Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers: Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Die Herausforderung geistlicher Erkenntnis und der Geistliche Flow
Paulus sagt: Sie werden aber nicht weiter vorwärtskommen. So war die Situation in Ephesus. Im Moment hätte ich diese Hoffnung nicht, denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden. Das würde ich mir für unsere Generation wünschen, sehe es aber nicht, so wie es auch bei jenen der Fall war. Das sind Jannes und Jambres.
Ja, die Wahrsagepriester stoßen irgendwann an ihre persönlichen Grenzen. Das ist dann, wenn die Mücken kommen. Da heißt es dann: Die Wahrsagepriester machten es ebenso mit ihren Zauberkünsten, um die Mücken hervorzubringen, aber sie konnten es nicht.
Irgendwann wirst du merken, dass da etwas nicht stimmt. Das ist nur äußerliche Show. Und ich behaupte, du wirst es an der Stelle merken, wo es darum geht, dass der Geist Gottes im Leben eines Menschen wirkt. An der Stelle wird jeder, der eine Ahnung davon hat, was es heißt, mit dem Geist zu leben, es spüren. Jeder, der eine Ahnung davon hat, was ich mal den geistlichen Flow nenne.
Wenn mich jemand fragt: „Jürgen, du und deine Gottesbeziehung, wie würdest du die beschreiben?“, dann sage ich immer, ich habe so diesen Begriff des Flow. Er steht zwar nicht in der Bibel, aber Flow heißt: Ich weiß in jedem Moment, wie meine Beziehung zu Gott gerade ist. Ich habe einen inneren Bezug, eine geistliche Symbiose-Ebene. Ja, ich bin ja ein Geist mit Gott. Ich weiß genau: Bin ich jetzt an Gott dran oder nicht?
Das ist so, wie ich es auch mit meiner Frau weiß. Ich betrete einen Raum, in dem meine Frau sitzt, und ich weiß: Ist das jetzt okay zwischen uns beiden oder liegt da noch was in der Luft? Kennt ihr dieses Gefühl? Da ist da vielleicht noch etwas. Sie schaut dich an und du denkst: „Na, ist alles gut, Schatz?“ Da hat man so ein komisches Gefühl.
Auch in der Ehe gibt es so einen Flow, dass man weiß, es läuft gerade oder läuft nicht. Und als Christ, wenn du voraussetzt, dass du halbwegs heilig lebst, also den Geist nicht dämpfst, ihn nicht ausgelöscht hast, deine Sünden bekennst und es irgendwie ernst mit Gott meinst, dann ist das so, dass du spüren kannst, ob zwischen Gott und dir alles in Ordnung ist.
Das ist dieses Floating. Du spürst übrigens auch, wenn du sündentechnisch total danebenliegst. Ich kann es körperlich spüren, dass jetzt zwischen Gott und mir etwas nicht stimmt. Einfach weil ich seit über dreißig Jahren versuche, diese Fülle im Geist zu leben, dafür zu sorgen, dass nichts zwischen Gott und mir steht. Es ist eine tiefe Beziehung gewachsen.
Wenn ich dann voll danebenliege, merke ich: Okay, das war jetzt irgendwie nicht gut, das hätte ich mir sparen können. Dann spüre ich förmlich, wie der Geist Gottes sagt: „Schade, ich dachte, wir machen es miteinander. Aber wenn du es alleine machen willst, okay, dann halt ohne mich.“ Dann zieht er sich ein Stück zurück.
Ich brauche dann immer so ein, zwei Tage, bis ich wieder im Flow bin. Damit will ich nur sagen: Die Beziehung mit Gott ist etwas, das wir spüren können. Nicht so, wie man Schmerz spürt, aber so, wie man spüren kann, ob die Beziehung zu meinem Partner oder zu meinem besten Freund noch in Ordnung ist.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes für wahre Heiligung
Ich vermute, dass Menschen, die nur eine äußere Form der Gottseligkeit zeigen, oft gar nicht wirklich verstehen, worum es dabei geht. Manchmal spüren sie etwas, das nichts mit dem Geist Gottes zu tun hat – also nicht mit dem Geist, der uns zur Heiligkeit führt, sondern mit einem Geist, der uns in die Unheiligkeit drängt.
Immer wenn sogenannte Christen mir erklären wollen, warum Sünde keine Sünde sei, habe ich den Eindruck, dass in ihrem Leben etwas fehlt. Etwas, das aber unbedingt dazugehört, wenn man echt sein möchte: der Heilige Geist.
Es ist der Heilige Geist, der uns in die Heiligung hineintreibt und uns dorthin führt, wo die Lehre der Apostel ist, damit wir Gott gefallen können. Gott hat kein Gefallen an unheiligen Menschen. Das ist nicht sein Wille. Gottes Wille ist die Heiligung, wie es im 1. Thessalonicher 4 nachzulesen ist.
Jeder, der sagt, man müsse es nicht mehr so ernst nehmen, dem würde ich antworten: Weißt du was? Ich möchte es gern deutlich ernster nehmen. Ich lebe in einer Kultur, die mich jeden Tag beschmutzt. Ich muss nur auf YouTube schauen, was mir dort angeboten wird, und die Hälfte davon ist schon Schrott. Und dabei bin ich noch nicht einmal auf anderen Kanälen gelandet.
Mein Problem ist ein anderes: Ich möchte heiliger sein. Ich brauche nicht weniger Heiligkeit, sondern mehr. Ich habe den Eindruck, dass wir dabei sind, etwas zu verlieren. Manchmal verstehen wir gar nicht mehr, wo Heiligkeit beginnt. Das ist mein Problem. Ich brauche mehr Heiligen Geist und nicht weniger.
Orientierung und Ermutigung durch das Vorbild des Paulus
Wie kriegt man das hin? In 2. Timotheus 3, ab Vers 10 folgt eine Ermutigung. Paulus erklärt, wie man das schafft – gerade als junger Mensch. Wenn man merkt, dass eine Gefahr droht, wenn draußen offenbar Irrlehrer unterwegs sind, vor denen Jürgen gerade warnt, dann sagt Paulus: „Du aber.“
Was macht Timotheus richtig? Was können alle hier im Raum richtig machen? Du aber bist meiner Lehre gefolgt. Wir bleiben einfach an dem, was Paulus uns schreibt, an der guten alten apostolischen Lehre. Da bleiben wir dran.
Ich weiß, das klingt total hausbacken, ein bisschen langweilig, aber es ist einfach so: Die guten Dinge sind immer die guten alten Dinge. Das kann ich euch von hier vorne sagen. Das Gute ist immer das Gute Alte. Das Neue ist nur dann gut, wenn es auch wieder zum Guten Alten geworden ist, versteht ihr? Das ist ganz oft so. Also: Du aber bist meiner Lehre gefolgt. Das machen wir.
Wir nehmen uns vor, an dem festzuhalten, was in der Bibel steht. Wir folgen dem, was die Apostel gelehrt haben. Dann sagt Paulus weiter: Du aber bist meinem Lebenswandel gefolgt.
Es lohnt sich also, sich mit dem Leben von Paulus zu beschäftigen. Genau hinzuschauen, wie er gelebt hat und wie er das, was er gelehrt hat, umgesetzt hat.
Ich kann euch sagen: Es lohnt sich auch, auf Leute zu schauen, die für euch geistliche Vorbilder sind – gerade wenn ihr jünger seid. Ihr müsst nicht alles selbst entdecken und erfinden. Schnappt euch jemanden, der ein Vorbild ist, quetscht ihn aus und macht es genauso. So kommt ihr viel schneller geistlich voran.
Ich hatte das Vorrecht, vielleicht kennen manche von euch den Namen Gene Gibson, der hat Bücher geschrieben, zum Training im Christentum. Er war 75, als ich ihn nach Albanien begleitet habe. Ich war sein Kofferträger. Da musste immer jemand mitfliegen.
Morgens bekam er eine Plastiktüte mit gefühlten zweihundert Pillen in unterschiedlichsten Farben. Er setzte sich dann gerne drei rosafarbene, zwei blaue und drei weiße Pillen zusammen, und ich holte sie ihm.
Aber ich übernachtete auch mit ihm zusammen in einem Doppelbett. Die Missionare, bei denen wir waren, gaben ihr Bestes. Das war das Doppelbett: Rechts Mr. Gene Gibson, links Jürgen Fischer. Morgens um sechs klingelte der Wecker, und dann sahst du diese alte Hand mit vielen Altersflecken. Sie griff rüber, holte eine schwere Bibel – so ein Ding von etwa zwei Kilo in einem alten braunen Ledereinband – und er fing an zu lesen.
Du weißt, jetzt musst du auch aufwachen und lesen. Denn in ungefähr fünfzehn Minuten hatte er zwei Kapitel gelesen und stellte dir jeden Morgen dieselbe Frage: „Was hat der Herr dir gegeben?“
Du bist gerade schlaftrunken, hast zwei Kapitel Bibel gelesen und musst dann in brüchigem Englisch erklären, was der Herr dir gegeben hat.
Aber eines sage ich euch: Ihr macht das zwei Wochen. Und nach zwei Wochen wisst ihr, wie wichtig es ist, die Bibel zu lesen, wie wichtig es ist, als alter Mensch an der Bibel dranzubleiben, die Bibel ernst zu nehmen und sich von Gott inspirieren zu lassen. Das nimmt dir niemand mehr weg.
Du magst es später anders umsetzen, aber es ist eine Inspiration.
Deswegen, ihr lieben Jungen, macht es wie Timotheus, der sich einfach an Paulus drangehängt hat und seinen Lebenswandel kopiert hat.
Die Realität von Verfolgung und die Kraft Gottes im Leid
Meinen Vorsatz meint mein Lebensziel, meinen Entschluss, meinen Glauben – also mein Vertrauen in Gott, meine Langmut, meine Liebe und mein Ausharren.
Wir merken, Paulus nimmt sich als Vorbild und sagt: Du bist mir gefolgt, du hast das richtig gemacht. Sogar da, wo es wehgetan hat. In Vers elf heißt es: „Du aber bist meinen Verfolgungen, meinen Leiden gefolgt.“
Jetzt geht Paulus ganz weit zurück, was interessant ist. Er meint hier die Erfahrungen, die ihm in Antiochia, in Ikonium und in Lystra widerfahren sind. Diese Ereignisse liegen schon Jahrzehnte zurück. Die Frage ist: Warum greift Paulus auf so frühe Erlebnisse zurück?
Die Antwort ist wahrscheinlich einfach: Diese Verfolgungen, die hier beschrieben werden, sind vermutlich die ersten gemeinsamen Erfahrungen, die Timotheus und Paulus miteinander hatten. Und wenn das Erste, was man miteinander erlebt, prägend ist, dann ist das hier von großer Bedeutung.
Stellt euch folgende Situation vor: Du bist ein Teenager, hörst einem Prediger in der Synagoge zu, fängst an zu glauben. Dann wird dieser Prediger aus der Stadt geschleift, draußen bildet sich ein Mob, der Steine auf ihn wirft. Alle denken, er sei tot. Du bist vielleicht traurig, weil du dachtest, das war eigentlich ganz schön mit ihm. Du stehst noch ein bisschen herum – und dann steht er wieder auf und geht zurück in die Stadt.
Wenn du so etwas erlebst, nimmst du zwei Dinge mit: Erstens, Leid gehört von Anfang an dazu. Zweitens, wenn wir leiden, wird die Grenze unseres Dienstes nicht von uns definiert, sondern von Gott.
Deshalb ist es gut zu sagen: Leid war immer schon Teil des Christseins. Es ist nicht erst in letzter Zeit dazugekommen. Timotheus muss sich nicht verstecken, denn das Leid war immer schon da. Aber es ist Gott, der mitten im Leid die Kraft gibt, dem Gesteinigten wieder aufzustehen.
Das ist es, was Timotheus verstehen muss: Die Kraft im Leid kommt von Gott.
In Vers zwölf heißt es: „Alle aber, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden.“ Wenn du dir vornimmst, mit Gott unterwegs zu sein, dann garantiere ich dir Verfolgung.
Es tut mir leid, das so klar zu sagen: Wenn du gerettet werden möchtest, wenn du in der Ewigkeit bei Gott sein willst, dann gilt es in diesem Leben zu sagen: Ja, Leid gehört dazu. Ich bin bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Es gibt Rettung nicht umsonst.
Paulus muss hier sogar sagen, dass das noch weitergeht. Das, was damals angefangen hat an Betrügereien, nimmt noch einmal richtig Fahrt auf. Hier heißt es: Böse Menschen und Betrüger werden zu Schlimmerem fortschreiten. Das ist nur der Anfang in Ephesos.
Schau dir an, was in den letzten Jahrhunderten passiert ist: Wie viele Sekten, Strömungen und irre Irrlehren entstanden sind – man kann es nicht anders sagen. Es sind böse Menschen und Betrüger.
Warum möchte ich, dass ihr Bibelverse lernt? Warum möchte ich, dass ihr einfach in die Bibel schaut? Weil es ein unglaubliches Vorrecht ist, dass wir ein Buch haben, in dem jeder nachlesen kann.
Du wirst nicht alles verstehen, was in der Bibel steht, aber ich garantiere dir: Du wirst genug verstehen, um die Grundsätze des geistlichen Lebens so tief zu durchdringen, dass du Standard-Irrlehren selbst entlarven kannst. Das ist nichts Großartiges, dafür braucht es niemanden, der hier vorne einen Vortrag hält.
Das war's für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt. Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele alte Episoden findest du auch in der App und in den meisten Podcastplayern.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
