wie ihr euer Leben führt.
Ich kann mich noch erinnern, dass mir mal jemand gesagt hat – ich glaube, es war mein Lehrmeister, als ich damals gelernt habe, Maschinist für Dampferzeugung mit Abitur, weil es keine andere Möglichkeit für mich damals gab, das Abitur zu bekommen. Er hat gesagt: „Und Sie wollen Christ sein?“ Und da hatte ich auch eine krumme Sache gemacht. Das ist mir schon ganz gewaltig so reingefroren.
Der war Kommunist und sowas, ja. Und er sagte: „Und Sie wollen Christ sein? Die wissen sehr genau, wie wir zu leben haben. Und der Herr legt auch wirklich Wert darauf.“ Dein Verstand sagt dir zwei Dinge: Ja, so kommst du besser durch, so kommst du besser durch, so kommst du besser durch … Oder sagt er: Das will Gott? Du kannst sein Wort ja auch verstehen.
Eigentlich sagt mir diese Weisheit, um die es hier geht: Mensch, guck doch mal ein bisschen weiter. Die Schüler ärgern sich zwar immer darüber, wenn der Lehrer sagt: „Ihr lernt doch nicht für uns, ihr lernt für euch.“ Das weiß ich, das kenne ich ja auch noch. Aber das stimmt ja wirklich.
Später weiß man es dann und ärgert sich darüber, dass man Zeit hat verstreichen lassen, die man dann später mühsam nachholen muss. Aber diese Weisheit kriege ich aus diesem Buch Gottes. Man kann tatsächlich viel für sich lernen.
Achtet also genau darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als törichte, sondern als weise Menschen. Die Maßstäbe liefert uns Gott und sein Wort. Es gibt solche Maßstäbe: Wahrhaftigkeit, Lüge und Heuchelei stehen einem Christen schlecht an, Reinheit – nicht nur äußerlich, sondern auch moralisch –, Selbstlosigkeit, also nicht Selbstsucht, Selbstfindung, Selbsterfahrung oder wie die modernen Egoismen alle heißen.
Fleiß, Langmut, Güte, Freundlichkeit – all diese Dinge, die die Bibel mal zusammenfasst unter Frucht des Geistes. So wirkt sich das im Leben eines Menschen aus, der den Heiligen Geist hat und der dem Heiligen Geist Raum lässt. Das ist ja unser Thema. Wir kommen gleich genauer darauf.
Zeit sinnvoll nutzen als zweite Aufforderung
Das zweite Stichwort, nachdem das erste „sorgfältig leben“ war – also die Entscheidung vorher, das Gutbedenken vor Gott und auch mein Leben überhaupt –, lautet: die Zeit auskaufen. Ich nenne es gute und entschlossene Zeitausnutzung.
Zeit ist ein von Gott anvertrautes Gut, doch darüber lässt sich ein trauriges Lied anstimmen. Wer hat denn schon Zeit? Zeit für Gott, Zeit für andere? Es ist ja fast unanständig, wenn heute ein Mensch zugibt, er habe Zeit. „Du bist wohl nicht richtig ausgelastet“, sagt man dann, vor allem der Chef darf das nie hören. Man gerät also in den Verdacht der Leichtfertigkeit und, wie gesagt, des Nicht-Ausgelastetseins.
Der ernsthafte Mensch von heute ist maßlos überanstrengt, beansprucht und gehetzt. Diese sinnlose Hetzerei fängt nach Meinung der Schüler auch schon in der Schule an. Auch manche Eltern denken so, weil die Anforderungen immer höher geschraubt werden. Und viele hören dann beim ersten Rentenempfang auf – bei manchen allerdings erst nach dem zweiten Herzinfarkt.
Ein Gedicht, oder besser eine Reimerei, sagt es so:
„Wie hinter fortgewehten Hüten
so jagen wir Termine nach,
vor lauter Hast und Arbeitswüten
liegt unser Innenleben brach.
Wir tragen Stoppuhren in den Westen
und gurgeln abends mit Kaffee,
wir hetzen von Geschäft zu Festen
und denken stets im Exposé.
Wir rechnen in der Arbeitspause
und rauchen zwanzig je Termin,
wir kommen meistens nur nach Hause,
um frische Wäsche anzuziehen.
Wir sind Tag aus Tag ein im Traben
und sitzen kaum beim Essen still,
wir merken, dass wir Herzen haben,
erst wenn die Pumpe nicht mehr will.“
Natürlich hat der Gläubige auch nicht mehr Zeit als die anderen. Er muss auch im Tempo der Zeit arbeiten. Aber irgendwie kann er seine Arbeit mit ruhigem Herzen tun. Er muss jedenfalls nicht große Teile seiner Kraft in der Überwindung sinnloser innerer Spannungen vergeuden – das muss er nicht.
Das griechische Wort, das hier für Zeit gebraucht wird, meint allerdings nicht die ständig ablaufende Zeit, die man in Sekunden, Minuten, Stunden und so weiter messen kann. Dafür gibt es ein anderes Wort. Hier ist eigentlich der Zeitpunkt gemeint, die innerlich qualifizierte Zeit.
Es ist also die Situation gemeint, in die ich geführt werde. Bei einem Abend habe ich das schon mal kurz erwähnt, und zwar in Vers 16. Man könnte es so übersetzen: „Nutzt die Gelegenheiten, die Gott euch gibt, denn wir leben in einer bösen Zeit.“
Um das tun zu können – die Gelegenheiten zu nutzen –, muss man natürlich in ständiger Verbindung mit Gott bleiben. Wir werden viele Chancen von Gott bekommen, und manchmal weiß man es genau. Das hat bestimmt jeder Christ schon mal erlebt: Eigentlich hätte ich jetzt das und das sagen sollen, und dann war es meistens vorbei. Man wusste, das ist eine Chance, aber man hat sie dann doch verstreichen lassen, leider.
Gott gibt viele gute Gelegenheiten. Deshalb kommt es nicht nur auf eine gute Zeitaufnutzung an, also darauf, möglichst viel in eine Zeit zu packen, sondern auch auf eine entschlossene Zeitaufnutzung. Manchmal muss ich die Gelegenheit packen, ja, ich muss mir sozusagen einen Ruck geben und sagen: Jetzt mache ich es. Das, was Gott will.
Nutze die Gelegenheiten, die Gott dir gibt, denn wir leben in einer bösen Zeit.
Gottes Willen verstehen als dritte Aufforderung
Wir werden jetzt von der zweiten Station automatisch zur dritten hingeführt. Denn wie funktioniert das? Woher weiß ich, ob etwas dem Willen Gottes entspricht? Deshalb ist es wichtig, Gottes Willen zu verstehen.
Interessanterweise spielt dabei wieder einmal unser Verstand eine wichtige Rolle. Den muss man nicht abgeben, wenn man in die Kirche geht – im Gegenteil, man soll ihn gebrauchen. Das will Gott.
Darum heißt es: „Versteht, was der Wille des Herrn ist“ (Epheser 5,17, Elberfelder Übersetzung). Oder wie ich es wiedergegeben habe: „Seid also nicht leichtsinnig und gedankenlos, sondern begreift, was der Herr von euch will.“ Verstehen, einsehen, begreifen – das ist zunächst eine Aufgabe unseres Verstandes. Vieles wird durch einfache Überlegung klar.
Wenn man zum Beispiel vor der Alternative steht, ob man ein spannendes Fußballspiel im Fernsehen anschaut oder zur Bibelstunde geht, was könnte da wohl der Wille Gottes für mich sein? Dafür braucht man keine große Vision.
Oder man ist im Supermarkt einkaufen und merkt plötzlich: „Oh Mann, ich habe mein Geld vergessen.“ Vielleicht war das eine Führung vom Herrn. Man kann das so sehen. Wäre es wohl Gottes Wille? Ist es Schwachsinn, so zu denken? Nein, die Bibel gibt Maßstäbe, die darin stehen und gelten.
Jeder, der seinen Verstand halbwegs beieinander hat, weiß, wie er entscheiden muss. Er weiß es selbst. Man muss nicht erst besondere Veranstaltungen besuchen, um Gottes Willen herauszufinden. Man weiß es schon.
Was Gott will, versteht man an vielen Stellen. Dieses Verstehen brauchen wir für unseren Alltag, sonst kommen wir nicht weiter.
Erfüllung mit dem Heiligen Geist als vierte Aufforderung
Aber schließlich, und das ist der letzte Punkt, der uns noch etwas gründlicher beschäftigen soll: Gottes Willen zu verstehen führt dazu, dass ich Verbindung zu Gott brauche.
Die Bibel sagt, diese Verbindung schafft uns der Geist Gottes, den wir in dem Moment unserer Wiedergeburt, unserer Bekehrung, empfangen. Der Geist Gottes macht uns auch deutlich: Du bist ein Kind Gottes. Ja, wir empfangen das als Heilsgewissheit, so sagen wir manchmal dazu. Das beginnt also schon am Anfang unseres Glaubenslebens.
Manchmal merken wir jedoch bei manchen Christen, dass es einfach nicht weiterzugehen scheint. Man sieht, wie sie in alte Gewohnheiten von früher zurückfallen. Wo ist denn nun der Heilige Geist? Wo sieht man Gott in ihrem Leben? Das sieht oft sehr trübe aus.
Deshalb gibt es hier eine ganz deutliche Aufforderung von Paulus: Werdet mit dem Geist erfüllt! Die Elberfelder Übersetzung sagt es so: „Berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geist!“ Oder wie ich es hier wiedergegeben habe: Betrinkt euch nicht, denn das führt zu einem zügellosen und verschwenderischen Leben. Man hat dann nichts mehr, sondern lasst euch vom Geist Gottes erfüllen.
Ich meine, wenn man voll werden will, muss man vorher leer sein. Und wenn wir uns an anderen Dingen berauschen, also voll des süßen Weines beziehungsweise des kalten Bieres sind, dann können wir nicht gleichzeitig voll heilig im Geist sein. Das geht nicht, definitiv nicht.
„Berauscht euch nicht mit Wein“ steht hier. Manche, die dann super schlau sein wollen, sagen: Na ja, okay, also Bier darf ich trinken und Schnaps auch, es steht ja bloß von Wein hier. Das hängt aber mit der griechischen Sprache zusammen, die gemeint ist.
Wenn man es vom Sinn her genau übersetzt, heißt es: Betrinkt euch nicht. Ein Grieche hat kein Wort für „betrinken“ allein, das meinen wir. Niemals mit Wasser. Wenn ein Grieche so etwas sagen würde wie „betrinkt euch nicht“, müsste er hinzufügen „mit Alkohol“ natürlich, denn von Wasser kann man in diesem Sinn nicht betrunken werden. Höchstens, wenn man zu viel schluckt und dann stirbt, aber das ist eine andere Sache.
Es meint also das Trinken von Alkohol. „Berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet voll Geist!“ (Epheser 5,18)
Die Bedeutung der Erfüllung mit dem Heiligen Geist
Erfüllung und Leben im Heiligen Geist – wie kann das eigentlich geschehen?
Zunächst muss natürlich das andere weggetan werden. Ich darf mich nicht an anderen Dingen berauschen, sei es Alkohol oder vielleicht noch ganz andere Sachen. Aber ich bleibe jetzt mal bei den positiven Aspekten. Was will Gott eigentlich von uns?
Ich möchte deshalb etwas ausführlicher darauf eingehen, denn es gibt viele Irrtümer, die auch innerhalb der Christenheit manchmal gepredigt werden. Was bedeutet es eigentlich, mit dem Geist erfüllt zu sein? Muss ich dabei ganz tolle Gefühle haben? Welche Erfahrungen muss ich machen? Was sagt die Schrift dazu? Hier müssen wir genauer hinsehen – und sogar ein wenig Grammatik studieren, sozusagen. Keine Angst: Grammatik ist eines der Fächer, die in der Schule am wenigsten geliebt werden, besonders die deutsche Grammatik.
Wir hatten einmal einen Bibelschüler bei uns, der auch Griechisch lernen wollte. Er war nicht so sehr an den Vokabeln gescheitert, sondern an der deutschen Grammatik. Er hatte die deutsche Grammatik nie richtig verstanden. Damals war er noch vor seiner Bekehrung sehr faul, und auch danach hat sich daran nicht viel geändert. Er wusste nicht, wie das mit den Fällen ist, oder was Vergangenheitsform, Gegenwart oder Zukunft überhaupt bedeutet.
Ich will euch damit nicht belasten, sondern euch einfach das Ergebnis sagen: Werdet mit dem Geist erfüllt! Die grammatische Form dieses Wortes, also im Griechischen, besagt dreierlei. Das ist jetzt schon das Ergebnis:
Erstens soll die Erfüllung mit dem Heiligen Geist fortwährend geschehen. Immer wieder, also nicht nur einmal, sondern eigentlich jeden Tag neu. Es ist keine einmalige Erfahrung, wie manche charismatische Gruppierungen im christlichen Bereich oft stark propagieren, dass dies die Geistestaufe sei. Das stimmt nicht. Wenn man den Begriff Geistestaufe verwenden will, dann wäre das die erste Erfahrung mit dem Heiligen Geist, praktisch bei unserer Wiedergeburt.
Hier ist aber etwas anderes gemeint: Es muss immer wieder geschehen, jeden Tag. Das sagt die grammatische Form. Im Griechischen ist es ein Präsens, und diese Form hat genau diese Funktion: Es muss immer wieder geschehen.
Zweitens ist „Werdet mit dem Geist erfüllt“ eine Passivform. Passiv bedeutet, dass es an mir geschieht. Ich kann es gar nicht selbst tun. Es passiert mir, dass ich mit dem Geist erfüllt werde.
Drittens ist es ein Befehl, ein Imperativ in der Passivform. Das heißt, es ist ein Befehl, aber ich kann es ja gar nicht selbst machen. Einerseits wird es mir befohlen, ich bin dafür verantwortlich und muss es tun. Andererseits kann ich es gar nicht selbst ausführen. Das scheint ein Widerspruch zu sein, aber in der Grammatik funktioniert das: Präsens, Imperativ, Passiv.
Du bist also verantwortlich, wenn du nicht mit dem Geist erfüllt bist. Das soll bei dir jeden Tag geschehen. Du sollst diese Verbindung mit Gott haben. Man könnte es so ausdrücken: Fühlt euch immer wieder vom Geist erfüllt, indem ihr es an euch geschehen lasst. Du kannst es zwar nicht selbst machen, aber du kannst es verhindern.
Das ist oft so im geistlichen Bereich: Ich kann es nicht erzeugen, aber ich kann es blockieren. Das Gute kommt von Gott. Aber Gott vergewaltigt uns niemals. Er achtet immer unseren Eigenwillen und sagt: Wenn du nicht willst, dann ist Schluss. Deshalb sind wir dafür sehr stark verantwortlich.
Ich fand es außerdem interessant, dass dieser Satz an dieser Stelle noch gar nicht zu Ende ist. Er geht bis Vers 21. Im Griechischen ist es ein einziger Satz. Ich lese ihn jetzt noch einmal im Zusammenhang, so wie man ihn eigentlich übersetzen müsste.
Ich habe versucht, das in der modernen Sprache einerseits darzustellen, andererseits aber auch den Zusammenhang zu zeigen, der in vielen Bibelübersetzungen oft unterbrochen ist:
Lasst euch vom Geist Gottes erfüllen! Das geschieht, indem ihr einander Psalmen zusprecht, indem ihr Loblieder und andere geistliche Lieder singt, indem ihr mit ganzem Herzen dem Herrn musiziert, indem ihr Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus allezeit und für alles dankt, und indem ihr euch in der Ehrfurcht vor Christus einander unterordnet.
Praktische Hinweise zur Erfüllung mit dem Geist Gottes
Fünf Dinge könnten wir, sollten wir beachten. Die grammatische Form ist die eines Partizips – wieder so ein verrücktes Wort. Partizip bedeutet hier, dass zwei Verben, also zwei Tätigkeiten, in Beziehung gesetzt werden. Wir haben es vorhin gesehen: Die beiden Mädchen, die eine hat Gitarre gespielt und auch gesungen. Sie hat zwei Dinge gleichzeitig gemacht. Sie sang – so kann man das in der Sprache ausdrücken – sie sang und spielte Gitarre.
Das klingt noch einigermaßen gleichzeitig: Sie sang, indem sie Gitarre spielte. Oder ganz altmodisch: Gitarre spielend sang sie. So hat man das früher ausgedrückt. Das sind Partizipien. Im Englischen ist das sehr häufig; jeder, der Englisch lernt, weiß, dass man ständig mit solchen Sachen umgehen muss. Das meint also, dass zwei Dinge gleichzeitig geschehen oder dass sie nacheinander geschehen. Das kann man dann entsprechend ausdrücken.
Hier ist das auch gemeint. Und das ist das Interessante: Wer also Griechisch kann, der kann das gut verfolgen in der griechischen Bibel. Es sind Partizipien der Reihe nach bis tatsächlich zu dem einundzwanzigsten Vers. Also: „Werden mit dem Geist erfüllt, indem ihr gleichzeitig das und das und das tut.“ Das hat zwei ganz interessante Folgerungen: Wenn ihr das tut, habt ihr Raum für den Heiligen Geist. Und wenn Gottes Geist euch erfüllt, habt ihr Raum für diese Dinge. Das ist interessant.
Schauen wir uns das an.
Erstens: Was sollen wir also tun? Wie werden wir mit dem Geist erfüllt? Indem ihr geistlich redet. Geistliches Reden ist das Erste. Die Elberfelder übersetzt es so: „Indem ihr zueinander in Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern redet.“ Wenn Gläubige zusammen sind, reden sie. Sie reden auch manchmal über geistliche Dinge, aber manchmal ist unser Reden auch so extrem, dass es alles Geistliche vertreibt.
Die Qualität geistlichen Redens hat mich verblüfft. In der Elberfelder Erstübersetzung steht es so: „Indem ihr zueinander in Psalmen, Lobliedern redet.“ Sollen wir bloß Lieder zitieren, wenn wir miteinander reden? Das wäre natürlich dumm, das ist offensichtlich nicht gemeint.
Aber wenn jeder weiß, Schreien, Schimpfen und ähnliche Dinge vertreiben den Heiligen Geist. Dein Reden muss eine geistliche Qualität haben. Wenn du zuhause deine Frau anschreist, brauchst du nicht zu denken, dass du vom Geist Gottes erfüllt bist. Bild dir nichts ein! Nichts vertreibt den Heiligen Geist leichter. Nicht dass er gänzlich von uns weg wäre, aber er wird praktisch ganz stark beeinträchtigt durch ungeistliches Reden, durch Schimpfen, durch dass man an die Decke geht oder sonst wie.
Man kann es auch anders wiedergeben, in dieser neueren Version. Man kann es so verstehen, dass das Erste gemeint ist: einander Psalmen zusprechen. Das ist noch eine ganz andere Sache, und da vollzieht sich das mehr im Raum der Gemeinde: einander Psalmen zusprechen. Das ist äußerst wichtig, zum Beispiel wenn jemand sehr schwer krank ist, dass ein anderer, der ihn besucht, nicht über alles Mögliche redet.
Manchmal kann der Kranke gar nicht mehr reagieren, er nimmt gar nichts mehr auf. Nein, er nimmt noch viel auf, aber er kann nicht mehr antworten. Es ist ein ungeheurer Segen für solche Menschen, wenn man ihnen Psalmen auch liest oder wenn man jemandem, der richtig mutlos ist, ein Psalmenwort zum Beispiel zuspricht.
Bei uns in Hammerbrücke haben wir in der Bibelstunde jetzt die Psalmen mal angefangen. Wir wollen das nicht ganz durchmachen, aber ich bin tatsächlich verblüfft, jedes Mal, was da für eine praktische Botschaft drinsteckt, sehr realistisch und was wirklich unser Glaubensleben im Alltag ausmacht. Das ist also eine ganz erstaunliche Sache.
Also sprecht einander Psalmen zu. Das kann ein ungeheurer Trost sein, manchmal für jemanden in einer schwierigen Situation, manchmal nur ein Vers. Die Alten früher, die so den alten Konfirmationsunterricht noch hatten in der Kirche, die haben viele Lieder auswendig gelernt, Lieder von Paul Gerhard zum Beispiel. Und das ist oftmals weiter nichts als sozusagen übertragene Psalmen. Und die haben also Menschen schon derartig viel geholfen.
Geistliche Lieder – das wäre das Nächste. Geistliche Lieder singen. Man kann es in dem einen zusammenfassen, man kann es auch extra nochmal nehmen: „Indem ihr Loblieder und andere geistliche Lieder singt.“ Singen schafft wirklich Raum für den Geist Gottes. Und singen ist deswegen in einer Gemeinde unverzichtbar.
Noch schöner wäre es, wenn man auch zuhause singt, wenn man kann, und nicht bloß die Technik singen lässt oder irgendwelche frommen oder mehr oder weniger frommen Stars. Lasst uns doch selber singen! Das ist so schön und wichtig.
Wo man singt, da lässt sich Ruhe nieder. Böse Menschen haben keine Lieder. Das Sprichwort hat schon einige Wahrheit. Natürlich haben böse Menschen manchmal doch Lieder, die haben böse Lieder. Es gibt doch sehr böse Lieder. Man kann nicht alles singen, es kommt also durchaus auf die Art unserer Lieder an. Deswegen steht hier etwas von geistlichen Liedern, von Liedern, die eine geistliche Qualität haben.
Singen ist für Gläubige wichtig. Das schafft irgendwie auch in mir Raum. Ich meine damit nicht, dass man jetzt unbedingt Stimmung machen muss und die Leute aufputscht und die denken, jetzt sind wir in Stimmung, und jetzt singen wir immer toll, und jetzt klatschen wir noch, und jetzt trampeln wir noch, und jetzt stehen wir auf und jetzt springen wir an die Decke, und dann ist der Heilige Geist in uns.
Leute, dann ist ein Gefühl in euch, das kann man erzeugen. Aber trotzdem hat das Singen eine wichtige Bedeutung für uns, auch für unser Gemeindeleben und sogar das Musizieren. Singen und Spielen steht hier. Das meint wirklich nicht mit Bauklötzern spielen, sondern das meint musizieren. Aber bitte steht hier: von ganzem Herzen dem Herrn.
Ich habe das beobachtet. Ich habe ja früher in der ersten Zeit meines Dienstes Jugendarbeit gemacht, und Bands und sowas waren ja immer schon große Mode. Die meisten haben einen sehr guten Anfang gemacht, aber irgendwann ist es abgerutscht. Am Anfang wollte man wirklich dem Herrn singen, dem Herrn spielen, alles für den Herrn machen, dass er wirklich geehrt wird.
Aber dann kam immer mehr Beifall. Manche wurden immer besser, und es ist auch schön und angenehm, den Beifall selbst zu kriegen. Das seht ihr: Es rutscht was weg. Man musiziert dann um des Musizierens willen, nicht mehr um des Herrn willen. Und da verliert man geistliches Leben, es geht kaputt.
Man kann also auch christliche Stars gut beobachten: Bei manchen geht das geistliche Leben fast rapide zugrunde. Am Anfang war es super, die waren für viele Menschen zum Segen. Jetzt singen sie noch interessante Lieder, die man halt konsumiert wie viele andere auch. Und ihr eigenes geistliches Leben ist kaputt.
Werdet mit dem Geist erfüllt, indem ihr zueinander in Psalmen, Liedern, geistlichen Liedern redet und dem Herrn mit eurem Herzen singt und spielt. Ich bleibe jetzt noch bei der alten Übersetzung. Das kann man also alleine tun, das kann man aber auch gemeinsam tun. Von daher spielt das in der Gemeinde auch schon eine wichtige Rolle. Und wir singen, wir wollen das nicht vernachlässigen.
Jetzt kommt etwas, das gilt sehr persönlich: Indem ihr euch – nein, indem ihr Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus alle Zeit und für alles dankt. Danksagen macht Platz für den Heiligen Geist, dem Herrn Dank sagen.
Ich habe das mal gehört auf einer Rüstwoche in Leipzig, von irgendeinem Bruder damals, der, ich weiß nicht mehr, worüber er gesprochen hat. Er hat es empfohlen: Man sollte eigentlich jeden Tag zehn Gründe sagen, Gott sagen, für die man dankt. Also die meisten haben zehn Finger, also kann man ganz gut abzählen – zehn Gründe zum Danken.
Das ist eine super Sache. Ich mache das seitdem, und man kann sich immer wieder mal was Neues einfallen lassen. Es verändert mein Leben, meine Einstellung. Ich fange den Tag an, indem ich Gott danke, und ich gebe mir die Mühe, wenigstens zehn Gründe zu finden, wofür ich danken kann.
Du könntest natürlich auch zwanzig Gründe finden, worüber du dich ärgern könntest, aber fang doch mit den anderen an.
Ja, Raum haben für Gottes Geist. Gottes Geist ist sehr empfindlich, wenn ich es mal so sagen darf. Er zieht sich leicht zurück. Du kannst ihn beleidigen, du kannst ihn betrüben. Und deswegen sind solche Dinge so wichtig, und Paulus hat das so geschrieben. Aus dem griechischen Original geht das sehr deutlich hervor.
Also: Werdet mit dem Geist erfüllt, indem ihr das tut, indem ihr Psalmen zusprecht, indem euer Reden überhaupt eine geistliche Qualität hat, indem ihr geistliche Lieder singt, indem ihr von ganzem Herzen dem Herrn spielt auch! Für den Herrn spielen, falls ihr es also musikalisch entsprechend seid.
Übrigens, das kann man auch übersetzen: im Herzen. Also ich dachte mir das für den Unmusikalischen. Im Herzen kann man das auch. Ja, da hören es die anderen nicht. Oder wenn du allein im Auto fährst, kannst du auch lauthals singen und alle sowas machen. Also man kann es so oder so wiedergeben, ist egal. Es passt für alle letztlich.
Aber jetzt sei dankbar, trainiere dich in Dankbarkeit, und Gottes Geist hat viel mehr Raum in dir. Das muss man lernen. Allezeit für alles danken, das muss man auch trainieren. Das geht manchmal schwer. Das ist kein Zaubermittel. Man ärgert sich über etwas und dankt dann trotzdem. Das muss ehrlich sein, was ich tue.
Das Letzte: Da wundert man sich. Ich habe mich auch gewundert, warum man hier in der Elberfelder gerade dazwischen einen Absatz gemacht hat. Im Griechischen ist es eindeutig, das gehört dazu.
„Ordnet euch einander unter in der Ehrfurcht vor Christus.“ Das widerspricht unserem egoistischen Wesen so stark wie fast nichts. Ich will immer der Erste sein, ich will bestimmen, wo es langgeht, mein Wort gilt, und ich setze mich durch, egal ob Mann und Frau und was es auch für Verhältnisse gibt.
Hier steht das Gegenteil: Ordnet euch einander unter in der Furcht vor Christus. Unterordnen heißt einfach, sich unter etwas stellen. Die grammatische Form wiederum macht deutlich, dass es sehr darauf ankommt, dass dieses Unterordnen freiwillig geschieht.
Hier sind also nicht die angesprochen, die andere unterdrücken wollen. Hier steht nicht da: „Unterdrückt andere und fordert Unterordnung.“ Nein, hier steht: „Ordnet euch einander unter.“
Es gibt soziologische Strukturen, so könnte man das nennen, was dann im Nächsten aufgezählt wird. Und da sagt Paulus, wie das praktisch passieren soll, in den Einzelheiten. Aber erst mal gilt generell, und ich will es anwenden:
Guckt mal: Ein Jugendlicher, der ständig im Streit mit seinen Eltern ist, der wird nichts von der Fülle des Geistes spüren, mit Sicherheit nicht. Wenn er es glaubt, dann hat er bloß ein Gefühl, dann putscht er sich vielleicht auf, aber das ist nicht Gottes Geist.
Eine Frau, die sich ihrem Mann nicht unterordnet, soll niemals denken, dass sie mit dem Heiligen Geist erfüllt ist. Aber wenn sie sich darunter stellt, wird sie den Herrn in einer Weise erleben, wie sie das bisher noch nie gekannt hat.
Es gibt sehr klare Anweisungen Gottes, und die Anweisungen Gottes sind vernünftig. Sie sind überhaupt nicht töricht. Ich schade mir immer am meisten, wenn ich es anders machen will, weil ich glaube, es geht besser. Es geht aber nicht besser. Man muss es ausprobieren. Es ist ganz praktisch und einfach.
Also: Indem du dich unterordnest, indem du Dank sagst, indem du in deinem Herzen singst und spielst und geistlich redest, bleibst du mit dem Geist erfüllt. Und damit wäre unser Kreis geschlossen.
Zusammenfassung und Abschluss
Erfüllung und Leben im Heiligen Geist
Du musst also nicht unbedingt einen großen geistlichen Kick erleben. Es ist nicht nötig, zu einer tollen Konferenz zu fahren, um dort etwas zu bekommen, was du vorher nie hattest. Man weiß oft nicht genau, was man dort bekommt. Der Heilige Geist wirkt oft ganz anders als erwartet.
Erfüllung und das Leben im Heiligen Geist sind viel nüchterner. Sie hängen eng mit unserer Lebensführung zusammen. Es bedeutet, die Zeit sinnvoll zu nutzen, Gottes Willen zu verstehen, mit seinem Geist erfüllt zu sein und ganz praktische Dinge entsprechend zu tun.
Diese praktischen Dinge wirken sich auf unser Leben aus, wie wir gerade gesehen haben. Zum Beispiel, ob ich ein dankbarer Mensch bin oder jemand, der ständig meckert. Was für eine Art Mensch bist du? Das wird sich auf deinen Weg auswirken. Es ist wichtig, Gott darum zu bitten, dass er Recht schafft – auch wenn du dich im Unrecht fühlst.
Auf diesem Weg macht man starke Erfahrungen mit Gott. Ich weiß, das ist heute vielleicht unmodern. Aber das, was die Bibel sagt, was das Neue Testament lehrt, hat sich seit zweitausend Jahren bewährt und immer wieder bestätigt. Die neueren Ideen sind oft sehr kurzlebig.
Zum Schluss lese ich noch einmal:
Achtet also genau darauf, wie ihr euer Leben führt – nicht als törichte, sondern als weise Menschen. Nutzt die Gelegenheiten, die Gott euch gibt, denn wir leben in einer bösen Zeit. Seht also nicht leichtsinnig und gedankenlos, sondern begreift, was der Herr von euch will.
Lasst euch nicht betrügen, denn das führt zu einem zügellosen und verschwenderischen Leben. Stattdessen lasst euch vom Geist Gottes erfüllen. Das geschieht, indem ihr einander Psalmen zusprecht, indem ihr Loblieder und andere geistliche Lieder singt, indem ihr mit ganzem Herzen dem Herrn musiziert.
Dankt Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus allezeit und für alles. Lebt in Ehrfurcht vor Gott.
(Epheser 5,15-20)