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Titusbrief 2,1-15 (5/5)

Titusbrief 2,1-15, Teil 5/5
15.06.2023Titus 2,1-15
SERIE - Teil 5 / 5Titusbrief 2,1-15

Einführung und Kontext der Predigt

Die nächsten vier Wochen sind rappelvoll. Deshalb gibt es wieder kurz gehaltene Vorträge.

Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.

Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugendpfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.

Die Herrschaft der Gnade im Leben

Ich lese euch mal vor, Römer Kapitel 5, Vers 21:
„Damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.“

Gnade herrscht – das ist die Kraft in meinem Leben. Paulus beschreibt das jetzt mit folgenden Worten:
„Die Gnade ist erschienen.“

Was bewirkt die Gnade in meinem Leben? Sie unterweist uns. Sie ist eine Lehrerin, damit wir etwas tun: die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste verleugnen.

Ich lebe heilig, weil die Gnade mir beibringt, Gottlosigkeit und böse Lüste, die aus der Art dieser Welt kommen, zu verleugnen. Deshalb werfe ich Dinge aus meinem Leben hinaus.

Und was nehme ich stattdessen auf? Ich nehme Besonnenheit, Gerechtigkeit und Gottesfurcht in mein Leben auf. Ich bringe Besonnenheit, Gerechtigkeit und Gottesfurcht hinein und werfe Gottlosigkeit und böse Lüste hinaus, weil ich von der Gnade überwältigt bin.

Die praktische Wirkung der Gnade im Alltag

Wenn du Gnade wirklich verstehst und zutiefst begriffen hast, was es bedeutet, dass Gott für dich persönlich Retter geworden ist, dann hast du Zugang zum Opfertod Jesu am Kreuz durch den Glauben. Dort hat er für deine Schuld bezahlt. Wenn du das verstanden hast, würde Paulus an anderer Stelle sagen, dann ist dein vernünftiger Gottesdienst, dass du dein ganzes Leben Gott widmest.

Praktisch bedeutet das, dass du alles hinauswirfst, was gottlos ist und nichts mit Gott zu tun hat. Alles, was dich von Gott entfernt, schmeißt du raus. Das betrifft auch böse Lüste, die dich von Gott wegführen. Stattdessen holst du Besonnenheit hinein und denkst wirklich über dein Leben nach.

Außerdem nimmst du Gerechtigkeit an, gerade weil der Herr Jesus sagt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“ Ebenso holst du Gottesfurcht hinein – ein gesundes Verhältnis zu Gott. Das Wort Gottes für „fürchte“ hier ist das Adverb zu dem Wort, das wir als Gottseligkeit kennen.

Erinnert euch: Gottseligkeit ist das, was herauskommt, wenn ich das Leben eines Heiden vom Leben eines Christen abziehe. Es ist das, was ich ganz praktisch tue, um mit Gott zu leben.

Gottseligkeit als persönlicher Trainingsplan

 1. Timotheus 4

Übe dich aber zur Gottseligkeit. Habe deinen persönlichen Trainingsplan, wenn es darum geht, die Bibel zu lesen, die Bibel zu studieren, gute Werke zu tun, die Gemeinde voranzubringen, zu evangelisieren und zu beten. Habe einen Plan in deinem Leben.

Ich hole das jetzt näher rein. Warum? Weil die Gnade Gottes mich unterweist, genau so zu leben in dem jetzigen Zeitlauf.

Wir tun das, wie es in Vers 13 heißt. Was jetzt folgt, beschreibt, warum unser Leben in dieser Welt eigentlich erträglich ist. Erträglich macht dieses Leben die Hoffnung.

Diese Hoffnung besteht darin, die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus zu erwarten.

Die glückselige Hoffnung auf das Wiederkommen Christi

Wir sind Menschen mit einer Erwartung. Jeden Morgen können wir aufwachen und uns fragen: Ist heute der letzte Tag meines Lebens? Nicht weil ich eine Krebsdiagnose erhalten habe – das kann natürlich auch sein –, sondern weil der Herr Jesus wiederkommt.

Wir haben eine tatsächlich glückselige Hoffnung. Glückselig, weil diese Hoffnung ihren Ursprung in Gott hat. Wir haben eine Hoffnung, und hier steht, dass man eine Hoffnung erwartet. Das ist sprachlich allerdings Unsinn. Man kann eine Hoffnung nicht erwarten. Das geht einfach nicht.

Deshalb erkennt ihr, was hier vorliegt? Ein Fremdwort von gestern: Metonymie. Metonymie bedeutet, dass man ein Wort durch ein anderes ersetzt, das in einem ursächlichen Zusammenhang steht. Hier erwartet man nicht die Hoffnung selbst, sondern die Erfüllung der Hoffnung. Doch oft wird einfach das Wort „Hoffnung“ verwendet.

Ich erwarte also die Erfüllung meiner Hoffnung. Und was ist das? Die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus.

In der Bibel gibt es Stellen, die belegen, dass der Herr Jesus Gott ist. Hier findest du vielleicht nicht die beste, aber eine, die gut genug ausdrückt, dass Gott wirklich Mensch wurde in Jesus und dass es richtig ist, Jesus Christus als unseren großen Gott zu bezeichnen.

Wir erwarten das Wiederkommen unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus. Das ist die Hoffnung, die wir haben: das Wiederkommen eines Heilandgottes, der bewiesen hat, dass es sich lohnt, auf ihn zu hoffen.

Das Ziel des Opfertodes Jesu

Vers 14: Der hat sich selbst für uns gegeben. Aber warum? Was war das Ziel dahinter? Warum macht Gott das?

Ich meine, wir machen ihm doch nur Stress. Es ist doch kein Vorteil für Gott, dass ich im Reich Gottes bin. Für ihn war das nur Mühe.

Warum also? Er hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit. Er hat einen Preis bezahlt. Gleichzeitig hat er noch mehr getan: Er hat uns nicht nur losgekauft, sondern auch die Macht der Gesetzlosigkeit in unserem Leben gebrochen – die Macht der Sünde.

Wir sind wirklich heraus aus einem Reich des Todes, aus einem Reich der Finsternis, und hineingesetzt in sein Reich. Wir gehören jetzt zu ihm und sind ein Eigentumsvolk, das er gereinigt hat.

Schön, oder? Wir sind ein Eigentumsvolk, wir gehören Gott.

Die Idee eines Eigentumsvolkes Gottes

Irgendwie – warum auch immer – und fragt mich bitte nicht, denn das ist keine Frage, die in die Fragebox gehört, weil ich darauf keine Antwort habe: Irgendwann denkt sich Gott, es wäre cool, ein Eigentumsvolk zu haben.

Vielleicht sagt der Vater zum Sohn: „Es wäre doch toll, wenn wir uns so ein Eigentumsvolk besorgen.“ Ein Volk von Menschen, die einfach total begeistert von uns sind. Menschen, die durch etwas ganz Unterschiedliches verbunden sind, aber eine Sache eint sie alle: Sie sind total verrückt nach Jesus, geben Vollgas für Gott und sind Feuer und Flamme – verliebt in Gott.

Das ist es, was sie vereint und dieses Volk zu etwas Besonderem macht. Es wäre doch cool, so etwas zu haben.

Dann schmieden sie einen Plan: Wie bekommen wir so ein Volk? Wir brauchen eine Erde, einen Planeten, eine Art Testsystem. Wir müssen die Guten von den Bösen unterscheiden, die es ernst meinen von denen, die es nicht ernst meinen. Also schaffen wir einen Planeten. Auf diesem Planeten schaffen wir die Bedingungen, damit es viele Menschen gibt, und wir können sehen, welche es wirklich ernst meinen.

Die, die es ernst meinen, sammeln wir dann einfach und verbringen mit ihnen die Ewigkeit.

Wir befinden uns jetzt noch in dieser Testphase, in dieser Qualifying-Runde, in der es darum geht: Meinen wir es ernst? Ich glaube, das ist die Bibel.

Gott schafft eine Welt, um zu sehen, wie er die Menschen finden kann, die ihn wirklich lieben. Darum geht es.

Wenn du sagst: „Ich liebe die Menschen, ich liebe wirklich Gott“, dann gehörst du zu seinem Eigentumsvolk – und das wollte er.

Gott wollte sich ein Eigentumsvolk reinigen. Das Loskaufen und Reinigen liegt in wessen Hand? In Gottes Hand. Er ist derjenige, der das macht.

Unsere Verantwortung als Eigentumsvolk Gottes

Was liegt in unserer Hand? Es geht darum, gemäß dem zu handeln, was Gott an uns tut, und eifrig in guten Werken zu sein.

Ich hoffe, ihr könnt euch einfach darüber freuen, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die Gott sein Volk nennt. Wir sind eine heilige Nation, eine königliche Priesterschaft, ein Volk zum Besitz, sein Kronenschatz. Wir sind die Menschen, bei denen Gott sagt: „Wow, diese Erde existiert noch, weil es uns gibt, weil wir das Salz der Erde sind.“

Wenn wir einmal nicht mehr da sein werden, wenn alles erledigt ist, wenn der Letzte gläubig geworden ist, der gläubig werden soll, dann ist es vorbei. Alles ist erledigt, game over. Dann ist Erde 1.0 als Projekt abgeschlossen, und Erde 2.0 beginnt. Dann dürfen diejenigen darauf sein, die Gott lieben.

Das klingt jetzt sehr banal, aber genau das ist der Titusbrief. Der Titusbrief will Dinge nicht kompliziert machen. Wir sind begnadigte Leute. Und weil wir begnadigte Leute sind, haben wir auch die Verantwortung, als solche zu leben.

Begnadigte Leute sind von Gott losgekauft und gereinigt, damit sie gute Werke tun.

Praktische Ermahnungen für das christliche Leben

Vers 15: Dies rede, ermahne und überführe mit allem Nachdruck.

Diese ganz praktischen Themen, die ich euch gerade vorgestellt habe, sind so banal, dass man sie fast nicht erklären muss. Sei besonnen, wirf die Sünde aus deinem Leben, lerne, deine Frau oder deinen Mann zu lieben, lerne, deine Kinder zu lieben. Lerne, dich in eine Beziehung einzubringen, sodass andere das sehen und sagen: „Wow!“ Sei am Arbeitsplatz treu, sage die Wahrheit, stehle nicht, rede nicht schlecht über andere Leute und tue gute Werke!

Versteht ihr, da muss man ja fast schmunzelnd danebenstehen und sagen: „Okay, wenn das Theologie ist, das kriege ich hin.“ Es gibt häufig so theologische Ansätze, die so schwer sind, wie man irgendeine Prophetie aus dem Alten Testament auf Jesus überträgt. Dabei verlierst du die Hälfte deiner Zuhörer schon, wenn du das Wort „Prophetie“ sagst, und die zweite Hälfte, wenn du die Stelle aus dem Alten Testament vorliest, und keiner versteht es zurück.

Aber wenn du sagst: „Hey, klaue nicht, rede nicht schlecht über Leute, tue mal gute Werke, setz dich doch mal hin und schreib dir eine Liste: Was könnte ich an guten Werken heute noch tun? Wer braucht heute noch ein ermutigendes Wort? Wer ist hier ein Außenseiter, den ich reinholen könnte in die Gemeinschaft? Wen könnte ich kennenlernen? Wen könnte ich mit meinem Zeugnis von Jesus einfach ein Stückchen begeistern für seinen Weg mit Jesus?“

Versteht ihr, so ganz praktisch, wenn es im Christentum darum ginge – und darum geht es im Christentum: Rede, ermahne, überführe mit allem Nachdruck. Wir müssen darauf achten, dass wir das Christentum nicht intellektualisieren. Es darf nicht auf die Ebene von Theorien, Konzepten und Modellen gebracht werden, sondern muss heruntergebrochen werden auf: Tue gute Werke!

Wenn wir das predigen, dann werden wir authentisch, dann werden wir attraktiv und dann werden wir für Leute eine Herausforderung sein. Denn sie stellen sich ganz einfach die Frage: „Warum machst du das? Keiner macht das.“ Du schaust keine Pornos – bist du nicht ganz gesund? „Na ja, doch, ich bin absolut hetero, ich sage dir richtig hetero, aber ich mache das einfach nicht.“ „Ja, warum nicht?“ „Kann ich dir sagen: Da ist einer für gestorben, dass ich das nicht mache. Und Gottlosigkeit hat in meinem Leben einfach keinen Platz, hat einfach keinen Platz, Punkt.“

So kannst du durchgehen, dir deine Lieblingssünde nehmen und sagen: „Ich entscheide jetzt, in diesem Moment, wo ich hier sitze, meine Top drei Lieblingssünden zu nehmen und ihnen den Kampf anzusagen.“ Und alles, was an falschen Kompromissen in meinem Leben ist, wo ich nicht besonnen und nicht gottesfürchtig bin, wo es mir daran mangelt, gerecht zu leben, das lasse ich einfach sein.

Ich will ganz praktisch für Gott leben und mit ihm unterwegs sein. Das ist der Titelsbrief – so simpel ist geistliches Leben.

Abschluss und Ausblick

Das war es für heute. Mein Tipp: Lies das Kapitel im Titelsbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren.

In der nächsten Episode geht es mit dem Titelsbrief weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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