Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 638: Der reiche Jüngling, Teil vier.
Ein frommer Jünger und die Herausforderung der Nachfolge
Jesus fragt einen jungen Obersten, ob er sich an die Gebote Gottes hält. Dieser antwortet ganz zuversichtlich: „Dies alles habe ich befolgt von meiner Jugend an“ (Lukas 18,21). Man darf vermuten, dass der Oberste das ernst meint.
Wir haben es hier mit einem frommen Juden zu tun, der das Thema Religion ernst nimmt, sich über die Gebote Gedanken macht und sich anstrengt, gottgefällig zu leben. Trotzdem reicht das Jesus nicht.
Das Himmelreich ist nicht nur für die Frommen und Guten bestimmt. Es ist für die Nachfolger Jesu. Diese sollen zwar auch fromm und gut sein, keine Frage. Aber vor allem haben sie in ihrem Herzen die Frage geklärt, wer ihr Herr ist, und sie haben sich für Jesus entschieden.
Wir können nämlich nicht zwei Herren dienen. Das ist eine Unmöglichkeit. Wer ins ewige Leben hineinkommen möchte, muss sich für Jesus entscheiden.
Die Unmöglichkeit, zwei Herren zu dienen
Matthäus 6,24: Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Jesus beschreibt hier die Unmöglichkeit, Gott zu dienen und gleichzeitig einer anderen Idee mit derselben Hingabe verpflichtet zu sein.
Damit wir das richtig verstehen: Beim Mammon denken wir schnell an Geld. Das ist nicht falsch. Habsucht wird im Neuen Testament als ein großes Problem dargestellt. Paulus sagt, Habsucht ist Götzendienst.
Doch lasst uns in einer Zeit, in der es eine wohlhabende Mittelschicht gibt, auch an andere Dinge denken, denen ein Mensch sein Leben in ähnlicher Weise verschreiben kann. Neben Wohlstand und Erfolg sind das zum Beispiel Gesundheit, Familie, Genuss inklusive Spaß, Urlaub und Hobbys, Selbstdarstellung, Konsum oder Sicherheit.
Und es gibt bestimmt noch weitere Dinge. Merken wir uns das gut: Diese Dinge können ganz leicht einer Nachfolge Christi im Weg stehen.
Die Forderung zur radikalen Nachfolge
Jesus sagt ganz eindeutig in Lukas 14,33: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“ Niemand kann zwei Herren dienen.
Ich weiß, dass es diese leise Stimme gibt, die einem einreden will: „Doch, das geht schon.“ Aber wir sollten wirklich vorsichtig sein, wenn wir so denken. Jesus fordert seine Jünger zur Selbstverleugnung auf. Selbstverleugnung bedeutet, dass wir Dinge nicht tun – und zwar nicht, weil sie Sünde sind, sondern weil wir Jesus nachfolgen.
Wer Jesus nachfolgen will, muss sich von seinen alten Herren trennen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich das alte Leben um schöne Kleidung, die eigenen Kinder, die Anzahl der YouTube-Follower, ein Instagram-Profil, die Abteilungsleiterstelle, Kopfschmerzen oder den Wunsch nach einem eigenen Haus drehte.
Egal, was einem wichtig war – jeder Lebenstraum, alles muss auf den Prüfstand. Und vieles muss weg, einfach weg.
Gründe für das Loslassen: Sünde und Bürden
Und dafür gibt es verschiedene Gründe. Es gibt die Dinge, die Sünde sind. Von den jungen Gläubigen in Ephesus lesen wir in Epheser 19,18-19: Viele aber von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und gestanden ihre Taten. Zahlreiche aber von denen, die Zauberei getrieben hatten, trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen. Sie berechneten ihren Wert und kamen auf fünfzigtausend Silberdrachmen.
So muss Sünde raus. Dann muss ich mein Leben aber auch entschlacken. Es gibt unnötige Bürden, die meinen Nachfolg behindern. In Hebräer 12,1 heißt es: Deshalb lasst nun auch uns, da wir eine so große Wolke von Zeugen um uns haben, jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf.
Bei den Bürden handelt es sich um Dinge, die sündig sein können, aber bei denen die Grenze nicht so deutlich ist wie bei okkulten Büchern und anderen klaren Sünden. Ich denke dabei an Sachen wie Perfektionismus, Medienkonsum, Freizeitaktivitäten, Imagepflege, eine nicht aufgearbeitete Vergangenheit, schwierige Freunde, einen unangemessenen Lebensstil, ungutes Konsumverhalten, unklare Lebensziele, Fixierung auf Sorgen, chronische Überlastung, einen Mangel an Ruhe, einen Hang zu Kontrolle oder Menschenfurcht oder Unverbindlichkeit und so weiter.
Diese Bürden sind oft nicht zwingend sündig. Aber sie binden Ressourcen, sie kosten mich Zeit, Aufmerksamkeit und geistliche Energie. Dadurch erschweren sie geistliches Wachstum. Sie sind einfach nicht klug, weil sie das Reifen von Gottes Wort in meinem Herzen erschweren oder unmöglich machen.
So heißt es in Lukas 8,14: „Das aber unter die Dornen fiel, sind die, welche gehört haben und hingehen und durch Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt werden und nichts zur Reife bringen.“
Die Radikalität der Nachfolge
Nachfolge bedeutet einen radikalen Schritt in die Abhängigkeit. Ich lebe für Jesus und für nichts anderes.
Manchmal ist am Anfang ein radikaler Schnitt nötig. Falsche Götter, Prägungen, Lebensträume, Abhängigkeiten und Beziehungen müssen auf den Altar gelegt werden. Sie müssen weg.
Wir können nicht zwei Herren dienen. Wir können nicht gleichzeitig für uns selbst und für Jesus leben.
Die Aufforderung Jesu an den reichen Jüngling
Aber kommen wir zurück zu Jesus.
In Lukas 8,22 heißt es: Als aber Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: „Eins fehlt dir noch. Verkaufe alles, was du hast, und verteile den Erlös an die Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach.“
Frage: Muss jeder Reiche seinen Besitz weggeben, wenn er gläubig wird?
Antwort: Nein.
Aber warum muss dann hier der junge Oberste alles weggeben? Ganz einfach: Weil er es nicht kann.
In Matthäus 19,22 steht: Als aber der junge Mann das Wort hörte, ging er betrübt weg, denn er hatte viele Güter.
Wir müssen das gut verstehen: Wenn ich Jesus nachfolgen will, dann muss er mir wichtiger sein als alles und jeder andere.
Dann muss er in jeden Bereich meines Lebens mit absoluter Autorität hineinsprechen dürfen. Dann darf er alles von mir fordern.
Dann muss alles weg, woran mein Herz mehr hängt als an ihm.
Wer dazu nicht bereit ist, ist nicht tauglich für das Reich Gottes.
Die Gefahr der äußerlichen Frömmigkeit
Und diese Radikalität wird besonders für Gutmenschen sehr schnell zum Problem. Warum gerade für sie? Weil sie äußerlich den echten Gläubigen schon sehr ähnlich sind. Sie sehen irgendwie richtig aus, ohne wirklich von neuem geboren zu sein.
Diese Ähnlichkeit im Verhalten lässt sie schnell glauben, dass sie bereits gerettet sind. Dabei hängt ihr Herz vielleicht immer noch am Traum vom großen Geld, vom Häuschen im Grünen, an Statussymbolen oder am Groll gegen die eigene Mutter.
Gerade diejenigen, die gut aussehen, haben es manchmal am schwersten, die Abgründe ihres Herzens zu erkennen.
Einladung zur Selbstprüfung und Segen
Was könntest du jetzt tun? Denke darüber nach, welchen Stellenwert Wohlstand, Gesundheit, Familie, Spaß, Selbstdarstellung, Komfort und Sicherheit in deinem Leben haben.
War das alles für heute? Bete für die Geschwister in deiner Gemeinde. Bitte darum, dass deutlich wird, wer nur gläubig aussieht und wer es tatsächlich ist.
Der Herr segne dich. Erlebe seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen.
